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> E = Empathie * Emotion²
Bilana
Beitrag 23.Mar.2006 - 17:26
Beitrag #1


Capparis spinosa
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In Wellen (oder der sauren Gurken Zeit) geht das Thema emotionale Intelligenz durch die Medien. Der EQ sei genauso wichtig wie der IQ, wenn nicht gar wichtiger. Auch und insbesondere im Personalwesen gewinnt das an Bedeutung. Heerscharen von Psychologen werden ausgebildet, um in dem Überschuss gut ausgebildeter, fachlich begabter Bewerber die emotional intelligenten heraus zu suchen.
Im privaten Bereich haben Schlagworte wie Empathie und EQ schon lange Einzug gehalten. Es gilt als Grundvoraussetzung für eine stabile Beziehung und einen ausgewogenes soziales Umfeld? Eine ganze Ratgeberbücherindustrie nährt sich von diesen Schlagworten.

Für wie wichtig haltet ihr emotionale Intelligent und Empathie? Ist ein Mensch, dem es daran mangelt tatsächlich zum Scheitern verurteilt? Oder können einzelne auch ohne. (Frei nach dem Motto, wenn alle geimpft sind, brauche ich mich nicht mehr impfen zu lassen.)
Wie würde sich ein Mangel an EQ ausdrücken? Und wenn es einen Mangel gibt, gibt es dann auch ein Übermaß an EQ? Wenn ja wie äußert sich das?
Und last but not least, für wie empathisch, emotional begabt haltet ihr euch selbst? Woran macht ihr das fest?

Fragen über Fragen. Über Teilantworten und/oder weitere Fragen freue ich mich.

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noname45
Beitrag 23.Mar.2006 - 17:49
Beitrag #2


Musegeküsste Knuddelkoboldin
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Wissenschaftlich nachgewiesen ist es (nach meinem Kenntnisstand) nicht, dass es das gibt.

Vor allem ist die Bezeichnung schwachsinnig... es geht um Emotionen, NICHT um Inteligenz... aber das nur am Rande.
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Sägefisch
Beitrag 23.Mar.2006 - 17:50
Beitrag #3


Schlaudegen.
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Da mir sowas immer viel zu analytisch und schubladig ist, sortiere ich lieber nach einem (imho bodenständigeren) Begriff von Anstand, zu dem für mich eben auch gehört sich nicht wie ein totaler Klotz zu verhalten, statt nach dem neuesten "Herr-Lehrer-ich-weiss-was"-Kriterium. :teeth:

Zum Scheitern verurteilt ist man "mit ohne" nicht unbedingt, es gibt sogar massig Soziopathen, die richtig was geworden sind, oder? Vielleicht ist zuviel da schon eher hinderlich?

Und wie will man das festlegen? Irgendwelchen Tests liegen ja auch wieder rasterhafte Vorstellungen zugrunde, die das eher wüste Leben in seiner Komplexität gar nicht erfassen können... ausserdem ist im Fall der Fälle sowieso klar, was das testende Gegenüber da von einem hören will - wer kreuzt da schon an, dass er als Kind gerne Fliegen die Beine ausgerissen hat.

Ich weiss auch nicht, aber irgendwie gehts da um Sachen die erlebt sein wollen. Und es ist im Grunde jammerschade, aus wunderbaren Eigenschaften freundlicher Menschen einen technokratischen Humanressourcen-Faktor machen zu wollen. Das entzaubert doch bloss wieder alles.

Genau da kommen solche Begriffe doch her, oder? Aus den Assessment-Centern der Wirtschaft.

(Wo mir im übrigen mal ein sehr hoher EQ zuerkannt wurde - trotzdem gibt es Leute für die ich eine Pest bin, ich bin eher einzelgängerisch und an schlechten Taqen übellaunig - also was nun? ;) )

Der Beitrag wurde von Sägefisch bearbeitet: 23.Mar.2006 - 17:51
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Diana
Beitrag 23.Mar.2006 - 18:32
Beitrag #4


Gut durch
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QUOTE
Genau da kommen solche Begriffe doch her, oder? Aus den Assessment-Centern der Wirtschaft.

Denen misstraue ich gründlich.
In meiner täglichen Arbeit begegne ich gerade auf den Führungsebenen erschreckend selten sozial kompetenten – Herren. Damen trifft man dort höchst selten an, und wenn sich eine findet, dann hat sie in der Regel Rasierklingen an den Ellenbogen.
An den kommunikativen Schnittstellen, im Unterbau, findet man sie eher, die empathischen Menschen, aber sie "werden" meistens nix.
Führungsaufgabe ist ja, möglichst viel aus der Ressource Mensch herauszuholen. Das kann man mit Motivation und Charme erreichen, aber man kann auch durch das krasse Gegenteil dessen Erfolg haben.
Ich fürchte, in Zeiten, in denen Arbeitskräfte im Überfluss zur Verfügung stehen, wird der Ton eher wieder kälter. Man muss da nicht unbedingt an die ganz gruseligen Beispiele wie Aldi, Schlecker und Konsorten denken (da macht sich ja gerade so eine Art Frühkapitalismus breit).
Aber warum sollten sich die Unternehmen um ihre Leute bemühen, wenn schon zehn anstehen, die den Job haben wollen?

Da ich selbständig arbeite, kann ich mir die Leute, mit denen ich zusammenarbeite (nicht unbedingt die Kunden, sondern meine Kollegen) weitgehend aussuchen. Das sehe ich als große Privileg, denn hier kann ich mich mit lauter freundlichen, professionell arbeitenden und sozial hochkompetenten Menschen umgeben.
Das geniesse ich sehr, weil ich in einem anderem Arbeitsklima eingehen würde wie eine Primel.

Bisschen am Thema vorbei, wie?
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Bilana
Beitrag 23.Mar.2006 - 21:27
Beitrag #5


Capparis spinosa
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Ich wollte das keineswegs (nur) auf die Arbeitswelt bezogen wissen. Es ist eher eine allgemeine Betrachtung. Ich wollte dabei auch keine Begriffsklauberei betreiben. Wir können EQ auch als emotionale Kompetenz beschreiben. Denn unter EQ werden ja auch nur Fähigkeiten zusammengefasst, die darauf basieren. Empathie zum Beispiel, die ja voraus setzt, erstmal mit den eigenen Gefühlen umgehen zu können.

QUOTE
Wo mir im übrigen mal ein sehr hoher EQ zuerkannt wurde - trotzdem gibt es Leute für die ich eine Pest bin, ich bin eher einzelgängerisch und an schlechten Taqen übellaunig - also was nun?


Ob emotionale Kompetenz durch Test ermittelt werden kann? Mir eigentlich egal. Was doch zählt ist der subjektive Eindruck von sich selbst und das, was man von seiner sozialen Umwelt (zu der Kollegen gehören sollen) reflektiert bekommt.

Der Beitrag wurde von Bilana bearbeitet: 23.Mar.2006 - 21:44
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LadyGodiva
Beitrag 23.Mar.2006 - 21:29
Beitrag #6


Strøse
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Soft Skills sell :wacko: Wesensvermessung, Prinzip Körperfettanalyse?!
Ein Sollwert mehr, eine Verteilungskurve weiter - der unseelige Versuch einer Normierung des Ideellen, des Menschlichen. :gaehn:
Mir ist der Begriff Charisma lieber und auch einleuchtender - und geht weit über Verbales hinaus.
In meinen Augen wird da nur zu bestsellerlisten- oder publikationsträchtig nach blumigen (Be)Werbungsbegriffen für das Produkt Mensch gefahndet.
Einziger Vorteil: Kontaktanzeigen können dann um eine vermeindlich konkretere Information erweitert werden. :D

edit: grundsätzlich glaube ich schon, dass es charismatische Menschen im Leben leichter haben, wobei dann wieder die Frage ist, wie attraktiv Leichtigkeit an sich ist... :gruebel:

Der Beitrag wurde von LadyGodiva bearbeitet: 23.Mar.2006 - 21:32
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Bilana
Beitrag 23.Mar.2006 - 21:54
Beitrag #7


Capparis spinosa
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Nachtrag zum Anstand:
Es mag sein, dass Anstand eine Teilmenger emotionaler Kompetenz ist. Ich denke jedoch Anstand funktioniert auch ohne. Es ist ja nicht mehr als das Wissen um Normen und die Frage ob frau sich daran halten möchte.
Ich sehe es also auf keinen Fall als Ersatzbegriff.


QUOTE
der unseelige Versuch einer Normierung des Ideellen, des Menschlichen.

Ob es wirklich nur darum geht? Oder auch um die Frage, wenn ich nicht merke, das sich jemand freut kann ich mich nicht mitfreuen. Wenn ich Trauer nicht erspühre keinen Trost spenden, wenn ich Wut nicht als solche erkenne nicht beschwichtigen.
In jedem Fall besteht die Gefahr aus der Situation zu gehen und etwas völlig falsches getan zu haben oder einfach das Richtige unterlassen zu haben. Der u.U. geliebte Mensch wird enttäuscht sein. Oder der potientiell geliebte Mensch. Passiert das öfters kommt es unweigerlich zur Distanzierung.
Ebenso wie es schwer wird Zugang zu Kollegen zu finden, was wiederum dazu führen kann an Grenzen zu stoßen, die eben nicht fachlicher Natur sind.

Ob man es nun normiert oder nicht. Es ist doch etwas, das in jedem Lebensbereich eine gewisse Bedeutung hat. Die Frage ist welche und wie damit umgehen?

edit: freud'scher Verschreiber entfernt.

Der Beitrag wurde von Bilana bearbeitet: 23.Mar.2006 - 22:14
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LadyGodiva
Beitrag 23.Mar.2006 - 22:02
Beitrag #8


Strøse
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"Soziale Kompetenz" ist Interaktion und dadurch schon per se von mehr als einem Individuum abhängig - also ein in meinen Augen absolut individuelles Ereignis (und dadurch unmöglich zu normieren).

Grundsätzlich verfügt jeder Mensch doch über einen guten Kern, über die Fähigkeit zum Mitfühlen, über Begeisterungsfähigkeit - die Frage ist eher, wie das alles, was uns an konstruktivem Geist mit ins Leben gegeben wurde, mit der Zeit durch Misserfolg, Frustration oder Verletzung eingeebnet werden kann, wie resistent der Mensch gegenüber dem Übel der Welt ist und den Bedrohungen der eigenen kleinen, trieb- und geistgesteuerten Welt stand halten kann?
"Soziale Kompetenz" hat für mich viel mit der Fähigkeit zu tun, der Echtheit eine Chance zu geben, das heißt, Schwächen zuzugeben und Stärken ausspielen zu können.
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Taxus
Beitrag 24.Mar.2006 - 07:58
Beitrag #9


Suppenköchin
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Was ist dann das Gegenteil von "EQ". Sowas wie "emotionale Blindheit"?

Ich kenne mehrere Personen, die ich so bezeichnen würde. Ich würde das so sehen, dass diese Menschen sehr wenig "bewußten Zugang" zu den eigenen Gefühlen haben und auch auf die Gefühle anderer meist nicht "adäquat" reagieren können. Was ihnen im Leben große Probleme beschert.

Ich würde mich jedoch hüten, diese Menschen deshalb in irgendeiner Art gering zu schätzen. Sie haben ebenso Gefühle wie andere auch. Doch in ihrer Biographie gibt es Gründe dafür, warum sie sie "wegsperren". Zum Beipiel eine gefühllose autoritäre Erziehung, Kriegserlebnisse...

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Bilana
Beitrag 24.Mar.2006 - 09:37
Beitrag #10


Capparis spinosa
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QUOTE
.. interessant find ich, dass der Begriff und die Forschungsrichtung in einer Zeit aufgekommen ist, als die ersten Früchte der (teils missverstandenen) Antiautoritären Erziehung älter und teils erwachsen wurde (keine Ahnung, obs in USA auch so ne Richtung gab, wie ich es hier in D-Land erlebte.)


Ist das so?
Nun antiautoritäre Erziehung ist/war nicht das Gelbe vom Ei, das ist nun bekannt. Aber ich dachte immer, soziale, emotionale Inkompetenz wäre nun nicht unbedingt eine notwendige Folge davon. Eher andere Defizite.
Denke eher, wie Taxus schrieb, eine zu autoritäre Erziehung begünstige emotionale Inkompetenz. (Soziale Inkompetenz nicht unbedingt, denn in einem autoritären Umfeld mag es ja erstmal von Vorteil sein. Nicht auf Dauer. Natürlich.)



QUOTE
sind für mich Dinge, die mensch irgendwann - und das möglichst früh - gelernt haben muss.

Warum muss? Und in welchem Ausmaß?

Und ist Egoismus wirklich eine Folge mangelnder emotionaler und sozialer Kompetenz oder ist es nicht eher ander herum?
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Bilana
Beitrag 24.Mar.2006 - 13:59
Beitrag #11


Capparis spinosa
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Ah ok Mab. Ja das mag stimmen. Hatte den zweiten Schritt vor dem ersten gemacht. was du beschreibstist ja noch die Phase, in der Kinder ganz bewusst erzogen werden. Man sagt ihnen bewusst, sie mögen anderen am Tisch ein Stück Schokolade anbieten und nicht die Tafel alleine essen wollen. Um halt Teilen zu lernen.
Je älter der Mensch wird um so unbewusster geht die "Erziehung" und das Lernen von statten. Das was an positiven Grundsteinen gelegt wurde kann auch wieder zerstört werden. Nämlich dann, wenn der junge Mensch merkt im Elternhaus werden ganz andere "Werte" gelebt, als man versucht ihm beizubringen. Ebenso im Klassenverband und wo imer noch sich junge Menschen so aufhalten. Oder spätestens wenn die ersten Berufserfahrungen gemacht werden und der mensch merkt, dass die Werte, die er hat und achtet da weniger zählen, ihnen zugegen gehandelt wird.

QUOTE
Diese Werte werden so tief eingegraben, dass sie zu einem Gefühl werden.

Hm. Ist es nicht eher so, dass Einhaltung und Verletzung der Werte Gefühle auslösen? Und mehr. s.u.

QUOTE
Mensch ist für mich nicht ein Fertigprodukt mit Gefühlen, Geist und was dazu gehört. Es hat sich entwickelt.

Mit Sicherheit. Allerdings sind Gefühle wohl per se da. Wie warum auch immer. Anerzogen ist die die Fähigkeit sie zu deuten an sich und anderen und darauf zu reagieren.
Bsp: Trauer über den Tod eines geliebten Menschen empfindet wohl jeder. Bei uns gehört es zur Norm, ist es gesellschaftlich anerkannt im Anblick des Verlustes stark zu sein, sich der guten Stunden zu erinnern, zu zeigen, dass man nach vorne Blicken kann.
Trost bedeutet Hilfe stark zu sein. "Wir schaffen das!"
In so mancher asiatischer Kultur gehört es zum guten Ton laut und möglichst öffentlich zu jammern, zu weinen, sich regelrecht in Staub zu wälzen und Weltuntergangsstimmung zu verbreiten. Und Trost und Mitgefühl wird ausgedrückt in dem andere es gleich tun. Und je mehr Menschen sich einfindenmit zu jammern um so bestätigter und anerkannter fühlt sich der trauernde Mensch in seinem Verlust.
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hexe
Beitrag 24.Mar.2006 - 22:09
Beitrag #12


Gut durch
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Schönes Thema :)

Finde ich doch hier mein aktuelles Lieblingswort : Empathie

Empathie = MitGEFÜHL statt MitLEID
Das bedeutet,sich in die verbal geäußerte Gefühlswelt eines Mitmenschen hineinfühlen,sich aber nicht mit hinunterziehen lassen bzw.sich nicht mit euphorisieren lassen,sondern den Kern der Aussage erkennen,mitfühlen,aber neutral genug bleiben,um objektive Lösungswege anbieten zu können.

Mein Lieblingswort deshalb,weil ich den Inhalt nahezu perfekt finde.
Wenn ich ein Problem habe,welchen Grund gibt es für mich,dieses jemand anderem zu erzählen?Was erwarte ich von meinem Gegenüber?
Empathie!
Nicht Mitleid,denn Mitleid macht mich zum armen Opfer.Mitleid impliziert,daß es keinen Ausweg gibt.
Dennoch erwarte ich Anteilnahme,Verständnis.Also Mitgefühl.
Der Unterschied zwischen Mitleid und Mitgefühl ist meiner Meinung nach,daß ein mitleidender sich mit in meine momentane Ausweglosigkeit begibt,während ein mitfühlender sich meine Situation deutlich veranschaulicht und von seinem nicht durch Ausweglosigkeit geprägten Standpunkt aus eine Lösung entwickeln kann;was mir im Moment der Krise nicht möglich ist.

Darum,Bilana,von mir vorerst diese Teilantwort:
Empathie ist ein wichtiger Faktor im alltäglichen Miteinander.Erzählt mir jemand von eigenen Problemen,kann ich mit Empathie helfen(mit Mitleid hingegen nicht).Darum bin ich stets darauf bedacht,entsprechend zu handeln und erwarte dies auch von anderen.
Im Einstellungstest für einen job sollte Empathiefähigkeit aber kein entscheidendes Kriterium sein - es sei denn,es handelt sich um einen sozialen Beruf,denn hier wäre es ja wichtig(z.B.StreetworkerIn,SozialarbeiterIn,PsychologIn,Krankenschwester,usw).
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Bilana
Beitrag 24.Mar.2006 - 22:55
Beitrag #13


Capparis spinosa
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@Mab:
Ähnliches meine ich auch gelesen zu haben. Zudem sollen, wenn wunderts, schon Babys den Umgang mit Emotionen von den sie umgebenden Menschen lernen, was sich wiederum auf das gesamte spätere Leben auswirken soll.

QUOTE
Gefühle, die entstehen, wenn einem etwas gegen den Strich oder die Werteinstellung geht, sind da wohl eher gelernt.

Das sind doch Wut und Ärger?

QUOTE
Ich kann in meiner Vorstellung Gefühle von Gehirn, Körper nicht trennen. Sie sind nicht für mich irgendwie vorhanden, sondern geworden.

Aber wenn du es lernst ist es dann nicht eine Kognition? Keine Emotion?
Bsp. „Das tut man nicht.“ Du weist auf diesen Ausspruch folgt Bestrafung oder zumindest das Gefühl keine gute Tochter, kein gutes Mädchen zu sein. Kurz weniger geliebt zu sein. Also triggert schon der Ausspruch die negativen Gefühle, die eigentlich vom Liebesentzug erzeugt werden. Und später schon alleine die Handlung von der angenommen wird, ihre Entdeckung könnte zu Liebesentzug führen.

Das denke ich zumindest. Deshalb denke ich auch bestimmte Grundgefühle sind einfach da, alles andere ist Kognition und kann nach den gleichen Prinzipien verändert werden, wie es in einen rein gekommen ist. (Sofern das denn gewünscht ist.)

Auch trenne ich für mich schon stark Gefühle von Psyche und Körper. Das eine kann das andere Verursachen, aber getrennt ist es dennoch.

@hexe:
Da stimme ich dir absolut zu. Mehr noch. Der Unterschied zwischen Mitgefühl und Mitleid bedeutet ja auch gesunde Abgrenzung, z.B. in den von dir genannten Berufen. Aber ob ich mich mitfühlend oder mitleidig gebe, empfinde ist ja wohl auch der eigene (Un)Willkühr unterworfen.
Es bleibt die Frage wie viel Empathie gut und nötig ist und auf welchen Wegen das Funktionieren soll. Mitfühlen im Sinne von nachfühlen, sicher. Aber nicht alles kann schon mal erlebt und dadurch empfunden (so nachempfunden sein). Logisch oder? Ein sterbender Mensch verdient Mitgefühl, aber es liegt auf der Hand, das kein einziger der ihn begleitenden Menschen das nachempfinden kann.

Interessanter Weise hat bisher noch keine die Frage nach der eigenen Empathie oder emotionalen Intelligenz beantwortet. Zu intim? Zu schwer? Zu simpel? Zu offensichtlich?


Danke bis hier her schon mal.
Bilana

Der Beitrag wurde von Bilana bearbeitet: 24.Mar.2006 - 23:15
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Imani
Beitrag 24.Mar.2006 - 23:24
Beitrag #14


Fürstin Pückler
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QUOTE (Bilana @ 24.Mar.2006 - 22:55)
Auch trenne ich für mich schon stark Gefühle von Psyche und Körper. Das eine kann das andere Verursachen, aber getrennt ist es dennoch.

Ich glaube, dass sich das nicht trennen lässt. Emotion und Kognition existieren nicht unabhängig voneinander, ebenso wenig wie Emotionen von Psyche und Körper. Emotionsfreie Kognitionen sind nicht möglich, weil ihnen die Affektivität fehlen würde, die nötig ist, um eine Bedeutung zu hinterlassen. Die Emotionen bilden den Erfahrungsspeicher, aus dem heraus wir Entscheidungen treffen. Auf dieser Basis besitzen Emotionen eine Intelligenz, die wir brauchen, um rational etwas entscheiden zu können. Es ist eine Wechselwirkung.
Emotionen, die nicht bewusst gemacht werden (können) wirken auf die Psyche und oftmals auch auf den Körper (Somatisierung). Es ist eine Einheit, die nur zusammen funktioniert, nicht getrennt voneinander.

QUOTE (Bilana)

Interessanter Weise hat bisher noch keine die Frage nach der eigenen Empathie oder emotionalen Intelligenz beantwortet. Zu intim? Zu schwer? Zu simpel? Zu offensichtlich?

Zu komplex und vielleicht zu begriffslastig. Empathie ist ja keine Haltung, die ich beschließe zu haben, sondern eine Empfindung und eine innere Haltung die entsteht, wenn etwas in meinem Gegenüber in mir auf Resonanz stößt. Dazu braucht es Wahrnehmung und Reflexivität. Die Voraussetzung für beides ist Neugier – auf mich selbst und auf andere. Ich kann nur so empathisch sein, wie ich auch offen bin für das, was mir begegnet.

Und ja, grundsätzlich halte ich mich für empathisch und auch für intelligent – kognitiv und emotional. Beides allerdings innerhalb von Grenzen, die ich manchmal nicht überschreiten kann und manchmal auch nicht will.
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hexe
Beitrag 24.Mar.2006 - 23:27
Beitrag #15


Gut durch
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@Bilana

Richtig.
Die Frage nach gut und nötig kann ich auch nicht beantworten,da kann ich nur mutmaßen:gut ist Empathie immer,schon wegen des sich-einlassens auf einen anderen Menschen.Wieviel nötig ist,ergibt sich vielleicht auch von selbst;wenn Empathie sich darauf beschränkt,den Kern einer Aussage zu erfassen,wird auch das Problem erfaßt,und somit auch das erforderliche Maß an Hilfe.
Vielleicht kommt hier die emotionale Intelligenz ins Spiel?Was ich meine,ist eine Art intuitives Wahrnehmen der Prioritäten der/des anderen.Das wäre so meine spontane Definition von emotionaler Intelligenz,zumindest ein Teilaspekt,denn E.Q.umfaßt sicherlich mehr als nur das.

Der sterbende Mensch,das mag ich noch aufgreifen - da hast Du recht,natürlich kann das Gefühl des sterbens kein gesunder Mensch nachempfinden.Trotzdem ist es möglich,einen Sterbenden adäquat zu begleiten,indem man einfach da ist und versucht,sich vorzustellen,man selbst wäre in dessen Lage,was würde man sich wünschen?Wenn derjenige das noch zu äußern vermag,umso besser.Diese Wünsche wenn möglich zu erfüllen,ist auch Empathie - eben mitfühlen und Lösungen anbieten.
Mitfühlen heißt hier begreifen.

Was die von Dir genannte gesunde Abgrenzung betrifft:auch da gebe ich Dir Recht.
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Bilana
Beitrag 24.Mar.2006 - 23:33
Beitrag #16


Capparis spinosa
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Hallo Imani.
Unbedingt, da hatte ich mich wohl undeutlich ausgedrückt. mit, das eine verursacht das andere meinte ich, was du beschreibst. Somatisierung als körperliche manifestation ungewollter Gefühle wie Trauer, Wut, Angst, Scham.
Anders herum verursacht körperliches Leid und Schmerz ja auch (fast) immer seelisches Leid und zwar graduell Abhängig.
So mag auch die Wechslewirkung positiver Gefühle sein.
Dennoch ist doch eindeutig wahrnehmbar ob z.B. der Schmerz am Körper ist oder nicht. (Das manchmal psychisches Leiden die alleinige Ursache ist und nicht körperliches ist eine andere Frage.)

QUOTE
Die Emotionen bilden den Erfahrungsspeicher, aus dem heraus wir Entscheidungen treffen. Auf dieser Basis besitzen Emotionen eine Intelligenz, die wir brauchen, um rational etwas entscheiden zu können. Es ist eine Wechselwirkung.

Hm. Klingt nicht logisch. Nicht für mich. :D
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Imani
Beitrag 24.Mar.2006 - 23:42
Beitrag #17


Fürstin Pückler
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QUOTE (Bilana @ 24.Mar.2006 - 23:33)
Dennoch ist doch eindeutig wahrnehmbar ob z.B. der Schmerz am Körper ist oder nicht. (Das manchmal psychisches Leiden die alleinige Ursache ist und nicht körperliches ist eine andere Frage.)

Das ist nicht so oft wahrnehmbar, wie man denkt. Leid kann sich durch Schmerz ausdrücken, der längst nicht immer konkret als "körperlich" zugeordnet werden kann, vielmehr als diffuses zielungerichtetes Gefühl. Es gibt Menschen, die brauchen Jahre, bis sie sich für sich selbst so viel Körperlichkeit zugestehen können, dass sie benennen oder auch nur wahrnehmen können, wo der Schmerz spürbar ist. (Fast schon off topic, oder?)

QUOTE (Bilana)

Hm. Klingt nicht logisch. Nicht für mich.  :D 


Nicht logisch in welcher Hinsicht? Es ist zumindest ein beforschter Teil der Emotionspsychologie, aber das muss nicht unbedingt was heißen. ;)
Nein, ernsthaft, inhaltlich nicht logisch, oder persönlich nicht logisch? *Neugiermodus*
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Bilana
Beitrag 25.Mar.2006 - 13:05
Beitrag #18


Capparis spinosa
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QUOTE
Mitfühlen heißt hier begreifen.

Mag sein. Nun kann aber nicht jede alles begreifen. Den meisten wird wohl das begreifen der höheren Mathematik ewig verwährt bleiben. Da lässt sich raten, dann arbeite nicht, das Mathematik erfordert.
Mit Empathie sieht es anders aus. Die braucht frau (und mann) immer und überall.

QUOTE
(Fast schon off topic, oder?)

Nicht wirklich. Es ist klar, dass sich Körper und Psyche gegenseitig beeinflussen im Guten, wie im Schlechten. Wenn jemand körperliches oder psychisches Leid nicht wahrnehmen, beschreiben kann, dann wird es doch in unserer Gesellschaft als Störung gesehen, die behandelt werden kann und muss.
Im Idealfall sind körperliche und psychische Zustande konkret wahrnehmbar und beschreibbar.

QUOTE
Nicht logisch in welcher Hinsicht? Es ist zumindest ein beforschter Teil der Emotionspsychologie, aber das muss nicht unbedingt was heißen. 
Nein, ernsthaft, inhaltlich nicht logisch, oder persönlich nicht logisch? *Neugiermodus*


Beides. (Die Threadüberschrift ist durchaus selbstironisch zuverstehen.) Ich kenne ja, wenn überhaupt, nur mein eigenes Inneres. Kann also nur daran die von dir gemachten Aussagen überprüfen.
Das Emotion und Kognition zusammenhängen, sich gegenseitig beeinflussen erscheint mir nachvollziehbar. (Was nicht heißt, das ich es immer logisch finde.)
Aber Emotionen als notwendige Basis rationale Entscheidungen zu treffen? Emotionen als Erfahrungsspeicher? Ich sehe Rationalität und Emotionalität eher in einem (durchaus positiven) Spannungsfeld. Die Kognition nun versucht ein Optimum zwischen beidem zu finden.

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Imani
Beitrag 25.Mar.2006 - 14:37
Beitrag #19


Fürstin Pückler
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QUOTE (Bilana @ 25.Mar.2006 - 13:05)
Im Idealfall sind körperliche und psychische Zustande konkret wahrnehmbar und beschreibbar.

Dieser Idealfall ist leider eine Illusion. Es ist vieles wahrnehmbar und beschreibbar, aber bei weitem nicht alles und längst nicht bei allen. Und eine Störung im pathologischen Sinne wird es erst dann, wenn es massive Einschränkungen mit sich bringt. Oft reicht schon ein anderer Umgang mit der eigenen Wahrnehmung. Den allerdings muss man sich zugänglich machen, etwas was einfacher klingt, als es für sehr viele Menschen ist.

QUOTE (Bilana)

Aber Emotionen als notwendige Basis rationale Entscheidungen zu treffen? Emotionen als Erfahrungsspeicher? Ich sehe Rationalität und Emotionalität eher in einem (durchaus positiven) Spannungsfeld. Die Kognition nun versucht ein Optimum zwischen beidem zu finden.

Das Spannungsfeld schließt den Erfahrungsspeicher nicht aus. Es ist nicht möglich, sich jenseits der eigenen Emotionen zu verhalten oder zu handeln. Die Art der Emotionen beeinflusst die Art der Aufmerksamkeit und der Wahrnehmung. Das lässt sich schulen, aber es ist Erkenntnis- und Verdrängungsprozessen unterworfen.
Die Affektivität, mit der wir Erlebtes verarbeiten, prägt unseren Blickwinkel darauf, auch Jahrzehnte später noch. Es geht nicht darum, dass Emotionen dazu verhelfen "rationale" Entscheidungen zu fällen, sondern sie sind die Voraussetzung, überhaupt Entscheidungen treffen zu können – rationale und irrationale. Emotionen sind Zustände, die durch ein charakteristisches Erleben erfahrbar werden. Sie haben einen Einfluss auf körperliches Empfinden ebenso, wie auf Verhaltensweisen. Solange kognitive Botschaften keine affektive Mitteilung enthalten, werden sie nicht wahrgenommen und hinterlassen keinen emotionalen Eindruck.

Und es nicht die Kognition, die versucht, ein Optimum zwischen Rationalität und Emotionalität zu finden, sondern das Verstehen eigener emotionaler Zustände durch (kognitive) Reflexion hilft, das Optimum zwischen Rationalität und Irrationalität zu finden.

Klingt es so logischer? :)
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Bilana
Beitrag 30.Mar.2006 - 15:26
Beitrag #20


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QUOTE
Dieser Idealfall ist leider eine Illusion.

Ich nenne es Idealfall. Recht unwahrscheinlich vielleicht, aber nicht utopisch.

QUOTE
Es ist nicht möglich, sich jenseits der eigenen Emotionen zu verhalten oder zu handeln.

Kommt drauf an was jenseits heißen soll. Es ist schon möglich ohne Berücksichtigung der Emotionen zu handeln. In bestimmten Situationen kann (fast) jeder wie ein homo oeconomicus agieren. Es sei denn es wird unterstellt, der augenblickliche Wunsch nach den Prinzipien des homo oeconomicus zu handeln basiert auf irgend einer Emotion. :D

QUOTE
Und es nicht die Kognition, die versucht, ein Optimum zwischen Rationalität und Emotionalität zu finden, sondern das Verstehen eigener emotionaler Zustände durch (kognitive) Reflexion hilft, das Optimum zwischen Rationalität und Irrationalität zu finden.

Ist für mich nichts anderes als ein Optimum zwischen Rationalität und Emotion, augenblicklichem Impuls. Irrationalität sehe ich als Ausdruck von Emotion, ob bewusst oder unbewusst.

QUOTE
Klingt es so logischer?

Logisch im Sinne von, ich sehe was du meinst, ja.
Logisch im Sinne von , ich verstehe es und bin auch dieser Ansicht, nein. Aber das muss ich wohl auch nicht.

Danke für deine Antworten. War gerade deshalb hilfreich.
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Vereinfachte Darstellung Aktuelles Datum: 20.11.2024 - 08:35