Positionen, Von linksautonom bis wertkonservativ. |
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Positionen, Von linksautonom bis wertkonservativ. |
24.May.2010 - 15:22
Beitrag
#1
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Schlaudegen. Gruppe: Members Beiträge: 4.102 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 71 |
Angeregt durch die Ehe-Diskussion und befeuert durch zuviel ereignislose Zeit auf Nachtschicht kamen mir wieder einige meiner berühmten Gedanken. Ist ja immer noch besser als die ganze Zeit zu essen, und zur Nesselprophylaxe: bitte das folgende nicht als Kritik an anwesenden auffassen. (IMG:style_emoticons/default/icon4.gif)
In diesem Forum und auch im von mir wahrgenommenen Teil öffentlicher Diskurse beziehen Lesben meist das was man als fortschrittliche Positionen bezeichnen könnte. Wenn man die Skala bemühen wollte: eher links oder was man heute so nennt, dem Alternativen, Grünen und Sozialen zugeneigt, das Herkömmliche herausfordernd. Im besseren Fall bewusst und durchwirkt, im trüberen auch mal einem gewissen Mainstream folgend; Panzer schlecht, Staat heikel, Igel gut. Kein Wunder und auch mir nicht unbekannt. Schliesslich treten wir mit solchen Positionen auch für uns selbst ein, viele davon bedingen die Möglichkeit, in einer Gesellschaft offen so zu leben wie wir es tun. Aber ach, werd´ ich alt und störrisch? Der Ehebegriff aus besagtem Thread ist nur ein Beispiel dafür, dass es mir des Aufbrechens manchmal zuviel wird. Auch sind mir Grundgesetzverankerungen und dergleichen zu wuchtige Mittel um sie (zumindest im Vorbeigehen) zu petitieren. Ich kann mittlerweile so einigen Anliegen nicht immer folgen, und zu bestimmten anderen Themen schweige ich mal lieber ganz. Bilde ich es mir ein, oder schwirren hie und da Erwartungen herum, welche Standpunkte sich für unsereins ziemen? Dabei habe ich ja durchaus eine dunkle Vergangenheit als gefragte Verfasserin reisserischer Juso-Flugblätter und hab meinen Namen auf jede Unterschriftenliste gekritzelt die mir links von der Mitte unterkam. Einfach war´s. Wie es nun soweit mit mir kommen konnte hat sich mir noch nicht ganz erschlossen, jedenfalls hat sich der Wandel parallel zu einem Mehr an Erwachsenwerden, tätigem Sein und Selbstverantwortung vollzogen - Dinge die mir trotz ihrer fraglichen Pendants (man wird ja auch selbstbezogener dabei) sehr gut bekommen sind. Weswegen ich mein heutiges Empfinden tendenziell lieber hab und als zu mir gehöriger erlebe, ist es doch aus eigener Anschauung erwachsen und soweit ich sehe auch weiterhin nicht zum Stehenbleiben bereit, so zäh es manchmal fliesst. Jedenfalls kriege ich heute auch Ansichten unter die ich früher skandalös fand. Ein Wort dafür finde ich im Schema indes nicht. Im Moment mache ich mir offenbar einfach meine eigenen Gedanken und komme mit Vereinfachungen politischer Anliegen auf keiner Seite besonders gut zurecht, auch dann nicht wenn sie mir selbst einen schnellen Vorteil zu versprechen scheinen. Wahlkreuz ist hier das maximale was ich noch beitragen kann. Ob das nochmal wieder anders wird? Der Beitrag wurde von Sägefisch bearbeitet: 24.May.2010 - 15:24 |
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24.May.2010 - 17:19
Beitrag
#2
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Satansbraten Gruppe: Members Beiträge: 532 Userin seit: 11.03.2009 Userinnen-Nr.: 6.616 |
Bilde ich es mir ein, oder schwirren hie und da Erwartungen herum, welche Standpunkte sich für unsereins ziemen? Ja, die scheint es zu geben, die Erwartungen. Immer wieder kommen kleine Andeutungen in dieser Richtung, auch im "Ehethread". Aber in solchen Diskussionsthreads zeigt sich ganz schnell, dass es unter uns keine einheitlichen Meinungen bezüglich Politik, Ethik oder was auch immer gibt.Schliesslich treten wir mit solchen Positionen auch für uns selbst ein, viele davon bedingen die Möglichkeit, in einer Gesellschaft offen so zu leben wie wir es tun. Wenn wir uns selbst als Homosexuelle akzeptieren und fordern, offen homosexuell leben zu können, ohne deswegen diskriminiert zu werden, haben auch wir selbst unweigerlich bestimmte liberale Einstellungen. Aber: diese Liberalität muss sich nicht auf alle Fragen beziehen. Ich bin sicher, es ist möglich, auf bestimmte Weise konservativ zu sein und gleichzeitig offen und tolerant. (Hätte ich als Teenager allerdings nicht so gesehen.)Möglich ist außerdem Homophobie trotz gelebter Homosexualität: So ein Mensch muss noch nicht einmal über einen Hauch von Liberalität verfügen, geschweige denn über eine politisch linke Meinung. |
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24.May.2010 - 19:21
Beitrag
#3
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Adiaphora Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 |
Bilde ich es mir ein, oder schwirren hie und da Erwartungen herum, welche Standpunkte sich für unsereins ziemen? Hm, von Menschen, die sich politisch links verorten, erwarte ich schon Respekt gegenüber gesellschaftlich benachteiligten Gruppen und eine gewisse Reflektiertheit der eigenen Position. Umgekehrt erwarte ich allerdings nichts. Im Gegensatz zur politischen Gesinnung halte ich die eigene sexuelle Orientierung nicht für frei wählbar - also kann ich auch keine "Auflagen" damit verbinden. Und ich denke auch nicht, dass die eigene Sexualität (oder damit verbundene soziale Vor- oder Nachteile) auf die politische Gesinnung abfärbt. Selbst am ganz rechten Rand gab es ja recht eindrucksvolle Beispiele homosexueller Identität - und selbst Vegetarier können abgrundtief böse sein (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) . In meinem eigenen Leben sind politische Verantwortung, Rebellionsbereitschaft, Lebensstil und Queerness aber schon untrennbar miteinander und mit meinem Gerechtigkeitsempfinden verwachsen. Es gehört einfach alles zusammen und alles zu mir. Allerdings ist mir eine gemeinsame Wellenlänge in meinem persönlichen Umfeld auch eher politisch als sexuell oder musikalisch wichtig. Denn trotz aller Meinungsverschiedenheit braucht es langfristig wohl doch einen gemeinsamen Blick in die Welt, um offene und fruchtbare Gespräche führen zu können. Den habe ich allerdings auch schon mit Menschen gefunden, die aus für mich schwer nachvollziehbaren Gründen FDP oder CDU wählen. Was den Altersstarrsinn betrifft, bewegt sich meiner wohl eher in umgekehrter Richtung. Und seit ich wieder mehr mit jungen Menchen zu tun habe, glaube ich kaum, dass sich da allgemeine Tendenzen ableiten lassen. Jedoch scheint mir die Vorstellung relativ verbreitet, alle Positionen, die man früher selbst einmal eingenommen und sich mittlerweile von ihnen distanziert hat, seien irgendwie naiv/vereinfachend/untereintwickelt. Hierbei handelt es sich aber möglicherweise um eine Verwechslung der Erinnerung an die eigene Vergangenheit mit ähnlich anmutenden Positionen politisch anders denkender Menschen. Will sagen: Nur weil ich unreflektiert an Mahnwachen teilgenommen habe, sind Mahnmachen kein Zeichen polischer Naivität - ich sollte also vorsichtig sein, von mir auf andere zu schließen (IMG:style_emoticons/default/biggrin.gif) . Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 24.May.2010 - 19:30 |
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24.May.2010 - 20:49
Beitrag
#4
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Gut durch Gruppe: Members Beiträge: 3.084 Userin seit: 11.08.2009 Userinnen-Nr.: 6.882 |
Mutiges Thema Sägefisch. Danke.
Ich hätte mir vor einigen Jahren, bevor ich meine L-Gefühle entdeckte oder von ihnen überfallen wurde oder ich mich ganz schrecklich in eine Kollegin verknallte, auch nicht vorstellen können, dass ich mal solche Meinungen wie jetzt vertrete. Ich bin wertkonservativ und das macht es nicht leichter. Im Gegenteil, es macht die Sache recht kompliziert, weil es nicht ins Weltbild passt. Nicht in meine eigenes. Aber es ist nun mal, wie es ist. Und bei Frauen finde ich es irgendwie auch anders als bei Männern, da Frauen sich schon immer geholfen haben zusammen Kinder großzuziehen zB und zu überleben usw Während ich die meisten schwulen Männer ziemlich anders erlebe, es geht um andere Themen und andere Dinge wie zB sind fast alle promiskuitiv und finden das völlig normal und okay, während wir Frauen zumeist sehr treue und lange Beziehungen haben. Jedenfalls die Frauen, die ich kenne. Andere soll es ja auch geben. Doch die kenne ich nicht. Und auch sonst mache ich mir so meine Gedanken zu ganz vielen Fragen. Die Tage sah ich eine schwangere Frau und ihre Frau, sie sahen sehr, sehr glücklich aus. Die eine ziemlich feminin und wäre auch gut als ganz normale Hete durchgegangen und die andere mit Kurzhaarschnitt und Handwerkerin, hätte auch einen guten Typen abgegeben können. Für mich spielt es keine wirkliche Rolle, ob jemand schwul oder lesbisch ist. Durch meine Arbeit kannte ich immer sehr viele Schwule. Allerdings war es doch etwas shocking bei mir selbst, solche Gefühle wahrzunehmen. Und ich denke, dass viele Schwule nicht so gute Mütter sein können wie wie viele Frauen, wobei die meisten Heteroväter ja auch nicht grade die tollen Väter sind. Und ich sehe, das einzelne Menschen immer noch viel unterschiedlicher sind als irgendwelche Kategorien. |
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24.May.2010 - 22:09
Beitrag
#5
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verboden vrucht Gruppe: Members Beiträge: 2.903 Userin seit: 16.07.2005 Userinnen-Nr.: 1.862 |
Bilde ich es mir ein, oder schwirren hie und da Erwartungen herum, welche Standpunkte sich für unsereins ziemen? Was mich betrifft: Nein - egal, wen du mit "uns" meinst. Es gibt Menschen, mit denen ich mich persönlich und außerhalb meiner Arbeit weitaus lieber umgebe als mit anderen. Und nicht nur weil ich finde, dass sie besser riechen. Und bestimmt nicht, weil sie zur gleichen sexuellen Präferenz tendieren: Als meine Freunde bezeichne ich Menschen, die ich als lebensfreundlich, wach, achtsam, (selbst)reflektiert und dennoch als emotional und (mit)schwingungsfähig empfinde, die keine grundsätzlichen Berührungsängste mit Spiritualität haben, und allerlei Farbtupfen von der Palette der menschenmöglichen Schrägheiten an sich selbst und an anderen willkommen zu heißen vermögen. Wenn sie bei all dem eine andere Partei wählen als ich - na ja, dann ist das eben so ... Was vor 20-30 Jahren für mich nicht so war, und jetzt so ist: Ich bin des Mich-Erklärens und des Diskutierens oftmals müde. Und des Redens (live) erst recht. Das ist allerdings eher meinem Arbeitsalltag geschuldet als meinem fortgeschrittenen Alter. Tatsächlich fühle ich mich nämlich verglichen mit damals weitaus freier in meinem Denken und Fühlen. Das zieht nach sich, dass ich dieses Mehr an Freiheit in der Regel recht locker auch anderen zugestehen kann. Nur weil ich hier oder anderswo meine Meinung vertrete oder meine Gedanken öffentlich auslote, bedeutet das nicht, dass ich die gleichen Wege und Ergebnisse von anderen erwarte. Politik für sich genommen ist für mich nichts, wo es mich sonderlich hinzieht. Genau genommen: Weniger denn je. Sie ist für mich eher etwas Lästiges, dem ich mich nicht völlig entziehen kann und will. (Ähnlich wie meine Steuererklärung (IMG:style_emoticons/default/ph34r.gif) .) Ich politisiere höchst ungern. Vielleicht kann ich es auch einfach gar nicht. Ich bin zwar mit 20 Gründungsmitglied der Grünen geworden (und später wieder ausgetreten), und habe mich im gleichen Jahr zu den Gemeinderatswahlen aufstellen lassen, aber schon damals war für mein Gefühl - das ich eine Weile verzweifelt zu verdrängen versuchte - die Welt der Politik kein Terrain, auf dem ich zuhause war. Und ich war 1981 sowas von heilfroh, dass ich nicht von ausreichend vielen Leuten gewählt wurde ... Was mich mehr denn je interessiert, ist das Menschsein in seinen unzähligen Ausprägungen. Einschließlich des Menschseindürfens und der Chancen, die das in meinen Augen birgt. Und auch einschließlich unseres Lebensraumes und unserer Mitbewohner. Dafür kann ich sowohl Berührbarkeit als auch visionäre Leidenschaft empfinden, als auch desillusionierten, zum Staunen bereiten, Eigenheiten, Erkenntnisse, und Rätsel sammelnden Forschergeist. Ob das was mit Vereinfachung zu tun hat? Ist wahrscheinlich schlichtweg eine Frage des Blickwinkels. Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 24.May.2010 - 22:24 |
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25.May.2010 - 08:38
Beitrag
#6
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Gut durch Gruppe: Members Beiträge: 1.112 Userin seit: 14.09.2007 Userinnen-Nr.: 4.995 |
Ich denke schon, dass “allgemein“ von homosexuellen Frauen und Männern aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer unterdrückten Minderheit eine gewisse Toleranz, „Fortschrittlichkeit“ und Solidarität mit ihren Nächsten erwartet wird. Weniger die Zugehörigkeit zu einer bestimmten politischen Partei, als eine gewisse Sensibilität gegenüber Leiden und Verletzungen anderer.
Dass diese stille Annahme grob verenfachend ist, müssen wir, glaube ich, nicht weiter diskutieren. Trotzdem ertappe ich mich dabei, dass ich mich über Homosexuelle wundere, die extrem rechts wählen, Tiere quälen oder ein gewalttätiges Benehmen haben. (Weniger, wenn sie wertkonservativ sind, wie svan es ausgedrückt hat, ich kenne mehrere Homosexuelle beiderlei Geschlechts, schon über siebzig, die einen gewissen Konservatismus bewahrt und ihn wunderbar mit ihrer sexuellen Orientierug in Einklang gebracht haben.;-)) Irgendwo in meinem Hinterkopf setzt eine hartnäckige, leise Stimme voraus, dass Opfer nicht Täter werden können, dass sie grundsätzlich solidarisch sind und/ oder nachdenken, bevor sie handeln. |
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25.May.2010 - 17:01
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#7
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Schlaudegen. Gruppe: Members Beiträge: 4.102 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 71 |
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25.May.2010 - 17:04
Beitrag
#8
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Satansbraten Gruppe: Members Beiträge: 532 Userin seit: 11.03.2009 Userinnen-Nr.: 6.616 |
Irgendwo in meinem Hinterkopf setzt eine hartnäckige, leise Stimme voraus, dass Opfer nicht Täter werden können, dass sie grundsätzlich solidarisch sind und/ oder nachdenken, bevor sie handeln. Trotz der leisen Stimme (die mir ebenfalls sehr vertraut ist): Das stimmt doch so nicht. Auch das Gegenteil ist möglich. Leider. |
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25.May.2010 - 18:21
Beitrag
#9
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Adiaphora Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 |
Umgekehrt erwarte ich allerdings nichts. Durchaus im Sinne von gleichwertig, oder weil man da eben nicht viel erwarten kann? Im Sinne von "offen für alles". Natürlich würde ich mir wünschen, dass sich das Bewusstsein um die eigene Sonderstellung in Toleranz, Verständnis und umfassender Sozialkompetenz niederschlägt. Genau das kommt ja auch vor und ist ein Glück für uns alle. Es gibt aber auch unzählige andere Wege und nicht alle sind erfreulich. Edit: Ich merke jetzt erst, dass ich mich wohl missverständlich ausgedrückt habe. Wollte sagen, dass ich von der politischen Linken eine lesbenfreundliche Einstellung erwarte, von Lesben aber keine soziale oder liberale politische Position. Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 26.May.2010 - 08:11 |
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27.May.2010 - 01:42
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#10
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Gut durch Gruppe: Members Beiträge: 3.084 Userin seit: 11.08.2009 Userinnen-Nr.: 6.882 |
"Jedenfalls kriege ich heute Ansichten unter, die ich früher skandalös fand."
Wie meinst Du den Satz Sägefisch? Ich hab den Eindruck, dass viele sich immer Orientierung suchen. Wo ist oben? Wer hat die Definitionsmacht? Und wer bestimmt wer Lesbe ist und wie Lesbe ist? Das wird dann von irgendwem oder einer Gruppe bestimmt. Wer darein passt darf mitmachen. Dabei finde ich grade, dass Lesbischsein nicht besonders viele Gemeinsamkeiten mit sich bringen muss. Schließlich bringt es auch nicht besonders viele Gemeinsamkeiten mit sich Hetera zu sein. Und mein Verständnis von "wertkonservativ" bedeutet einfach nur, dass ich mich lieber klassisch kleide und bürgerlich lebe und viel arbeite und hahaha ja ich habe gebügelte Tischwäsche. Das sagt ja noch garnichts über eine politische Ausrichtung. Und ob ich mich für schwache Menschen und arme Tiere einsetzte hat auch nichts damit zu tun. Die politische Ausrichtung ist mE nach mit lesbisch und schwul garnicht zu koppeln. Siehe Ole von Beust und Guido Westerwelle. Das eine hat mit dem anderem notwendigerweise garnichts zu tun. Und dann gibt es ja noch solche Blüten wie die- wie hieß sie? Christa Wolf? die Ministerin in Hessen war? und sich dann als lesbisch outete und gleichzeitig für das rekreationistische Bibelverständnis eintrat? Da fällt mir ja nun garnichts zu ein. Das würde Herr Bush aber garnicht gut finden. |
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27.May.2010 - 06:45
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#11
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Salzstreuerin Gruppe: Members Beiträge: 98 Userin seit: 23.08.2007 Userinnen-Nr.: 4.905 |
Und mein Verständnis von "wertkonservativ" bedeutet einfach nur, dass ich mich lieber klassisch kleide und bürgerlich lebe und viel arbeite und hahaha ja ich habe gebügelte Tischwäsche. lol....das kann ich bestätigen (IMG:style_emoticons/default/icon4.gif) wobei - manchmal gibt´s doch auch ausnahmen, oder? so ganz 08/15 biste doch auch nicht.... vielleicht son bissel 08/14 einhalb....*zwinker`* Caro |
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27.May.2010 - 06:55
Beitrag
#12
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Adiaphora Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 |
Und dann gibt es ja noch solche Blüten wie die - wie hieß sie? Karin Wolff. Was ist ein rekreationistisches Bibelverständnis? Reaktionäre Ansichten von Kreationisten oder kreative Spekulationen reaktionärer Kräfte? "Wertkonservativ" ist m. E. allerdings schon ein durchaus politisch geprägter Begriff und nicht bloß Lifestyle. Als solcher beschreibt er eine politische Ausrichtung (oder einen Versuch dem Strukturkonservatismus einen positiv gefärbten Begriff gegenüberzustellen) und nicht das persönliche Verhältnis zu gebügelter Tischwäsche. ZITAT Und ich sehe, das einzelne Menschen immer noch viel unterschiedlicher sind als irgendwelche Kategorien Und warum ist Dein vorletzter Beitrag dann vollgepackt mit Klischees über Schwule und Lesben, Männer und Frauen, Mütter und Väter? Frei nach dem Motto: ZITAT Andere soll es ja auch geben. Doch die kenne ich nicht.
Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 27.May.2010 - 06:58 |
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27.May.2010 - 08:02
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#13
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Satansbraten Gruppe: Members Beiträge: 532 Userin seit: 11.03.2009 Userinnen-Nr.: 6.616 |
Auf Wikipedia habe ich das hier zum Stichwort "Wertkonservatismus" gefunden:
ZITAT Der Wertkonservatismus ist eine Grundeinstellung oder Grundhaltung, welche zum Ziel hat, die in einer Gesellschaft tatsächlich oder vermeintlich vorherrschenden Wertvorstellungen zu bewahren. Damit will er das Gegenstück zum sogenannten Werterelativismus sein. Ideengeschichtlich (s.u. Ideen des Konservatismus) versteht man unter Konservatismus eher die Position des Wertkonservatismus. Der Konservatismus verlangt, die gegebene Position zu wahren, sofern das Neue nicht überwiegend als besser erkannt worden ist. Viele konservative Denker halten den folgenden Satz für treffend: „Konservatismus ist nicht ein Hängen an dem, was gestern war, sondern ein Leben aus dem, was immer gilt.“ Wikipedia zum "Relativismus": ZITAT Relativismus ist eine philosophische Denkrichtung, in der davon ausgegangen wird, dass die Wahrheit von Aussagen stets bedingt ist. Das bedeutet, dass jede Aussage auf Bedingungen aufbaut, deren Wahrheit jedoch wiederum auf Bedingungen fußt und so fort. Diese Reihe von Bedingungen endet laut dem Relativismus letztendlich in historischen und damit willkürlichen Festsetzungen oder in bloß subjektiven Überzeugungen, nicht aber in un-bedingten, also absolut gültigen Wahrheiten. Wahrheit ist damit relativ. Zu Svans "Klischees": Hatte sie nicht in erster Linie von eigenen Beobachtungen und ihren Schlussfolgerungen daraus geschrieben? Ich kann und möchte mich zwar mangels Erfahrung weder ihren Beobachtungen noch ihren Meinungen anschließen, aber ihr Beitrag verdient eine genaue Wahrnehmung. Der Beitrag wurde von Deirdre bearbeitet: 27.May.2010 - 08:07 |
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27.May.2010 - 08:59
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#14
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Gut durch Gruppe: Members Beiträge: 3.084 Userin seit: 11.08.2009 Userinnen-Nr.: 6.882 |
"Andere soll es ja auch geben, doch die kenne ich nicht."
Stimmt ich kenne persönlich keine promiskuitiv lebenden Lesben, aber viele Schwule, die so leben. |
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27.May.2010 - 09:25
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#15
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Schlaudegen. Gruppe: Members Beiträge: 4.102 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 71 |
"Jedenfalls kriege ich heute Ansichten unter, die ich früher skandalös fand." Wie meinst Du den Satz Sägefisch? Damit wollte ich sagen daß ich heute selbst zu manchem Schluß komme, den ich früher mit eher simplem Etikett versehen und daher nicht begriffen und diskutiert, sondern schlichterdings abgelehnt hätte. Ich fand zum Beispiel Staat doof, heute mag und bedauere ich ihn. Es liegen in mancher Sache echt 180° hinter mir, man könnte sich glatt wie ein Schwein vorkommen. Ich sehe im übrigen auch nicht daß Deine Stilvorlieben Dich wertkonservativ machen, so wie überhaupt die meisten post- genug zu sein scheinen um sekundäre Fragen der Lebensführung nicht politisch zu verorten (aber leider auch manche primäre). Besonders krude Beispiele wie schwule Nazis (Nazis, nicht Rechte) oder Frau Wolff helfen der Diskussion da nicht wirklich weiter, oder? Mir jedenfalls sticht da eher eine persönliche Tragik ins Auge. |
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27.May.2010 - 10:42
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#16
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Gut durch Gruppe: Members Beiträge: 1.112 Userin seit: 14.09.2007 Userinnen-Nr.: 4.995 |
Stimmt ich kenne persönlich keine promiskuitiv lebenden Lesben, aber viele Schwule, die so leben. Siehst Du, bei mir ist es gerade umgekehrt. ;-) Ich gebe zu, etwas überempfindlich zu sein, wenn gerade Schwule "verallgemeinernd" kritisiert werden, denn ich ganz persönlich habe sie seit Anfang meiner Lesbenkarriere solidarischer und in jeder Hinischt hilfsbereiter erlebt als die meisten Lesben. Aber nun muss ich aufpassen, nicht selbst ins andere Extrem zu verfallen. (IMG:style_emoticons/default/roetel.gif) |
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27.May.2010 - 11:48
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#17
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Gut durch Gruppe: Members Beiträge: 3.084 Userin seit: 11.08.2009 Userinnen-Nr.: 6.882 |
Malene, wenn ich viele Schwule kenne, die promiskuitiv leben und meine lesbischen Bekannten und Freundinnen in langen Beziehungen leben und nicht promiskuitiv sind, so ist das meine Erfahrung. Und sagt erstmal nichts über verallgemeinernde Kritik. Vielleicht machen die Frauen das auch und ich weiß es nicht.
Jedenfalls nicht die, die ich näher kenne. Warum dürfen Frauen und Männer da nicht unterschiedlich sein? Was hat das mit solidarischem Verhalten zu tun? Erstmal nichts. Es ist nur eine Beschreibung meiner Erfahrung. Auch ich habe viele positive Begegnungen mit schwulen Männern. Das hat nichts damit zu tun, dass sie einen anderen Lebensstil haben als ich und andere Lesben, die ich kenne. Rekreationistisches Bibelverständnis ist die Wiederbelebung des kreationistischen Bibelverständnisses, was davon ausgeht, dass die Bibel wortwörtlich zu verstehen sei und in realen sieben Tagen geschaffen wurde. Es gab im vorigen Jahrhundert eine Bewegung, die das stark vertrat und aus den USA kommt diese Bewegung wieder hierher zusammen mit fundamentalistischen Glaubensvorstellungen und diese Frau Wolff ist dafür eingetreten. Mein Bibelverständnis ist ein kritisch-historisches. Die Rekreationististen oder Kreationisten haben ein völlig anderes Weltbild und das würde ich nicht als wertkonservativ bezeichnen, denn die Werte, die sie vertreten halten sie für fundamentalitisch und unwandelbar. Ein kritisch-historisches Verständnis geht von Wandlungen, Umdeutungen, symbolischem Verständnis und Änderungen aus und ist insofern eben nicht stockkonservativ oder schwarz-weiß. Sägefisch, das ist vielleicht das schöne am Älterwerden, dass man seine Meinungen ändern darf und auch Erfahrungen einfließen lassen darf und auch Dinge nicht 100% gut finden muss, sondern auch mal was stehen lassen darf, womit man/ frau nicht einverstanden ist. Ich bin mit sehr viel in diesem Staat nicht einverstanden. Und arbeite auch daran, es zu ändern. Trotzdem immer noch besser als Malawi, wo grade 2 Schwule zu 14 Jahren Zwangsarbeit verurteilt wurden. |
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27.May.2010 - 13:05
Beitrag
#18
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verboden vrucht Gruppe: Members Beiträge: 2.903 Userin seit: 16.07.2005 Userinnen-Nr.: 1.862 |
Und mein Verständnis von "wertkonservativ" bedeutet einfach nur, dass ich mich lieber klassisch kleide und bürgerlich lebe und viel arbeite und hahaha ja ich habe gebügelte Tischwäsche. Das sagt ja noch garnichts über eine politische Ausrichtung. In der Tat sagen deine Beispiele nichts über eine politische Ausrichtung. Sie sagen noch nicht einmal etwas über deine oder irgendjemands Werte aus - deswegen passt nach meinem Dafürhalten der Begriff "wertkonservativ" hier nicht. Warum jemand viel arbeitet, kann 1000 Gründe haben, von wahrer Begeisterung über Papi u./o. Mami-gefallen-wollen, Abgrenzung, Sich-von-was-auch-immer-ablenken-wollen, Phantasielosigkeit bis hin zu Sucht. Ebenso, warum jemand "bürgerlich lebt" - mal ganz abgesehen davon, was du überhaupt darunter verstehst: Klassische Rollenverteilung? Geputzte Schuhe? Drei Mahlzeiten am Tag zu festen Zeiten? Gekaufte Wohnungseinrichtung statt Sperrmüllmöbel? Akademische Titelanstrebung statt Hobelspänen? Deutsch-traditionelle Küche auf Seltmann Weiden statt Multikulti auf dem wild kombinierten Flohmarktgeschirr? Knutschen hinter zugezogenen Gardinen (nebst Spitzenstores) statt am Cafétisch? Blitzblanker Opel Omega statt staubkonserviertem Fiat Panda? Gartenzwerge und abgezirkelte Beete statt selbstgeschweißter Schrottskulptur inmitten von Wildwuchs? Oder doch irgendwie CDU statt Linke? Wo fängt ein bürgerliches Leben für dich an, wo hört es auf? Der Rest hat mit persönlichem Geschmack und Wohlgefühl zu tun. Auch ein von manchen so empfundener oder selbsternannter Bürgerschreck kann gebügelte Tischdecken mögen. Und wer den buntgescheckten Second-Hand-Stilbruch zum persönlichen Stil erkoren hat, trägt vielleicht erst recht ein gebügeltes Stofftaschentuch bei sich. Und versteht sich darüberhinaus möglicherweise ganz selbstverständlich als BürgerIn des Landes, in dem er/sie/xyz lebt ... ZITAT Warum dürfen Frauen und Männer da nicht unterschiedlich sein? Dass wir hier Vieles dürfen, ist in meinen Augen etwas ganz Wunderbares, und wurde m.E. bislang nicht infrage gestellt. U.a. dürfen wir weitaus vielfältiger und sogar komplett anders sein als irgendein Klischee und irgendein Ideal es erwarten lassen möchte. Nicht nur dürfen wir es, wir sind es bei genauerem Hinsehen -hören und spüren auch. Welche Regel sich uns aufgrund unseres persönlichen Erfahrungshorizontes auch immer aufdrängen mag: Sie ist nur ein Versuch, der Wirklichkeit eine Verallgemeinerung überzustülpen, und sie - für das jeweilige Verständnis - übersichtlicher und händelbarer zu machen. edit: `anders´ hat gefehlt Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 27.May.2010 - 14:52 |
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27.May.2010 - 15:10
Beitrag
#19
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Gut durch Gruppe: Members Beiträge: 1.112 Userin seit: 14.09.2007 Userinnen-Nr.: 4.995 |
Warum dürfen Frauen und Männer da nicht unterschiedlich sein? Was hat das mit solidarischem Verhalten zu tun? Erstmal nichts. Es ist nur eine Beschreibung meiner Erfahrung. Nein, natürlich "dürfen" alle unterschiedlich sein. ;-) Und nein, dies hat nichts mit solidarischem Verhalten zu tun. Ich finde, eben auch aufgrund meiner eigenen Erfahrung, dass Dein Rückschluss, Schwule könnten keine so guten Mütter sein wie viele Frauen, auch etwas voreilig war. Wie vielleicht meiner, wenn ich mich ausschliesslich an meine Biografie halte, dass die Schwulen solidarischer sind.;-) Meine Bemerkung war eher als Denkanstoss (ich habe ja erwähnt, dass ich in diesem Punkt überempfindlich bin), denn als Kritik gemeint. Der Beitrag wurde von malene bearbeitet: 27.May.2010 - 16:04 |
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28.May.2010 - 07:23
Beitrag
#20
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Adiaphora Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 |
Zu Svans "Klischees": Hatte sie nicht in erster Linie von eigenen Beobachtungen und ihren Schlussfolgerungen daraus geschrieben? Ja. Und ich habe nichts anderes behauptet. Ich habe auch nicht den "Wahrheitsgehalt" der Verallgemeinerungen angezweifelt, Svan persönliche Beobachtungen abgesprochen oder festgestellt, dass Menschen ganz anders sind. Ich habe lediglich auf eine Paradoxie hingewiesen: Einerseits festzustellen, dass einzelne Menschen über weit mehr Facetten und Unterschiede verfügen als Kategorien vermuten lassen und andererseits in die Vollen zu greifen, wenn es um die vereinfachende Darstellung anderer Personengruppen (also das eigenhändige Nutzen kategorischer Mutmaßungen) geht. Aus meiner Sicht wird über Stereotype (ganz unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt oder ihrer Nachvollziehbarkeit) noch immer sehr viel Macht ausgeübt. Die destruktive und menschenverachtende Seite wertender Vereinfachungen ist am aktiven Ende aber kaum fühlbar und selten bewusst. Wenn Mädchen als zu blöd für Physik, Lesben als hässlich, Frauen als irrational oder eben Schwule als promisk charakterisiert werden, demütigt es eben die, über die Gesprochen wird - selbst wenn (oder gerade weil) sie stetig an der Realtivitätstheorie scheitern, unter ihrem Aussehen leiden oder keinen festen Sexualpartner haben. Jungs, Männer und Heteros können sich mit solchen Klischees recht entspannt zurücklehnen und mit den Schultern zucken ("Was willste denn? Ist doch nur meine Meinung!") Ich denke aber, wir haben hier Besseres verdient. Der Titel dieser Diskussion lässt sich ja auf zwei Arten verstehen. Wo stehe ich und warum? Oder wo stehen "die anderen" und nicht ich. Es ist in unserer politischen Kultur sehr üblich die eigene Verortung über Abgrenzung zu anderen Lagern zu finden. Insofern ist es nachvollziehbar (und legitim) dies auch hier zu tun. Trotzdem wünsche ich mir persönlich etwas anderes. Und denke auch, dass es die Diskussion sehr viel weiter bringen könnte: Die Auseinandersetzung mit den eigenen Werten, Vorstellungen und Motiven. Wo fühle ich mich eigentlich politisch zu Hause? Und was mache ich, wenn meine Einzelüberzeugungen plötzlich nicht mehr mit dieser politischen Heimat in Einklang zu bringen sind? Solche Konflikte interessieren mich bei Sägefisch ebenso wie bei Svan. Für mich sind sie der Kern dieses Themas, den ich einfach nicht mit Gemeinplätzen plattgebügelt lesen möchte. Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 28.May.2010 - 07:32 |
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 01.11.2024 - 08:03 |