Bluttest auf Downsyndrom |
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Bluttest auf Downsyndrom |
06.Jul.2012 - 08:51
Beitrag
#1
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Satansbraten Gruppe: Members Beiträge: 531 Userin seit: 05.07.2010 Userinnen-Nr.: 7.520 |
Guten Morgen.
Ich bin gerade über einen Artikel auf den Onlineseiten der ARD gestoßen, oder vielmehr eine kurze Umfrage. Natürlich nicht repräsentativ, aber Frau gibt ja ganz gerne ihre Meinung ab. Im Grunde hatten wir das Thema schon einmal und auch da habe ich drüber geschrieben (pränatale Diagnostik etc). Jetzt soll also ein Bluttest bei noch Ungeborenen zeigen, ob das Kind Trisomie 21 hat. Und dann, so steht es auf der Seite, "solten Frauen entscheiden, ob sie sich die Betreuung zutrauen." Was haltet ihr davon? Natürlich traue ich mir die Betreuung meines eigenen Kindes zu, egal ob es das DownSyndrom hat, oder grün wie ein Marsmensch ist, oder oder oder.... Oder findet ihr das gerechtfertigt? Ist das nicht radikale Selektion und Diskriminierung? |
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06.Jul.2012 - 12:18
Beitrag
#2
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Schlaudegen. Gruppe: Members Beiträge: 4.102 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 71 |
Eine Abtreibung aufgrund von Behinderung ist wohl nicht mehr oder weniger verwerflich als die Abtreibung eines gesunden Kindes, das frau sich aufgrund von aktuellen Lebensumständen nicht zutraut. Letztlich ist das für mich eine Frage nach für oder wider die Abtreibung an sich, denn eine solche stellt ja immer die Lage der Eltern vor das Leben des Fötus. Das schliesst Differenzierung und Abstufungen nicht aus, aber es endet doch immer mit der Frage: unter welchen Umständen darf man das?
Vermutlich würden viele, die gegen diese spezifische Selektion sind, trotzdem auf die Strasse gehen wenn es um "mein Bauch gehört mir" geht. Doppelmoral? |
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06.Jul.2012 - 12:53
Beitrag
#3
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Miss Understood Gruppe: Members Beiträge: 4.272 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 10 |
Ja, das ist es. Und gerade diese Kinder sind wirklich süß und fröhlich. Klingt albern, ist aber so.
Allerdings haben viele von ihnen auch schwere Herzfehler, schwere Operationen... Das ist schwer, für Eltern und Kinder. Insofern kann ich Bedenken verstehen. Down ansich ist nicht so schlimm (das Intellektuelle), aber die körperlichen Defizite wie schwere Herzfehler... Ich selbst hätte eigentlich eine Fruchtwasseruntersuchung gehabt. Wegen 34 Jahre und so. Als ich da auf dem Tisch lag, mein Frauenarzt schallte schon, da sagte er, dass das Risiko, dass JETZT was passiert wesentlich höher sei, als alle Untersuchungsergebnisse es vorher andeuteten. (war alles gut) Und er meinte eben auch, dass nicht die Untersuchung das entscheidende sei, sondern das, was ICH letztlich aus dem Ergebnis mache. Ich hätte das Kind sowieso gewollt, auch behindert. Insofern bin ich gegangen. Mein Kind ist gesund. Aber leicht war die Entscheidung dennoch nicht. Der Beitrag wurde von Willow71 bearbeitet: 06.Jul.2012 - 12:53 |
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06.Jul.2012 - 13:35
Beitrag
#4
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ausgewilderte Großstadtpflanze Gruppe: Members Beiträge: 2.096 Userin seit: 24.10.2007 Userinnen-Nr.: 5.165 |
@Sägefisch
Ich muss dir ein wenig widersprechen. Ich denke, dass es bei dieser Diskussion nicht darum geht, ob die Abtreibung aufgrund der Diagnose mehr oder weniger "verwerflich" (was heißt das schon?) als jede andere Abtreibung auch ist. Was hier die einzelne Frau für sich entscheidet, wird in keinem Fall eine leichte Entscheidung sein. Da müssen sich Außenstehende meiner Ansicht nach nicht anmaßen, das moralisch zu bewerten. Insofern stellt sich für mich hier auch nicht die Frage nach einer Doppelmoral. ABER: Ich denke, es geht vielmehr darum, einzuschätzen, was davon zu halten ist, dass durch den nun möglichen Bluttest die Diagnose von Trisomie21 wesentlich vereinfacht wird und damit sicher demnächst auch eine Entscheidung darüber zu erwarten ist, ob solche Tests standardmäßig eingeführt werden sollten. Und hier sehe ich wie Marie18 eine große Diskriminierungsgefahr. Ist es nicht so, dass die Gefahr groß ist, durch einen standardmäßigen Test auf Trisomie21, ein Leben mit Downsyndrom grundsätzlich als "unwert"(um das mal so böse zu bezeichnen) hinzustellen? Als wäre es so schlimm, damit leben zu müssen, dass man es eben standardmäßig versucht auszuschließen? Wird damit nicht auch die persönliche Entscheidung der Schwangeren für eine Abtreibung beeinflusst/ erleichtert? ...fragt sich besorgt eine, die nie in der Situation gewesen ist, Entscheidungen über ein Leben, das in ihrem Bauch heranwächst, treffen zu müssen und die keinen Alltag mit Downsyndrom erlebt hat. Für mich sind Menschen mit Down-Syndrom eine Bereicherung. Ich möchte sie nicht missen. Das würde ich auch so halten, wenn ich mich entscheiden müsste, ein Kind mit Down-Syndrom auszutragen. |
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06.Jul.2012 - 14:37
Beitrag
#5
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Schlaudegen. Gruppe: Members Beiträge: 4.102 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 71 |
Von leicht habe ich nichts geschrieben. Natürlich ist es das nie, soll es auch nicht.
Bin aber nach wie vor der Meinung, dass die Entscheidung gegen ein Kind immer die Grundsatzfrage der Abtreibung aufwirft, egal warum man das Kind nicht austrägt (schwere gesundheitliche Komplikationen mal ausgenommen). Wenn ich bejahe, dass eine 17jährige Schwangere sich für Jugend, Ausbildung und Ungebundenheit entscheidet, kann ich dann widerspruchsfrei verneinen dass eine 30jährige sich gegen die Realität des Betreuungsaufwandes entscheidet? Es ist bestimmt Selektion und folglich auch diskriminierend, hat aber gemeinsame Wurzeln mit "normalen" Abtreibungen, nämlich die Entscheidung für die Interessen der Eltern. Ich glaube dass wir in der Bewertung nicht weit auseinander liegen. Ich schreibe eigentlich nur einen Widerspruch auf, den ich an mir selbst bemerke. Was mir noch in den Sinn kommt: die meisten Eltern entscheiden sich gegen behinderte Kinder. Oft bedeutet das eine Spätabtreibung. Wenn also die Entscheidung ohnehin so ausfällt, auch wenn dabei diese schreckliche Prozedur heraus kommt, dann ist mir Früherkennung lieber. Vielleicht könnte man dann Spätabtreibungen an lebensfähigen Kindern zu reinen Ausnahmelösungen machen, für die die Diagnose Trisomie 21 nicht ausreicht. Der Beitrag wurde von Sägefisch bearbeitet: 06.Jul.2012 - 14:51 |
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06.Jul.2012 - 15:54
Beitrag
#6
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"Jeck op Sticker" Gruppe: Members Beiträge: 14.609 Userin seit: 18.10.2008 Userinnen-Nr.: 6.317 |
Ich bin gegen standardisierte Untersuchungen auf Trisomie 21.
Die Gefahr, die ich dabei sehe, ist dass Mütter, die sich gegen die Untersuchung aussprechen, stigmatisert. Auch kann es bei den Kürzungen im Pflege- und Betreuungsbereich, die im Moment stattfinden, eine komplizierte Gemengelage geben, wenn durch "einfache " Bluttests die Geburt eines Kindes mit Downsyndrom und den meist gegebenen Begleiterkrankungen (überwiegend Herzerkrankungen) und dann die z.Zt. überall aktiven Gesundheitsökonomen die Kosten gegeneinaderrechnen. Persönlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass Menschen, die die Untersuchungen durchführen lassen, bei einer Behinderung des Kindes dieses auch abtreiben würden. Menschen, die die Untersuchung nicht durchführen lassen, hoffen selbstredend auf ein gesundes Kind. Können ihr Leben aber auch mit einem behinderten Kind organisieren. |
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06.Jul.2012 - 16:15
Beitrag
#7
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Satansbraten Gruppe: Members Beiträge: 531 Userin seit: 05.07.2010 Userinnen-Nr.: 7.520 |
Hm. Also ich kann diese Bedenken ehrlich gesagt nur bis zu einem bestimmten Grad teilen, oder eher verstehen. NAtürlich kann ich mich noch nicht in eine Frau rein versetzen, die schwanger ist und vor so einer Entscheidung steht (Untersuchung ja oder nein).
Ich habe das Gefühl, dass da so ein allgemeiner Gedanke herum schwebt, der sagt "Oh mein Gott, wein mein Kind eine Beeinträchtigung hat, oder ganz speziell jetzt Trisomie 21, dann wird das Leben so schwer. Das des Kindes und meins auch noch und ach, schaffe ich das?" Und das kann man so nicht denken, finde ich. Kinder sind nie leicht. Es kann so viel passieren mit den eigenen Kindern... Hm (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif) Also ich meine, wenn Eltern so denken, wenn sie denken "Oh Gott, wenn das Ergebnis der Untersuchung positiv ausfällt, dann lasse ich abtreiben", dann müssten sie konsequenterweise (auch wenns "natürlich" übertrieben scheint) auch denken "Oh, hm, mein Kind könnte auch von einem Auto überfahren werden und dann im Rollstuhl sitzen und pflegebedürftig sein. Es könnte auch später erst eine schlimme Krankheit bekommen. Hm oh, es könnte überigens auch drogenabhängig werden, das wär auch nicht leicht." usw. ....... ich weiß, dass das übertrieben rüberkommt, aber es gibt so viele Dinge auf der Welt die passieren können , wenn wir so darüber nachdächten, würden wir zu dem Schluss kommen, dass es wohl am besten sei, daheim zu bleiben und keinen Fuß mehr vor die Tür zu setzen. Aber das macht ja auch keiner. Hm ja, also ich finde, wenn es schon die tolle Möglichkeit Leben zu schenken, als Frau ein Kind auszutragen, dann sollte man das auch wertschätzen. So wie es dann ist. |
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06.Jul.2012 - 17:40
Beitrag
#8
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Schlaudegen. Gruppe: Members Beiträge: 4.102 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 71 |
Passieren können.
Eine festgestellte Behinderung ist Fakt. |
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06.Jul.2012 - 17:46
Beitrag
#9
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Satansbraten Gruppe: Members Beiträge: 531 Userin seit: 05.07.2010 Userinnen-Nr.: 7.520 |
Ja, wenn sie einmal festgestellt ist. Trotzdem finde ich, dass man, wenn man sich für ein Kind entscheidet, diese Entscheidung auch trägt und sich nicht zB im 6. Monat dazu entscheidet abzutreiben.
Ich kann mich damit einfach nicht anfreunden. |
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06.Jul.2012 - 17:56
Beitrag
#10
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Satansbraten Gruppe: Members Beiträge: 531 Userin seit: 05.07.2010 Userinnen-Nr.: 7.520 |
Hm, wenn Eltern sich denken "Okay, wir wollen uns frühst möglich sagen lassen, ob unser Kind eine solche Beeinträchtigung haben wird" und dann früh abtreiben lassen, dann kann ich das wie gesagt bis zu einem bestimmten Grad verstehen. Zumindest ist das dann mein erster Eindruck bei mir selber. Von wegen, es geht ja nicht nur um das Kind, sondern auch um die Belastung für die Eltern.
So. Aber da fängt dann bei mir schon auch die Nachdenk-Maschine an zu werkeln und zu rattern. Das Wort "Belastung" gefällt mir in dem Zusammenhang schon einmal nicht. Auch wenn da jetzt wahrscheinlich ein Großteil widerspricht, so aus dem ersten Bauchgefühl heraus. Aber muss es denn eine Belastung sein? Vielleicht ist es ja eine superschöne Erfahrung, die freilich ihre schwierigen Momente hat, die es bei einem Kind ohne Beeinträchtigung nicht geben würde, aber die auf ihre Weise auch sehr bereichernd sein können. Versteht ihr meinen Gedankengang? (IMG:style_emoticons/default/unsure.gif) Was ist, wenn ein Paar so eine Untersuchung während der Schwangerschaft machen lässt, das Ergebnis ist positiv und sie meinen dann: "Dann ist es so. Wir können uns jetzt nur noch besser darauf vorbereiten." Auf was vorbereiten? Das ihr Kind nicht normal sein wird? Der Beitrag wurde von Marie18 bearbeitet: 06.Jul.2012 - 17:57 |
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06.Jul.2012 - 17:56
Beitrag
#11
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Schlaudegen. Gruppe: Members Beiträge: 4.102 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 71 |
Dieser Test würde, soweit ich das verstanden habe, Spätabtreibungen verhindern weil er recht früh durchgeführt werden kann(?).
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06.Jul.2012 - 18:03
Beitrag
#12
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Satansbraten Gruppe: Members Beiträge: 531 Userin seit: 05.07.2010 Userinnen-Nr.: 7.520 |
Ja, das schon. Das finde ich ja auch besser - wenn es denn gemacht werden soll - als erst Spätabtreibungen.
Mir geht es nur um diesen Grundgedanken, dass Leute überhaupt erst zu Überlegen anfangen, wenn es um ein Kind mit Beeinträchtigung geht, weißt du? Was ist denn dann mit diesem Kind? Ist es anders? Ist es nicht normal? Ich versuche nur zu verstehen, was in Köpfen von Leuten vorgeht, die, wenn sie wissen, ihr Kind wird so etwas haben, das Kind dann nicht mehr wollen? |
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06.Jul.2012 - 18:38
Beitrag
#13
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ungerader Parallel-Freigeist Gruppe: Members Beiträge: 10.881 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 83 |
Schwierig.
Einerseits finde ich es gut, wenn sich Eltern bewusst für etwas entscheiden. Manche werden sagen man kann sich auf ein Leben mit einem behinderten Kind nicht vorbereiten. Dennoch vermute ich, es macht einen Unterschied, wenn man es schon früh weiß und sich seelisch darauf einstellen und ein bisschen planen kann. Man hat die Möglichkeit mit anderen betroffenen Eltern zu sprechen und sich ein besseres Bild zu machen. Ich würde meinen die Zahl der Eltern, die später mit dem behinderten Kind völlig überfordert sind, wird kleiner sein. Andererseits denke ich, dass es Frauen geben wird, die bei einer positiven Diagnose abtreiben würden, hätten sie aber nichts davon gewusst hätten sie ihr Kind bekommen und auch sehr geliebt. Und es wird eben auch Fälle geben, wo diese Frauen nicht überfordert sind und nichts bereuen. Dass (fast) alle Mütter, die eine Untersuchung machen ein Kind mit Down-Syndrom abtreiben würden, denk ich nicht. Es muss doch schön zu wissen sein, wenn alles okay ist. Und andererseits eben wie gesagt leichter sich darauf einzustellen, wenn doch was ist. |
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06.Jul.2012 - 19:05
Beitrag
#14
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Satansbraten Gruppe: Members Beiträge: 531 Userin seit: 05.07.2010 Userinnen-Nr.: 7.520 |
Ja, das stimmt.
Und genau das meine ich ja. Wenn sie es wissen, treiben manche ab. Wenn sie es nicht wissen, und das Kind bekommen, lieben sie es trotzdem, beschäftigen sich damit und haben dann offensichtlich gelernt, damit umzugehen. Was geht dann bei solchen Leuten vor? (IMG:style_emoticons/default/unsure.gif) Mal angenommen, wir hätten diese Möglichkeiten in der Medizin nicht, hm, die Kinder kommen also zur Welt. Und die Eltern lernen dann damit leben und ihr Kind zu schätzen und sind am Ende sogar dankbar für diese ganz speziellen Erfahrungen .... wisst ihr was ich meine? So wäre es doch, weil wie einige schon gesagt haben: Frauen die es nicht wissen, lieben ihr Kind dann trotzdem. Wenn sie es jedoch gewusst hätten, hätten sie evtl. abgetrieben... und dahinter komme ich nicht, hinter diese Art von Gedankengang. |
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06.Jul.2012 - 20:04
Beitrag
#15
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Strösenschusselhai Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 |
So wäre es doch, weil wie einige schon gesagt haben: Frauen die es nicht wissen, lieben ihr Kind dann trotzdem. Wenn sie es jedoch gewusst hätten, hätten sie evtl. abgetrieben... und dahinter komme ich nicht, hinter diese Art von Gedankengang. Ich find das leicht zu verstehen. Ein Kind ist ein geborener Mensch während ein Ungeborenes eher noch ein "Fremdling" ist ; man kennt es noch nicht wirklich. Es ist weniger real als das geborene Kind, das nebenan als "ganze Person" in der Wiege liegt. Auch was die mütterlichen Hormone angeht, übrigens. Fast alle Mütter, die ich kenne, haben das so empfunden - trotz ihres Jas zur Schwangerschaft und trotz der Liebe zu der Vision, die sie von ihrem künftigen Kinde haben. Obwohl ich mich für meine Kinder auch ganz bewusst entschieden habe und die Schwangerschaften auch dann zuende gebracht und die Babies willkommen geheißen hätte, wenn die Kinder nicht gesund gewesen wären (und deshalb erst gar keine dementsprechende Untersuchung habe durchführen lassen), so kann ich doch verstehen, dass Frauen aus Angst vor lebenslanger besonderer Verantwortung, aus Sorge um ihre eigene Zukunft und im Wissen um die Schwierigkeiten, auf die Menschen mit Behinderungen (gerade mit geistigen Handycaps) hierzulande treffen, sich dazu entschließen, eine Schwangerschaft abzubrechen, wenn sie sicher wissen, dass ihr Kind von Trismomie21 betroffen sein würde. Ganz egal, ob diese Menschen in aller Regel friedliche, freundliche, musisch begabte und sympathische Personen sind. Es ist einfach nicht dasselbe, behinderte Kinder zu kennen oder mit behinderten Kindern zu arbeiten oder tatsächlich bis zum (eigenen) Lebensende (oder dem des Kindes) die ganze Verantwortung für ihr Leben zu tragen, indem man die Mutter ist. Und ich fürchte, niemand kann ganz sichere Aussagen darüber machen, wie sie sich in der konkreten Situation der persönlichen Betroffenheit dann wirklich fühlen würde. Theoretisch sagt sich ja vieles leicht. Zum Thema: Ich bin gegen obligatorische Blutuntersuchungen auf Trisomie21, aber dafür, dass sie zur Verfügung stehen, durchgeführt werden können und Frauen sich gegebenenfalls sehr früh gegen eine Fortsetzung ihrer Schwangerschaft entscheiden können bzw. sich ohne den Riesenzeitdruck, der besteht, wenn Schwangere erst spät erfahren, dass ihre Leibesfrucht betroffen ist, um Informationen usw. kümmern können. Hochoffziell kann ohnehin nicht die diagnostizierte Behinderung des Fötus Begründung für den Wunsch nach einem Abbruch sein, sondern nur das Befinden der Schwangeren; aber natürlich befindet die sich sehr häufig und nachvollziehbarerweise nun mal weniger gut als eine Frau, die ihre Gravidität bis zum Schluss genießen kann, weil sie ein gesundes Kind erwartet. Insofern klar: es werden mehr Trisomie21-Föten spätabgetrieben als gesunde, aber wenn diese Abbrüche durch die frühe Untersuchung auch früh stattfinden könnten, dann wäre das definitiv gut für die Frauen (weil körperlich und psychisch schonender). Und sie würden nur einen geringen Teil ausmachen unter all den anderen Frühunterbrechungen mutmaßlich intakter Embryonen/Föten. Ich will, dass Frauen, die abbrechen wollen (warum auch immer) das früh tun können, so früh wie möglich. Und das ist durch diese Untersuchungen gewährleistet. Da hat sich niemand von außen oder gar oben einzumischen. Und Frauen den Zugang zu einer Untersuchung zu verwehren, die es ihnen ermöglicht, früh in der Schwangerschaft wichtige Informationen zu erhalten und persönlich zu verwerten, halte ich für grausam. Außerdem finde ich nicht, dass Frauen Kinder auf die Welt bringen müssen sollten, nur damit sich auch ja niemand diskriminiert fühlt. Für die jeweils Betroffene ist das nämlich wohl so ziemlich das Unwichtigste, das es in dieser Situation gibt. Ich wünschte übrigens auch, dass es leichter wäre in dieser Gesellschaft, ein Kind großzuziehen; grade, wenn es nicht ist wie die Anderen; es wäre toll, wenn all das Gerede von Inklusion und "alle sind wichtig" tatsächlich ernstgemeint wäre. Solange das aber nicht so ist, verstehe ich jede Frau, die den Abbruch wählt, wenn sie erfahren hat, dass ihr Kind viele der hier und heute so wichtiggenommenen Voraussetzungen für ein gelingendes Leben nicht mitbringt und deshalb selbst und mit der ganzen Familie für immer Außenseiter sein wird.. Es ist wichtig, gesellschaftlich den Boden zu bereiten, damit es Frauen leichter wird, auch zu einem behinderten Ungeborenen Ja zu sagen. Man kann doch nicht von Frauen verlangen, dass sie freiwillig und sehenden Auges in das rennen, was ihnen die Gesellschaft als zusätzliches Unglück aufbürdet - nur damit alles seine schöne Ordnung (die gar nicht schön ist!) behält! shark Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 06.Jul.2012 - 20:44
Bearbeitungsgrund: Einschub und Verbesserung und kurzer Nachtrag
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06.Jul.2012 - 20:22
Beitrag
#16
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Mama Maus Gruppe: Members Beiträge: 8.982 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 78 |
Ich hab nun nicht alles gelesen - ich schildere auch mal einfach nur, wie wir gehandelt haben.
Ich bzw. wir haben uns bewusst gg. die Feindiagnostik, die in der 12./13. Woche durchgeführt werden kann (Nackenfaltentransparenz-Messung....) entschieden. Es wäre dort zwar nur eine Wahrscheinlichkeit (Sicherheit gibt es eben bis dato nur mit Fruchtwasseruntersuchung) aber sie hätte keine Konsequenz gehabt - aufgrund des Risikos einer FW-Untersuchung, die wir abgelehnt hätten. Ob wir eine Blutuntersuchung gemacht hätten, weiß ich nicht - vielleicht um es zu wissen und sich drauf einzustellen (auch das ist eine Möglichkeit, wieso man wissen möchte, dass ein Kind behindert ist, um dann alles weitere in die Wege zu leiten und sich darauf vorbereiten zu können). Das Kind abgetrieben hätten wir auf keinen Fall - ein behindertes Kind ist (für uns) genauso liebens- schätzens- und lebenswert wie ein nicht behindertes. Was die Belastbarkeit angeht: Man/Frau wächst mit seinen Aufgaben, daher hätten wir es uns auch zugetraut (wobei unsre Berufe auch beide im sozialen Bereich auf z.T. massiv eingeschränkte Menschen ausgelegt sind bzw. waren). Von dem her: Als Möglichkeit ja, als Standardisierter Test nein. |
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06.Jul.2012 - 20:23
Beitrag
#17
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Satansbraten Gruppe: Members Beiträge: 531 Userin seit: 05.07.2010 Userinnen-Nr.: 7.520 |
Hm, ja das stimmt schon auch. Wie gesagt, ich kann mich nicht in eine frau versetzen, die diese Situation erlebt, dazu habe ich noch ein wenig Zeit. Aber dass die Beziehung zu seinem Kind nochmal anders ist, wenn es erstmal auf der Welt ist, kann ich verstehen.
Aber ist es dann nicht so, von wegen Sorge um besondere Verantwortung, dass man darüber eh nachdenken sollte, wenn man ein Kind mag? Also ich meine, wenn Frau sich für ein Kind entscheidet, das geht ja eh nicht von heute auf morgen, da denkt man schon ein wenig drüber nach. Würde ich zumindest, zumal das bei uns ja praktischerweise nicht einfach so passieren kann (IMG:style_emoticons/default/icon4.gif) Also NAchdenken über das Wie und Was und Ob, das ist doch sowieso da vor einer Schwangerschaft. Hmmm, und dann kommt man ja zu dem Punkt: entweder ja oder nein. Und ich habe da anscheinend die Einstellung: Wenn Ja, dann doch aber auch mit allem was dazu gehört und dazu gehören könnte. Und nicht zuerst Ja und dann Hm, nee, das wär mir doch zu anstrengend, ich lasse abtreiben. Puh. Anstrengend (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif) Und Inklusion ist auch so ein thema. Ich habe mich da neulich erst mit meinem Paps drüber unterhalten und wir haben eine Schule in unserem Ort, wo das gemacht oder vielmehr versucht wird. ....und sowas von nicht funktioniert. Die Leher dort sind der Meinung "Hä, wir haben auch Kinder mit Beeinträchtigung, das ist aber Aufgabe der Sonderpädagogen und nicht unsere." ALso teilweise sind die Einstellungen und Meinungen, die man so in der Gesellschaft findet echt krass. |
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06.Jul.2012 - 21:06
Beitrag
#18
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ungerader Parallel-Freigeist Gruppe: Members Beiträge: 10.881 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 83 |
ZITAT Mal angenommen, wir hätten diese Möglichkeiten in der Medizin nicht, hm, die Kinder kommen also zur Welt. Und die Eltern lernen dann damit leben und ihr Kind zu schätzen und sind am Ende sogar dankbar für diese ganz speziellen Erfahrungen .... wisst ihr was ich meine? So wäre es doch, weil wie einige schon gesagt haben: Frauen die es nicht wissen, lieben ihr Kind dann trotzdem. Wenn sie es jedoch gewusst hätten, hätten sie evtl. abgetrieben... und dahinter komme ich nicht, hinter diese Art von Gedankengang. Ja, nur ist es eben nicht bei allen so. Manche Mütter sind damit überfordert, die Kinder leiden darunter, kommen womöglich in ein Pflegeheim. Man darf ja auch nicht vergessen, dass viele Schwangerschaften nicht geplant waren. Wer ein Kind "plant", dann denkt man meistens wohl auch darüber nach was wäre wenn.... Es kann ja auch nach der Schwangerschaft zu Krankheiten oder Unfällen kommen, die zu Behinderungen oder lebenslangem Pflegebedürfnis führen. Wenn man damit so gar nicht zurecht kommt, sollte man vielleicht kein Kind planen. Sieht aber wahrscheinlich anders aus, wenn es eher ein Unfall war. Wenn sich nun eine Frau generell nicht 100% sicher ist, ob sie die Verantwortung packt, weil sie vielleicht noch sehr jung ist oder in einer schweren Lebensphase steckt, kann so eine Diagnose vielleicht den Ausschlag geben. Der Beitrag wurde von -Agnetha- bearbeitet: 06.Jul.2012 - 21:07 |
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06.Jul.2012 - 21:13
Beitrag
#19
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Satansbraten Gruppe: Members Beiträge: 531 Userin seit: 05.07.2010 Userinnen-Nr.: 7.520 |
Ja. Hmm (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif) (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif)
Ja, aber sollte denn so eine Dianose ausschlaggebend sein? (IMG:style_emoticons/default/unsure.gif) |
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06.Jul.2012 - 21:14
Beitrag
#20
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Strösenschusselhai Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 |
Hm, ja das stimmt schon auch. Wie gesagt, ich kann mich nicht in eine frau versetzen, die diese Situation erlebt, dazu habe ich noch ein wenig Zeit. Aber dass die Beziehung zu seinem Kind nochmal anders ist, wenn es erstmal auf der Welt ist, kann ich verstehen. Aber ist es dann nicht so, von wegen Sorge um besondere Verantwortung, dass man darüber eh nachdenken sollte, wenn man ein Kind mag? Also ich meine, wenn Frau sich für ein Kind entscheidet, das geht ja eh nicht von heute auf morgen, da denkt man schon ein wenig drüber nach. Würde ich zumindest, zumal das bei uns ja praktischerweise nicht einfach so passieren kann (IMG:style_emoticons/default/icon4.gif) Also NAchdenken über das Wie und Was und Ob, das ist doch sowieso da vor einer Schwangerschaft. Hmmm, und dann kommt man ja zu dem Punkt: entweder ja oder nein. Und ich habe da anscheinend die Einstellung: Wenn Ja, dann doch aber auch mit allem was dazu gehört und dazu gehören könnte. Und nicht zuerst Ja und dann Hm, nee, das wär mir doch zu anstrengend, ich lasse abtreiben. Schau, meine Kinder sind jetzt 20 und 22, haben ihre Schulzeiten demnächst (problemlos) hinter sich gebracht und die Ältere zieht in ein paar Tagen aus. Sie lebt dann ihr eigenes Leben, ich als Mutter trete in den Hintergrund und wenn die Jüngere in ein paar Jahren auch soweit ist, dann wird auch sie in die Welt hinausziehen. Sie werden eigene Entscheidungen treffen, ich werde allenfalls als Ratgeberin noch gefragt sein und vielleicht in ein paar Jahren auch als Omi. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) Ungefähr so habe ich mir das auch gedacht gehabt, als ich damals darüber nachdachte, Mutter werden zu wollen. Und auch wenn es mir grad gar nicht sooo leicht fällt, mein erstes Küken ziehen zu lassen, so gut und richtig ist es aber auch so. Und so froh kann ich auch sein, noch ein paar Jahre (wie ich hoffe) neue Wege gehen zu können, weil es eben für mich auch "ein Leben nach den Kindern" gibt. Hätte ich aber ein Kind mit Trisomie21 bekommen, dann würde ich weiterhin voll verantwortlich sein für dieses Kind. Es wäre wahrscheinlich nicht mündig geworden mit 18, es könnte wohl nicht einfach so entscheiden, dass es in Stadt X sich um diesen oder jenen Job bewirbt, dies oder jenes noch nebenbei machen mag und mit Mann Y auf eine Familie hinarbeitet. Ich wäre weiterhin sehr gefragt, ich müsste viel regeln, vielleicht brauchte dieses Kind betreutes Wohnumfeld, wenn es von zuhause ausziuehen will und wahrscheinlich wäre es schwierig, einen Platz zu bekommen. Es könnte auch sein, dass es (wie nicht wenige Down-Syndrom-Menschen) auch herzkrank ist, dass es deshalb gar keiner Arbeit nachgehen kann und auch nicht daran zu denken wäre, es für einen der raren Plätze in einer beschützenden Dorfgemeinschaft unterzubringen usw. Es gäbe für mich vielleicht niemals "ein Leben nach dem Kind". Und deshalb ist die grundsätzliche Überlegung, ob das eigene Leben reif ist für die Entscheidung, Mutter zu werden, eine ganz Andere als die, zu wissen, dass das eigene Kind eben zum Beispiel wohl nicht in der Weise erwachsen werden wird wie andere jung Menschen und sich fragen zu müssen, ob man damit wohl wird leben können. Verstehst Du, was ich meine? Ich bin immer ganz vorsichtig damit, anderen Menschen Vorwürfe dafür machen zu wollen, dass sie sich anders als ich entscheiden. Was für mich leicht zu managen wäre, mag Anderen ein Riesenproblem sein und umgekehrt fallen mir vielleicht Dinge schwer, die Andere mit Leichtigkeit bewältigen. Und absolut niemand kann ALLES bedenken. ZITAT Und Inklusion ist auch so ein thema. Ich habe mich da neulich erst mit meinem Paps drüber unterhalten und wir haben eine Schule in unserem Ort, wo das gemacht oder vielmehr versucht wird. ....und sowas von nicht funktioniert. Die Leher dort sind der Meinung "Hä, wir haben auch Kinder mit Beeinträchtigung, das ist aber Aufgabe der Sonderpädagogen und nicht unsere." ALso teilweise sind die Einstellungen und Meinungen, die man so in der Gesellschaft findet echt krass. Da kannst mal sehen... Selbst die, die sich Inklusion auf die Fahne schreiben (oft auch nur, weil's ach so toll klingt), scheitern an Haltungen, Meinungen, Verweigerung und Unverständnis derer, die sie umsetzen sollen. Und genau deshalb versteh ich die Frauen so gut, die nicht ihr Leben lang nur kämpfen wollen. |
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 20.11.2024 - 05:16 |