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> erzwungene Proletarisierung, Unmenschlichkeit aus der ehem. DDR
Bilana
Beitrag 05.Aug.2005 - 07:49
Beitrag #1


Capparis spinosa
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Hallo, vielleicht habt ihr die Diskussion ja auch mitbekommen, wenn ihr nicht in Berlin oder Brandenburg wohnt. Es gab im brandenburgischen Brieskow-Finkenheerd einen Fall von neunfacher Kindstötung durch die eigene Mutter. Die Frau hatte über Jahre ihre neugeborenen Babys getötet und auf ihrem Grundstück beerdigt. 3 ihrer Kinder leben und sind nun schon etwas älter.
Von den Nachbarn im Dorf will niemand etwas gemerkt haben. Brieskow-Finkenheerd ist eine sehr kleine Gemeinde, wo die Menschen schon lange wohnen, wo man sich kennt.

Natürlich erhitzen sich auch die politischen Gemüter über diesen Fall. Jörg Schönbohm Brandenburgs Innenminister sprach von einer erzwungenen Proletarisierung in der DDR, die zu mehr Gewaltbereitschaft und Unmenschlichkeit geführt hat, die noch heute anhält.

Dazu:
QUOTE
Im totalitären System DDR sei das Thema Wertevermittlung "sehr klein geschrieben" gewesen, sagte er im ZDF. "Der Staat gab Werte vor." "Und in der DDR war es ja auch so, dass man gut dabei fuhr, wenn man nicht zu sehr Anteil nahm am Nachbarn oder anderen Dingen." Am Abend sagte er in der ARD": "Bei denen, die sich verletzt und beleidigt fühlen, entschuldige ich mich, weil meine Absicht eine ganz andere ist: Ich möchte, dass wir reden, wie wir in unserem Land die Gleichgültigkeit gemeinsam bekämpfen können."

http://www.n-tv.de/563525.html

Wie seht ihr das? Was sind eure Erfahrungen? Findet ihr Schönbohms Aussage unverschämt? Hat er vielleicht recht, ein bisschen? Geht es in den nBL kälter und unmenschlicher zu als in den aBL? Ist es vielleicht gar umgekehrt?

{Fakt ist, das Kindstötung in den nBL 3mal häufiger vorkommt wie in den aBL, das ist leider nicht zu bestreiten. Die meisten Politiker und "Experten" sehen da aber den Zusammenhang zur unterschiedlichen sozialen und wirtschaftlichen Situation der beiden Deutschen Landesteile, ähnliche Phänomene findet man auch in anderen Regionen Europas und der Welt.}

Vielleicht hat die ein oder andere ja eine Meinung zu Schönbohms Aussage.
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blue_moon
Beitrag 05.Aug.2005 - 08:55
Beitrag #2


strösen macht blau!
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generell find ich schönbohms ansatz über werte reden zu wollen, richtig. die vorlage, die er dazu gewählt hat, find ich allerdings falsch. ich glaube nicht, dass es in der ddr keine werte gab. ich glaube allerdings - aus meiner situation als wessi und heute -, dass die wende den menschen in den neuen bundesländern vielfach wesentlich mehr abverlangt hat, als das für uns nachvollziehbar war. dazu gehörte halt auch die umorientierung, was die werte angeht. und teilweise sind die alten werte verschwunden, ohne dass neue die lücke füllen konnten. (und in diese lücke stossen zum beispiel rechtsextreme parteien sehr erfolgreich)

vielleicht werden nicht so viele neugeborene im westen getötet, weggeguckt wird hier aber mindestens genausoviel, wenn das reicht. oder staunend gegafft, ohne einzugreifen.
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Polly
Beitrag 05.Aug.2005 - 09:48
Beitrag #3


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Ich finde Schönbohms Äußerung total unverschämt und deplatziert. Gerade in einer Gesellschaft wie der DDR kam es doch viel mehr als in der westdeutschen Gesellschaft darauf an, gesellschaftliche Solidarität zu üben - und auch Kontrolle, ja, aber diese Kontrolle hätte einen solchen Fall eher verhindert. Im Allgemeinen habe ich erlebt, dass die Familienstrukturen im Osten noch immer konservativer, aber auch leistungsstärker sind. Und was die Werte betrifft, so waren sie weniger pluralistisch als im Westen, also war ein Common Sense auch leichter herstellbar.

Wenn heute so etwas passiert - wobei einem klar sein muss, dass so etwas IMMER und ÜBERALL passiert -, dann liegt das meines Erachtens eher an der Entwicklung der letzten 15 Jahre, an der Schönbohms CDU nicht unschuldig ist. Die Menschen sind heute in einer schwierigeren sozialen Situation als damals, und die Werteerosion nach der Wende hat den Osten förmlich auseineinander genommen. Man muss sich nur mal so eine Brandenburger Gemeinde anschauen. Was gibt es denn da noch? Die Einzigen, die dort noch versuchen, eine kulturelle Identität zu stiften, sind Nazis oder Sekten.
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Fledi
Beitrag 05.Aug.2005 - 09:48
Beitrag #4


...
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Es wundert mich nicht wirklich, dass dieser Vergleich gezogen wird. Ich finde ihn nur weder angebracht noch in dem Zusammenhang notwenig und es wundert mich genausowenig, dass viele - gerade ab 50 aufwärts - bei so einer Aussage extrem sauer werden.

Von mangelnder Wertvermittlung auf neunfachen Kindsmord zu kommen ist dann meiner Meinung nach doch etwas weit hergeholt. Das ähnelt ja glatt der Aussage von damals, die Ostdeutschen könnten nicht arbeiten und ihnen müsse erstmal anständiges Tun beigebracht werden.

Es erstaunt mich nur immer wieder, wie der vergangene Osten dazu herhalten muss, für allerlei schreckliche Dinge geradezustehen. Das macht mich zum einen wütend zum anderen trägt es nicht gerade dazu bei, dass gerade junge Menschen, die vom Damals nicht allzuviel mitbekommen haben wenig Interesse an Weitsicht und überregionaler Toleranz die bis nach Ostdeutschland reicht zeigen.

Wenn man sich die Geschichte der Frau anschaut, so frag ich mich weiterhin wo da die mangelnde Wertvermittlung stattgefunden haben soll. Soweit man weiß, wurde sie streng gläubig erzogen. Und ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass man seine Kinder mit dem Vorsatz tötet in der DDR war alles schlecht. Eher kam die Theorie auf, dass durch die religiöse Erziehung Abtreibung und Verhütung tabu waren. DAS sind meiner Meinung nach Punkte, über die das Sprachrohr des Volkes - sprich die Politik - sich äußern sollte. Denn sein(e) Kind(er) umzubringen, dazu gehört für mich schon eine gewaltige Spur Verzweiflung und Traumatismus.
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Bilana
Beitrag 05.Aug.2005 - 10:53
Beitrag #5


Capparis spinosa
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Ich frage mich ob es diese Konzepte von Gemeinschaft und Solidarität (und andere) in der DDR nicht doch irgendwie eine Doppelmoral hatten. Auf der einen Seite gab es das sicher stärker als im Westen, auf der anderen Seite, waren es ja wirklich aufgezwungeneWerte, die man oft vorgab zu haben, aber innerlich nicht wirklich hatte. Vielleicht führt dieses vorgaukeln von Werten dazu, dass man sich innerlich mehr davon entfernt?
Zuerst dachte ich es ist völlig anmaßend was Schönbohm sagt. Unangebracht in Zusammenhang mit diesem Fall sicher, aber ganz allgemein, wirklich so anmaßend? Steckt nicht irgendwo Wahrheit darin? Hätte so etwas wirklich im Westen passieren können? Diese Frau hat ihr erstes Kind schon vor der Wende umgebracht. Ja es ist richtig, Abtreibung und Adoption waren sehr problematisch in der DDR. Ich weiß davon, nicht zu letzt aus der eigenen Familie, das abgetrieben wurde, hinter verschlossenen Türen, Krankenschwestern, ÄrztInnen, die Freunde, Bekannte der Familie waren machten das. Ich will das alles und diese Frau nicht verurteilen, die Verzweiflung muss unerträglich sein.
Aber das niemand etwas gemerkt haben soll glaube ich absolut nicht. Ich kenne Brieskow-Finkenheerd, nein das scheint mir ganz unmöglich. Niemand war für die 9 Babys da bevor es zu spät war, niemand war für die Mutter da. Wäre so etwas im Westen passiert? Soziale Brennpunkte gibt es auch im Westen, klar, aber Brieskow-Finkenheerd ist kein sozialer Brennpunkt, sondern eine kleine Gemeinde, nicht reich, etwas hinterweltlerisch vielleicht, aber kein sozialer Brennpunkt.
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blue_moon
Beitrag 05.Aug.2005 - 11:21
Beitrag #6


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na, ganz umsonst sind die babyklappen ja (auch?) im westen nicht eingeführt worden. der fall aus brieskow-finkenheerd ist sicher krasser als alles, was ich bislang gehört oder gelesen habe, aber auch hier hab ich mich oft gefragt, wie junge frauen angeblich 'unbemerkt' (auch im familienkreis) kinder haben kriegen können - und das auch vielfach in gesicherten verhältnissen (also auch trotz aufklärung und legalen abtreibungsmöglichkeiten).

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Polly
Beitrag 05.Aug.2005 - 12:51
Beitrag #7


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Alos, ich stelle mir das, ehrlich gesagt, rein technisch nicht so schwer vor, unbemerkt ein Kind zu kriegen. Außerdem ist die Frau, um die es geht, ja wohl Alkoholikerin; da fragen die Leute sowieso nicht mehr nach.
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Bilana
Beitrag 05.Aug.2005 - 13:04
Beitrag #8


Capparis spinosa
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Es geht ja nicht um das kriegen, sondern um die Schwangerschaften. 9mal 9. Monat und keiner will es gesehen haben? Bei einer normalgewichtigen Frau? Keiner wollte wissen wo die 9 ungebornen Kinder hin sind?
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Polly
Beitrag 05.Aug.2005 - 13:09
Beitrag #9


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QUOTE (Bilana @ 05.Aug.2005 - 13:04)
Es geht ja nicht um das kriegen, sondern um die Schwangerschaften. 9mal 9. Monat und keiner will es gesehen haben? Bei einer normalgewichtigen Frau? Keiner wollte wissen wo die 9 ungebornen Kinder hin sind?

Hm, ich bin im achten, und viele Leute sehen das auch nicht. Aber das gehört wohl nicht hierher. Eigentlich geht es ja um was anderes.
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AveMaria
Beitrag 05.Aug.2005 - 13:32
Beitrag #10


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Die humanistische Erziehung zur Bildung der jungen Menschen zu Bürgern mit hohen Werten war hoch priorisiert! Wer in diesem System aufgewachsen ist, weiß das auch. Solche Bemerkungen sind also keineswegs ernst zu nehmen. Und mehr muss man auch nicht dazu sagen.

Der Beitrag wurde von AveMaria bearbeitet: 05.Aug.2005 - 13:42
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Bilana
Beitrag 05.Aug.2005 - 13:42
Beitrag #11


Capparis spinosa
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Ich weiß nicht AveMaria, war das wirklich so? Oder war das nur die Oberfläche? Damals habe ich es auch geglaubt, aber je mehr Zeit vergeht, je mehr ans Tageslicht kommt, umso weniger kann ich es glauben.
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AveMaria
Beitrag 05.Aug.2005 - 13:48
Beitrag #12


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Dort wo ich aufwuchs, war es so. Und betrachtet man die Kinderliteratur sowie das Fernsehprogramm für die Jüngeren so stützt das meine Aussage. Nicht umsonst hatten einige nach der Wende einen Werteschock bekommen.
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Bilana
Beitrag 05.Aug.2005 - 14:00
Beitrag #13


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Ich denke, dass es bei der Vermittlung der Werte nicht wirklich um die Werte ging. Es ging um die Sache, Aufrechterhaltung eines Systems, dass nicht legitimiert war.

Bautzen II, Stasiakten, IM....
Ist es wertebehaftet Menschen aus der ach so dollen gemeinschaft auszuschließen, weil sie christlich waren? Sie zu schickanieren? Menschen gefangen zu halten, weil sie das Spiel nicht mitspielen wollen? Weil sie ihre Freunde, Kollegen und Vereinskameraden nicht ausspionieren wollten? Frauen, Mütter? Deren Kinder Abends angstvoll in der Wohnung saßen und nicht wussten wo Mami bleibt?
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AveMaria
Beitrag 05.Aug.2005 - 14:18
Beitrag #14


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Nein, ist es natürlich nicht. Ist es moralisch vertretbar für den Beruf über Leichen zu gehen? In einer Leistungsgesellschaft zu leben, die schwache Menschen ausschließt? Die materiellen Werte über alle anderen zu stellen?

Als Heranwachsenden wurde uns nimmer vermittelt, dass Christen schlecht wären. "Böse" waren die Imperialisten (dargestellt oft im Anzug mit Zigarre und Zylinder) die "die Proletarier" ausbeuten. "Gut" waren die "braven" Bürger die ihrer Arbeit nachgingen um den "sozialistischen Staat zu unterstützen" und am besten noch in der Partei waren. Ich denke es wurde viel mit der Angst der DDR-Bürger gearbeitet um sie zu Denunzianten zu machen. Dass es die Verfolgung Andersdenkender gab, ist leider wahr, aber so wurden "wir" nicht erzogen. Es gab an Schulen natürlich wie auch in westdeutschen Schulen Außenseiter, an meiner damaligen Schule waren das aber nicht einfach pauschal "Christen", sondern die die sich quer gestellt haben, nicht zu allem "ja" sagen und ihren eigenen Kopf hatten. Diese waren in den Augen der Schulleitung Außenseiter (Nicht zu vergessen: Es gab viele Lehrer die jene "Außenseiter" dennoch unterstützt haben). In den Augen der Schüler waren Mitschüler Außenseiter, die sie nicht verstanden, die abgegrenzt waren. (das war an westdeutschen Schulen gewiss auch so). Die ersteren jener Außenseiter bekamen auch nie einen "Posten" im Pionierbetrieb (Klassenbuchträger, Wandzeitungsbeauftragter, Milchgeldeintreiber,...).

zum Thema Unmoral in der DDR: Ich muss allerdings zugeben, dass ich sehr schockiert war über die Meute die zum Fall der Mauer nach der D-Mark brüllten..:blink: ...in meinem Umfeld gab es jene nicht

Die Aussage jenes Politikers ernst zu nehmen bedeutet, alle ehemaligen DDR-Bürger als unmoralisch abzustempeln. Das ist zu kurz gedacht. Von einem Fall auf die gesamte Moral eines Volkes zu schließen ist einfach nur dumm. Das wäre doch wie wenn ich sagen würde, alle ehemaligen BRD-Bürger denken nur an sich und an ihr Geld. Das ist doch unwissenschaftlich und einfältig.

Mit anderen Worten: Die Welt ist nicht schwarz/weiß.

Der Beitrag wurde von AveMaria bearbeitet: 05.Aug.2005 - 14:26
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Bilana
Beitrag 05.Aug.2005 - 14:37
Beitrag #15


Capparis spinosa
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Ich bin wohl weit davon entfernt zu sagen es gibt in der ganzen Angelegenheit nur schwarz und weiß/gut und schlecht.

QUOTE
Dass es die Verfolgung Andersdenkender gab, ist leider wahr, aber so wurden "wir" nicht erzogen.


Das wiederspricht sich doch. Oder halt auch nicht. Natürlich wurde öffentlich die Gemeinschaft beschworen, aber hinter den Kulissen?
Öffentlich waren wir die freisten der Freien Bürger auf Erden, aber in wirklichkeit hat man sich vielerorts doch nicht getraut zu sagen was man wirklich denkt. Da haben Leute die Vorhänge zugezogen, um Tagesschau und anderes Westfernsehn zu gucken. Da gab es die nette Omi im haus, die nur all zu schnell bereit war auf Kinder arbeitender Mütter aufzupassen und die Mütter ihren Kindern einbläuten der netten Omi nichts zu erzählen. Needless to say, das jene nette Omi als Informatin der Stasi tätig war.
Das ist der Dualismus von dem ich spreche, die Unehrlichkeit, die dazu beiträgt diese Werte, die ja wirklich gut sind nicht ernst nehmen zu können. Viele haben damals schon geahnt und heute ist es Gewissheit.
Es ist meine persönliche Meinung, das dies insbesondere im nachhinein mit dazu beigetragen hat, dass es heute so ist, wie es ist. Die Werte von einst wurden durch die BRD erodiert, fast noch schockierender für viele, vielleicht, das diese Werte, an die sie geglaubt haben nie wirklich existiert haben.
Und diese Verbitterung geht auch auf die junge Generation über, weil sie es von ihren Eltern so vermittelt bekommen, weil sie ihre Eltern so erleben.
Das Wendetrauma wurde nicht nur von außen verursacht, auch von innen.
Ich habe auch nie gesagt, alle Menschen im Osten hätten keine Werte, seien unmoralisch. Aber vielleicht muss es mal so ein kollektives erwachen geben. Nachdem begriffen wurde, das auch im Wetsen nicht alles Gold ist was glänzt muss klar werden, das auch im Osten nicht alles schick war, und das IM's und Bautzen keine singulären Einzelfälle waren. das die Werte ernst zu nehmen sind, das sie positiv sind und nicht wertlos, nur weil in der DDr damit so umgegangen wurde.

Der Beitrag wurde von Bilana bearbeitet: 05.Aug.2005 - 14:40
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AveMaria
Beitrag 05.Aug.2005 - 14:59
Beitrag #16


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Niemand hat behauptet, dass im Osten alles "schick" war. Sicher gab es jene Fälle. Ich kann aus meiner Erfahrung aber nicht sagen ob es Einzelfälle waren oder nicht. Es kommt immer auf das jeweilige Umfeld an. Und die Fälle in denen das von dir Geschilderte geschah werden eher öffentlich gemacht, denn wer interessiert sich schon für Normalität? Zu jeder Meinung gibt es eine Statistik. Kann sein, dass Verrat und Unmenschlichkeit an der Tagesordnung waren und ich einfach das Glück hatte in meinem familiären Umfeld nicht darauf zu stoßen. (In der Schule schon, denn ich gehörte zu diesen "nervenden" Menschen) Man darf aber bei allen Einzelfällen (selbst wenn sie keine Einzelfälle waren, sondern Tagesordnung) nicht vergessen, dass es auch menschliches Handeln gab losgelöst von dem was sich der Staat wünschte. Wie sich der Staat seinen Bürger wünscht und vorstellt und wie er tatsächlich handelt, sind immernoch zwei verschiedene Dinge. Und wenn es Menschen gibt, ohne eigene Meinung ohne Humanität (die gibt es leider in jedem System, es läßt sich aber nicht sagen, dass es die in der DDR mehr gab!), Menschen die aus Obrigkeitshörigkeit, aus Angst, oder um eigenen Interessen nachzugehen, andere verraten, dann ist das immer wieder erschütternd...man kann doch aber nicht sagen, dass die DDR solche Bürger extra durch Fernsehen oder Schule geformt hat...nur dass das System solche Menschen benutzte für ihr Vorgehen gegen Andersdenkende..das macht sie jetzt aber nicht zu Opfern(!). Das kam dem System sicher gelegen, ich denke, sie versuchten auch ein solches Verhalten zu fördern, doch es gab viele, die sich dem entzogen...sehr viele...

Ich weiß jedenfalls noch genau, dass der DDR-Staat mit seinen Parolen (so wie er sich öffentlich darstellte; wie z.B. in dem Buch, welches alle zur Jugendweihe bekamen und gleich in den Keller beförderten) von vielen nicht so ernst genommen wurde.

kurzum: es gab sicher unmoralische Menschen, so wie sie es in jedem anderen Staat gibt. Man sollte Äußerungen von CDU/CSU-Politikern nicht ernst nehmen.
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Rafaella
Beitrag 05.Aug.2005 - 15:01
Beitrag #17


Freies Vögelchen
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QUOTE (Bilana @ 05.Aug.2005 - 11:53)
. Ja es ist richtig, Abtreibung und Adoption waren sehr problematisch in der DDR. Ich weiß davon, nicht zu letzt aus der eigenen Familie, das abgetrieben wurde, hinter verschlossenen Türen, Krankenschwestern, ÄrztInnen, die Freunde, Bekannte der Familie waren machten das.

Tatsächlich? - Diese Information ist für mich ganz neu.
Wr haben in der Gynäkologie immer wieder Patientinnen aus der ehemaligen Sowjetunion mit zum teil um die 10 Abtreibungen in der Anamnese, so quasi als Vehütungsmethode.
Ich hatte daher gedacht, dass Abtreibung in der Ex-DDR ebenfalls keineswegs tabusiert war...war wohl ein Fehlschluss

Der Beitrag wurde von Rafaella bearbeitet: 05.Aug.2005 - 15:01
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robin
Beitrag 05.Aug.2005 - 16:22
Beitrag #18


I lof tarof!
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...erzwungene proletarisierung... :gruebel: ??? :morgens: ???
Als hätte es nur in der ddr gegeben: Vom staat erzwungene gesellschaftsform und ethik. Als gäbe es hier nicht, von der brd erzwungene freie markwirtschaft bzw kapitalismus. Mit allen ihren/seinen UN-WERTEN! :morgens: !!!
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LadyGodiva
Beitrag 05.Aug.2005 - 17:35
Beitrag #19


Strøse
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Da versucht ein nicht ganz unumstrittener konservativer Politiker einen Bogen vom aktuellen Geschehen hin zu nicht weniger umstrittener konservativer Wahlpropaganda (ist es nicht die CDU, die ihre Werbeplakate mit Babygesichtern schmückt - à la "was Deutschland wirklich braucht") zu spannen und ist sich dabei nicht zu schade, eindeutig Kriminelles (nämlich Mord) in einen Zusammenhang mit "allgemeinem Werteverfall", bzw. einem "Wertevacuum" in den neuen Bundesländern zu bringen.
Für mich ist mehrfacher Kindsmord weniger Ausdruck einer wertemäßig nicht gefestigten Gesellschaft, sondern Symptom einer psychischen Erkrankung, die umso grausamer erscheint, weil das Tabu "Mutterhass" (als Gegensatz zur Mutterliebe) aufs Heftigste ins Blickfeld der allgemeinen Betrachtung rückt.

Dass Kinder in Deutschland aus einer gewissen Panik heraus getötet werden, weil die (materiellen) Perspektiven der Mutter gefährdet scheinen, ist immer vorstellbarer und in Zeiten mangelnden allgemeinen sozialen Rückhalts vermutlich nur eine nüchterne Konsequenz aus der heutigen Entwicklung in unserem Lande, die für mich eventuell auch mit der Überschrift des Threads beschrieben werden könnte.


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Janet
Beitrag 06.Aug.2005 - 00:01
Beitrag #20


Satansbraten
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QUOTE (Rafaella @ 05.Aug.2005 - 16:01)

Ich hatte daher gedacht, dass Abtreibung in der Ex-DDR ebenfalls keineswegs tabusiert war...war wohl ein Fehlschluss

Ein Tabuthema war das nicht. Ich war 16, als die Mauer geöffnet wurde, meine Mutter hatte 3 oder 4 Abtreibungen, deren Freundinen auch so einige und selbst eine meiner Klassenkameradinnen hatte auch ihr 2. Kind "wegmachen" lassen. Das erste kam mit 14, dann mit 16 die Abtreibung...
Ich hab es so erlebt, dass Abtreibungen normal sind. Ich fands immer schrecklich, wie gleichgültig einige damit umgingen. "Verhütet ihr?" "Nö, wenn's schiefgeht, mach ich's weg!"

:(
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