Die Schlampen kommen. Ein Lesebuch. von Jule Blum und Elke Heinicke Broschiert - 136 Seiten - BoD GmbH, Norderstedt Oktober 2003 ISBN: 3833400307 EUR 9,80
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QUOTE ( © regenbogen) | Liebe und Sex, kann frau das trennen? Homo-Ehe, ist das wirklich gut für alle Lesben? Was wollten eigentlich die Alt-Feministinnen? Und kann mir all das mal jemand in einer Sprache erklären, die ich verstehe?
Ja, Jule Blum und Elke Heinicke können das. Die eine gelernte Germanistin, die andere Sprachwissenschaftlerin, sind sie prädestiniert, um – in einer abwechslungsreichen Textsortenpalette von der Glosse über die erotische Kurzgeschichte bis zum Gedicht – von vielen Seiten Zugang zu ihrem Thema zu bieten:
Die beiden Autorinnen sind Frontfrauen der "Schlampagne", die das Wort "Schlampe" zurückerobern und positiv definieren will. Eine Schlampe ist für sie eine "widerständig l(i)ebende Lesbe" – eine frauenliebende Frau, die sich nicht in die serielle Monogamie und schon gar nicht in die Homoehe zwängen lässt, sondern die ihre vielfältigen Beziehungen in einem Netz selbstbestimmter Frauen lebt, die sich immer wieder neu für ihr Miteinander entscheiden.
Das Buch, 2003 erschienen, scheint eher ein Ausläufer als der große Aufschwung der "Schlampagne" zu sein. Wichtige Mitinitiatorin war Gita Tost, die sich 2000 das Leben nahm, und auch ihr setzt das Buch ein Denkmal. Hätte sie, die aktive Frauenrechtlerin, Lyrikerin und Musikerin, überlebt, wäre die Utopie der Lesben-Netze der Wirklichkeit vielleicht schon ein Stück näher gerückt.
Denn eine Utopie ist es sicher, das vorgestellte Modell. Eine Spinnerei? Sicherlich nicht. Wert, darüber nachzudenken? Auf jeden Fall. Wer schon einmal in einer Zweierbeziehung gescheitert ist, der findet hier Erklärungsansätze, Lösungswege. Ohne Absolutheitsanspruch, ohne Patentrezepte für eine glückliche Lesbenwelt. Die Utopie des Schlampennetzes wird mit Leidenschaft und Begeisterung entwickelt, bleibt jedoch gerade durch das Aufzeigen ihrer Grenzen auch glaubwürdig.
Ich kann das Buch nur empfehlen, als Denkanstoß, als Augenöffner, als kurzweilige Unterhaltung. Über satztechnische Unzulänglichkeiten sehe ich mit Rücksicht auf die Eigenveröffentlichung bei "Book on Demand" hinweg; die sprachliche Qualität ist hervorragend. Und ich würde mir weitere Kommentare wünschen – von "zufällig" frauenverliebten Junglesben, die ratlos-fragend vor manchen kämpferischen Auseinandersetzungen der älteren Lesben-Generation stehen, ebenso wie von Altlesben, die ihr Frauenlieben zuvorderst auch als Frauenpolitik begreifen. Und von allen dazwischen, die – wie die Rezensentin – an guten Büchern interessiert sind. |
Der Beitrag wurde von regenbogen bearbeitet: 05.Oct.2004 - 11:18
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