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> Lesbisch sein..?, Was genau versteht ihr darunter?
mondlicht
Beitrag 10.Jul.2013 - 21:28
Beitrag #1


Filterkaffeetrinkerin
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Mich würde mal interessieren: Wie ist eure ganz eigene Definition vom Lesbisch sein ?

Steckt ihr euch in eine Schublade…? Was sagt dieser Begriff aus?

Es gibt die „ Kinsey-Skala“ die alles was zwischen Auschließlich Homosexuell(6) und Auschließlich Heterosexuell(0) beschreibt. Die Skala geht dabei von 0 bis 6. Und X für Asexuelle.
Die Einordnung zwischen 1 bis 5 beschreibt die „ bisexuellen Erfahrungen“ dabei sind auch gedankliche ( Phantasien) gemeint.

Vielleicht ist das auch wieder ein Schubladen denken.. und vllt gibt es ja auch hier Dinge dazwischen.

Ich selbst.. habe mich in meinem Leben bis jetzt nur in Frauen verliebt…und meine Vorstellung von Beziehung kann ich mich für mich am ,, erfüllendsten`` auch nur mit einer Frau vorstellen.
Ich kann aber nicht ausschließen das ich mich nicht dennoch in einen Mann verlieben würde…
Ich kann mir nur nicht vorstellen mit einen Mann eine Beziehung zu führen.. weil mir ganz viele Dinge die ich in einer lesbischen Beziehung habe.. fehlen würden.. denke ich.. wissen kann ich es ja nicht :-)

Ich definiere mich als ,, Lesbisch“ weil ich mich bis jetzt nur in Frauen verliebt habe.. und mir auch nur so eine Beziehung vorstellen kann, in der ich glücklich werde.
Ich fühle mich besonders meiner Freundin sehr hingezogen, und ab und zu schaue ich auch anderen Frauen auf der Straße hinterher.. oder denke mir.. die hat ,, was`` und ganz besonders fühle ich mich eben ,, emotional“ Frauen hingezogen.

Nur ist es eben auch so.. das ich gemerkt habe.. das ich bestimmte Männer vom äußerlichen ganz nett finde… und auch Phantasien habe… sie aber nicht umsetzen möchte.. nicht konkret vorstellen kann. Weil für mich eh Se*.. mit Liebe und Emotionen sehr eng verknüpft sind.

Ich würde mich also als Lesbisch mit Bineigung in Hinblick der Phantasien bezeichnen.
Selbst meine Freundin.. die eindeutig lesbisch ist und auch keine Phantasien hat.. findet manche Männer attraktiv.. ich würde aber sagen und sie sagt selber, das sie eindeutig Lesbisch ist.

Von jemand anderes hab ich auch schon gehört.. sie liebt eindeutig Frauen.. und die Anziehung ist auch voll da… das sie sich trotzdem vorstellen können wenigsten einmal mit einem Mann geschlafen zu haben. Und das sie bestimmte Dinge am Mann trotz ihres Lesbisch sein, attraktiv findet.

Ich finde eben es gibt ganz viel dazwischen..
Wie findet ihr denn diese Skala..?


Mondlicht
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PikSieben
Beitrag 10.Jul.2013 - 21:49
Beitrag #2


ausgewilderte Großstadtpflanze
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ZITAT(mondlicht @ 10.Jul.2013 - 22:28) *
Wie findet ihr denn diese Skala..?

Bekloppt.

Und ich will auch nicht wissen, wer hier wie viel oder wenig von Männern angezogen wird oder nicht.
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kawa
Beitrag 10.Jul.2013 - 21:59
Beitrag #3


Blau, weil Ströse.
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ZITAT(mondlicht @ 10.Jul.2013 - 22:28) *
Wie findet ihr denn diese Skala..?

Unnötig. Ich teile Schmerzen auf einer Skala von 1 bis 10 ein, um meiner Ärztin eine Richtlinie zur Behandlung geben zu können. Für meine sexuelle Orientierung brauche ich das nicht. Ich definiere mich als lesbisch, weil ich mich zu Frauen hingezogen fühle: sexuell, ästhetisch, geistig, atmosphärisch... wie auch immer. Mehr Schublade ist nicht nötig.

ZITAT(PikSieben @ 10.Jul.2013 - 22:49) *
Und ich will auch nicht wissen, wer hier wie viel oder wenig von Männern angezogen wird oder nicht.

(IMG:style_emoticons/default/thumbsup.gif)
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mondlicht
Beitrag 10.Jul.2013 - 22:05
Beitrag #4


Filterkaffeetrinkerin
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gehört dieser Beitrag nicht hier rein... nicht in dieses Forum? ( wenn dann, entschuldige ich mich..ich dachte man könnte auch über soetwas hier reden..)

Ich möchte garnicht über Männer reden!
Ich möchte über das Lesbisch sein reden...allgemein.. was es genau es ausmacht...
in den verschiedenen Köpfen...
Ich wollte nur wissen ob ihr eine ganz eigene Definition habt.
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regenbogen
Beitrag 10.Jul.2013 - 22:06
Beitrag #5


a.D.
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ZITAT(PikSieben @ 10.Jul.2013 - 22:49) *
Und ich will auch nicht wissen, wer hier wie viel oder wenig von Männern angezogen wird oder nicht.


Dass das hier kein Thema sein soll, das kann ich nachvollziehen.

Allerdings will ich auf keinen Fall, dass eine lesbische Frau womöglich ein schlechtes Gewissen hat, wenn sie sich auch / gelegentlich / auf einmal zu einem Mann hingezogen fühlt. Denn ich glaube schon, dass es in der sexuellen Orientierung Abstufungen gibt und dass sich im Laufe eines Lebens oder mit den Menschen, denen man begegnet, Dinge auch verändern können.

Ich will mich nicht auf einer Skala verorten und auch nicht in eine Schublade stecken. Aber gerade diese Freiheit, mich nicht in eine Schublade stecken zu lassen, die möchte ich behalten. Und dazu gehört auch die Schublade "wenn ich mich als lesbisch definiere, muss ich zu 100% Frauen lieben und das ist es dann gefälligst auch".

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kawa
Beitrag 10.Jul.2013 - 23:03
Beitrag #6


Blau, weil Ströse.
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ZITAT(mondlicht @ 10.Jul.2013 - 23:05) *
gehört dieser Beitrag nicht hier rein... nicht in dieses Forum? ( wenn dann, entschuldige ich mich..ich dachte man könnte auch über soetwas hier reden..)

Ich möchte garnicht über Männer reden!
Ich möchte über das Lesbisch sein reden...allgemein.. was es genau es ausmacht...
in den verschiedenen Köpfen...
Ich wollte nur wissen ob ihr eine ganz eigene Definition habt.

Da wir unser Forum als Schutzraum für frauenliebende Frauen verstehen, haben Männer hier in der Tat keinen Platz und sollen daher auch nicht Thema sein. Deswegen die etwas ruppige Antwort. Übers Lesbischsein zu reden ist selbstverständlich erlaubt und deine Frage geht in Ordnung (zumindest für die, die Schubladendenken mögen. Von denen, die es nicht mögen, ist dann ebenfalls mit Gegenwind zu rechnen (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ).

ZITAT(regenbogen @ 10.Jul.2013 - 23:06) *

Allerdings will ich auf keinen Fall, dass eine lesbische Frau womöglich ein schlechtes Gewissen hat, wenn sie sich auch / gelegentlich / auf einmal zu einem Mann hingezogen fühlt. Denn ich glaube schon, dass es in der sexuellen Orientierung Abstufungen gibt und dass sich im Laufe eines Lebens oder mit den Menschen, denen man begegnet, Dinge auch verändern können.

An diese Veränderungen glaube ich auch, und gerade deswegen finde ich eine Schubladisierung oder eine Skala unpassend. Aber vielleicht hilft sowas, wenn man nach der eigenen Orientierung sucht. Ich entsinne mich soeben dunkel, dass ich direkt nach meinem inneren CO für solche Schubladen offener war als jetzt. (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif)
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mondlicht
Beitrag 10.Jul.2013 - 23:25
Beitrag #7


Filterkaffeetrinkerin
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Ich mag Schubladen denken ja auch nicht.
Es dient eben nur dazu jemanden sagen zu können wie es ist...wenn man das denn will...
Ich möchte mich garnicht in die Skala einordnen..
Die Skala ist eben nur eine weitere kleinere Schublade .. und so könnte man es bis zum Individuum verfeinen..
Man könnte auch sagen: Jeder Mensch ist so individuell , er hat seine ganz eigene Schublade.. und es gibt eben soviele Schubladen auf der Welt wie es Menschen gibt.

Was wenn mich jemand nach meiner Sexualität fragt.. antworten? Meine Antwort ist dann immer : Ich lebe in einer lesbischen Beziehung. Ich liebe eine Frau.
Das reicht mehr sage ich nicht... mehr brauch mein gegenüber auch garnicht wissen.

Ich wollte eben nur mal fragen..ob Lesbisch sein..für euch ein Schwarz oder Weiß denken ist..
In etwa so :
Man ist nur lesbisch.. wenn man sich nur in Frauen verliebt, sexuelle Anziehung besitzt, sich nur so eine Beziehung vorstellen kann.

Und wenn man gelengentlich davon abweicht.. ist man direkt.. bi?

Also ich denke nicht so..aber es gibt da doch auch andere Sichtweisen.


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PikSieben
Beitrag 11.Jul.2013 - 07:11
Beitrag #8


ausgewilderte Großstadtpflanze
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ZITAT(PikSieben @ 10.Jul.2013 - 22:49) *
ZITAT(mondlicht @ 10.Jul.2013 - 22:28) *
Wie findet ihr denn diese Skala..?

Bekloppt.

Soweit der Furz. Nun die gedrechselte Variante.

ZITAT(mondlicht @ 11.Jul.2013 - 00:25) *
Ich wollte eben nur mal fragen..ob Lesbisch sein..für euch ein Schwarz oder Weiß denken ist..

Ich denke, um herauszufinden, dass hier nicht nur in Schwarz oder Weiß gedacht wird, genügt es, sich hier durch die Threads zu lesen. Dabei wirst du sogar auch noch feststellen können, dass zwischen Schwarz und Weiß nicht nur Grau liegt. Unmöglich, das auf einer linearen Skala abzubilden.

ZITAT(mondlicht @ 11.Jul.2013 - 00:25) *
Was wenn mich jemand nach meiner Sexualität fragt.. antworten? Meine Antwort ist dann immer : Ich lebe in einer lesbischen Beziehung. Ich liebe eine Frau.
Das reicht mehr sage ich nicht... mehr brauch mein gegenüber auch garnicht wissen.

Ich denke, manchmal sollte frau sich auch herausnehmen, KEINE Antwort auf eine Frage zu geben.
Nur, weil andere dich gern in eine Schublade einordnen wollen oder irgendwelche ach-so-coolen Fernsehserien einer vorgaukeln, dass sie sich mit solchem Sch... auseinandersetzen muss, musst du dir nicht deine Energie rauben lassen, um ein Identitätsproblem zu lösen, das gar nicht sein müsste.
Entspann dich lieber und genieße, was du bist und was du fühlst!
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Mausi
Beitrag 11.Jul.2013 - 09:04
Beitrag #9


Mama Maus
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.. ich kann ausschließlich Frauen lieben. Das reicht mir um mich als lesbisch zu betiteln. Meine sex. Orientierung mache ich ausschließlich an meiner Gefühls-/Beziehungswelt (Langzeitbeziehung) fest.

Mit der Skala kann ich nichts anfangen und finde sie auch nicht wichtig.
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riona
Beitrag 11.Jul.2013 - 19:03
Beitrag #10


Satansbraten
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Ich finde die Kinsey-Skala nicht bekloppt, gerade weil sie zeigt, dass es nicht nur schwarz und weiß, sonder auch eine sehr große Grauzone gibt. Ich bin der Meinung dass nur sehr wenige Leute komplett homosexuell oder heterosexuell sind.

Ich muss immer wieder feststellen, dass es viele Leute gibt, die kein Problem damit habe, wenn jemand homosexuell ist, aber total verwirrt sind, wenn ich versuche zu erklären, dass es so viel mehr sexuelle Orientierungen gibt, als nur homo-und heterosexuell.

Ich persönlich finde die Skala interessant, weil sie mich zum Nachdenken gebracht hat. Ich finde mich darin insofern wieder, als dass sie ein Spektrum zeigt. Was ich an der Skala falsch finde, ist das Asexualität nur ein Feld hat, denn ich bin der Meinung, dass auch dort eine Skala nötig wäre. Allderings würde ich die Skala nie verwenden wollen, um meine sexuelle Orientierung jemandem zu erklären, denn ich finde, dass es nur mich etwas angeht wo ich mich auf der Skala einordne. Machmal finde ich es hilfreich in einer Schublade "Schutz suchen" zu können... an anderen Tage fühle ich mich allersings durch Schubladen zu eingeengt.

Ich sage eingentlich nie, dass ich lesbisch bin, sondern nur dass ich mit einer Frau zusammen bin. Dadurch werde ich normalerweise in die Schublade "Lesbe" gesteckt und damit kann ich leben.


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kahikatea
Beitrag 12.Jul.2013 - 10:41
Beitrag #11


Reisefreudige Nacht-zum-Tag-Macherin
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Ich glaube, die Kinsey-Skala und mein persönliches Verständnis sind ziemlich verschiedene Dinge.

Die Kinsey-Skala finde ich für ihre Zeit (1948/1953) einen enormen wissenschaftlichen Fortschritt: Die damals gängige Vorstellung war, es gäbe bloss eindeutig heterosexuell oder eindeutig homosexuell, und das haben Kinseys Ergebnisse gründlich in Frage gestellt.

Das kann man fortspinnen, wenn man Verhalten, Wünsche oder Phantasien unterscheidet und/oder überlegt, dass sich alles über die Lebensspanne ändern kann (was Leute in der Folge von Kinsey gemacht haben). Grundsätzlich finde ich es aber sinnvoll, mir sexuelle Orientierung als Kontinuum vorzustellen, und nicht als ausschliessende Schubladen.

Trotzdem empfinde ich persönlich die Bezeichnung "lesbisch" als passend (und nicht als Schublade), weil ich mir so tiefe Gefühle eben einfach nur gegenüber Frauen vorstellen kann (woran sich auch in vielen Jahren (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) nicht wirklich etwas geändert hat...). (IMG:style_emoticons/default/rainbow.gif)
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dandelion
Beitrag 13.Jul.2013 - 10:10
Beitrag #12


don't care
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Kinsey hat schon seine Daseinsberechtigung. Wer glaubt, dass es genau zwei Schubladen gibt, wird eine Konfrontation mit Kinsey brauchen, um zu merken, dass er irrt. Das war damals eine Revolution. Und für manchen ist sie es immer noch.
Aber die Göttin hüte mich vor Freunden, denen ich meine Frauenliebe mit Kinsey erklären muss.

In Bezug darauf, sich anderen mitzuteilen, gibt es letztlich immer ein Problem mit Eigenschaftsbegriffen, insbesondere, wenn sie vorurteilsbeladen sind: beklebst du dich mit dem Etikett "lesbisch" und klebst andere nebendran oder stopfst du dich in die Schublade "lesbisch" und packst dir alles auf den Rücken, was sonst noch in der Schublade ist?

Mir liegt dazu regelmäßig der Vergleich zwischen Kategorien und Tags im eCommerce auf der Zunge. Aber irgendwie ist mir der Gedanke an "Marketing-Optimierung des Produktes Mensch" gerade zu gruselig. (IMG:style_emoticons/default/ph34r.gif)

Dann habe ich da zu Beginn noch eine zweite Komponente rausgehört: kriege ich denn ein Etikett auch noch ab bzw. komme ich aus der Schublade wieder raus, wenn mir nicht mehr passt, was ich früher getragen habe? Oder habe ich es mir gar erschlichen, weil ich es eigentlich nur auf Lebenszeit hätte tragen dürfen?
Mensch schafft sich auf Dauer ein Bild vom Gegenüber und vermutet, oftmals zu Recht, ein Mindestmaß an Kontinuität (sonst wäre es keine Überraschung, wenn die beste Freundin radikal die Frisur ändert oder eine Bekannte, die seit zehn Jahren nicht mal in Kurzurlaub gefahren ist und auch nie was vermisst hat, spontan auf Weltreise geht).
Ich schätze, es kommt darauf an, wieviel von einer selbst die Mitmenschen sich festschreiben müssen, um sich sicher zu fühlen. Auch darauf, wie stark mensch und mitmensch diese Eigenschaften durch jene Eigenschaften implizieren ("ich höre Musik gern laut, außerdem am liebsten Heavy Metal" = "ich höre Musik gern laut, weil ich Heavy Metal mag") und wieviel eigenständigen Gehalt die implizierten Eigenschaften haben, wenn ihre scheinbare Voraussetzung wegfällt ("jetzt mag ich lieber Bossa Nova, muss ich Musik jetzt leiser hören?"). Es ist auch eine Frage der Selbstsicherheit: kann ich mich annehmen, wie ich früher war, und wie ich heute bin? Bin ich der neuen Vorliebe so sicher, dass ich die alte nicht von mir weg schieben muss? Bin ich sicher, dass ich es verschmerzen kann, wenn das Neuland doch nichts für mich ist? Kann ich dann wieder zurück "nach Hause"?

Ich glaube, je ehrlicher man sich solche Fragen selbst stellt, um so leichter kriegt man eine wahrheitsgemäße und persönlich zugeschnittene Antwort.

Nehmen wir mal an, ich würde umufern. Gäbe es eine Freundin (mal abgesehen von meiner Partnerin, deren Abkehr von mir könnte ich problemlos verstehen...), die mich als entfremdet wahrnimmt und mir die Freundschaft kündigt, weil ich plötzlich Interesse für einen Mann habe, so könnte ich ihr ebenso gut vorwerfen, sie sei also nur mit mir befreundet, weil ich auf Frauen stehe.
Möge die Göttin solchen Kindergarten von mir fernhalten. Und den Mann bitte auch. Nix gegen Männer, aber ich mag meine Frau. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)

Was nun den Dialog mit neuen Freunden angeht, finde ich die Formulierung "ich mag" wesentlich besser als "ich bin". Und wenn mir ein Etikett entgegenflattert, empfinde ich das als perfekte Gelegenheit, dessen Inhalt im Gespräch zu verhandeln. So kann mensch sich für mein Empfinden am besten kennenlernen. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)
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Herzfilz
Beitrag 15.Jul.2013 - 05:35
Beitrag #13


Naschkatze
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Lesbisch zu sein, oder mich als lesbisch zu verstehen, macht sich für mich daran fest, mich erst mal selbst als einen erst mal grundsätzlich weiblichen Menschen zu verstehen, der sich psychisch und sexuell vor allem von anderen, in irgendeiner Weise weiblichen Menschen angezogen fühlt.


Nachdem sich meine letzte Partnerin von mir getrennt hatte, hatte ich so eine Phase, in der ich es irgendwie noch einmal wissen wollte, und bewusst damit experimentiert habe, mich auf die Annhäherungsversuche von Männern einzulassen. Zu meiner eigenen Überraschung kam dabei heraus, dass ich mit Männern anscheinend super Spaß haben kann, vor allem, wenn ich eh schon betrunken bin und sie auch. Aber so (überraschenderweise für mich!) spannend ihre borstige Oberfläche, ihr saurer Duft sein mögen, das haptische Entzücken, das mir ein weiblicher Mensch und ihr Körper, dessen Duft und samtig-flauschige Oberfläche bereiten können, fand ich in diesen Begegnungen einfach nicht, null. Ich will nicht sagen, dass es mir in diesen Begegnungen akut fehlte (tat es nicht, und das hat mich sehr überrascht), aber gerade in einer Beziehung würde mir das auf die Dauer massiv fehlen, glaube ich. So sehr, dass ich es mir außerhalb der Beziehung suchen dürfen müsste, oder die Beziehung nicht leben könnte, wäre das nicht möglich.


Mit einem habe ich über Monate gesismst. Das war ein spannendes Spiel, ich hatte noch nie bewusst mit einem anderen Menschen so lange und so bewusst geflirtet, und es gab eine Ebene von mir, auf der ich das zu meiner eigenen Verwirrung sehr genossen habe, denn eigentlich bin ich keine Person, die flirtet; meine Beziehungen entwickeln sich erfahrungsgemäß aus Freundschaften. Verwirrt hat mich das unter anderem, weil ich es bewusst genau deshalb genoss, weil ich wusste, dass ich dabei emotional nix zu verlieren hatte; ich war in dieser Begegnung genau deshalb "safe", weil er ein Mann war und ich keine Gefahr sah, mich in ihn zu verlieben, nachdem ich gerade emotional eine Menge dadurch verloren hatte, dass meine Exfreundin sich von mir trennte und eine Beziehung mit ihrer Geliebten startete...also weil mir klar war, dass ich keine über die Affaire oder den Flirt weiter hinaus reichenden Wünsche entwickeln würde.

Irgendwann hörte es auf, er antwortete einfach nicht mehr. Wäre er eine Frau gewesen, hätte mich das verletzt. So war es eine Sache von "so what" :shrug: . Ein Spiel halt,unverbindlich, emotional gefahrlos, leicht; mit der Wucht z.B. der Renaissance verglichen, Rokoko. Mit einem Menschen, den ich als weiblich wahrnehme, hätte ich so etwas, glaube ich, nicht erleben können. Um den Verlust eines vergleichbaren, "weiblichen" Kontaktes, der soweit gediehen wäre und den ich soweit hätte gedeihen lassen, hätte ich unwillkürlich getrauert, gelitten und vielleicht sogar geweint. Bei ihm war mir das alles einfach wurst (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) . Obwohl ich seine Küsse, die Weichheit seiner Lippen, und das Streicheln seiner Hände und deren Fingerspitzen durchaus genossen (und mich darüber gewundert, dass ich die Borstigkeit seiner Wangen und Brüste und den, ähm, durchaus sauren Duft seiner Haut genießen konnte) hatte, in der Nacht, in der wir einander begegnet waren. Da wusste jemand, wie mensch mich anfassen muss, damit ich es genießen und mich öffnen und fallenlassen kann. Das war, für Männer im Allgemeinen, sehr ungewöhnlich, und ich empfinde diesen Mann deshalb auch bis heute als eine irgendwie wohlbegründete Ausnahme.

Und letztlich, von allen Männern abgesehen und, to cut a long story short, ist es vielleicht das: Ich verliebe mich, wenn überhaupt, dann offensichtlich fast ausschließlich in Menschen, die ich als (andere, und im allerweitesten Sinn dieses Wortes) weibliche Menschen wahrnehme. Und nehme mich selbst als einen grundsätzlich (im allerweitesten Sinn dieses Wortes) weiblichen Menschen wahr, und liebe diese Menschen dann, sollten wir einander näher kommen, in diesem Sinne von gleich zu gleich. Und das ist, was es für mich begründet, mich als lesbisch zu identifzieren.

Skalen wie die von Kinsey können mir da gerne gestohlen bleiben, ohne dass ich ihre historische Wichtigkeit, auch für mich und meine eigene Selbstfindung, bestreiten wollen würde.

Der Beitrag wurde von Herzfilz bearbeitet: 15.Jul.2013 - 05:58
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neelia
Beitrag 15.Jul.2013 - 23:18
Beitrag #14


Gut durch
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Hui...endlich mal wieder ein interessantes Thema (IMG:style_emoticons/default/biggrin.gif) Werde morgen mal meinen Senf dazugeben.
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Lupine
Beitrag 17.Jul.2013 - 12:32
Beitrag #15


Suppenköchin
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Also, habe lange überlegt... was ist lesbisch.. was macht es aus???....Eine wirkliche Antwort gibt es wahrscheinlich nur für jeden persönlich..

Das Schubladen-denken ist ja wichtig für die Gesellschaft, Damit man jedes Individuum ein- und zu-ordnen kann. Dann ist die gesellschaftliche Ordnung wiederhergestellt. Ich denke es ist normal in Schubladen zu stecken, da jeder jeden irgendwie bei sich selber einordnen muß.

Ich selber weiß noch gar nicht sicher was und wo ich bin... ich schwebe ... nicht vor Glückseligkeit... nein voller Ungewissheit. Ich weiß das hetero- Beziehungen beständig sind, anerkannt in der Gesellschaft, aber mir nur vermeindliche Sicherheit , Zufriedenheit aber keine Glücksgefühl vermitteln. Wie es in einer Homo- Beziehung ist, kann ich nicht sagen, da ich "nur " verliebt bin in diese eine (IMG:style_emoticons/default/roetel.gif) .....und da ich ansonsten keinerlei Erfahrungen habe. (IMG:style_emoticons/default/roetel.gif) Nicht das ich nicht gerne Erfahrung hätte (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ....kann ich auch gar nicht von mir behaupten was ich bin und was nicht.

LG Lupine

Keine Ahnung ob mich hinsichtlich meiner Gedankengänge jemand versteht... (IMG:style_emoticons/default/rolleyes.gif)

Der Beitrag wurde von Lupine bearbeitet: 17.Jul.2013 - 12:33
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straycat68
Beitrag 28.Jul.2013 - 22:59
Beitrag #16


Vorkosterin
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ZITAT(Lupine @ 17.Jul.2013 - 12:32) *
Also, habe lange überlegt... was ist lesbisch.. was macht es aus???....Eine wirkliche Antwort gibt es wahrscheinlich nur für jeden persönlich..

Das Schubladen-denken ist ja wichtig für die Gesellschaft, Damit man jedes Individuum ein- und zu-ordnen kann. Dann ist die gesellschaftliche Ordnung wiederhergestellt. Ich denke es ist normal in Schubladen zu stecken, da jeder jeden irgendwie bei sich selber einordnen muß.

Ich selber weiß noch gar nicht sicher was und wo ich bin... ich schwebe ... nicht vor Glückseligkeit... nein voller Ungewissheit. Ich weiß das hetero- Beziehungen beständig sind, anerkannt in der Gesellschaft, aber mir nur vermeindliche Sicherheit , Zufriedenheit aber keine Glücksgefühl vermitteln. Wie es in einer Homo- Beziehung ist, kann ich nicht sagen, da ich "nur " verliebt bin in diese eine (IMG:style_emoticons/default/roetel.gif) .....und da ich ansonsten keinerlei Erfahrungen habe. (IMG:style_emoticons/default/roetel.gif) Nicht das ich nicht gerne Erfahrung hätte (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ....kann ich auch gar nicht von mir behaupten was ich bin und was nicht.

LG Lupine

Keine Ahnung ob mich hinsichtlich meiner Gedankengänge jemand versteht... (IMG:style_emoticons/default/rolleyes.gif)


ja ich verstehe das!!! ich bin auch total verwirrt und habe noch keine Ahnung, wohin die Reise geht..Aber es ist so was wie Erleichterung dabei, endlich bewusst zu spüren, dass die Beziehung zu einem Mann keine Option mehr ist bzw. Nie war. Was macht man sich nicht alles vor im Leben...Sich einzugestehen, dass man sich tatsächlich zu weiblichen Menschen hingezogenfuehlt ist wie nach Hause kommen!!!



Der Beitrag wurde von straycat68 bearbeitet: 28.Jul.2013 - 23:14
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pfefferkorn
Beitrag 29.Jul.2013 - 09:44
Beitrag #17


Gut durch
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für mich bedeutet mein lesbisches leben, dass ich liebesbeziehungen mit anderen lesbischen frauen habe und sexuelle beziehungen auch
heißt, mein begehren richtet sich auf lesben und genauer gesagt richtet sich mein begehren auf butches
"lesbisch sein" ist für mich auch eine kulturform

ich kenne auch lesben die sich auf frauen beziehen, aber auch liebesbeziehungen mit männern haben können, die sich als lesbisch im sinne von "nicht heteronormativ" bezeichnen, ich kenne lesben, die keine sexualität mit anderen menschen leben und sich als lesben bezeichnen, was ich mir lange auch nicht vorstellen konnte , ich kenne heteras, die in
frauenbeziehungen verbindlich leben...und von außen wahrscheinlich als lesben gelesen werden...
ein weites feld...

ich erinnere, dass ich vor jahren mal wanhsinnig erschrocken bin und mich sehr in frage gestellt habe, weil ich mich sehr zu einem mann hingezogen gefühlt habe... in einer gruppe von menschen im ausland.... in der wir alle grenzerfahrungen ausgesetzt waren und ich konnte mich lediglich mit dem freund gut verbinden, zu den anderen hab ich keinen draht gefunden - das hat mich sehr irritiert, weil ich das ja nicht "wollte" als frauensolidarisches wesen :-) und die körperliche ebene hat mich sehr iritiert, - und die hab ich auch nicht ausgelebt.

mir ist es einerseits wichtig, dass es das wort lesbe (noch) gibt, und andererseits merke ich auch, dass die grenzen immer weiter fließen, und auch erlebe ich es sehr befreiend, dass es mir persönlich nicht mehr so wichtig ist mit den definitionen.
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Vereinfachte Darstellung Aktuelles Datum: 22.10.2024 - 15:17