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> Ehe für alle!, Sie ist durch
McLeod
Beitrag 04.Jul.2017 - 10:27
Beitrag #21


mensch.
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Agnetha, ich würde es unter typischen "Veränderungsprozessen" einbuchen. Wir haben eine Komfortzone, in der alles so ist, wie es uns gut tut und gefällt. Und eine Stretching Zone, die sich unbequem anfühlt und bei der wir etwas verändern müssen, um uns dort hinein zu bewegen. Mit der Zeit kann das der Komfortzone zugeschlagen werden, wenn wir uns gewöhnt haben. Die Komfortzone kann natürlich auch schrumpfen, durch blöde Erlebnisse und Erfahrungen. Angepöbelt werden, harsch kritisiert, verletzt... Jenseits der Stretching Zone liegt das zur Zeit Unerreichbare / nicht Machbare / über das für den einzelnen Menschen in seiner aktuellen Verfassung nicht Leistbare oder Ertragbare.

Bei der Ehe für gleichgeschlechtliche Partnerschaften und der daraus folgenden Konsequenz, dass Familien aus zwei Müttern, Kind und Birnbaum und einem schwulen oder hetersexuellen Vater womöglich noch bestehen werden (de facto tun sie es bereits) ist es ungefähr auch so, dass es für einen Teil unserer Mitmenschen jenseits der Stretching Zone liegt. Klar, das hat viel mit schwierigen Phantasien zu tun, nicht mit der Realität. Denn die schätzungsweise fünfeinhalbtausend Regenbogenfamilien machen so wie es aussieht einen wundervollen Job. Gewollte Kinder, geplante Schwangerschaften, sehr robuste Eltern (Resilienz) sind da aktuell ja vor allem anzutreffen.

Diese Realität wollen gerade unter den Bundestagsabgeordneten viele nicht sehen. Sie sind ja ohnehin nicht so wirklich im Alltag integriert mit ihrem eigenen besonderen Berufsalltag. Sie bekommen gleichzeitig besonders viel, also überdurchscnittlich viel Medienzeit, qua Beruf. Damit erreichen sie Menschen im Land, die selbst auch keinen eigenen Eindruck gewonnen haben und sich bestärken lassen. Ich würde sagen, dass Medien insgesamt nicht sonderlich gut darin sind, realistische Dokus und Reportagen mit hoher Reichweite zu produzieren bzw zu platzeiren. Die Reichweite geht ja eher beim Boulevard, dem Skandal oder der Jahrmarktsattraktion in die Höhe/Breite. Was wiederum mit unsere eigenen Lese- und Empfangsgewohnheiten zu tun hat. Lauter (Teufels?)Kreise... Ich finde es angesichts dessen eigentlich eine ziemlich kurze Zeit für gesellschaftlichen Wandel: 23 Jahre vom "per Gesetz in den Knast" über "naja, sind ja auch nur Menschen" hin zum "okay, gleiche Rechte für alle!" Dass da ein Teil diese Ergebnisse noch nicht in der Komfort- und auch nicht in der Stretching-Zone hat, ist wohl normal. Wir sind ja zum Glück auch eine Mehrheits- und keine Konsens-Demokratie. Konsens wäre: alle stimmen dem Ergebnis zu. Und in Bundestag und Bundesrat sitzen nunmal nur Repräsentierende, nicht "wir alle".

Es gibt glaube ich kaum ein anderes gesellschaftliches und Gesetzesprojekt, wo Nicht-Betroffene sich mit solcher Vehemenz gegen Rechte Anderer gestemmt haben und es noch ein bisschen tun. Auch wenn wir Menschenrechtscharta unterzeichnet haben oder im Grundgesetz ja drin steht, dass Männer und Frauen gleiche Rechte haben (sollen), so ist das nicht immer in allen Gesetzen "darunter" auch konsequent umgesetzt. Vom Alltag und Miteinander ganz zu schweigen... GenderPayGap, GenderCareGap usw.

Ich finde, wer sich damit persönlich schwer tut, darf sich persönlich damit schwer tun. In politischen Entscheidungen für uns als die Auftraggeber/innen (=das Volk) haben fundierte Argumente zu zählen, nicht Sex- und Gefährdungsphantasien und nicht persönliche Befindlichkeiten à la "also ich würde ja eh nicht heiraten wollen" oder "sollen sie doch lesbisch sein in ihrer eigenen Wohnung". Und wo sich jemand nicht auskennt, muss er/sie sich in besonderem Maß um die eigene Horizonterweiterung kümmern, im Job der politischen Gestaltungs- und Entscheidungsarbeit... Finde ich. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes und das statistische Bundesamt, der wissenschaftliche Dienst des Bundestags: es gibt genug Quellen und Teams von Referent*innen und Ehrenamtlichen, die zuarbeiten und unterstützen. Es ist schon ein ziemliches Ding, für über 80 Millionen mit 630 Leuten sinnvolle Entscheidungen zu treffen. In einem rechtlichen Regelwerk, das sich komplex durch viele Verästelungen aufeinander bezieht undn einander bedingt und immer nur fortgeschrieben werden kann. Und in einer Kultur der Parteien, die wiederum und zunehmenden vor allem über über mediale Kommunikation mit- und übereinander eigene Dynamiken einbringt. Plus Gruppendynamiken des Zusammenhaltens, des wir-und-ihr-Gegenübers und auch hier der allzu menschlichen, persönlichen Aufwertung durch Ämter und Posten, die nicht alle, aber doch einige nahelegen in ihrem Verhalten oder ihren Aussagen.

Ich mag den Wahlkampf 2017 einfach an mir vorüber ziehen lassen, ohne hineinzulesen und zu schauen. Es ist auf dieser Ebene ziemlich schauderhaft für mich, denn ich vermisse Sachbezogenheit, Respekt, Angemessenheit.

Abschweifende Grüße
McLeod
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Janna
Beitrag 05.Jul.2017 - 20:21
Beitrag #22


Geschirrspülerin
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Nun ja, meine Freude hält sich in Grenzen. Ungefähr so ein Gefühl, wie damals, als man als Kind unbedingt die Schokolade haben wollte. Wenn man dann so lange gequengelt hat, bis die Mutter genervt eingeknickt ist, hat die Schoklade auch nicht mehr wirklich geschmeckt. Etwa so geht es mir jetzt. Ich bin eher sauer, dass man uns über so viele Jahre mit einer Ehe zweiter Klasse abgespeist hat, deren Rechte man häppchenweise dem BVerfG aberungen hat.
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kawa
Beitrag 21.Jul.2017 - 14:08
Beitrag #23


Blau, weil Ströse.
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Ha! Den letzten Stänkerern übers Maul gefahren! (IMG:style_emoticons/default/cool.gif)
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Rafaella
Beitrag 10.Oct.2017 - 17:51
Beitrag #24


Freies Vögelchen
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ZITAT(-Agnetha- @ 03.Jul.2017 - 23:25) *
Schöne Geschichte!


Die Ehe für alle freut mich!

Für mich und meine Freundin kommt es auch gerade zur rechten Zeit. (IMG:style_emoticons/default/wub.gif)
Bei uns wird es nächsten Juni soweit sein.

Oh, wow! Ihr habt doch eine jahrelange Fernbeziehung, wenn ich mich recht erinnere. Toll, dass die so stabil und tragend ist!
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