Wie beeinflusst Corona Euer Leben (und die Liebe)? |
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Wie beeinflusst Corona Euer Leben (und die Liebe)? |
19.Mar.2020 - 22:56
Beitrag
#1
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Geschirrspülerin Gruppe: Members Beiträge: 13 Userin seit: 10.01.2020 Userinnen-Nr.: 10.118 |
Unabhängig von meinem bestehenden Thread, frage ich gerade in Bezug auf Corona. Auf Arbeit bibbere ich, dass meine Chefin schließen muss, und wir uns vielleicht ewig nicht mehr sehen können. Ich weiß nicht, wie ich das überleben sollte. Ob ich vor ihr in Tränen ausbrechen würde oder die Tapfere mime und dann im Nachgang erst begreife, was da passiert ist und was es bedeutet... und ob ich ihr dann doch alles gestehe. Wobei ich im Moment das Gefühl habe, dass von ihr gehäuft Andeutungen kommen, dass sie rafft, was los ist. Und es okay ist, so lange es unausgesprochen bleibt.
Dann habe ich mich extra auf Datingseiten begeben, um endlich von ihr weg zu kommen. Habe eine Frau kennen gelernt, die mir gefällt. Als ich das Bild sah, war sofort das Gefühl da: Ab jetzt ist sie in Deinem Leben! Das war so krass, so intensiv. Wenn wir schreiben ist es immer schön. Man muss sich nicht bemühen, nicht anstrengen, sie wirkt super freundlich. Das Date für die Party, bei der wir uns real kennenlernen wollten, stand schon Wochen vorher. Ich war sogar zum ersten Mal seit Jahren wieder einkaufen um mich extra für sie rauszuputzen. Und dann wurde die Party wegen Corona gecancelt. Und das Treffen ist in weite Ferne gerückt. Zum einen, weil sie es beruflich gar nicht mehr hinkriegt, im Gegenteil, ihr Dienst ist viel länger geworden als vorher. Und dann wirds ja eh bald die Ausgangssperre geben... Ich meine, die jetzige Zeit bietet verdammt viel Stoff für Herzschmerz..... das ist als Vorlage zum Schreiben ja ganz nett.... aber man lebt ja nicht nur für ein Buch, sondern es steckt ja wirklich etwas dahinter. Mich würde interessieren, ob es Euch ähnlich geht? Was macht das alles mit Euch? Würdet Ihr noch Leute daten oder lieber nicht? Seid Ihr womöglich getrennt von Eurer Liebsten wegen Fernbeziehung etc? Ich freue mich auf Austausch - das alles macht mich ziemlich Kirre ! ;-) |
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02.Nov.2020 - 08:48
Beitrag
#2
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mensch. Gruppe: Members Beiträge: 6.498 Userin seit: 29.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.777 |
Mich haben die steigenden Fallzahlen und das wenige, was sich mit dem Erreichen der seit Juni(?) bekannten "relevanten Grenze" von 50/100.000 in 7 Tagen änderte, gestresst. Kreise erreichten 100. 150. 200. Selbst in dünn besiedelten Gegenden, die nicht einmal eine erste Welle hatten (auch weil SH und MV im Frühjahr Tourismus komplett stoppten, nehme ich stark an) ist es mit etwas Verspätung auf einmal hochgegangen, erst die 35, dann die 50 gerissen.
Und draußen gingen die Leute ins Kino, in die Kneipen, waren die Straßenbahnen voll. Dass es in den Großstädten zu mehr Fällen kommen würde, hat mich nicht überrascht. Nur die Tatenlosigkeit, diese Mini-Veränderungen. Dass es sich in Landkreisen auch so rasant entwickelte, hat mich erst überrascht. Dann wurde mir klar, dass dort 1-2 dieser Gelegenheiten, wo 1 Person sehr viele ansteckt (während die meisten infizierten Personen 0-1 anstecken), ausreicht für hohe Inzidenzwerte. Es hat mich gestresst, weil ich viele Leute aus Risikogruppen kenne, zu denen nun die Gefahren näher rückten. Plötzlich waren "die Fälle" Personen die wir/sie kannten, plötzlich saßen direkte Kontakte von mir (und ich hab nur wenige seit März) in Isolation und warteten auf ihr Testergebnis. Ich habe schlicht Angst um ihre Leben und unsere Gesundheit. Solange die Menschen bei gutem Wetter viel draußen waren und auch Rad fuhren, statt Auto oder Bahn oder Bus, war dieses Hygienekonzept-Prinzip mit Museen, Kinos und Kneipen voll ausreichend. Milder September. Nicht mal Schule war problematisch, trotz Stoßzeiten im Bus o.ä. Darum bin ich erleichtert über den großflächigen Stopp von Kontaktmöglichkeiten und Verkehrsaufkommen. Ich bin wütend und verletzt über die letzten zweieinhalb Wochen und erst recht über die letzten 5 Tage. Diese Ignoranz finde ich komplett unverständlich. Und nach den März-Erfahrungen, als vor den ersten Verordnungen die Menschen schon sehr spürbar ihre Präsenz im öffentlichen Raum reduziert hatten und sich viele solidarische Aktivitäten online und offline entwickelten, bin ich enttäuscht über den Fokus auf sich selbst, nun. Die Kompensationen und Hilfsmaßnahmen finanzieller Art der Regierungen (Bund/Land) finde ich darüber hinausgehend eine Zumutung. Ich sehe meine künstlerisch freiberuflichen Freund*innen mit den Nerven am Ende, gestresst und ratlos. So viel Geld verteilen wir im Privaten um seit März, das kann doch nicht deren fucking Ernst sein, dort bei denen in der politischen Verantwortung. Denn alle Vermögenden haben 2020 ihr Vermögen weiter gesteigert. Und es wird dort nichts abgeholt und für die wirtschaftlichen Pandemie-Maßnahmen und den Ausbau des Gesundheitssystems genutzt. Applaus und Lavendel für Pflegekräfte... Ich möchte brechen und zwar auf Redepult im Bundestag. (All das trifft auch Gastronom*innen und Sexworker*innen und noch einige andere Berufsgruppen... Tattoo-Artists, Physios zT) Was unsere staatlichen Strukturen auch nicht geschafft haben seit März ist ein System der Arbeit und Zusammenarbeit, um Übertragungswege gut zu identifizieren. Vielleicht hängt das aktuell auch mit der enormen Geschwindigkeit zusammen und dass es einfach ein Alltag mit viel zu vielen Kontakten der Corona-Positiven war. Aber schlechte EDV-Lösungen, schlechte Personalschlüssel und Gesundheitsämter, die nicht mal im Ansatz Pandemie-tauglich sind... Was hatten wir da eigentlich all die Jahrzehnte? Bundeswehr beim Kontaktermitteln... Gruselig... Es gäbe genug Menschen, die angestellt und eingearbeitet wersen können. Hier werden staatspolitische Trennungen aufgehoben, während sich ein Scheiß um rechte Netzwerke bei Bundesweh und Polizei gekümmert wird. Uff, uff, uff. Ich finde die Schließungen von Gastronomie und Kultur und einem Teil von "Freizeit"-Orten sowie dem Amateursport völlig okay. Es ist eine breit gestreute Kontaktreduzierung. Angesichts von Dunkelrot und Lila auf der Karte und keinem einzigen Kreis unter 35 (oder inzwischen 50) und der Latenz von 10-14 Tagen ungemein wichtig. Auch angesichts der nicht funktionierenden Appelle an uns, kollektiv auf jene Aktivitäten zu verzichten, die wir individuell für verzichtbar gehalten hätten, in den 3 Wochen zuvor. Offenbar haben die, die etwas veränderten mit dem Herbst und den steigenden Zahlen und den Appellen, nicht genug Masse/Gewicht in der Menge aller entwickelt. Mich frustriert allerdings auch die Tatenlosigkeit aller Verantwortlichen, die strukturell, konzeptionell und in Sachen Ausstattung nach dem ersten Hauruck im März/April dann den Herbst und Winter hätten vorbereiten können und müssen. Kürzere Takte im ÖPNV, Beschulung umorganisieren, digitale Infrastrukturen ausbauen dort und auch über Verordnungen und Regeln hinaus direkte Aufklärung über Gesundheitsschutz. Das, was Aishilfen und Bzga-Kampagnen in den 90ern leisteten in Bezug auf STIs (und bis heute), das was mal über 70 Frauengesundheitszentren in den 1980ern taten. Längst untergegangene, schon damals eher autonom entstandene Strukturen. Mein Zwischenfazit jetzt ist, dass unsere Gesellschaft geprägt(er) ist von einem Umgang mit Regeln, der ohne eigene Verantwortungsübernahme bei (zu) vielen in ein "ich mache, was erlaubt ist - alles davon! Und außerdem will ich beim Regelnbrechen nur nicht erwischt werden." mündete. Die Zusammenhänge, warum nur eine so großflächige Maßnahme, wie forciertes Schließen von Orten, um Kontakte insgesamt auch auf dem Weg und davor und danach zu reduzieren, nun noch erfolgversprechend ist, sind viele und komplexer als Hygienekonzept für 1 Ort/Raum. Diskussionen über die Hygienemaßnahme in Raum X und dass sie doch vom Gesundheitsamt abgenommen wurde, überraschen mich. Die Zahlen sagen klar: in der Menge sind wir zu häufig, zu viel in Räumen mit anderen. Die Verlagerung ins Private wird trotzdem den Kontakt zwischen Fremden aus Kneipen, Kinos und VHS-Schulungsräumen reduzieren. Ich hoffe sehr auf möglichst wenig gesundheitsgefährdenden Trotz, bin aber gerade nach den letzten fünf Tagen nicht mehr überzeugt von meinen Mitmenschen (in der Massen, nicht im Einzelnen). Ich wünsche uns allen gute Selfcare-Kompetenzen für Isolation in herbstlicher Trübnis und zunehmender Dunkelheit. Ich wünsche uns Wege aus dem Hickhack der Diskussionen aus der ohnmächtigen Position heraus. Solidarische Momente. Zugewandtes Miteinander. Ich wünsch mir für mich, meinen Ärger und Frust nicht allzu lang zu tragen und einen Ungang mit der Angst um die meinen zu finden. Das so in aller Kürze ;-) McSchieflächel Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 02.Nov.2020 - 08:57 |
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