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> Meine spießigen Eltern..., suche Coming out Tipps
Vera-bee
Beitrag 02.Jul.2009 - 16:51
Beitrag #1


Vorspeisenexpertin
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Ich bin bisexuell und jetzt seit knapp 2 Jahren mit meiner Freundin zusammen.
Meine Eltern wissen von ihr, schon fast seit Anfang an. Sie haben damals völlig irrational reagiert und schlimme Sachen gesagt, die sicherlich jeder von uns kennt. Und seit dem wird meine Freundin einfach totgeschwiegen. Für meine Eltern existiert sie gar nicht. Einmal hat meine Mutter vesehentlich mit ihr telefoniert, danach hat sie (meine Mutter) geheult.
Ich weiß überhaupt nicht mehr, wie ich mit der Situation umgehen soll, ich will meinen Eltern auch nicht weh tun.
Außerdem ist da noch meine 90-jährige Oma, die sich schon genug Sorgen macht und damit eigentlich nicht mehr belangt werden sollte...
So langsam fängt die ganze Sache an, mir Nahe zu gehen, wir sind jetzt seit 2 Jahren zusammen und es scheint nicht in naher Zukunft zu liegen, daß ich meine Freundin mal mitbringen darf zu meinen Eltern...
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Sägefisch
Beitrag 02.Jul.2009 - 17:21
Beitrag #2


Schlaudegen.
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Die Frage ist, ob Du Dich an etwas abarbeiten solltest das eigentlich nur Deine Eltern für sich entwickeln können.

Da steht wohl eher mal das Thema im Vordergrund, wann ein Auszug in Sichtweite rückt.
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Vera-bee
Beitrag 03.Jul.2009 - 12:44
Beitrag #3


Vorspeisenexpertin
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Öhm...das ist jetzt eine interessante Antwort.
Ich bin 33 und wohne seit 12 Jahren nicht mehr bei meinen Eltern...und ich arbeite auch gerade stark daran, meine Eltern von mir zu lösen, aber -wie man sieht möchten sie noch starken Einfluß auf mein Leben nehmen.
Mir geht es mehr um Dinge wie Familienfeiern oder eben auch einfach mal der Besuch "zu hause", wo ich meine Süße mitnehmen möchte...
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shark
Beitrag 03.Jul.2009 - 13:10
Beitrag #4


Strösenschusselhai
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Ich finde, sägefischs Antwort geht auch dann in die richtige Richtung, wenn Du längst nicht mehr bei Deinen Eltern lebst.
Eigentlich sogar "erst recht"...

Du schreibst: "und ich arbeite auch gerade stark daran, meine Eltern von mir zu lösen, aber -wie man sieht möchten sie noch starken Einfluß auf mein Leben nehmen."

Und genau da sehe ich das Problem:

Du kannst Dich selbst lösen, aber Deine Eltern "von Dir lösen" kannst Du nicht - das müssen sie selbst tun.
Du kannst ihnen Einfluss auf Dein Leben zugestehen oder diesen ablehnen. Das ist etwas, das Du tun kannst.

Wir haben mit den Eltern meiner Frau eine ähnliche Situation - sie wissen seit sechseinhalb Jahren von unserer Beziehung und nach den ersten sehr unfreundlichen und respektlosen Kommentaren ihres Vaters tut dieser auch so, als existierte ich einfach nicht.
Eine Zeitlang haben wir versucht, das zu akzeptieren und darauf zu vertrauen, dass die Zeit das schon richten würde.
Inzwischen aber verzichtet meine Frau auf Einladungen ihrer Eltern zum Essen, zu Feiern oder anderen Festtagen und besucht sie nur ab und an mal, wenn sie eh grad in der Gegend ist und es irgendwas zu besprechen gibt. Und sie hat auch deutlich gemacht, weshalb sie das tut: weil ich nicht erwünscht bin.
Das wird solange so bleiben, bis der Vater kapiert hat, dass seine Tochter jetzt eine eigene Familie hat.
Und wenn er das nie einsieht und weiter so tun will, als existiere ich nicht, dann wird seine Tochter eben weiterhin fernbleiben von Familienfesten u.ä.

Meine Frau kann nicht verlangen, dass ich mit eingeladen werde - aber sie kann es ablehnen, ohne mich zu kommen.


shark

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 03.Jul.2009 - 13:14
Bearbeitungsgrund: Zusatz angefügt und Fehler verbessert.
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Sägefisch
Beitrag 03.Jul.2009 - 16:56
Beitrag #5


Schlaudegen.
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Oh. Verzeihung. (IMG:style_emoticons/default/icon4.gif)

Es las sich so als wenn Du mit Deinem ersten Outing kämpfst und Deine Freundin nicht nach Hause mitnehmen darfst, daher mein Eindruck Du wärst deutlich jünger.

Es klingt vielleicht etwas erschreckend, aber was würdest Du denn verlieren wenn Du Deine Eltern nicht mehr so oft sehen würdest? Anscheinend hast Du ja nicht viele erfreuliche Erlebnisse mit ihnen. Und eigentlich ist es auch nicht so selten, wenn Erwachsene ihre Eltern nicht sehr stark in ihren Alltag einbinden.

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Vera-bee
Beitrag 04.Jul.2009 - 09:33
Beitrag #6


Vorspeisenexpertin
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QUOTE(shark @ 03.Jul.2009 - 13:10) *
Ich finde, sägefischs Antwort geht auch dann in die richtige Richtung, wenn Du längst nicht mehr bei Deinen Eltern lebst.
Eigentlich sogar "erst recht"...



Genau das meinte ich mit interessant und auch ein bißchen erschreckend...

Noch vor 2 Jahren hatte ich ein viel engeres und auch "häufigeres" Verhältnis zu meinen Eltern.
Ich bin wie gesagt gerade dabei, daran zu arbeiten, was MIR auch gut gelingt, aber eben meinen Eltern nicht. So, wie es jetzt ist, würde ich den Kontakt als "Normal" bezeichnen (die Häufigkeit und Intensität wie es normal ist, seine Eltern zu sehen.) Und damit kommen meine Eltern schon nicht klar!
Wenn ich das noch reduzieren muß wegen meiner Freundin... dann drehen die durch. Und verderben will ich es mir ja auch nicht...eigentlich hatte ich immer ein gutes und liebevolles Verhältnis zu meinen Eltern und das ist mir auch weiterhin wichtig...
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Sägefisch
Beitrag 04.Jul.2009 - 10:22
Beitrag #7


Schlaudegen.
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Liebevoll von wem? Es hört sich eher so an als wenn das ihrerseits an eine Bedingung geknüpft ist. Nämlich die, dass Du Dich ihren Vorstellungen anzupassen hast.

Sowas ist nie einfach einzusehen, aber wenn von einer Seite das Geben aufgekündigt wird und das Nehmen aber weiterlaufen soll, ist es eben nicht mehr so liebevoll. Ich würde vielleicht versuchen, das weniger defensiv anzugehen, denn immerhin verweigern sie Dir im Grunde den Respekt, wenn sie erwarten dass Du alleine auf sie zugehst während sie sich nicht zu bewegen haben.

Du bist erwachsen und solltest die Frage zulassen, was Dir gut tut und was nicht.
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shark
Beitrag 04.Jul.2009 - 10:37
Beitrag #8


Strösenschusselhai
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Ich habe meine Mutter in den Jahren vor ihrem Ableben im Jahr etwa 2 bis 3 Mal gesehen - das war für mich, das war für uns "normal".

Ich glaube, und deshalb diese Information, dass es da kein allgemeingültiges "Normalmass" gibt.

Viel hängt davon ab, wie weit entfernt voneinander die jeweiligen Lebensmittelpunkte liegen, wieviel Zeit alle haben - noch mehr aber wohl davon, wie sehr es die beiden "Parteien" zueinander hinzieht.

Und das "Zueinander Hinziehen" muss ganz und gar nichts mit besonderer Zuneigung, mit Freude am Einander-Treffen zu tun haben; gerade zwischen Eltern und Kindern ist das so einfach nicht.
In Familien spielen viele andere Faktoren oft eine grössere Rolle.

Wenn Eltern mit der Lebensführung ihrer erwachsenen Kinder nicht einverstanden sind, dann ist das ihr gutes Recht.
Sie müssen nicht alles gut und richtig finden, was ihre Kinder tun oder lassen - ebenso wie es das gute recht der erwachsenen Kinder ist, dennoch so zu leben, wie sie es wollen.

Aber - und das sehe ich als Mutter als eine meiner wichtigsten Verpflichtungen an - sie müssen selbst Wege finden, damit umzugehen, dass ihr Kind nicht ihre Erwartungen erfüllt.
Und ein grosses Stück weit haben auch gerade sie es in der Hand, die Beziehung trotz der unterschiedlichen Haltungen der Generationen angenehm und respektvoll für alle zu gestalten.

Deine Eltern tun das nicht, indem sie einen Lebensbereich, der für Dich sehr wichtig ist, als nicht existent betrachten und Deine Partnerin aus dem Familienleben "unbesehen" ausschliessen.

Dir bleiben im Prinzip nur die berühmten "3 Möglichkeiten":

1. Du akzeptierst die Haltung Deiner Eltern und verzichtest darauf, Deine Freundin zu einem Teil der Familie werden zu lassen, bringst sie also auch in Zukunft nicht mit, feierst auch künftig Familienfeste ohne sie und negierst somit ihre Existenz selbst ein Stück weit, während Du bei Deinen Eltern bist.

2. Du suchst ein klärendes Gespräch, sagst, dass Dich ihr Verhalten verletzt und signalisierst Deinen Eltern, dass Du nicht länger bereit bist, so zu tun, als gäbe es Deine Partnerin nicht und suchst mit ihnen gemeinsam nach einer Lösung für das Problem.

3. Du bleibst selbst fern und reduzierst die Besuche stark oder Du bringst Deine Partnerin uneingeladen mit, um zu zeigen, dass Ihr beide zusammengehört.


Ganz offensichtlich hat die Meinung Deiner Eltern, hat ihre Lebensauffassung, haben ihre Erwartungen noch viel Macht über Dich und Dein Leben, denn sonst fiele es Dir wesentlich leichter, Dich "erwachsen" zu verhalten und auf Augenhöhe ins Gespräch zu kommen mit ihnen.

Du sagst ja selbst, Du seiest dabei, Dich gerade von Deinen Eltern zu emanzipieren - so etwas dauert bei den meisten Menschen ein Weilchen. Es ist nichts besonderes, dass Dir das nicht leicht fällt.

Aber: Es ist natürlich längst Zeit.

12 Jahre lang lebst Du nun schon Dein Leben ausserhalb des Elternhauses und das ist nun wahrlich genug an Zeit, die Deine Eltern hatten, zu akzeptieren, dass ihre Erwartungen an Dich zurücktreten müssen hinter dem, was Du willst.

Es ist eben nicht Dein "Job" allein, Eure Beziehung zur Zufriedenheit aller zu gestalten - sie müssen diese Aufgabe mit Dir zusammen bewältigen, wenn sie nicht wollen, dass sich die Entfernung zwischen Euch vergrössert.

Bis jetzt geben aber sie allein den Tarif durch; sie bestimmen die Beziehungsgestaltung und auch darüber, welche Themen darin vorkommen dürfen und welche nicht.

Du möchtest das so nicht mehr - deshalb wohl ja auch dieser Thread.

Deine Eltern werden nur dann (eventuell) ihre Haltung ändern, wenn Du deutlich machst, dass es so für Dich nicht weitergehen kann. Diese Aufgabe werden sie Dir nicht abnehmen. Warum auch? Für sie ist der derzeitige Zustand offenbar der, den sie gerade aushalten können, ohne in grösseren Konflikt mit Dir und sich selbst zu kommen.


Ich habe einmal gehört, dass das Coming-Out und die damit verbundene Befreiung gerade dann, wenn das Gegenüber die eigenen Eltern sind, erwachsen macht.
Ich denke, dass das bei vielen Menschen auch wirklich so ist.
Das funktioniert aber nur dann, wenn sich alte Beziehungsstrukturen ("oben" Eltern - "unten" Kind) ausbalancieren können und nicht das Kind mit dem Gefühl lebt, nicht "richtig" zu sein, bzw. sein "Nicht Richtig Sein" den Eltern gegenüber verstecken zu müssen, damit überhaupt eine beziehung möglich ist.

Du bist fast 30 - Zeit, Dich endlich von den Ansprüchen Deiner Eltern zu befreien.

Und gerade, wenn Ihr bisher eine liebevolle Beziehung zueinander hattet, bestehen grosse Chancen, dass Du mit einem ehrlichen Gespräch über Deine Gefühle zu ihnen durchdringst und die Situation für Dich verbessern kannst.

Dafür wünsche ich Dir herzlich viel Mut und Erfolg.


shark
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Vera-bee
Beitrag 11.Jul.2009 - 09:04
Beitrag #9


Vorspeisenexpertin
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Sorry, daß ich mich jetzt erst zurückmelde, ich mußte erstmal darüber nachdenken.

Natürlich bin ich sehr spät mit meinem Ablösen, aber dafürt gibt es Gründe.
Vielleicht fällt es mir auch deswegen umso schwerer, wer weiß.

Leider schaffen es meine Eltern immer wieder, Macht über mich zu haben, indem sie mir zB eine Therapie (ich bin chronisch krank) bezahlen, die ich mir sonst niemals leisten könnte...o.ä.
Ich denke ich werde in nächster Zeit noch alles so belassen, wie es ist und dann mal langsam erneut vortasten, immerhin hatten sie jetzt schon 2 Jahre Zeit, sich mit dem Gedanken abzufinden...

Ein bißchen warte ich noch ab...

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eala
Beitrag 22.Sep.2009 - 11:06
Beitrag #10


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Hallo!

Ich bin echt überrascht - der Thread könnte genauso gut von mir sein!

Im Juli hatte ich auch noch genau die gleiche Einstellung wie Vera-bee. Mittlerweile hat sich das geändert, deshalb schreib ich jetzt hier einfach mal weiter.

Ich bin 28, wohne seit 6 Jahren nicht mehr bei meinen Eltern, bin seit 7 Jahren mit meiner Freundin zusammen und seit 4 Jahren wohnen wir auch zusammen.

Meine Eltern ignorieren sie komplett. Ich hab nicht mal ganz am Anfang irgendeine Rückmeldung bekommen.
Mir ist erst letzte Woche klar geworden, dass es ausschließlich Befindlichkeiten meiner Eltern sind und ich trotzdem seit Jahren zulasse, dass sie mein eigenes Leben so sehr beeinträchtigen.
Diese Erkenntnis tut ziemlich weh, weil man ja eigntlich immer davon ausgegangen ist, dass Eltern nur das Beste für ihre Kinder wollen. Und das ist es in diesem Fall nur wirklich nicht.

Gestern habe ich beiden einen Brief geschrieben, sehr freundlich und herzlich. Ich hoffe sie können das annehmen.
Und ich hoffe sie informieren sich ein wenig und reden miteinander.

Jetzt bin ich nervös und warte das etwas passiert...
Drückt mir die Daumen!

LG, eala
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McLeod
Beitrag 22.Sep.2009 - 11:40
Beitrag #11


mensch.
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Also ich sag es mal trocken.wissenschaftlich: ein Schockzustand dauert ein paar Minuten, vielleicht Stunden. Danach beginnt eine bewusste und gewollte Haltung. Und es gibt Eltern, die tatsächlich denken, es wäre besser für ihren Sprössling, hetero zu leben. Und sei es "nur", weil sie die Vorstellung haben, ihr Kind würde ausgegrenzt und habe es sehr viel schwerer, als die (hetero lebenden) Kinder anderer Eltern. Manche Eltern reflektieren auch nicht, dass *sie* es sind, die ihrem Kind das Leben schwerer machen, manche halten das für eine geeignete Erziehungs-, Manipulations- oder Beeinflussungsmethode. Oder denken, dass das unter die Meinungsfreiheit fällt.

Whatever, ich möchte nicht andeuten, dass ich denke, dass es im konkreten Fall diese oder jene Gründe gibt - das wäre reine Kaffeesatzleserei. Es gibt halt Eltern, die sind nicht perfekt. Es ist eine Kunst, sie trotzdem zu lieben, wenn sich so vieles nach Ablehnung oder Abwertung anfühlt.

Und ich weiß, wovon ich rede... Solche Erfahrungen müssen nicht unbedingt mit dem Coming-out zu tun haben, sie entstehen auch bei manchen Eltern, wenn es um Berufswahl, Partner(innen)wahl oder Wahl der Klamotte am Weihnachtsabend geht.

Ich weiß nicht, was Eltern da reitet... Es ist halt so. Sich zu distanzieren, es offen anzusprechen, eigenerseits klare Ansagen zu machen ("keine Akzeptanz - nur noch 1 Besuch im Jahr, Akzeptanz - gerne mehr Kontakt") sind keine Garantie dafür, dass es zu einem besseren Verhältnis wird, es hilft aber (oder half zumindest mir) in Sachen Selbstachtung, Lebensqualität und all dem. In guten Momenten bin ich mittlerweile sogar so "ohmmmm", dass ich meine Konsequenzen einfach lebe ohne sie anzukündigen, weil zumindest in Teilen meiner Familie das immer zu Kraftmeierein führte, bei denen es um "geiwnnen" und "verlieren" zu gehen schien - am Ende haben natürlich alle verloren.

Wenn ich den Rütter im Fernesehen sehe, denke ich manchmal, das Verhältnis zwischen eltern und ihren (erwachsenen) kIndern gerät manchmal wie das zwischen Hundehalter.in und ihrem unerzogenen / ungelernten Tier - mit wechselnden Rollen. Bei Hunden wird nix ausdiskutiert (wie denn auch), sondern letztlich definiert sich das Verhältnis zwischen den beiden Partner.inne.n durch die Handlungen, den Umgang.

Mir persönlich hilft diese Vorstellung. Warme Worte habe ich säckeweise im Keller stehen und trotzdem kann ich mir dafür keinen liebevolleren Elternteil eintauschen. Sie sind halt, wie sie sind. Irgendwie. Dummerweise. Ab und zu.

McLeod
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eala
Beitrag 24.Sep.2009 - 12:38
Beitrag #12


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Gestern habe ich mich kurz mit meiner Mutter getroffen, weil sie etwas von mir brauchte.
Das insgesamt vielleicht fünf Minuten gedauert, am Ende war sie kurz davor in Tränen auszubrechen, aber sie war sehr freundlich und hat mich auch ganz lieb von meinem Vater gegrüßt.

Ich interpretiere das so, dass ein sehr hartes Los für beide ist, sie aber gewillt sind damit klarzukommen.
Das ist echt schonmal viel wert und alles weitere wird die Zeit zeigen.

Das sind gute Nachrichten!

Liebe Grüße, eala

edit: "sie" eingefügt

Der Beitrag wurde von eala bearbeitet: 24.Sep.2009 - 12:40
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Vera-bee
Beitrag 26.Sep.2009 - 10:02
Beitrag #13


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Hallo eala,

das finde ich sehr interessant, zu lesen, wie es bei Deinen Eltern ist und wie es weiter geht.
Ich würde mich nicht trauen, meinen Eltern einen brief zu schreiben, allerdings würden meine Eltern auch das nciht verstehen.

Mittlerweile ist mir klar, daß meine Eltern eigentlich noch nie Entscheidungen von mir auf den ersten Blick gut heißen konnten. Sie sind zwar stolz auf berufliche Erfolge oder so (die sie mir nicht zu getraut hätten), aber ich bekomme selten oder nie ein "das finden wir gut" zu hören, es sei denn, es ist voll in ihrem Sinne. alles was irgendwie von ihren Vostellungen abweicht, wird schlecht gemacht oder bestenfalls ignoriert.
Naja, daran werd ich jetzt arbeiten...
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eala
Beitrag 05.Oct.2009 - 14:37
Beitrag #14


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So, jetzt habe ich eine erste offizielle Reaktion auf meinen Brief und sie ist hart.

Gestern habe kurz vor der Arbeit meine Mutter gesehen, um ihr etwas zu geben, was sie auch schneller hätte haben können, wenn sie es bei mir geholt hätte.

Sie hat mich auf meinen Brief angesprochen und wollte wissen, wie der denn nun gemeint wäre. Ob sie sich jetzt entscheiden müsse. Ich habe gesagt, dass es mir nur darum ging es nochb einmal angesagt zu haben und dass im entsprechenden Fall ich mich entscheiden werde.

Sie meinte, sie hätte immer gehofft das wäre nur vorrübergehend, aber sie hätte es ja immer akzeptiert!? Das würde sie auch weiterhin, aber sie möchte sich nicht damit auseinander setzen. Sie hat nur Angst, dass ich nicht mehr für sie da bin, wenn sie jetzt die falsche Entscheidung trifft.

Sie hat gefragt, ob sie mich trotzdem zum Tee einladen darf, ob ich nächste Woche ihre Post und ihre Blumen hüte und ob sie weiterhin anrufen darf, wenn ihr zum heulen ist.

Also eigentlich wollte sie mich augenblicklich darauf festnageln, dass alles so bleibt wie es ist. Ich habe gesagt, dass ich mich nicht mehr verbiegen werde und niemandem zu liebe so tue als wäre es nicht so wie es ist, weil mir das die letzten Jahr nicht gut getan hat. Und dass ich große Angst vor Weihnachten habe, weil ich mich da jedes Mal entscheiden muss. Worauf sie geantwortet hat, dass wir die Regelung mit dem einen Tag bei ihnen doch ruhig beibehalten könnten und wollte von mir auch dafür eine definitive Zusage.

Sie war mal wieder den Tränen nahe und ich hatte den Eindruck, sie denk ich mach das um Sie zu ärgern.
Ich hab sehr ruhig und gefasst gesagt, dass ich das sehr schade finde, aber vollkommen akzepiere und dass sie ja vielleicht auch ein bischen darüber lesen oder einfach auch Fragen stellen könnte. Da hat sie nur mit dem Kopf geschüttelt.

Ich bin gerade ziemlich fertig. Ich hätte nicht gedacht, dass sie sich so sehr um sich selbst dreht.
Das macht mich sehr traurig und ein bischen wütend.

Nüchtern betrachtet ist das jetzt das schlimmste Szenario, was ich mir vorstellen konnte. Selbst totale Ablehnung wäre etwas womit ich besser hätte umgehen können. Statt dessen steht jetzt die bittere Erkenntnis im Raum, dass meine Mutter mich als Krücke braucht und unter keinen Umständen verlieren will, aber mich als Person nicht einmal ansatzweise wahrnimmt. Scheiße, das tut weh! Ich habe so viele Jahre um Anerkennung gebettelt und nie welche bekommen - jetzt weiß ich, dass das einfach nichts bringt.

Ich weiß gar nicht, was ich jetzt mit dieser Situation anfange.
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Mausi
Beitrag 05.Oct.2009 - 15:28
Beitrag #15


Mama Maus
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ZITAT(eala @ 05.Oct.2009 - 15:37) *
Ich habe so viele Jahre um Anerkennung gebettelt und nie welche bekommen - jetzt weiß ich, dass das einfach nichts bringt.

Ich weiß gar nicht, was ich jetzt mit dieser Situation anfange.


Du kannst nun beginnen, anzuerkennen, dass Anerkennung Dir nur von Dir & Deinen ("wirklichen") Lieben (Liebsten, Freunden) zuteil wird.
Dass eben Betteln unnötig wird & die Energie in was anderes gesteckt werden kann.

Und Du kannst beginnen zu trauern, dass das, was Du Dir wünschtest nicht eintreten wird.

Der Beitrag wurde von Mausi bearbeitet: 05.Oct.2009 - 15:29
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McLeod
Beitrag 06.Oct.2009 - 13:39
Beitrag #16


mensch.
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ZITAT(eala @ 05.Oct.2009 - 15:37) *
Nüchtern betrachtet ist das jetzt das schlimmste Szenario, was ich mir vorstellen konnte. Selbst totale Ablehnung wäre etwas womit ich besser hätte umgehen können. Statt dessen steht jetzt die bittere Erkenntnis im Raum, dass meine Mutter mich als Krücke braucht und unter keinen Umständen verlieren will, aber mich als Person nicht einmal ansatzweise wahrnimmt. Scheiße, das tut weh! Ich habe so viele Jahre um Anerkennung gebettelt und nie welche bekommen - jetzt weiß ich, dass das einfach nichts bringt.

Ich weiß gar nicht, was ich jetzt mit dieser Situation anfange.


Hallo eala,

ich hab das Glück, mit der gutmütigen Weisheit des das-hab-ich-hinter-mir zu schreiben. Aus der Distanz sehe ich Euch beide (durch Deine Augen natürlich nur): da steht Ihr, jede will für sich die andere nicht verlieren, wünscht sich "mehr", akzeptiert so gut es geht was "ist". Euch beiden fehlt etwas voneinander, Ihr beide möchtet einander aber auch nicht gehen lassen.

Willkommen im Magnetfeld zwischen Mutter und Tochter und Mutter.

Vielleicht wirst Du mit mehr Abstand selbst auch das Bild sehen, dass Ihr Euch schon gegenseitig wahrnehmt und beiderseits den Schleier Eurer eigenen Bedürftigkeit vor den Augen habt. Vielleicht wirst Du ihre Anerkennung, die sicher weit entfernt von optimal ist oder von dem, was Du Dir wünschst, als eben diese Anerkennung anerkennen. Vielleicht wirst Du eines Tages ermessen, wieviel sie Dir entgegengekommen ist und ob das für sie weit und kraftraubend war oder ob sie es sich leicht gemacht hat. Und umgekehrt. Vielleicht wird sie eines Tages verstehen und fühlen, worauf Du ihr zuliebe bisher verzichtet hast und wird dann ihrerseits ermessen können, ob das "viel" war oder wenig.

Ach, ich werd ganz "ohmmmmm", entschuldige bitte. Ich kenn ähnlichen Schmerz, wie Du ihn jetzt wohl hast. Die frische Wunde der 'scharfen' Erkenntnis. Das im-Kompromiss-bleiben-sollen-und-nach-Änderung-schreien...

(IMG:style_emoticons/default/troest.gif) <--- ganz feste!

McLeod
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eala
Beitrag 07.Oct.2009 - 01:03
Beitrag #17


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ZITAT
Vielleicht wirst Du mit mehr Abstand selbst auch das Bild sehen, dass Ihr Euch schon gegenseitig wahrnehmt und beiderseits den Schleier Eurer eigenen Bedürftigkeit vor den Augen habt.


Im Moment glaube ich leider, dass sie außer dem, was sie von mir für sich braucht überhaupt nichts wahrnimmt. Wenn ihr sie Situation seit sien Jahren(!) genau so bewußt ist, sie nicht mal hört, dass es mir damit sehr schlecht geht, wenn ich es ihr ins Gesicht sage, dann fühle ich mich einfach ziemlich achtlos auf eine Funktion in ihrem Leben entwertet.
Und davon mal ganz abgesehen hab ich auch einfach überhaupt keinen Bock mehr auf irgendwelche Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen. Letztlich ist es meine Gesundheit, die darunter ganz ordentlich gelitten hat.

ZITAT
Und Du kannst beginnen zu trauern, dass das, was Du Dir wünschtest nicht eintreten wird.


Ja, das sollte ich wohl tun, aber es gestaltet sich schwierig. Irgendwie sitze ich jetzt in einem Loch aus Wut und Traurigkeit und kann mir das gerade gar nicht leisten. Ich schreibe gerade an meiner Magisterarbeit und die Zeit läuft. Also versuche ich mich am Funktionieren zu halten.

Habt vielen Dank für Eure lieben Zusprüche!
Grüße, eala
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McLeod
Beitrag 07.Oct.2009 - 06:33
Beitrag #18


mensch.
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eala, es ist extrem wichtig, dass Du Dich um Deine Gesundheit kümmerst und Deine Grenzen ziehst. Das wollte ich nicht in Frage stellen mit meinem Posting. Es war vermutlich zu weit vorgegriffen, ich überschätze gerne die Nützlichkeit von Zeit-verändert-Perspektiven-Botschaften. Dabei kann ich sie gerade in ähnlichen Krisen wie Deiner selbst nicht leiden und annehmen. Sorry deshalb für mein vermutlich unsensibel-ätherisch scheinendes Gefasel von der gegenseitigen Erkenntnis. Du bist es, die leidet - das wollte ich nicht relativieren oder gar gegen das (nur vermutete) Gefühlsleben Deiner Mutter "aufwiegen".

Viel Kraft für's Loslassen und Magistern wünscht Dir deshalb sehr, sehr herzlich
McLeod
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Piet777
Beitrag 07.Oct.2009 - 20:15
Beitrag #19


Suppenköchin
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ich glaube für eltern ist es immer schwer mit der sache umzugehen, denn sie hätten sich nicht im traum einfallen lassen, dass ihr kind einmal diesen, in ihren augen, so anderen weg einschlagen. dieser weg der doch so viele referssiblitäten/schwierigkeiten mitsich bringt. es ist ein schock und sie fragen sich, warum denn ausgerechnet ihr Kind von der Norm abweicht.
Mein Vater hat damals, das ist nun drei Jahre her, erstaunlich gut reagiert, zumindest tat er so, ich outete mich mit Ende 15. Zu dem Zeitpunkt hatte ich meine erste richtige Freundin, er sagte er habe sowas schon geahnt und das glaubte ich ihm auch, dann sagte er weiter, dass er ja kein Problem damit habe und wenn ich so glücklich bin, seie das ok für ihn. Das stimmte allerdings nicht. Zumindest kann ich mir das nicht vorstellen, denn in der Zeit wo sich die Bez. mit der Freundin damals im Aufbau befand, schwieg er das Thema tod - mir war das irgendwo ganz recht, denn so musste ich mich beim Erzählen nicht erklären, denn irgendwie muss man sich doch dann immer erklären warum wieso.
Aus versch. Gründen ging Anfang dieser Bez. kaputt und da merkte ich, dass er froh darüber schien, in der Hoffnung dass nun ich mir wieder einen Freund suche. Knapp ein halbes Jahr hatte ich keine Freundin o.ä. dann lernte ich wieder jemand kennen, doch für eine richtige Bez. reichte es nicht, war nett die Zeit mit ihr, aber eben nciht so das wahre.
Seit einem Monat ca. habe ich wieder jemand kennengelernt, wo alles sehr schön läuft und alles sehr harmonisch ist...ob mehr daraus wird, muss man abwarten, aber als ich mich das erste Mal mit ihr traf, sagte ich ihm nur, dass ich mich mit jemand treffe, mehr nicht. Er ahnte aber wohl, dass es wieder eine Frau war, aber er sagte nichts, aber ich merkte es an seiner Haltung, als ich zurück kam.
Ich denke, er hat es akzeptiert, zumindest so halb, ist damit nicht richtig glücklich- aber ganz hart gesagt, das ist mir egal,denn es ist mein Leben und ich muss glücklich sein.
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eala
Beitrag 13.Oct.2009 - 00:30
Beitrag #20


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Vielen Dank für Eure lieben Antworten!

Seit der "Reaktion" meiner Mutter ist nun etwas Zeit vergangen und sie tut tätsächlich so als hätte ich meinen Brief nie geschieben. Meine Eltern sind gerade an die Ostsee gefahren und "verbringen einen ganz wunderschönen Urlaub" (O-Ton meine Mutter). Und natürlich war es für sie gar keine Frage, dass ich mich um ihre Post und Blumen kümmere.

Aber mir geht es gerade richtig mies. Ich will nicht das alles so bleibt, wie es ist.
Also habe ich nun beschlossen, dass ich sie noch einmal konfrontieren werde. Damit, dass es mir ziemlich schlecht geht, was ihre Reaktion in mir ausgelöst hat(*) und das ich von ihr will dass sie wenigstens mal hinsieht.

(*) Ich fand das ganze sehr rücksichtslos. Es war als kurze Übergabe geplant, 20 min vor Beginn meiner Arbeitszeit vor dem Gebäude stehend. Ich hab mir Wochen und Monate lang Gedanken darüber gemacht, wie und wann ich dieses offensichtlich schwierige Thema anbringe und hab wirklich lange an dem Brief gesessen, bis er freundlich, verständnisvoll und offen formuliert war. Das hat nicht den gewünschten Erfolg gebracht - jetzt versuche ich es also mit absoluter Ehrlichkeit.

Versteht mich nicht falsch. Mir liegt nichts daran ihr irgendwas vorzuwerfen, oder sonst irgendwie mit ihr abzurechnen. Ich weiß, dass sie einfach nicht anders kann. Aber ich kann auch nicht mehr. Ich hab ihr schon viel zu viel von meiner Gesundheit geopfert. Sie benutzt mich nur noch ohne Rüchsicht auf den Preis, den ich dafür zahle.
Ich will nicht grundsätzlich den Kontakt abbrechen, falls sie dann immernoch nichts mit meiner Freundin zu tun haben will, aber ich werde einfach nicht hinnehmen, dass sie einfach ausblendet, was nicht in ihre kleine heile Welt passt.

Ich bin sehr gespannt, ob sie zu einem Gespräch bereit ist und ob ich den Mut habe, das wirklich durchzuziehen.

Viele Grüße, eala
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Vereinfachte Darstellung Aktuelles Datum: 18.11.2024 - 04:24