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> Ausschreibung "Weil ich so bin", Coming-out Geschichten von LGBTI verschiedener Generationen
sparrow75
Beitrag 14.Jul.2017 - 08:58
Beitrag #1


Naschkatze
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Hallo liebes Forum,

gestern bin ich über eine Ausschreibung gestolpert, die vielleicht andere hier auch interessiert:


Stefan Hölscher & Geest-Verlag Literaturwettbewerb 2017/18

- Weil ich so bin -
Coming-out Geschichten von LGBTI verschiedener Generationen

Abgabetermin: 30. Oktober 2017


Mehr Info gibt es hier:

http://geest-verlag.de/ausschreibungen/ste...-bin-coming-out


Liebe Grüße, und viel Spaß beim Schreiben (IMG:style_emoticons/default/type.gif)

sparrow

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McLeod
Beitrag 14.Jul.2017 - 10:14
Beitrag #2


mensch.
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Kleine Preisgelder, 1 Freiexemplar und eine rein männliche Jury, dem Namen nach - keiner wird irgendwie mit Biographie oder den Themen der eigenen Veröffentlichungen vorgestellt.

Eine weiche, vage Beschreibung der übertragenen Nutzungsrechte, die schon mit der Einreichung abgetreten/vereinbart werden.

Ich dachte, über die Zeit solcher Wettbewerbe und Anthologie-Projekte seien wir mindestens 10 Jahre hinaus.

Seufzende Grüße und dem Buch und den Teilnehmenden ein gutes Ergebnis ungeachtet dessen.

McLeod
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sparrow75
Beitrag 14.Jul.2017 - 10:45
Beitrag #3


Naschkatze
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Liebe McLeod,

ich möchte gern meine Sicht der Dinge noch neben deine stellen.

Ich finde, sowas (wie diese Art der Rechteabtretung etc.) ist normal. Dass es überhaupt Preisgeld gibt, ist, meiner Erfahrung nach, die Ausnahme, und die Rechte der Verwendung sind nachvollziehbar und klar formuliert. Man weiß, worauf man sich einlässt. Dass es nur Männer sind in der Jury macht mir persönlich nichts aus. Vielleicht haben sie sich bemüht, eine Frau zu finden, die mitmacht, aber niemanden gefunden. Vielleicht sind nicht alle biologische Männer.

Ich sehe in der Ausschreibung eine große Chance - gehört zu werden als der Mensch, der ich bin. Es ist nicht selbstverständlich, dass jemand darüber etwas erfahren möchte - und das dann noch als Buch herausbringt, mit dem man wieder andere erreichen kann. Und als Chance, in der Gesellschaft etwas zu verändern, dabei mitzuwirken.

Für mich persönlich ist es auch eine Chance, vielleicht mal wieder was zu veröffentlichen und so dann später bei anderen Ausschreibungen überhaupt teilnehmen zu dürfen - wo manchmal (gerade bei großen, renommierten Ausschreibern) die Zielgruppe Menschen sind, die schon x Mal veröffentlicht haben und in dem und in dem Medium - wo ich also noch ausgeschlossen bin.

Ich freu mich sehr auf das Schreiben (auch wenn ich nicht weiß, wie das Ganze auf vier Normseiten passen soll) und auf viele mutige, persönliche Beiträge!

Dank dir für deine guten Wünsche!

Liebe Grüße,

sparrow

Der Beitrag wurde von sparrow75 bearbeitet: 14.Jul.2017 - 11:02
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McLeod
Beitrag 14.Jul.2017 - 15:49
Beitrag #4


mensch.
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Liebe Sparrow,

Ich wünsche ja allen ein gutes Gelingen, das war ernst gemeint. Es kann unter den verschiedensten Rahmenbedingungen Gutes entstehen.

Den Mythos, dass das hier eine Gelegenheit ist, sich eine erste kleine Reputation zu erarbeiten, möchte ich so nicht unkommentiert stehenlassen. Weil ich sowohl im Bereich der Verlags-Geschäftsmodelle und Autor*innenrechte ziemlich fit bin und da auf Seiten der Kreativen und Schaffenden stehe. Sogar für eine Weile beruflich (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) Und dann kommt dazu, dass ich auch mal an diesem Punkt war und über die Teilnahme an Anthologien und Wettbewerben für mich entschieden habe. Einige aus meinen schreibenden Gefilden leben dafür und vom Schreiben ihrer ureigenen Texte. Andere sind wie ich auf die Seite der Gebrauchstexte, Redaktionen, PR oder ins Lektorat gegangen.

Als Übung und mal reinschnuppern sind Wettbewerbe toll. Wenn die Jury kompetent besetzt ist, wenn es über die Platzierung hinaus ein Feedback gibt für den Kreis der Besten, zB über eine Nominierungsliste, die auch gut kommentiert ist und erklärt, was die Stärken des Werks sind. Solche Wettbewerbe sind oft regelmäßig wiederkehrend und haben eine hohe Reputation. Auch Stadtschreiber*innen- oder Inselschreiber*innen-Stellen sind oftmals gute Wettbewerbe und gehen in eine Art Stipendium über, um sich Zeit nehmen zu können, ernsthaft zu schreiben. Stipendien findest Du in vielen Biografien aktueller Schriftstellerinnen, die für unsere Nische schreiben. Sie sind wirklich ein Indiz oder Beweis für gutes Schreiben.

Anthologien von Kleinverlagen, die in dieser Form ausgeschrieben und durchgeführt sind, sind es nicht. Auch Selbstkostenzuschussverlage oder Books on Demand im Selbstverlag werden abgelehnt oder zumindest kritisch gesehen. Ähnlich wie in der freien Kunst heißt es: Wenn es keinen Verlag oder bzw keine Galerie findet, dann ist es Hobby.

Ich hab mich an einigen Anthologien beteiligt, an anderen nicht. Wettbewerbe nur ganz selten. Eine Freundin ist beim renommierten Agatha-Christie-Preis in die Antho gekommen, sie ist eine regionale Größe geworden, mit ihrem Schreiben. Es hat auch einen starken Regionalbezug, gerade ihre biografischen Texte. Sie musste regelrecht geschubst werden, ihren Text einzureichen. Andere aus meinem damaligen Bekanntenkreis haben eigene Wettbewerbe und Anthologien organisiert. Da waren gute Sachen dabei, eigene Werke bei Verlagen untergebracht haben nur 1-2, die auch die treibende Kraft hinter den Projekten waren. Sie hatten den langen Atem und den Biss, sich von Verlag zu Verlag durchzukämmen, auf die Buchmessen zu gehen, Lesungen nach Feierabend oder dem Studientag zu organisieren für sich und andere. Ihre Frühwerke/wettbewerbe ließen sie unter den Tisch fallen. Es war ein Trainingsgelände. Und ein kleiner netter Nebenverdienst. Für die Initiator.innen, die Autor.innen bekamen keinen Krümel und ich kenne die Verlagsaussagen auswendig. Die viele Arbeit, das wirtschaftliche Risiko und so weiter…

Nach 15 Jahren schwul-lesbischem Engagement erwarte ich für meinen Teil bei LSBTI-Projekten eine sichtbare Repräsentanz der verschiedenen Gruppen an Entscheidungsstellen. Alternativ können mich biografische Hinweise und Vorprojekte der Beteiligten auch von einer themenübergreifenden Kompetenz einer Einzelperson überzeugen. Wenn Du Dir mal einfach speakerinnen.org & Co anschaust und die alljährlichen Statistiken über Frauen auf Podien, Bühnen oder in redaktioneller Verantwortung, wirst Du vielleicht auch ein "wir haben gerade keine passende Frau gefunden"-Narrative anders hinterfragen.

Für das hiesige Projekt ist es aber auch nicht so schwer zu entschlüsseln, wie es wahrscheinlich dazu gekommen ist: Ein Autor des Hauses hat das Projekt vorgeschlagen und dann haben Verleger und Autor in ihrem persönlichen Umfeld nach Jurykandidat(inn)en geschaut. Das ist okay, so ist auch L-Beach entstanden: Drei bis vier, die sich kannten und ein Netzwerk mitbrachten, haben was Großes aus der Taufe gehoben.

Für mich ganz viele Gründe, nicht mitzumachen. Gerne eine gute Jury und Renommée und dann veröffentlichen sie gerne für zehn Belegexemplare mein Werkchen. (Nicht für 1 und den Rest der Weihnachtsgeschenke kaufen die stolzen Autor.innen dann selbst und bringen die ersten 500-1000 Verkäufe quasi mit.) Gerne auch ein schönes, spezielles Projekt mit LSBTI-Bezug in einem halbprofessionellen Umfeld, das ist dann aber nicht das Thema "Coming-out" für mich und auch nicht diese Jury soweit erkennbar dargestellt.

Dann lieber Poetryslams, Lesebühnen und Textwerkstatt-Projekte, bei denen das Publikum oder andere Schreibende Resonanz geben. Damit kommt mensch voran, um eigenes zwischen Buchdeckel zu bekommen. Das bringt auch das eigene Schreiben voran. Hierüber sind die meisten meiner veröffentlichenden Bekannten und Freund.innen zum Buch gekommen. Ein paar über gute Erstlingswerke bei echten, guten Verlagen. Einer über einen Wettbewerb, bei dem er nichtmal eingereicht hat, sondern jede Menge Publikumsvorschläge über digitale Veröffentlichungen von einer extrem guten Jury in einem zweistufigen Verfahren gefiltert werden.

Just my two cents, damit Du den Hintergrund der kurzen Kritik vielleicht besser einordnen kannst.

McLeod mit herzlichen Grüßen


Liebe Sparrow,

Ich wünsche ja allen ein gutes Gelingen, das war ernst gemeint. Es kann unter den verschiedensten Rahmenbedingungen Gutes entstehen.

Den Mythos, dass das hier eine Gelegenheit ist, sich eine erste kleine Reputation zu erarbeiten, möchte ich so nicht unkommentiert stehenlassen. Weil ich sowohl im Bereich der Verlags-Geschäftsmodelle und Autor*innenrechte ziemlich fit bin und da auf Seiten der Kreativen und Schaffenden stehe. Sogar für eine Weile beruflich (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) Und dann kommt dazu, dass ich auch mal an diesem Punkt war und über die Teilnahme an Anthologien und Wettbewerben für mich entschieden habe. Einige aus meinen schreibenden Gefilden leben dafür und vom Schreiben ihrer ureigenen Texte. Andere sind wie ich auf die Seite der Gebrauchstexte, Redaktionen, PR oder ins Lektorat gegangen.

Als Übung und mal reinschnuppern sind Wettbewerbe toll. Wenn die Jury kompetent besetzt ist, wenn es über die Platzierung hinaus ein Feedback gibt für den Kreis der Besten, zB über eine Nominierungsliste, die auch gut kommentiert ist und erklärt, was die Stärken des Werks sind. Solche Wettbewerbe sind oft regelmäßig wiederkehrend und haben eine hohe Reputation. Auch Stadtschreiber*innen- oder Inselschreiber*innen-Stellen sind oftmals gute Wettbewerbe und gehen in eine Art Stipendium über, um sich Zeit nehmen zu können, ernsthaft zu schreiben. Stipendien findest Du in vielen Biografien aktueller Schriftstellerinnen, die für unsere Nische schreiben. Sie sind wirklich ein Indiz oder Beweis für gutes Schreiben.

Anthologien von Kleinverlagen, die in dieser Form ausgeschrieben und durchgeführt sind, sind es nicht. Auch Selbstkostenzuschussverlage oder Books on Demand im Selbstverlag werden abgelehnt oder zumindest kritisch gesehen. Ähnlich wie in der freien Kunst heißt es: Wenn es keinen Verlag oder bzw keine Galerie findet, dann ist es Hobby.

Ich hab mich an einigen Anthologien beteiligt, an anderen nicht. Wettbewerbe nur ganz selten. Eine Freundin ist beim renommierten Agatha-Christie-Preis in die Antho gekommen, sie ist eine regionale Größe geworden, mit ihrem Schreiben. Es hat auch einen starken Regionalbezug, gerade ihre biografischen Texte. Sie musste regelrecht geschubst werden, ihren Text einzureichen. Andere aus meinem damaligen Bekanntenkreis haben eigene Wettbewerbe und Anthologien organisiert. Da waren gute Sachen dabei, eigene Werke bei Verlagen untergebracht haben nur 1-2, die auch die treibende Kraft hinter den Projekten waren. Sie hatten den langen Atem und den Biss, sich von Verlag zu Verlag durchzukämmen, auf die Buchmessen zu gehen, Lesungen nach Feierabend oder dem Studientag zu organisieren für sich und andere. Ihre Frühwerke/wettbewerbe ließen sie unter den Tisch fallen. Es war ein Trainingsgelände. Und ein kleiner netter Nebenverdienst. Für die Initiator.innen, die Autor.innen bekamen keinen Krümel und ich kenne die Verlagsaussagen auswendig. Die viele Arbeit, das wirtschaftliche Risiko und so weiter…

Nach 15 Jahren schwul-lesbischem Engagement erwarte ich für meinen Teil bei LSBTI-Projekten eine sichtbare Repräsentanz der verschiedenen Gruppen an Entscheidungsstellen. Alternativ können mich biografische Hinweise und Vorprojekte der Beteiligten auch von einer themenübergreifenden Kompetenz einer Einzelperson überzeugen. Wenn Du Dir mal einfach speakerinnen.org & Co anschaust und die alljährlichen Statistiken über Frauen auf Podien, Bühnen oder in redaktioneller Verantwortung, wirst Du vielleicht auch ein "wir haben gerade keine passende Frau gefunden"-Narrative anders hinterfragen.

Für das hiesige Projekt ist es aber auch nicht so schwer zu entschlüsseln, wie es wahrscheinlich dazu gekommen ist: Ein Autor des Hauses hat das Projekt vorgeschlagen und dann haben Verleger und Autor in ihrem persönlichen Umfeld nach Jurykandidat(inn)en geschaut. Das ist okay, so ist auch L-Beach entstanden: Drei bis vier, die sich kannten und ein Netzwerk mitbrachten, haben was Großes aus der Taufe gehoben.

Für mich ganz viele Gründe, nicht mitzumachen. Gerne eine gute Jury und Renommée und dann veröffentlichen sie gerne für zehn Belegexemplare mein Werkchen. (Nicht für 1 und den Rest der Weihnachtsgeschenke kaufen die stolzen Autor.innen dann selbst und bringen die ersten 500-1000 Verkäufe quasi mit.) Gerne auch ein schönes, spezielles Projekt mit LSBTI-Bezug in einem halbprofessionellen Umfeld, das ist dann aber nicht das Thema "Coming-out" für mich und auch nicht diese Jury soweit erkennbar dargestellt.

Dann lieber Poetryslams, Lesebühnen und Textwerkstatt-Projekte, bei denen das Publikum oder andere Schreibende Resonanz geben. Damit kommt mensch voran, um eigenes zwischen Buchdeckel zu bekommen. Das bringt auch das eigene Schreiben voran. Hierüber sind die meisten meiner veröffentlichenden Bekannten und Freund.innen zum Buch gekommen. Ein paar über gute Erstlingswerke bei echten, guten Verlagen. Einer über einen Wettbewerb, bei dem er nichtmal eingereicht hat, sondern jede Menge Publikumsvorschläge über digitale Veröffentlichungen von einer extrem guten Jury in einem zweistufigen Verfahren gefiltert werden.

Just my two cents, damit Du den Hintergrund der kurzen Kritik vielleicht besser einordnen kannst.

McLeod mit herzlichen Grüßen


PS: Ein Buch, in einer Anthologie dabei, ein Selbstdruck-Projekt zu mehreren, zwei bis drei Wettbewerbe mit einem Abdruck

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 14.Jul.2017 - 15:59
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