Amoklauf in Winnenden und Wendlingen, Fassungslosigkeit - Wie konnte so etwas schon wieder passieren? |
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Amoklauf in Winnenden und Wendlingen, Fassungslosigkeit - Wie konnte so etwas schon wieder passieren? |
19.Mar.2009 - 18:08
Beitrag
#21
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Freies Vögelchen Gruppe: Members Beiträge: 9.416 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 14 |
Ich finde es einigermaßen erstaunlich, dass der Aspekt, dass hier ein junger Mann vorwiegend Frauen ermodet hat, hier noch nicht einmal mit-gedacht werden kann...
Dazu noch einen Link: Femizid |
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19.Mar.2009 - 18:14
Beitrag
#22
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Strösenschusselhai Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 |
Ich schrieb schon, weshalb ich diesen Gedanken aussen vor gelassen habe bei meinen Ueberlegungen:
"Ich weiss nicht, ob Kretschmer absichtlich vor allem Mädchen hingerichtet hat oder ob er seinen Schiesskünsten doch nicht recht traute und deshalb auf jene SchülerInnen schoss, die ihm räumlich am nächsten waren." Oder ist das inzwischen insofern geklärt, dass man sicher weiss, dass er gezielt Mädchen erschossen hat? shark |
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19.Mar.2009 - 18:19
Beitrag
#23
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Freies Vögelchen Gruppe: Members Beiträge: 9.416 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 14 |
So ganz geklärt werden kann die Absicht posthum wohl nie. Fakt ist aber, dass es, nicht nur bei diesem Massaker, so war.
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19.Mar.2009 - 18:50
Beitrag
#24
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Strøse Gruppe: Admin Beiträge: 10.010 Userin seit: 27.08.2004 Userinnen-Nr.: 166 |
Ich finde es einigermaßen erstaunlich, dass der Aspekt, dass hier ein junger Mann vorwiegend Frauen ermodet hat, hier noch nicht einmal mit-gedacht werden kann... Dazu noch einen Link: Femizid (IMG:style_emoticons/default/wink2.gif) Das ist wohl bedacht worden - aber wieder weniger aus der Täter-Opfer-Perspektive, sondern eher im Entsetzen über die allgemeinere Wahrnehmung und all die daraus resultierenden kurzen Schlüsse (z.B. Waffenrechtsreform). |
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19.Mar.2009 - 20:41
Beitrag
#25
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I lof tarof! Gruppe: Members Beiträge: 15.384 Userin seit: 30.08.2004 Userinnen-Nr.: 198 |
Es ist schon sehr vieles gesagt worden - vielen beiträgen kann ich nur voll zustimmen.
Ich möchte nur 2 kleinen anmerkungen am rande machen, die vll. etwas off-topic wirken könnten... 1. In italien wird gerade ein neues gesetzt verabschiedet, das 16jährigen die jagd mit scharfer waffe erlaubt (und überhaupt das erschießen von streunenden hunden, katzen und weiterem getier) gesetz 2. Zufällig gestern im netz gefunden - schaut euch nur die posen an!!! was fürn vorbild.... mek Beides strotzen m.e. von ignoranz und gewalt, und ich muss schon sagen, von kaputter männlichkeit! edit: link korrigiert Der Beitrag wurde von robin bearbeitet: 19.Mar.2009 - 20:44 |
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19.Mar.2009 - 22:46
Beitrag
#26
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verboden vrucht Gruppe: Members Beiträge: 2.903 Userin seit: 16.07.2005 Userinnen-Nr.: 1.862 |
Vielen Dank an shark und dtam, für die Mühe, eure Gedanken so ausführlich niederzuschreiben. Ich kann dem kaum noch etwas hinzufügen. Ausser vielleicht Dieses: Es geschieht auf dieser Welt Schreckliches in weit größerem Ausmaß - nicht für die betroffenen Nahestehenden der Ermordeten, sondern was die Anzahl der Toten, das Kalkül, die Strategien, die wirtschaftlichen Interessen, die Doppelmoral angeht. Tagtäglich. Gestern wie heute. Von Erwachsenen geplant, von anderen Erwachsenen ausgeführt. Oder unterlassen. Und im großen Stile unterstützt und mitgetragen von sogenannten zivilisierten Nationen, in denen währenddessen die Verlockungen des Hochgefühls vermarktet werden. Schöner wohnen. Mehr verdienen. Hubschrauberrundreisen. Ayurvedakuren. Sonnenstudio. Beste Bohne. Die perfekte Welle. Der ultimative Kick.
Ein europäischen Minister fordert vor nicht allzu langer Zeit, auf die Flüchtlinge vor der Küste schießen zu lassen. Ungestraft. An den europäischen Außengrenzen läßt man wissend Menschen ertrinken. Seit Obamas Amtseinführung gab es bis heute 6 "verdeckte" US-amerikanische Angriffe in Pakistan. In Gaza wird mit deutscher und us-amerikanischer Waffenunterstützung gemordet. Das sind nur ein paar wenige von vielen möglichen Beispielen. Forever young - natürlich ohne die Pickel. Mediale Dauerberieselung. Es wird von einem Ersatzleben zum nächsten, von einer Gefühlsschablone zur nächsten gezappt. Virtual reality. Dazwischen Bilder von echten Menschen, denen das Leben genommen wurde. Real grusel. Kommunikation per SMS ist allgegenwärtig. Bildung soll vornehmlich der Karriere dessen dienen, dem sie zugänglich ist, nicht den Menschen und der (Mit-)Menschlichkeit. Abgebrühtheit und Coolness wird mit wirklicher, verständiger, tragender Frustrationstoleranz verwechselt. Viel Schein, wenig Sein. Wer angesichts dessen versucht, Menschenachtung zu vermitteln, hat es alles Andere als leicht. Es gibt längst nicht nur die Generationenhürde zu nehmen, um aus Impulsbündeln sozialverträgliche Wesen werden zu lassen. Kinder sollen lernen, etwas nicht zu tun, was ihnen von Erwachsenen permanent vorgelebt wird. Und verkauft. Wenn ich mir all das vor Augen halte (was ich wohlweislich nicht ständig tu), staune ich darüber, dass schon wieder ein im Stich gelassener Jugendlicher auf genau diese Weise durchgeknallt ist, beim Drübernachdenken recht wenig - auch wenn es mich entsetzt. Und über meinen meist freundlichen Alltag staune ich dann umso mehr, und frage mich zuweilen beklommen, ob ich vielleicht bloß zu den letzten Berufs-Optimisten gehöre, die dann am Ende das Licht ausmachen sollen ... Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 19.Mar.2009 - 23:06 |
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20.Mar.2009 - 00:58
Beitrag
#27
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Adiaphora Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 |
Das Einzige, was ich, und das ist auch ein eher "objektiv" beurteilbarer Faktor, mit hineinnehmen kann in meine Ueberlegungen, ist, dass alle "Amokläufer" der letzten Jahre (und - das weiss ich aber nicht, kann es mir jedoch durchaus vorstellen - vermutlich auch vieler Jahre zuvor) männlichen Geschlechts waren - weltweit. Und da finde ich es auch legitim, zu fragen, ob das reiner Zufall ist. Über diese Frage habe ich heute immer wieder nachdenken müssen. Und über eine Beobachtung, die Du (Shark) irgendwann einmal zu einem anderen Thema geäußerst hast: Dass Menschen in der Pubertät ein extrem ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden und ein sehr feines Gesprühr für Ehrlichkeit haben. Die von Sonnenstrahl angesprochene Doppelmoral unserer "Erwachsenenwelt" macht es schwer, Jugendlichen überzeugend die ALLGEMEINGÜLTIGKEIT sozialer Werte zu vermitteln. In den letzten Tagen ist so viel über das Versagen männlicher Teens geschrieben worden, über fehlende Anerkennung, fehlende Perspektiven, Ohnmachtsgefühle, Frustrationen, die Flucht in virtuelle Gewalt und Größenwahn. Mädchen und jungen Frauen bleibt diese Erfahrung ja nicht erspart. Bei längerem Nachdenken über geplatzte Träume und schmerzhafte Bruchlandungen nach besonders schillernden Höhenfügen scheinen mir Frauen vielmehr Expertinnen darin zu sein, Enttäuschungen zu verkraften. Die gläserne Decke ... in der Uni noch vorne weg, bei der Lehrstuhlvergabe schon wieder Schlusslicht ... mit Idealismus in soziale Berufe und ausgebrannt in der bitteren Realität erwacht ... voller Kreativität und Selbstvertrauen ins selbstbestimmte Künstlerinnenleben und dort verarmt gestrandet ... das Ende verliebter Gleichberechtigung mit dem ersten Kind ... Treueschwur und Ehebruch ... grandiose Auftritte und Jojo-Effekte ... auch die Literatur quillt über von diesen schönen, tapferen Heldinnen, die an der erbarmungslosen Realität scheitern, würdevoll leiden, alt und weise werden oder sich still und leise das Leben nehmen. Als Papas einziges Töchterchen hab auch ich mir gern viel vorgenommen, viel von mir erwartet, mir viel zugetraut. Der Vater ließ sich gern anstecken von meiner Begeisterung, der Vorfreude, meinem Selbstvertrauen. Auch der Großvater hielt große Stücke auf mein vorlautes Mundwerk, das sich wohl schon durchsetzen würde. Manches ging sogar gut, in Vielem bin ich aber auch gescheitert und habe meine Vorstellungen recht schmerzhaft "gesundschrumpfen" müssen. Dazu fiel dem männlichen Teil meiner Familie nichts ein - sie sahen höflich weg. Meine Mama war da. Meine Tanten auch. Und meine Freundinnen. Sogar die, die mir die Bruchlandung vorher gewünscht hatten. Es gibt diese typisch weibliche Solidarität, die Mädchen und Frauen auffängt, wenn sie sich die Knie blutig gehauen und das Angebersonntagskleid ruiniert haben. Wenn sie vor den Trümmern ihrer Träume, ihrer Karriere, ihrer Ehe und ihrer Jugend stehen. "Natürlich hab ich immer gesagt, dass alles toll ist. War's aber nicht. War scheiße!!!!!" Für mich ist das "typisch weiblich". Trümmerfrauenhumor, Selbstironie und Bruchpilotinnenstolz. Die Wunderwaffen schlechthin bei narzistischen Kränkungen und Statusverlust. Nun bin ich kein Mann und kann demnach schwer beurteilen, wie Männer einander stützen, wenn sie verletzt und unter sich sind. Bei oberflächlicher Betrachtung meines Umfeldes stelle ich allerdings fest, dass das männliche Selbstwertgefühl eher wie ein rohes Ei behandelt wird, das um alles in der Welt vor Enttäuschung bewahrt werden muss. Von Männern wie Frauen. Erst recht, wenn Anlass zur Vermutung besteht, dass es sich um ein Windei handelt. Das Windei daselbst schützt die eigene Zerbrechlichkeit durch Vorsicht und Stammtischparolen im geschützen Raum, übt abfällige Arroganz gegenüber jeden, die er unterlegen wähnt (Frauen, Schwule, Ausländer) und präsentiert seinen "Kleiner-Mann-Stolz" gegenüber "denen da oben" (Finanzverbrechern, Politikidioten, Vereinsmanager). Mir fällt absolut NICHTS ein, wenn ich versuche mir eine "männliche Kultur des Scheiterns" vorzustellen, die über puren Zynismus hinausgeht. Natürlich gibt es Männer, die anders sind. Ich kenne sogar einige. Aber wenn ich ehrlich bin, dann sind das solche, die meist gewonnen haben, die erfolgreich und attraktiv sind. Die es sich leisten können, Schwäche zu zeigen. Und Männer, die um die Stärke ihrer Mütter wissen und von uns Frauen etwas gelernt haben, das Alphatierchen allem Anschein nach fehlt. Denn nicht jeder kann Bohlen, Kahn oder Raab sein - und wenn alles "darunter" als Kränkung erlebt wird, sieht's eben schlecht aus. [Metamodus]: Ich hoffe sehr, dass sich meine Überlegungen angesichts der Ereignisse nicht zu leichtfertig oder flapsig lesen. In einem eigenen Thema wäre mir wohler gewesen. Andererseits beziehen sie sich direkt auf den "Genderaspekt" dieser Tragödie und den hier stattgefundenen Austausch. Wenn irgendeine Formulierung unpassend ist, würde ich mich über eine PM freuen und an dieser Stelle versuchen, mich anders auszudrücken.[/Metamodus] Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 20.Mar.2009 - 01:30 |
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20.Mar.2009 - 04:27
Beitrag
#28
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Gut durch Gruppe: Members Beiträge: 1.368 Userin seit: 06.01.2008 Userinnen-Nr.: 5.475 |
ich trauer mit allen Angehörigen mit.
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20.Mar.2009 - 07:17
Beitrag
#29
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Adiaphora Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 |
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20.Mar.2009 - 10:34
Beitrag
#30
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Freies Vögelchen Gruppe: Members Beiträge: 9.416 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 14 |
Marc Lepin, Montreal, 1989.
Ich habe überhaupt kein Interesse daran, dass wir uns jetzt Daten und Fakten um die Ohren hauen. Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass wir, vielleicht unseren unterscheidlichen Generationskohorten geschuldet, gesellschaftliche Phänomene unterschiedlich interpretieren? Dann wird eben die nächste Generation das feministische Rad mal wieder neu erfinden (müssen), das Procedere kennen wir ja bereits- s. "1." und "2." Frauenbewegung. |
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20.Mar.2009 - 11:04
Beitrag
#31
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Strøse Gruppe: Admin Beiträge: 10.010 Userin seit: 27.08.2004 Userinnen-Nr.: 166 |
Sicher bleibt der Gewaltakt ein Akt der Gewalt, auch wenn der Täter vielleicht wirklich nicht begreifen konnte, was er mit seiner Tat bewegt.
Todsicher aber ist, dass wir gewaltig manipulierbar in unserer Bewertung sind - und viele von uns in einer solchen Eruption nicht die erwartete Katharsis sehen, vom vielbeklagten Übel der Gesellschaft, an dem wir so unverdrossen partizipieren. Manchmal bin ich selbst schon meiner larmoyanten Verlogenheit leid, wenn ich es aus Müdigkeit und Konfliktscheue nicht schaffe, mir in Situationen Respekt zu verschaffen, in denen eine klare Ansage oder ein verbindliches Angebot gegenüber Jugendlichen oder offensichtlich überforderten Eltern intuitiv Not getan hätte - meiner eigenen Sprachlosigkeit geschuldet, schon im offensichtlichen Bereich. Wie erst dort, wo angeblich keiner ahnen konnte, dass...? Wie kann ich verteidigen, was mir schützenswert erscheint und gleichzeitig nicht am eigenen Instrument straucheln? Manchmal fürchte ich sogar, dass die Konsequenz aus all dem Bewusstseinswandel hin zum Exzess tatsächlich der Rückzug in traute Privatheit ist, allen Katastrophen, auf die man offensichtlich weder als "ich", noch in irgendeiner Weise effizient als "wir" Einfluss nehmen kann, zu Trotz. Oder eine wirksame Form der Rückbesinnung, wir werden es sehen... vielleicht. Sich nicht irre machen lassen, das eigene Herz behüten - ein möglicher Weg und sicher nicht der leichteste angesichts der Bilder, die vorüberziehen. Vor allem dann nicht, wenn man sich um die eigene Definitionsmacht ringen sieht: mir war vergleichsweise lange nicht bekannt, dass die Opfer zunächst vorwiegend weiblich waren. Etwas, das ich erst in Zusammenhang mit einer eher hilflosen, aber nicht ungefährlichen Zuschreibung erfahren habe: Liebeskummer als mögliches Tatmotiv. Erst das machte die besondere Erwähnung offenbar wert. Der Beitrag wurde von LadyGodiva bearbeitet: 20.Mar.2009 - 11:09 |
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20.Mar.2009 - 15:02
Beitrag
#32
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Strösenschusselhai Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 |
Marc Lepin, Montreal, 1989. Ich habe überhaupt kein Interesse daran, dass wir uns jetzt Daten und Fakten um die Ohren hauen. Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass wir, vielleicht unseren unterscheidlichen Generationskohorten geschuldet, gesellschaftliche Phänomene unterschiedlich interpretieren? Dann wird eben die nächste Generation das feministische Rad mal wieder neu erfinden (müssen), das Procedere kennen wir ja bereits- s. "1." und "2." Frauenbewegung. Ich halte es durchaus für sinnvoll, darüber nachzudenken, wie ein Täter einen solchen "Frauenhass" entwickeln konnte, dass er gezielt Mädchen hinrichtet. Ob das in diesem Fall so war oder nicht: dieses Phänomen ist nicht unbekannt (wenn auch zu wenig darüber gesprochen wird in der Oeffentlichkeit, dass allein das Geschlecht vielerorts und bei vielen Gelegenheiten darüber entscheidet, ob ein Mensch mit dem Leben davon kommt oder nicht), und es darf auch nicht wegdiskutiert werden. Mir ging es bisher in diesem Thread darum, die offenbaren Tatsachen im Zusammenhang mit diesem Verbrechen anzusehen und ein wenig zu analysieren. Da der Frauenhass Kretschmers (jedenfalls bei all dem, was ich bisher erfahren habe - und das mag sehr lückenhaft oder sogar absichtlich unvollständig sein) nicht als Tatsache für mich feststand, habe ich mich auf das beschränkt, was ich durch die Medien als Feststellung erfahren habe. Vielleicht naiv, aber eben mein Versuch, objektiv zu bleiben. So objektiv wie es bei einem solchen Thema und unter der Vorbedingung der Informationen aus zweiter Hand möglich scheint. Frauen sind nach wie vor die grösste unterdrückte Gruppe der Menschheit. Und die einzige unterdrückte "Nicht-Minderheit". Mädchen und Frauen sind auch weltweit diejenigen, die am stärksten körperlich bedroht sind - durch Männer. Global gesehen wird jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer sexueller Gewalt. Und von den Frauen, die jährlich auf der ganzen Welt ermordet werden, fallen etwa 70% ihren eigenen Partnern zum Opfer (ai). Das sind Fakten. Schreckliche Fakten. Und es ist unglaublich, wie wenig Beachtung diesen Fakten geschenkt wird. Ich denke, das liegt daran, dass weltweit Frauen noch immer als Menschen zweiter Klasse gelten und deren Diskriminierung, Verletzung, Tötung, Ausbeutung und der Handel mit ihnen - in jedem Stadium ihres Seins und unter welchen Bedingungen auch immer - nach wie vor fast als "natürlich" akzeptiert wird. Von Männern. Leider auch von Frauen. Wer hinweist auf diese brutalen Mistände, wird als MännerhasserIn angefeindet, als Mensch, der selbst diskriminiert. Und zwar Kulturen, Religionen, Traditionen - und männliches Selbstverständnis. Männer haben Macht über Frauen - sie brauchen sie sich nur zu nehmen. Und sie werden gelehrt, sie sich selbstverständlich zu nehmen. Von ihren Vätern, ihrer Religion, ihrer Kultur, den Medien und letztlich von den verschiedenen Gesellschaften überhaupt. Das findet aber nicht nur im fernen Afrika statt oder in Indien, sondern auch in Europa. Und damit auch in Deutschland. Und möglicherweise auch im Falle des Amoklaufes Tim Kretschmers... Er soll mengenweise Pornographie besessen haben, habe ich heute gelesen. Schon das allein mag in ihm das Bild, das er sich von Frauen gemacht hat, stark beeinflusst haben. Vielleicht galten auch in seiner Familie bestimmte Regeln für die Frauen, die bei der erziehung und im Leben der männlichen Familienmitglieder keine Geltung hatten. Und womöglich kam auch unerwiderte Lust auf ein bestimmtes Mädchen dazu. Wie konnte dieses wagen, ihn nicht zu erhören?? Alle gleich, die Weiber... Denen muss man(n) mal zeigen, wer hier die Hosen anhat...!! Vielleicht war das so. Dann ist es (und das ist es sowieso!) neben dem Schaudern über die Tragweite der Tat und dem Bedauern und Entsetzen in Bezug auf Kretschmers Opfer allerdings wirklich mehr als angezeigt, den Finger in die Wunden zu legen, die Männer Frauen überall auf der Welt eigen-mächtig schlagen. Und es erscheint wirklich naiv und kurzsichtig (und da packe ich mich an der eigenen Nase...), zu denken, dass Jungs heute anders erzogen werden könnten, damit sie morgen erstens mit sich selbst und zweitens mit Frauen besser klarkämen, dass man sie Hopplahopp zu "Menschen" machen könnte... Ich vermute, dass das unter den gegenwärtigen, weithin noch immer akzeptierten, Bedingungen gar nicht gelingen kann. Und so werden wohl noch einige als Wolf abgerichtete Hündchen zu Angstbeissern werden.... Deshalb schrieb ich weiter oben von der Notwendigkeit, ein ganz neues Menschenbild zu generieren. Aber auch das ist wohl derzeit ein "Luftschloss"... shark Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 20.Mar.2009 - 15:39 |
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20.Mar.2009 - 21:36
Beitrag
#33
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I lof tarof! Gruppe: Members Beiträge: 15.384 Userin seit: 30.08.2004 Userinnen-Nr.: 198 |
Marc Lepin, Montreal, 1989. Ich habe überhaupt kein Interesse daran, dass wir uns jetzt Daten und Fakten um die Ohren hauen. Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass wir, vielleicht unseren unterscheidlichen Generationskohorten geschuldet, gesellschaftliche Phänomene unterschiedlich interpretieren? Dann wird eben die nächste Generation das feministische Rad mal wieder neu erfinden (müssen), das Procedere kennen wir ja bereits- s. "1." und "2." Frauenbewegung. .... Und es erscheint wirklich naiv und kurzsichtig (und da packe ich mich an der eigenen Nase...), zu denken, dass Jungs heute anders erzogen werden könnten, damit sie morgen erstens mit sich selbst und zweitens mit Frauen besser klarkämen, dass man sie Hopplahopp zu "Menschen" machen könnte... Ich vermute, dass das unter den gegenwärtigen, weithin noch immer akzeptierten, Bedingungen gar nicht gelingen kann. Und so werden wohl noch einige als Wolf abgerichtete Hündchen zu Angstbeissern werden.... Deshalb schrieb ich weiter oben von der Notwendigkeit, ein ganz neues Menschenbild zu generieren. Aber auch das ist wohl derzeit ein "Luftschloss"... shark (IMG:style_emoticons/default/thumbsup.gif) (IMG:style_emoticons/default/thumbsup.gif) (IMG:style_emoticons/default/thumbsup.gif) Mir war es übrigens sofort aufgefallen, dass fast alle ermordeten in der schule frauen gewesen sind. Mir war außerdem sofort aufgefallen, dass der einzige junge einen ausländischen namen trug und auch noch auf krücken ging. Aber ehrlich, wen wundert's??? Mich nicht, kein bisschen. Meiner meinung nach ist das kein zufall - na und? Wie shark schon ausführlich im vorigen beitrag geschrieben hat, geschieht dieser zufall ständig - überall! Mies finde ich die presse, wenn sie diesen "zufall" verschweigt und/oder relativiert (wie lady godiva angemerkt hat) mit "liebeskummer". Wieviele männer auf diesem planeten, jung und weniger jung, prügeln und töten frauen, weil sie abgewiesen werden? Unmengen. Und was soll ich jetzt mit meiner ...kristallklaren erkenntnis tun??? Den erstbesten kerl auf der straße kaltmachen, um all die weiblichen opfer dieser welt zu rächen? Darum fand ich und finde diese diskussion hier interessant und wichtig, weil, ich zitiere shark: "Mir ging es bisher in diesem Thread darum, die offenbaren Tatsachen im Zusammenhang mit diesem Verbrechen anzusehen und ein wenig zu analysieren". Es ist keine frage der generation, es ist eine frage der herangehensweise. |
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21.Mar.2009 - 11:42
Beitrag
#34
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Geschirrspülerin Gruppe: Members Beiträge: 9 Userin seit: 13.03.2009 Userinnen-Nr.: 6.622 |
Sorry, aber einen Zusammenhang zwischen der Tat von Winnenden und Frauenunterdrückung irgendwo auf der Welt zu konstruieren erscheint mir grotesk.
Allein die Wahl des Tatorts Schule weißt doch darauf hin das dort auch das Motiv zu suchen ist. Um möglichst viele Frauen zu töten würden sich andere Örtlichkeiten weitaus besser eignen. Und selbst wenn er von Frauenhass getrieben war, eine Tat wo er seinen eigenen Tod einplant ist einfach krankhaft und hat nichts mit prügelnden Ehemännern oder sonstigen Frauenunterdrückern zu tun. |
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21.Mar.2009 - 12:14
Beitrag
#35
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Strösenschusselhai Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 |
Ich habe genau gewusst, dass, thematisierten wir den angenommenen Frauenhass Kretschmers hier, es zu solchen Reaktionen kommen würde...
Leider kann ich jetzt nicht ausführlicher schreiben, da ich gleich weg muss. shark Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 21.Mar.2009 - 12:14 |
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21.Mar.2009 - 15:15
Beitrag
#36
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Strösenschusselhai Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 |
Sorry, aber einen Zusammenhang zwischen der Tat von Winnenden und Frauenunterdrückung irgendwo auf der Welt zu konstruieren erscheint mir grotesk. Allein die Wahl des Tatorts Schule weißt doch darauf hin das dort auch das Motiv zu suchen ist. Um möglichst viele Frauen zu töten würden sich andere Örtlichkeiten weitaus besser eignen. Und selbst wenn er von Frauenhass getrieben war, eine Tat wo er seinen eigenen Tod einplant ist einfach krankhaft und hat nichts mit prügelnden Ehemännern oder sonstigen Frauenunterdrückern zu tun. Nun, das ist genau die Sicht auf die Dinge, die dafür sorgt, dass "Frauenunterdrückung" nicht ernst genug genommen wird - sie findet nämlich nicht "irgendwo auf der Welt" statt, was schon durch die Formulierung eine angenehme Ferne signalisiert, sondern immerzu und überall - auch vor Deiner Haustür. Und zweitens halte ich es für nicht zwingend notwendig - ja noch nicht einmal überdurchschnittlich wahrscheinlich - dass die Motive Kretschmers für sein Verbrechen ausschliesslich dort zu suchen sein müssen, wo es schliesslich (hauptsächlich) verübt wurde. Ebenso wahrscheinlich ist es, dass er diesen Ort gewählt hat, weil er ihn kennt oder weil er dort relativ unbehelligt durch - während der Schulstunden - recht leere Gänge streichen und einfach eine Tür nach der anderen öffnen kann, um seine Opfer zu überraschen, oder weil dort das Mädchen zur Schule geht oder ging, auf das er ein Auge geworfen oder er dort eine grosse Auswahl für viele weibliche, leicht erreichbare Opfer hatte.. Ich will keine dieser Theorien favorisieren, aber möglich ist viel. Dazu kommt, dass es nicht notwendigerweise so sein muss, dass er von Anfang an zwingend vorgehabt haben muss, sich selbst zu töten. Man könnte sich sonst auch fragen, weshalb er überhaupt versucht haben sollte zu flüchten. Hätte er seinen eigenen Tod als Finale vorgeplant, und wäre die Schule als Motiv so wichtig, wie Du schreibst, wäre es da nicht wahrscheinlicher, dass er sich dort sein Ende gesetzt hätte? Auch hier wieder: nur Theorien. Aber so wie die Deine, so befinden sich auch diese im Bereich des Möglichen. Und ebenso ist es mit dem Motiv "Frauenhass". shark Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 21.Mar.2009 - 15:16 |
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21.Mar.2009 - 17:58
Beitrag
#37
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Freies Vögelchen Gruppe: Members Beiträge: 9.416 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 14 |
Das meinte ich, als ich schrieb, "es muss zumindest gedacht werden dürfen". Dass Misogynie das primäre Motiv war, ist nicht nachzuweisen.
Frage ist, warum bereits die Hypothese a priori abgewehrt wird. Analytikerinnen vermuten hinter Abwehr tiefe Ängste, vielleicht Angste , dass an dem tasächlich was "dran sein könnte", Ängste hinsichtlich der Unmöglichkeit, sich dann in einer Welt, in der der unterschwellig schwärender Frauenhass erneut manifest geworden ist, weitehin kommod einzurichen. Der Beitrag wurde von Rafaella bearbeitet: 21.Mar.2009 - 18:53 |
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21.Mar.2009 - 18:28
Beitrag
#38
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Gut durch Gruppe: Members Beiträge: 4.846 Userin seit: 09.12.2005 Userinnen-Nr.: 2.367 |
Das meinte ich, als ich schrieb, "es muss zumindest gedacht werden dürfen". Dass Misogynie das primäre Motiv war, ist nicht nachzuweisen. Frage ist, warum bereits die Hypothese a priori abgwehrt wird. @mosetsana: Ich habe mich selbst nicht ausführlich mit dem Thema befasst, aber ein wenig hier im Thread mitgelesen und auch die hier verlinkten Artikel von Schwarzer und Pusch. Nur ein Gedanke dazu: Wäre es eine Täterin gewesen, die Opfer hingegen hauptsächlich männlich, wie stellst du dir dann die Interpretation in den Medien vor? Glaubst du, das Geschlecht spielte dann auch keine Rolle? Schlimm eigentlich, dass die Konstellation Täter=männlich, Opfer=weiblich als so "normal" wahrgenommen wird, dass sie für viele offenbar keiner Thematisierung bedarf. |
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21.Mar.2009 - 19:08
Beitrag
#39
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I lof tarof! Gruppe: Members Beiträge: 15.384 Userin seit: 30.08.2004 Userinnen-Nr.: 198 |
Das meinte ich, als ich schrieb, "es muss zumindest gedacht werden dürfen". Dass Misogynie das primäre Motiv war, ist nicht nachzuweisen. Frage ist, warum bereits die Hypothese a priori abgewehrt wird. Analytikerinnen vermuten hinter Abwehr tiefe Ängste, vielleicht Angste , dass an dem tasächlich was "dran sein könnte", Ängste hinsichtlich der Unmöglichkeit, sich dann in einer Welt, in der der unterschwellig schwärender Frauenhass erneut manifest geworden ist, weitehin kommod einzurichen. mmh, wer hat hier diese hypothese a priori abgewehrt? ich zb. nicht Der Beitrag wurde von robin bearbeitet: 21.Mar.2009 - 19:09 |
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21.Mar.2009 - 19:43
Beitrag
#40
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Freies Vögelchen Gruppe: Members Beiträge: 9.416 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 14 |
Stimmt hast du auch nicht.
Ich war hier wahrscheinlich auch zu knapp, stellenweise auch wolkig. Ich habe ehrlich gesagt, den Thread heute noch einmal aufmerksamer und anders gelesen. Differenzierter. so weit sind wir gar nicht "auseinander". (Manchmal bin auch ich in einer Vorurteilsschleife, bzw. einem depressiven Resignations-Drama mit dem Titel "Ich, die letzte Feministin hier" oder so ähnlich verhaftet.) (IMG:style_emoticons/default/roetel.gif) Der Beitrag wurde von Rafaella bearbeitet: 21.Mar.2009 - 19:44 |
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 10.11.2024 - 18:02 |