Was tut mir eigentlich gut...? Beziehungsgrundsatzfrage(n) |
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Was tut mir eigentlich gut...? Beziehungsgrundsatzfrage(n) |
05.May.2015 - 16:54
Beitrag
#1
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mensch. Gruppe: Members Beiträge: 6.498 Userin seit: 29.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.777 |
Hallo liebe Forumsfrauen,
ich weiß nicht so recht, wie meine Fragen eigentlich lauten... es rollt und rollt seit langem durch meinen Kopf und mein Herz und meinen Bauch. Derzeit hängt es da irgendwie fest. Und manchmal ergibt sich hier im Gespräch durch andere Erfahrungen die geteilt werden oder schlaue Fragen auf die mensch nicht selbst kommt, ja immer wieder ein hilfreicher Impuls... Wenn ich meine Liebes-Lebens-Jahre zurückschaue, dann komme ich nicht umhin festzustellen, dass ich in den Beziehungen irgendwie mit der Zeit anders tickte, als in den Zeiten ohne. Also normalerweise auch anders, als in der Zeit, als wir uns kennenlernten. Irgendwie wechselte ich von unabhängig und mir meiner selbst bewusst in einen Modus, der sehr auf meine Partnerin fokussiert ist. Mir kam dann oft die Wahrnehmung für mich selbst etwas abhanden. Oder auch schonmal "ganz abhanden". Das konnte manchmal ganz schnell gehen, bei so einer wilden Verliebtheit, die hochdynamisch verfolgt wird. Oder als schleichender Prozess über die Jahre. Ich würde gern sagen, ich hätte damit meiner Partnerin etwas Gutes tun wollen, dass ich mich so auf sie und ihre Bedürfnisse fokussierte. Wollte ich sicherlich auch. Aber ich glaube die eigentliche Antriebsfeder war eher Verlustangst oder auch die Angst, etwas zu überhören, jemanden zu übergehen zugunsten meiner eigenen Bedürfnisse. Wenn ich jetzt so im Freundeskreis laut darüber nachdenke, ob es vielleicht auch einfach so sein kann, dass das Modell "Beziehung" in seinem klassischen und weitverbreiteteten Sinn vielleicht eins ist, das mit mir nicht kompatibel ist, weil ich damit und darin mit mir (und dann auch mir meiner Partnerin) nicht gut umgehen kann, dann ernte ich ziemliche Irritationen. Das wird doch wohl schon irgendwie gehen, mit den richtigen Verabredungen miteinander, mit genug Kommunikation, mit der richtigen Art une Menge an gegenseitiger Aufmerksamkeit... bekomme ich dann zu hören. So als bräuchte es nur den passenden "Vertrag" oder eben die noch besser passende Partnerin. Ich sehe das nüchtern statistisch: wenn ein paar Prozent der Menschheit zB lesbsich lieben oder lieber Klassik hören oder Mathe mögen (und können) - dann muss es doch beim Thema Beziehungsführung auch Mehr- und Minderheiten geben. Warum sollte es da dann plötzlich etwas geben das "100% richtig für alle" sein soll...? (auch wenn "Beziehung" ja vielfältig ist, aber einen gewissen Konsens, große Gemeinsamtkeiten gibt es doch!) Ich glaube - das ist der aktuelle Stand des Nach-Denkens - dass es nicht an der Beziehung selbst lag/liegt oder an der Partnerin. Ich glaube, bei mir hakt da was... Ich hatte so verschiedene Frauen als Partnerin, wir haben so unterschiedliche Arten des Umgangs miteinander gehabt, also abstrakt gesagt, hatten wir unterschiedliche Rollen- und Selbstverständnisse... Mal war ich die Erfahrene, mal hab ich es genossen, mich an der älteren und reiferen Partnerin zu orientieren. Mal war ich die sprunghafte Abenteurerin, mal der Fels in der Brandung. Es entwickelt sich ja auch im eigenen Leben so einiges weiter... ;-) Wenn ich über all das nachdenke, dann spült es so sonderbar "alte" Themen wieder hoch. Dinge, die ich längst als bearbeitet und erledigt wegsortiert hatte. Auch die Wirkmechanismen meiner Familie(n) wollen offenbar weider einmal reflektiert werden. Dabei hatte ich mich doch einfach irgendwann in einen Abstand begeben, der sich gut anfühlte, in dem ich mich stabil fühlte. Ich hab mich eine Weile mit offenen und polyamoren Modellen befasst, schaue interessiert hin, wenn andere Paare jahrelang gemeinsam starke Veränderungen miteinander begehen und beieinander bleiben. Ich finde da nichts, was sich nach "Lösungsansatz" meines Dilemmas anfühlt (früher dachte ich das allerdings wohl deutlich: mit genug Respekt und Offenheit besteht die Beziehung alle emotionalen Veränderungen...). Ich komme immer wieder an den Knackpunkt: diesen Switch, der sich umlegt, irgendwann: bei dem ich mich aus den Augen verliere - und das nicht mal wirklich mitbekomme. Hat irgendeine von Euch eine Idee dazu? Eine Erfahrung? Selbst oder im Umfeld? Oder dröselt mit mir die Theorie auf, ob vielleicht nicht alle Menschen zur sozialisierten Idee von längerfristiger bis dauerhafter Paarbeziehung passen? Oder Fragen, die mich dazu bringen, weiter auszuleuchten...? Fragende Grüße McLeise |
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30.Sep.2016 - 09:49
Beitrag
#2
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Filterkaffeetrinkerin Gruppe: Members Beiträge: 17 Userin seit: 18.03.2015 Userinnen-Nr.: 9.230 |
Liebe McLeod,
wie vor einem Jahr finde ich deine (innere) Auseinandersetzung immer noch sehr spannend, ganz sicher weil sie, wie für die anderen hier auch, Gedankengänge aufgreift, die uns vertraut sind und die uns selbst beschäftigen. Ich finde es toll, dass du wieder den Schritt in den Anfang einer Beziehung gemacht hast und dich weiterhin so intensiv mit deinen Themen auseinandersetzt und versuchsts, Verhaltensmuster, die in der Vergangenheit zum Scheitern von Beziehungen geführt haben, zu verändern. Ich glaube auch, das ist sehr schwierig, immer auch von "Rückfällen" begleitet, aber doch auch möglich, weil man das Bewusstsein nun ganz offen auf die Prozesse lenkt und auch nach Rückfällen diese bewusst reflektieren kann. Ich hatte beim Scheitern meiner letzten Beziehung und danach ein Buch gelesen, welches mir sehr geholfen hat. "Die vier Versprechen" von Don Miguel Ruiz (ich hatte sie auf Englisch gelesen). Ich musste schmunzeln, als ihr hier auf die Hundeschule eingegangen seid, denn auch Ruiz bringt das Verhalten von Hundebsitzer und Hundeverhalten durchaus in die Dynamik funktionierender Beziehungen mit ein. Von den vier Versprechen, die man sich selbst und einem anderen Menschen geben sollte, sind zwei hier sehr relevant, im ewigen Spiel des sich Abgrenzens, des Grenzen und Freiräume des anderen respektieren, des die richtige Mischung zwischen Nähe und Distanz und zwischen Akzeptanz und aber auch korrekten Einordnen von Verantwortungen zu finden. Das eine Versprechen ist es, Verhalten (also auch Abgrenzen und auf Distanz gehen beim anderen) nicht persönlich zu nehmen, wie der Hund, der zum spielen bereit enthusiastisch ankommt, es aber sofort kapiert, wenn wir von anderen Dingen genervt dazu gerade keine Lust haben und dann eben ohne gekränkt zu sein, etwas anderes macht. Das andere ist es, nicht in das Verhalten anderer Menschen hineinzuinterprätieren sondern Klarheit zu suchen, nachzufragen aber mit der Erkenntnis, dass nur wir für unsere eigenen (ausgelösten) Gefühle verantwortlich sind, auch wenn die andere vielleicht einen Triggerpunkt bedient hat. Das auch wir manchmal triggern werden, aber dafür nicht die Verantwortung übernehmen müssen. Ich kann das Buch empfehlen. Und weiter, ich habe mir damals versprochen, dass ich eine Beziehung nur mit jemandem eingehen kann, wenn wir die Weisheiten dieses oder ähnlicher Gedankenprozesse gemeinsam betrachten können und uns gegenseitig versprechen können, dass der Weg dahin nicht immer einfach sein wird, dass wir immer "Rückfälle" in Verhaltensweisen haben werden, die die Versprechen temporär auch mal brechen können, dass wir sie aber gemeinsam auf dieser (Meta)Ebene reflektieren können und unseren Anteil daran reflektiert, offen und verstehend übernehmen können. So mein Ziel und mein Traum. Menschen, die keine Bereitschaft haben auf dieser Ebenen zu reflektieren, die kein Interesse an diesen Prozessen haben, die werden nicht zu mir passen, egal was Chemie oder Schmetterlinge manchmal vorgeben. Seitdem ich dies für mich erkannt und benannt habe (das Benennen ist dabei ein sooo wichtiger Aspekt), hilft mir ein Bewusstsein dafür sehr, sehr gut, alle meine zwischenmenschlichen Beziehungen im Leben zu navigieren. Auch bei einer neuen Verbindung mit romantischem Interesse führte es dazu, zu erkennen, dass wir nicht gut zusammenpassen würden, auch wenn mich das traurig gemacht hat. Ich war mir aber sicher, dass die Suche danach weitergehen kann. Ich würde deine neue Freundin auf diese Ebene ziehen und schauen, ob sie mit dir dort sein mag und kann. Es hört sich für mich schon so an, dass sie mit ihren Ängsten und Aufarbeiten von Verletzungen an einem Punkt steckt, wo sie selbst noch viel Verantwortung für ihre eigenen Prozesse übernehmen muss, die sie aber gerne, wie wir das ja auch alle gerne machen, durchaus dir auftragen möchte. Es ist eine Verhaltensweise, die ich von mir selbst und auch von vergangenen Partnerschaften kenne: wenn ich über mein Paket rede, dann erwarte ich von dir, dass du die Triggerpunkte erkennst und nicht bedienst. Wenn du mich liebst, schonst du mich. Das ist aber nicht richtig. Sei vorsichtig, vor allem, wenn du selbst noch beim Verarbeiten bist und beim Umdenken. Die Partnerin ist selten die geeignete Therapeutin, sondern die, die eigentlich erwarten darf, dass die andere "gesund" und verantwortungsvoll in die Beziehung kommt. Die Verantwortung hast du nur für dich selbst und es hört sich für mich wirklich so an, dass du unheimlich reflektiert dabei bist und auch bereit bist für den kritischen Blick auf dich selbst. Bleib bei dir! Lass dich nicht verunsichern auf deinem Weg! Ich denke ganz bestimmt, dass du beziehungsfähig bist! LG |
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