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> Freundin mit Depression, wie kann ich mit ihr umgehen?
apricot25
Beitrag 06.Dec.2010 - 09:12
Beitrag #1


Gut durch
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Eine Freundin von mir hat Depressionen.

Ich weiß nicht, wie ich weiter mit ihr umgehen kann.

Anfangs waren wir beste Freundinnen. Vor einem halben Jahr hat sie geheiratet. Sie hat mir nichts gesagt.
Immer mehr zieht sie sich von mir zurück. An meinem Geburtstag hat sie mir versprochen, sie würde mir noch ein Geschenk geben.
Darauf warte ich bis heute. (IMG:style_emoticons/default/sad.gif)

Nun bin ich soweit den Kontakt ebenfalls aufzugeben. Habe es ihr gesagt. Ihre Antwort darauf:

Weil ich Depressionen habe, mag ich dich aber nicht weniger.
...ich denke oft an dich.
...möchte auf keinen Fall den Kontakt zu dir verlieren, denn du bist mir wichtig


Jetzt frage ich mich, wie wichtig ich ihr bin? Von ihr höre ich monatelang nichts mehr. (IMG:style_emoticons/default/unsure.gif)
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shark
Beitrag 06.Dec.2010 - 09:58
Beitrag #2


Strösenschusselhai
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Ob Du die Freundschaft aufgeben möchtest, weil von ihrer Seite gegenwärtig nix kommt, ist natürlich Deine Sache - und auch eine Frage dessen, was du unter Freundschaft generell verstehst.

Ich möchte Dich einfach darauf hinweisen, dass es für viele Depressive sehr, sehr schwer ist, Kontakte "nach draußen" aufrechtzuerhalten, während es ihnen gerade richtig schlecht geht.
Da kann es schon ein Problem sein, kurz Smalltalk mit einer Nachbarin zu halten, die man zufällig auf dem Hausflur trifft....
Noch schwieriger kann es sein, den Telefonhörer in die Hand zu nehmen und jemanden anzurufen oder gar ein Treffen zu vereinbaren und es auch wirklich zustande kommen zu lassen.

Ich kenne das gut von mir.
Und ich bin sehr, sehr froh, dass meine FreundInnen das ausgehalten und verstanden haben und immer noch mit mir befreundet sind, ohne mir Vorwürfe zu machen für die Kontaktflaute während der Zeit, zu der ich nicht aktiv und auch kaum passiv als Freundin zur Verfügung stand.

Diese Antriebslosigkeit und Dumpfheit ist ein Symptom einer schweren Depression - Deine Freundin mag also tatsächlich sehr viel an Dich denken und kann dennoch einfach nicht in der Weise den Kontakt halten, wie Du es vorher gewohnt warst und wie es zwischen Euch üblich war.
Es könnte, bis es ihr besser geht, vielleicht helfen, wenn Du die Initiative in Bezug auf Kontakt zueinander übernähmest.

Vielleicht magst Du das ja bedenken bei der Überlegung, ob Du weiter ihre Freundin sein magst oder nicht.

shark
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McLeod
Beitrag 06.Dec.2010 - 10:37
Beitrag #3


mensch.
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Hallo apricot,

ich kann Dir schildern, was sich im von Dir geschilderten Verhalten Deiner Freundin aus meiner Sicht auf die Depression zurückführen lässt. Wenn es Dir weiterhilft, freut mich das sehr. Depression umschreibt nicht nur ein emotionales Dauertief, bedeutet also nicht nur oder manchmal auch gar nicht, traurig zu sein, ohne einen nachvollziehbaren Grund dafür benennen zu können. Depression kann auch Antriebslosigkeit bedeuten und die führt dazu, dass von den 100 alltäglichen Dingen, die wir zwischen Aufstehen und ins Bett gehen "normalerweise" so machen - frühstücken, Geschirr wegräumen, Post aus dem Birefkasten holen, einkaufen gehen, arbeiten, die Eltern anrufen, eine Rechnung per Überweisung bezahlen, die Wäsche waschen, ins Kino gehen, die Zeitung lesen, Sport treiben usw. usf. - nur ganz, ganz wenige geschafft werden. Was unerledigt bleibt, ist nicht, weil es weniger wert, sinnvoll oder notwendig ist. Die Antriebslosigkeit manifestiert sich biologisch durch ein reduziertes Niveau bestimmter Hormone und Neurtransmitter - wenn ich's noch korrekt weiß. Das kann auch dazu führen, dass das Gedächtnis richtiggehend "schlecht" wird - weil weniger Informationen/Erinnerungen via Neurotransmitter in die Speicherregionen des Gehirns transportiert werden können.

Ich verstehe Deine Frage so, dass Du Dich weniger beachtet oder wichtig fühlst von Deiner guten Freundin, dass Dir die Wertschätzung, z.B. durch das Einhalten eines Versprechens fehlt? Du hast nachgefragt und von Ihr ein klares Statement dazu bekommen, wobei Du den Widerspruch zu ihren (fehlenden) Taten siehst.

Wenn das korrekt ist, ist mein Tipp, dass Du für eine Weile ihre Worte über ihre Taten stellst und ihr vertraust. Vielleicht kannst Du Deine Nicht-Depression nutzen, um Deinerseits den Kontakt zu halten und die Zeit zwischen zwei Telefonaten oder Treffen nicht allzu lang werden zu lassen. Aus dem Nicht-Melden einen Vorwurf zu machen ist insofern unfair, weil der Grund dafür einer ist, den sie nicht ändern kann. Das wäre, als ob Du von mir erwartest, heute 100 Meter unter 15 Sekunden zu sprinten. Mit etwas bis viel Training komm ich vielleicht nochmal dahin ;-) - es ist eine menschlich normal machbare Zeit. Geh mit ihr normal um, wenn Ihr Euch sprecht oder seht. Für sie ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit sowieso schon so, dass alles irgendwie komisch und anders ist, da tut es gut, immer mal wieder Normalität zu erleben.

Zum Beispiel arbeiten Kliniken in einigen Situationen mit Schlafentzug, weil das Gehirn darauf mit eine kurzen Phase der Euphorie reagiert. Diese Aufgekratztheit kennt jede, die mal eine Nacht durchgefeiert hat und dann morgens versucht, ins Bett zu gehen und zu schlafen. Sinn der ärztlichen Maßnahme ist dann, der Patientin spürbar zu machen, dass es nicht unerreichbar fern ist, dass sie wieder mehr Freude fühlt und dass Psyche tatsächlich auch etwas "real-biologisches" ist und nicht eine unsichtbare, unbeeinflussbare energetische Wolke in unseren Köpfen oder Herzen.

Kannst Du mit meinen Beispielen und Vorschlägen bis hierhin etwas anfangen?

Liebe Grüße
McLeod

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 06.Dec.2010 - 10:39
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apricot25
Beitrag 06.Dec.2010 - 11:03
Beitrag #4


Gut durch
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Ja, Danke. (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif) Ich kann mit euren Antworten etwas anfangen.

ZITAT
Ich verstehe Deine Frage so, dass Du Dich weniger beachtet oder wichtig fühlst von Deiner guten Freundin, dass Dir die Wertschätzung, z.B. durch das Einhalten eines Versprechens fehlt? Du hast nachgefragt und von Ihr ein klares Statement dazu bekommen, wobei Du den Widerspruch zu ihren (fehlenden) Taten siehst.


Vor allem fehlt mir die Wertschätzung der Freundschaft. Wir haben uns immer gut verstanden.
An der Situation kann ich nicht viel machen, außer abwarten, wie sich das Ganze entwickelt.
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McLeod
Beitrag 06.Dec.2010 - 12:38
Beitrag #5


mensch.
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ZITAT(apricot25 @ 06.Dec.2010 - 11:03) *
An der Situation kann ich nicht viel machen, außer abwarten, wie sich das Ganze entwickelt.


Hm, das war nicht das, was ich auszudrücken versucht hatte (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) Du kannst ihre Depression und die Auswirkungen (noch nicht eingelöstes Versprechen, derzeit keine Kontaktaufnahmen ihrerseits) nicht ändern. Es scheint mir realistisch, dass Du Dein eigenes Tun von Warten und Erwarten ändern kannst zu sie-kontaktieren und von-ihr-nichts-unmögliches-erwarten.

Und im Zusammenhang mit Depression landet in der Kategorie "unmöglich" für den Zeitraum ihrer Dauer auch Alltägliches.

Natürlich kannst Du abwarten und schauen, wie sich das Ganze entwickelt. Was wäre denn eine schöne Entwicklung für Dich, quasi Deine Wunsch-Entwicklung?

Fragt herzlich und interessiert
McLeod
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LeAnn
Beitrag 06.Dec.2010 - 21:50
Beitrag #6


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Sie wird ihre Wertschätzung im Zustand einer Depression nicht ausdrücken können. Das heißt aber nicht, dass sie dich nicht mehr mag oder ihr deine Freundschaft nicht mehr wichtig ist. Welche Reaktion von dir jetzt richtig ist, lässt sich im Allgemeinen nicht darstellen, weil jeder Mensch anders ist und jede Krankheit anders verläuft. Ich habe auf Grund einer schweren Verletzung Erfahrungen sammeln dürfen. Und vermutlich war der Umgang mit mir genauso schwer wie mit einer Person mit Depressionen. Ich zweifelte an meiner Person und an meinen Freunden und wusste ebenfalls nicht, wie ich mit ihnen umgehen sollte. Ich hatte immer den Eindruck, dass sie all das nicht nachvollziehen können. Ein guter Rat eines wichtigen Menschen hat mir sehr geholfen: Ihre Freunde müssen sie in solch einer Situation nicht verstehen, aber sie sollten sie zur Zeit so nehmen, wie sie sind.
Du musst entscheiden, wie du für dich mit der Situation umgehst. Wenn sie dir am Herzen liegt, kann ich dir nur empfehlen, ihr Zeit einzuräumen und sie so momentan zu akzeptieren. Vielleicht hilft es noch, sich etwas mehr mit ihrer Krankheit auseinanderzusetzen. Die Entscheidung liegt aber letztlich bei dir. Ich drücke Eurer Freundschaft jedenfalls die Daumen.

LeAnn

Der Beitrag wurde von LeAnn bearbeitet: 06.Dec.2010 - 21:51
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apricot25
Beitrag 07.Dec.2010 - 08:53
Beitrag #7


Gut durch
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ZITAT
Ihre Freunde müssen sie in solch einer Situation nicht verstehen, aber sie sollten sie zur Zeit so nehmen, wie sie sind.


Das möchte ich versuchen. Es fällt mir jedoch schwer. Wir waren beste Freundinnen und daran soll sich nichts ändern.

ZITAT
Was wäre denn eine schöne Entwicklung für Dich, quasi Deine Wunsch-Entwicklung?


Ich wünsche mir das alles wieder so wird wie früher. Als wir uns alles erzählen konnten.
Im Moment kann ich nur abwarten.

Dafür habe ich im Internet eine Leitlinie gefunden, wie ich mit Depression umzugehen habe.

http://www.depression-leitlinie.de/"

Der Beitrag wurde von apricot25 bearbeitet: 07.Dec.2010 - 08:53
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pfefferkorn
Beitrag 07.Dec.2010 - 10:42
Beitrag #8


Gut durch
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ich finde es toll, dass du dich schlau machst -

vielleicht kannst du dann verstehen wie sie tickt und es nicht persönlich nehmen -
trotzdem ist es auch so, dass eine depression eine persönlichkeitsveränderung ist
und ich würde an deiner stelle mir auch überlegen, wie ich da für mich gut sorgen kann

wenn du das gefühl hast "zu kurz" zu kommen und deine gefrühle nicht mehr bereden zu können, dann
ist es vielleicht gut einfach anzunehmen, dass sie das, was sie bisher dir bedeutet hat in der nächsten zeit nicht sein kann und
zu gucken, mit wem du kontakt haben kannst, wie du ihn dir wünschst -

ich denke, mit "daran soll sich nichts ändern" tust du dir selbst weh, denn so wie es klingt, hat sich euer verhältnis schon geändert
festhalten ist da sehr energieaufwendig und vielleicht verhärtet sich dann auch das gefühl -
loslassen eröffnet vielleicht neue möglichkeiten der begegnung

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Sägefisch
Beitrag 07.Dec.2010 - 12:32
Beitrag #9


Schlaudegen.
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Sie kann im Moment nicht viel geben und auch nur eingeschränkt annehmen. Der Trick ist, sich dem nur dann zu stellen wenn man selbst genug Überschuss hat - und dann aber auch keine Erwartungen mitzubringen.

Insofern braucht sie jetzt feste, zugewandte Menschen, die ihre eigene Bedürftigkeit erstmal woanders unterzubringen wissen.

Leider scheint Aufopferung oder Anleiden gerade Frauen oft leichter zu fallen, als für jemanden stark zu sein wenn er es braucht.
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McLeod
Beitrag 08.Dec.2010 - 12:38
Beitrag #10


mensch.
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ZITAT
ZITAT
Ihre Freunde müssen sie in solch einer Situation nicht verstehen, aber sie sollten sie zur Zeit so nehmen, wie sie sind.

Das möchte ich versuchen. Es fällt mir jedoch schwer. Wir waren beste Freundinnen und daran soll sich nichts ändern.


Was versteht Du unter "beste Freundinnen" - wie sieht so eine Freundschaft für Dich aus? Und beziehst Du "daran soll sich nichts ändern" auf den Status, denn Deine beste Freundin bei Dir hat & behält (eben: beste Freundin), oder beziehst Du das auf Euer Miteinander und das soll so gelebt werden, wie "vorher"? Oder falls Du noch was anderes meintest, dann interessiert mich das natürlich.

Kurzer Ausflug ins OT:
ZITAT(Sägefisch @ 07.Dec.2010 - 12:32) *
Leider scheint Aufopferung oder Anleiden gerade Frauen oft leichter zu fallen, als für jemanden stark zu sein wenn er es braucht.

Also ich hab bei Männern belastbare - also nicht (wertfrei gemeint, deswegen "") "vorgetäuschte" weil zum Beispiel der Image-Kreation entsprungene - Stärke / Stabilität nicht im größeren Umfang festgestellt, als bei Frauen. Hab ich nun Pech mit meinen männlichen Verwandten oder Freunden oder Glück mit weiblichen Verwandten und Freundinnen? (IMG:style_emoticons/default/roetel.gif) Über einen Kamm geschoren sind viele in meinem Umfeld mit dem Stichwort "Depression" in gewisser Weise überfordert, weil es sich für sie nach "komplex (krank), gefährlich (suzidal), unerklärlich (psychologisch)" anhört, während zum Beispiel "Liebeskummer", "Burn-out" oder "mangelndes Selbstwertgefühl" sie nicht so sehr verunsichert, obwohl es auch dasselbe sein kann, aber in anderen Worten. Insofern verstehe ich die Tabuisierung auch durch Menschen mit Depressionen. Ähnlich wie "ich liebe ... (m)eine Frau" ein anderes Coming-out ist, als "ich bin lesbisch". Pfilosophier, pfilosophier... (IMG:style_emoticons/default/biggrin.gif)

Was Du mit "Anleiden" meinst, interessiert mich außerdem noch. Ich find's ne spannende Wort-Konstruktion, die bei mir sofort ein Bild erzeugt. Nun würde ich gern wissen, ob das Gemeinte und dieses Bild zusammenpassen.

Liebe Grüße
McLeod
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Sägefisch
Beitrag 08.Dec.2010 - 13:19
Beitrag #11


Schlaudegen.
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Stichwort Image ist gar nicht schlecht - in der Tat meinte ich die Bereitschaft zu bzw. das sich-vorstellen-können einer solchen klaren, festen Rolle für andere Menschen. Sag ich durchaus aus eigener Erfahrung: ich habe einen psychisch kranken nahen Angehörigen, mit dessen Situation ich wesentlich besser auskomme seit ich mir Mühe gebe das ganze nicht aus "weiblich sozialfixierter Sicht" zu betrachten, frau verzeihe mir das Klischee. Seither nimmt die Schieflage in der Interaktion (das unmögliche) viel weniger Raum ein als das ganz schlicht machbare (das dann auch geschieht) und Entlastung wie Gewinn für beide Seiten waren enorm.

Wenn das zu verschwurbelt klingt, hier die praktische Seite des ganzen: ich könnte mich z.B. nach wie vor über unmöglich gewordenen intellektuellen Austausch grämen und dieses Leid auch auf ihn projizieren - dann findet gar nix statt und hier platziere ich auch den Begriff "anleiden". Ich kann aber auch einfach ohne meine eigenen Masstäbe im Kofferraum hinfahren, als schweigendes Duo eine Stunde im Wald spazieren und danach Kuchen essen - dann findet immerhin das statt und ist vielleicht gerade für geplagte Seelen auch wohltuend überschaubar, vor allem wenn Regelmässigkeit hinzu kommt.

Was ich damit nicht sagen wollte ist dass Männer sowas mit links wuppen. Durchaus aber, dass bestimmte, oftmals Frauen antrainierte Verhaltensmuster eher diese "es funktioniert nicht mehr zwischen uns"-Problematik begünstigen, wo eigentlich die schlichte gute Tat gefordert wäre.

Der Beitrag wurde von Sägefisch bearbeitet: 08.Dec.2010 - 13:21
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McLeod
Beitrag 08.Dec.2010 - 14:27
Beitrag #12


mensch.
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Danke sägefisch, nun verstehe ich besser, was Du meintest. Eine wohltuende Sicht der Dinge, die jetzt plötzlich konkret ist, wo sie vorher erstmal hauptsächlich mein Pfilosphierzentrum angeregt hatte.

Grüßles!
McLeod
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Greeneyes30
Beitrag 08.Dec.2010 - 17:12
Beitrag #13


Salatfee
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Hallo Apri (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

ja das ganze liesst sich ein bisschen verwirrend. Aber es ist schon richtig das depressive Menschen es eben nicht persönlich meinen. Es ist eine Krankheit und der Betroffene kann weniger dafür.

Es wird so sein, wie Du sagst.Sie mag Dich nicht weniger.

Meine Ex-Freundin hatte Borderline. Bei ihr war es auch so ähnlich.


Grüße

Greeny
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Schräubchen
Beitrag 11.Dec.2010 - 14:43
Beitrag #14


Dreht manchmal durch...
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Es ist schwierig mit Depressionen umzugehen. Das weiß ich, weil ich selbst darunter leide und sehr wohl wahrnehme, wie meine Umwelt auf mich reagiert.
Meine Vorrednerinnen haben das ja schon sehr gut beschrieben. Manchmal sind die einfachsten Dinge während einer depressiven Phase viel zu viel. Ich selbst
schaffe es dann manchmal nicht einmal dem Postboten die Tür aufzumachen, geschweige denn mich bei meinen Freunden zu melden.

Die Krux ist, ich weiß, dass ich meine Freunde bei Problemen anrufen kann und das sie mir helfen würden. Dennoch ist es mir in manchmal einfach nicht möglich.
Das hat nichts damit zu tun, dass ich sie nicht als Freunde haben möchte, mir kommt meistens eher der Gedanke, dass sie genug eigene
Sorgen haben und ich sie nicht noch mit meinem Kram belästigen will. Ich kann dir nicht sagen, wie oft ich mir den Satz: "Das ist doch Blödsinn, wir sind Freunde
und deshalb füreinander da!" angehört habe.

Zu Beginn meiner Erkrankung, hab ich mich sehr zurück gezogen. Dabei sind viele Freundschaften zerbrochen. - Nein, das ist nicht richtig, sie sind nicht zerbrochen,
sondern die meisten sind lediglich eingeschlafen. Mit der Zeit habe ich es geschafft, ein paar wenige wieder zu wecken. Das ist gut und das ist richtig. Zu anderen
habe ich heute so gut wie keinen Kontakt mehr, außer wenn man sich mal auf einem Schützenfest oder einfach im Dorf trifft. Aber auch das ist in Ordnung, weil
ich weiß, dass man nicht jede Freundschaft aufrechterhalten kann.

Ich habe lange Zeit gebraucht, bis ich es geschafft habe, offen mit meiner Erkrankung umzugehen. Heute weiß nicht nur meine Familie davon, sondern auch meine
Freunde, meine Nachbarn und sogar die meisten Leute in der Schule, dich ich besuche. Ich mache keinen Hehl mehr daraus, sondern versuche die Depression als das
zu nehmen, was sie ist. Eine Krankheit, die mich mal mehr, mal weniger im Griff hat. Ähnlich einer Erkältung, die an einem Tag stärker ist und dich ans Bett fesselt und
an einem anderen Tag weniger stark ist und du deinen Alltag normal leben kannst. Doch der Weg bis hierhin war lang und verdammt schwer und ich bin sicher, dass ich es
nicht bis hierher geschafft hätte, ohne das Wissen, von den Menschen die ich liebe angenommen zu werden.
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apricot25
Beitrag 12.Dec.2010 - 09:21
Beitrag #15


Gut durch
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Liebes Schräubchen,

eine Antwort wie deine habe ich gebraucht. Denn ich finde es kompliziert mit meiner Freundin umzugehen, weil sie meint, ich bin ihr wichtig und sie mag mich immer noch. Allerdings merke ich davon nichts.

Wie du aus deiner Sicht schilderst, ist es für sie selbst schwer mit der Krankheit Depression zu leben.
Vor allem, weil sie die sozialen Kontakte verlieren.
Du hast mir die Depression viel Näher gebracht und dafür Danke ich dir (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif)
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Lillith
Beitrag 18.Dec.2010 - 16:28
Beitrag #16


Geschirrspülerin
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Ein sehr schwieriges Thema finde ich.

Ich hatte selber bisher zwei Psychosen in meinem Leben und nach den akuten Phasen immer schwierige depressive Phasen. Und bin verdammt dankbar (wem auch immer ^^) das es nur Phasen waren. Ich habe im laufe der Zeit ne Menge Menschen kennengelernt die ihr Leben lang damit umgehen. Das Problem dabei ist einfach das es, im Gegensatz zur Psychose, ein Glückspiel ist mit den Medikamten gegen Depressionen. Es gibt unzählige Produkte und unzählige Gehirne die eben auf irgendeines der Meds anspringt. Da ist es schwer das passende zu finden. Und psychologische Heilung mit etwa Verhaltentherapie ist ein steiniger Weg.

Es ist wie die Vorposter schon meinten, für deine Freundin wahrscheinlich schon schwer jeden Tag überhaupt aus dem Bett aufzustehen. Die "einfachsten" Tagesgeschäfte fallen einem unheimlich schwer... man hat keine Motivation selbst bei Dingen die einem den größten Spaß bereiten. Für mich war es eine alles überschattende Leere die mit nichts gefüllt werden konnte. Krankheitstypisch zieht man sich zurück und Freunde verstehen, aufgrund der nicht vorhandenen Aufklärung, nicht was passiert und warum sie so zurückgelassen werden. Deine Freundin kann sich echt glücklich schätzen jemanden zu haben der sich weiter informiert (IMG:style_emoticons/default/smile.gif) .

Ich würd sagen gib ihr Zeit und meld dich immer mal wieder um zu zeigen das du noch da bist egal wie lange es dauerd bis sie soweit wieder auf dem Damm ist! Das kann auch erstaunlich schnell gehen falls sie doch die passenden Meds findet! Also Kopf hoch, ist zwar keine Erkältung mit der sie da kämpft aber es wird bestimmt besser mit der Zeit.

Also viel Glück euch beiden (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)
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Marina2
Beitrag 18.Dec.2010 - 18:53
Beitrag #17


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Hallo, ich bin ganz neu und habe gerade die vielen klugen Beiträge zu Deinem Problem gelesen. Denen kann ich nur
meine Sichtweise noch hinzufügen, nämlich den Rat, zu probieren, Deine eigenen Bedürfnisse in Bezug auf Eure
Freundschaft zurückzustellen; sie ist doch sicher nicht Deine einzige Freundin. So hast Du die Chance, menschlich an dieser bedrückenden Situation zu wachsen und zu reifen. So kann man auch im Negativen das Positve für sich sehen.

Liebe Grüße und ein Kompliment an Euer aller Niveau

Marina 2
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Marina2
Beitrag 18.Dec.2010 - 19:23
Beitrag #18


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ZITAT(Lillith @ 18.Dec.2010 - 16:28) *
Ein sehr schwieriges Thema finde ich.

Ich hatte selber bisher zwei Psychosen in meinem Leben und nach den akuten Phasen immer schwierige depressive Phasen. Und bin verdammt dankbar (wem auch immer ^^) das es nur Phasen waren. Ich habe im laufe der Zeit ne Menge Menschen kennengelernt die ihr Leben lang damit umgehen. Das Problem dabei ist einfach das es, im Gegensatz zur Psychose, ein Glückspiel ist mit den Medikamten gegen Depressionen. Es gibt unzählige Produkte und unzählige Gehirne die eben auf irgendeines der Meds anspringt. Da ist es schwer das passende zu finden. Und psychologische Heilung mit etwa Verhaltentherapie ist ein steiniger Weg.

Es ist wie die Vorposter schon meinten, für deine Freundin wahrscheinlich schon schwer jeden Tag überhaupt aus dem Bett aufzustehen. Die "einfachsten" Tagesgeschäfte fallen einem unheimlich schwer... man hat keine Motivation selbst bei Dingen die einem den größten Spaß bereiten. Für mich war es eine alles überschattende Leere die mit nichts gefüllt werden konnte. Krankheitstypisch zieht man sich zurück und Freunde verstehen, aufgrund der nicht vorhandenen Aufklärung, nicht was passiert und warum sie so zurückgelassen werden. Deine Freundin kann sich echt glücklich schätzen jemanden zu haben der sich weiter informiert (IMG:style_emoticons/default/smile.gif) .

Ich würd sagen gib ihr Zeit und meld dich immer mal wieder um zu zeigen das du noch da bist egal wie lange es dauerd bis sie soweit wieder auf dem Damm ist! Das kann auch erstaunlich schnell gehen falls sie doch die passenden Meds findet! Also Kopf hoch, ist zwar keine Erkältung mit der sie da kämpft aber es wird bestimmt besser mit der Zeit.

Also viel Glück euch beiden (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)



Man darf sich keine Wunder von Medikamenten erwarten, ich habe da meine eigene Erfahrung mit einem Antidepressivum (Dogmatil). Ich bin vielmehr aufgrund meiner eigenen Lebenserfahrung zu der Überzeugung gelangt, dass fast alles eine menschliche Ursache hat, so auch eine Depression. Medikamente können da eine chemische Unterstützung sein, verändern aber die tiefer liegende menschliche Problematik nicht zum Positiven.

Ich weiß nicht, wie man die Smiles richtig einsetzt, aber ich gebe jetzt einen dazu, weil ich Euch so mag.

Liebe Grüße

Marina2
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Marina2
Beitrag 18.Dec.2010 - 19:56
Beitrag #19


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ZITAT(Marina2 @ 18.Dec.2010 - 19:23) *
ZITAT(Lillith @ 18.Dec.2010 - 16:28) *
Ein sehr schwieriges Thema finde ich.

Ich hatte selber bisher zwei Psychosen in meinem Leben und nach den akuten Phasen immer schwierige depressive Phasen. Und bin verdammt dankbar (wem auch immer ^^) das es nur Phasen waren. Ich habe im laufe der Zeit ne Menge Menschen kennengelernt die ihr Leben lang damit umgehen. Das Problem dabei ist einfach das es, im Gegensatz zur Psychose, ein Glückspiel ist mit den Medikamten gegen Depressionen. Es gibt unzählige Produkte und unzählige Gehirne die eben auf irgendeines der Meds anspringt. Da ist es schwer das passende zu finden. Und psychologische Heilung mit etwa Verhaltentherapie ist ein steiniger Weg.

Es ist wie die Vorposter schon meinten, für deine Freundin wahrscheinlich schon schwer jeden Tag überhaupt aus dem Bett aufzustehen. Die "einfachsten" Tagesgeschäfte fallen einem unheimlich schwer... man hat keine Motivation selbst bei Dingen die einem den größten Spaß bereiten. Für mich war es eine alles überschattende Leere die mit nichts gefüllt werden konnte. Krankheitstypisch zieht man sich zurück und Freunde verstehen, aufgrund der nicht vorhandenen Aufklärung, nicht was passiert und warum sie so zurückgelassen werden. Deine Freundin kann sich echt glücklich schätzen jemanden zu haben der sich weiter informiert (IMG:style_emoticons/default/smile.gif) .

Ich würd sagen gib ihr Zeit und meld dich immer mal wieder um zu zeigen das du noch da bist egal wie lange es dauerd bis sie soweit wieder auf dem Damm ist! Das kann auch erstaunlich schnell gehen falls sie doch die passenden Meds findet! Also Kopf hoch, ist zwar keine Erkältung mit der sie da kämpft aber es wird bestimmt besser mit der Zeit.

Also viel Glück euch beiden (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)



Man darf sich keine Wunder von Medikamenten erwarten, ich habe da meine eigene Erfahrung mit einem Antidepressivum (Dogmatil). Ich bin vielmehr aufgrund meiner eigenen Lebenserfahrung zu der Überzeugung gelangt, dass fast alles eine menschliche Ursache hat, so auch eine Depression. Medikamente können da eine chemische Unterstützung sein, verändern aber die tiefer liegende menschliche Problematik nicht zum Positiven.

Ich weiß nicht, wie man die Smiles richtig einsetzt, aber ich gebe jetzt einen dazu, weil ich Euch so mag.

Liebe Grüße

Marina2



Die Lebenserfahrung hat mich gelehrt, dass man die Gilde der Psychiater nicht allzu ernst nehmen sollte. Die sind doch alle medikamentengläubig; vielleicht wird noch a bisserl Verhaltungstherapie verordnet. Der Mensch, der hinter
der Depression, dem Fall steht, interessiert sie doch nicht. Die Psychiatrie ist doch nur auf eine möglichst schnelle, oberflächliche Stabilisierung aus. So einfach und so schnell geht es aber nicht, wenn man dauernde Beschwerde-freiheit möchte. Seriös wird es erst mit einer zumindest tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie, und dazu braucht es erst einmal Geduld, bis man einen Therapeuten/in gefunden hat, die ihr Geld auch wert sind.
Das zweite ist das Wachsen eines Vertrauensverhältnisses zwischen Beiden, das dauert schon mal mindestens ein
Jahr. Man muß auch einsehen, dass man in einer Therapie nicht einfach so schnell mal was lernt, inneres Wachstum
braucht wirklich Jahre, hält dann aber auch,was es verspricht. Ich habe selber nach der analytischen Einzeltherapie
zu meinem (männlichen) Therapeuten bildhaft gesagt:" In der analytischen Therapie lernt man kleine Brötchen backen, aber auch die kann man essen".

So, enough for today

Liebe Grüße Marina2
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LadyGodiva
Beitrag 18.Dec.2010 - 20:30
Beitrag #20


Strøse
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ZITAT
Die Psychiatrie ist doch nur auf eine möglichst schnelle, oberflächliche Stabilisierung aus. So einfach und so schnell geht es aber nicht, wenn man dauernde Beschwerde-freiheit möchte.

Ganz gewiss. (IMG:style_emoticons/default/sleep.gif)

ZITAT
Seriös wird es erst mit einer zumindest tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie, und dazu braucht es erst einmal Geduld, bis man einen Therapeuten/in gefunden hat, die ihr Geld auch wert sind.


Marina - dass gerade diese Therapieform nach meinem Kenntnisstand eine der eher umstrittenen im beschriebenen Krankheitsbild darstellt, veranlasst mich doch kurz, eine kleine Lanze für ein mir ansonsten recht fremdes Fach zu brechen:
Depressionen gehören sich nach meinem Dafürhalten zunächst grundlegend ärztlich diagnostiziert - und im Anschluss daran adäquat behandelt, nach Schweregrad und Compliance. Und die Therapientscheidung treffen nur Patient und behandelnder Arzt gemeinsam; ich nenne es mal "Meinungsmache" über den Daumen - halte ich gerade in dem Bereich, wo es so große Hemmschwellen der Inanspruchnahme gibt, für recht kontraproduktiv oder im Einzelfall für unverantwortlich.
Ganz in deinem Sinne (IMG:style_emoticons/default/wink2.gif) übrigens: es geht um die individuelle Bedürftigkeit.

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