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> aschermittwochsgeplänkel...
blue_moon
Beitrag 10.Feb.2005 - 13:03
Beitrag #1


strösen macht blau!
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aschermittwoch - der tag der stammtischparolen in der grossen politik. da prosten sie sich untereinander zu und hauen dem politischen gegner die plattitüden um die ohren. schuld sind generell immer die anderen, der eigene weg ist der richtige - alles ist ganz einfach zu lösen, wenn man nur so könnte, wie man denn wollte...

ausgangspunkt waren in diesem jahr die wahlerfolge der rechten, insbes. der npd, der man auch für die schleswig-holstein-wahl in der nächsten woche demographische chancen zugesteht. schuld am zulauf für die ewig gestrigen wären die arbeitslosenzahlen, und damit die regierung. das war das eingangsstatement des herrn stäuber, das schon am vergangenen wochenende platziert worden war.

mal abseits vom politischen showbusiness: die arbeitslosenzahlen sind horrend. trotz verbesserten konditionen für in deutschland ansässige firmen, trotz export-booms, trotz massiver gewinne der dax-konzerne und trotz wirtschaftlichen aufschwungs bleiben die zahlen konstant oder steigen. die deutsche bank leistet sich (mal wieder) den daa - den denkbar arrogantesten auftritt - indem mit verkündung des rekordergebnisses für das abgelaufene geschäftsjahr der abbau von 6400 stellen angekündigt wird. die (hilflose) reaktion der politik: ein boykott-aufruf für privatanleger. "peanuts" für diese bank, der keine peinlichkeit zuwider zu sein scheint. - natürlich wird von seiten der bank mit dem mithalten-können im internationalen geschäft argumentiert, und natürlich sind auch in erster linie die aktionäre zu bedienen. denen gegenüber ist man ja schliesslich verpflichtet... - und was ist mit den pflichten im staat? subventionen werden selbstverständlich eingestrichen - zum beispiel beim 'sozialverträglichen' oder besser: sozial finanzierten abbau von arbeitsplätzen. gegenleistungen darf man nicht erwarten, schliesslich bekommen die globalen konkurrenten ebenfalls unterstützung der entsprechenden regierungen. und schliesslich leistet man sich auch schon die lobbyarbeit z.b. in berlin.

was kann da helfen? die forderung nach einem 'ruck' der durch deutschland gehen muss? das verstärkte anzapfen der (gross-)aktionäre? eine politik der weiter sinkenden unternehmenssteuern? oder müssen wir einfach damit leben, dass eine kleiner werdende gruppe gut versorgt ist, und der rest halt die brotkrumen bekommt, die vom tellerrand fallen?
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Bilana
Beitrag 11.Feb.2005 - 09:39
Beitrag #2


Capparis spinosa
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Es ist ein sich immer weiter verbreitender Irrtum, das Unternehmen Gewinne machen um Leute einzustellen. Es ist vielmehr so, das Unternehmen einzig und allein dazu da sind Gewinne zu machen. Wenn das heißt Arbeiter zu entlassen, dann auch das.
Ich denke in den Köpfen vieler ist einfach eine falsche Vorstellung davon was Arbeit ist und in welchem Verhältnis sie zu Lohn, Tausch und dem Markt an sich steht.
Arbeit ist eine Ware, die erst gegen Geld und dann gegen die gewünschten Güter eingetauscht wird. "Gibt du mir was ich möchte, dann bekommst du, was du willst." ist das Tauschprinzip. Viele aber denken, Unternehmen müssten wohltätig sein und sie selbst hätten ein natürliches Anrecht auf einen Arbeitsplatz, weil sie ihr Haus, Auto usw. abzahlen wollen/müssen.
Auch wenn es scheußlich neoliberal klingt, ich denke Arbeitnehmer müssen aufhören um Arbeit zu bitten und zu betteln. Sie müssen ihre Arbeitskraft anbieten. Sie müssen Arbeitgebern zu verstehen geben, dass sie etwas zu bieten haben, nicht das sie etwas wollen.
Natürlich ist das auch ein Problem auf Arbeitgeberseite. Natürlich gibt es viele Firmen, die den Wert ihrer Arbeitskräfte, ihr Humankapital nicht zu schätzen wissen. Die glauben, das Arbeiter beliebig austauschbar sind. Aber die Quittung für so eine Haltung kommt meist schnell. Man vergleiche nur die Beschäftigungspolitiken und den Erfolg von VW und Opel. Es ist marktkonform, wirtschaftlich eine langfristige Einstellungspolitik zu betreiben, nicht gleich zu entlassen. Das scheinen viele Firmen nicht zu verstehen.

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sophialein
Beitrag 11.Feb.2005 - 10:25
Beitrag #3


Gut durch
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Ich bin politisch nicht so super informiert (war die letzten Monate zu beschäftigt mit Diplarbeit).

Aber was da bei der Deutschen Bank abgeht, das ist ja wohl der Hammer! Dieser arrogante Ackermann stellt sich da so arrogant vor die Presse, erzählt von dem Wahnsinnsgewinn und kündigt im nächsten Atemzug an, Tausende von Arbeitsplätzen abzubauen! Wo leben wir eigentlich? *kopfschüttel*

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Sägefisch
Beitrag 11.Feb.2005 - 11:09
Beitrag #4


Schlaudegen.
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QUOTE (Bilana @ 11.Feb.2005 - 09:39)
Ich denke in den Köpfen vieler ist einfach eine falsche Vorstellung davon was Arbeit ist und in welchem Verhältnis sie zu Lohn, Tausch und dem Markt an sich steht.

Da ist richtig - platt ausgedrückt sind Unternehmen nicht Teil des Sozialstaates mit öffentlichem Versorgungsauftrag.

Allerdings gibt es durch das berühmte Shareholder-Value-Prinzip einen oft destruktiv anmutenden Faktor in dieser Rechnung, der reale Wertschöpfung zunehmend verwässert und durch Luftnummern ersetzt.

Im Grunde müßte eine Führungskraft, die mit Aktien entlohnt wird, als befangen gelten.

Was hilft?

Ich bin nicht besonders gebildet auf diesem Gebiet, aber der skandinavische Ansatz zB, auf der einen Seite relativ großzügig mit Sozialleistungen und Bildungswesen (auch für Erwachsene) umzugehen, damit Abwärtsspiralen vermieden werden, und auf der anderen Seite den Arbeitsmarkt zu deregulieren und die Sozialabgaben über Steuern zu regeln statt sie als Mühlstein an die Erwerbsarbeit dranzuhängen, scheint mir logisch.

Da sind aber die diversen alten westdeutschen Interessengruppen vor, auf Arbeitnehmer- wie Arbeitgeberseite.

In der Zeit stand neulich, in Deutschland versuche man immer um jeden Preis (im Wortsinne...) alte und veraltete Arbeitsplätze zu erhalten statt Reformen daran zu orientieren wie man neue schaffen kann.

Es sitzen einfach zuviele auf irgendwelchen Pfründen, und das was man vielleicht als Gemeinwohl bezeichnen könnte, scheint hierzulande traditionell von sehr geringem Interesse zu sein.
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Rafaella
Beitrag 11.Feb.2005 - 12:36
Beitrag #5


Freies Vögelchen
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QUOTE (Bilana @ 11.Feb.2005 - 09:39)
Es ist ein sich immer weiter verbreitender Irrtum, das Unternehmen Gewinne machen um Leute einzustellen. Es ist vielmehr so, das Unternehmen einzig und allein dazu da sind Gewinne zu machen. Wenn das heißt Arbeiter zu entlassen, dann auch das.


Das ist nicht ganz richtig - es gab den alten Manchesterkapitalismus, den könnte man so beschreiben, wie du es tust, aber es gibt bzw gab auch die "soziale Marktwirtschaft" mit der Maßgabe, dass Besitz und Vermögen (auch) dem Gemeinwohl verpflichtet sind.
Auch in der nach-Manchester-(Gründer)zeit übten Fabrikanten sich in Wohltätigkeit udn engagierten sich zudem vor Ort zB beim Bau von Museen, Gestaltung von Parks etc....
Was wir jetzt haben ist, wie sägefisch es so schön nennt, eine absolute Lufnummer, es geht um buchstäblich NIX mehr, nur um Gewinnmaximierung.
Wenn nicht so viel dranhinge (Arbeitsplätze, Biographien, Leben) würde ich jedesmal einen Freudentanz aufführen, wenn mal wieder eine solche Luftnummer geplatzt ist, so sehr kotzt mich das an.

Der Beitrag wurde von Rafaella bearbeitet: 11.Feb.2005 - 12:36
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Bilana
Beitrag 11.Feb.2005 - 14:16
Beitrag #6


Capparis spinosa
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QUOTE
In der Zeit stand neulich, in Deutschland versuche man immer um jeden Preis (im Wortsinne...) alte und veraltete Arbeitsplätze zu erhalten statt Reformen daran zu orientieren wie man neue schaffen kann.


Da gebe ich dir uneingeschränkt recht. Ich denke aber auch, das es Gewerkschaften und Arbeitnehmer sind, die daran schuld sind. Denn unnütze Arbeitsplätze nicht mehr zu unterstützen und dafür neue zu schaffen ist vor allen für Arbeitnehmer unbequem. Langfristig jedoch positiv denke ich. Für Arbeitsgebe rist es eh positiv und für den Staat spielt es fiskalisch kaum eine Rolle, wo sie nun investieren.

QUOTE
Ich bin nicht besonders gebildet auf diesem Gebiet, aber der skandinavische Ansatz zB, auf der einen Seite relativ großzügig mit Sozialleistungen und Bildungswesen (auch für Erwachsene) umzugehen, damit Abwärtsspiralen vermieden werden, und auf der anderen Seite den Arbeitsmarkt zu deregulieren und die Sozialabgaben über Steuern zu regeln statt sie als Mühlstein an die Erwerbsarbeit dranzuhängen, scheint mir logisch.


Ich kenne mich da leider auch nicht aus. Frage mich nur schon seit längerem wo eigentlich der Hacken an dem viel besungenem skandinavischen Modell ist. Die Arbeitskosten in Schweden sind deutlich geringer. Wo nehmen die das Geld her, um all die angeblich dollen Sachen zu finanzieren? Von den Unternehmen mit Sichehreit nicht, sonst hätte GM nicht laut darüber nachgedacht das Opelwerk in Deutschland zu verkleinern und das in Schweden zu lassen, sondern andersrum.


QUOTE
Auch in der nach-Manchester-(Gründer)zeit übten Fabrikanten sich in Wohltätigkeit udn engagierten sich zudem vor Ort zB beim Bau von Museen, Gestaltung von Parks etc....


Ja weil Industriearbeiter knapp waren. Es war keine Wohltätigkeit der Firmen, sondern Eigennutzt, die Arbeiter für sich zu verpflichten. Das ist jetzt ganz offensichtlich nicht mehr nötig.

QUOTE
"soziale Marktwirtschaft" mit der Maßgabe, dass Besitz und Vermögen (auch) dem Gemeinwohl verpflichtet sind.


Das ist auch heute noch der Fall, oder? Jeder gibt etwas von seinen Vermögen ab (Steuern) und nicht wenig, um dem Gemeinwohl zu dienen. Jede Privatperson, aber auch jedes Unternehmen.

Schlussendlich muss ein Unternehmen Gewinne machen, denn das ist seine alleinige Existenzberechtigung und nur dann kann es auch langfristig zum Allgemeinwohl beitragen. Was uns Unternehmen ohne Gewinnanreiz bringen, haben die DDR und andere RGW-Staaten gezeigt.

Ich persönlich sehe auch keinen Grund zu übermäßigem Pessimismus für unsere jetzigen und zukünftigen Lebensverhältnisse. Ja die Deutsche Bank ist ein starkes negativbeispeil, aber daran sollte man sich nicht aufhängen. Auch im Vergleich mit anderen hoch entwickelten Wirtschaften stehen wir sehr gut da. Siehe, Frankreich, UK, Spanien, USA. Es gibt nur sehr sehr wenige Länder, die einen noch bessern Wohlfahrtsstaat haben. Die skandinavsichen Länder vielleicht.
Wir, unsere Nation, sind schon die ganz Reichen. Eine weltweit gerechtere Wirtschaftsordnung würde auf unsere Kosten gehen.
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Rafaella
Beitrag 11.Feb.2005 - 15:47
Beitrag #7


Freies Vögelchen
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QUOTE (Bilana @ 11.Feb.2005 - 14:16)



QUOTE
Auch in der nach-Manchester-(Gründer)zeit übten Fabrikanten sich in Wohltätigkeit udn engagierten sich zudem vor Ort zB beim Bau von Museen, Gestaltung von Parks etc....


Ja weil Industriearbeiter knapp waren. Es war keine Wohltätigkeit der Firmen, sondern Eigennutzt, die Arbeiter für sich zu verpflichten. Das ist jetzt ganz offensichtlich nicht mehr nötig.

QUOTE
"soziale Marktwirtschaft" mit der Maßgabe, dass Besitz und Vermögen (auch) dem Gemeinwohl verpflichtet sind.


Das ist auch heute noch der Fall, oder? Jeder gibt etwas von seinen Vermögen ab (Steuern) und nicht wenig, um dem Gemeinwohl zu dienen. Jede Privatperson, aber auch jedes Unternehmen.


Da ist sicher was dran, aber zB bei den Textilfabrikanten vom unteren Niederrhein, (meiner Heimat) , spielte mE auch andere Aspekte eine Rolle:
die Heimatverbundenheit und die Grundsätze des Christentums, so problematisch und antiemanzipatorisch diese Verknüpfung von Ökonomie und Religion auch erscheinen mag.

Die Idee der Sozialbindung des Eigentums bezieht sich übrigens nicht nur auf die Steuerzahlung...
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Bilana
Beitrag 11.Feb.2005 - 16:00
Beitrag #8


Capparis spinosa
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Ja ich weiß was du meinst. Einige gute Beispiele fallen mir da ein. VW, mal wieder, aber auch Henkel, Quandt.
Gerade in den vergangenen 10-15 Jahren ist da glaube ich was in Gang gekommen. Konkurenz kann ein Unternehmen nicht mehr nur über den Preis gewinnen. Und schon jetzt zeigt sich, wer die Zeichen der zeit richtig gedeutet hat und wer nicht. Ich hoffe das sich das noch deutlicher zeigen wird, dass soziale Verantwortung im Interesse des Unternehmens ist.
Es hat sich ja leider gezeigt, dass man niemanden dazu zwingen kann. Man sollte endlich aufhören Ressourcen damit zu verschwenden die Wirtschaft zwingen zu wollen. Hier greift höchstens soft law. Es kann aber Erfolg haben wenn Staat, Unternehmen, Arbeitnehmer und Verbraucher kooperieren. Viele gute Ansätze sind ja da.
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blue_moon
Beitrag 11.Feb.2005 - 16:20
Beitrag #9


strösen macht blau!
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apropos steuern:

QUOTE
Die EU-Kommission und die OECD beziffern die effektive Besteuerung in Deutschland auf 20 %, was weit unter EU-Durchschnitt ist. Der Industrieverband BDI hat dagegen eine effektive Steuerbelastung von 36 % ermittelt. Bei Kapitalgesellschaften liege der Grenzsatz je nach Gewinnverwendung zwischen 39,5 bis 53,8 %. Quelle: Handelsblett

das berechnen der effektiv von den unternehmen gezahlten steuern scheint eine art kaffeesatzleserei zu sein. nominell liegen die steuern für kapitalgesellschaften bei ca 38 %. glaubt man dem bdi zahlen die deutschen unternehmen aber eher mehr. :blink: - ähm, wer soll das glauben? ich neige eher dazu, die zahlen von eu und oecd ernstzunehmen. zumal diese im internationalen vergleich zustande gekommen sind.
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Rafaella
Beitrag 11.Feb.2005 - 17:07
Beitrag #10


Freies Vögelchen
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...ich glaube auch eher den Zahlen der EU.
Ich habe neulich eine Reszension gelesen über ein Buch (Titel und Autor fallen mir im Moment nicht ein, vielleicht habt ihr ja ne Idee..), sinngemäß stellt der Autor die These auf, dass die finanzielle Pleite der öffentlichen Hände nicht durch zB die Kleintel der Sozial- und Arbeitsämter sondern dadurch herbeigeführt wird, dass große Mengen von Kapital durch die Profitmaximierung (Progression der Zinserträge, Aktienspekulation) gebunden werden.
Irgendwo muss da Geld ja sein, mal ganz real-praktisch gesprochen, auch wenn es sich um Luftnummern handelt.
So bekommt auch Karl Marx nochmal auf eine Weise recht, die er selber wohl so nicht für möglich hielt:
Geld wird von der Basis abgezogen zur Gewinnmaximierung einiger weniger - allerdings wird der Sozial- und Kulturstaat, der bei Marx noch Teil des Überbaus des Kapitalismus bildete, gleich mit in die Knie gezwngen bzw ruiniert.
Es geht als immer noch einen Tick härter... B)
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dandelion
Beitrag 11.Feb.2005 - 22:33
Beitrag #11


don't care
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Hab im Doppelstudium (Jura/BWL) zwei sehr verwirrende Seiten der Medaille kennenlernen dürfen:

1. Deutschland versteht sich als "soziale Marktwirtschaft"... Stimmt ja auch, nirgendwo wird mehr für Arbeitnehmer getan - allerdings auch nirgendwo planloser. Ergebnis: Haß und Gewissensdruck auf Arbeitgeber und Besserverdiener. Eine sonderbare Form von Sozialismus, oder? Lieber denen aufs Dach steigen, die ihrem Rahmensystem das beste abringen und/oder Verantwortung auf sich nehmen, als das System mal genauer anzuschauen - und festzustellen, daß durch zu viele halbherzige, aber werbewirksame Reformen nicht mehr viel System (im engeren Sinne) da ist...

2. Die Manager der Zukunft werden auf Gewinnmaximierung gedrillt. Darauf, Werte zu berechnen, für die sie im Leben keine realistischen Formeln bekommen werden. Nciht auf Stabilität oder gar Qualität, an der Uni hieß es doch auch immer, gewinnmaximal... Das prägt sich ein.
Leider werden bei der Ausbildung der künftigen Wirtschaftsbosse die Faktoren Loyalität und Leistungsbereitschaft aus Solidarität/Identifikation stark unterschätzt und vernachlässigt.

Oder wie seht ihr das?
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Bilana
Beitrag 14.Feb.2005 - 17:29
Beitrag #12


Capparis spinosa
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@dandelion:

Zu Punkt 2. Ich finde es interessant das du als BWL-Studentin so etwas sagst. Es ist interessant zu sehen wie Wirtschaftswissenschaften von innen und von außen wahrgenommen werden.
Ich dachte in den letzten Jahren hat sich viel bewegt bei den Wiwis. Selbst fachliche Größen sparen nicht mehr an Kritik der klassischen Lesart. Stiglitz und Sen haben Nobelpreise für ihre kritik und ihre Gegenkonzepte bekommen. Selbst Samuels ist im Alter von 85 (immerhin!) von neoliberalen Dogmen wie wirtschaftliche Integration abgerückt.
Ich bilde/bildete mir ein, das jede noch so naive Seele von Wirtschaftswissenschaftler heut zu Tage weiß das der homo oeconomicus (rational choice) nicht uneingeschränkt existiert, was nichts andere heißt, als dass (finanzielle) Gewinnmaximierung nach herkömmlicher Lesart nicht alles ist.
Du siehst das anders, als Wiwi? Sehr interessant!


Kannst du Punkt 1. mal bitteberläutern? Verstehe nicht, was du sagen willst.

Grüße Bilana

Der Beitrag wurde von Bilana bearbeitet: 18.Feb.2005 - 13:34
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Sägefisch
Beitrag 15.Feb.2005 - 08:53
Beitrag #13


Schlaudegen.
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QUOTE (Bilana @ 11.Feb.2005 - 14:16)
Ich kenne mich da leider auch nicht aus. Frage mich nur schon seit längerem wo eigentlich der Hacken an dem viel besungenem skandinavischen Modell ist. Die Arbeitskosten in Schweden sind deutlich geringer. Wo nehmen die das Geld her, um all die angeblich dollen Sachen zu finanzieren?

Steuern statt Lohnnebenkosten.

Wobei die Belastung für den einzelnen dadurch abgefedert wird, daß es dort nicht so viele Möglichkeiten gibt, sich der Solidargemeinschaft zu entziehen.

Jedes Einkommen wird besteuert, auch Renten und bestimmte Sozialleistungen(!).

Außerdem kommt mir der öffentliche Dienst sehr viel schlanker und effektiver vor - da gibts halt eine zentrale Zuständigkeit, eine Volksschule, straffere regionale Verwaltung usw.

Diese komischen Doppellösungen (und am liebsten noch eine dritte für die Ausnahmeregelung) bei uns fressen ja auch viel Geld.

Und es gibt eine bessere Kontrolle der öffentlichen Ausgaben. (Was natürlich auch wieder mehr Interesse an solchen Fragen voraussetzt und uns zur Mentalität zurückbringt.)

Die aasen halt nicht so rum mit dem Geld und geben es da aus wo auch was zurückkommt. Wir parken lieber jemanden 5 Jahre zwischen Sozialhilfe und subventioniertem Job, weil 1 Jahr Qualifizierung zu teuer sein soll. :wacko:

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blue_moon
Beitrag 15.Feb.2005 - 14:51
Beitrag #14


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gerade gelesen, und weil es im nachgang an sägefischs post so gut passt:

die schweden haben 1997 eine arbeitslosenquote von 10 % gehabt. innerhalb von 5 jahren ist es gelungen diese zu halbieren! derzeitiger stand: 6,5 %.

quelle: rp-online
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Quovadis
Beitrag 26.Feb.2005 - 14:20
Beitrag #15


Geschirrspülerin
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- Jeder Zehnte arbeitslos oder invalide,
- Wissen vor allem in den Industrien wie Biochemie, Gentechnolgie, Informationstechnologie wandert gen Westen (USA),
- Industriestandorte wandern gen Osten (China, Indien),
- das Land verliert an Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit,
- die Produktion muss gesteigert und die Arbeitszeiten flexibilisiert werden,
- es muss mehr in Bildung und Forschung investiert werden
...

Nein, hier ist nicht von Deutschland die Rede, sondern man höre und staune von der Schweiz! (Quelle: NZZ, 20.02.2005)
Das Land, in das zunehmend auch deutsche Firmen ihren Standort verlagern und von dem flexiblen Arbeitsmarkt, der hohen Produktivität und den tiefen Lohnnebenkosten (zwischen 7.5 und 16 Prozent. Zum Vergleich: in Deutschland fast 25 Prozent des Bruttolohnes) schwärmen.

Trotzdem hat die Schweiz seit Jahren nur noch ein geringes Wirtschaftswachstum und Wirtschaftsexperten fordern einen gemeinsamen Kraftakt, um die Arbeitsplätze zu halten. Jammern auf hohem Niveau? - Die Schweiz liegt in Puncto Lebensqualität in Europa an der Spitze. Scheinbar hat die Schweiz mit ähnlichen Arbeitslosenproblemen und einer kaum wachsenden Wirtschaft zu kämpfen wie Deutschland. Also ist es doch keine typisch deutsche Krankheit (Stichwort: German disease)? Kann alleine mit einer reformierten Steuerpolitik und Lohnkostensenkung der Arbeitsmarkt wieder angekurbelt werden?

Oder sollte man sich nicht mal ganz langsam Gedanken darüber machen, ob alleine die Gewinnmaximierung und die Verschlankung der Personalkosten um als Global Player überleben zu können wirklich das Gelbe vom Ei ist? Wie wäre es mal mit einer langfristigen und nachhaltigen Unternehmenspolitik?

Ein etwas nachdenklicher Quavadis, der jobbedingt von Deutschland in die Schweiz "gezügelt" ist...

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regenbogen
Beitrag 26.Feb.2005 - 14:37
Beitrag #16


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QUOTE (Quovadis @ 26.Feb.2005 - 14:20)
Ein etwas nachdenklicher Quavadis, der

@Quovadis... da dies dein erster Beitrag hier im Forum ist, erlaube ich mir die Frage, ob dir da nur die Pronomen ausgerutscht sind oder ob du männlich bist? Wenn nicht - herzlich willkommen. ;)
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Quovadis
Beitrag 26.Feb.2005 - 15:18
Beitrag #17


Geschirrspülerin
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Hallo Regenbogen,

DER Regenbogen, DIE Regebogen? Wie Du siehst, nehme ich es mit den Artikeln bei den Usernamen nicht so genau ;)
Auch wenn es der männliche Artikel war, sei gewiss, ich bin ganz und ganz weiblich :D
Übrigens bin ich ein Oldie hier, war nur lange Zeit nicht aktiv und musste mich neu einloggen. Deshalb der 1. Beitrag...

Lieben Gruss von Quovadis!
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regenbogen
Beitrag 26.Feb.2005 - 15:22
Beitrag #18


a.D.
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QUOTE (Quovadis @ 26.Feb.2005 - 15:18)
sei gewiss, ich bin ganz und ganz weiblich :D

dann ist ja alles bestens, nichts für ungut!
Grüsse von eineR beruhigten
regenbogen ;)
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