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> Jeden Seelenpups mit der Liebsten teilen?, Oder ihr die Gärungsgase ersparen?
LadyGodiva
Beitrag 04.Aug.2008 - 20:10
Beitrag #21


Strøse
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Ich habe mich einfach an den "Eingangstonbeispielen" orientiert. Dass eigene Unbequemlichkeiten grundsätzlich eine externe Verursacherin haben, die das ganze mit einer gewissen Rücksichtslosigkeit, Perfidität oder Gleichgültigkeit verschuldet. Dass eigene "Läunchen" (heut ist Diminuitivtag! :bounce: ) zum Gesprächsgegenstand oder vordergründigen "Pfefferstreuer" der Beziehung avancieren.
Dass man, vergleichbar mit der pubertären Launenverwirrung (ich kann mich auch nicht wirklich erinnern, unter einer solchen dezidiert gelitten zu haben - oder gar mein Umfeld leiden lassen habe), seinen augenblicklichen Daseinsunmut mit persönlichen Bemerkungen in Bezug auf andere würzt.
Wie schnell man die jeweiligen Grenzen übellaunen kann.
Also, kurzum: wie viel Zickenpotential möchte man (s)einer Beziehung zumuten?

...ob das in der Hand einer jeden selbst liegt? Ich zweifle das fast an - zu verlockend das große Drama, immer wieder aufregend und neu. Und mit viel zu wenig Esprit die anderen, die knarrend fast unmerklich vor sich hinschaukeln.


Und alles andere, Nichtlaunische, hat für mich viel zu viel mit Erkennen und Liebe zu tun, um es als "Pups" abzutun, der im schlimmsten Fall nur dumpf unter der Bettdecke rumort statt erotisch knistert. Dafür ist Leben, Nähe viel zu erotisch, um mir von ein wenig ratgeberverordneter Fremdheit meine Form von Lust diktieren zu lassen.

edit: und edit-Tag, aber jetze nur wegen die Kommas :-]

Der Beitrag wurde von LadyGodiva bearbeitet: 04.Aug.2008 - 20:24
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-Agnetha-
Beitrag 04.Aug.2008 - 21:52
Beitrag #22


ungerader Parallel-Freigeist
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QUOTE (Mab @ 04.Aug.2008 - 13:16)
@Agnetha

Das ist ja gerade das Gute, wenn Freundinnen nicht alles wissen. Und noch besser ist, wenn sie nachfragen, um die Situation besser zu begreifen. Und während des Versuchs, ihnen alles nahezubringen, entsteht Klarheit in sich selbst.
Der Vorteil hier ist, dass es eben nicht die Beziehung, das Du ist, die sich dann "betroffen" fühlt und dann wird über die Betroffenheit gesprochen, argumentiert, es kann sich aufschaukeln etc.
Mit einer guten Freundin (oder dem Tagebuch) kann erstmal Klarheit gewonnen werden und dann kann das Gespräch mit der Liebsten geführt werden. Aber dann sind aus den "pupsen", dem Gärprozess, der Wein geworden, der dann gemeinsam genossen werden kann und der dann die Grundlage für eine schöne Mahlzeit wird.

Natürlich so sollte es sein. :)
Ich habe aber dennoch die Erfahrung gemacht, dass Außenstehende zwar helfen, aber eben in einigen Fällen auch nur noch mehr verwirren können.
Dass zB falsche Begründungen für bestimmtes Verhalten gefunden werden.


QUOTE
Und während des Versuchs, ihnen alles nahezubringen, entsteht Klarheit in sich selbst.


Das finde ich allerdings auch. Oft zumindest.

Wenn die eigenen Gedanken aber noch sehr unausgegoren sind, ist ein Tagebuch wahrscheinlich am besten.
Zwar schreibe ich kein Tagebuch mehr, habe aber zB einmal in einer Streitsituation eine Mail geschrieben, sie dann aber nicht abgeschickt. Das hat mir geholfen meine Gedanken zu sortieren und auch besser artikulieren zu können, falls wir noch einmal über das Thema gesprochen hätten.
Das war dann aber gar nicht mehr nötig.

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Bilana
Beitrag 05.Aug.2008 - 21:23
Beitrag #23


Capparis spinosa
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QUOTE
Endlich soweit zu sein, in der Liebsten nicht mehr die Mutter, die Therapeutin, die langverflossene Horrorbeziehung von vor 25 Jahren, mein zweites Ich ... zu sehen - sondern einfach nur SIE

Das ist ja richtig, insofern die Beziehung eben eine Partnerschaftsbeziehung ist und eben keine Elter-Kind-beziehung, keine Therapeutin-Klientin-Beziehung und auch keine Selbstbeziehung (die hat frau eben nur mit sich).
Aber ich sehe jede Beziehung unter anderem als einen mehr oder weniger klaren Spiegel meiner Selbst. Es geht nicht nur um den gegenüber, es geht auch um mich.

QUOTE
Stressthema mit mir am Laufen hatte, wovon ich nicht das Geringste mitbekommen habe. Und irgendwann, wenn das Thema längst durch ist, erzählt sie´s mir - und wir können herzlich drüber lachen.


Hmmm….

QUOTE
Nicht, dass wir uns missverstehen: Ich plädiere hier nicht dafür, runterzuschlucken, wenn mir was nicht passt. Natürlich ist es gut, im rechten Augenblick zu sagen.

Was wäre denn der rechte Augenblick? Was du weiter oben in deinem Eingangsposting schriebst las sich für mich schon wie runterschlucken.

Ich bin so aufgewachsen, das ich die Begriffe „darüber reden“, „miteinander reden“ gar nicht kannte. Man sprach nur um sich gegenseitig zu informieren, wenn überhaupt.
Und so spreche ich noch heute zu oft und merke wie eng die Grenzen dabei gesteckt sind, privat, wie beruflich. Ich bin gerade dabei zu lernen, dass ich es Menschen einfacher mache, wenn ich sie an meinen Prozessen teilhaben lasse und nicht immer vor vollendete Tatsachen stelle. Einfacher mich zu verstehen und damit auch mir einfacher das durchzusetzen, was ich möchte.

QUOTE
Und sich dem anzunähern - ohne den Anspruch, die Andere "wirklich" zu kennen, und ihr "wirklich" so bekannt zu sein, wie ihr eigener Herzschlag?

Ist der Seelenmüll nicht bei der/dem Therapeutin/en, der Supervisorin, in der Selbsthilfegruppe, im Nähkästchen-Kreis, bei der guten Freundin (mit der ich diesen aktuellen Seelenstress nicht laufen habe), ... besser aufgehoben?

Das wäre ja auch nur eine Verlagerung der Symbiose-Symptomatik in die Therapie oder den Nähkästchen-Kreis. Auch mit diesen Menschen wird man die Symbiose nicht wirklich haben können und es wird früher oder später deshalb zu Problemen kommen.
Und nach wie vor verschließt sich mir der Sinn. Wenn ich mich schon dazu aufraffe über ein Problem zu sprechen, dann doch mit der Person, mit der ich es habe. Denn Seelenstress hat doch oft mit Miss-/Un-verständnissen zu tun. Und um die zu beheben, muss frau da nicht mit der Person sprechen, die es betrifft?
Natürlich hilft ein Blick von Außen manchmal und eine Aussprache im Zustand irrationaler Gefühlsbeherrschung mag auch nicht sinnvoll sein. Nur vom Prinzip, schaffe ich nicht Verständnis wenn ich den betreffenden Menschen am Prozess teilhaben lasse?

Ich überlege das wirklich, denn das Modell, ich mache es mit mir aus und teile dir dann das Ergebnis mit, habe ich lange genug gelebt und musste für mich feststellen, das es nicht so funktioniert hat, wie es gut für mich gewesen wäre. Weil die Menschen, bei allem Wohlwollen, mehr brauchen um zu verstehen, als nur Ergebnisse.
Und auch ich tue mich leichter, wenn ich mehr habe als nur das Saldo.

Der Beitrag wurde von Bilana bearbeitet: 05.Aug.2008 - 21:26
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shark
Beitrag 05.Aug.2008 - 21:48
Beitrag #24


Strösenschusselhai
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Ich stimme Dir absolut zu, Bilana.

Wenn ich ein, wie auch imer geartetes, Problem mit (oder durch das Verhalten) meiner Frau habe, so hilft letztlich nur eines zur Lösung: Mich mitteilen, mit ihr sprechen, ihren Standpunkt erfragen - und besser verstehen; sie und mich.

Manchmal, wenn die Dinge aber sehr diffus sind, ich ein unangenehmes Gefühl noch nicht näher benennen kann oder noch keine eigene Haltung habe, hilft es mir aber auch, erst mal mit mir auszumachen, an welcher Stelle genau ich ein Problem womit habe.
Am Ende dieses Prozesses führt aber kein Weg an einer Auseinander-Setzung mit der Liebsten vorbei.

Sonnenstrahl hatte ich anfangs jedoch so verstanden, dass sie Prozesse und Befindlichkeiten meinte, die mit der Person der Partnerin nicht wirklich etwas zu tun haben (sondern vielmehr ledigich auf diese projeziert werden).
Solche Projektionen und alle daraus resultierenden Effekte (Schuldzuweisungen, Vergleiche mit Anderen, Auflastungen etc) gehören für mich nicht in eine partnerschaftliche Beziehung;
Da ich aber nicht völlig frei von derlei Menschlichkeiten bin, bemühe ich mich in einem solchen Fall immer sehr, erst mal für mich selbst klar zu bekommen, weswegen ich denn gerade so fühle. Und oft finde ich heraus, was mit mir los ist, während sich meine Frau zunächst mit der Ansage "Ich fühle mich grade nicht so gut und muss für mich da was klären" bescheiden muss. Wenn ich klarer sehe, kann ich das Problem dann auch kommunizieren. Und zwar ohne, dass ich von ihr erwarte, sie möge doch bitte gefälligst irgendetwas an sich ändern.
Bisher bin ich immer auf Verständnis gestoßen - und auf Respekt für meinen Weg.
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Bilana
Beitrag 05.Aug.2008 - 22:31
Beitrag #25


Capparis spinosa
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Ja shark, ich denke auch, wenn frau etwas klarer ist, kann sie besser kommunizieren. Das geht mir auch so, ganz eklatant oft. Wenn ich so verwirrt bin, das ich einfach nichts gescheites sagen kann, dann kann ich eben nicht und tue es nicht.
Ich hatte Sonnenstrahl allerdings so verstanden, das sie es als Ideal betrachtet sich bewusst zurück zu halten, obwohl sie könnte.

Ich frage mich, wie merkt frau, dass sie projeziert, wenn sie gerade projeziert? Und: Löst es sich nicht gerade dann auf, wenn frau drüber spricht? Und: Ist es nicht für einen selbst klärend es (an jemanden gerichtet) zu formulieren und Feedback zu bekommen?

Ich bin sicher nicht fürs nie zurück halten. Aber tendenziell denke ich schon, das zurückhalten eher dazu beiträgt Bauchschmerzen, Verstimmungen usw. zu kultivieren, die sich schnell erledigen ließen.

Wie gesagt, ich habe da sicher nicht den Stein der Weisen gefunden und werde es sicher auch nie. Ich kann nur sagen wie es sich anfühlt, Prozesse nur in sich zu bearbeiten. Es produziert ab einem gewissen Grad Einsamkeit, auch dnan wenn man umgeben ist von lauter wohlwollenden Menschen. Es gärt dann eben erst richtig und macht Wut, statt Mut.

QUOTE
Am Ende dieses Prozesses führt aber kein Weg an einer Auseinander-Setzung mit der Liebsten vorbei.

Genau. Und meine These (von mir bisher leider nicht getestet) ist, dass die Auseinandersetzung umso fruchtbarer und schmerzloser wird, je eher man den gegenüber am Prozess teilhaben lässt.

QUOTE
Wenn ich klarer sehe, kann ich das Problem dann auch kommunizieren. Und zwar ohne, dass ich von ihr erwarte, sie möge doch bitte gefälligst irgendetwas an sich ändern.

Das eh. Aber auch das sehe ich zur Zeit als potentiell leichter an, wenn ich den Prozess mitteile und für beide vllt. eben wirklich schneller Eigen- und Fremdanteil auseinanderklamüsiert wird, statt sich um die eigene Achse zu drehen und vor lauter Fliehkraft nur den Gegenüber im Blick (der Problemverursachung) zu haben.
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LadyGodiva
Beitrag 05.Aug.2008 - 22:40
Beitrag #26


Strøse
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Ja, letztenendes habe ich es auch so verstanden wie Bilana -
man weiß, wo der Hase im Pfeffer liegt und versucht, ja letztenendes um der Liebe zu einer eigentümlichen Form von partnerschaftlicher Distanz willen, sich möglichst weitab davon zu verlustieren, wohl wissend, was tunlichst zu umgehen ist.

So eine Form von Zweisamkeit wäre mir zu viel misstrauenbesetztes Aneinander - und nicht die Form von "Symbiose", die mich wohl eher ausfüllt.
Von da: große Skepsis. Und eine völlig andere Baustelle.
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sonnenstrahl
Beitrag 05.Aug.2008 - 23:49
Beitrag #27


verboden vrucht
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QUOTE (Bilana @ 05.Aug.2008 - 22:23)

Aber ich sehe jede Beziehung unter anderem als einen mehr oder weniger klaren Spiegel meiner Selbst. Es geht nicht nur um den gegenüber, es geht auch um mich.


Ja, das sehe ich auch so. Wir Menschen neigen sehr dazu, im Anderen nur das zu erkennen - oder in die Andere das zu projizieren - , was unseren eigenen Themen entspricht. (Habe ich jetzt eigentlich zu ... gesagt: "Du A.schloch !", oder habe ich gesagt: "Reich mir doch bitte mal den Salzstreuer rüber"? ... wie es eine Freundin neulich treffend formulierte.)
Wirklich hinzuhören ist vielleicht die Kunst, die sich uns am schwersten erschließt. Vor allem wenn es um die Menschen geht, die uns am nächsten sind.


QUOTE
QUOTE
Stressthema mit mir am Laufen hatte, wovon ich nicht das Geringste mitbekommen habe. Und irgendwann, wenn das Thema längst durch ist, erzählt sie´s mir - und wir können herzlich drüber lachen.


Hmmm….

QUOTE
Nicht, dass wir uns missverstehen: Ich plädiere hier nicht dafür, runterzuschlucken, wenn mir was nicht passt. Natürlich ist es gut, im rechten Augenblick zu sagen.

Was wäre denn der rechte Augenblick? Was du weiter oben in deinem Eingangsposting schriebst las sich für mich schon wie runterschlucken.


Es geht mir weiter oben nicht um runterschlucken, sondern darum, innezuhalten und zu merken bzw. davon auszugehen, dass ich gerade einen Film mit "dir" laufen habe, und kurz davor bin, dir etwas in der folgenden Art vorzuhalten: "Musst du eigentlich immer zentimeterdick Krabbensalat auf dein Brötchen türmen? Es geht mir SO auf den Zeiger. Ich könnte dich vom Stuhl schubsen dafür!!!!"
So etwas würde ich gerne erstmal reflektieren, was manchmal schnell, und manchmal langsam geht.
Und wenn ich dann irgendwann rausgefunden habe, dass ich mich "eigentlich" zuvor von dir bevormundet gefühlt habe, als du sagtest: "Ich find´s nicht schön, dass du die Serviette zum Naseputzen nimmst", was mich wiederum an olle Kamellen mit meiner Mutter erinnert hat, und ich auf deine Art, dir Krabbensalatbrötchen herzurichten überhaupt nur reagiert habe, weil mein Ego nach einer Retourkutsche gesucht hat ... DANN kann ich dir entspannt und amüsiert davon erzählen (in drei Sätzen), ohne dass das Frühstück und der halbe Vormittag versaut sind. Und dann ggf. über das reden/das tun, was gerade tatsächlich anliegt/uns gut tut, und weiterbringt ... B)

Im zweiten Fall geht es mir darum, meine Wünsche und Grenzen in Bezug auf mich zu benennen. "Ich habe da andere Vorstellungen, nicht "Du solltest mal ...
Ich finde, da gibt es einen entscheidenden Unterschied in Form eines Vorwurfs, der gemacht wird, oder eben unterbleibt.

QUOTE
Ich bin so aufgewachsen, das ich die Begriffe „darüber reden“, „miteinander reden“ gar nicht kannte. Man sprach nur um sich gegenseitig zu informieren, wenn überhaupt.
Und so spreche ich noch heute zu oft und merke wie eng die Grenzen dabei gesteckt sind, privat, wie beruflich. Ich bin gerade dabei zu lernen, dass ich es Menschen einfacher mache, wenn ich sie an meinen Prozessen teilhaben lasse und nicht immer vor vollendete Tatsachen stelle. Einfacher mich zu verstehen und damit auch mir einfacher das durchzusetzen, was ich möchte.


Die Kommunikation in meinem Elternhaus war auch nicht von großem gegenseitigem Interesse geprägt. Viel Vereinnahmung und Vorwegnahme im Sinne von "Wir sind ... " und "Bei uns macht man ...", manipulativ ("Du bist doch schon groß, da kannst du doch ...."), vera.schend ("Nilpferde sind Elefanten ohne Rüssel") oder abstempelnd ("Du warst doch schon immer ...").
Für mich ist die Möglichkeit, wahrhaftig miteinander zu sein, und sich gegenseitig teilhaben zu lassen an dem, was uns bewegt, etwas ganz Wunderbares. Ich wollte es nie und nimmer missen.
Was ich hingegen gerne missen mag ist, etwas übergestülpt zu bekommen bzw. überstülpen zu "wollen", und sind Begegnungen, die sich so impulsgesteuert gestalten, dass es im Austausch bestenfalls noch um die Beseitigung der Hindernisse geht, und das Eigentliche schicksalsschwer im Schlamm der Angriffs- und Verteidigungsschlacht versinkt.
Oder in der "Versöhnung" ... "Ich hab´s nicht so gemeint" - "Ich auch nicht." - "Hast du mich noch lieb? - "Ja, Schnucki."

QUOTE
Und sich dem anzunähern - ohne den Anspruch, die Andere "wirklich" zu kennen, und ihr "wirklich" so bekannt zu sein, wie ihr eigener Herzschlag?

QUOTE
Ist der Seelenmüll nicht bei der/dem Therapeutin/en, der Supervisorin, in der Selbsthilfegruppe, im Nähkästchen-Kreis, bei der guten Freundin (mit der ich diesen aktuellen Seelenstress nicht laufen habe), ... besser aufgehoben?

Das wäre ja auch nur eine Verlagerung der Symbiose-Symptomatik in die Therapie oder den Nähkästchen-Kreis. Auch mit diesen Menschen wird man die Symbiose nicht wirklich haben können und es wird früher oder später deshalb zu Problemen kommen.


Nein! Symbiose ist für meine Begriffe sowas wie "Egal ob´s uns gut tut oder schlecht - wir können nicht ohneeinander. Und wir haben den Anspruch, ALLES miteinander zu teilen, damit wir uns in der illusionären Sicherheit wiegen können, der andere habe keine bedrohlichen Geheimnisse. Unsere Beziehung ist bauchfellwarm und verlogen. Klarheit ist das Letzte, was wir brauchen können."
Darum geht es mir in dem, was du gerade zitierst, überhaupt nicht. Es geht mir darum, zu einer Person/Gruppe meines Vertrauens zu gehen, mit der ich in der zu besprechenden Thematik nicht verstrickt bin, und zu sagen: "Das und das geht mir durch den Kopf - hilf mir mal, es aufzudröseln, damit ich wieder klarer seh." Sozusagen das positive Gegenteil von Symbiose.

QUOTE
Und nach wie vor verschließt sich mir der Sinn. Wenn ich mich schon dazu aufraffe über ein Problem zu sprechen, dann doch mit der Person, mit der ich es habe. Denn Seelenstress hat doch oft mit Miss-/Un-verständnissen zu tun. Und um die zu beheben, muss frau da nicht mit der Person sprechen, die es betrifft?
Natürlich hilft ein Blick von Außen manchmal und eine Aussprache im Zustand irrationaler Gefühlsbeherrschung mag auch nicht sinnvoll sein. Nur vom Prinzip, schaffe ich nicht Verständnis wenn ich den betreffenden Menschen am Prozess teilhaben lasse?


Auf jeden Fall - ab dem Moment, wo zerstörerische Impulse bereits weitgehend sortiert sind. Sonst geht die Aussprache nach hinten los, und das Gestrick wird immer dichter, mit jeder neuen Verletzung, die hinzukommt.


QUOTE
... das Modell, ich mache es mit mir aus und teile dir dann das Ergebnis mit, habe ich lange genug gelebt und musste für mich feststellen, das es nicht so funktioniert hat, wie es gut für mich gewesen wäre. Weil die Menschen, bei allem Wohlwollen, mehr brauchen um zu verstehen, als nur Ergebnisse...


Seh ich auch so - aber die Gesprächsbasis (das Wohlwollen) muss stimmen, und manchmal eben auch erst hergestellt (ent-projiziert/entwirrt) werden, sonst ist die versuchte Kommunikation ziemlich wahrscheinlich für die Katz ...


Ist es verständlicher geworden, was ich meine?


(IMG:http://www.cosgan.de/images/smilie/verschiedene/s010.gif)


edit: Kleine Ergänzung

Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 06.Aug.2008 - 00:01
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LadyGodiva
Beitrag 06.Aug.2008 - 00:27
Beitrag #28


Strøse
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Vielleicht liegt es daran:
Symbiose ist für mich bei weitem nicht so negativ besetzt - und meines Wissens auch in der Botanik/Faunistik nicht absolut gleichbedeutetend mit wechselseitig auslaugendem Parasitismus, was ich hinter deiner Definition vermute.
Mein (durchaus erfüllend gelebter) Symbiosebegriff tendiert eher in Richtung einer (mutualistischen) win-win-Auslegung, eine Art Fließgleichgewicht in einem halboffenen System. Das bedeutet zwar zwangsläufig einen höheren Energieverbrauch (konkret in Form von sich umeinander bemühen, das Selbst und sein Mögen und Wollen im Kontext des "wir" hierarchisieren können, ohne das Gefühl zu haben, dabei etwas preiszugeben), zieht aber gleichzeitig weniger Substanzverlust nach sich als ein völlig offenes System, durch das Information in viele Richtungen rauscht, aber keinen kontinuierlichen Fluss erzeugt. Mit anderen Worten: Bezogensein ist für mich nicht gleichbedeutend mit: eine emotionale Tankstelle, optimalerweise zum Fixpreis, gefunden zu haben, sondern wirklich der Ort, an dem ich meine erwachsenste Beziehung von allen üben und mich dadurch gleichermaßen an sie und mich annähern kann, Tag für Tag, Missverständnis für Missverständnis, (Fehl)Interpretation für (Fehl)Interpretation.
Liebe ist für mich das Wohlwollen, das ich meiner kleinen Welt grundsätzlich unterstelle - ich hätte ein großes Problem mit meinem Vertrauen, hätte ich den Eindruck, meine Liebste "arbeitet" sichtlich im Verborgenen (:D) an sich, um etwaige Reibungsflächen oder Unzulänglichkeiten, die sie auch schön und spannend für mich machen, wegzupolieren.
Lieber benetzt ihr lebendiger Schweiß meine Haut als dass ich ihre kühl-blanke Oberfläche streicheln kann.

Wozu aber noch einmal der ganze Aufwand der Fremd-Selbst-Bewertung?
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sonnenstrahl
Beitrag 06.Aug.2008 - 08:24
Beitrag #29


verboden vrucht
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QUOTE (LadyGodiva @ 06.Aug.2008 - 01:27)
Bezogensein ist für mich nicht gleichbedeutend mit: eine emotionale Tankstelle, optimalerweise zum Fixpreis, gefunden zu haben, sondern wirklich der Ort, an dem ich meine erwachsenste Beziehung von allen üben und mich dadurch gleichermaßen an sie und mich annähern kann, Tag für Tag, Missverständnis für Missverständnis, (Fehl)Interpretation für (Fehl)Interpretation.
Liebe ist für mich das Wohlwollen, das ich meiner kleinen Welt grundsätzlich unterstelle - ich hätte ein großes Problem mit meinem Vertrauen, hätte ich den Eindruck, meine Liebste "arbeitet" sichtlich im Verborgenen (:D) an sich, um etwaige Reibungsflächen oder Unzulänglichkeiten, die sie auch schön und spannend für mich machen, wegzupolieren.
Lieber benetzt ihr lebendiger Schweiß meine Haut als dass ich ihre kühl-blanke Oberfläche streicheln kann.

Wozu aber noch einmal der ganze Aufwand der Fremd-Selbst-Bewertung?

Das klingt so erstmal sehr schön, LG - aber es unterschlägt meiner Erfahrung nach so manche, vor lauter Romantik gerne ignorierte bzw. nicht gesehene Tücke.
Zur Reife gehört es für mein Verständnis schon auch, mit den Tücken - in Gestalt von alten "Kopffilmen" über Nähe-Distanz-Crashs, Eifersucht, Neid, Idealvorstellungen ... , sprich: mit dem ganzen Topf unserer Schatten, die wir ja haben, ob wir wollen oder nicht - bewusst zu rechnen.
Das mildert dann optimalerweise die eine oder andere aggressive, beleidigende, maßregelnde, abwertende, unterstellende Anwandlung (NUR um die geht es mir in diesem Thread! Nicht um das Glattbügeln von Reibungsflächen/wirklichen Konfliktpotentialen .. im Gegenteil: Um die kann es m.E. dann erst richtig gehen. :) ) in etwas Liebevolles, Unausgegorenes ab:

"Ist was, Schatz? Du kuckst sp komisch!"
"Hm ... mich macht gerade aggressiv, wie du den Krabbensalat auf dein Brötchen häufst, aber ich weiss noch nicht, warum. (Ich bin mir sicher, dass es gar nichts mit dir zu tun hat.)"
"Ach so - na ja, wenn du´s weisst, kannst du´s mir ja erzählen."
"O.k. - darf ich jetzt wieder komisch kucken? Es nervt mich nämlich immer noch ..."
"Klar, mein Engel ..."

edit: Und gelegentlich geht es halt um etwas komplexere Dinge als um Krabbensalat-Brötchen, die das wirklich große Kopfkino hervorbringen ...

Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 06.Aug.2008 - 08:55
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LadyGodiva
Beitrag 06.Aug.2008 - 09:03
Beitrag #30


Strøse
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Ganz ehrlich? Solcherlei Beziehungskultur ist mir wirklich fremd.
Da muss ich ja unwissentlich über eine recht elaborierte Form selbiger verfügen, ob ich das von meinen Eltern lernen durfte? :teeth:
Vielleicht liegt es an meiner direkten Art, "Querliegendes" auch direkt und aus meiner Perspektive anzusprechen, was mir in der Regel recht schnell gelingt und ich meist auch schon die dahinter vermutete Ursache für meine Missstimmung, mein Missempfinden benennen kann. Und wenn mir grad die Worte fehlen, dann finde ich tätliche Wege, auf mich zurück zu fallen: Sport, Sex oder Schlafen.
Offenbar ist mir auch eine Frau zuteil geworden, mit der ich keine Abgrenzungsspielchen betreiben muss, vielleicht, weil sich da zwei mit einem ähnlichen Bedürfnis nach immer wieder zarter Nähe und liebevoller Eigenheit gefunden haben. Vielleicht auch, weil wir hinreichend klar für einander waren? :rolleyes:

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sonnenstrahl
Beitrag 06.Aug.2008 - 09:06
Beitrag #31


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QUOTE (LadyGodiva @ 06.Aug.2008 - 10:03)
Ganz ehrlich? Solcherlei Beziehungskultur ist mir wirklich fremd.
Da muss ich ja unwissentlich über eine recht elaborierte Form selbiger verfügen, ob ich das von meinen Eltern lernen durfte? :teeth:
Vielleicht liegt es an meiner direkten Art, "Querliegendes" auch direkt und aus meiner Perspektive anzusprechen, was mir in der Regel recht schnell gelingt und ich meist auch schon die dahinter vermutete Ursache für meine Missstimmung, mein Missempfinden benennen kann. Und wenn mir grad die Worte fehlen, dann finde ich tätliche Wege, auf mich zurück zu fallen: Sport, Sex oder Schlafen.
Offenbar ist mir auch eine Frau zuteil geworden, mit der ich keine Abgrenzungsspielchen betreiben muss, vielleicht, weil sich da zwei mit einem ähnlichen Bedürfnis nach immer wieder zarter Nähe und liebevoller Eigenheit gefunden haben. Vielleicht auch, weil wir hinreichend klar für einander waren?  :rolleyes:

Ich würde mal sagen: Da habt ihr aber Glück!

edit: grau


Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 06.Aug.2008 - 09:59
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LadyGodiva
Beitrag 06.Aug.2008 - 09:21
Beitrag #32


Strøse
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Ein - so schön's auch für mich ist - recht trauriger Gedanke, oder?

Für mich ist meine Liebesbeziehung niemals etwas Selbstverständliches, das mir die Welt zum Schöpfen reicht. Sondern wirklich etwas, wofür ich dankbar bin, was mich andererseits auch in einer gewissen Weise verpflichtet, bei mir zu bleiben, an mich zu halten. Kein Tag, an dem ich nicht meine Partnerin als großes Geschenk der Welt an mich betrachtet habe. Selbst im Rückblick auf die vergangene Beziehung, nach einer nicht gerade glücklichen Trennungszeit, in der sich kristallisierte, dass die Liebe wohl nicht fürs Zusammenaltwerden reicht, sich aber dadurch nicht von selbst abschafft.
Der Beginn meiner aktuellen Beziehung war zugleich das Leichteste und Haarfeinste, das ich je erleben durfte - weil wir beide uns eben lange Zeit mit unseren Zukunftsvisionen zurück gehalten haben, bei uns geblieben sind und so viel Zeit war, uns gegenseitig näher zu betrachten, das was-auch-immer-aber-liebstens-immer-mit-dir auf uns zukommen lassen.
Wer diese Behutsamkeit der Liebsten und Dankbarkeit dem Leben gegenüber behalten kann, sich in aller Unsicherheit aus Liebe öffnen kann und gleichzeitig nicht vergisst, dass jede Welt einen Angelpunkt benötigt, dem kann doch nur der Himmel hold sein, oder? Egal übrigens, wie's letztenendes kommt. :wink:
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sonnenstrahl
Beitrag 06.Aug.2008 - 09:32
Beitrag #33


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@LG: Ich finde das wunderschön, was du schreibst - und doch gehört, wie ich finde, schon Glück dazu (oder ein sehr feines Gespür dafür, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Oder: Die Verteilung der Lernkatastrophen im Leben auf ein anderes Feld als das der Liebe. ;) ), dass einer mit dieser Bereitschaft auch die Frau begegnet, mit der´s "bei aller Liebe für´s Zusammenaltwerden reicht".


edit: grau


Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 06.Aug.2008 - 09:36
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sonnenstrahl
Beitrag 06.Aug.2008 - 09:58
Beitrag #34


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QUOTE (Mab @ 04.Aug.2008 - 12:33)
Aber interne Grummeligkeiten brauchen Zeit zum Entwickeln. Einfach im Prozess mitteilen, dass etwas gerade schief läuft ist irgendwie unpraktisch, wenn noch nicht bekannt ist, was denn schiefläuft. Mein Bauch erzählt mir nämlich leider nicht genau, was ihn unstimmig macht.
Und da meine Frau und ich gerne lösungs- statt problemorientiert kommunizieren und leben, würde das dann nur zu weiteren Grummeleien führen, weil es problemorientiert ist...

:zustimm:

(ich "arbeite" mich nach und nach durch eure Beiträge ... und das völlig unchronologisch. Und jetzt muss (will!) ich schon wieder los ... , die Erwerbs-Arbeit ruft.)
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Bilana
Beitrag 06.Aug.2008 - 10:43
Beitrag #35


Capparis spinosa
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Danke, dass du es noch mal ausgeführt hast. Jetzt klingt es für mich schon noch anders. Wie dem auch sei, es ging mir ja nicht darum dich anzugreifen oder zu sagen, du siehst das ganz falsch.
Es geht mir um den Austausch zum Thema. Es ist seit längerem mein wichtigstes Thema. Manchmal durchaus auch spielerisch und lustvoll, in letzter Zeit aber eher schmerzhaft und quälend. Da finde ich es sehr spannend zu lesen, wie andere mit dem Thema umgehen.

QUOTE
Ja, das sehe ich auch so. Wir Menschen neigen sehr dazu, im Anderen nur das zu erkennen - oder in die Andere das zu projizieren - , was unseren eigenen Themen entspricht.

Das auch. Und die Kritik am zu dicken Krabbensalat mag eine Kritik an der eigenen Gier sein oder die Kritik eines zu kurz gekommenen Teils in sich, der anderen nun nichts gönnen mag.
Gleichzeitig denke ich, lösen wir aber auch im anderen eine bestimmte Konstellation innerer Befindlichkeiten, Anteile aus. Deshalb gibt es für mich ein „Ich sehe nur SIE, nur DEN Menschen“ nicht. Denn wie der mit gegenübertritt hat viel mit mir zu tun. Andersrum ebenso. Wie ich mich verhalte hat nicht nur mit mir zu tun. Zumindest mir geht es so: Bei Freundin X bin ich so und bei Freundin Y irgendwie anders. Und doch bin ich immer ich.

QUOTE
"Du A.schloch !", oder habe ich gesagt: "Reich mir doch bitte mal den Salzstreuer rüber"?

Gut, derartige Du-Botschaften vom Format Du Arschloch, kenne ich in meiner langjährigen Beziehung nicht. Kenne ich auch aus Freundschaften nicht. Kenne ich aber gut aus diversen Pflegefamilien und schlimmeres. Das war für mich lange ein Grund lieber nichts zu sagen, als so etwas, denn es ist mir nach wie vor ein Graus. Ebenso natürlich so etwas gesagt zu bekommen. Wenn ich aber schweige, ist keine Angriffsfläche mehr da für derartiges.

QUOTE
"Ich habe da andere Vorstellungen, nicht "Du solltest mal ...
Ich finde, da gibt es einen entscheidenden Unterschied in Form eines Vorwurfs, der gemacht wird, oder eben unterbleibt.

Ja ich denke ich verstehe was du meinst und denke durchaus, das öfters mal ein Innehalten, das finden einer Ich-Botschaft für alle Beteiligten besser ist, als das Raushauen einer impulsiven Du-Botschaft.
Aber gerade in letzter Zeit frage ich mich, ob das alles ist, ob das immer so ist.
Manche Anliegen, manche Gefühle lassen sich vielleicht gar nicht in einer Ich-Botschaft transportieren. Ich denke die ein oder andere Du-Botschaft ist manchmal einfach nötig um das rüber zu bringen, was anliegt oder auch um etwas ins Rollen zu bringen.
So erlebe ich das: Wenn ich die Wut doch mal raus lasse und dann bin ich eben auch subtil, aber nicht minder wirkungsvoll abwertend und damit natürlich auf heftigen Widerstand stoße, dann bin ich aber trotzdem im Kontakt mit dem anderen und mit mir. Und dann gibt es eine Chance, dass freigelegt wird, was unter der Wut ist. Trauer vielleicht, aber auch alte Gefühle von zu kurz gekommen sein. Und dann fühle ich mich seltsam eins mit mir und habe das Gefühl den anderen viel klarer zu sehen als je zu vor. Und dann habe ich den Eindruck wirkliche Nähe zu spüren. Natürlich erfordert das eine stabile, lang gewachsene Beziehung und die wiederum mag tatsächlich auch mit Glück zu tun haben. Aber eben auch mit der Arbeit, die ich mir damit mache. Und mit den Themen, die eben nicht unter den Teppich gekehrt werden.
Andersrum habe ich es schon zu oft erlebt, wie irrsinnig ich mich um mich selbst drehen kann, um mein aktuelles Problem und herzlich wenig kommt dabei heraus. Weil ich allein einfach zu begrenzt bin um problematisches vollständig in mir selbst umzuwandeln.


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dandelion
Beitrag 06.Aug.2008 - 11:06
Beitrag #36


don't care
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QUOTE (sonnenstrahl @ 06.Aug.2008 - 09:24)
"Ist was, Schatz? Du kuckst sp komisch!"
"Hm ... mich macht gerade aggressiv, wie du den Krabbensalat auf dein Brötchen häufst, aber ich weiss noch nicht, warum. (Ich bin mir sicher, dass es gar nichts mit dir zu tun hat.)"
"Ach so - na ja, wenn du´s weisst, kannst du´s mir ja erzählen."
"O.k. - darf ich jetzt wieder komisch kucken? Es nervt mich nämlich immer noch ..."
"Klar, mein Engel ..."

ich erlebe derzeit an mir den Wandel, genau solche Dialoge am liebsten zu mögen, sei es in Partner- oder Freundschaft. es ist ein Ausmaß von Direktheit, das Klarheit ohne Eskalation ermöglicht. die Dinge sind, wie sie scheinen. für mich ein sehr wichtiger und absolut nicht selbstverständlicher Punkt im Miteinander.

man spart so viel Energie. für das Auslassen der Wut am Gegenüber. für das schlechte Gewissen, weil das Gegenüber gar nichts dafür konnte. für das Leiden unter dem Kopfkino. für aufsteigenden Haß gegen einen eigentlich geliebten Menschen. für den verzweifelten Versuch, sich trotz Emotionalität vor weiteren Vorwürfen des Gegenübers zu schützen.

sicher, die Notbremse zu ziehen erfordert ebenfalls Energie und Selbstbeherrschung. der Schritt aus der eigenen Situation heraus erfordert Übung - also auch Energie.
aber ehrlich gesagt ist mir das schöne Gefühl, einen Streit auf halber Flamme ausgefochten zu haben (statt ihn auf kleiner Flamme einbrennen zu lassen oder gleich die Seelenküche abzufackeln) und die daraus erwachsende Verbundenheit zu den Menschen, die mir am Herzen liegen, den Versuch wert.

wobei ich es ohne eine Freundin sicherlich niemals auch nur bis ins Versuchsstadium geschafft hätte. ( :blumen2: ) warum? weil sie lange Zeit gnadenlos ehrlich, verläßlich, warmherzig aber unaufgeregt mir gegenüber war. nichts geht über Vertrauen. :)

Der Beitrag wurde von dandelion bearbeitet: 06.Aug.2008 - 11:08
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DerTagAmMeer
Beitrag 06.Aug.2008 - 12:25
Beitrag #37


Adiaphora
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Am Anfang habe ich mich sehr über die Selbstverständlichkeit gewundert mit der "Teilhabe" und "Beschwerde" gleichgesetzt wurde. Denn ähnlich wie LG sehe ich die gegenseitige Anteilnahme an Entwicklungsprozessen als etwas ausgesprochen Schönes und Wertvolles an. Ich würde sogar behaupten wollen, dass gerade diese gegenseitige Aufmerksamkeit für Erahntes, Unfertiges und Unausgegorenes die Lebendigkeit, Tragfähigkeit und Entwicklungsfähigkeit unserer Liebe ausmacht. Gerade WEIL wir uns jeden Frust von der Seele reden, jede Schieflage benennen und Unausgeglichenheiten zeigen dürfen, kommt es gar nicht erst so weit, dass sich mühsam angesammelte Aggessionen plötzlich Bahn brechen, auf ein läppisches Krabbenbrötchen fokussieren und kein konstruktiver Umgang mehr möglich ist, weil die ursprünglichen Gründe für den Groll schon längst verschüttet sind.

Aus meiner Sicht wird nämlich eher Verschweigen zum Problem. Alles Negative, Beängstigende, Trennende wird solange verdrängt, ungekaut geschluckt und für sich behalten, bis plötzlich alles nervt und nur noch Dauernörgeln, Langstreckenschweigen oder die Trennung zur Wahl stehen. Natürlich bleibt auch noch die Möglichkeit eine Paarberatung in Angriff zu nehmen, unter professioneller Anleitung gemeinsam in den anverdauten Resten gemeisamer Mahlzeiten zu wühlen, dabei zu rekonstruieren, welche Speisen wohl besser hätten vermieden werden sollen und einen Ernährungsplan für den Neuanfang aufzustellen. Tagebuchaufzeichnungen können dabei sicherlich helfen die eigene Position zu festigen und mit datierten Belegen überzeugend durchzusetzen. Außerdem lässt sich so nach jahrelang klaglos und mit einem Lächeln ertragener Beziehung eine erschlagende Bilanz aus dem Ärmel schütteln, die dann so erschütternd ausfallen dürfte, dass die (sich bis dahin in falscher Sicherheit wiegende) Fortan-Ex ohne Streit und Widerrede vor Scham im Boden versinkt und auf Nimmerwiedersehen verschwindet.
Wahrscheinlich gilt das sogar als "erwachsen" - richtig kann ich es trotzdem nicht finden.

Für mich macht es sehr viel mehr Sinn Verdauungsbeschwerden schon bei der Nahrungsaufnahme vorzubeugen: Gemeinsam kochen, aufmerksam würzen, langsam essen, mit Bedacht kauen, konzentriert schmecken, Rezepte gemeinsam bewerten, an ihnen feilen und dem individuellen Geschmack anpassen. Ein symbiotischer Gleichklang ist dafür gar nicht mal nötig: Mein Organismus hat beispielsweise gerade "Kreuzkümmel-Wochen" ausgerufen, während meine Liebste ein umfassendes Curry-Veto eingelegt hat - also gibt's das Gemüse derzeit pur mit Senf/Chutney/Kräuterquark zum Selbertunken ... auch sowas erspart übelriechende Flatulenz. Frau kann natürlich auch zum Pupsen in den Keller gehen, wenn sie gesteigerten Wert darauf legt alles zu essen, was auf den Tisch kommt ;) ...

Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 06.Aug.2008 - 12:37
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pandora
Beitrag 06.Aug.2008 - 12:50
Beitrag #38


auf dem Hochseil des Lebens balancierende Wölfin
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QUOTE (DerTagAmMeer @ 06.Aug.2008 - 13:25)


Für mich macht es sehr viel mehr Sinn Verdauungsbeschwerden schon bei der Nahrungsaufnahme vorzubeugen: Gemeinsam kochen, aufmerksam würzen, langsam essen, mit Bedacht kauen, konzentriert schmecken, Rezepte gemeinsam bewerten, an ihnen feilen und dem individuellen Geschmack anpassen. Ein symbiotischer Gleichklang ist dafür gar nicht mal nötig: Mein Organismus hat beispielsweise gerade "Kreuzkümmel-Wochen" ausgerufen, während meine Liebste ein umfassendes Curry-Veto eingelegt hat - also gibt's das Gemüse derzeit pur mit Senf/Chutney/Kräuterquark zum Selbertunken ... auch sowas erspart übelriechende Flatulenz. Frau kann natürlich auch zum Pupsen in den Keller gehen, wenn sie gesteigerten Wert darauf legt alles zu essen, was auf den Tisch kommt ;) ...

:rolleyes: göttin noch, herrlich blumig ausgedrückt und so viel weisheit liegt in deinen worten, DTaM :blumen2:

edit... das von dir beschriebene, ist in meinen augen die hohe kunst des gemeinsamen umgangs miteinander.
es braucht m.E nach, geduld, unmengen an (ur)vertrauen und die kunst der kommunikation und des ständig miteinander in kontakt bleibens.

edit...fehler und immer wieder diese verkorksten satzstellungen :wacko:

Der Beitrag wurde von pandora bearbeitet: 06.Aug.2008 - 13:01
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LadyGodiva
Beitrag 06.Aug.2008 - 18:42
Beitrag #39


Strøse
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dtam,
ich sehe gerade in diesem Kult des "Idealen" eine recht... verzweifelte, fast schon pubertäre Absolutheit im Fühlenwollen - das meinte ich, als ich mich aufs immer-wieder-die-nächste-aber-diesmal-in-echt-Traumfrau-für-mich bezogen habe.
Gerade die Integration des Menschlichen an ihr, des Schwachen, Launischen, Kleinen macht sie ebenso unersetzlich und einzigartig für mich. Es ist ein ganz anderer Liebesbeweis, sich klein und unfertig zu präsentieren, im festen Vertrauen, ihr stets unter die Augen treten zu können. Vielmehr die Akzeptanz ihres Menschseins und die ihre des meinen lässt mir in unserer Beziehung eine Reife spüren, die mich sanft, aber nachhaltig berührt. Zwei, die nicht mehr an die Allgewaltigkeit des Wollens glauben müssen, sondern die Dauerhaftigkeit beiderseitiger Verbundenheit erkennen und zu bewahren suchen.
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DerTagAmMeer
Beitrag 06.Aug.2008 - 19:41
Beitrag #40


Adiaphora
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QUOTE (Mab @ 06.Aug.2008 - 17:58)
:P
Die Angst vor den Tagebuchschreibenden.

Eher das Wissen um die Fallstricke der eigenen Persönlichkeit, deren Gedächtnis sich an dem einer Elefantendame zu orientieren scheint.

In meiner Familie habe ich recht nachhaltig gelernt, unbedachte Gefühlsäußerungen zu vermeiden und mich Auseinandersetzungen nur wohlsortiert zu stellen. Zwar ließen sich Verletzungen nicht vermeiden - die offensichtliche Verletztheit hingegen schon. In Beziehungen habe ich dies lange beibehalten und bin aus meiner Sicht recht gut damit gefahren.
Ich habe nie gewarnt, nie um etwas gebeten, nichts verboten und statt dessen auf Freiwilligkeit und Eigenverantwortung gesetzt. War mein Maß voll oder wurden meine Grenzen überschritten, bin ich gegangen - konsequent und mit gutem Grund.

Ich habe nicht vertraut - und lange keinen Grund gesehen, dies zu ändern. Schließlich gab es auch Freundinnen, von denen ich aus Erfahrung wusste, dass ich mich auf sie verlassen konnte. Vertrauen als Vorschuss gab es bei mir nicht - eher das böse Erwachen, dass auch meine Geduld Grenzen hatte.

Während meiner letzten Trennung kam dies zur Sprache. "Hättest Du Dich nur einmal wirklich auf mich verlassen, hätte ich einen Grund gehabt, zuverlässig zu werden. So war es egal, was ich tue, Du hast mich sowieso nicht ernst genommen."

Daran habe ich ziemlich lange herumgekaut - wenn auch für mich und ohne zuzugeben, dass etwas Wahres dran war. Deshalb versuche ich es diesmal besser zu machen.

Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 06.Aug.2008 - 19:43
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