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> Es war ein weiter Weg, aber morgen wird sich in der, evangelischen Kirche Deutschlands Historisches ereignen.
Endlich eine Frau im höchsten Kirchenamt der EKD
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sonnenstrahl
Beitrag 25.Feb.2010 - 19:46
Beitrag #41


verboden vrucht
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@ Freedom:

Ich hatte auch den Eindruck, sie mache ihren Job gerne, bzw. besser gesagt: Mit Leidenschaft und Überzeugung. Und sähe überdies mehr als einen Job darin: Eine Berufung.
Viele Menschen tun das, was sie leider nicht davor schützt, allmählich an den Rahmenbedingungen und Begleitumständen zu zerbrechen, solange sie sich selbst hintenanstellen.
Oft ist der Idealismus der Letzte, der das Schiff in Not verlässt, während die restliche Crew, z.B. der angeschlagene Körper, schon in den Seilen hängt bzw. in den Rettungsbooten sitzt, und das Unterbewusstsein eine Signalrakete nach der nächsten abfeuert.

Hast du dir mal ihr Gesicht genau angekuckt? Siehst du hier die Ringe unter ihren Augen, den müden, traurigen Blick? Oder hier? Oder hier? Oder hier? Siehst du, wie blass die Frau unter ihrer Schminke ist?

Ja, auch das ist "normal", so sehen viele aus, die sich drangeben.

Allerdings frage ich mich, wenn ich solche Fotos sehe, nicht mehr, warum diese Menschen "plötzlich" nicht mehr die Kraft und den Mut haben, weiteres Beschossenwerden, Durchhalten, Zähnezusammenbeißen durchzustehen ...

Und ich denke, bis es jemandem, der das Handtuch geworfen hat, tatsächlich subjektiv besser geht, und er oder sie seine/ihre ureigenen Grenzen wirklich in vollem Umfang zu erkennen und wahrzunehmen in der Lage ist, nachdem er zuvor jahrelang durchgepowert hat, kann es unter Umständen ein Weilchen dauern. Solange das Blitzlichtgewitter und das Medienspektakel anhält, ist wahrscheinlich noch längst nicht daran zu denken ... Geschweige denn zu fühlen.

Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 25.Feb.2010 - 19:54
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Lucia Brown
Beitrag 25.Feb.2010 - 19:59
Beitrag #42


- keep it up you go girl -
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ZITAT(sonnenstrahl @ 25.Feb.2010 - 15:00) *
Der Schluss, der sich - für mich nicht weiter überraschend - daraus ergibt, lautet: Wer Mensch bleiben will, wird nicht lange in der Politik, auch nicht lange in der Kirchenpolitik, bleiben können, ohne seelischen und körperlichen Schaden zu nehmen.
Und das ist es, was ich richtig erschreckend, bitter und beklemmend finde, denn es zeigt, dass dieses System, in dem wir leben, letztlich nicht für Menschen gemacht ist.


Bevor ich meine Gedanke dazu aufschreibe... zunächst eine Frage.

Was ist Mensch-Sein für dich?
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sonnenstrahl
Beitrag 25.Feb.2010 - 20:39
Beitrag #43


verboden vrucht
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Och, Lucia, nur so eine niedliche, schnell zu beantwortende Frage (IMG:style_emoticons/default/biggrin.gif) ?

Ich mach´s bewusst kurz, weil ich heute abend noch Anderes vorhabe:

Menschsein bedeutet auf jeden Fall schonmal nicht zwangsläufig, zu funktionieren, und immer weiter zu funktionieren. Auch nicht für eine "gute Sache".

Und es hat - für mich - auch sehr viel mit spüren, wahrnehmen, sinnlich erfahren, sich in möglichst vielen Facetten ausdrücken dürfen zu tun. Vielleicht sogar mit: Narr sein dürfen, über die eigenen Schuhe stolpern, komische Töne machen, auf einem Bein hüpfen, ... verrückt sein. All das, wodurch eine öffentliche Person zu einer Person wird, die kaum noch jemand ernst nimmt. Zu einer Person, über die "man" den Kopf schüttelt.
Meine persönliche und berufliche Erfahrung ist: Wer damit aufhört/wer das zu sehr reduziert, wird über kurz oder lang krank - was ich als Signal dafür auffasse, dass etwas (wieder) gelebt werden will, was derzeit zugunsten von Anderem, als wichtiger Befundenem unter den Tisch fällt. ... Oder er wird zum Zombie.


Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 25.Feb.2010 - 20:41
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Hortensie
Beitrag 25.Feb.2010 - 21:19
Beitrag #44


"Jeck op Sticker"
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@sonnenstrahl: danke für diese antwort.
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Lucia Brown
Beitrag 25.Feb.2010 - 23:15
Beitrag #45


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@ Sonnenstrahl... so niedlich klein war meine Frage wohl doch nicht, vor allem weil ich darauf eine starke, wirkungsvolle Antwort bekommen habe und ich nicht ganz verstehe, warum du sie versteckt.

Mensch-Sein hat auch was mit spiritueller kreativer Kraft zu tun. Vielleicht ist dies sogar eine Zusammenfassung deiner Aufzählung. Wenn Alkohol ins Leben tritt, dann stirbt diese spirituelle Kraft. Der Rücktritt war für Frau Käßmann lebensnotwendig. Wobei ich das aus der Ferne nicht wirklich alles beurteilen kann. Wir werden nie wirklich erfahren was da los war in der Nacht und was in ihr vorging und jetzt vorgeht. Ich hoffe nur, dass sie ihre spirituelle Kraft, ohne Alkohol, wieder findet.

Lg

Luca Brown
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blue_moon
Beitrag 25.Feb.2010 - 23:34
Beitrag #46


strösen macht blau!
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ich bin schon immer erstaunt, was hier so an ferndiagnosen alles möglich ist. (IMG:style_emoticons/default/rolleyes.gif)
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McLeod
Beitrag 26.Feb.2010 - 09:46
Beitrag #47


mensch.
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ZITAT(freedom @ 24.Feb.2010 - 23:04) *
Wenn jeder, der mit Alkohol im Blut von der Polizei gefasst seinen Job aufgibt, dann können wir bald alle Hartz4ler austauschen:-)))


Vielleicht wäre es weniger polemisch und griffig, anzuerkennen, dass Margot Käßmann ihren Job als Pastorin ganz und gar nicht aufgegeben hat und dort weiterhin Verantwortung übernimmt - sie hat Zusatzämter aufgegeben, die ihr wegen besonderer Qualitäten (u.a. Gradlinigkeit und Vertreten moralischer Gegenpositionen zu Afghanistaneinsatz, "Sozial"politik und auch Autofahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss) *verliehen* wurden.

Findet McLeod und findet, diese Feinheiten sind wichtig
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Ilymo
Beitrag 26.Feb.2010 - 10:11
Beitrag #48


Bør opbevares under vandet
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Als ich freedoms Beitrag las, dachte ich :"Da haben wir den Salat." Denn genau das war meine Befürchtung, dass es Leute geben würde, die ihr mit ihrem Rücktritt Feigheit und ein Sich-nicht-der-Schimpfe-stellen-wollen unterstellen würden. Dabei denke ich, dass ich in vergleichbarer Situation ebenso gehandelt hätte. Die eingebrockte Suppe auslöffeln bis zum letzten Tropfen, sei sie auch noch so versalzen, statt den Teller heimlich zu entsorgen und zu warten, wann wieder etwas anderes auf der Karte steht.
Was mich halt bis zur Verzweiflung und zu Tränen geärgert hat, war nicht die Tatsache, dass sie zu tief ins Glas geschaut hat, sondern, dass sie sich nicht nur wissend um ihre potentiell todbringende Wirkung auf andere Beteiligte ans Steuer setzte, nein, es war die unheimliche Brisanz, die bei ihrem Tun speziell in ihrer Person und Position liegen und die sie einfach außer Acht gelassen hat. Sie ist die erste Frau, die überhaupt in einer Religionsgemeinschaft eine solche Position erreicht hat. Im Namen von Religionen werden Frauen immer noch nicht ernst genommen, unterdrückt, verstümmelt, getötet. Die Reaktion der Orthodoxie auf ihre Wahl war ja bezeichnend. Natürlich zermürbt all sowas. Aber war ihr das denn nicht klar, als sie das Amt antrat? Es ist eben leider immer noch so, dass Frauen, um eine vergleichbare Position wie Männer innehaben zu können, zehnmal besser als diese sein müssen, ob man das nun gut findet oder nicht. Und es bedarf immer wieder mutiger Frauen (die sie ja ist) dies durchzustehen und die "Sache der Frauen" voran zu bringen. Was hat sie nun erreicht? Die Allgemeinheit denkt nicht, dass sie mutig und erhobenen Hauptes zu ihrer Verfehlung steht, nicht zuletzt dank der aufopferungsvollen Berichterstattung der Medien. Erzkatholische Sender wie R*L beispielsweise, die in pseudojournalistischen Magazinen alles genüsslich breit walzen und "Tests" veranstalten, wie viel man denn saufen muss, um so dun zu werden, dass man 1,5 Promille ins Blut kriegt. Dort hat man sich sicher auf die Schenkel gehauen und die Hüte in die Luft geworfen, gab es doch endlich etwas, um von diesem leidigen Geflenne wegen der immer neuen Missbrauchsfälle innerhalb der katholischen Kirche abzulenken.
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Hortensie
Beitrag 26.Feb.2010 - 11:07
Beitrag #49


"Jeck op Sticker"
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ZITAT(McLeod @ 26.Feb.2010 - 09:46) *
ZITAT(freedom @ 24.Feb.2010 - 23:04) *
Wenn jeder, der mit Alkohol im Blut von der Polizei gefasst seinen Job aufgibt, dann können wir bald alle Hartz4ler austauschen:-)))


Vielleicht wäre es weniger polemisch und griffig, anzuerkennen, dass Margot Käßmann ihren Job als Pastorin ganz und gar nicht aufgegeben hat und dort weiterhin Verantwortung übernimmt - sie hat Zusatzämter aufgegeben, die ihr wegen besonderer Qualitäten (u.a. Gradlinigkeit und Vertreten moralischer Gegenpositionen zu Afghanistaneinsatz, "Sozial"politik und auch Autofahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss) *verliehen* wurden.

Findet McLeod und findet, diese Feinheiten sind wichtig


Vielen Dank für den Verweis auf die Feinheiten.
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svan
Beitrag 28.Feb.2010 - 18:59
Beitrag #50


Gut durch
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Danke Mek, für deinen Hinweis auf den RP-Artikel- ich finde der zeigt sehr gut das Dilemma, in dem Frau Dr. Käßmann die die ganze Zeit stand und den ungeheuren Druck, unter dem sie stand und steht.
Ich hatte grade eine größere Diskussion mit einigen Frauen, wo wir gemeinsam laut über die Frage nachgedacht haben, was es bedeutet lesbisch zu leben in dieser Gesellschaft und wie das Patriarchat uns zwingt, entweder "unweiblich" zu sein, wenn wir Karriere machen wollen oder eben als Frau keine Karriere zu machen...
was es bedeutet, als Frau in einer patriarchalischen Gesellschaft zu leben und dass frau dann eben extrem konfliktfähig sein muss und jede Menge Kritik und Vernichtungskritik zu hören bekommt, wenn sie nicht Mainstream klein und nett ist und sich den Männern unterordnet-
ohne dass ich irgendwas über ihre Ehe weiß, dachte ich mir sowieso, dass die nicht ewig halten kann, weil es in aller Regel so ist, dass Männer es nicht ertragen, wenn ihre Frauen auf der Überholspur Karriere machen, während sie selbst eben keine Karriere machen.
Ich finde es sehr, sehr schade, dass Frau Käßmann zurücktritt, denn ich finde, sie ist eine echte tolle Bereicherung der Kirche gewesen und hat viel wirklich gute und wichtige Impulse gegeben, die ein Mann eben nicht so gegeben hat und auch nicht sagen wird.
Die Frage, die ich mir auch stellte, war, wie es kommt, dass sie derart viel getrunken hat- mit so einem Alkoholgehalt kann niemand normalerweise fahren und ob sie vielleicht da versucht hat den Druck zu kompensieren? Was soll sie schließlich machen, wenn sie ständig unter Druck steht und keinen zu Hause hat an dessen Schulter sie sich mal anlehnen kann und schwach sein darf?
So einen Job kann man nur machen, wenn zu Hause alles okay ist und jemand hinter einem steht und einen immer wieder aufbaut- und das haben Karrierefrauen in aller aller Regel nicht....
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mek63
Beitrag 28.Feb.2010 - 19:40
Beitrag #51


Moornixes Schwester
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das weiß ich nicht, dafür kenne ich zuwenig "karrierefrauen".
ich denke, der rücktritt war die einzige möglichkeit für frau käßmann, ansonsten würde alles, was sie in zukunft sagen würde, einen bitteren beigeschmack haben.
und so, wie ich sie als vorgesetzte erlebt habe, ist sie eben konsequent, gerade mit sich und ihrem verhalten.
schade für unsere kirche, sie hat ihren starken motor verloren, alles andere was an bischöfInnen und landesbischöfInnen in niedersachsen kommen wird, sind lediglich "austauschmaschinen".
für frau käßmann wird es bestimmt nicht leicht werden, aber sie ist die frau, die die arbeit an der basis immer gestärkt hat, und somit kann sie dort vielleicht auch vieles erreichen, ich wünsche es ihr und uns. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)
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sonnenstrahl
Beitrag 01.Mar.2010 - 09:40
Beitrag #52


verboden vrucht
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ZITAT(Lucia Brown @ 25.Feb.2010 - 23:15) *
@ Sonnenstrahl... so niedlich klein war meine Frage wohl doch nicht, vor allem weil ich darauf eine starke, wirkungsvolle Antwort bekommen habe und ich nicht ganz verstehe, warum du sie versteckt.


@ Lucia: Kann es sein, dass du die wohlgesonnene Ironie in meiner Antwort nicht herausgelesen hast?
Die Frage "Was ist Leben für dich?" ist in meinen Augen eine der größten, die mensch einem anderen Menschen stellen kann.

Meinst du mit Verstecken das Grau, das ich gewählt habe? Wenn ja: Wir sind hier eindeutig OT, deswegen.
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Lucia Brown
Beitrag 01.Mar.2010 - 10:12
Beitrag #53


- keep it up you go girl -
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@ Sonnenstrahl - ich habe dich wohl nicht verstanden. Danke für die Erklärung.
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sja
Beitrag 01.Mar.2010 - 20:37
Beitrag #54


Gut durch
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Sicher hat die evangelische Kirche in Deutschland durch den Rücktritt von Margot Käßmann ein in den letzten Jahren sehr wichtiges Gesicht verloren. Aber die Stärke und das Geheimnis des Erfolges von Margot Käßmann war immer Ihre Authentizität und es hätte nicht zu ihr gepasst. Nach der Alkoholfahrt im Amt zu bleiben und es auszusitzen. Sicher hat sie in gewissern Weise durch die Alkoholfahrt, die keineswegs entschuldbar und klein zu reden ist, an Respekt verloren. Aber gerade weil sie die Konsequenzen zieht und sich aus den hohen Ämtern zurück zieht gehört ihr erheblich größerer Respekt als allen wirklich feigen Herren und Damen die eben die Verantwortung für ihr falsches Handeln nicht übernehmen und es "einfach" aussitzen.

Als Pfarrerin bleibt Margot Käßmann der Kirche ja glücklicherweise erhalten. Und ich hoffe sie wird auch als solche immer wieder ihre Meinung deutlich wie bisher äußern. Den auch ohne "höheres Amt" als ehemalige EKD-Vorsitzende und Landesbischöfin hat sie immer noch wesentlich mehr Gehör als jeder Dorfpfarrer.

Es hätte für mich nicht zu Margot Käßmann gepasst nach der entdeckten Alkoholfahrt im Amt zu bleiben. Es war für sie der einzig logische und konsequente Schritt, wenn man ihre Entwicklung über längere Zeit verfolgt hat.

Der Menschin Margot Käßmann wünsche ich, dass sie ihre Kraft und Ruhe wieder findet und persönlich gestärkt, wie sie es sagt von Gott aufgefangen daraus hervor gehen mag.
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McLeod
Beitrag 03.Mar.2010 - 10:21
Beitrag #55


mensch.
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ZITAT(mek63 @ 28.Feb.2010 - 19:40) *
und so, wie ich sie als vorgesetzte erlebt habe, ist sie eben konsequent, gerade mit sich und ihrem verhalten.
schade für unsere kirche, sie hat ihren starken motor verloren, alles andere was an bischöfInnen und landesbischöfInnen in niedersachsen kommen wird, sind lediglich "austauschmaschinen".


Hallo mek,

Du sitzt offenbar näher dran, drum schöpfe ich die Hoffnung, dass Du näher / weiter erläutern kannst warum Nachfolgende "austauschmaschinen" sein werden und was Du damit eigentlich meinst? Es interessiert mich.

Und ansonsten habe ich mir die Frage herbeimeditiert, warum es anscheinend nur 2 weit auseinanderliegende Wege zu geben scheint: Aussitzen mit ein paar öffentlichen Entschuldigungen oder Rücktritt. Es ist mal ein Verkehrsminister in den 90ern zurückgetreten, weil er auf Ministeriumsbriefpapier die 1€-großen Plastikchips aus der Fabrik eines Bekannten als pfiffige Erfindung lobte. Dagegen nehmen sich jüngere Geliebte und unehelicher Nachwuchs oder Foto + Sprechzeit gegen Sponsoring oder kostenfreies Upgrade von der Touristen- in die Businessklasse beim Familienurlaub eigentlich als fegefeuertaugliche Todsünden aus. Aber in der politischen Welt, in der mittlerweile allwöchentliche Umfrageergebnisse als Erfolgsmesser herhalten sollen und sich die Karriereneider gegenseitig mit Freuden von den Thrönen stoßen sind die Felle wohl dicker geworden. Auch unsere, vermute ich. Ich jedenfalls schalte nur noch weg, wenn sich in "Talk"-Shows Schreihälse gegenseitig ins Wort fallen und mehr als die Hälfte der Zeit mindestens zwei, eher drei Personen gleichzeitig "sprechen". Zumal Fragen kaum noch beantwortet werden, sondern oftmals druckreif vorformulierte Standpunkte gebetsmühlenartig wiederholt werden, ob sie zur Frage passen oder nicht. Bei 3nach9, einer der übriggebliebenen Sprech- und Zuhörrunden, ist letzte Woche Giovanni di Lorenzo an Silvana Koch-Mehrin verzweifelt: "Ich bin ratlos, ob ich von Ihnen jemals die Frage beantwortet bekomme, die ich Ihnen schon dreimal gestellt habe. Mir würde es auch reichen, wenn Sie kurz sagen, dass Sie nicht darauf eingehen und warum."...

Ich weiß nicht, ob sich PR-Berater/innen wirklich ernsthaft die Hände reiben, wenn auf diesem Wege unbequeme Fragen ausgesessen werden - wenn die Journalisti/inn/en entsprechend nachhaken, fällt der "Trick" spätestens jeder/jedem auf. Insofern weiß ich auch nicht, ob in dieser "Kultur" der Medien (inklusive Billigberichten über "Wieviel Bier macht 1,5 Promille und wie sehr schwanke ich dann?") und der Selbstdarstellung der Gesellschaftsverantwortlichen in den Medien ein dritter Weg oder Mittelwege möglich sind. Margot Käßmann hat auch ganz klar gesagt, dass sie Schaden für das Amt / die Ämter durch einen Teil der Medienreaktionen sieht - nicht (nur) für sich als Person.

Und da ist mit "Feigheit" meines Erachtens am Thema vorbei geschrieben. Klar, es möge einigen vielleicht feige vorkommen, dass sie sich nicht erklärt, dass sie nicht offenbart, wer mit ihr im Auto gesessen haben mag (BLUT berichtete). Aber der Rücktritt von den Ämtern war das nicht. Und wieder frage ich mich, ob es Alternativen gegeben hätte. Ob sie sich moralische Absolution hätte erarbeiten können - der EKD-Rat hatte sich bereits hinter sie gestellt. Natürlich wäre ihre Position für lange Zeit nicht mehr so stark gewesen, wer stellt die Frage, ob sie dann immer noch "stark genug" gewesen wäre oder "stärker", als die Position, die nun die Nachfolgenden einnehmen können?

Und zu guter Letzt frage ich mich natürlich, warum es nicht mehr Menschen gibt, wie Margot Käßmann: den Menschen zugewandt, gut verständlich, voller Energie, (mit-)menschlich. Oder wenn es sie gibt, warum sie in kleineren Kreisen wirken und die großen Anderen überlassen (oder dort nicht hineingelassen werden?)?

McGrübel grüßt
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Bilana
Beitrag 14.Mar.2010 - 22:52
Beitrag #56


Capparis spinosa
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QUOTE
Meine Vermutung ist:
Margot Käßmann ist (nicht zum ersten Mal) an die seelische und körperliche Grenze gestoßen, an die jeder (nicht nur politisch) engagierte Mensch früher oder später stößt. Ich schätze, sie war aufmerksam genug, ihre Grenze zu spüren. Aber sie hat sich ihren Idealen und den Menschen verpflichtet gefühlt, hat versucht, weiterzumachen, so, wie es viele tun. Ihr Inneres wird wieder und wieder aufgemuckt haben. Hat ihr vielleicht Symptome geschickt wie Migräne oder Schlafstörungen oder blanke Erschöpfung. Sie wird versucht haben, es auszugleichen, und auch auszutricksen. Auch zu betäuben, denn wozu sonst ist Alkohol da? Der Ausgleich war nicht herstellbar. Und dann hat ihre Seele für einen dicken Stolperstein gesorgt. Sie ist gestolpert. - Und zieht nun die Konsequenz nicht nur für ihr Amt und den Ruf der Institution, für die sie stand, sondern auch für sich: Wenn mir so etwas passiert, wenn ich dermaßen wachgerüttelt werden muss, dann ist es höchste Zeit, innezuhalten. Wirklich innezuhalten, nicht nur taktisch und medienwirksam zu pausieren. Schluss mit Aufopfern. Zeit, sich selbst wiederzufinden.

Sehe ich ganz genau so. Mir war auch klar, sie würde zurück treten, gehofft hatte ich denoch etwas anderes. Ich habe mir gewünscht, das sie sich eine Auszeit nimmt, ja um zu sich zu finden, sich zu erholen, aber um dann auch mit einer neuen Einstellung wiederzukommen. Ich hätte mir gewünscht sie wäre ein Vorbild zum Thema Umgang mit Leistung. Denn abgesehen von dem Druck unter dem sie einfach wegen ihres frau seins im Amt und wegen der Afghanistan-Geschichte stand, ist sie vielleicht auch Opfer der Leistungsgesellschaft, die von solchen menschen Alles verlangt und Unfehlbarkeit. Eine Gesellschaft, die auch im Kleinen von menschen alles und das ist zu viel verlangt und Perfektion, Unfehlbarkeit. Dieses Konsequent sein, keine Fehler amchen dürfen, das kann nicht ewig gut gehen.
ich hätte mir gewünscht, sie sagt: Hier bin ich wieder, ich mache meine Arbeit und ich mache sie gut, aber ich bin auch nur ein mensch und deswegen streue ich mir nicht ständig Asche aufs Haupt.
Denn wenn jeder hauptsächlich nur sich findet, dann gäbe es Persönlichkeiten wie Margot Käßmann gar nicht, dann würden wir als Gesellschaft kaum voran kommen. Es muss doch zwischen sich aufopfern und nur um die eigene Achse rotieren auch noch was anderes geben.
Eine Balance wäre schön gewesen.
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shark
Beitrag 15.Mar.2010 - 20:57
Beitrag #57


Strösenschusselhai
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Ich muss im Zusammenhang mit dieser Geschichte immer an den Bürgermeister der Stadt denken, in der ich lebe - der hat ziemlich zu Beginn seiner Amtszeit einen ähnlichen Bock geschossen. Hat sich nach einer Fastnachtsveranstaltung betrunken hinters Steuer gesetzt, ist wohl von "Gegnern" verpfiffen worden und die Polizei hat ihn auf dem Heimweg abgefangen und "pusten" lassen.

Keine Rede war davon, dass er von seinem Amt zurücktreten solle - nicht mal bei jenen, die ihn nicht mochten. Es wurde auf seine Kosten gelästert, er war während der Zeit seiner Führerscheinsperre zwar reichlich Spott ausgesetzt, man hat den Kopf über ihn geschüttelt - aber das wars auch schon.

Mir war klar, dass Kässmann zurücktreten würde - und obzwar ich mit der Kirche nix am Hut habe, schätze ich sie für diese Konsequenz sehr. Ich hoffe, sie beschämt den einen oder anderen Herrn mit dieser klaren Schuldübernahme ohne jede Beschönigung. Und ich bin sicher, dass sie, wenn sie ihren Führerschein neu erhalten hat, nie wieder betrunken autofahren wird.

Ihr glaub ich das - einigen Anderen würde ich das nicht abnehmen.

shark
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Leila
Beitrag 01.Jun.2010 - 06:58
Beitrag #58


Fürstin Pückler
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...so schnell kann's gehen - mir gefällt diese Vorstellung:

'Frau Dr. Margot Käßmann' Bundespräsidentin

SPD Politiker schlaegt Kaessmann als Nachfolgerin vor

und man kann noch jede Menge zu dem Thema in Google finden.

Bin gespannt, wie sich die Diskussion dazu entwickelt - unabhängig davon, ob sie's machen würde.

Wie ist eure Meinung?
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svan
Beitrag 01.Jun.2010 - 08:11
Beitrag #59


Gut durch
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Hatte ich heute auch schon dran gedacht, hierzu einen Thread zu eröffnen, Leila (IMG:style_emoticons/default/smile.gif) (IMG:style_emoticons/default/icon4.gif)
Mir würde es gefallen, wenn Frau Dr. Käsmann das machen würde.

Der Beitrag wurde von svan bearbeitet: 01.Jun.2010 - 08:12
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blue_moon
Beitrag 01.Jun.2010 - 08:19
Beitrag #60


strösen macht blau!
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es gibt dazu schon die ersten umfragen im internet. hier z.b. - und die financial times deutschland steht sicher nicht im ruf, linkslastig zu sein. (IMG:style_emoticons/default/biggrin.gif)

ich fürchte ja, der rücktritt liegt noch nicht lang genug zurück. trotzdem gefällt mir der gedanke.
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