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> Von Eiern und Steinen, Fragen zum demokratischen Charakter
Laura
Beitrag 05.Sep.2004 - 13:48
Beitrag #61


Suppenköchin
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QUOTE (heaven @ 05.Sep.2004 - 14:17)
QUOTE
Das sehe ich nicht so: Demokratie bedeutet für mich, dass die Gestaltung und Steuerung einer Gesellschaft von dem Willen und den Bedürfnissen seiner Bürger heraus abgeleitet wird.

einspruch. ich stimme artemis' definition eher zu als dieser. 10 menschen haben 20 unterschiedliche willen und bedürfnisse. 86 millionen haben wieviele unterschiedliche willen und bedürfnisse?
und wonach willst du entscheiden, welcher wille, welches bedürfnis nun befriedigt wird? mehrheitsentscheid? nicht unbedingt das beste in einem kranken system mit z.b. einer mehrheit an rentenängstlichen oder arbeitslosen oder um ihren arbeitsplatz fürchtenden...

Damit habe ich fast gerechnet, offen gestanden schon weit früher.
Es hängt maßgeblich davon ab, was unter Wille und v.a. Bedürfnisse verstanden wird, ob man ein solches Tohouwabohou wahrnimmt oder nicht.
Ein konkretes Beispiel: Menschen können unterschiedliche Berufe ergreifen, in dieser Hinsicht werden sie sich je nach Neigung und Talent auf jeden Fall unterscheiden und zwar teilweise extrem. Aber das Bedürfnis, den Beruf und damit die vorangehende Ausbildung frei wählen zu können, ja überhaupt die unterschiedlichen Möglichkeiten zu erkennen, ist (oder war) hierzulande ein gesellschaftlicher Konsens mit hohem Stellenwert.
Mehrheitsentscheide? Dies ist nunmal die Grundlage der repräsentativen Demokratie. Es ist weniger die Frage, wer entscheiden soll, welche Bedürfnisse als zentral erkannt werden, sondern wie dies entschieden wird.
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Artemis
Beitrag 05.Sep.2004 - 14:18
Beitrag #62


Suppenköchin
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QUOTE (Laura @ 05.Sep.2004 - 13:48)
Mehrheitsentscheide? Dies ist nunmal die Grundlage der repräsentativen Demokratie. Es ist weniger die Frage, wer entscheiden soll, welche Bedürfnisse als zentral erkannt werden, sondern wie dies entschieden wird.

Vor allem aber doch, über was entschieden wird. Was die politische Sphäre ausmacht, unter Gemeinwesen fällt oder fallen sollte, was unter Solidargemeinschaft fällt oder fallen sollte, was alle etwas angeht - und andererseits die Dinge, die zwar gesellschaftliche Relevanz haben, aber Privatsache sind.

Die Frage, wie dies entschieden wird, ist ja von dem "wer" nicht zu trennen. Jedenfalls in allen größeren und unüberschaubareren (oder undurchschaubaren) Gemeinwesen.

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Laura
Beitrag 05.Sep.2004 - 14:24
Beitrag #63


Suppenköchin
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QUOTE (Artemis)
Dann würdest du ja davon ausgehen, dass die Interessen der wenigen den Interessen der vielen in jedem Falle entgegenstehen?

Nein keineswegs, nur in denjenigen Situationen, wo dies der Fall ist, müssen sich Volksvertreter untereinander ihrer Gesamtverantwortung bewußt und ihr gerecht werden.

QUOTE (Artemis)
Im Moment z.B. ist oft die Standortwahl großer Unternehmen Thema. Wenn es nach den Ansichten/vermeintlichen Interessen der Mehrheit ginge, würde noch der unrentableste Standort um jeden Preis gehalten - so lange, bis er pleite ist. Wessen Interessen dient das denn? Ein Jahr später haben sowohl die Aktionäre als auch die Belegschaft verloren...

Mal angenommen, ich würde deine wirtschaftspolitische Einschätzung teilen und diese in die Ebene unabwendbarer Entwicklungen heben, dann ginge ich mit dir konform.

QUOTE (Artemis)
Die Definition der Interessen der vielen ist äußerst schwierig, wenn nicht sogar unmöglich und daran wird auch das Dilemma mit dem Entscheidungsrahmen deutlich. Welche Kriterien für die Interessen der Mehrheit sollen gelten? Die Interessen eines Ortes, der den Standort erhält? Des Bundeslandes? Der Bundesrepublik? Oder die Interessen der Bürger/innen Europas? Warum nicht gleich global? Damit kommen wir in Erklärungsnotstand gegenüber dem "kleinen Bürger" in dem Ort, der gerade die Standortwahl verloren hat.

Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen, doch die Entscheidungen werden dennoch getroffen und dabei werden Interessen in den Vordergrund gerückt. Die Frage ist doch, warum dieses Procedere an Konsensfähigkeit verliert?

QUOTE (Artemis)
Unternehmensentscheidungen in demokratische Entscheidungsprozesse einbeziehen zu wollen, wäre IMO unsinnig. Frag doch mal die VW-Belegschaft, was sie bezüglich des momentanen Absatzeinbruchs und des Rausschmisses aus dem europäischen Index zu tun gedächten. Schwer vorstellbar, dass sie irgendetwas beschließen würden, was sie auch nur einen Euro Lohn kostet.

Ich befürchte langsam, wir reden an einander vorbei. Es geht doch nicht darum, sich gegenseitig Kompetenzen abzusprechen (wobei die fachliche Eignung von Unternehmensführern eh auf 'nen ganz anderen Blatt stehen; Wirtschaft ist im hohen Maße Psychologie).
Wenn man dies aus der Sichtweise von unüberwindbaren Interessengegensätzen angeht (sich also innerhalb institutioneller Rahmenbedingungen bewegt), wird man Schwierigkeiten dieser Art nur über die Machtfrage klären wollen und es schließlich auch tun. Gerade die nachdenklichen Geister (auf allen Seiten) überkommt deswegen schon oft genug die Verzweiflung.

Nachtrag:
QUOTE
Die Frage, wie dies entschieden wird, ist ja von dem "wer" nicht zu trennen. Jedenfalls in allen größeren und unüberschaubareren (oder undurchschaubaren) Gemeinwesen

Natürlich nicht. Ich könnte es auch so formulieren: wie festgelegt ist, wer worüber entscheiden darf, das ist der strittige Punkt. Man schaue sich z.B. die Konstitutionierung der EU an, da wird dies einmal mehr deutlich, weil eben gerade Entscheidungsträger ganz genau wissen, wie solche Prozesse ablaufen.

Der Beitrag wurde von Laura bearbeitet: 05.Sep.2004 - 14:34
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Artemis
Beitrag 05.Sep.2004 - 14:59
Beitrag #64


Suppenköchin
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QUOTE (Laura @ 05.Sep.2004 - 14:24)
Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen, doch die Entscheidungen werden dennoch getroffen und dabei werden Interessen in den Vordergrund gerückt. Die Frage ist doch, warum dieses Procedere an Konsensfähigkeit verliert?

Was meinst du, warum es an Konsensfähigkeit verliert?

QUOTE
Wenn man dies aus der Sichtweise von unüberwindbaren Interessengegensätzen angeht (sich also innerhalb institutioneller Rahmenbedingungen bewegt), wird man Schwierigkeiten dieser Art nur über die Machtfrage klären wollen und es schließlich auch tun. Gerade die nachdenklichen Geister (auf allen Seiten) überkommt deswegen schon oft genug die Verzweiflung.

Gegenfrage: Wurde es denn je anders geklärt? Der einzige Unterschied ist IMO, dass heute der Legitimationsdruck gewachsen ist - eine Folge der allgemein-gesellschaftlichen Demokratisierung. Und dass daher die Machtfrage offensichtlicher geworden ist und weniger verschleiert werden kann.

QUOTE
Nachtrag:
QUOTE
Die Frage, wie dies entschieden wird, ist ja von dem "wer" nicht zu trennen. Jedenfalls in allen größeren und unüberschaubareren (oder undurchschaubaren) Gemeinwesen

Natürlich nicht. Ich könnte es auch so formulieren: wie festgelegt ist, wer worüber entscheiden darf, das ist der strittige Punkt. Man schaue sich z.B. die Konstitutionierung der EU an, da wird dies einmal mehr deutlich, weil eben gerade Entscheidungsträger ganz genau wissen, wie solche Prozesse ablaufen.


Je größer der Bezugsrahmen, desto undurchschaubarer werden diese Prozesse für die, die nicht im Auge des Sturms sitzen. Und damit werden sie pseudo-demokratisch. Ich bin sicher, dass die EU formaldemokratischen Anspüchen genügt - aber darüber hinaus? Und vor allem warum? Da fühle ich mich dann mal wie die "kleine Bürgerin" - und kann nur schwer einsehen, dass irgendwelche italienischen oder polnischen Abgeordneten entscheiden dürfen, unsere Tierschutzbestimmungen oder unsere Frauengleichstellungspraxis auszuhebeln oder die Änderung unseres Kündigungsschutzes zu blockieren.

Manchmal denke ich - sicher auch nur aus dem zuweilen übergroßen Bedürfnis nach Vereinfachung heraus - Demokratie ist nur etwas für relativ überschaubare soziale Gemeinschaften und Partizipationssysteme. Eine "polis" eben. Alles darüber hinaus wird eine Gleichung mit 777 Unbekannten. :unsure:
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Gilgamesch.Miner...
Beitrag 05.Sep.2004 - 16:18
Beitrag #65


Satansbraten
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QUOTE
Laura
Nachtrag:
QUOTE
QUOTE (minerva)
Also ist Hierarchisierung vom natürlichen Standpunkt aus eine logische Folge aufgrund von Revier- Nahrungs- Sexualpartner- u.a. Konkurrenz

Bei Gelegenheit solltest du dies mal näher ausführen - dahinter könnte sich nämlich ein ontologischer Zirkelschluss verbergen.

Ich weiß gerade nicht, was daran ich dir no´cheinmal genau erklären soll? Die viel-und vor allem falsch verwendete Parole "Kampf umd Dasein"? Das eine natürliche Konkurrenzsituation gegeben ist, steht aufgrund von begrenzten Gütern und Güterverteilung doch außer Frage- und das über Positionierungen (die eben daraus folgen) eine hierarchische Struktur eintritt... vielleicht solltest du deinen Zirkelschlußgedanken näher erklären, damit ich weiß wohin du willst. :)

QUOTE
Laura
QUOTE
QUOTE (Artemis)
Nur die Idee eines in jeder Hinsicht egalitären Systems ist gescheitert bzw. verzerrt worden. Vielleicht bestand der Fehler darin, die Gleichberechtigung auf alle gesellschaftlichen und sozialen Ebenen übertragen zu wollen - ohne Berücksichtigung der unzähligen faktischen Unterschiede zwischen Menschen
Die Idee betrachte ich nicht als gescheidert, denn die grundlegenden Inhalte werden in der Ideengeschichte periodisch immer wieder zurückkehren und sich gemäß veränderter Weltbilder und Voraussetzungen, also im weitesten Sinne der Spannungsfelder, im neuen Gewand zeigen.

Hm- eine Idee kann an sich auch nicht scheitern- aber die Versuche von praktischen Umsetzugen. Und da sehe ich keine Möglichkeit die Idee komplett umzusetzen. Artemis Einwand finde ich daher sehr gut- es wird einfach zu oft vergessen, dass Menschen trotz vieler Basiseigenschaften eben dennoch nicht gleich sind. Behauptet man dies oder versucht es zu erzwingen, dann würde man eine noch größere Ungleichheit und Ungerechtigkeit erzwingen. Aber was demokratische Systeme angeht, sprach ich auch von Gleichberechtigung. Und die wird eben leider zu oft mit Gleichheit verwechselt. Aber auch bei der Gleichberechtigung stellen sich Probleme- eben aufgrund der Verschiedenheit menschlicher Sichtweisen. Um Entscheidungen zu fällen, braucht man eine Richtschnur- und wer legt die fest? In unserem Falle eine "Mehrheit" (sagt man jedenfalls- was sich hinter diesem anonymisierenden Wort verbirgt und inwieweit es zutrifft, sei mal daingestellt). In anderen Fällen auch oft eine Minderheit. In beiden Fällen kann man jedoch die Richtigkeit des Konsens bezweifeln. Das zeigt allein schon die Geschichte. Gleichberechtigung kann nur eine Idee bleiben- wenn man weiterhin die Konsequenzen und die Verantwortung, die sich birgt scheut. Und dies findet gerade m.M. in "der Gesellschaft" statt, schließlich hört man von "...man konnte/ kann ja gar nicht anders handeln..." oder "...wenn die Umstände nur anders wären..." Warum? Schließlich ist die Situation nicht einfach so" passiert. In der Vergangenheit wurden Entscheidungen geroffen- und nun muß man auf den Folgen diesert Basis arbeiten und sich nicht in Asflüchte und gegenseitige Vorwürfe flüchten. Gleichberechtigung funktuioniert nur bei Erkennen, und Handeln, bzw. Umgehen mit Verwantwortung.

QUOTE
Artemis
Was meinst du, warum es an Konsensfähigkeit verliert?

Wenn ich die Frage höre, stellt sich mir die Überlegung, wie es dazu kommen kann. Denn dahinter verbirgt sich m.M. auch die Grundlage der Ursachen.
Hm- Laura hatte die mangelnde Transparenz angesprochen. Dabei werden zwar meistens politische Prozesse und Entscheidungsfidnungen auf parlamentarischer Ebene verbunden, aber man könnte dies erweitern. Wer inwieweit über was entscheidet... Eben da liegt für mich auch ein wenig der Knackpunkt. Wer fällt und beeinflusst in der heutigen Zeit denn Entscheidungen- wer die umsetzt, ist erkennbar- aber nicht, wo sie inzwischen gebildet werden.
Viele sagen "die Wirtschaft". Aber was bedeutet dies? Eine weitere Problematisierung ist die zunehmende Abstraktion und Entpersonalisierung (in sehr vielen Bereichen)- wodurch eben Hintergründe und Prozesse noch verschleierter wirken. Die Konsensfähigkeit veringert sich auch m.E. durch das mangelnde Verantwortungsbewusstsein (bzw. dieses annehmen wollen)- wie ich bereits oben geschrieben habe.
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Artemis
Beitrag 05.Sep.2004 - 18:43
Beitrag #66


Suppenköchin
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Und ein weiteres Problem der demokratischen Legitimierung wird immer deutlicher: die stetig sinkende Wahlbeteiligung. Heute waren es bei den Landtagswahlen im Saarland unter 60 Prozent.

Damit wird irgendwann sogar die Definition von Mehrheitswille oder Mehrheitsentscheidung ausgehöhlt.

Und dann demnächst Eier und Steine? :blink:

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Gilgamesch.Miner...
Beitrag 05.Sep.2004 - 18:53
Beitrag #67


Satansbraten
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QUOTE (Artemis @ 05.Sep.2004 - 18:43)
Und dann demnächst Eier und Steine? :blink:

... wir haben die Tomaten vergessen... :ph34r:

Das Problem hatte ich auch versucht in der Hartz IV Diskussion anzusprechen- es herrscht zur Zeit eine unpolitische Grausuppe- mal abgesehen von den Parteien sieht man auch in der Bevölkerung einen Unwillen zur Handlung. Beide Seiten schieben die Verantwortung von sich ab. Die Menschen vergessen leider allzu oft, dass man um demokratsiche Rechte eben doch immer wieder kämpfen muß.
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Laura
Beitrag 05.Sep.2004 - 21:25
Beitrag #68


Suppenköchin
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QUOTE (Artemis)
Manchmal denke ich – sicher auch nur aus dem zuweilen übergroßen Bedürfnis nach Vereinfachung heraus - Demokratie ist nur etwas für relativ überschaubare soziale Gemeinschaften und Partizipationssysteme. Eine "polis" eben. Alles darüber hinaus wird eine Gleichung mit 777 Unbekannten.

Diese beinahe nebenläufige Anmerkung halte ich für außerordentlich interessant, denn mit dieser und den anhängigen Fragen schlage ich mich schon seit langem herum – bislang faktisch ergebnislos.

Wenn es nur alleine um den Ausbau direkter oder die Erweiterung repräsentativer demokratischer Elemente gehen würde, befürchte ich, dass dies nicht zu einer höheren Konsensbildung beitragen würde.
Denn ja, unabhängig davon, dass bisweilen vorsätzlich Verwirrung gestiftet wird oder die eigentlichen Zielsetzungen verdeckt werden (dies sollte wirklich nicht unterschätzt werden), glaube ich in der Tat, dass das Zusammenleben aufgrund der Bevölkerungsgröße mit ihren fragilen Abhängigkeiten und ungesicherten Möglichkeiten komplexer geworden ist.
Mich drängt es ja kaum danach, jemandem zu unterstellen, dass er beim Realisieren seiner gut gemeinten Vorstellungen mit Genuß anderen Menschen Schaden zufügen will. Die meisten Entscheidungsträger, die über Menschen bestimmen, haben nicht umsonst ausgeklügelte Begründungslinien incl. der Nichtwahrnehmung entwickelt, die sie vor solchen Gewissensbissen schützen sollen und nicht selten in moderne Varianten des bizarr anmutendem Ausspruches gipfeln, 'wenn sie kein Brot haben, warum essen sie dann keinen Kuchen?'

Kann also Demokratie ab einer gewissen Größenordnung der Bevölkerung wegen der damit verbundenen Komplexität zum scheidern verurteilt sein?
Welcher Gedanke steckt dahinter? Ich will es mal versuchen...

In kleineren Gruppierungen ist die persönliche Einordnung leichter und die Folgen von Handlungen sind relativ klar zu erkennen. Desweiteren ist es erheblich leichter, gemeinsame Ziele zu formulieren. Wenn dies nicht mehr wie bisher funktioniert, entstehen entweder neue Gruppen, die ihren eigenen Weg gehen, oder man fühlt sich veranlasst, einen tieferliegenden neuen Konsens zu finden. Die soziale Kohäsion wird die Dynamik bestimmen. Und wenn auch oftmals Gewalt haran gezogen wird, um diese zu überbrücken, will ich mich nicht alleine auf dieses Phänomen beschränken.

Doch was bestimmt diese soziale Kohäsion, also im weitesten Sinne den Zusammenhalt?
Jeder Mensch hat unterschiedliche soziale Rollen inne, die Spannungen in ihm und zwischen den Menschen verursachen. Solange diese Spannungen ertragen oder kompensiert werden können, dürften die meisten Menschen mit der wahrgenommen sozialen Struktur einverstanden sein. Man könnte dies als ein Maß von persönlicher Authentizität verstehen.
Wenn auf Dauer und im größerem Umfang diese Authentizität bei den Menschen einer Gesellschaft verloren geht, wird die soziale Struktur in eine Krise geraten.
Der erste unmittelbaren Reflexe – neben Empörung oder Resignation - dürften diejenigen sein, die der Sicherheit und Stabilität dient (also der Anpassung). Wenn dies nicht mehr als ausreichend oder sinnstiftend genug empfunden wird, werden erneut diejenigen Ambitionen aufflackern, die wir in unserem Privatleben für wesentlich erkannt haben, denn sie haben uns in unserem Wohlbefinden weit mehr geprägt als jegliche gesellschaftliche Regeln.

Es sind diese und ähnliche Gedanken, die bei mir die Vermutung nahelegen, dass modernen Gesellschaften ihre Komplexität dadurch in den Griff bekommen könnten, dass private, persönliche Wertevortellungen gelebt werden können, d.h. sich aktiv damit auseinanderzusetzen und sie in die Strukturen der Gesellschaft hineinzutragen.
Dies wäre dann in etwa das, was ich unter partizipierender Demokratie, unter Selbstbestimmung, Transparenz und Eigenverantwortung verstehen möchte.

Nachtrag:
QUOTE (Artemis)
Und dann demnächst Eier und Steine

Mir bereiten weniger die Eier und Steine Sorgen, sondern die Gründe, die Motivationslage, die strukturellen Veränderungen, die zu einem solchen Verhalten führen können...

Der Beitrag wurde von Laura bearbeitet: 05.Sep.2004 - 22:40
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Artemis
Beitrag 06.Sep.2004 - 12:39
Beitrag #69


Suppenköchin
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QUOTE (Laura @ 05.Sep.2004 - 21:25)
Es sind diese und ähnliche Gedanken, die bei mir die Vermutung nahelegen, dass modernen  Gesellschaften ihre Komplexität dadurch in den Griff bekommen könnten, dass private, persönliche Wertevortellungen gelebt werden können, d.h. sich aktiv damit auseinanderzusetzen und sie in die Strukturen der Gesellschaft hineinzutragen.

Bis zu der Wiederbesinnung/dem Rückzug auf individuelle und persönliche Wertvorstellungen kann ich dir folgen. Aber Strukturen neigen zur Verfestigung und die zunehmende Komplexität der Gesellschaft verhindert ja gerade, diese Werte aus dem privaten Bereich in "die Gesellschaft" (oder in verschiedene öffentliche Bereiche) hineinzutragen. Der nahe liegende Weg ist dann, sich statt dessen private Nischen/halb-öffentliche Bereiche/soziale Gruppen zu schaffen oder zu erweitern, in denen diese Werte umsetzbar sind/Gültigkeit haben. Also wird sich die Schere eher auseinander entwickeln als sich schließen.

So ist z.B. inzwischen wohl anerkannt, dass die geringe Repräsentanz von Frauen in wirtschaftlichen und politischen Führungspositionen nicht nur daran liegt, dass die meisten dort sitzenden Männer ein weiteres Fußfassen von Frauen nach Möglichkeit verhindern wollen, sondern auch daran, dass Frauen tendenziell in anderen Wertesystemen, insbesondere mehr in sozialen Bezügen, denken und sich daher in den Führungsetagen, in die sie diese Wertvorstellungen nicht mitnehmen können, so unwohl fühlen, dass viele auf eine Karriere über einen bestimmten Punkt hinaus verzichten.

Überspitzt gesagt, entstehen schon allein dadurch "undemokratische" Verhältnissen in vielen öffentlichen Bereichen. (Nach deinem Demokratiebegriff - nicht nach dem rein funktionalen des "One (wo)man, one vote".) Denn wie kann ein Bereich/eine Institution demokratisch sein, wenn die Hälfte der Bevölkerung (noch dazu die schönere Hälfte :P B) ) dort nur mit fünf, zehn oder höchstens zwanzig Prozent vertreten ist?

Ja, ich weiß, außer den paar noch übrig gebliebenen miesepetrigen Feministinnen stellt sich niemand diese Frage .... :P Aber schon im antiken Griechenland wurde die Staatsform auch Demokratie genannt, obwohl weder Frauen noch Sklaven daran beteiligt waren.

Manchmal frage ich mich, was geschehen würde, wenn die Frauen (als Frauen, nicht als Arbeitnehmerinnen, Mütter, Tierschützerinnen oder Friedensdemonstrantinnen) auf die Straße gingen (vielleicht freitags? :D) und riefen: "Wir sind das Volk"? Vermutlich würden sie bestenfalls Lacher ernten.



Der Beitrag wurde von Artemis bearbeitet: 06.Sep.2004 - 12:46
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LadyGodiva
Beitrag 06.Sep.2004 - 12:50
Beitrag #70


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Ein violetter Freitag - wäre sicherlich spannend, v.a. der Reaktionen wegen :rolleyes: (nach dem Motto "zählt nicht auf uns - rechnet mit uns!")

Darf ich deinen Gedankeneinwurf als eine Art Bilanz einer skurrilen Gleichstellungspolitik auffassen, die fast schon stolz darauf ist, dass Frauen wenigstens der flache Weg in die Arbeitstätigkeit (haha, schön wär's) geebnet ist?
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Artemis
Beitrag 06.Sep.2004 - 12:59
Beitrag #71


Suppenköchin
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QUOTE (LadyGodiva @ 06.Sep.2004 - 12:50)
Darf ich deinen Gedankeneinwurf als eine Art Bilanz einer skurrilen Gleichstellungspolitik auffassen, die fast schon stolz darauf ist, dass Frauen wenigstens der flache Weg in die Arbeitstätigkeit (haha, schön wär's) geebnet ist?

Eine Gleichstellungspolitik, die sich praktisch nur noch in die schon zu Tode zitierte "Vereinbarkeit von Familie und Beruf" rettet, würde ich nicht einmal mehr als skurril bezeichnen. Womit sich jeder Versuch einer Bilanz erübrigt. Vielleicht wäre eine Besichtigung der Konkursmasse erfolgreicher? :P

Aber zurück zum Thema:
QUOTE (Laura)
Kann also Demokratie ab einer gewissen Größenordnung der Bevölkerung wegen der damit verbundenen Komplexität zum scheidern verurteilt sein?

QUOTE (Laura)
Wenn es nur alleine um den Ausbau direkter oder die Erweiterung repräsentativer demokratischer Elemente gehen würde, befürchte ich, dass dies nicht zu einer höheren Konsensbildung beitragen würde.


Was trägt überhaupt zum Konsens bei?

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Laura
Beitrag 06.Sep.2004 - 13:18
Beitrag #72


Suppenköchin
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QUOTE (Artemis)
Bis zu der Wiederbesinnung/dem Rückzug auf individuelle und persönliche Wertvorstellungen kann ich dir folgen. Aber Strukturen neigen zur Verfestigung und die zunehmende Komplexität der Gesellschaft verhindert ja gerade, diese Werte aus dem privaten Bereich in "die Gesellschaft" (oder in verschiedene öffentliche Bereiche) hineinzutragen. Der nahe liegende Weg ist dann, sich statt dessen private Nischen/halb-öffentliche Bereiche/soziale Gruppen zu schaffen oder zu erweitern, in denen diese Werte umsetzbar sind/Gültigkeit haben. Also wird sich die Schere eher auseinander entwickeln als sich schließen.

So ist z.B. inzwischen wohl anerkannt, dass die geringe Repräsentanz von Frauen in wirtschaftlichen und politischen Führungspositionen nicht nur daran liegt, dass die meisten dort sitzenden Männer ein weiteres Fußfassen von Frauen nach Möglichkeit verhindern wollen, sondern auch daran, dass Frauen tendenziell in anderen Wertesystemen, insbesondere mehr in sozialen Bezügen, denken und sich daher in den Führungsetagen, in die sie diese Wertvorstellungen nicht mitnehmen können, so unwohl fühlen, dass viele auf eine Karriere über einen bestimmten Punkt hinaus verzichten.


Deine Sichtweise kann ich vollkommen teilen!! :)

...soweit es um die Analyse geht - aber soll die Lösung aus einem Rückzug in eher private Nischen bestehen?

Welche Zunkunft können dann z.B. jüngere Menschen erwarten? Wo bleibt die Glaubwürdigkeit derer, die sich eine Nische schaffen konnten und wie sehr müssten sie auf Dauer ihre Augen verschließen von dem, was um sie herum vor sich geht?
Ich teile deine Analyse, doch die Schlussfolgerung... nein, so verlockerd sie auch sein mag.

QUOTE (L.G.)
Darf ich deinen Gedankeneinwurf als eine Art Bilanz einer skurrilen Gleichstellungspolitik auffassen, die fast schon stolz darauf ist, dass Frauen wenigstens der flache Weg in die Arbeitstätigkeit (haha, schön wär's) geebnet ist?

Es ist bisweilen schlimmer, es sind die 'erfolgreichen' Frauen selber, die das so sehen.

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Artemis
Beitrag 06.Sep.2004 - 16:45
Beitrag #73


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QUOTE (Laura @ 06.Sep.2004 - 13:18)
Deine Sichtweise kann ich vollkommen teilen!! :)

...soweit es um die Analyse geht - aber soll die Lösung aus einem Rückzug in eher private Nischen bestehen?

Nein, das meinte ich nicht. Ich sagte nur, es ist der nahe liegende Weg. Jeder andere kostet ungeheuer viel Kraft und Zeit und auch wenn du mit großen Hoffnungen antrittst, um die Gesellschaft zu verändern, so ist es doch ein mühsames Geschäft, in dem frau schnell ausbrennt.

Die Alternative ist sicher nicht, die Augen zu verschließen, aber sich vielleicht eine Nische mit mehr Erfolgserlebnissen zu schaffen als ausgerechnet das Aufweichen von Megastrukturen wie der Arbeitsmarktpolitik oder der europäischen Verfassung.

Ich nehme an, du hast andere "Lösungen" als die privaten Nischen im Sinn - vielleicht eher Lösungswege als fertige Lösungen? Würde mich interessieren.

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Sägefisch
Beitrag 06.Sep.2004 - 19:10
Beitrag #74


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QUOTE (Artemis @ 06.Sep.2004 - 17:45)

Die Alternative ist sicher nicht, die Augen zu verschließen, aber sich vielleicht eine Nische mit mehr Erfolgserlebnissen zu schaffen als ausgerechnet das Aufweichen von Megastrukturen wie der Arbeitsmarktpolitik oder der europäischen Verfassung.

:zustimm:

Das muß auch gar keinen Rückzug bedeuten. Gerade für die einzelne kann es einen deutlichen emanzipatorischen Fortschritt bedeuten, sich ganz selbstverständlich zunächst um die eigenen Belange zu kümmern - speist sich doch so manches Aufgehen (und das meist dazugehörige sich-aufreiben) im großen gemeinsamen Ganzen im Grunde aus der alten Idee, daß frau ihre Zeit und Kraft gefälligst vornehmlich für das Wohl anderer einzusetzen und sich für selbiges verantwortlich zu fühlen hat.

Hier dann eben nicht für Mann und Kinder sondern für allgemeinere gesellschaftliche Gruppen, die Dritte Welt oder sonstwen.

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Gilgamesch.Miner...
Beitrag 06.Sep.2004 - 22:02
Beitrag #75


Satansbraten
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Gut, über mögliche Ursachen und daraus folgende Entwicklungstendenzen eines Konsensverlustes wurde gesprochen- aber wie wäre es denn möglich, da schließe ich mich Artemis Frage an, eine Zusammenführung oder zumindest eine Annäherung des Konsens zu bewirken?

Was verbindet Menschen wirklich- welche Ziele bleiben- egal wie verschieden Menschen sein können, was haben sie gemeinsam? Eine wohl ins philosophische abgleitende Frage. Und wenn die Politiker weiterhin in diesem Fach so drastisch kürzen, werden wohl kaum weitere Antwortmöglichkeiten folgen... aber das nur of the road.
Abseits einer Grundversorgung sind es Persönlichkeitsrechte- und Grundrechte wie die Freiheit der persönlichen Entfatung (solange niemand dabei zu Schaden kommt). Dazu gehört für viele eben auch freie Wahl des Aufgaben- bzw. Betätigungsfeldes, Bewahrung von Privatssphäre und Eigentum, etc.. Also eine spannungsfreie Situation zwischen Sicherheit und Freiheit. Wenn ich die momentane Entwicklung mir so ansehe, kommt mir der Verdacht, dass eben auch jene Persönlichkeitsrechte beschnitten werden. Frage bleibt nicht nur, weshalb die geschieht- mit fällt es schwer hier nur rein wirtschaftliche Probleme anzusiedeln- sondern auch inwieweit die eigentlichen Interessen in den Hintergrund geraten sind? Wurde vergessen, dass diese Rechte eben nicht selbstverständlich sind?
Welche Entwickllung hat stattgefunden, dass man wehement auf Einzelinteressen (oder zumindest hat man diese Entwicklung "anscheinend" jetzt erst "bemerkt") achtet, ohne auf den Erhalt einer Grundbasis zu achten- die eben auch notwendig für eben jene Einzelinteressen ist?

Jemand- ich glaube Laura (bin mir grad nicht ganz sicher, sorry)- hatte bemerkt, dass Politiker doch auch Menschen- eben gewählte Vertreter aus dem Volke wären. Hm- da fiel mir ein, dass unsere liebreizende Frau Grünenvorsitzende Karin Göring-Eckhardt die Nachbarin einer ehemaligen Freundin (in einem kleinen verschlafenen Dorf) war. Nun- da frage ich mich, wie eine Frau mit einem monatlichen Gehalt von schärtungsweise knapp 20.000 Euro von Haushaltsproblemen und Bürgernähe reden kann, wenn gleich um die Ecke eine alleinerziehende Mutter dreier Kinder wieder zu den Eltern ziehen musste, weil sie ihre Wohnung nicht halten konnte, nachdem sie ihre Anstellung verloren hatte... Aber das nur mal wieder am Rande. :ph34r:
Die hohen Gehälter der Politiker wurden in damaliger Zeit gerechtfertigt, umso die Versuchung von Bestechung (und den Sinn- schließlich ist dies ja eine Überversorgung) zu verringern- schaue ich mir dann die letzten "Spenden" an, frage ich mich wirklich, inwieweit über dieses Verfahren nicht doch einmal neu nachgedacht werden sollte.

Frage-
Wie sollte sich ein Konsens ausbilden können?

Zur Emanzipation
QUOTE
Es ist bisweilen schlimmer, es sind die 'erfolgreichen' Frauen selber, die das so sehen.

Da fällt mir unsere ehemalige Frauenbeauftragte der damaligen DDR ein, die nun ganz groß rauskommen will und nebenbei die ernsthafte Einsetzung einer BundespräsidentIN verhindert hat...
Die größten Gegner der Emazipation können in der Tat Frauen sein.
(Da gab es ja auch mal den Spruch- mir fällt leider gerade nicht ein, von wem- Die größten Feinde der Freiheit sind glückliche Sklaven.) Wobei ich persönlich bei diesem Spruch unter "glücklich" das Gleiche wie Kant unter "unmündig"- nicht wirklich selbst nachdenkend- versteht.
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Gilgamesch.Miner...
Beitrag 12.Sep.2004 - 18:46
Beitrag #76


Satansbraten
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@Lady Godiva und Laura
wir hatten doch über Grüne und PDS gesprochen und inwieweit sie als Protestparteien fungieren (zumindest bei mir) und ihre Basis verlassen. Habe da einen interessanten Artikel zu PDS gelesen- in Verbindung mit Hartz IV
QUOTE
Montags demonstriert die PDS in Berlin gegen Hartz IV. Den Rest der Woche kümmern sich zwei Senatoren der Partei eifrig darum, das Gesetz möglichst gut umzusetzen.

PDS-Paradoxie
Da kommt die Frage auf inwieweit eine Idee in einem System umgesetzt werden kann und dabei Gefahr läuft sich zu verlieren- oder anders- wie weit kann man sich strecken, ohne sich dabei sein Rückrad zu brechen? Ist das Interessensverlagerung und Diplomatie oder ganz einfach Verrat? :huh:
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Laura
Beitrag 13.Sep.2004 - 22:30
Beitrag #77


Suppenköchin
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QUOTE (minerva)
Da kommt die Frage auf inwieweit eine Idee in einem System umgesetzt werden kann und dabei Gefahr läuft sich zu verlieren- oder anders- wie weit kann man sich strecken, ohne sich dabei sein Rückrad zu brechen? Ist das Interessensverlagerung und Diplomatie oder ganz einfach Verrat? :huh:

Was die PDS angeht... das kann ich nicht abschätzen, diese Partei ist mir faktisch unbekannt. Es mag vielleicht hinsichtlich ihrer Zukunftsfähigkeit in der für sie neuen BRD eine Rolle spielen, dass ihre Führungskräfte sich zunächst einmal als regierungsfähig erweisen wollen; aber dies ist reine Spekulation.

Aber etwas ganz anderes... worüber ich in 'nem Artikel der sz stolperte (darauf hätten wir auch selber kommen können).
Wir haben doch über die schwindende Wahlbeteiligung gesprochen, was man aus ihr ableiten und weswegen sie entstanden sein könnte. Die Frage, wie die Wahlbeteiligung wieder zunehmen könnte, reduzierte sich dabei auf die mögliche Selbstaktivierung der Bürger.
Aber wie wär's, wenn die Parlamentssitze nicht prozentual nach den abgegebenen Wahlstimmen verteilt werden würden, sondern entsprechend ('ner Regelung) der wahlberechtigten Bevölkerung - nicht nur im Saarland blieben dann z.B. sehr viele der Sitze einfach leer und ein solch plakatives Bild bliebe nicht ohne Folgen. (Agenda-Menschen)
Ich könnte fast wetten, dass sich dann die Parteien mächtig in's Zeug legen würden, um wieder die Menschen an die Wahlurnen zurückzuholen (und die reinen Protestwahlstimmen würden zudem an Bedeutung verlieren).

Übrigens fand ich die im selben Artikel genannte Bezeichnung der sogenannten Agenda-Menschen einen guten, pointierten Gedanken, um die Ausrichtung sozialpolitischer Entscheidungen zu beschreiben.
QUOTE
Friedhelm Hengsbach, Jesuit und Professor für Wirtschaftsethik in Frankfurt am Main, bezeichnet damit diejenigen Menschen, die sich den Spielregeln des Marktes unterwerfen, Marktrisiken abschätzen können, mit ihren Einkommen und dem ihres Partners einen durchschnittlichen Lebensstandard pflegen, die geltenden Steuern und Abgaben als unzulässige Eingriffe des Staates in ihre Eigentumsrechte empfinden – und denen zuzumuten ist, familiäre und heimatliche Bindungen abzustreifen, wenn sie den Arbeitseinsatz behindern.

Tja, wenn die meisten Menschen so leben möchten (und/oder könnten), sähe die Wahlbeteiligung wahrscheinlich anders aus.

Nachtrag:
Um ein solches modifiziertes Verhältniswahlrecht zu ermöglichen, könnte ich mich auch für einen Volksentscheid begeistern.

Der Beitrag wurde von Laura bearbeitet: 13.Sep.2004 - 23:03
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Gilgamesch.Miner...
Beitrag 15.Sep.2004 - 16:13
Beitrag #78


Satansbraten
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@Laura-
klasse Artikel. Das die Politiker von sich aus nicht so eine Idee in Angriff nehmen ist klar- immerhin müssten sich ja dann einige von ihnen wieder einen Job suchen. Eigentlich ist doch der Bundestag das beste Beispiel für eine innovative Idee hinsichtlich des Absinkens der Arbeitslosenquote und als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. :ph34r:

QUOTE
Die großen Parteien verhalten sich zu dieser Malaise wie der Autofahrer, der erklärt, ihm seien steigende Benzinpreise egal – er tanke ohnehin immer nur für dreißig Euro.


:lachen: *räusper* -_-
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Gilgamesch.Miner...
Beitrag 14.Oct.2004 - 09:44
Beitrag #79


Satansbraten
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Ein sehr interessanter Artikel- besonders in Verbindung zum Kampf der Kulturen-Thema. Die Forderung nach Plebisziten-
Im Zweifel für das Volk
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Gilgamesch.Miner...
Beitrag 15.Oct.2004 - 10:54
Beitrag #80


Satansbraten
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Okay- Merkel ruft Idee zur Unterschriftenaktion zurück- nach dem sie auf außerparteilichen und eben auch sehr starken innerparteilichen Widerstand gestoßen ist. Merkel begründet ihre Entscheidung durch den möglichen Mißbrauch einer Umfrage.
Die Frage ist- von welcher Seite aus fürchtet sie einen Mißbrauch- oder anders, welches Ziel wollte sie denn mit der Aktion erreichen. Bestimmt nicht die Förderung des demoratischen Ausdrucks der Bürger, sondern nur die öffentliche Meinung als Widerlegung zu Schröders aktueller Politik. Reines Machtpoker- ich frage mich langsam wirklich, wann mal ein Sturm auf die Paläste stattfindet. :ph34r:
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