Deutsch-Deutsche Geschichte
vom 9. November zum Projekt Hartz IV
Als ich gestern einem Freund bei einem Interview geholfen hatte, bekam ich einen sehr interessanten Einblick in Erlebnisse zur Deutsch-Deutschen Geschichte. Die Frau war Schwedin und hatte als Reporterin in Berlin gearbeitet, was eine andere Sichtweise zur Grundlage hat. Der Einblick in ihre Erinnerungen und Erlebnisse war unglaublich faszinierend. Sie selbst hatte sich auch vielmehr als Beobachterin gesehen- dennoch, durch ihre eher neutrale Position hatte sie einen anderen Blick, der in der momentane Lage wirklich helfen würde (wenn es denn auch offene Ohren gäbe...)
Wir kamen dann auch auf die Verbindung der Entwicklungen und Geschehnisse um den 9. November mit der heutigen Lage, sprich Hartz IV. Welche Verbindungen hinsichtlich des Mauerfalls und der dahinterstehenden Bewegung sich stellen könnten. Dabei hatte sie auf sehr nüchterne Art und Weise geschildert, wie ihr die Veränderungen aufgefallen sind. Um es kurz zu erzählen- sie hatte von einigen Erlebnissen berichtet, die sehr viele unterscheidliche Emotionen aufzeigen.
Daher stelle ich nur ein paar plakativ vor-
So z.B. als sie bei einer Bank um 24.00 den Geldwechsel fotographieren wollte und bei dieser Bank die Menschen sich fast erdrückt und umgebracht hätten. Es wäre eine unglaubliche materielle Sucht-Verlangen-Gier gewesen, die die Stimmung ausgzeichnet und aufgeheizt hätte. Im Vergleich zu heute- wo 2 Autos ín einer Familie teilweise Standard sind, wo man freie Markenwahl hat (Zigaretten, Kleidung etc.)- alles, wovon man damals geträumt hatte. Und die Unzufriedenheit heute ist größer.
Das war ein Ding was sie nicht verstanden hatte- man habe nun einen höheren Standard erreicht, und das man für diesen kämpfen und arbeiten muß, hätte man wissen müssen. Auch im Westen gab es nicht wirklich goldene Kloschüsseln- trotz kursierender Legenden.
Ein aber hinsichtlich für Hartz IV weitaus interessanterer Gedanke war aber dieser-als die neuen Bundesländer eingemeindet wurden, fand bis zum heutigen Tage nur eines statt:
Das Bild und die Funktionsweise des Westens/der alten Bundesländer wurde schematisch fast komplett auf den Osten übertragen. Was wurde ernsthaft ausgetauscht? Zum Vergleich- mal etwas polemisch- Wieviel West gibt es in Ost... und gegenüberstellend: wieviel Ost gibt es in West?
Es fanden leider keine Basisgespräche statt- was nicht heißen soll, dass man das sozialistische System hätte weiterführen sollen- bitte nicht!- aber anstatt gemeinsam zusammenzuwachsen, fand eine übergreifende Umstrukturierung der einen Seite ohne Austausch mit der anderen statt. Problematisch ist, dass man das "westliche System" dem Osten aufgestülpt hat, ohne mit Zeit und der Bevölkerung zu arbeiten. Es gibt viele Persönliche Geschichten, die das, was ich meine viel deutlicher zeigen würden als alle Theorie der Welt. Hunderte von Geschichten. Die West-Verwandten, die schockiert waren als die Ost-Verwandtschaft nach dem Mauerfall vor der Tür stand und mehr vom Westen wollte, als die Weihnachtlichen Packete. Die Ost-Verwandten, die schnell und sofort den gleichen Standard wollten. Wachsende Gier und Mißtrauen. Die erhabene Zurückhaltung des Westens, was sein Gebiet betraf und dann der stürmende Neu-BRD-Teil- bis zum wachsenden Eindruck des "Deutschen zweiter Klasse".
Auf beiden "Seiten" hatte sich irgendwie Bilder und Ideen vom "Gegenüber" ausgebildet, die eine weitaus größere Differenz hat teilweise wachsen lassen.
Der fehlende Austausch... außer vielleicht eine klischeehafte Mystifizierung für die Medien zur Trend-N-O-stalgiewelle passend zum Sommerloch auf RTL II, produziert vielleicht in Hamburgoder Bonn. empfinde ich als eines der größten Probleme- das Tellerrand-Denken der Kreise.
Was das in Verbindung zu Hartz bedeutet- nun, um den Mauerfalls herum gab es so viele Energien, Kräfte, Stimmungen- die trotz ihrer Kraft so unglaublich friedlich blieben. Man hatte damals die Chance auf einen Neubeginn. Doch anstatt miteinander zu bauen, wurde eine Folie aufgesetzt und nachgezeichnet. Wenn ich mir nun die http://www.netzeitung.de/spezial/sozialreformen/307827.html anschaue, so frage ich mich, wieviel Bilder man (auf beiden SEiten) noch vor sich hertragen will, ehe man endlich mal Tacheles redet und auch selbst mal vom eigenen Teller hochschaut.
Wo stehen wir jetzt?
Was ich sagen wollte- wie seht und beurteilt ihr die Verbindungen der Deutsch-Deutschen Geschichte um den Mauerfall und seine Entwicklung hinsichtlich der momentanen Lage. Von welchem Standpunkt aus habt ihr es erlebt und wie denkt ihr euch eine weitere Entwicklung´- oder anders- welche Gedanken kommen euch? Persönliche, politische, beobachtende...
Fakt ist- es ist ein Thema, welches lange nicht richtig besprochen wurde und immer noch stumm zur Seite gelegt wird.
Entschuldigt auch für die langen Worte, aber das Interview beschäftigt mich immer noch- so viele lebendige Eindrücke, die um mich herumsprudeln.
Liebe Grüße, Gilgamesch
QUOTE (Gilgamesch.Minerva-ath @ 10.Oct.2004 - 20:38) |
Was ich sagen wollte- wie seht und beurteilt ihr die Verbindungen der Deutsch-Deutschen Geschichte um den Mauerfall und seine Entwicklung hinsichtlich der momentanen Lage. Von welchem Standpunkt aus habt ihr es erlebt und wie denkt ihr euch eine weitere Entwicklung´- oder anders- welche Gedanken kommen euch? Persönliche, politische, beobachtende... |
Hallo Willow,
ersteinmal danke für deinen Beitrag- und die Geduld meinen Eröffnungsbeitrag wirklich zu lesen .
Hm- Du hast etwas Wichtiges angesprochen- die zunehmende Mystifizierung des "Produktes Ost" wie ich es jetzt einmal anspielend auf die derzeitige Vermarktungsstrategie nennen will. Die geläufigsten Sprüche hast du ja scharf entschärft. Allerdings sehe ich das Problem von zu starker Idealisierung von Zuständen nicht nur diesen Bereich betreffend.
Weshalb nun viele vom "Guten Osten" schreien- nun nicht, weil im Osten etwas gut oder schlecht war, sonden weil es den menschen so einfacher fällt eine Fehlentwicklung in Bilder zu packen. Eben jene Bilder-Bildung, die so große Probleme verursacht (hat).
Der ehemalige Osten war sicherlich ein wunderbares Ackerland um Hoffnungen zu pflanzen und Bilder zu malen. Sei es vom goldenen Westen damals oder vom rosaroten Osten heute. Die Problematik geht dennoch weiter- gerade wenn man Hartz IV als Gesamtdeutsches Problem betrachten will- was man zwar sollte, aber immer noch nicht wird. Und da sehe ich eines der größten Probleme.
Bilder und der Blick auf den eigenen Teller findet nämlich leider auf beiden Seiten statt. Auch im Westen gibt es das Bild des unterentwickelten Ostens- ideologisch verklärter, arbeitsscheuer Menschen- die zum kleinen Finger die ganze Hand nehmen und nun durch Hartz IV ersteinmal richtig gehandhabt werden müssen, anstatt ihnen weiter Geld in den Rachen zu werfen.
Es wird auf beiden Seiten eine Position eingenommen- welche die eigentlich Betroffenen unter sich zermalmt. Denn Hartz IV ist kein ostdeutsches Problem, wie es viele Altbundesländler gerne sehen würden. Und weshalb beispielsweise Attac rät die Energien von den "Montagsdemontrationen" (die m.M. nach keine sind) auf andere Richtungen zu lenken ist daher interessant- wie wenig selbst das Problem um Hartz eigentlich interessiert.
Es geht hier nicht wirklich um einen Sozialstaat der erhalten und aufgebaut, bzw. umstrukturiert werden muß. Es geht um eine Form des Ost-West Konffliktes- der das gesamtdeutsche Problem untergräbt.
Weshalb hat man die Demonstrationen "Montagsdemos" genannt? Diese Bedeutung spricht hauptsächlich eben jene Ost- Nostalgiker und manche Rot-Intellektuellen an- aber der arbeitssuchende Mensch im Westen (und manch einer im Osten) findet sich nicht wieder- einfach weil hier immer noch eine ganz andere Wut und Unzufriedenheit dahintersteckt.
Und da sehe ich auch eines der Probleme mit Hartz IV und weshalb sich der Ost-West-Konflikt weiterverschärfen wird.
Der Austausch- der fehelnde von dem ich gesprochen hatte- findet/fand heute wie damals nicht statt. Offiziell sind wir ein Volk- warum predigen wir dann immer noch um Gemeinschaft? Was läuft hier schief?
Du hattest etwas gesagt-
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Nein, es wurde kaum was aus dem Osten übernommen. Aber warum auch? Hätten sich das die Ostdeutschen 1989/90 gewünscht? Wieso heißt es immer der Osten sei dem Westen einverleibt worden? Hat sich der Osten nicht bereitwillig selbst einverleibt? |
Ich lebe ja nun seit fast 15 Jahren in einer Ost-West-Beziehung und ich denke, bei allem was sich zum Positiven verändert hat, sind die Bürger gesamthaft, egal ob Ost oder West, auf der Strecke geblieben.
Übrigens, sie wollten nicht die DDR abschaffen, sondern sie wollten eine DDR mit mehr Möglichkeiten (Reisefreiheit etc.).
Und es gibt auch einiges, was eben noch nicht so klasse ist, seit den Wendezeiten.
Ich finde es z.B. ungerecht, dass eine Arbeitnehmer, der in den neuen Bundesländern arbeitet nur 80% des Tariflohnes West erhält bei gleicher Arbeit, aber alle anfallenden Lebenshaltungskosten ebenso hoch sind wie in den alten Bundesländern. Diesen Unterschied sollte es nach 15 Jahren Einheit nicht mehr geben! Denn damit fühlen sich die Menschen in den neuen Bundesländern wie Menschen zweiter Klasse, warum, nur weil sie auf der "falschen" Seite der Mauer gewohnt haben?
Ich denke, es wird noch ein bis zwei Generation dauern, bis wir alle wieder einfach nur Deutsche sind.
PS: Ich bin ein Wessi
Hallo Rieke,
lest doch mal "Zonenkinder" (hab dazu was geschrieben in Literatur) und "Klar bin ich eine Ostfrau"...
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Übrigens, sie wollten nicht die DDR abschaffen, sondern sie wollten eine DDR mit mehr Möglichkeiten (Reisefreiheit etc.). |
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Und es gibt auch einiges, was eben noch nicht so klasse ist, seit den Wendezeiten. Ich finde es z.B. ungerecht, dass eine Arbeitnehmer, der in den neuen Bundesländern arbeitet nur 80% des Tariflohnes West erhält bei gleicher Arbeit, aber alle anfallenden Lebenshaltungskosten ebenso hoch sind wie in den alten Bundesländern. Diesen Unterschied sollte es nach 15 Jahren Einheit nicht mehr geben! Denn damit fühlen sich die Menschen in den neuen Bundesländern wie Menschen zweiter Klasse, warum, nur weil sie auf der "falschen" Seite der Mauer gewohnt haben? |
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Ich denke, es wird noch ein bis zwei Generation dauern, bis wir alle wieder einfach nur Deutsche sind. |
Nur von mir als Einwurf:
Bitte nicht die volkswirtschaftliche Produktivität mit der individuellen Arbeitsleistung durcheinanderschmeißen!
Mich stören die Tarifunterschiede zwar auch, aber es muss zugegeben werden, dass die Lebenshaltungskosten NICHT überall gleich sind.
das "Mehr" was man aber zB in Städten wie München, Heidelberg zahlt bekommt man abe rin anderer Form zurück und es ist eh nicht der wahre Grund für die Unterschiede im Lohnniveau.
Und trotz allem sollten zumindets in der freien Wirtschaft diese Unterschiede vorerst nicht abgebaut werden. Es ist eines der wenigen Standortvorteile die der Osten gegenüber dem Westen hat.
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Nein, es wurde kaum was aus dem Osten übernommen. Aber warum auch? Hätten sich das die Ostdeutschen 1989/90 gewünscht? Wieso heißt es immer der Osten sei dem Westen einverleibt worden? Hat sich der Osten nicht bereitwillig selbst einverleibt? |
Mit der sogenannten "Wiedervereinigung" hat sich in einem lapidaren "Anschlussverfahren" das Rechtsgebiet der BRD bis an die Oder-Neiße-Grenze verlagert.
Was in diesem Hauruck-Anschluss-Verfahren in der Euphorie vollkommen übersehen wurde - die Menschen, deren grundverschiedene Sozialisation in Ost und West und die Tatsache, dass es kein Schwarz und kein Weiß gibt.
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Nur von mir als Einwurf: Bitte nicht die volkswirtschaftliche Produktivität mit der individuellen Arbeitsleistung durcheinanderschmeißen! |
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So wie du das darstellst ist das ja nun wirklich zu einfach. |
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Ich habe übriegens schon öfters mit nicht-Deutschen über dieses Thema gesprochen und auch sie hatten dein Eindruck die ehemalige DDR sei "einverleibt" worden. |
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Jetzt gibt es ja eine interessante Spiegel-Serie zu dem Thema. Der Osten mal anders.... |
QUOTE (Willow71 @ 11.Oct.2004 - 10:45) |
Was ich damit sagen will: die niedrigen Gehälter orientieren sich an der Produktivität, nicht an einer Zweiklassengesellschaft. In Norddeutschland verdient man ja auch weniger als in Süddeutschland. |
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Nur "einverleiben" klingt so hart - obwohl ich es selbst provozierend aufgebracht habe. Das klingt so "gewaltsam" und das gerade war es ja nicht. |
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Meine Ex versucht mit ihrer Tochter (4) auch einen kleinen Spagat. Sie kauft z.B. ganz bewusst alte ostdeutsche Kinderbücher usw., versucht ihr "ihre" Kultur näher zu bringen, reist mit ihr nach Bulgarien usw. Schon bizarr manchmal. |
Für dieses Thema noch mal auf den von Leonie gebrachten Beitrag in ALG II von Helmut Schmidt in der "Zeit" verweist. Ich finde, der bringt es ganz gut zusammen.
http://www.lesbenforen.de/iv/index.php?showtopic=13
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Ja, aber wenn man z.B. in einer Stadt wie Berlin wohnt, bekommt ein Busfahrer Ost (angestellt bei der BVG) 20% weniger Lohn als sein Kollege West. Ist das gerecht? Ebenso läuft es in allen weiteren Berufssparten. Das kann nicht sein. Eine Stadt, zwei Lohnklassen? Das ist soziale Ungerechtigkeit!!! |
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QUOTE (Willow71 @ 11.Oct.2004 - 13:17) |
Das ist allerdings echt krass. Berlin wird also nicht als Einheit betrachtet, sondern als Ost-/Westberlin? |
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Was hätte man ernsthaft aus der DDR übernehmen können - außer vielleicht das Sandmännchen? |
*Rieke 100% zustimmt* (Wollte ich auch schreiben, hab aber grad keine Zeit für einen ausführlichen Beitrag)
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Die Förderung von Bildung. |
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Oki, aber hängt das nicht miteinander zusammen? Zumindest in der freien Wirtschaft? |
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Nein, es gilt nicht als eine Stadt.. |
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Ein Kessel Buntes |
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Ich denke, nicht alle Strukturen waren schlecht. Z.B. die Gleichstellung der Frau im Berufsleben. Das soziale System für Familien mit Kindern, welches es möglich machte, dass jede Mutter auch weiter ihrem Beruf nachgehen konnte, weil das Kind sowohl einen Krippen- als auch Kitaplatz bekam. Das Angebot der Freizeitaktivitäten für Kinder und Jugendliche, dieses politfrei gemacht würde so manches Kind heute von der Straße holen! Die Förderung von Bildung. Das jeder Schulabgänger auch einen Ausbildungsplatz bekam (das er nicht immer der ersehnte war, ist eine andere Sache, aber vielleicht ja auch nicht möglich, wenn jeder einen Ausbildungsplatz erhält!). Das ist finde ich etwas, was durchaus erhaltenswert gewesen wäre. |
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Ein einheitliches Krankenkassensystem, d.h., alle Bürger waren in der gleichen Krankenkasse versichert. Wozu bitteschön brauchen wir 50? 60? verschiedene gesetzliche Krankenkassen? Wäre der Nutzen nicht größer, gäbe es eine für alle gültige Krankenkasse? Gleiches gilt für jegliche andere Versicherung. Sicherlich belebt die Konkurrenz das Geschäft, aber zu viel Köche können den Brei auch verderben! Weniger ist manchmal mehr! |
QUOTE (Willow71 @ 11.Oct.2004 - 13:46) |
Was heißt das konkret? Wenn man im Osten wohnt, aber im Westteil arbeitet, bekommt man denn weniger? Oder wenn man im Ostteil arbeitet? *grübel* |
QUOTE (Bilana @ 11.Oct.2004 - 14:46) | ||
Das ist jetzt aber wirklich ein Mythos! Lächerlich! |
Bezeichnend finde ich, das die "Kommunikation" zwischen Ost und West recht einseitig ist.
Im Westen zeigt man kaum Interesse an ostdeutschen Produkten, Künstlern Weltanschauungen und Problemen. Es scheint dort einfach nicht zu existieren. Das ist etwas, das mich ärgert.
Im Osten kennt man aber wohl das Kulturgut und die Produkte aus dem Westen.
Es ist kennzeichnend für eine ungleiche Beziehung zwischen zwei Regionen, zwischen zwei Völkern. Und das ist das traurige.
Ich finde die Kommunikation zu diesem Thema oft sehr schwierig, mittlerweile frustrierend.
edit @ Willow:
Die ideologische Färbung meine ich jetzt nicht einmal. jede Gesellschaft hat ihre Ideologie und es ist müssig über die des Ostens zu lästern. (Zumal es ja durchaus noch Regionen auf dieser Welt gibt wo für so etwas gekämpft wird.)
Die naturwissenschaftliche Ausbildung fand ich schon im Osten besser.
Ich meinte, das ja nur 1-2 Leute pro 10. Klasse zum Abi und entsprechend zum Studium weiter durften. Klar eine Diktatur kann sich kein gebildetes Volk leisten.
QUOTE (Bilana @ 11.Oct.2004 - 14:56) |
Bezeichnend finde ich, das die "Kommunikation" zwischen Ost und West recht einseitig ist. Im Westen zeigt man kaum Interesse an ostdeutschen Produkten, Künstlern Weltanschauungen und Problemen. Es scheint dort einfach nicht zu existieren. Das ist etwas, das mich ärgert. Im Osten kennt man aber wohl das Kulturgut und die Produkte aus dem Westen. Es ist kennzeichnend für eine ungleiche Beziehung zwischen zwei Regionen, zwischen zwei Völkern. Und das ist das traurige. Ich finde die Kommunikation zu diesem Thema oft sehr schwierig, mittlerweile frustrierend. |
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edit @ Willow: Die ideologische Färbung meine ich jetzt nicht einmal. jede Gesellschaft hat ihre Ideologie und es ist müssig über die des Ostens zu lästern. (Zumal es ja durchaus noch Regionen auf dieser Welt gibt wo für so etwas gekämpft wird.) Die naturwissenschaftliche Ausbildung fand ich schon im Osten besser. Ich meinte, das ja nur 1-2 Leute pro 10. Klasse zum Abi und entsprechend zum Studium weiter durften. Klar eine Diktatur kann sich kein gebildetes Volk leisten. |
QUOTE (Willow71 @ 11.Oct.2004 - 15:09) |
Ach so, ja, da hast du recht. Interessant ist aber wirklich, WER zum Abi durfte... es waren - wie ich gehört habe- eben nicht immer die Intelligentesten. |
QUOTE (Kérridis @ 11.Oct.2004 - 15:22) | ||
Ich bezweifle, daß heute nur "Intelligenzbolzen" Abi machen. Oder nur hochintelligente Leute studieren. |
Das du die Ostalgie-Shows und Filme wie Good-bye Lenin hier anführst finde ich ja wieder bezeichnend für dieses Phänomen.
Und die Tatsache, das deine Ex als Ossi herumgereicht wird unterstreicht das nur.
In den Klassen in Ostdeutschland werden ja auch keine "Wessis zum anfassen" rumgereicht.
Und mein Gott! Wer redet denn über TV-Shows!
Ich rede von Kultur. Literatur zB.
Sorry das ist jetzt nichts gegen dich persönlich.
Ich habe Verwandte und gute Freunde im Westen. Einige sind Leute die schon die halbe Welt gesehen haben. Die fließend Urdu, Mandarin und sonst was sprechen. Nur in Ostdeutschland, da kennt sich kaum jemand aus. (Nur einer meiner Freunde und der hat über just das Thema, das wir hier diskutieren dissertiert.) Was da schon gestaunt wurde.
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Witzig finde ich allerdings, dass sich jetzt im Osten wieder die Regale mit Ostwaren füllen, nachdem die nach der Wende alle plötzlich verschwunden waren. |
QUOTE (Bilana @ 11.Oct.2004 - 15:40) |
Und die Tatsache, das deine Ex als Ossi herumgereicht wird unterstreicht das nur. In den Klassen in Ostdeutschland werden ja auch keine "Wessis rum anfassen" rumgereicht. |
QUOTE (Bilana @ 11.Oct.2004 - 15:40) |
Das du die Ostalgie-Shows und Filme wie Good-bye Lenin hier anführst finde ich ja wieder bezeichnend für dieses Phänomen. Und die Tatsache, das deine Ex als Ossi herumgereicht wird unterstreicht das nur. In den Klassen in Ostdeutschland werden ja auch keine "Wessis rum anfassen" rumgereicht. |
Ich bin mal stark davon ausgegangen, dass du sie nicht dazu nötigst!
Mein Gott drücke ich mich wirklich so unverständlich aus? Das nicht klar wird, worauf ich hinaus will?
s.o. edit. Ganz ruhig die Damen.
Für eine Zeitzeugenbefragung 2. WK hole ich mir ja auch Senioren. Warum also zum Thema "Aufwachsen in der DDR" keinen Originalossi zum Interview?!
Nein du verstehst es wirklich nicht....
Ich sage nicht, das es schlecht ist, das deine Kids sich mit einem Ossi unterhalten können.
Traurig finde ich, das sie über den Osten aus der Schule lernen müssen, das deine Ex vielleicht die erste Ossi ist, die sie kennen lernen.
In Ostdeutschland hingegen wurden und werden die Kids in jeder Hinsicht mit der Westdeutschen Realität konfrontiert. Sie müssen nicht erst aus dem Geschichtsunterricht über die BRD, über westdeutsche Anschauung lernen.
Deine Ex ascheint wie eine Ausländerin, wie eine Exotin wargenommen zu werden. So komme ich mir manchmal auch vor und Ossis, die in den Westen übergesiedelt sind bestätigen dieses Gefühl.
Ein Wessi, der nach Ostdeutschland oder Ostberlin zieht ist aber einfach nur ein Deutscher.
QUOTE (Bilana @ 11.Oct.2004 - 13:46) | ||
Das ist jetzt aber wirklich ein Mythos! Lächerlich! |
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Witzig finde ich allerdings, dass sich jetzt im Osten wieder die Regale mit Ostwaren füllen, nachdem die nach der Wende alle plötzlich verschwunden waren. |
Doch, Bilana, ich verstehe dich und widerspreche dir doch gar nicht!
Du HAST Recht. Es ist traurig, aber einfach eine Tatsache, dass du westdeutschen Kindern heute die DDR aus dem Schulbuch beibringen musst.
edit:
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In Ostdeutschland hingegen wurden und werden die Kids in jeder Hinsicht mit der Westdeutschen Realität konfrontiert. |
QUOTE (Rieke @ 11.Oct.2004 - 14:56) |
Die haben den Kindern in den Schulen echt was geboten.. nicht nur sozialistischen Sch... in den Pioniergruppen.. |
QUOTE (Polly @ 11.Oct.2004 - 16:04) | ||
Also, nach meinem Eindruck, den ich aus Erzählungen gewonnen habe, hat man in der DDR im Schnitt mehr in der Schule gelernt als im Westen, wenn man denn das Glück hatte, Abitur machen zu dürfen. Ich staune jedenfalls immer über die Allgemeinbildung meiner angeheirateten Ost-Verwandtschaft. Das Problem war doch wohl eher die Selektion. Meine Schwiegermutter hat im Osten fünf Kinder großgezogen und war voll beruftsätig. Das hätte sie im Westen wohl kaum geschafft, jedenfalls nicht ohne entsprechend vermögend zu sein. |
QUOTE (Kérridis @ 11.Oct.2004 - 15:07) |
Jetzt wird sich nach Pisa auf einmal wieder darauf zurückbesonnen, daß man vielleicht mal früher mit der Bildung ansetzen sollte. |
QUOTE (Kérridis @ 11.Oct.2004 - 16:07) |
Das fing schon in Krippe und Kindergarten an. Heute wird in der 1. Klasse gelernt, was wir teils schon im Kindergarten und in der Vorschule durchgekaut haben - viel zu spät. Jetzt wird sich nach Pisa auf einmal wieder darauf zurückbesonnen, daß man vielleicht mal früher mit der Bildung ansetzen sollte. |
QUOTE (Polly @ 11.Oct.2004 - 15:04) |
Ich staune jedenfalls immer über die Allgemeinbildung meiner angeheirateten Ost-Verwandtschaft. |
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Genauso wie man sich plötzlich auf Polikliniken zurückbesinnt, die gegenüber unserem Praxissystem viele Vorteile haben. Aber erst einmal musste man sie ja alle abschaffen. |
QUOTE (Willow71 @ 11.Oct.2004 - 15:31) |
Unser Schulsystem *ist* Mist und wird seit Jahrzehnten immer schlechter, ohne Zweifel. Das ostdeutsche war aber auch krank. Wenn nun an einem neuen gearbeitet wird, mit Teilen aus beiden, ist das doch positiv. Aber es braucht einfach Zeit. Und es macht m.E. wenig Sinn, das westdeutsche über den Klee zu loben oder nach dem "guten, alten" ostdeutschen zu brüllen. |
QUOTE (Rieke @ 11.Oct.2004 - 16:39) | ||
Ich denke wir sollten einfach ein neues Schulsystem ausarbeiten... Etwas was gut ist, ist es nicht, weil es aus dem Osten oder dem Westen kommt, sondern weil es aus Erfahrung gut ist, sich bewährt hat. |
In Berlin und Brandenburg dauert das Abi doch auch 13 Jahre oder? Und Meckpom auch, oder?
Übriegens finde ich persönlich das Zentralabi ob nun Ost oder Bayern weniger gut, als das der "reformierten Oberstufe" oder wie das hieß.
Dieses System aus Leistungsfächern und Grundkursen fand ich schon recht gut.
Im heutigen Physik Leistungskurs zB wird jedenfalls mehr vermittelt als Abiturienten in der DDR kurz vor der Wende lernen konnten.
Das mit der Allgemeinbildung hat, glaube ich, andere Ursachen, gerade bei den nicht-Studierten.
QUOTE (Bilana @ 11.Oct.2004 - 15:46) |
In Berlin und Brandenburg dauert das Abi doch auch 13 Jahre oder? |
QUOTE (Bilana @ 11.Oct.2004 - 16:46) |
In Berlin und Brandenburg dauert das Abi doch auch 13 Jahre oder? Und Meckpom auch, oder? |
QUOTE (Willow71 @ 11.Oct.2004 - 16:41) |
*ggg* Wir nehmen das aus Finnland, das sich ja bekanntlich an dem der DDR orientiert haben soll... |
http://www.mdr.de/umschau/909860.html
http://www.turkischweb.com/D-PISA-Presse/seite34.htm
http://www.finland.de/dfgnrw/dfg043a-pisa01.htm
Mal ganz kurz auf den Punkt gebracht- bei aller N-O-stalgie und dem Bild des glänzenden Finnlands, sollte man einiges nicht vergessen-
1. den hohen Ausläneranteil in Deutschland- viele Kinder sprechen aufgrund von lascher pseudo-toleranter Integrationspolitik kein Deutsch, müssen aber ihre Schulpflicht erfüllen. Ein sehr großes Problem- vor allem wenn die Klassen eine Schülerstärke von 30 Kindern haben- ein Lehrer ist da tatsächlich auch menschlich überfordert.
2. die Allgemeinstimmung. In Finnland herrscht Qualifizierungsdruck und geistige/ geisteswissemschaftliche Leistungen haben einen anderen Status. In D. wird kaum noch Wert auf fundierte Ausbildung gelegt- siehe Prinzip Bachelor-Studiengang, der fast komplett auf die Unis in Berlin übertragen wurde.
Rest später, hab grad zu wenig Zeit.
Kurz gesagt- alles an der Schulform festzumachen ist Unsinn. Es gibt hier ja nicht nur Dummies. Die Schulform eleichtert oder fördert- aber sie kann auch nicht zaubern.
Die Verantwortung allein bei den jetzigen Lehrern festzumachen ist ebenso unsinnig. Lehrer haben im Gegensatz zu Finnland hier in Deutschland einen bedeutend schlechten Ruf.
Lernen kann nur, wer lernen will- und beim Wille liegt gerade das Problem.
Womit wir wieder beim Gesellschaftsbild wären.
Die Frage ist- was hat das mit Hartz IV zu tun?
In der Hinsicht viel, weil die Interessenslosigkeit zunimmt- informations- und bildungsmäßig- und so dass Klischee- und Frontendenken irgendwie leichter zu denken ist.
Man muß aber auch dazu sagen das die sogenannten (oder selbsternannten) Intellektuellen in Deutschland auch zu dem momentanen Ruf beitragen. Entweder sie sagen gar nichts oder setzen sich vom Volk und teilweise auch ihren ehemaligen Idealen ab.
Siehe ein Günter Grass-
http://www.bild.t-online.de/BTO/news/2004/10/03/hartz__prominente/hartz__IV__prominente.html.
Okay, war grad etwas konfus. In einer ruhigeren Minute mehr.
Liebe Grüße, Gilgamesch
Huhu!
Hat jemand mal einen Link, wo genau steht, wann wie usw. die Finnen sich ihr Schulsystem bei der DDR abgeguckt haben? Also wirklich genau? So wischiwaschi kann man das ja überall nachlesen.
Erstens- gib mir mehr Zeit. Momentan bin ich grad ein wenig anderweitig noch beschäftigt. Notfalls findest du ja was für uns.
Zweitens- es kommt hier nicht auf die Finnen an. Sondern mir ging es um die Verbindung Mauerfall/ 9. Nov+ Gesamtenwtwicklung (beiderseitig) in Bezug zu Hartz IV. Und da denke ich doch mal ein neues Stichwort geliefert zu haben. Auch wenn es vielleicht kein hilfreicher Link war, sondern nur nur von den kleinen grauen Zellen Eigenpoduziertes.
QUOTE (Gilgamesch.Minerva-ath @ 12.Oct.2004 - 11:43) |
Zweitens- es kommt hier nicht auf die Finnen an. Sondern mir ging es um die Verbindung Mauerfall/ 9. Nov+ Gesamtenwtwicklung (beiderseitig) in Bezug zu Hartz IV. Und da denke ich doch mal ein neues Stichwort geliefert zu haben. |
QUOTE (Willow71 @ 12.Oct.2004 - 11:46) |
Ja, oki. Hartz IV hattest du schon beim Eingangspost erwähnt. Aber die Diskussion hat sich ja dann in eine völlig andere Richtung entwickelt - sehr spannend, wie ich fand. |
Mal ein Blick von außen auf dt. Schulsysteme:
http://www.boell.de/de/01_event/2789.html
QUOTE (Willow71 @ 12.Oct.2004 - 11:37) |
Huhu! Hat jemand mal einen Link, wo genau steht, wann wie usw. die Finnen sich ihr Schulsystem bei der DDR abgeguckt haben? Also wirklich genau? So wischiwaschi kann man das ja überall nachlesen. |
Egal in welchem nicht-deutschsprachigen Ausland ich in den letzten 10 Jahren lebte, überall fragten die Menschen interessiert nach der Entwicklung Deutschland im allgemeinen und besonderen.
Keiner der Interessierten kam auch nur ansatzweise auf die Idee, die imaginäre Grenze zu ziehen.
Bei allen Bemühungen, die ich hier spüre, eine Annährung und das Verständnis füreinander betreffend, mit den Titeln "Ossi" und "Wessi" wird der Nährboden dafür genommen.
Patriotismus, Ängste und andere Gefühle tun ihr übriges. Ich halte es auch in den nächsten 2 - 15 Jahren für äußerst schwierig, das Thema anzugehen ohne sich persönlich angegriffen zu fühlen bzw. gleiches zu tun.
Leonie
Ein genaues Datum für die „Abkupferung des Schulsystems“ von finnischer Seite zu setzen ist nicht wirklich möglich- schließlich war dies ein längerer Prozess, der sich über Jahre hin erstreckt hat. Und in welchem Zeitraum, das dürfte ja nun bekannt sein- die DDR hat ja nicht allzu lange existiert.
Wie es passiert ist- deine Frage wurde in den verlinkten Artikel bereits erklärt- durch Lehramtsstudenten aus finnischen Ländern, sowie Lehrern und Weiterbildenden. Man hat extra Leute geschickt und einreisen lassen.
Für genaueres wäre die finnische Botschaft vielleicht wirklich ein besserer Ansprechpartner.
@Kérridis- danke für den Link.
In dem Artikel sind mir zwei Stichwörter aufgefallen-
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Wir als Beobachter waren der Meinung, dass das westliche Modell ebenso große ideologische Prägungen aufwies wie das östliche. |
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Die Schulformen schienen eher als Instrumente für die soziale Sortierung geeignet zu sein, denn als Instrumente für besseren Unterricht und Erziehung. |
QUOTE (Gilgamesch.Minerva-ath @ 12.Oct.2004 - 22:52) |
@Leonie Ich hatte heute ein sehr interessantes Gespräch- der Freund einer guten Bekannten kommt aus Prag und studiert für einige Semester in Berlin- er meinte, dass es vielleicht besser gewesen wäre die ehemalige DDR und die damalige BRD zusammenzuschließen- aber nicht gleich die DM einzuführen, sondern erst einmal nur die Grenzen zu öffnen, demokratische Strukturen zu erarbeiten- so wäre durch den Kontakt zum „Ostblock“ (der ja ebenfalls vor einer Neugliederung stand) die Möglichkeit für einen wirtschaftlichen Austausch- kurzum Absatzmarkt geschaffen und es hätten sich aufgrund niedrigerer Produktionskosten (Ost-Mark, Wirtschaft) West-(Dt.)-Firmen angesiedelt. Man hätte Arbeitsplätze schaffen/ retten- umwandeln können. Eben jenes Problem, was und heute nachhängt und in diese Krise bringt- siehe Hartz IV (womit wir wieder beim Thema wären...) Dadurch hätte sich eine Wirtschaft anders aufbauen können und vielleicht hätte es länger gedauert, ehe die DM gekommen wäre, vielleicht hätte das Verwachsen etwas mehr Zeit gebraucht- aber es hätte vielleicht nicht nur auf dem Papier stattgefunden, sondern von Grund auf in den Köpfen der Menschen. Das Problem lag an der Weltlage- Länderinteressen und Ideologie-Blöcke hatten sich gegenseitig verkeilt. Die deutsche Politik bleibt eine Hure. |
QUOTE (Leonie @ 13.Oct.2004 - 10:05) |
Das hätte nie und nimmer funktioniert. Die Angst vor erneuter Schließung der Grenzen hätte eine beispiellose Welle der Abwanderung nach sich gezogen. Aber grundsätzlich stimme ich zu. Wobei, wäre der Ausverkauf zu stoppen gewesen? |
QUOTE (Leonie @ 13.Oct.2004 - 10:05) |
Sage ich jedoch "zu Hause", wo ich jetzt lebe, werde ich erst einmal mit verbitterten Witzen zugeballert, und dann beginnt das große Weinen. Das schlimme, ich kann es gut verstehen denn die Betroffenen sind zu 100% arbeitslos. Natürlich verlangt Mensch nach dem alten Leben denn da hat er was besessen, er hatte einen Namen und Sicherheit. Diese albernen Nostalgieshows, die dümmlichen Tagesblätter und die gegenseitige Puscherei machens nicht besser. Aber Bewegung ist auch nicht drin. Dazu ist die Angst vor Veränderung viel zu groß. |
Es sind schon über eine Million abgewandert. Aus meinem ehemaligen Landkreis allein (!) schon fast 10.000! Wie viele denn noch???? Umzug kann nicht die einzige Lösung sein! Und ziehe mal 5x in 3 Jahren hin und her, mit all deinem Krempel, mit allem Einstellen auf neue Umgebung, Gegebenheiten, Jobsuche und -abbruch usw. ! Das geht irgendwann tierisch an die Nieren!
PS: Ich würde mir wüschen, wenn der Blickwinkel sich nicht immer nur auf die 3 Hanseln konzentrieren würden, die keine Lust haben -> sondern mal dahin, was die meisten Ostdeutschen angegangen sind und auf sich genommen haben, um das Leben nach der Wende in den Griff zu kriegen. Natürlich hat man auch faule Looser dabei. Die hat man im Westen genauso. Es ist aber nicht die Masse. Die Masse findest du auf der Autobahn - pendelnd.
QUOTE (Willow71 @ 13.Oct.2004 - 10:12) | ||
Hallo Leonie, ich verstehe noch nicht so ganz (bin heute etwas verpennt), bist du in der DDR aufgewachsen und lebst jetzt in NRW?! Nur für mein Verständnis. Gestern Abend habe ich nebenher irgendso ein reißerisches RTL-Magazin gesehen. Ich wusste am Ende nicht, ob ich die Presse oder die gezeigten Leute dort verteufelt wollte, so peinlich war das: Apfelernte bei Chemnitz. Der Apfelbauer *muss* einen bestimmten Prozentsatz deutscher Langzeitarbeitslosen einstellen, den Rest seiner Saisonarbeiter bilden polnische Arbeiter. Tenor des Berichtes: Die Deutschen seien zu langsam, zu bequem und nur hinderlich, erhalten zum Stundenlohn noch Arbeitslosenhilfe/Sozialhilfe (?) zusätzlich. Die Polen seien viel fleißiger. Dann Kurzinterviews mit den Deutschen, ob sie nicht woanders nach Arbeit suchen wollten: Einer: Nein, er sei hier aufgewachsen, einmal sei er ja schon umgezogen (13 km entfernt!). Zwei andere: Zum Umziehen sei es jetzt zu spät (36 und 42). Deutschland, deine Presse und deine Menschen... |
QUOTE (Kérridis @ 13.Oct.2004 - 10:20) |
Es sind schon über eine Million abgewandert. Aus meinem ehemaligen Landkreis allein (!) schon fast 10.000! Wie viele denn noch???? Umzug kann nicht die einzige Lösung sein! Und ziehe mal 5x in 3 Jahren hin und her, mit all deinem Krempel, mit allem Einstellen auf neue Umgebung, Gegebenheiten, Jobsuche und -abbruch usw. ! Das geht irgendwann tierisch an die Nieren! PS: Ich würde mir wüschen, wenn der Blickwinkel sich nicht immer nur auf die 3 Hanseln konzentrieren würden, die keine Lust haben -> sondern mal dahin, was die meisten Ostdeutschen angegangen sind und auf sich genommen haben, um das Leben nach der Wende in den Griff zu kriegen. Natürlich hat man auch faule Looser dabei. Die hat man im Westen genauso. Es ist aber nicht die Masse. Die Masse findest du auf der Autobahn - pendelnd. |
OT - wollte mit den kurzen Sätzen nicht unhöflich rüberkommen. Bin nur gerade arg im Stress. Da war es mir wichtig es kurz und knapp zu machen. Wie auch immer, Lieben Gruß, Leonie
QUOTE (Leonie @ 13.Oct.2004 - 12:23) | ||
Du kannst mal ruhig davon ausgehen, dass der Umzug beendet ist, wenn sich der Mensch heimisch fühlt! |
QUOTE (Leonie @ 13.Oct.2004 - 12:23) |
Du kannst mal ruhig davon ausgehen, dass der Umzug beendet ist, wenn sich der Mensch heimisch fühlt! |
Es gibt Menschen, die wohnen Jahre in z.B. Berlin, ohne jemals einen Freund zu finden/ treffen.
QUOTE (Leonie @ 13.Oct.2004 - 11:23) |
Du kannst mal ruhig davon ausgehen, dass der Umzug beendet ist, wenn sich der Mensch heimisch fühlt! |
Oh je, eure Reaktionen zeigen, dass meine Wortwahl offensichtlich der eines Eisschrankes ähneln. Schade! Ich habe extra noch das OT geschrieben, damit das ein wenig relativiert wird. Werde es als Erfahrung akzeptieren und nicht wieder "schnell" antworten.
Eine Entschuldigung an alle, die sich verletzt gefühlt haben. Das war und ist nicht meine Absicht gewesen!
@ alle Beteiligten,
Woher rührt meine Behauptung, dass sich der Deutsche im Allgemeinen als "etwas besseres" fühlen würde? Diese Apfelbauerbehauptung würde ein Bekannter, seines Zeichens Großbauer in Hessen unterschreiben können, und noch einige andere Menschen aus meinem Umkreis, die sich mit Landwirtschaft beschäftigen. Bis besagter Großbauer erst einmal WILLIGE Arbeitskräfte für seine Sommerarbeiten gefunden hatte, dauerte es gar lang und dann waren es die deutschen Arbeiter nach 2 Wochen satt, das frühe Aufstehen udn die harte Arbeit. Das Ende vom Lied: Sie wurden krank (in die Kneipe gings trotzdem) und fehlten auf dem Feld. Er "holte" sich die bei weiteren "billigeren" Kollegen aus dem östlichen Nachbarland und siehe da - es funktionierte einwandfrei!
Wieso wohl, gibt es auch heutzutage (zumindest hier in den alten Bundesländern) offene Stellen in der Gebäudereinigung, die zum großen Teil von Mitbürgern aus dem nicht-deutschen Sprachraum besetzt werden, dito Straßenreinigung. Es mag sein, dass das in Ostdeutschland anders ist. Ich kann nur von meinen Erfahrungen hier berichten und halte an meiner These fest, dass der Deutsche im ALLGEMEINEN sich als etwas besseres fühlt. Wie oft habe ich mich schon geschämt für meine Mitbürger, wenn sie sich in Hotels im Ausland als die Paschas und Paschinen aufgeführt haben, wobei da komischerweise die ostdeutschen Menschen (erkannt am Akzent) extremer genörgelt haben.
Zum sich-heimisch-fühlen! Ich denke, das ist eine individuelle Angelegenheit. Ich wollte keine von euch verletzen als ich diese Worte wählte. Es meine ganz persönliche Einstellung, die da mehr nomadisch geprägt ist. Ich freue mich grundsätzlich auf neues und gewinne jedem neuen Platz / Menschen etwas ab. Was mich irritiert - gerade Berlin ist doch die selbstgewählte Einsamkeit. Aber das ist wohl wieder ein anderes Thema.
Gruß
Leonie
Artikel
Hm... für einen Hollywood-Film wäre es zu viel Klischee, für´s Leben anscheinend nicht. Bizarre Welt.
Hi Leonie,
Ich kann zwar nachvollziehen, was du schreibst, würde aber gerne differenzieren.
Sich wie Paschas aufführen ist eine Sache. Auch wenn ich es nicht gut finde, so muss man doch sagen, dass Deutsche da noch wirklich gesittet sind, im Gegensatz zu anderen Nationen.
Und das sich Deutsche "zu gut" sind als Putzis und Ernstehelfer zu arbeiten, im Gegensatz zu unseren osteuropäischen Nachbarn führe ich auf Einkommen- und Kaufkraftunterschiede zurück. Es gibt Deutsche, die als Fensterputzer in Dubai und Bahrein arbeiten und das als Traumjob ansehen. Einen Job, den sie hier nie tun würden. Weil er nicht ausreicht um eine Familie ein nettes Leben zu ermöglichen. In Dubai kriegen sie zB. 3000-4000 Dollar netto für den Job.
So ist es auch mit den Gastarbeitern hier in Deutschland. Warum sonst kommen sie als Erntehelfer hier her? Polen, Tschechien, Ukraine usw haben eine viel arbeitsintensivere Landwirtschaft als wir. Da sind sich die Landsleute dann ja auch zu schade und kommen lieber nach Deutschland.
Ja, Bilana, da magst du wohl recht haben. Aus mir hat zum Zeitpunkt als ich diesen Beitrag verfasste die Verbitterung gesprochen. Ich gestehe, dass ich nicht gerade vor Stolz strotze, wenn ich meine Staatsbürgerschaft angeben muss. Meine Worte waren nicht überdacht und teilweise auch widersprüchlich, wie ich nach erneutem Lesen feststellen musste.
Es ist wichtig, so wie du das auch sagst, die Verhältnisse / Umstände der Menschen zu berücksichtigen, aus denen sie stammen.
Was allerdings manchen deutschen Mitbürger angeht, der sich im Ausland aufführt wie King / Königin - was die ostdeutschen Menschen betrifft, so kann ich die Haltung ansatzweise zumindest verstehen... Wenn man / frau jahrzehntelang am Gängelband und unterdrückt "gehalten" wurde, streckt er sich wie nach einem winterschlaf und läßt u. U. die "natürlich" Arroganz mal ganz raus. Mit Glück isses dann auch gut.
Naja - wie auch immer .Ich bin ganz froh, dass noch mal jemand was geschrieben hat zu dem Thema. So konnte ich meinen letztverfassten Beitrag zumindest etwas relativieren und ziehe mich mit einem einigermaßen guten Gefühl aus dem Forum zurück.....
So Long
Leonie
Hm, gibt es nicht aus allen Nationen Menschen, die sich außerhalb ihrer Landesgrenzen als König/Königin fühlen und denken, sie müßten mal so richtig auf die anderen herabsehen (besonders wenn sie im eigenen Land auch nur zu den "kleinen Leuten" gehören?)
QUOTE (Leonie @ 29.Oct.2004 - 10:31) |
Naja - wie auch immer .Ich bin ganz froh, dass noch mal jemand was geschrieben hat zu dem Thema. So konnte ich meinen letztverfassten Beitrag zumindest etwas relativieren und ziehe mich mit einem einigermaßen guten Gefühl aus dem Forum zurück..... So Long Leonie |
diskussion leider verpasst ...
wiederbelebung möglich?
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