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> "Die guten alten Zeiten", War früher alles besser?
judy
Beitrag 06.Dec.2005 - 13:04
Beitrag #1


Naschkatze
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Heute in einem Seminar kam die Frage auf, was eigentlich dran ist, wenn Leute sagen, dass früher alles besser war oder dass etwas früher so nicht passiert wäre, und ich dachte mir, das wär doch bestimmt ein gutes Diskussionsthema.

Ich denke, dass man sowas als Lesbe ja schon mal gar nicht behaupten kann und als Geschichts-Studentin eigentlich auch nicht, aber was meint ihr? Gibt es Dinge, die wirklich früher besser waren? Ist die Gesellschaft auf dem absteigenden Ast? Wie steht es mit Werten und Normen? Gibt es sowas überhaupt? Und was ist eigentlich "die gute alte Zeit"???
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rowan
Beitrag 06.Dec.2005 - 13:36
Beitrag #2


Gut durch
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ich glaube, menschen neigen dazu, sich die positiven dinge zu merken, die negativen zu vergessen (natürlich nicht bei traumatischen erlebnissen, ich meine so das alltägliche). man denkt halt an früher zurück und sieht, wie schön die dorfgemeinschaft war aber denkt nicht mehr drüber nach wie nervig es auch war, sich in dieser gemeinschaft auch einfügen zu müssen (blödes beispiel, mir fällt gerade nichts besseres ein).
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judy
Beitrag 06.Dec.2005 - 13:48
Beitrag #3


Naschkatze
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@mab:
hmm, du hast schon recht, dass es sehr enttäuschend sein kann zu merken, dass das mit dem "ihr könnt alles machen" eigentlich gar nicht so ist, aber so kann man es wenigstens versuchen! und es einfordern. :)
und ich glaube du hast recht, dass die erde ohne den menschen wirklich weitaus besser dran war!

@rowan:
*zustimm* ich glaube der effekt wird auch noch dadurch verstärkt, dass großeltern ihren enkeln natürlich lieber von schönen dingen erzählen als von schlechten. und man denkt ja auch lieber an angenehme dinge zurück und je öfter man daran denkt, desto mehr verankern sich diese im gedächtnis oder zumindest mehr im bewußten, während die unangenehmen erlebnisse ins unbewußte abrutschen.
(ich find dein beispiel übrigens gut.)
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-Agnetha-
Beitrag 06.Dec.2005 - 14:15
Beitrag #4


ungerader Parallel-Freigeist
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Da kann ich rowan auch nur zustimmen.

Ich bin ja noch jung, denke aber nicht, dass es früher besser war. Sicher waren manche Dinge früher schöner, aber andere eben auch wieder nicht.

Wenn ich zB dran denke, dass es in der Zeit wo meine Mutter nur etwas jünger war als ich jetzt, noch gesetztlich verboten war ein Verhältnis mit einer anderen Frau zu haben. :unsure:
Ich denke auch, dass es damals schwerer für Lesben gewesen sein muss. Internet gab es auch noch nicht, also wäre es für mich nicht so leicht gewesen mich auszutauschen und dieses Forum hier hat mir sehr geholfen!

Der Beitrag wurde von -Agnetha- bearbeitet: 06.Dec.2005 - 14:18
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edelbratschi
Beitrag 06.Dec.2005 - 20:18
Beitrag #5


~ Fischkopp ~
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Handelt es sich dabei nicht um ein psychologisches Phänomen :gruebel:? Dabei werden negative Erinnerungen mit der Zeit ausgeblendet, einerseits zur Problembewältigung, andererseits um dadurch Platz auf der Festplatte zu schaffen.
Durch dieses Ausblenden erscheint die Vergangenheit mit der Zeit positiver. Außerdem nimmt die Fähigkeit, sich negative Ereignisse zu merken (auch wenn sie aus der nächsten Vergangenheit stammen), mit dem Alter ab (hier).
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Pippilotta
Beitrag 06.Dec.2005 - 21:34
Beitrag #6


*kunterbunt*
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Ok - man neigt bestimmt zur Schönfärberei und vergisst (bewusst oder unbewusst) das Negative aus früheren Zeiten - aber generell finde ich trotzdem, dass gewisse Werte wie Moral und Sitte schon zu wünschen übrig lassen...

Natürlich war "damals" nicht alles schöner oder besser, geschweige denn einfacher; aber eine gewisse Art von 'besserem' Verhalten oder Verhaltensweisen meine ich schon ausmachen zu können. Jede Zeit hat gewiss ihre Vorzüge und Verbesserungen - und Stillstand wäre ja nun wahrlich nicht zu befürworten - aber manche Dinge wünschte ich mir trotzdem 'so wie früher' :ph34r:
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Bilana
Beitrag 06.Dec.2005 - 23:31
Beitrag #7


Capparis spinosa
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Im großen und ganzen nein, es gibt keine guten alten Zeiten. Bezüglich Umweltschädigung ist es besser geworden. Man tut viel mehr, kümmert sich. Nur leider kommt der Fortschritt nicht mit der Bevölkerungsvermehrung mit, global gesehen. Lokal, in Deutschland ist es aber definitiv besser geworden. Luftwerte, Wasser, Renaturierungen werden gemacht.

Bezüglich Kriegsverwicklungen ist es auch eher so, dass wie heute über Nachricten mehr mitbekommen, deshalb erscheint es so, als gäbe es mehr Konflikte.

Man könnte noch eine Weile so weiter machen.
Von Frauenrechten usw. ganz zu schweigen. Allerdings frage ich mich ernsthaft ob diese Entwicklung automatisch weiter läuft oder ob wir jetzt gerade den Höhepunkt erreicht haben und es in der Zukunft schlechter wird.

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Alex
Beitrag 07.Dec.2005 - 00:54
Beitrag #8


Suppenköchin
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Es kommt immer darauf an, welches Thema gemeint ist.

Vieles war früher schlechter - wie Agnetha schon sagte; weniger Akzeptanz gegenüber Lesben und Schwulen, geringere Kommunikationsmöglichkeiten et cetera.

Aber vieles war auch besser - vor allem im sozialen Bereich: Niedrigere Arbeitslosenquote, mehr Krankenkassenleistungen und allgemein mehr Unterstützung für Bedürftige.
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rowan
Beitrag 08.Dec.2005 - 20:44
Beitrag #9


Gut durch
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wann früher?
vor 20 jahren?
oder mittelalter?
bei letzteren würde ich sagen, heute ist es besser (wenn ich nur an die hygienischen verhältnisse denke, keine sozialen absicherungen, pest, hexenverbrennungen, 30 jähriger krieg, barbarische foltermethoden...) zumindest in deutschland, in anderen ländern schaut vieles auch nicht besser aus.

Der Beitrag wurde von rowan bearbeitet: 08.Dec.2005 - 20:45
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rebecca
Beitrag 08.Dec.2005 - 21:14
Beitrag #10


Immer noch gut durch
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QUOTE (edelbratschi @ 06.Dec.2005 - 20:18)
Handelt es sich dabei nicht um ein psychologisches Phänomen :gruebel:?

ich schließe mich rowan und edelbratschi mit meiner meinung an. ich denke, dass die negativen seiten eher ausgeklammert werden. und wenn sie doch da sind, dann immer als bestätigung heran´gezogen werden, dass "man" es dennoch geschafft hat. bzgl. des phänomens: es gab vor einiger zeit hierzu eine nette radiosendung auf dem deutschlandfunk genau zu dem thema. psychologen haben dabei herausgefunden, dass je öfter eine geschichte erzählt wird, sie mehr und mehr ins gute verklärt wird. am ende hat es dann nichts mehr mit der "wahren" realität zu tun.
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dandelion
Beitrag 08.Dec.2005 - 21:43
Beitrag #11


don't care
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vor kurzem war in der ZeitWissen ein Artikel zum Thema - was mich besonders beeindruckt hat, war das Phänomen, daß mit dem Alter auch die Unterschiede verschwimmen zwischen selbst erlebtem und Erzählungen.
Erstaunlich, wie viele Kriegshelden es unter unseren Großvätern gibt - und wie sehr ihre Heldentaten damals verbreiteten Kriegsfilmen ähneln, jedenfalls nach dem, was sie uns erzählen... ;)
Hinzu kommt, daß junge Menschen intensiver leben, weil sie alle Aspekte aufsaugen; die Dinge, die sie erleben, sind neu: erste Liebe, Welt entdecken, Sturm und Drang - sowas prägt. Und wirkt im Vergleich mit der sich allmählich einstellenden Routine strahlend und perfekt.
(IMG:http://www.cosgan.de/images/more/schilder/117.gif)
basiert wohl auf der gleichen Studie wie rebeccas Radiosendung ;)
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-Agnetha-
Beitrag 09.Dec.2005 - 00:37
Beitrag #12


ungerader Parallel-Freigeist
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QUOTE (dandelion @ 08.Dec.2005 - 21:43)
vor kurzem war in der ZeitWissen ein Artikel zum Thema - was mich besonders beeindruckt hat, war das Phänomen, daß mit dem Alter auch die Unterschiede verschwimmen zwischen selbst erlebtem und Erzählungen.
Erstaunlich, wie viele Kriegshelden es unter unseren Großvätern gibt - und wie sehr ihre Heldentaten damals verbreiteten Kriegsfilmen ähneln, jedenfalls nach dem, was sie uns erzählen... ;)
Hinzu kommt, daß junge Menschen intensiver leben, weil sie alle Aspekte aufsaugen; die Dinge, die sie erleben, sind neu: erste Liebe, Welt entdecken, Sturm und Drang - sowas prägt. Und wirkt im Vergleich mit der sich allmählich einstellenden Routine strahlend und perfekt.
(IMG:http://www.cosgan.de/images/more/schilder/117.gif)
basiert wohl auf der gleichen Studie wie rebeccas Radiosendung ;)

Das finde ich interessant.
Bei einigen von meinen frühen Kindheitserinnerungen weiß ich nicht mehr, ob ich mich tatsächlich erinnere oder nur weil es mir jemand erzählt hat. Manchmal bin ich auch nicht so ganz sicher, ob das wirklich passiert ist oder ob ich mir das quasi einbilde. Ich finde das ist eigentlich einen neuen Thread wert.
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judy
Beitrag 14.Dec.2005 - 10:12
Beitrag #13


Naschkatze
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ich wußte gar nicht, dass es da so viele studien zu gibt, danke für die hinweise! ist ja echt spannend... :)

@agnetha: oh ja, das geht mir auch oft so, dass ich etwas aus meiner kindheit erzähle, aber dann merke, dass ich mich eigentlich gar nicht so richtig an das erlebte selbst erinnere, sondern daran wie meine mutter mir davon erzählte oder wie ich fotos davon gesehen habe.
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VENUS
Beitrag 14.Dec.2005 - 11:41
Beitrag #14


Filterkaffeetrinkerin
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zum psychologischen phänomen: ist es nicht interessant, dass es so vielen menschen so geht (ich arbeite daran ;) ) und es aus psychologischer (systemischer) sicht immer nur mit perspektiven und deren wandel zu tun hat? wir sehen die vergangenheit als besser, weil es oft zu mühsam ist, positivere bewertungen für die gegenwart zu finden?
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shark
Beitrag 16.Dec.2005 - 20:37
Beitrag #15


Strösenschusselhai
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Zunächst müsste, um die Frage wirklich beantworten zu können, der Begriff "früher" spezifiziert werden. Früher in meinem Leben? Früher in der Menschheitsgeschichte? Früher wie? Und früher wo?

Dieses "Früher war alles besser" (womit meist selbst erlebte, "frühere" Zeit gemeint ist) scheint mir zunächst geboren aus Unzufriedenheit mit dem "Jetzt" und Sehnsucht nach etwas, das vergangen , aber positiv gefühlt worden war; das alles ohne tatsächliche Reflexion.

Beispiel: "Früher war es besser, weil noch nicht so viel Verkehr war" höre ich oft. Auf Nachfrage war es dann meist doch nicht ganz so toll, weil man selbst schließlich auch weniger mobil war und die Freude "freier" Straßen als teilweise doch unvergnügter Fußgänger erleben "durfte".

Aufbewahrt werden wohl eher Empfindungen von "damals", die dann auf die Situation und die scheinbaren Defizite des "Heute" voller Sehnsucht projeziert werden; und vielleicht war gar nicht "es" "besser", sondern "ich"? Oder doch nicht?

Wir befinden uns in ständiger Entwicklung und das "Früher" ist so vergangen, wie das "Ich", das ich war, als "früher" noch Heute war....
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