"Tatort"-Debatte: M*ssbrauch, nicht Inz*st!, Patriarchale Blindheit |
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"Tatort"-Debatte: M*ssbrauch, nicht Inz*st!, Patriarchale Blindheit |
11.Jan.2008 - 21:57
Beitrag
#21
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Gut durch Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 |
Zur Info: Interessanterweise meinte Jürgen Busche, Publizist und Buchautor, Berlin im DLF, daß alle Familienmitglieder als Aleviten dargestellt wurden - bis auf den Vater. Was immer das auch heißen mag ... |
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11.Jan.2008 - 21:59
Beitrag
#22
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multifunktionales Blond(s)chen Gruppe: Sonderbeauftragte Beiträge: 11.499 Userin seit: 17.06.2006 Userinnen-Nr.: 3.083 |
Ich denke, wenn es um Vorurteile im s**uellen Bereich geht, ist die Definition dieser Begriffe nicht mehr ausschlaggebend. |
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11.Jan.2008 - 22:01
Beitrag
#23
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Gut durch Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 |
Ich sagte ja, wenn die Thematik eindeutig gewesen wäre, dann könnte man über die Legitimität des Protestes, der ja bisweilen auch seltsame Züge annahm (so warfen Mitglieder der Gemeinde dem Sender vor, sich von Suniten sponsern zu lassen), streiten. Aber - das ist in meinen Augen hinfällig! Was nicht heißt, dass ich auch Verständnis für die Sensibilität habe. |
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11.Jan.2008 - 22:14
Beitrag
#24
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Gut durch Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 |
Für mich macht das sehr wohl einen Unterschied, da Mi*brauch niemals auf Einverständnis beider beruht, Inz*st hingegen ist zumindest die Möglichkeit gegeben. Inz*st ist ein Begriff, der in der Titulierung und Beschreibung, sobald es um eine se*uelle Beziehung zwischen Vater und Tochter geht, welche letztere nicht will, defintiv nichts zu suchen hat. Es ist Mi*brauch, und nichts anderes. Alles andere verschleiert das Machtverhältnis. |
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11.Jan.2008 - 22:22
Beitrag
#25
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multifunktionales Blond(s)chen Gruppe: Sonderbeauftragte Beiträge: 11.499 Userin seit: 17.06.2006 Userinnen-Nr.: 3.083 |
Oh doch. Nicht nur mein Empfinden sagt, es sind unterschiedliche Phänomene.Und darin sind sich ziemlich viele Kulturen, jedenfalls die, die mir gerade einfallen, ziemlich einig. |
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11.Jan.2008 - 22:27
Beitrag
#26
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Heiligenanwärterin Gruppe: Members Beiträge: 15.416 Userin seit: 06.09.2004 Userinnen-Nr.: 271 |
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11.Jan.2008 - 22:35
Beitrag
#27
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Gut durch Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 |
Der Wiki Artikel ist mehr als unzureichend und bedient zudem die Klischees der Mißbildung bei Inzestgeburten. (Leider ist mir die Quelle entfallen, die das wissenschaftlich entkräftet ... )
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11.Jan.2008 - 22:38
Beitrag
#28
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Heiligenanwärterin Gruppe: Members Beiträge: 15.416 Userin seit: 06.09.2004 Userinnen-Nr.: 271 |
Ich wollte auch nur ein Defintionsbeispiel anführen. Hast Du etwas besseres auf Lager? *freundlich anfrag*
edit: mein kluger Brockhaus sagt "Sexuelle Beziehung unter Verwandten - Eltern, Kindern, Geschwistern" Der Beitrag wurde von Liane bearbeitet: 11.Jan.2008 - 22:41 |
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11.Jan.2008 - 22:48
Beitrag
#29
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Gut durch Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 |
Nochmal zu den Begrifflichkeiten:
Ich komme aus der feministischen Sozialarbeit. In der Fachliteratur (Theorie) wie in der Praxis ist das Wort Inz*st überhaupt nicht existent, wenn sie sich explizit parteilich auf die Seite der Opfer (Mädchen wie Jungen) stellt. Es gibt Täter. Und es gibt Opfer. Diese zu benennen kann nur in einem eindeutigen Begriffsrahmen gelingen, der Macht und Gewalt nicht ausklammert, wie der Begriff Iz*st, sondern mitmeint. |
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11.Jan.2008 - 22:51
Beitrag
#30
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Gut durch Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 |
Sorry fürs "abbügeln" Liane, ich hatte mich nur über die "wikipediatische" Unzulänglichkeit geärgert ... Nein, leider nicht; deshalb auch die Frage im Anfangsbeitrag, ob sich jemand versiertes dazu äußern kann? |
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11.Jan.2008 - 22:52
Beitrag
#31
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Heiligenanwärterin Gruppe: Members Beiträge: 15.416 Userin seit: 06.09.2004 Userinnen-Nr.: 271 |
Kannst Du das nochmals anders formulieren? :gruebel: "Inzest" klammert aber doch Gewalt und Macht nicht aus, also schließt nicht aus, dass sie enthalten ist. Das Wort sagt einfach nichts darüber aus, ob. edit: "...." zur besseren Verständlichkeit eingefügt Der Beitrag wurde von Liane bearbeitet: 11.Jan.2008 - 22:53 |
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11.Jan.2008 - 23:09
Beitrag
#32
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Heiligenanwärterin Gruppe: Members Beiträge: 15.416 Userin seit: 06.09.2004 Userinnen-Nr.: 271 |
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11.Jan.2008 - 23:16
Beitrag
#33
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Gut durch Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 |
Eben, es sagt nichts darüber aus.
Das muss es aber, wenn ich (potentielle) Opfer physisch und psychisch schützen will. Inzest kann in einem egalitären Rahmen geschehen, Mißbrauch wird es nie. Zu Deiner Frage: Parteilichkeit ist ein Paradigma oder auch ein Statut der feministischen Sozialen Arbeit. Es bedeutet, weibliche Lebenszusammenhänge vor dem Hintergrund patriachaler Machtstrukturen zu erkennen. Es erkennt Opfer als Opfer von patriachaler Gewalt. (Jetzt etwas verkürzt, Kolleginnen mögen's mir nachsehen.) Dafür sind Begrifflichkeiten notwendig, die diesen Blickwinkel ermöglichen und Macht nicht verschleiern, sondern offenlegen. |
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11.Jan.2008 - 23:30
Beitrag
#34
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Heiligenanwärterin Gruppe: Members Beiträge: 15.416 Userin seit: 06.09.2004 Userinnen-Nr.: 271 |
Ich verstehe noch nicht ganz, worauf Du eigentlich hinaus willst: Du hättest lieber gehabt, wenn im Film klar von "Missbrauch" die Rede gewesen wäre, nicht von "Inzest", um die Opfer- und Täterrollen klar zu definieren und die Gewalt hinter der Tat nicht zu verschleiern (strafbar machte der Mann sich ja durch beides).
Richtig? :gruebel: Ich persönlich (als Nichtjuristin) würde Sexualität zwischen Vater und minderjähriger Tocher grundsätzlich als Missbrauch einschätzen, denn der Vater hätte - selbst wenn sie aus irgendwelchen Gründen den Wunsch selber äußern würde - die Aufgabe, seine Schutzbefohlene zu beschützen. Evt. triggernde Ironie Wenn eine Tochter sagt, "Du Papa, ich möchte gerne vom Kirchenturm springen.", dann wäre es auch die Aufgabe des Vaters, sie daran zu hindern, selbst wenn er ihren Mut bewundern würde. "Inzest" ist eine Zusatzinformation, die besagt, dass es sich bei dem Täter nicht um den Nachbarn handelt, sondern um einen nahen Verwandten. Aber kein austauschbarer Begriff. |
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12.Jan.2008 - 00:30
Beitrag
#35
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Strøse Gruppe: Admin Beiträge: 10.010 Userin seit: 27.08.2004 Userinnen-Nr.: 166 |
Wird einer Gemeinde eine Art "ritueller" Inzest vorgeworfen - ähnliche Beispiele sind uns durch andere historische Zusammenhänge bekannt - und dient dieser Vorwurf als Legitimation für ethnische Unterdrückung, ist es mehr als unklug, dieses Vorurteil in dieser Diktion für auch noch so fiktive mitteleuropäische Fernsehunterhaltung zu verwenden.
Es ist problematisch, über religiöse und soziale Zusammenhänge zu schreiben, die einer nicht durch die eigene Biographie vertraut sind, noch problematischer und zu weitaus mehr journalistischer Sorgfalt mahnend ist jedoch, "dramaturgische Settings" für quasi austauschbar zu halten, vor allem, wenn es um Kriminalisierung geht. (Es erinnert mich ein wenig an Karl Mays selbstverständlichen Begriff vom wilden Westen.) Nun schien es ja in diesem Fall offensichtlich um eine "M*ssbrauchsstory" im fremdländischen Kontext zu gehen, offenbar mit versehentlich wie unklug gewähltem Beispiel. Um die vermeindliche Schilderung eines Einzelfalls - der sich nun, nach Bekanntwerden der Zusammenhänge, mit dem Stereotyp einer ganzen Glaubensgruppe schlagen muss. Aus der Darstellung des einzelnen und schauderhaften Verbrechens ist eine plakative Sittenwidrigkeit erwachsen, die für viele Menschen ein Unzähliges mehr an bitteren Folgen haben sollte als die 90 Minuten Kurzweil und Gänsehaut am Sonntag Abend wohl Wert waren. |
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12.Jan.2008 - 08:20
Beitrag
#36
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Adiaphora Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 |
Worauf willst Du hinaus? Es bestreitet doch niemand, dass hier eine Missbrauchsgeschichte dargestellt wurde. Nichtsdestotrotz wurde eben auch eine sexuelle Beziehung naher Verwandter thematisiert. Ebenso wie sich Inzest freiwillig zwischen entfernt aufgewachsenden Geschwistern ergeben könnte (wie Liane angemerkt hat), findet Missbrauch ja auch gegenüber Schutzbefohlenen ohne (bluts-)verwandtschaftliche Verbindung statt. Ich finde Deine Perspektive im Umgang mit Betroffenen absolut richtig. Trotzdem ist diese emphatische "Sicht" auf die tatsächliche Beschaffenheit einer solchen Konstellation etwas anderes als ein kulturell verankertes Tabu, das die Ehe zwischen Blutsverwandten verhindern soll und als Begriff heute eher im ethnologischen Bereich Anwendung findet (oder hier ein Vorurteil gegenüber einer religiösen Minderheit bedient).
Genau das hätte ich sagen wollen. Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 12.Jan.2008 - 08:33 |
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12.Jan.2008 - 08:32
Beitrag
#37
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Adiaphora Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 |
Ich wollte damit nicht sagen, dass Inzest- und Missbrauchsfälle identisch sind, sondern darauf hinweisen, dass die Begriffe unterschiedlichen Diskursen entspringen, unterschiedliche Interessen bedienen und andere Strukturen thematisieren. |
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12.Jan.2008 - 09:40
Beitrag
#38
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der frühe Vogel kann mich mal......und nicht nur der .... :-) Gruppe: Members Beiträge: 4.070 Userin seit: 12.10.2004 Userinnen-Nr.: 583 |
Ich habe den Tatort gesehen und kann von meiner Seite nur sagen, das es für mich und meine Sichtweise dabei ziemlich egal war in welcher Familie sich das Drama abgespielt hat. Ob nun alevitisch oder was anderes....
Es ging um ein inzestuöses Verhältnis zwischen Vater und Tochter, welches sicher nicht nur inzestuös sondern auch missbräuchlich war und dem die Schwangerschaft der Tochter nur noch die 'Krone' aufsetzte. Das eine alevitische Familie gewählt wurde, war vielleicht etwas 'unglücklich' und das die Glaubensgemeinschaft dafür direkt 'auf die Straße geht' finde ich etwas übertrieben.... Ist es in meinem Kopf doch häufig so.... Wer am lautesten Schreit, hat am meisten zu verbergen... Meine Meinung. |
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12.Jan.2008 - 12:34
Beitrag
#39
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Gut durch Gruppe: Members Beiträge: 1.124 Userin seit: 11.02.2006 Userinnen-Nr.: 2.597 |
Meine auch! |
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12.Jan.2008 - 16:34
Beitrag
#40
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Gut durch Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 |
Ich finde, es ging ausschließlich um die Mi*brauchsgeschichte, eben weil die Beziehung Vater-Tochter gewählt wurde. Und darum geht es mir. Es ärgerte mich schlicht und einfach, dass ich diese Sichtweise in der Presse, vor allem in der sich als links-alternativen bezeichnenden, nicht thematisiert sah, sondern es wurde allseits auf das von der alevtischen Gemeinde vorgespannten Pferd des Inzest (-vorwurfs) aufgesprungen. Aber vielleicht ist meine Empfindung auch zugleich ein Zeichen meiner eigenen kulturellen Unsensibilität ... ich würde mich dem Vorwurf einer Betroffenen alevitischen Glaubens durchaus öffnen. |
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 10.11.2024 - 21:18 |