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> Daniela Schenk - Julia und Satine, Rezension
regenbogen
Beitrag 27.Oct.2004 - 19:47
Beitrag #1


a.D.
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Julia und Satine
von Daniela Schenk
Broschiert - Ulrike Helmer Verlag
Erscheinungsdatum: Oktober 2004
ISBN: 3897411539
EUR 14,95


Amazon-Kurzbeschreibung: Inselferien. Sonnenstrand. Hier entspannt Julia, die sich vom Rechtsstreit mit ihrem Exgatten erholt, soweit ihre zwei Töchter und die exzentrische Herzensfreudin Berthe das zulassen. Und dort ruht Satine, deren Geliebte soeben einen Mann geheiratet hat … Julias Orientierungssinn ist ein Witz, ihre Leidenschaft für Kinderkunst groß und ihr Interesse an Sex auf dem Nullpunkt. Satines Politisieren in romantischen Momenten ist legendär und ihre Schwäche für Heteras fatal, vor allem wenn eine rotblonde, heterosexuelle Julia über ihre Füße fällt. Eine Fischvergiftung, eine Fotositzung und einen Reifenwechsel später sind die Frauen sich trotzdem näher gekommen, wofür nicht zuletzt das gewitzte Töchtergespann und Berthe gesorgt haben. Dann tut Julia etwas, was sie gewiss nicht vorhatte und was eine Menge delikater Fragen aufwirbelt: Entstammt Julia der Antimaterie? Warum ist ein Reifenwechsel berauschend? Wieso verweigert sich Satine einem süßen Kuss? Und wann wird Julia das Wort L-e-s-b-e aussprechen können?

Ein herzerfrischendes und lebensprall lakonisches Buch über zwei Frauen, die das Glück haben, das zu bekommen, was sie nie gewollt haben.



regenbogen:
Satine ist es gewohnt, dass man sie auf ihren ungewöhnlichen Vornamen anspricht. Ihr Vater war seinerzeit Stoffhändler, sein Auto voll mit Stoffballen, als auf dem Weg ins Krankenhaus die Geburt bei ihrer Mutter einsetzte. So kam die kleine Tochter auf wallenden Lagen glutroten Satins zur Welt und erhielt seinen Namen.

Satine hat sich geschworen, nie wieder etwas mit einer Hetera anzufangen. Denn ihre letzte Erfahrung schmerzt noch immer, und das Buchcover zeigt anschaulich, was Heteras für Satine sind: Haie, die mit scharfen Zähnen nach ihren attraktiven Beinen schnappen.

Julia ist geschieden und hat zwei süße Töchter. An Männern ist sie derzeit nicht interessiert und an Frauen schon gar nicht. Dennoch kommt es, wie es kommen muss: Im Urlaub lernen sich Satine und Julia kennen und kommen sich näher.
Vor dem Happyend muss Julia zuerst ihre internalisierte Homophobie, Satine ihre Heteraphobie bewältigen. Doch am Ende kriegen sie sich. Das darf verraten werden, denn das Buch ist nicht tiefgründig genug, um einen anderen Schluss zuzulassen.

Bis es so weit ist, finden sich einige nette Einfälle, die aber leider für einen Spannungsbogen über 300 Seiten nicht ausreichen. Julia liebt Kinderzeichnungen und verläuft sich dauernd; Satine redet, wenn sie nervös ist, nur noch über Politik, obwohl sie nicht viel davon versteht. Julias Töchter sorgen für erfrischenden Kindermund und lauschen begeistert Satines Gute-Nacht-Geschichten; Julias beste Freundin Berthe ist für esoterische Eskapaden gut.

Ein paar Dinge heben das Buch zum Glück dennoch vom Einheitsbrei à la Hera Lind ab. Die Erzählperspektive wechselt von Kapitel zu Kapitel zwischen Satine als Ich-Erzählerin und Julia in der dritten Person. Das tut dem Spannungsbogen zwar nicht gut, sorgt aber inhaltlich wie sprachlich für Abwechslung. Allerdings wäre es nicht nötig gewesen, den einzelnen Kapitel den Namen der jeweiligen Hauptperson voranzustellen; so viel Intelligenz wäre der Leserin zuzutrauen gewesen. Die aufmerksame Leserin freut sich schließlich auch an den mit großer Sorgfalt ausgesuchten Aphorismen oder kleinen Gedichten, die jedes Kapitel thematisch einleiten, von Rilke über Ingeborg Bachmann zu Rose Ausländer.

Erfreulich ist letztlich auch, dass hier eine Berner Autorin zu Wort kommt, deren Sprache selbst im hessischen Ulrike Helmer Verlag schweizerisch bleiben darf. Einige im deutschsprachigen Ausland allzu fremd tönenden Helvetismen wurden ansatzweise neutralisiert, aber Lesben gehen in den "Ausgang", und Schränke bleiben "Kästen".

Da wäre es nur logisch gewesen, auch der Welschschweizerin Satine einige sprachliche Eigenarten zu belassen. Doch da 'at es sich die Autorin zu leicht gemacht - dank ihrer Berliner Mutter spricht Satine perfektes Deutsch, und das fehlende "h" ist ihr einziges 'andicap, das in ihren ansonsten 'öchst korrekt gebildeten Sätzen aufgesetzt wirkt.

Insgesamt ist "Julia und Satine" ein Schmöker, der sich im Urlaub oder in der U-Bahn locker weglesen lässt. Nicht gerade Zeitverschwendung, aber sicher auch keine neue Offenbarung der Lesbenliteratur. Schade. Die Schweizer Lesbenszene hat bestimmt noch Besseres zu bieten.
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missnofear
Beitrag 21.Nov.2004 - 18:16
Beitrag #2


Gemüseputzi
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Hach, Regenbogen, deine Kritik hat mich nun doch dazu animiert, meinen ersten Beitrag zu schreiben ;) , denn gäll, so kann man diesen nun doch nicht stehen lassen und unkommentiert schon gar nicht :D
Und immerhin schaffst du es, dass ich mich selbst bzgl. meiner Urteilsfähigkeit von 'guter' und 'schlechter' Literatur hinterfrage bzw. der Grenze zwischen 'sehr unterhaltsam' und 'nicht so sehr unterhaltsam' - und das bringt mich schon etwas aus dem Gleichgewicht...

Natürlich ist das Buch keine Offenbarung der Lesbenliteratur, hier muss ich dir recht geben, denn die witzigsten Szenen betreffen meist die Ereignisse mit den Kindern. Diese fand ich humorvoll geschrieben und meist zum totlachen, ehrlich. Lange ist's her, dass ich bei einem Buch so oft laut herausgelacht habe! Nur schon alleine deshalb hat es für mich einen hohen Unterhaltungswert - damit liege ich wohl ziemlich diametral zu deiner Meinung (soll ja vorkommen *zwinker*), denn ich finde es weit mehr als nur 'nicht gerade Zeitverschwendung': nämlich überhaupt keine! :rolleyes: (oder wäre 'weit mehr' = 'gut investierte'?? :wacko: )

Grundsätzlich stehe ich ja verschiedenen Erzählperspektiven immer kritisch gegenüber, meist fühl ich mich dabei mehr herausgefordert als mir lieb ist (bei Büchern, wohlgemerkt, von denen ich unterhalten werden möchte) - bisher hatte ich das nie auf meine Intelligenz zurückgeführt, du bringst mich jetzt aber schon etwas ins Grübeln! Denn ich fand es nett, dass wenigstens die Kapitel entsprechend überschrieben wurden - da wusste ich doch gleich zu Beginn, auf was ich mich auf den nächsten Seiten einlasse... :lol:
Und natürlich: die Schweizer Lesbenszene hat möglicherweise noch Besseres zu bieten, mit Bestimmtheit mag ich das nicht sagen *gg* - ob dies dann allerdings auch ähnlich unterhaltsam ist?

In diesem Sinne...
Herzliche Grüsse :wavey:
missnofear, die sich jetzt mal um ihr Gleichgewicht und ihre Intelligenz kümmert :käse:



PS: Falls irgendwelche Verdachtsmomente aufkommen sollten: Ich kenne weder die Autorin noch eine nahe oder entfernte gute und/oder beste Freundin/Bekannte oder was auch immer (Männer sind mitgemeint) von ihr und habe das Buch auch nicht sogleich als 'schweizerisch = muss ich unbedingt lesen' erkannt und von Kantönligeist kann sowieso keine Rede sein! *Hugh*

Der Beitrag wurde von missnofear bearbeitet: 21.Nov.2004 - 18:20
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regenbogen
Beitrag 21.Nov.2004 - 18:39
Beitrag #3


a.D.
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QUOTE (missnofear @ 21.Nov.2004 - 18:16)
Hach, Regenbogen, deine Kritik hat mich nun doch dazu animiert, meinen ersten Beitrag zu schreiben ;) , denn gäll, so kann man diesen nun doch nicht stehen lassen und unkommentiert schon gar nicht :D

prima, endlich sagt mal jemand was! :D

(und wenn dich das zum ersten Posting animiert hat, liebe miss, umso besser! :))

QUOTE
damit liege ich wohl ziemlich diametral zu deiner Meinung (soll ja vorkommen *zwinker*)

macht doch nix, Meinungen sind zum Widersprechen da ;)

QUOTE
Grundsätzlich stehe ich ja verschiedenen Erzählperspektiven immer kritisch gegenüber, meist fühl ich mich dabei mehr herausgefordert als mir lieb ist (bei Büchern, wohlgemerkt, von denen ich unterhalten werden möchte)

Das kann ich gut nachvollziehen! Ich hab erst neulich einen Roman gelesen, bei dem anfangs nicht die Perspektive, aber die Zeit ständig wechselte (Tom Liehr, Radio Nights, ansonsten sehr empfehlenswert) - das hat mich extrem irritiert, zumal es da nicht so klar war wie hier, in welcher Zeit man sich jeweils befand. :wacko:

QUOTE
Und natürlich: die Schweizer Lesbenszene hat möglicherweise noch Besseres zu bieten, mit Bestimmtheit mag ich das nicht sagen *gg*

Wenn du sonstige Empfehlungen hast - immer her damit!

QUOTE
und von Kantönligeist kann sowieso keine Rede sein!

na, ob ich dir das glaube? :rolleyes:
*winkt mal einmal quer durch die Schweiz* :wavey:
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Pippilotta
Beitrag 15.Jan.2006 - 20:16
Beitrag #4


*kunterbunt*
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ich krame mal gerade ein bißchen in alten Beitragen... :roetel:

Also mir hat das Buch zwei nette Abende beschert. Ich fand es jetzt nicht sonderlich literarisch ansprechend (aber das ist doch auch immer Definitionssache) aber generell war es nett zu lesen (und schnell).

Und von der Geschichte und dem Erzählstil her empfand ich es als recht angenehm und flüssig. :)
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