Bluttest auf Downsyndrom |
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Bluttest auf Downsyndrom |
06.Jul.2012 - 08:51
Beitrag
#1
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Satansbraten Gruppe: Members Beiträge: 531 Userin seit: 05.07.2010 Userinnen-Nr.: 7.520 |
Guten Morgen.
Ich bin gerade über einen Artikel auf den Onlineseiten der ARD gestoßen, oder vielmehr eine kurze Umfrage. Natürlich nicht repräsentativ, aber Frau gibt ja ganz gerne ihre Meinung ab. Im Grunde hatten wir das Thema schon einmal und auch da habe ich drüber geschrieben (pränatale Diagnostik etc). Jetzt soll also ein Bluttest bei noch Ungeborenen zeigen, ob das Kind Trisomie 21 hat. Und dann, so steht es auf der Seite, "solten Frauen entscheiden, ob sie sich die Betreuung zutrauen." Was haltet ihr davon? Natürlich traue ich mir die Betreuung meines eigenen Kindes zu, egal ob es das DownSyndrom hat, oder grün wie ein Marsmensch ist, oder oder oder.... Oder findet ihr das gerechtfertigt? Ist das nicht radikale Selektion und Diskriminierung? |
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16.Jul.2012 - 18:42
Beitrag
#2
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Gut durch Gruppe: stillgelegt Beiträge: 1.127 Userin seit: 25.02.2010 Userinnen-Nr.: 7.294 |
Die Frau, die einen Test auf Trisomie 21 mit Blick auf " die Gesellschaft" durchführen lässt, muss meiner Meinung erstmal gebacken werden.....
Eine Schwangerschaft ist eine äußerst private Angelegenheit, und Frauen haben ja viel dafür getan über " ihren Bauch" selbst bestimmen zu dürfen. Darum gehe ich davon aus, dass sich jede Frau Gedanken macht, wie sie selbst mit dem zu erwartenden Kind zurecht kommt. Integration und Inklusion des Babys in ihrem eigenen Leben und ihre Familie. Als ich " gewollt" schwanger wurde habe ich mir bisweilen auch überlegt was sein würde wenn das Kind nicht gesund auf die Welt kommen würde. Ich habe überlegt was auf mich zukommen könnte, doch nicht auf die Gesellschaft. (IMG:style_emoticons/default/patsch.gif) Einen Abbruch zu rechtfertigen mit der Begründung dass ein nicht gesunder Mensch für die Allgemeinheit untragbar und deshalb nicht erwünscht wäre, halte ich für Quark. Ich habe jedenfalls andere Erfahrungen gemacht. Wenn eine Frau abtreiben will, dann macht sie es, egal ob gesund oder nicht. Das ist ihre Sache. Mir liegt es fern ihr da reinreden zu wollen. Ich wehre mich aber gegen die Aussage, die "Gesellschaft" dränge eine Frau dazu abzutreiben. Nenee, den Schuh zieh ich mir nicht an! Die Verantwortung liegt einzig und allein bei den Eltern des Babys, bzw des ungeborenen. |
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16.Jul.2012 - 21:59
Beitrag
#3
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Strösenschusselhai Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 |
Wenn eine Frau abtreiben will, dann macht sie es, egal ob gesund oder nicht. Das ist ihre Sache. Mir liegt es fern ihr da reinreden zu wollen. Ich wehre mich aber gegen die Aussage, die "Gesellschaft" dränge eine Frau dazu abzutreiben. Nenee, den Schuh zieh ich mir nicht an! Die Verantwortung liegt einzig und allein bei den Eltern des Babys, bzw des ungeborenen. Ich hoffe sehr, dass Dein Statement sich nicht auf irgendwas bezieht, was ich geschrieben habe, denn wenn das so wäre, dann hättest Du mich gehörig missverstanden. Selbstverständlich überlegt wohl keine Frau in einer solchen Konfliktsituation, was wohl "die Gesellschaft" dazu sagen wird, wenn sie so oder so entscheidet. Aber das muss sie auch gar nicht explizit, denke ich. Sie wird wohl eher darüber nachdenken, ob sie sich zutraut, allen Anforderungen gerecht zu werden, die mit einem versehrten Kind auf sie zukommen werden. Und wenn sie darüber nachdenkt, spielen automatisch und sicher oft auch unterbewusst die Erwartungen eine Rolle, die sie an ihre Umwelt stellen zu können glaubt oder halt auch nicht. Wenn eine Schwangere überlegt, dass sie mit ihren - sagen wir mal - 44 Jahren schon über 60 wäre, wenn ein "gesundes" Kind aus dem Haus ginge, dann wird sie mit Sicherheit auch überlegen, dass sie vielleicht 70 oder älter sein wird und ihr Kind womöglich noch immer bei ihr leben wird. Und zwar, weil das, was wir in unserer Gesellschaft erleben, eben recht häufig so ist, dass nämlich behinderte Menschen sehr lange bei den Eltern leben. Das allein kann sie schon schrecken. Nicht alle Menschen mögen bis ans Ende ihres eigenen Lebens Sorgende und Pflegende bleiben. Denkt die 44-jährige Schwangere darüber nach, dann wird sie sich vermutlich auch fragen, ob sie dann noch wird leisten können, was nötig ist, damit es ihrem Kind gut geht oder ob sie es fertig bringen würde, ihr Kind wegzugeben, wenn sie doch überfordert wäre. Wie es für das Kind wäre, in einem Heim zu leben usw. Die ganze Zeit denkt sie nicht konkret an "die Gesellschaft", aber die Fragen, die sie sich stellt, können sehr damit zusammenhängen, was "die Geselllschaft" bietet oder auch nicht für eine Frau wie sie, für ein Kind wie das, das sie erwartet, für eine Familie mit einem behinderten Kind. Und natürlich würde es vielen Frauen leichter fallen, sich dafür zu entscheiden, die Schwangerschaft fortzusetzen, wenn sie rundum ganz selbstverständlich erleben würden, dass es genug Förderung, reichlich Unterstützung, keine Ausgrenzungund keine dauernden Kämpfe um alles und jedes gäbe; das ist doch selbstverständlich. Und klar ist es schwerer, Ja zu sagen, wenn man weiß, wie in unserer Welt mit Menschen umgegangen wird, die nicht ins Normbild passen. Die Verantwortung haben in der Tat die potentiellen Eltern. Was sie entscheiden, wird geschehen und sie haben es auch zu verantworten. Aber wie sie entscheiden, hängt eben doch deutlich davon ab, welche Rahmenbedingungen sie vorfinden. Und diese Rahmenbedingungen sind nun mal durchaus auch gesellschaftsabhängig. Ich weiß für mich, dass ich damals, als meine Töchter unterwegs waren, zu jung und zu unbedarft war um groß darüber nachzudenken, "was wäre wenn". Durch bestimmte Erfahrungen war mir einfach nur wichtig, dass sie nicht zu früh kommen und dass sie ihre Geburt überleben würden. Ich gehörte auch zu keiner Risikogruppe in Bezug auf Trisomie21 und letztlich war mir einfach wurscht, wie meine Kinder sein würden. Ich wollte sie und ich würde sie nehmen, wie sie nun mal kämen. Ich fühlte mich jung und kraftvoll, stand am Anfang eines Lebens, das ich mir nach allem Schrecklichen vorher wunderbar ausgemalt hatte und hatte das Gefühl, dass es nichts geben würde, das mich wirklich noch umhauen könnte. Heute weiß ich mehr. Ich weiß, wie es läuft in dieser Gesellschaft. Wer dazugehören darf und wer nicht. Wie schnell man auch dann "draußen" sein kann, wenn man vorher sehr lange "drinnen" war. Wie schwer es sein kann, für ein Kid zu bekommen, was es braucht. und für sich selbst das, das nötig ist, damit man nicht andauernd an der Grenze zum Burn-Out rumschwimmt. Und ich bin viel älter. Würde ich jetzt noch mal schwanger, dann würde ich mir sehr wohl Gedanken um das machen, was mein Kind und auch was mich erwartete. Solche Gedanken wie oben beschrieben und bestimmt noch viele weitere. Und ich bin wirklich nicht sicher, ob ich nicht diesen Test machen wollen würde. Und ob ich nicht entschiede, diesen Test genau dafür haben zu wollen, um eine Entscheidungsgrundlage in Bezug auf den Fortgang der Schwangerschaft zu haben. Wäre ich sicher, dass meinem Kind und mir sämtliche Unterstützung (freiwillig und ohne Kampf auf der Grundlage eines verbindlichen Ethos', der auf einem Verständnis der echten Gleichwertigkeit aller Menschen beruht) gewährt würde, die wir brauchten, damit ich keine Angst haben müsste, was aus dem Kind werden sollte, wenn ich mal nicht mehr kann, weil auch auf dieses Kind nämlich ein eigenes Leben warten würde, das es ergreifen könnte, dann - da bin ich sicher - würde ich (wenn ich nicht eh zu krank und zu steril zum schwanger-werden wäre, was ich tatsächlich ja bin) die Schwangerschaft ebenso wenig infrage stellen wie die anderen, die ich hatte. Weil ich wüsste, dass nicht alles an mir hängt. Dass die Welt, in der ich mit meinem Kind leben würde, uns beide auch willkommen heißt. Aber so ist die Welt nun mal nicht. Leider. Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 16.Jul.2012 - 22:15
Bearbeitungsgrund: Nachtrag
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