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> Thema kann triggern: Selbstmord, ...vom Ex - wie entwickelt sich eine Depression?
kröpi
Beitrag 15.Apr.2011 - 15:25
Beitrag #1


Naschkatze
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Ob dieses Thema hier rein gehört, weiß ich grad nicht, aber es hat ein Ereignis gegeben, was mich ziemlich derangiert hat. Ein Mann, mit dem ich vor etwa 20 Jahren ein Jahr gemeinsam gegangen bin, hat sich als Folge seiner Depression das Leben genommen.

Es hat mich unglaublich getroffen, obwohl ich ihn vor 5 Jahren (und da auch nur kurz) das letzte Mal gesehen habe. Ich war dann auf der Trauerfeier und das hat mich fürchterlich aufgeregt. Nicht nur, weil der Pastor überhaupt nicht die richtigen Worte gefunden hat (vielleicht hat ihn das Selbstmordthema auch überfordert), sondern weil ein unglaubliches Wust an Gefühlen in mir tobte.

Habe dann versucht in Gesprächen meine Mitte wieder zu finden, was mir leider nicht gelungen ist, aber es kristalisierte sich ein Gefühl ganz besonders heraus: Angst. Angst, d. meine Frau aus ihren depressiven Verstimmungen irgendwann auch eine echte Depression macht. Denn damals merkte ich, d. dieser Mann ein Problem hatte, aber d. es die Vorläufer einer tötlichen Depression waren, ist mir damals (in meiner Jugendlichkeit und Unwissenheit) nicht aufgefallen. Und ich frage mich, ab wann man eine depressive Verstimmung hat und ab wann es dann doch eine Krankheit ist.

Und ich habe versucht, es mit meiner liebsten zu besprechen, habe ihr gesagt, d. ich Angst habe, mir Sorgen mache. Das es mir wichtig ist, d. sie sich mehr um ihr Wolgefühl kümmert, damit aus ihren Unzufriedenheiten und depressiven "Anwandlungen" (wie sie es nennt) keine behandlungspflichtige Depression wird. Und dann sagt sie so Sachen wie "da gibt es doch eh keine effektive Therapie, wie man mal wieder gesehen hat!". Und sie werde eh nie wirklich glücklich, sondern sie wäre eben konstitutionell ein unzufriedener Mensch. Gibt es so etwas??? Kann das lebenserfüllend sein? Und wenn ich meine, d. man doch versuchen kann, sein Leben zu verbessern, an sich zu arbeiten, etwas für sein Glück zu tun, dann meint sie, ihr wäre nicht zu helfen und sie wisse sowieso nicht, was ihr wirklich gut tun würde. Und für sie gäbe es da eh niemanden, der ihr wirklich helfen könnte. Und wenn sie SOETWAS sagt, dann schrillt bei mir alles. Denn DAS ist doch etwas, was einen daran hindert, sich in einer schlimmen Depression Hilfe zu suchen, und dann gibt es eben nur noch einen Weg - wenn das Leben nicht mehr zu ertragen ist.

So ein Selbstmord läßt soviele Fragen offen: Warum hat er sich nicht Hilfe geholt? Haben die Menschen um ihn herum Signale nicht wahrgenommen? Etwas übersehen? Hätte er Hilfe überhaupt annehmen können? Wollen? Hat er Signale ausgesandt, die man hätte merken müssen? Oder wollte er vielleicht gar keine versenden?? Wann merkte er denn, d. er diesen Weg gehen muß?

Als ich nun mit meiner liebsten darüber reden wollte (sie kannte diesen Mann auch und war auch mit auf dem Begräbnis), ist das irgendwie total in die Hose gegangen. Wir hatten anschließend beide schlechte Laune. Plötzlich meint sie, sie wäre ja gar nicht depressiv, nur unzufrieden. Aber 1. war das dieser Mann vor 20 Jahren auch NUR, unzufrieden, und zweitens sagt meine Frau seit Jahren ständig von sich, sie sei winterdepressiv, sie leide unter ihrer Antriebsarmut, könne nicht zufrieden mit sich sein, leide an ihrer Interessenlosigkeit, finde ihr Leben unerfüllt.
Und ich bin mir nicht sicher, ob jetzt der richtige Zeitpunkt sein könnte, zu intervenieren, oder ob sie sich schon am Anfang dieses Strudels befindet, so es denn einen gibt, der einen in die Tiefe zieht, und ob ich in 10-20 Jahren völlig verzweifelt mich frage, ob man zum jetzigen Zeitpunkt noch etwas hätte machen können.... Ist das zu wirr oder war das verständlich?

Jedenfalls, ihre ablehnende Haltung sich mit sich auseinander zu setzen, setzt mir wiederum stark zu. Wer meine früheren Posting kennt, weiß, d. ich immer schnell versuche, mein Gleichgewicht wieder zu finden und eigentlich auch weiß, wie ich's anstellen muß. Diese Handlungsunfähigkeit ist mir sehr fremd, dieses Verharren auf "mir-gehts-beschissen-aber-ich-will-nichts-bessern" ist mir persönlich ein totales Rätsel.

Und ich bin da mal wieder außen vor. Es ist schließlich ihr Ding, ob sie an sich/mit sich arbeiten will. Nur sie kann versuchen sich oder etwas in ihrem Leben zu ändern. Also bleibt mir die Rolle der liebenden, passiven Beobachterin, im schlimmsten Falle bis zum bitteren Ende, wie sich jetzt bei meinem Ex gezeigt hat.

Und das macht mir ganz arg Angst. Weil ich weiß, d. ich das nicht ertragen, nicht aushalten könnte. Und das Liebe als Therapie für eine Depression nicht reicht, zeigten die jüngsten Beispiele.

Wie gehe ich mit meiner Angst am besten um?




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LadyGodiva
Beitrag 15.Apr.2011 - 17:00
Beitrag #2


Strøse
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Kröpi, so gerne ich auch einen Rat wüsste, muss ich an dieser Stelle als Admin unter anderem auch darauf hinweisen, dass es kaum Unsichereres gibt als eine Telediagnose oder gar -prognose und daher jeder auch noch so fundierte Ratschlag den individuellen Gang zum Spezialisten wohl nicht ersetzen kann. Vor allem dann, wenn an dieser Stelle konkrete Beispiele dritter herangezogen werden.

Dir / Euch das Bestmögliche weiterhin.

MfG,

LadyGodiva für die Strösen
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LadyGodiva
Beitrag 15.Apr.2011 - 17:19
Beitrag #3


Strøse
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...und jetzt ein wenig privater:
ZITAT
Es ist schließlich ihr Ding, ob sie an sich/mit sich arbeiten will.


Ja, so hart ist es.
Sich das letztenendes einzugstehen, ringt mitunter würgend um das letzte Restchen lebendige Liebe.

Lebenswillen gibt es nicht als Transplantat und manchmal reicht ein verbleibendes "du" eben nicht mehr zum Bleibenwollen aus, wenn das "ich" schon längst die innere Weite gesucht hat.

Wäre ich an deiner Stelle, würde ich in ruhigem Zusammenhang über meine Ängste und etwaige Begründungen mit der anderen sprechen - sie auf Veränderungen hinweisen, die mich auf den Gedanken bringen, etwas habe sich an ihr beunruhigenderweise in letzter Zeit verändert. Und anbieten, den Weg der Ursachenforschung dafür zu begleiten - aus Liebe zu ihr und um der Liebe willen.
Keine Mantras der eigenen Sorge.
Wenn sie keinen Bedarf an Veränderung erkennt, oder der Erkenntnis keine Konsequenzen folgen, wird es spätestens Zeit für dich, dich ganz "klassisch" mit deinen Ängsten auseinander zu setzen, für dich allein. In der Hoffnung, sie findet ihren Weg schon - wichtig ist, ganz banal, dass du deinen Faden nicht verlierst. (Abgesehen natürlich davon, es entwickelt sich ein akut behandlungspflichtiger Verlauf bei ihr, z.B. offensichtlich veränderte(s) Hungergefühl, Schlaf- oder Kommunikationsgewohnheiten, sorgloser Umgang mit Geld, "konkretere" Andeutungen über Suizid, merkbare Vernachlässigung von Alltagspflichten und Hygiene,...)

Ich wünsche dir viel Kraft zur Auseinandersetzung.
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kahikatea
Beitrag 15.Apr.2011 - 18:18
Beitrag #4


Reisefreudige Nacht-zum-Tag-Macherin
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ZITAT(kröpi @ 15.Apr.2011 - 16:25) *
Und ich frage mich, ab wann man eine depressive Verstimmung hat und ab wann es dann doch eine Krankheit ist.

Zwar gibt es Kriterien hierfür (die damit zu tun haben, wie sehr die betreffende Person selbst darunter leidet und in ihrem Leben eingeschränkt ist) - aber nützt es Dir denn, die Befindlichkeit Deiner Partnerin unter "depressive Verstimmung", "Depression" oder noch einer anderen Kategorie einzusortieren?

ZITAT
Und dann sagt sie so Sachen wie "da gibt es doch eh keine effektive Therapie, wie man mal wieder gesehen hat!". Und sie werde eh nie wirklich glücklich, sondern sie wäre eben konstitutionell ein unzufriedener Mensch. Gibt es so etwas??? Kann das lebenserfüllend sein?
[...]
Diese Handlungsunfähigkeit ist mir sehr fremd, dieses Verharren auf "mir-gehts-beschissen-aber-ich-will-nichts-bessern" ist mir persönlich ein totales Rätsel.


Vielleicht schließt sie daraus, daß sie ihren Zustand nicht anders kennt (oder zumindest schon lange nicht mehr anders erlebt hat), daß es ihre Konstitution sei? Menschen schließen auch in anderen Dingen manchmal auf Charakterzüge als Ursachen, selbst wenn Situationen einen großen Einfluß haben können, was eine Person tut und wie es ihr geht.

Vielleicht ist es auch kein "ich will nichts bessern", sondern ein "ich habe schlichtweg keine Hoffnung, daß irgendetwas besser werden könnte"? Hoffnungslosigkeit kann schließlich einen der Kerne von Depression ausmachen.

Vielleicht ist es auch Angst vor Änderung, vor dem Unbekannten, was Therapie oder auch nur eigene Arbeit an sich selbst vielleicht doch verändern könnte? Wenn man die eigene Depressivität als "Konstitution" betrachtet, müßte man ja auch nichts an sich ändern.

Jeweils mit der Betonung auf "vielleicht" sind dies aber allenfalls Fragen als mögliche Denk- und Verständnisanstöße für Dich, keine unmöglichen Ferndiagnosen über andere Menschen. Was in Deiner Partnerin vorgeht und wie sie sich entwickelt, weiß allenfalls sie selbst.

ZITAT
Und das macht mir ganz arg Angst. Weil ich weiß, d. ich das nicht ertragen, nicht aushalten könnte. Und das Liebe als Therapie für eine Depression nicht reicht, zeigten die jüngsten Beispiele.

Wie gehe ich mit meiner Angst am besten um?

und

ZITAT(LadyGodiva @ 15.Apr.2011 - 18:19) *
Wenn sie keinen Bedarf an Veränderung erkennt, oder der Erkenntnis keine Konsequenzen folgen, wird es spätestens Zeit für dich, dich ganz "klassisch" mit deinen Ängsten auseinander zu setzen, für dich allein.


Falls Dir, kröpi, die Situation Deiner Partnerin Angst macht, auf Dauer überfordernd erscheint und es Dir nicht gelingt, mit Deiner Partnerin fruchtbar darüber zu sprechen, so gibt es zumindest in größeren Städten auch Beratungsstellen für Angehörige psychisch kranker Menschen, an die Du Dich wenden könntest. Wie hilfreich dies wäre (und ob sie dort sensibel gegenüber gleichgeschlechtlichen Paaren wären), käme wohl auf den Versuch an, aber der müßte nicht schaden. Sich mit der Angst auseinanderzusetzen, kann nötig werden, aber das muß nicht allein passieren.



Der Beitrag wurde von kahikatea bearbeitet: 15.Apr.2011 - 18:22
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LadyGodiva
Beitrag 15.Apr.2011 - 18:23
Beitrag #5


Strøse
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Unabhängiger wäre wohl der bessere Begriff dafür gewesen - verzeih, ich meinte auf keinen Fall, dass das etwas sei, was im Alleingang stattzufinden habe.
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dragonfly
Beitrag 15.Apr.2011 - 20:34
Beitrag #6


Salzstreuerin
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Wie die anderen schon geschrieben haben, kann und darf hier keine Ferndiagnose gegeben werden. Ich kann nur aus meiner persönlichen Erfahrung sagen, dass sich ein Mensch, der sich auf dem Weg in eine Depression oder schon mittendrin befindet, nicht allein auf Grund äußerer Wünsche und Bitten von Freunden und Angehörigen in Behandlung begibt. Dazu gehört die Erkenntnis, dass man alleine nicht mehr aus dieser Situation herausfindet und dass man wirklich Hilfe benötigt. Ich bin über Jahre hinweg mit depressiven Verstimmungen (so würde ich es nennen) durch die Gegend gewandelt, aber die ganze Zeit über war der Leidensdruck nicht groß genug. Diese negative Grundstimmung war für mich normal und gehörte dazu, so dass ich gar nicht auf die Idee gekommen bin, dass ich Hilfe benötige. Erst ein ganz bestimmter Auslöser hat das Fass dann zum Überlaufen gebracht und mich umgeworfen. Ich bin weiter normal zur Arbeit gegangen und habe funktioniert, aber ca. drei Wochen lang kaum etwas gegessen und getrunken und war in absoluter Hoffnunglosigkeit gefangen (auch wenn es theatralisch klingt). Ein ganz schlimmes Gefühl, dass ich wirklich niemandem wünsche. Bis ich dann irgendwann erkannt habe, dass es so nicht weitergeht und ich Unterstützung brauche. Genau in dieser Phase hat mir auch eine gute Freundin klipp und klar gesagt, dass ich da nicht mehr alleine rauskomme, so dass es dann im Zusammenspiel zwischen eigenem "Licht aufgehen" und Anstoß von außen dazu geführt hat, dass ich zum Arzt gegangen bin.

Was ich damit sagen will...der eigentliche und wichtigste Anstoß muss von deiner Partnerin kommen. Sie muss erkennen was mit ihr los ist und entsprechende Konsequenzen in Form ärztlicher Hilfe ziehen oder, falls wirklich nur eine Unzufriedenheit vorliegt, auf andere Art an der Verbesserung ihrer persönlichen Situation arbeiten.

Ich würde jedoch an deiner Stelle nicht den Teufel an die Wand malen. Die Erfahrung, dass sich dein ehemaliger Partner das Leben genommen hat, hat nichts mit eurer Situation zu tun und man sollte auch bei einer Depression (sofern diese überhaupt vorhanden ist) nicht immer gleich von den schlimmsten Folgen ausgehen. Deine Partnerin wird wissen, dass du für sie da bist, das ist das Wichtigste. Alles andere muss man (leider) erstmal auf sich zukommen lassen.
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kröpi
Beitrag 16.Apr.2011 - 14:18
Beitrag #7


Naschkatze
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ZITAT(LadyGodiva @ 15.Apr.2011 - 18:00) *
Kröpi, so gerne ich auch einen Rat wüsste, muss ich an dieser Stelle als Admin unter anderem auch darauf hinweisen, dass es kaum Unsichereres gibt als eine Telediagnose oder gar -prognose und daher jeder auch noch so fundierte Ratschlag den individuellen Gang zum Spezialisten wohl nicht ersetzen kann. Vor allem dann, wenn an dieser Stelle konkrete Beispiele dritter herangezogen werden.
LadyGodiva für die Strösen

Oh weia, ich fürchte, ich habe mich in meinen Erklärungen, warum mir das Thema so Sorgen bereitet, zu breit ausgelassen. Ich wollte keine Diagnose. Die eigentliche Frage, so auch am Abschluß gestellt, lautete schlicht: Wie gehe ich mit meiner Angst am besten um? Mir geht es tatsächlich um mich....

Die Frage ist eher, spreche ich meine Sorgen an? Hilft das etwas oder macht es das noch schlimmer? Kann ich überhaupt selber aktiv etwas verbessern? Ich will sie ja auch nicht nerven. Und vielleicht sehe ich in meiner Sorge auch nur alles zu negativ, weil ich grundätzlich in einem anderen Muster gestrickt bin als meine Frau. Solche Dinge halt. Und: wie komme ich mit meinen Ängsten besser zurecht....

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kröpi
Beitrag 16.Apr.2011 - 14:31
Beitrag #8


Naschkatze
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ZITAT(kahikatea @ 15.Apr.2011 - 19:18) *
Zwar gibt es Kriterien hierfür (die damit zu tun haben, wie sehr die betreffende Person selbst darunter leidet und in ihrem Leben eingeschränkt ist) - aber nützt es Dir denn, die Befindlichkeit Deiner Partnerin unter "depressive Verstimmung", "Depression" oder noch einer anderen Kategorie einzusortieren?

Nein. Natürlich hilft mir das nix weiter, wenn man es irgendwie klassifiziert. Aber ich finde Deinen Gedanken sehr interessant, d. es Ausdruck von Hoffnungslosigkeit und Angst vor Veränderungen sein kann. Das könnte ich mir schon vorstellen.
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kröpi
Beitrag 16.Apr.2011 - 14:38
Beitrag #9


Naschkatze
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ZITAT(dragonfly @ 15.Apr.2011 - 21:34) *
Ich kann nur aus meiner persönlichen Erfahrung sagen, dass sich ein Mensch, der sich auf dem Weg in eine Depression oder schon mittendrin befindet, nicht allein auf Grund äußerer Wünsche und Bitten von Freunden und Angehörigen in Behandlung begibt. ..... Ich bin über Jahre hinweg mit depressiven Verstimmungen (so würde ich es nennen) durch die Gegend gewandelt, aber die ganze Zeit über war der Leidensdruck nicht groß genug. Diese negative Grundstimmung war für mich normal und gehörte dazu, so dass ich gar nicht auf die Idee gekommen bin, dass ich Hilfe benötige.

Vielen Dank für Deine persönliche Beschreibung. Genau so, wie Du hier schreibst, sagt es meine Frau von sich auch. Es sei für sie normal. Sie brauche keine Hilfe....

ZITAT(dragonfly @ 15.Apr.2011 - 21:34) *
Ich bin weiter normal zur Arbeit gegangen und habe funktioniert, aber ca. drei Wochen lang kaum etwas gegessen und getrunken und war in absoluter Hoffnunglosigkeit gefangen (auch wenn es theatralisch klingt). Ein ganz schlimmes Gefühl, dass ich wirklich niemandem wünsche. Bis ich dann irgendwann erkannt habe, dass es so nicht weitergeht und ich Unterstützung brauche. .... Was ich damit sagen will...der eigentliche und wichtigste Anstoß muss von deiner Partnerin kommen. Sie muss erkennen was mit ihr los ist und entsprechende Konsequenzen in Form ärztlicher Hilfe ziehen oder, falls wirklich nur eine Unzufriedenheit vorliegt, auf andere Art an der Verbesserung ihrer persönlichen Situation arbeiten.

Ja. Ich weiß. Aber auch ich wünsche ihr eben nicht, d. sie erst an diesen Punkt kommen muß, wo gar nichts mehr geht...

ZITAT(dragonfly @ 15.Apr.2011 - 21:34) *
Ich würde jedoch an deiner Stelle nicht den Teufel an die Wand malen. Die Erfahrung, dass sich dein ehemaliger Partner das Leben genommen hat, hat nichts mit eurer Situation zu tun und man sollte auch bei einer Depression (sofern diese überhaupt vorhanden ist) nicht immer gleich von den schlimmsten Folgen ausgehen. Deine Partnerin wird wissen, dass du für sie da bist, das ist das Wichtigste. Alles andere muss man (leider) erstmal auf sich zukommen lassen.

Danke. Du hast recht. Es ist ein anderer Mensch. Eine andere Situation. Eine andere Beziehung. Ein ganz wichtiger Hinweis.

Danke
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Schräubchen
Beitrag 20.Apr.2011 - 13:09
Beitrag #10


Dreht manchmal durch...
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"Man kann großen und tiefen Schmerz haben und sich doch darum nicht unglücklich fühlen, da man diesen Schmerz so mit dem eigensten Wesen verbunden empfindet, daß man ihn nicht trennen möchte von sich." Wilhelm von Humboldt

Für mich persönlich beinhaltet dieser Satz eine tiefe Wahrheit, denn mir geht es wohl ganz ähnlich. Für mich gehört es mittlerweile zur Normalität eine gewisse Traurigkeit / Depression im Alltag zu empfinden. Ich kann nur aus meiner Sicht schreiben, nicht aus der Sicht der "Angehörigen".

In den vergangenen Jahren habe ich einige negative Dinge erlebt, von denen meine Freunde sagen, dass sie in drei Leben passen. Ich habe in der ersten Zeit auch keine Hilfe gewollt, habe gedacht, damit allein klar zu kommen. Irgendwann ging es aber nicht mehr. Ich habe mir Hilfe gesucht und bin heute in der Situation, dass ich sage, dass das alles nichts bringt. Bei mir liegt das sicherlich einfach an der Tatsache, dass ich mit der Art der Therapie nicht klar komme, weshalb ich mich um einen anderen Therapieplatz bemühe. Das mache ich aber nicht, weil denke, dass das was bringt, sondern lediglich weil ich hoffe, dass es besser werden kann. Ich hab meine Hoffnung also nicht aufgegeben, dass das Leben auch wirklich schön sein kann.

Für meine Angehörigen ist die Situation sicherlich nicht leicht. Auch ich will eigentlich nicht mit ihnen über das alles sprechen. Nicht um ihnen weh zu tun, sondern um mich zu schützen. Diese Menschen sind mir wichtig, ich liebe sie und will das es ihnen gut geht. Wenn ich aber nun von ihnen zu hören bekomme, dass sie sich um mich Sorgen und es ihnen mit meiner Situation nicht gut geht, dann schmerzt mich das umso mehr. Insofern kann ich deine Freundin verstehen, wenn sie nicht mit dir darüber sprechen will. Für mich hat das mit Selbstschutz zu tun, ob es für deine Freundin genauso ist, vermag ich nicht zu sagen, könnte es mir aber vorstellen.

Eingangs schrieb ich, dass eine gewissen Traurigkeit zu meinem Alltag gehört. Das muss nicht schlecht sein, oftmals behalte ich genau deshalb den Überblick wenn andere ihn verlieren. Meine Freunde nennen dass "die Ernsthaftigkeit des Lebens". Ich seh eben nicht alles durch die rosa Brille, sondern betrachte das meiste ziemlich nüchtern. Aber ich bin immer wieder Dankbar, wenn es meine Lieben schaffen mich für einen Augenblick davon abzulenken. Diese kleinen Freuden im Alltag sind deshalb für mich von unschätzbarem Wert. Für mich ist es nicht leicht Zerstreuung zu finden, aber wenn ich sie mal finde, dann weiß ich, dass meine oben genannte Hoffnung vielleicht nicht vergebens ist...
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pfefferkorn
Beitrag 20.Apr.2011 - 13:36
Beitrag #11


Gut durch
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ich finde den vorschlag gut, sich mit der rolle der liebenden einer depressiven auseinanderzusetzen -

ich war mal in der situation, zu denken, dass schwierigkeiten in der beziehung die depression unterstützen - sozusagen, bis ich lernen durfte, dass es nicht die beziehung, mit all den schwierigkeiten ist, die die depression verursacht, sondern die depression, die die beziehung zerstören kann. das hat mich entlastet, weil ich das gefühl hatte, mitveranlasserin zu sein und mir das schuldgefühle gemacht hat.

und ich würde mich fragen, was es bedeutet, wenn sie sich entschließt "nichts" zu tun - ob du dich abgrenzen kannst und magst, ob dich ihre depression runterzieht und du dich schlecht fühlst, wenns dir "trotzdem" gut geht, ob du deinen erholungsurlaub dann vielleicht lieber mit anderen menschen machst - und was es bedeutet, wenn die frau an deiner seite mit ständiger unzufriedenheit durchs leben gehen mag - und ob es akzeptabel ist, wenn du öfters angst hast und dir doch klar ist, dass du für sie nichts machen kannst.

wann mußt/ kannst / willst du dich retten? wäre vielleicht auch eine frage
und: welche bedingugen müssen erfüllt sein, damit ich glück und lust empfinde...

ich wünsche dir dazu gelassenheit und ein sonniges plätzchen zum nachspüren
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kröpi
Beitrag 20.Apr.2011 - 20:31
Beitrag #12


Naschkatze
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ZITAT(Schräubchen @ 20.Apr.2011 - 14:09) *
Ich hab meine Hoffnung also nicht aufgegeben, dass das Leben auch wirklich schön sein kann.

Wenn ich das von ihr wüßte, würde es mir schon reichen...

ZITAT(Schräubchen @ 20.Apr.2011 - 14:09) *
Wenn ich aber nun von ihnen zu hören bekomme, dass sie sich um mich Sorgen und es ihnen mit meiner Situation nicht gut geht, dann schmerzt mich das umso mehr. Insofern kann ich deine Freundin verstehen, wenn sie nicht mit dir darüber sprechen will.


Habe damit auch schon aufgehört. Es hatte ihr auch nicht gut getan, d. hatte ich bemerkt. Jetzt versuche ich ihr nur heitere Momente zu verschaffen wenn es möglich ist und lasse sie wissen, d. ich bei ihr bin. Also sagen wir mal so: Ich versuche mein Leben für mich schön zu gestalten und lasse sie, wenn sie möchte, daran teilhaben. Aber auch das muß ich erst mal üben.... ich finde es nämlich schwer, mich zu freuen, wenn ich weiß, meiner süßen geht's gar nicht gut.
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kröpi
Beitrag 20.Apr.2011 - 20:39
Beitrag #13


Naschkatze
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ZITAT(pfefferkorn @ 20.Apr.2011 - 14:36) *
bis ich lernen durfte, dass es nicht die beziehung, mit all den schwierigkeiten ist, die die depression verursacht, sondern die depression, die die beziehung zerstören kann. das hat mich entlastet, weil ich das gefühl hatte, mitveranlasserin zu sein und mir das schuldgefühle gemacht hat.

Danke pfefferkorn. Ich glaube tatsächlich, d. das ganz wichtig ist. Vor allem, wenn so Sätze kommen wie "alles in meinem Leben ist schrecklich" und man sich fragt, wie schrecklich man denn selber sein muß, wenn man irgendwie Teil dieses Lebens ist und eigentlich das Gefühl hat, eine gute Beziehung zu führen.

ZITAT(pfefferkorn @ 20.Apr.2011 - 14:36) *
und ich würde mich fragen, was es bedeutet, wenn sie sich entschließt "nichts" zu tun -

Ja. Auch gute Frage. Noch habe ich nicht die Hoffnung aufgegeben, d. sie doch noch den Dreh findet.... (IMG:style_emoticons/default/unsure.gif)

ZITAT(pfefferkorn @ 20.Apr.2011 - 14:36) *
- und was es bedeutet, wenn die frau an deiner seite mit ständiger unzufriedenheit durchs leben gehen mag - und ob es akzeptabel ist, wenn du öfters angst hast und dir doch klar ist, dass du für sie nichts machen kannst. wann mußt/ kannst / willst du dich retten? wäre vielleicht auch eine frage

wenn es so bliebe wie es derzeit ist, würde ich es wohl auch dauerhaft so hinnehmen. Aber wenn es schlimmer wird wird es schlimmer....

ZITAT(pfefferkorn @ 20.Apr.2011 - 14:36) *
ich wünsche dir dazu gelassenheit und ein sonniges plätzchen zum nachspüren

Danke. Habe jetzt ne Menge Fragen für mich zu beantworten....
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