lesben in der schule, problem im beruf? |
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lesben in der schule, problem im beruf? |
02.May.2008 - 22:28
Beitrag
#41
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ausgewilderte Großstadtpflanze Gruppe: Members Beiträge: 2.096 Userin seit: 24.10.2007 Userinnen-Nr.: 5.165 |
Ich bin Grundschullehramtsreferendarin und stehe kurz vor dem 2. Staatsexamen.
Ich habe bereits während des Studiums eine eingetragene Lebenspartnerschaft geschlossen, die ich auch bei der Bewerbung in meinem Lebenslauf angegeben habe. Ein Referendariatsplatz wurde mir deswegen also schon mal nicht verweigert. Auf eine Verbeamtung brauche ich hier in Berlin ohnehin nicht zu hoffen - als Sparmaßnahme werden hier LehrerInnen generell nur noch als Angestellte neu eingestellt. Vor meiner "Ehe" habe ich natürlich auch über mögliche Folgen meiner Offenheit nachgedacht, was mir (neben meiner Prioritätenliste: um keinen Preis der Welt werde ich wieder in den Schrank kriechen oder meine Beziehung verstecken) den Rücken gestärkt hat, war zum Beispiel die Berliner Ausführungsvorschrift für die Sexualerziehung (klick hier - frau beachte Seite 7). Hierin sind Grundsätze verankert, die letztlich durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz nahegelegt werden, das eine EU( ! ) -Richtlinie umsetzt, so dass ich mir vorstellen könnte, dass auch andere Bundesländer ähnliche Grundlagen haben müssen. Nun sollte es hier nicht um rechtliche Entscheidungen gehen (sie haben mich aber innerlich gestärkt, deswegen habe ich sie hier angeführt). Schönes Papierchen, leben müssen wir aber in der realen (Schul)welt. Zunächst einmal: Ich halte es zumindest für möglich, dass dein Seminarleiter nicht vorhatte, dir zu verbieten, am CSD teilzunehmen. Es ist ja ein Unterschied, ob ich eben einfach so zum CSD gehe oder betrunken meine "bara bröst" in die nächstbeste Kamera halte. Ich könnte mir nicht vorstellen, in letztgenanntem Fall die Rolle gegenüber einer/m Schüler, einem Elternteil oder wem auch immer aufrecht zu erhalten, die ich für meine Arbeit für notwendig erachte. Genau so wenig wie ich vor SchülerInnen bei rot eine Ampel überqueren, mal eben in "Schlabberklamotten" zum Supermarkt gehen oder eine gestresste Kassiererin anschnauzen wollen würde. Und da ich überall gesehen werden könnte, muss ich eben auch einigermaßen darauf achten, mich in der Öffentlichkeit nicht allzusehr gehen zu lassen. (Mit meiner Freundin Hand in Hand zu laufen fällt für mich aber deutlich nicht unter "gehen lassen"). Vielleicht wollte dein SL ja darauf hinaus und hat einfach ein unangebrachtes, weil misszuverstehendes Beispiel gebracht? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Ich war anfangs sehr überzeugt von meiner potentiellen lesbischen Vorbildrolle, habe mich aber nach Kennenlernen des Schulalltags recht schnell davon verabschiedet. Homosexualität scheint nach meiner Beobachtung nach wie vor ein Tabuthema zu sein, das sehr starke Abwehrhaltungen auslösen kann. Nun denke ich nicht wirklich, mit meinem Lesbischsein viele Menschen überraschen zu können und einige von den "Großen" (5./6.) wissen oder ahnen um meine Homosexualität und bringen das auch recht deutlich zum Ausdruck. Ich habe aber gemerkt, dass ich es erstens doch (noch?) nicht mit meiner Lehrerinnenrolle vereinbaren kann (grundsätzlich: wie viel Privates möchte ich von mir zeigen) und zweitens doch viel zu große Angst vor Unruhe, Autoritätsverlust und vor den Reaktionen der Eltern hätte, mich auch vor den Kindern als lesbisch zu erkennen zu geben. Ich habe aber keine Hemmungen, Aufklärung zu betreiben, wenn Kinder "schwul" oder (seltener auch mal) "lesbisch" als Schimpfwort gebrauchen. Viele meiner Kolleginnen wissen aber Bescheid, die Schulleitung auch und meine SeminarleiterInnen z.T. auch - je nachdem, wo es sich ergeben hat. Und davon würde ich mich auch zukünftig nicht abbringen lassen. Wenn in Bewerbungsgesprächen die Rede auf meine Homosexualität kommen sollte, wäre ich da selbstverständlich ehrlich. Wenn es deswegen mal Ärger geben sollte (z.B. mit Eltern), möchte ich, dass ich vorher abschätzen kann, mit wie viel Rückendeckung seitens der Schulleitung ich rechnen kann. Und irgendeine Gelegenheit jenseits von "Guten Tag, ich heiße Frau Sieben. Ich bin lesbisch." ergibt sich dazu immer, denke ich. Ich lebe in einem Bundesland mit einem schwulen Oberbürgermeister. Und ich verlasse mich (blauäugig?) auf meine im AGG verankerten Rechte. Ob die auch für Beamte gelten, weiß ich nicht. Und ob die in deinem Bundesland gelten, edelbratschi, weiß ich auch nicht. Aber ich würde mich von diesem SL nicht verrückt machen lassen - wenn's ganz schlimm wird, vielleicht kannst du ihn wechseln? - aber warte erst mal ab! Und mir auferlegen lassen, meine Liebste in der Öffentlichkeit nicht mehr anzufassen, würde ich auch nicht (ok, vor einigen Schülern hätte ich da schon Hemmungen, aber mein Arbeitgeber dürfte mich ruhig so sehen). Ob ich in der Hinsicht etwas naiv bin, weiß ich nicht, aber ich habe - von Ausbilderseite her - bisher keine negativen Erfahrungen gemacht. Ich wünsche dir alles Gute fürs Referendariat! |
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02.May.2008 - 22:52
Beitrag
#42
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ausgewilderte Großstadtpflanze Gruppe: Members Beiträge: 2.096 Userin seit: 24.10.2007 Userinnen-Nr.: 5.165 |
Mir geht es wie dir. Ich habe, als mich Schüler während des Unterrichts darauf ansprachen, so reagiert, dass ich erst einmal gesagt habe, dass ich mich nach der Stunde dazu äußern werde (*Zeit schind*) und im Anschluss an die Stunde den interessierten Kindern erklärt habe, dass ich grundsätzlich dazu nichts sagen möchte. Es fände es gut, dass sie mich darauf angesprochen hätten und es störe mich auch nicht, für lesbisch gehalten zu werden und wenn sie das Thema interessiere, sei ich gern bereit, außerhalb der Unterrichtszeit zur Verfügung zu stehen, wenn die Schüler sich informieren möchten, aber über mich persönlich würde ich nicht reden wollen. Naja, so in der Art. Die Kinder konnten jedenfalls gut mit meiner Reaktion leben. Es hat seit dem auch keine Anfragen mehr gegeben. |
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03.May.2008 - 08:52
Beitrag
#43
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Filterkaffeetrinkerin Gruppe: Members Beiträge: 22 Userin seit: 20.10.2007 Userinnen-Nr.: 5.148 |
Guten Morgen, PikSieben,
Wie alt waren deine Schüler? Ich mein, die haben das doch nach deiner Antwort auf jeden Fall gerafft, oder? Uff.. ich weiß nicht, ob ich da so cool reagieren könnte. Wobei ich eben meine, dass meine Schüler kaum auf die Idee kommen, mich zu fragen. Die interessierensich einfach nicht so dafür. Und, was noch dazukommt... am Schuljahresanfang haben sie natürlich schon einige Fragen gestellt.. und in einigen Klassen kam die Frage "Haben Sie einen Freund?" - die ich verneint habe, und auch nichts weiter dazu gesagt hatte. Damals war ich mir erst recht noch nicht im Klaren drüber, wie ich damit in der Schule umgehen möchte. lg, Lenie |
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03.May.2008 - 09:02
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Strösenschusselhai Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 |
Mir scheiint vor allem wichtig zu sein, dass sich eine Lehrerin nicht selbst in die Ecke gedrängt fühlt, wenn Anfragen bez. Homosexualität kommen.
Der Spagat zwischen "Homosexualität ist OK und wenn's Euch interessiert, können wir über das Thema sprechen" und "Mein Privatleben geht Euch nichts an" fällt der Einen leichter als der Anderen. Ich bin mit einigen LehrerInnen befreundet... und vor einiger Zeit ist aus zweien dieser Menschen ein Paar geworden - ein heterosexuelles allerdings. Und die beiden vermeiden das Bekanntwerden ihrer Liaison, indem sie sich in der Öffentlichkeit möglichst selten zusammen zeigen und schon garnienicht Händchen-haltend im Ort spazieren gehen. Wollen sie "out" sein, reisen sie dafür nach Freiburg, wo sie niemand kennt. Mir wäre das zu viel... In der Realschule, in der ich bis zum Ende des vergangenen Schuljahres einen Lehrauftrag für Theater innehatte, wussten die Kids und das Kollegium, dass ich lesbisch bin. Ich hatte mich nicht explizit geoutet, aber es ist hier im Städtchen eh bekannt.. Ich hatte nie ein Problem deswegen - weder mit den KollegInnen, noch mit den SchülerInnen. Nachfragen kamen keine - es wurde wahrgenommen und respektiert, dass das Thema "Privatleben der Frau shark" nicht zur Diskussion stand. Aber: hätte es niemand gewusst und ein paar SchülerInnen hätten es vermutet, hätte ich in meiner Antwort sicher auch eher Bezug auf das Thema "Homosexualität" genommen, anstatt mich bei ihnen explizit zu outen. Einfach, weil mein Privatleben die SchülerInnen nichts angeht und mir diese Abgrenzung für das LehrerIn-SchülerIn-Verhältnis sinnvoll erscheint. shark Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 03.May.2008 - 09:04 |
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04.May.2008 - 00:04
Beitrag
#45
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ausgewilderte Großstadtpflanze Gruppe: Members Beiträge: 2.096 Userin seit: 24.10.2007 Userinnen-Nr.: 5.165 |
Guten Abend, Lenie, Es waren Schüler einer fünften Klasse, von denen einige eben auch in diesen jungen Jahren schon einen recht klaren Blick dafür haben, dass ich möglicherweise lesbisch sein könnte, was ich ja eigentlich auch ziemlich gut finde, zeigt es doch, dass sie mit dem Thema "Homosexualität" bereits recht weit in Berührung gekommen sein müssen. (Als ich ich dem Alter war, wäre ich nie auf die Idee gekommen, darüber auch nur nachzudenken, ob meine Lehrerin lesbisch sein könnte, so wenig präsent war das Thema für mich :patsch:.) Ich hatte in der Situation den Eindruck, dass es nicht nur reines Interesse an meiner Person, sondern auch eine Art Austesten war, ob ich mich davon provozieren lasse. Und ob es nun einige "gerafft" haben, dass ich dann ja wohl nur lesbisch sein kann, finde ich gar nicht so entscheidend. Sondern sie haben vor allem "gerafft", dass ich ihnen da eine Grenze ziehe, ihr Interesse für das Thema aber ernst nehme und davor nicht zurückweiche, im Zweifelsfall also auch nicht angreifbar bin. Und ich hatte den Eindruck, dass das sehr gut bei ihnen ankam (in doppelter Wortbedeutung). Auch die "Kleineren" fragen mich manchmal, ob ich einen Freund habe, aber eben aus ganz anderen Motiven. Sie wollen Interesse an mir als Person zeigen, aber vorrangig, denke ich, auch beweisen, dass sie gar nicht so klein sind, sondern auch schon über "Erwachsenen"themen reden können. Denen sage ich über mich auch nur "Nein, habe ich nicht" und sie freuen sich sehr, wenn ich mich dann nach IHRER Verliebtheit erkundige. Das hört sich jetzt vielleicht alles sehr souverän an, aber ich habe da durchaus auch große Unsicherheiten gehabt. Und der "Spagat" (@ shark: :zustimm:) ist immer auch schwer. Aber je öfter ich ihn übe (üben muss), desto besser gelingt er. Und auch ich habe für mich erst finden müssen, auf welche Frage ich Antwort gebe und auf welche nicht. Die Frage "Haben Sie einen Freund?" KANN auch eine Grenzüberschreitung sein - grundsätzlich. Zumindest ein Anlass, diese Grenze zu markieren. Pik7 edit: Nachtrag: Cool ( B) )? ...war ich noch nie. Aber Häschen in der Grube (@kawa: :lol: ---> :huh:) war ich auch nie und möchte ich auch nicht sein! Der Beitrag wurde von PikSieben bearbeitet: 04.May.2008 - 12:08 |
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06.May.2008 - 02:14
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#46
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Naschkatze Gruppe: Members Beiträge: 412 Userin seit: 30.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.782 |
Hallo!
Meinst du wirklch, dass die Kleinen in der 5. Klasse da wirklich von selbst darauf gekommen sind? Ich kann mir das irgendwie gar nicht richtig vorstellen. Ich gebe ja zu, dass Fünftklässler sehr wissbegierig sein können aber dass sie darauf kommen, man sei lesbisch will nicht so recht in meinen Kopf. :was: Ich würde da eher an Eltern oder Kollegen denken, die vielleicht etwas ausgeplaudert haben. LG |
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06.May.2008 - 06:12
Beitrag
#47
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mensch. Gruppe: Members Beiträge: 6.498 Userin seit: 29.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.777 |
Och also in meiner Umgebung kommen die Kindergarten-, Grundschul- und sonstigen Kinder ziemlich gut damit zurecht, dass es hier und da ne Lesbe wie mich oder einen schwulen Nachbarn gibt. Eigentlich ist es irgendwie ne Beleidigung an die kindliche Intelligenz (auch die emotionale), das zu behaupten. Kein Mensch käme auf die Idee, Kinder nicht mit ausländischen Mitbürger/innen zu konfrontieren - im Gegenteil, denn Integration und Akzeptanztraining wird "hintenraus" (meiner bescheidenen Erfahrung nach) schwieriger und schwieriger. Wie siehst Du das, mal weiter drüber nachgedacht? McLeod |
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06.May.2008 - 08:34
Beitrag
#48
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Suppenköchin Gruppe: Members Beiträge: 147 Userin seit: 06.03.2008 Userinnen-Nr.: 5.724 |
Kann auch nur aus Schülersicht von damals berichten:
ich war auf einer Mädchenschule und selbst bei über 1200 Mädels und mehr als 80 Lehrern (ka, wie groß der Lehrerinnenanteil war) war "keine Lesbe bekannt". Es gab immer mal Gerüchte um zwei Lehrerinnen, die angeblich zusammen waren, damit hatte es sich dann aber auch schon. Allerdings hat das schon zu sehr üblen Reden geführt. Wenn nicht nötig, würde ich es also in der Schule nicht unbedingt erzählen. |
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06.May.2008 - 10:07
Beitrag
#49
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mensch. Gruppe: Members Beiträge: 6.498 Userin seit: 29.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.777 |
@sommersprosse: findest Du den Zustand (so er noch herrscht) derart bewahrenswert, dass Du das so rätst?
Übrigens finde ich, Homosexualität (und viele weitere "alternative Lebensweisen") zu thematisieren ist nicht Aufgabe von lesbischen Lehrerinnen oder schwulen Lehrern, sondern von allen Lehrkräften. :rolleyes: Idealistisch? McLeod |
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06.May.2008 - 11:32
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#50
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Adiaphora Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 |
Ich behaupte mal ganz frech: Guten Lehrerinnen verzeihen Schüler alles, die anderen kommen auch als Heten auf keinen grünen Zweig.
Und wenn mein alter Lateinlehrer nicht nur schwul gewesen wäre, sondern Regenwürmer gefrühstückt und Stinkefüße gehabt hätte - wir hätten ihm trotzdem aus der Hand gefressen - weil er sein Handwerk verstand. Auch wenn "Schülerkritik" an Lehrern schon zu meiner Schulzeit leider oft persönlich, unfair, gnadenlos und unter der Gürtellinie ausfiel, entschied über die Frage des Respekts doch immer die pädagogische und fachliche Kompetenz - nicht sexuelle oder äußerliche Eigenschaften. Ich glaube, dass es ein unglaublich hoher Anspruch ist, Kindern und Jugendlichen Vorbild, Hilfestellung und Motivationsbeauftragte zu sein. Dazu gehört eine sehr viel größere Portion Selbstsicherheit, Einfühlungsvermögen und zwischenmenschliches Geschick als in anderen Jobs verlangt wird. Und eben auch ein souveräner Umgang mit dem eigenen Privatleben. Für mich gehört das dennoch zur unverzichtbaren Grundqualifikation eines pädagogischen Berufs. Alle Anderen können ja immernoch irgendwas mit Technik oder Medien machen ;) |
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06.May.2008 - 11:49
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#51
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don't care Gruppe: Admin Beiträge: 34.734 Userin seit: 21.01.2005 Userinnen-Nr.: 1.108 |
das finde ich ehrlich gesagt ein bißchen über-besorgt: 1. können Fünftklässler die Augen nicht vor der zunehmenden Medienpräsenz von Lesben und Schwulen verschließen. Sie kriegen mit. 2. würde mindestens ein Schüler jeder Klasse, der mitkriegt, daß er über private Fragen die "echte" Unterrichtszeit verkürzen kann, das sofort tun. 3. haben sie vielleicht was aufgeschnappt, irgendwo eine kleine Unsicherheit, ein kleines Zögern, ein... was weiß ich - bei der Frage nach Mann oder Freund. Zum Thema, Homosexualität sei für Jugendliche von sich aus kein Thema, wenn sie nicht betroffen sind, kann ich mich nur fragen, was dann bitte meine Mitschüler (also die, die nie mit mir gesprochen hatten) zu ihrer Vermutung führte, ich könne lesbisch sein. Ich denke, da sprach damals eher ein verunsichertes Päckchen Testosteron als irgendwelche Indiskretionen. Kindheit wird immer schützenswerter und -bedürftiger, scheint mir... Da kann ich mir gut vorstellen, daß ein frühpubertäres Thema wie Sexualität auch eher mal früher, also z.B. mit elf, zum Gegenstand von Vermutungen wird. |
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06.May.2008 - 14:05
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#52
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Miau Gruppe: Members Beiträge: 3.625 Userin seit: 17.01.2006 Userinnen-Nr.: 2.495 |
McLeod, ich zitiere mich mal selber aus dem gleichen Beitrag ;) Das sollte nichts über die Intelligenz der Kinder sagen, sondern eher, dass ich die "Gesamtsituation" für sehr schwierig halte. Ich habe nicht gesagt: "Die sind zu klein, die verstehen das noch nicht". Sicher würden sie es verstehen, und ich glaube auch nicht, dass "meine" Kinder oder überhaupt die Kinder an meiner Schule ein Problem damit hätten. Jedenfalls so lange nicht, bis die ersten Eltern auf der Matte stünden. Gerade in der Grundschule sind viele Eltern (zumindest an meiner Schule) noch extrem besorgt und viele Kinder eher schon überbehütet. Ich könnte mir auch vorstellen, dass die da irgendwie zwischen die Fronten geraten: Klein-Susi kommt nach Hause: "Du, Mama, die Frau X hat uns heute erzählt, dass sie eine Frau liebt und mit der sogar verheiratet ist". Mama: "Ach du lieber Himmel, Kind." (Der Rest dann in Kommunikation mit dem Vater, das Kind bekommt das evtl. mit und versteht nicht so ganz, warum die Eltern sich aufregen, denn Frau X ist doch eigentlich "ganz normal" und wie immer?) Und das dann gleich bei mehreren Kindern, die am nächsten Morgen relativ verwirrt zur Schule kommen. Dann stehen womöglich noch ein paar Eltern auf der Matte und wollen die Schulleitung sprechen - die Kinder merken "Irgendwas scheint da nicht zu stimmen"... Das ist zumindest das, was ich mir vorstellen könnte. Sicher gibt es auch Eltern, die das gelassen nehmen und kein Problem damit haben. Und möglicherweise gibt es auch SchülerInnen, die meinen, sich lustig machen zu müssen (Letztere hielte ich aber für das kleinere Übel ;) ) An weiterführenden Schulen denke ich zwar, dass da evtl. mehr SchülerInnen sich lustig machen, aber ich glaube, dass die auch die Meinung ihrer Eltern etwas besser von der eigenen abgrenzen können und sich nicht so "zwischen den Fronten" sehen - "ich mag Mama und Papa, und was die sagen, ist gut" - und auf der anderen Seite "ich mag meine Lehrerin, und was die sagt, ist gut". Verstehst Du, was ich meine? Ich find´s ein bisschen schwierig zu erklären... LG, Leslie (die derzeit ein zweites Schuljahr hat und im 4. Schuljahr steht Sexualkunde auf dem Programm - hab´ also noch zwei Jahre Zeit zu überlegen, wie ich das aufziehe... mal sehen...) |
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06.May.2008 - 15:18
Beitrag
#53
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ausgewilderte Großstadtpflanze Gruppe: Members Beiträge: 2.096 Userin seit: 24.10.2007 Userinnen-Nr.: 5.165 |
Hm... *schulterzuck* Weiß ich nicht. Aber an meinem Umgang mit "dem Thema" und mit den SchülerInnen würde das nichts ändern.
...nicht idealistischer als die Vorgaben von Rahmenlehrplan und Co., wo genau das gefordert wird (zumindest für Berlin kann ich das sagen). Wie viel davon umgesetzt wird, liegt in der Hand jedes/r Einzelnen. Und jede/r Einzelne wird in diesem Punkt seinen/ihren eigenen Horizont zum Maßstab machen, fürchte ich. |
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06.May.2008 - 16:10
Beitrag
#54
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Strøse Gruppe: Admin Beiträge: 10.010 Userin seit: 27.08.2004 Userinnen-Nr.: 166 |
Deswegen bereitet ja immer noch ein Hochschulstudium auf diesen Beruf vor - also, wenigstens die theoretische Garantie einer akademischen Reflexion des eigenen Tuns... und der der Rollenerwartungen.
Einen deutlich persönlicheren Einsatz als den der allgemeinen Offenhaltung des Horizonts in jede Richtung, neben der schwierigen Vermittlung "sozialer Werte und Normen", halte ich für eine tatsächlich überzogene Forderung, so lange man sich, direkt gefragt, mit ausweichenden und notwendigerweise grenzziehenden Antworten bescheiden kann. |
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06.May.2008 - 17:47
Beitrag
#55
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~ Fischkopp ~ Gruppe: Members Beiträge: 10.532 Userin seit: 14.02.2005 Userinnen-Nr.: 1.215 |
Oh, du glaubst gar nicht, auf was für Fragen Schüler auch in diesem Alter schon kommen können... :rolleyes: ...und sei es
Und wenn mir auch nur im Ansatz zu Ohren kommen würde, dass meine KollegInnen bei meinen Schülern auch nur IRGEND etwas außerschulisches von mir preisgeben, was über "Ja, ich habe Frau edelbratschi gestern abend auch im Kino getroffen." oder "Frau edelbratschi hat mir erzählt, da hinten am Deich ist eine wundervolle Strecke zum Spazierengehen." hinausgeht, wäre ein ernsthaftes 4-Augen-Gespräch das mindeste, was folgen würde. Und sonst?! Ich habe mich wieder etwas abgeregt, ich vermute nicht, dass das Thema bei meinem Pädagogik-Seminarleiter noch öfter auf den Tisch kommt. Und wenn doch?! Wir werden sehen. Komischerweise bezieht sich meine "Sorge" gar nicht so sehr auf meine Schüler. Denen gegenüber möchte ich mich schon irgendwo "abgrenzen", von daher werden meine Informationen über mich auch eher spärlich sein (das werden sie aber unabhängig von meiner Sexualität sein). KollegInnen gegenüber, mit denen ich mich ganz gut verstehe (also erst nach einigem Kennenlernen), möchte ich aber schon offen sein und auch von meinem Wochenende erzählen können. Es wäre einfach nicht sehr "ich", wenn ich auch KollegInnen gegenüber auf die Frage am Montag morgen sagen würde "Dazu sage ich nichts." Bei mir kommt außerdem das (für mich fast schon leidige) Thema: "Wie sag ich's meiner Religions-Mentorin?" zum Tragen. Ich habe keine Ahnung, wie ich die Religionslehrerinnen an meiner Schule einschätzen soll. (Ich habe keine MentorInnen zugeteilt bekommen, sondern "darf" :wacko: sie mir selber (aus-)suchen.) Deswegen werde ich wohl morgen mal die eine Lehrerin, mit der ich mich auf Anhieb ganz gut verstanden habe - und die zudem auch noch Frauenbeauftragte ist :rolleyes: -, mal danach fragen, bei wem im Kollegium ich mich da besser bedeckt halten sollte. Ich finde es übrigens sehr schön und bereichernd für mich, dass dieser Thread wieder aufgeblüht ist. Gerade jetzt, und auch wenn ich nicht wirklich zum Schreiben komme... ich lese dennoch alle Beiträge sehr interessiert! Danke! :blumen: Der Beitrag wurde von edelbratschi bearbeitet: 06.May.2008 - 17:47 |
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06.May.2008 - 18:03
Beitrag
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Filterkaffeetrinkerin Gruppe: Members Beiträge: 22 Userin seit: 20.10.2007 Userinnen-Nr.: 5.148 |
Hallo Edelbratschi, ich seh es, wie schon oben geschrieben, ähnlich wie du. Es gibt einfach Dinge, die die Schüler nichts angehen, und dazu zählt eben auch meine Partnerschaft. Auf der anderen Seite erlebe ich es für mich schon als Zwickmühle, als Relilehrerin als Ansprechpartnerin durchaus auch für persönlichere Themen zur Verfügung zu stehen (zu wollen - so verstehe ich meine Rolle an den Schulen) und andererseits aber mich was das persönliche angeht, bedeckt zu halten. Dazu kommt, dass ich in der Diaspora unterrichte und so bei den "Großen" recht kleine Klassen habe, was zu einer fast schon familiären Atmosphäre führt. Schon schwierig, da die Balance zwischen Offenheit und Distanz zu finden.
Weiter oben im Thread habe ich gelesen, dass du evangelische Religion unterrichtest. Eigentlich dürfte es doch da mit deiner Seminarlehrerin keine Probleme geben. Schau in ein beliebiges Relibuch unter dem Thema Homosexualität nach - was da steht, müssen die Relilehrer ja wohl auch vertreten. Und zumindest in den HS und BS-Büchern, die ich zur Zeit verwende, gibts da nichts dran rumzudeuten in punkto Toleranz. liebe Grüße, Lenie |
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06.May.2008 - 18:58
Beitrag
#57
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Naschkatze Gruppe: Members Beiträge: 412 Userin seit: 30.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.782 |
Ich weiß, dass die lieben Kleinen so allerlei drauf haben, aber um jemanden für lesbisch zu halten, müssten sie doch erst mal einen Ansatzpunkt finden. Wenn man es einem nicht gerade an der Nasenspitze ansieht, dann würde ich mir schon Gedanken machen, wie sie überhaupt darauf kommen. Und das wäre vermutlich auch meine 1. Frage: "Wie kommst du denn darauf?" Auf die Antwort wäre ich dann sehr gespannt. :huh:
Ist es denn so, dass man aufgefordert wird, zu erzählen, was man am WE gemacht hat? Ich habe eher die Erfahrung gemacht, dass die, die etwas erzählen wollen, dies tun- und die anderen (die nichts sagen wollen) hören eben einfach zu. Das ist so ein stilles Übereinkommen.
Ich habe mich bei meinen Mentoren nicht geoutet. Wozu auch? Ich bin Single und somit gibt es sowieso nichts zu erzählen. Und zum Glück haben sie mich mit Fragen bisher auch verschont. Eigentlich sind mir Fragen nach meinem Beziehungsstatus von Lehrerinnen oder Lehrern auch noch nie gestellt worden. Darüber bin ich auch sehr froh.
Es ist ja auch ein sehr interessantes, und vor allem wichtiges, Thema! |
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06.May.2008 - 19:07
Beitrag
#58
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Miau Gruppe: Members Beiträge: 3.625 Userin seit: 17.01.2006 Userinnen-Nr.: 2.495 |
Zur Frage: "Was hast Du denn am Wochenende gemacht" - da habe ich damals, noch "ungeoutet", einfach immer gesagt: "Wir haben das und das gemacht"... ohne auf das "wir" näher einzugehen...
Zur Religionsmentorin: Ich hab´s meiner nie gesagt... An meiner Ausbildungsschule wusste es ohnehin nur meine andere Mentorin, und auch die erst nach ca. 1 Jahr - wir waren aber inzwischen sehr gut befreundet... Ich denke, im Referendariat ist es nochmal was anderes als später, wenn man eine feste Stelle hat... Man ist immerhin abhängig, und man weiß leider nie, wie letztendlich selbst sehr sympathisch wirkende KollegInnen reagieren. Vielleicht wäre ich heute diesbezüglich "mutiger" - zumal, wenn ich eine Frau/Freundin hätte - damals war ich ja auch Single, also hätte ich gar nicht gewusst, warum ich jetzt unbedingt hätte erzählen müssen, dass ich lesbisch bin - es gab ja nichtmal ein "Wir"... Aber in meiner damaligen Situation sah ich überhaupt keinen Anlass, das im Kollegium oder gegenüber meinen Mentorinnen darzulegen (wie gesagt, bis auf die Mentorin, mit der ich mich damals wirklich angefreundet hatte und mit der ich bis heute (sind jetzt 9 Jahre) sehr gut befreundet bin... LG, Leslie |
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06.May.2008 - 19:42
Beitrag
#59
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~ Fischkopp ~ Gruppe: Members Beiträge: 10.532 Userin seit: 14.02.2005 Userinnen-Nr.: 1.215 |
Ok, das wär ich auch! :D Wobei ich bei meinem momentanen Müdigkeitspegel weit davon entfernt bin, auch nur im Ansatz sowas wie schlagfertig zu sein... :rolleyes:
Schön (für dich ;) ), dass das bei dir so ist. :) Wie ich schon schrieb, das wäre eben nicht sehr "ich". Ich erzähle gerne von mir, wenn ich gefragt werde. Und bei mir ist es nicht das erste Kollegium, wo man am Montag morgen nicht wenigstens von einer Person mit der Frage nach dem Wochenende (tut mir leid, wenn ich immer so auf dieser "Was hast du am WE gemacht?"-Geschichte rumreite. Es ist für mich einfach das typische Beispiel von Small-Talk und als solches für weitere Situationen zu sehen, in denen man mal die eine oder andere Persönlichkeit austauscht.) begrüßt wird. Natürlich ist es keine Aufforderung im eigentlichen Sinne. Aber ich käme mir einfach blöd vor, auf die Frage nach meinem Wochenende, was ja nun wirklich keine intime oder tiefgehende Frage ist, die Schotten dicht zu machen.
Aber bist du nicht sowieso bei so ziemlich niemandem geoutet?! Sei mir bitte nicht böse, wegen dieser Frage, aber so habe ich dich immer verstanden. Wenn ich in deiner Situation wäre, dann würde ich es wahrscheinlich auch so handhaben. Bin ich aber nicht. Ich bin (nahezu) durchgehend out, nur für die Schule stelle ich mir die Frage, ob und wie ich's anstellen soll (auch nicht durchgehend, aber doch bei denen, zu denen der Kontakt enger i.S. von privater wird. Klar, wenn ich zu meiner Reli-Mentorin ein strikt dienstliches Verhältnis pflege, ohne jeglichen Austausch privater Floskeln, dann braucht sie auch nicht wissen...). Und von LehrerInnen, von MEINEN LehrerInnen ist mir die Frage nach meinem Beziehungsstatus auch noch nie gestellt worden. Von KollegInnen allerdings schon, unabhängig ob an einer Schule oder in der Wirtschaft. Der Beitrag wurde von edelbratschi bearbeitet: 06.May.2008 - 19:42 |
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10.May.2008 - 22:39
Beitrag
#60
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Suppenköchin Gruppe: Members Beiträge: 147 Userin seit: 06.03.2008 Userinnen-Nr.: 5.724 |
Ich war schon ein paar Jährchen nicht mehr dort und habe wirklich keine Ahnung wie das jetzt ist. Aber ich hätte vielleicht erwähnen sollen, dass es eine katholische Klosterschule war. Da ist es vielleicht tatsächlich nicht erstrebenswert, dass es so bekannt wird. Gut finde ich es nicht, aber manchmal muss man ja den Ärger nicht heraufbeschwören. Und ich denke, das gilt auch für "normale" Schulen. |
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 10.11.2024 - 18:13 |