"wir werden nicht als mädchen geboren...", nein? |
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"wir werden nicht als mädchen geboren...", nein? |
02.Jul.2007 - 11:09
Beitrag
#1
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strösen macht blau! Gruppe: Admin Beiträge: 12.621 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 12 |
in den 70/80 jahren gab es ein buch, das sich mit den auswirkungen von der erziehung zum mädchen beschäftigte: "wir werden nicht als mädchen geboren, wir werden dazu gemacht" sagt schon im titel, welche theorie im buch nachlesbar war. heute gibt es studien, die besagen, dass es möglicherweise doch mehr biologische ursachen hat, dass und wie menschen in die geschlechterzuordnung hineinwachsen. die neueste ausgabe der zeit widmet dem thema ein special, das zum teil auch online nachlesbar ist. für mich eine kernaussage dieses online-artikels: "Die klare Vorstellung von der Geschlechterdifferenz und der eigenen Zugehörigkeit ist offenbar eine gute Basis für einen späteren freien Umgang mit Stereotypen. Man kann sich dann Interesse und sogar Freude und Spaß an der Differenz leisten. "
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02.Jul.2007 - 11:51
Beitrag
#2
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Naschkatze Gruppe: Members Beiträge: 407 Userin seit: 29.01.2006 Userinnen-Nr.: 2.540 |
Ich halte es schon lange für einen gefährlichen Fehler, das als "typisch" empfundene Geschlechterverhalten ausschließlich als Folge der Sozialisation zu sehen. Ich bin überzeugt davon, daß die biologischen Vorgaben vieles von dieser Sozialisation bestimmen und begünstigen. Wichtig ist mir nur, daß Ausnahmen und Abweichendes als genauso akzeptabel gilt.
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02.Jul.2007 - 11:57
Beitrag
#3
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Ego, Alter! Gruppe: Members Beiträge: 1.238 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 28 |
Ich habe das "Zeit"-Dossier nur überflogen, aber es scheint mir denselben populistischen Quatsch zusammenzufassen, der seit Jahren durch die Medien geistert. Die Beispiele sind in der Regel nicht stichhaltig. Dass sich ein Junge und ein Mädchen, die als Zwillinge geboren sind, rollentypisch verhalten, kann nicht verwundern, ist es doch gerade in solch einer engen Bindung für die Identitätsbildung notwendig, sich von einander abzugrenzen und zu differenzieren.
Ein weiteres Beispiel. Es gibt ein berühmtes Experiment, bei dem man männlichen und weiblichen Säuglingen ein eher technisches Mobile und Bild mit dem Gesicht einer lächelnden Frau zum Spielen angeboten hat. Überraschendes Ergebnis: Die Jungs haben sich angeblich mehr für das Mobile interessiert, die Mädchen für das Gesicht. Was einem aber verschwiegen wird: Das Verhältnis war statistisch in keiner Weise relevant, d.h., es waren vielleicht 53% der Jungs, die das Mobile angeschaut haben und, schlagmichtot, 56% der Mädchen, die das Gesicht bevorzugten. Mit anderen Worten: Nahezu alle haben sich für beides interessiert. Solche Experimente sind im Übrigen sehr oft nicht reproduzierbar. Und selbst wenn sie eindeutige neurologische Unterschiede zwischen männlichem und weiblichem Geschlecht feststellen, dann sagen diese Ergebnisse so wenig über unser Sozialverhalten aus, dass es schon lachhaft ist. Männer haben ein besseres räumliches Vorstellungsvermögen, Frauen können sich besser Wörter merken. Na und? Was resultiert daraus? Oder was kann man damit wirklich erklären? Von all den gesellschaftlichen Unterschieden zwischen Männlich und Weiblich vielleicht 0,5%, grob geschätzt. Mein Eindruck ist, dass diese Form von Wissenschaft vor allem dafür benutzt wird, Stereotype zu reproduzieren und zu legitimieren. Was viele nicht wissen: Das Gehirn verändert sich ein ganzes Leben lang. Wenn ich also bestimmte kognitive Spezialisierungen bei Frauen oder Männern nachweisen kann, müssen diese keineswegs angeboren sein, sondern können ebenso gut erworben worden sein. Noch ein Punkt: Die Argumentation in der "Zeit" basiert ja auf der Vorstellung, dass in den letzten zwanzig Jahren ein so umfassendes Umdenken in den Geschlechterdefinitionen stattgefunden habe, dass mittlerweile die meisten Kinder geschlechtsneutral erzogen würden und dass darum erwiesen sei, dass eine solche Erziehung aussichtslos sei. Wer würde denn so etwas ernsthaft behaupten wollen? Da könnte man ja ebenso gut sagen, dass wir nach der Öko-Bewegung der 80er alle zu Umweltengeln geworden seien. Ich kenne übrigens das eingangs zitierte Buch, das beantwortet die Frage leider auch nicht. |
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02.Jul.2007 - 12:02
Beitrag
#4
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Strösenschusselhai Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 |
Ich hab den Artikel gelesen.... und ja: ich glaube durchaus, dass die Familie beiden Kindern sowohl Puppen als auch Feuerwehrautos angeboten hat, auch dass die Wahl des Mädchens bei Klamotte und Spielzeug auf Glitzrrosa fällt und der Junge alles Mögliche als Waffe beutzt.
Nur: ob sich daraus (und ähnlichen Beschreibungen) eine Regel ableiten lässt, bezweifle ich. Erstens, weil ich das auch ganz anders kenne: Meine Große liebte Kleidchen und Puppen, die Kleine, schnitt eines Tages einen Rock entzwei, weil sie diesen zu einem Fototermin im Kindergarten anziehen sollte und spielte vorzugsweise mit einer tollen Autogarage inklusive Waschanlage. Die Große wollte sich auf dem Spielplatz nach dem Backen eines Sandkuchens stets die Hände waschen, die Kleine grub sich inmitten der trutzigen Sandburg ein und spielte mit Matschkugeln "Kanone". Dieses "Phänomen" kenne ich auch aus anderen Familien - völlig egal, ob die Elternnun konservativen Rollenmustern oder womöglich gar dem Gleichheitsfeminimus anhangen. Zweitens ist nicht zu vergessen, dass das Elternhaus nicht die einzige Inspirationsquelle für kindliche Vorlieben bei Spiel und Kleidung ist: es gibt die Omis und Opis, die Nachbarin, den musikalischen Früherzieher, die Tanten und Onkels und: das Fernsehen. Diese Einflussfaktoren, sowie die Erwartungshaltungen aller Personen, mit welchen das Kind Umgang hat, müssen mitberücksichtigt werden, will man die Tendenzen von Kindern, sich auf eine bestimmte Weise aus einem Angebot zu bedienen, einordnen. Ich möchte nicht grundsätzlich behaupten, dass Mädchen und Jungs "gemacht" werden, aber ich könnte keinesfalls guten Gewissens das Gegenteil propagieren. Ich weiß es nicht. Aber ich finde das Thema überaus spannend. shark |
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02.Jul.2007 - 12:04
Beitrag
#5
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Strösenschusselhai Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 |
:zustimm: :blumen2: |
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02.Jul.2007 - 12:12
Beitrag
#6
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Strösenschusselhai Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 |
Ein kurzer Lesehinweis: Neueste EMMA, Seiten 84/85 "Wie wär's mit Wahrheiten?" sowie in derselben Ausgabe das Dossier "Das Gehirn verändert sich lebenslang" ab Seite 87.
Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 02.Jul.2007 - 12:13 |
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02.Jul.2007 - 12:18
Beitrag
#7
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Strösenschusselhai Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 |
:lol: Keine Ahnung... Weil sich Menschen dann sicherer in der Welt und ihrem eigenen Kopf fühlen? :gruebel: "Die Wahrheit ist, dass es keine Wahrheit gibt!"
Interessant an den von mir vorgeschlagenen Artikeln ist, dass stark auf die Methodik und die damit verbundenen "Fallen" bei der Einschätzung verschiedener scheinbarer Erkenntnisse Bezug genommen wird. Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 02.Jul.2007 - 12:43 |
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02.Jul.2007 - 13:09
Beitrag
#8
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Gut durch Gruppe: Members Beiträge: 10.593 Userin seit: 15.04.2005 Userinnen-Nr.: 1.477 |
Oder auch so ausgedrückt: Es gibt so viele Wahrheiten wie es Lebewesen gibt, egal in welcher Erscheinungsform auch immer. |
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02.Jul.2007 - 13:24
Beitrag
#9
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auf Entdeckungsreise Gruppe: Members Beiträge: 1.151 Userin seit: 21.11.2004 Userinnen-Nr.: 800 |
Ich kenn das zitierte Buch auch und es hat eigentlich bei mir in erster Linie eine gewisse Resignation hinterlassen damals. ;)
Das Thema find ich allerdings nach wie vor sehr spannend und kann mich immer wieder vergnüglich mit andern darüber streiten, wie das nun ist mit dem angeborenen Unterschied. Tatsache ist, wie hier ja auch schon mehrfach angemerkt, dass Rollenbilder ja permanent auf die Kinder einwirken. Selbst wenn wir es schaffen würden, daheim alles ganz anders zu vermitteln, so begegnet den lieben Kleinen beim ersten Schritt vor die Tür garantiert irgendein Klischee. Meine Erfahrungen sind auch recht ambivalent - einerseits wird mir in den Schulen und Kindergärten immer wieder vermittelt, die Mädchen "seien halt ordentlicher/fleißiger/...." Als Jungs-Mutter kann ich nur bestätigen, dass MEINE beiden Exemplare nun wirklich nicht der Ausbund an Fleiß sind und schon gar nicht, wenn es drum geht, irgendwas "sauber und ordentlich" abzuliefern. Aber es ist immer wieder eklatant - die Mädels in der Klasse bzw. ihre Eltern stöhnen über "zu viel Hausaufgaben", die Eltern der Jungs sagen, "wieso, er hat eigentlich nie was auf, wenn ich frage?!". Andererseits hab ich mit eben diesen beiden Knaben auch sehr verschiedene Erfahrungen gemacht.. ;) Der Große ist ein sanfter, friedfertiger Riese, der allerdings nie sonderlich viel Begeisterung für "Mädchenspielzeug" aufbringen konnte, so sehr die Mama sich anfangs bemüht hat, das ganze Spektrum zur Verfügung zu stellen. Irgendwann, hurra!, wollte er dann doch mal ein Puppenhaus haben - das aber sehr schnell zur Feuerwache mutierte. Der Kleinere hatte zu Kindergartenzeiten eine große Vorliebe für zarte Haargummis, Haarspangen mit niedlichen Tierchen drauf, wollte ganz dringend einen Buggy für seine Puppe und die Kuscheltiere und war in den unteren Klassen der Schwarm der Mädels, weil sie mit ihm auch Diddl-Bildchen tauschen konnten. :blink: Andererseits kann er durchaus auch rüpelhaft-wehrhaft sein und Waffen usw. üben eine ganz große Faszination aus. Der Haushalt, in dem sie groß wurden, war derselbe. Allerdings hatte ich mir beim Großen das Daheim-Sein usw. mit dem Vater geteilt, beim Kleinen übernahm ich den Job weitgehend allein. Eine Antwort weiß ich auch nicht; aber ich denke, dass die Einflüsse der Umwelt viel subtiler ankommen und vor allem eigentlich permanent vorhanden sind. Sie ausschließen zu wollen ist meines Erachtens so gut wie unmöglich. Es streitet sich trefflich, soviel ist sicher. :) In einem gewissen Rahmen kann ich mir allerdings auch vorstellen, dass es für die persönliche Entwicklung hilfreich sein kann, wenn ein klares Bild da ist - und es nachher auch leichter ist, sich von eben diesem Rollenbild zu distanzieren. |
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02.Jul.2007 - 13:35
Beitrag
#10
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- keep it up you go girl - Gruppe: Members Beiträge: 13.733 Userin seit: 21.02.2007 Userinnen-Nr.: 4.099 |
Dazu möchte ich mal noch was aus meiner Kindheit erzählen. Ich sollte eigentlich ein Junge werden und so wurde ich auch erzogen. Durfte mit meinem Vater in den Keller zum Handwerken. Interessierte mich für Technik und Autos und das ist heute noch so.
Heute habe ich große Schwierigkeiten mit Haushaltsführung und am Liebsten wäre es mir, wenn das eine für mich übernehmen könnte. Hausfrau möchte ich einfach nicht sein, aber ich brauch nun mal was zum Essen, also muss es sein. Schule und das andere Drum-Rum haben versucht, mich zum Mädchen zu erziehen, doch ist es ihnen nicht gelungen. Der Einfluss meines Vaters war einfach zu stark. Und ich bin froh darüber, weil ich eine dementsprechende Power fürs Leben mitbekommen habe. Gehe einfach meinen Weg und Lady-Like interessiert mich überhaupt nicht. |
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02.Jul.2007 - 14:53
Beitrag
#11
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Gut durch Gruppe: Members Beiträge: 1.084 Userin seit: 21.10.2004 Userinnen-Nr.: 633 |
Meine Erfahrungen mit Kindern sind alles andere als fundiert und ich schaue den diversen Kids in meinem Umfeld eher aus der Distanz beim Aufwachsen zu.
Was ich aber immer wieder frappierend finde, wieviel Persönlichkeit schon in so einem ganz keinen Schratz steckt. Meiner Beobachtung nach zeigen sich wesentliche Charaktermerkmale schon sehr früh. Das heisst für Eltern: Man muss nehmen, was man kriegt. Und das beste draus machen. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch die Mann/Frau Identität in den Kindern angelegt ist. So kriegen die braven Mamas mit den gebügelten Blusen die wilden Gören, die auf Bäume klettern, sich die Hosen zerreissen und partout nicht mit Puppen spielen wollen. Und die aufgeklärten Mütter, die sich mühsam aus den Rollenbildern herausgeschält haben, kriegen dann das Mädel, das den ganzen Tag Prinzessin spielt und nicht genug kriegen kann von rosa Schleifchen und Glitzerkram. Wobei ich es übrigens für ein dickes Gerücht halte, dass heutzutage Jungs und Mädchen gleich erzogen werden. An Mädchen werden von ihren Müttern andere Erwartungen gestellt als an Jungs. Besonders wirksam sind die, die gar nicht erst ausgesprochen werden. Jungs unterliegen nicht annähernd einem so hohen Anpassungsdruck wie Mädchen. edit: Buuuchstaben Der Beitrag wurde von Diana bearbeitet: 02.Jul.2007 - 14:56 |
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02.Jul.2007 - 15:08
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#12
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auf Entdeckungsreise Gruppe: Members Beiträge: 1.151 Userin seit: 21.11.2004 Userinnen-Nr.: 800 |
Beneidenswert... Ich bin nun nicht so böse drum, dass mich Haushaltsdinge nicht so sehr plagen, aber die Sache mit dem Bauen und Basteln.. Wir waren Bruder und Schwester, ich hab später mit großer Begeisterung Praktikum auf Baustellen gemacht, von klein auf gern gehämmert und gebastelt. Mein Vater hat aber immer probiert, meinen Bruder dazu zu kriegen, was mit ihm zu bauen. Für den war das aber immer eher eine Quälerei, es gab kaum was, das ihn weniger interessierte. Ich musste es meinem Vater regelrecht abtrotzen, doch mal ganz selten auch mithelfen zu dürfen. Selbst mit deutlich über zwanzig passierte es noch, dass ICH mir Werkzeug gewünscht hatte zu Weihnachten und völlig indigniert irgendwelche Geschirrtücher auswickeln durfte - während mein Bruder sich mit einer feinen "Grundausstattung" an Werkzeug wiederfand. (Wobei ich nicht denke, er hätt das gern gegen Geschirrtücher eingetauscht. :huh: ) |
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02.Jul.2007 - 15:10
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#13
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Ego, Alter! Gruppe: Members Beiträge: 1.238 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 28 |
Ich bin auch so ein Mädchen, das "wie ein Junge" erzogen wurde, weil man Vater seine Enttäuschung über mein Geschlecht an mir ausließ. Eine Zeit lang hat es gut funktioniert - vor allem wollte ich nie mit Mädchen befreundet sein, fand sie blöd. Heute ist vieles von dem, was damals in mir angelegt werden sollte, völlig verschüttet gegangen (angebliche handwerkliche Begabung, ausgeprägter beruflicher Ehrgeiz u.ä.), zum Ärger meines Vaters. Das Experiment ist wohl als gescheitert zu bezeichnen. Einmal habe ich meinem Vater an den Kopf geworfen, dass ich wegen seiner Erziehung zum Manne lesbisch geworden sei. Aber das habe ich nur getan, um mich an ihm zu rächen. Eigentlich halte ich das für Blödsinn. |
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02.Jul.2007 - 17:24
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#14
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Strösenschusselhai Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 |
Ich wurde ganz und gar als Mädchen erzogen (und war auch als solches ersehnt): hübsche Kleidchen, seidene Strümpfe, Puppen und Kuscheltiere, Mädchenbücher wie "Nesthäkchen"....
Dennoch: ich bin, wann immer es möglich war, mit den Nachbarjungs durch die Gegend gestreunt, war Bandenführerin und meine Barbies mussten üble und gefährliche Abenteuer überstehen, bekamen alle die Haare geschnitten (wofür ich mir mengenweise Ärger einhandelte) und wurden gerne gegen Matchboxautos eingetauscht. Mit meinem Vater schnell Autofahren oder Schießen gehen, war das Einzige, woran wir beide zusammen Spaß hatten. Bin ich nun "so ein Kind" geworden, WEIL ich unbedingt ein angepasstes, süßes Mädelchen werden sollte oder doch vielleicht TROTZDEM? Keine Ahnung... Meine Schwester, die eigentlich ein Junge hätte werden sollen, hingegen war eine Stubenhockerin, die sich Glitzerschmuck unhängte, Mamis Stöckelschuhe anzog und ewig und drei Tage damit zubringen konnte, ihre Püppchen zu kämmen und anzukleiden. Sie lernte nähen und häkeln und stricken und sticken. Und ich konnte mit ihr so gar nichts anfangen... War sie so WEGEN des Anspruchs, doch wenigstens ein bisschen jungenhaft (wie sie auch aussah) zu sein? Oder wurde sie DENNOCH so? Mädchen und Jungs sind verschieden....aber soooo verschieden sehe ich sie nun doch nicht. ;) Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 02.Jul.2007 - 17:25 |
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02.Jul.2007 - 18:52
Beitrag
#15
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Satansbraten Gruppe: Members Beiträge: 583 Userin seit: 28.07.2006 Userinnen-Nr.: 3.285 |
...und noch eine, die Kleidchen und Glitzer und Püppchen als Kind aus tiefstem Herzen verabscheute :angry:
Eine die sich zu jedem Geburstag ne lange Hose wünschte... Mit den Jungs um die Blöcke zog, Äpfel und Birnen klauen gehen... Unter Protest in ein Konfirmationskleid gesteckt wurde, weil eben damals alle Mädchen zu diesem Anlass die unbequemen, satinglänzenden, wadenlangen Zwangs-und Zwick-Kleider trugen... Meine Eltern haben meinen Hosen Tick und das "Junge sein wollen" meist toleriert, ich bin sozusagen damals schon antiautoritär erzogen worden... aber auch diese Art der Erziehung ging buchstäblich 'in die Hose' :lol: |
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02.Jul.2007 - 20:31
Beitrag
#16
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Naschkatze Gruppe: Members Beiträge: 423 Userin seit: 22.06.2007 Userinnen-Nr.: 4.652 |
Ich hatte eine wunderbare Kindheit,bin bei den Großeltern in den Ferien im Harz mit sämtlichen Tieren und Natur groß geworden.Hab auf'm Heuboden gepennt,den Hühnern die Eier unterm Arsch weg geholt,geschnitzt,hatte immer DIE :D Hosen an und hab es geliebt,wenn ich mal in ein Röckchen gesteckt wurde :P Dann war ich,kurzfristig,Mädchen.......
Ja als was bin ich denn nun geboren worden??? Als Mädchen natürlich!!! Und meine Plastik-Indianer und Cowboys werden es mir verzeihen...... |
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02.Jul.2007 - 21:06
Beitrag
#17
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Mama Maus Gruppe: Members Beiträge: 8.982 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 78 |
Hallo,
bei dem Thema fällt mir eine BBC - Reportage ein (leider weiß ich den Titel nicht mehr) - darum ging es um ein Experiment, das einst in GB gemacht wurde. Ein Zwillingspärchen (beides Jungs) wurde geboren und einer der beiden in ein Mädchen umoperiert (aufgrund einer missglückten Beschneidung) - ja ich glaube so wars) - er wurde gekleidet wie ein Mädchen, erzogen wie ein Mädchen und war über Jahre hinweg unter Beobachtung des Entwicklungs"psychologen" (entschuldigung - so einen Menschen KANN ich nicht ernst nehmen bzw. so betiteln - das Ganze war, meiner Meinung nach, menschenverachtend). Er musste Kleider anziehen, sein Bruder hingegen wurde wie ein Junge erzogen und durfte auch so sein. Der zum Mädchen gemachte Junge litt immer darunter, dass er in diesem "Mädchenkörper" steckte, er wollte dies nicht, er fühlte dies nicht und er war dies auch einfach nicht - er war ein Junge - nur durfte er keiner sein. Die Eltern machten das mit und wollten dies auch - er sollte eben ein Mädchen sein. Diese Reportage zeigt das Leben und wie es ihn und seinen Zwillingsbruder beeinflusste - lebte dann schließlich als Mann auch wieder, doch die Vergangenheit beutelte ihn so sehr dass er sich schließlich umbrachte und somit dieses "Experiment" nicht überlebte. Dies wurde somit als gescheitert betrachtet (logischerweise) und der "Psychologe"/"Arzt" rechtfertigte sein tun damit, dass er eben schauen wollte, inwieweit die Geschlechterrollen vorbestimmt seien geschweige denn ob sie eben in den Genen vorgegeben sind. Eigentlich wollte er beweisen, dass Geschlechterrollen anerzogen sind - dies schlug fehl, und der junge Mann bezahlte damit mit seinem Leben. Es tut mir furchtbar leid, dass ich dazu keine Quellenangaben habe und ich habe mich nun auch nicht auf die Suche begeben - aber dieses Beispiel kommt mir immer in den Sinn, wenn ich über dieses Thema "stolpere". edit: Quellenangaben gefunden! Ich selbst wurde "neutral" erzogen, in Ermangelung einer psychischen Mutter (körperlich war sie da) und dem Einfluss eines Vaters, der auf die "Geschlechterrollen" pfiff wuchs ich auf - eines der wenigen positiven Dinge. Ich liebte alles, womit Jungs spielten, mit Mädchen konnte ich wenig anfangen und die Jungssachen interessierten mich immer mehr. Ich raufte, ich war ein "Wildfang" wohl und ließ mich nicht in "Normen" pressen - so sie mir auch nicht beigebracht wurden. Mir wurde früher immer gesagt "Du hättest der Junge werden sollen und dein Bruder das Mädchen" - wirkte er (und ist er auch) zart beseiteter als ich, wirkte ich doch auch immer stärker und älter als er (4 Jahre älter) - "boxte" ich mich doch mehr durch wo es ging und packte Dinge "alleine" an, verließ mich auf mich selbst, soweit möglich. Er war da anders - und ist es auch heute. Die "männlichen Attribute" bleiben mir auch heute erhalten - es gab einige klägliche Versuche meiner Großmütter mich "umzupolen" - jedoch sind sie gescheitert - stand doch mein Vater (eines der wenigen Male) hinter mir, wenn ich KEINE Röcke/Westen/was auch immer weibliches tragen wollte, kurze Haare liebte ich - und durfte ich haben - die elendigen Friseurbesuche mit meiner Oma wurden auch schnell abgeschafft, nachdem ich mir immer die Augen ausheulte, weil meine Wünsche nicht berücksichtigt wurden. So bin ich nun heute hier und musste mir die Weiblichkeit, die ich inne habe, jedoch auch hart erkämpfen - zuwenig Geschlechterrollenvorbilder waren mir doch gegeben - die Großmütter konnte ich als solche nicht erachten - suchten sie ein Schublade die passend war & nicht eben mich sahen - wie gesagt, das widerum tat (in dieser Hinsicht) mein Vater - sagte er musste früher so sehr Junge sein, durfte nicht Friseur lernen - also sollte ich, wenn ich "jungshaft" sein wollte, so sein dürfen - abgesehen davon dass ich KEIN Lego oder so geschenkt bekam oder handwerklich unterstützt wurde, so durfte ich doch wenigstens sein wie ich war - wenn auch die Förderung in meinen Interessen etwas kläglich. Die Weiblichkeit, die ich heute fühle, die musste ich lernen - wie sind Frauen/Mädchen? Wie fühlen sie sich? Fühle ich mich so? Was will ich von der "Weiblichkeit" annehmen, welche Kleidung, wie schminke ich mich, wie rasiert man sich als Frau usw usf. ich musste es in eigenversuch lernen - die Einzige die ich einmal fragte war meine Tante - sonst gab es da niemanden, der mir hätte weiterhelfen können. Aber es ist heute ok, ich fühle mich wohl so, wie ich bin & weiß, dass meine Geschlechter"rolle" mit der Länge meiner Haare steht & fällt - wurde ich doch einfach immer als Mann/Junge erkannt, sobald sie kurz waren. Heute sind sie das 1. Mal in meinem Leben länger als Schulterblatt und ich fühle mich sehr wohl damit - kann damit kokettieren - doch als Vollweib wurde ich nicht erzogen, fühle ich mich nicht und werde ich nie sein - weiblich jedoch (inzwischen) schon und sehr gerne. Mausi edit: zweifel bzgl. der Handhabung des Experiments hervorgehoben P.S.: ich hoffe es ist ok, dass ich das Beispiel der Jungs ranzog - das Einzig mir bekannte - aber auch umso eindrücklicher edit2: David Reimer bei Wiki Artikel bei Cicero.de Englische kurze Beschreibung bei BBC.co David Reimers - der Mädchenjunge - Beschreibung der BBC Reportage Der Beitrag wurde von Mausi bearbeitet: 02.Jul.2007 - 21:17 |
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03.Jul.2007 - 11:22
Beitrag
#18
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Naschkatze Gruppe: Members Beiträge: 423 Userin seit: 22.06.2007 Userinnen-Nr.: 4.652 |
Hallo Mausi,also die Geschichte von den beiden Jungs ist ja wirklich heftig.Ich stelle ja noch fast in Frage,ob diese Operation wirklich notwendig war(zieht eine mißglückte Beschneidung wirklich sowas nach sich).Fast unglaublich,was mit diesem Jungen da getan wurde.Menschenverachtend-wie du es hättest nicht treffender bezeichnen können!!!
Deine eigene Geschichte hat mir auch gut gefallen und ich gratuliere dir zu deiner selbst erworbenen Weiblichkeit!!! Ich finde es gut,das du gar nicht zu viel davon haben willst,aber mit dem was du ausstrahlst auch kokettierst. War nett,dich zu lesen :) |
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03.Jul.2007 - 12:29
Beitrag
#19
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auf Entdeckungsreise Gruppe: Members Beiträge: 1.151 Userin seit: 21.11.2004 Userinnen-Nr.: 800 |
Bleibt denn am Ende irgendwas "Greifbares" übrig?
Das war unter anderem der Grund, weshalb ich mir damals das Buch gekauft hatte - ich wurde Mutter und wollte meinem Kind nicht das ganze angestaubte Rollenbild mit auf den Weg geben. Und auf der andern Seite haderte ich selber ja so mit dieser Rolle. Weiblich? ICH? Damit hab ich als Kind und als Jugendliche eigentlich permanent gerungen. Erziehung lag so "zwischen allen Fronten", gewissermaßen. Barbie und Co waren bei meinen Eltern verpönt (@ shark - ich hab aber dafür den großen Puppen die schönen langen Haare abgeschnitten und mir genauso viel Ärger eingehandelt :D ), ebenfalls alles, was irgendwas mit "Schminken" oder zu viel Glitzer und rosa und so weiter zu tun hatte. Aber Kleidchen sollten es dann schon bitte sein. (haben sie aber nicht lang durchgehalten, zum Glück. :P ) Mich hat immer maßlos aufgeregt, dass eine Frau in den Augen meiner Mutter per se die Schwächere war/ist. "Komm, lass das Deinen Vater/Bruder machen, das ist doch zu schwer für eine Frau!" :ph34r: Dass sie an vielen Ecken per Automatismus dem Mann an ihrer Seite Aufgaben zuschob, die sie problemlos selber bewältigen hätte können. Er tat es und tat es gern, das war nicht das Problem, aber ich hatte immer das Gefühl, sie erniedrigt sich so. Heut seh ich manches aus der Distanz natürlich etwas anders, aber das war mein Eindruck damals. Ich wollte nicht so sein oder so werden (und ich hätte zu gern eine (selbst)bewusste Tochter gehabt). Damals hätt ich vieles dafür gegeben, nicht "Mädchen" zu sein, weil ich mich so eingeengt fühlte allein durch die Tatsache. So vieles, was mir nicht zugetraut wurde, was mir nicht zugestanden wurde, was ich mir am Ende selber nicht zutraute und mir mühsam wieder zurückholen muss(te). Und verrückterweise eben auf beiden Seiten! Das konnte ich so gut nachfühlen bei Deiner Beschreibung, Mausi. :zustimm: Es ist ja sowohl das "klassisch Weibliche" als auch all das andere - wobei mir das nicht so schwer fällt wie eben dieses bewusste Leben mit der Weiblichkeit. "Frau sein", das hab ich eigentlich erst in den letzten Jahren annehmen können und kann es heute auch eher mal genießen und mich dran freuen. Und es begegnet mir grad in diesen Tagen wieder immer wieder... Ich werde den Umzugs-LKW selber fahren (is ja nur ein kleiner 7,5-Tonner ;) ) und ich freu mich drauf. Und ernte damit grad in der Damenwelt ständig ungläubige Blicke und werd von allen möglichen Muttis aus der Klasse meines Jüngsten angesprochen. Wenn ich ein Kerl wär würd das keinen interessieren, oder? Da wär das keine Nachfrage wert. Nicht, dass es mich stören würde, aber irritieren tut's mich schon. Und an solchen Ecken wird mir auch heute noch immer wieder bewusst, wie sehr "die Gesellschaft" da doch ein Bild pflegt und erhält. Sicher, heute kann ich mich recht bewusst und selbstverständlich darüber hinwegsetzen. Aber es fällt auf, es ist fremd, es erzeugt Aufmerksamkeit. Früher hat das ausgereicht, mich abzuschrecken. Dass es so schwierig sein kann, ein Kind als ein Kind bzw. einen Menschen als Menschen zu betrachten, sowohl von "innen" wie von "außen"? Ohne dieses Menschenkind in eine Rolle pressen zu wollen, zu verallgemeinern, Schubladen aufzuziehen? |
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03.Jul.2007 - 20:23
Beitrag
#20
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Mama Maus Gruppe: Members Beiträge: 8.982 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 78 |
@PinkFloyd
:roetel: Danke - aber ich lerne weiterhin was Weiblichkeit bedeutet, bis ich "fertig" bin - so ich es jemals sein sollte :) @Lisbeth Weia - ja - Irgend nen Transporter fahren - ich fuhr mit 18 nen Sprinter bei nem Umzug (und seitdem immer wieder bei Umzügen) und immer - IMMER - werde ich von irgendwelchen Typen angekuckt wie nen Auto - immer wieder fragt mein Vater, ob er ihn nicht besser fahren solle (das wäre keine gute idee :rolleyes: ) und ja, Frauen kucken unglaublich komisch, wenn sie das hören bzw. bieten an, ob nicht Freunde von ihnen dies fahren sollten :angry: Ich war ne Zeitlang in nem KFZ - Beruf (Ausbildung) und , nachdem ich da geschmissen hatte, ging ich mal inne Mietwerkstatt - etwas verunsicher, aber ok - nen Ölwechsel ist ja nicht wirklich schwer! Wenn ich NACKT auf nem Auto da getanzt hätte oder Schlamm gecatcht hätte - es hätte weniger Aufsehen erregt, ehrlich. Wie kann eine kleine (damals zierliche) Frau innem Blaumann inne Mietwerkstatt gehen und auch noch das Auto aufbocken ? Und dazu noch eine große stämmige Frau, die ihr Fragen stellt und es sich von ihr erklären lässt? Nein - das geht doch nicht. Fluchs kam einer an und bockte das Auto anders auf (dann war es schief und ich bekam Angst um mein damaliges Hüpferchen) - ein anderer widerum kam und bockte es HAARGENAUSO auf, wie ich vorher. Ich machte den Ölwechsel und war schnell wieder draußen - das nächste Mal (sollte es noch eins geben) werde ich mich vorher wieder GRÜNDLICH einlesen (das hatte ich das letzte Mal nicht getan) und werde mich nicht irritieren lassen - aber DIE Erfahrung war echt DER Hammer :angry: :ph34r: Etwas weitweg vom Thema nun :roetel: Liebe Grüsse Mausi |
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 18.11.2024 - 01:15 |