Bluttest auf Downsyndrom |
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Bluttest auf Downsyndrom |
06.Jul.2012 - 08:51
Beitrag
#1
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Satansbraten Gruppe: Members Beiträge: 531 Userin seit: 05.07.2010 Userinnen-Nr.: 7.520 |
Guten Morgen.
Ich bin gerade über einen Artikel auf den Onlineseiten der ARD gestoßen, oder vielmehr eine kurze Umfrage. Natürlich nicht repräsentativ, aber Frau gibt ja ganz gerne ihre Meinung ab. Im Grunde hatten wir das Thema schon einmal und auch da habe ich drüber geschrieben (pränatale Diagnostik etc). Jetzt soll also ein Bluttest bei noch Ungeborenen zeigen, ob das Kind Trisomie 21 hat. Und dann, so steht es auf der Seite, "solten Frauen entscheiden, ob sie sich die Betreuung zutrauen." Was haltet ihr davon? Natürlich traue ich mir die Betreuung meines eigenen Kindes zu, egal ob es das DownSyndrom hat, oder grün wie ein Marsmensch ist, oder oder oder.... Oder findet ihr das gerechtfertigt? Ist das nicht radikale Selektion und Diskriminierung? |
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15.Jul.2012 - 18:39
Beitrag
#2
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Strøse Gruppe: Admin Beiträge: 10.010 Userin seit: 27.08.2004 Userinnen-Nr.: 166 |
Ach so, noch als kleiner historischer Exkurs, der zwar nicht unbedingt direkt mit dem Thema in Verbindung steht, aber den Paradigmenwechsel in der Medizin recht anschaulich beleuchtet:
Bei schwierigen Geburten, die den tödlichen Ausgang für wenigstens einen Part vermuten ließen, hat man bei jedwedem Eingriff rund um die Geburt noch bis in die siebziger Jahre das Leben der Leibesfrucht priorisiert, ohne wenn und aber. Dafür das Ende des Mutterlebens zwangsläufig in Kauf genommen, denn: sie schenkt ja, im Ideal der selbstlosen Mutter. Heute stellt sich die Lage ganz anders da: die Integrität der Mutter steht bei "Chancengleichheit" im Zweifelsfall über der des Kindes, so es von der Patientin im Vorfeld nicht ausdrücklich anders gewünscht wurde. Wow! Starker Tobak, aber in meinen Augen mehr als verständlich: ein Leben um jeden Preis muss es nicht geben, wenn man sich dank medizinischer Kunst schon einmischen kann. Im weiteren Sinne sehe ich das auch in Relation zu der Mutter-in-spe mit Diagnose: sie soll die Wahl haben, je früher und sicherer, desto besser. Mit Blick auf ihre eigenen Kräfte und die ihrer Familie. (Und wer denkt überhaupt an die Föten, deren invasives Testergebnis negativ ausgefallen wäre, hätte die Biopsie nicht Komplikationen nach sich gezogen? Dann doch lieber - eine kleine Spritze Blut aus der Armvene der Mutter.) |
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15.Jul.2012 - 19:05
Beitrag
#3
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Strösenschusselhai Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 |
(Und wer denkt überhaupt an die Föten, deren invasives Testergebnis negativ ausgefallen wäre, hätte die Biopsie nicht Komplikationen nach sich gezogen? Dann doch lieber - eine kleine Spritze Blut aus der Armvene der Mutter.) Ja, an die ist auch zu denken. Da beißt die Maus keinen Faden ab, egal wie abgeklärt das klingen mag: Diejenigen, die heute einer Amniozentese zustimmen, weil sie ein beunruhigendes Ergebnis bei der NFM (die eine hohe Fehlerquelle birgt) bekommen haben und für sich schon klar haben, dass sie eine Fortsetzung ihrer Schwangerschaft an eine durch diese invasive Untersuchung mögliche Diagnose koppeln (also im Fall eines positiven Ergebnisses den Abbruch wählen würden) und damit das Risiko einer viel zu frühen Geburt des Fötus' eingehen müssen, das die Fruchtwasseruntersuchung nun mal birgt, würden morgen mit Freuden ein Verfahren wählen, das lediglich ein paar Tropfen Blut von ihnen selbst erforderlich macht. Denn in beiden Fällen kommt es bei einem positiven Ergebnis zu einem Abbruch, im zweiten Fall im Gegensatz zum ersten dafür zu Null eingriffsbedingten Fehlgeburten der Föten, die negativ getestet würden. Der Bluttest würde also auch Leben retten, indem er sie gar nicht erst gefährdet, wenn man's ganz genau nimmt. Das Wichtigste überhaupt ist, dass Frauen nicht vermittelt wird, sie müssten sich all diesen Untersuchungen, die möglich sind, auch zwingend unterziehen. Es ist Aufgabe der betreuenden Fachperson (Arzt/Ärztin/Hebamme), darüber aufzuklären, was welche Untersuchung bringen kann und vor allem, dass bestimmte Verfahren erst dann einen Sinn ergeben, wenn die Schwangere sich darüber im Klaren ist, was sie mit dem Ergebnis anfangen wird. Einer Frau zum Beispiel zu einer NFM zu raten, wenn die schon weiß, dass sie eh keine Amniozentese machen lassen wird, weil das Fehlgeburtsrisiko sie schreckt, wäre Unsinn. Diese Frau würde allenfalls durch das ohnehin nicht allzu aussagekräftige Ergebnis der NFM verunsichert werden und vermutlich den Rest ihrer Schwangerschaft Angst haben, ob nun mit dem Kind alles OK ist oder nicht. Einer Frau aber, die durch bestimmte Faktoren ein besonderes Risiko für eine genetische Fehlbildung ihres Ungeborenen trägt und die sich entschieden hat, das rechtzeitig wissen zu wollen (entweder um sich schon früh gut vorbereiten zu können auf das künftige Leben mit einem Kind, das besondere Anforderungen stellt oder aber um einen frühzeitigen Abbruch vornehmen zu können), dient ein zuverlässiger und einfacher Bluttest besser als ein invasives Verfahren, das erst deutlich später durchgeführt werden kann. Ich bleibe also dabei: Dieser Test ist - verglichen mit den Diagnosemöglichkeiten der Vergangenheit, die ja schließlich auch im Bedarfsfall durchgeführt werden - vorteilhaft. Und außerdem bin ich sicher, dass nicht mehr Frauen als bisher eine Schwangerschaft mit einem Fötus mit Trisomie21 abbrechen lassen würden, nur weil es nun einen Bluttest gibt, der Sicherheit bringen kann. shark Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 15.Jul.2012 - 19:29
Bearbeitungsgrund: "die" durch "das" ersetzt
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