Bluttest auf Downsyndrom |
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Bluttest auf Downsyndrom |
06.Jul.2012 - 08:51
Beitrag
#1
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Satansbraten Gruppe: Members Beiträge: 531 Userin seit: 05.07.2010 Userinnen-Nr.: 7.520 |
Guten Morgen.
Ich bin gerade über einen Artikel auf den Onlineseiten der ARD gestoßen, oder vielmehr eine kurze Umfrage. Natürlich nicht repräsentativ, aber Frau gibt ja ganz gerne ihre Meinung ab. Im Grunde hatten wir das Thema schon einmal und auch da habe ich drüber geschrieben (pränatale Diagnostik etc). Jetzt soll also ein Bluttest bei noch Ungeborenen zeigen, ob das Kind Trisomie 21 hat. Und dann, so steht es auf der Seite, "solten Frauen entscheiden, ob sie sich die Betreuung zutrauen." Was haltet ihr davon? Natürlich traue ich mir die Betreuung meines eigenen Kindes zu, egal ob es das DownSyndrom hat, oder grün wie ein Marsmensch ist, oder oder oder.... Oder findet ihr das gerechtfertigt? Ist das nicht radikale Selektion und Diskriminierung? |
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09.Jul.2012 - 21:35
Beitrag
#2
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ausgewilderte Großstadtpflanze Gruppe: Members Beiträge: 2.096 Userin seit: 24.10.2007 Userinnen-Nr.: 5.165 |
Hier hat sich viel getan. Ich konnte in den letzten Tagen nicht noch einmal antworten, hatte aber Gelegenheit, die eine oder andere Zeitung zu lesen.
Klarstellend muss ich sagen, dass es bei der derzeitigen öffentlichen Diskussion NICHT darum geht, den Bluttest als Standarduntersuchung einzuführen. Es war lediglich eine Befürchtung von mir, dass hierfür quasi eine "Testphase" eingeläutet werden wird. Der Bluttest in der derzeitigen Form soll zudem über 1000 Euro, die von der Schwangeren zu zahlen sind, kosten. Er ist wesentlich ungefährlicher als die Fruchtwasseruntersuchung, die ja bisher auch bereits durchgeführt und in vielen Fällen bei entsprechendem Befund zu Schwangerschaftsabbrüchen geführt hat. Bereits jetzt schon haben also Kinder mit Trisomie21 eine prozentual geringere Chance, geboren zu werden, als das bei Kindern ohne diesen Gendefekt der Fall ist. Ich finde es gut, dass durch den Versuch der Einführung dieser neuen Testmethode die Diskussion über die vorgeburtliche Aussortierung "behinderter" Kinder wieder angefacht wird. "Behinderung" ist aber kein körperliches Phänomen, sondern ein gesellschaftliches. Und genau hier liegt das Problem: Solange die durch die Gesellschaft stattfindende Behinderung (ein körperlich/geistig beeinträchtigtes Kind großzuziehen – shark und Sägefisch haben das schon deutlich beschrieben – ist mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden) nicht wirksam eingedämmt wird, solange wird auch die Diskussion um die ethische Vertretbarkeit der Pränataldiagnostik und Abtreibung beeinträchtigter Kinder eine scheinheilige bleiben. (Ebenso wie es im Übrigen die Diskussion um die Abtreibung allgemein aus ähnlichen Gründen auch bleiben wird. Dieser ganze Terz ums ungeborene Leben findet in meinen Augen viel zu wenig Entsprechung in einer Politik für das geborene Leben.) Warum wird nicht mehr dafür getan, die (gesellschaftliche) Behinderung von Menschen aufzuheben? Warum wird stattdessen lieber daran gearbeitet, bestimmte Menschen vorgeburtlich auszusortieren, um sie davor zu bewahren, gesellschaftlich behindert zu werden? Im Fall einer Trisomie21 kann ja nicht wirklich von Gefahr für Mutter und Kind die Rede sein (Gut. Es treten statistisch häufiger z.B. Herzfehler auf, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das der Hauptgrund für eine Abtreibung bei entsprechender Diagnose ist.) Ich erlaube mir, über diese gesellschaftlichen Zustände wütend zu sein und sie diskriminierend und menschenverachtend zu finden. Ich finde den Bluttest ebenso diskriminierend wie ich auch die bisherigen Tests finde. Leben mit Down-Syndrom ist nicht "unwert" und gehört nicht aussortiert. Aber wahrscheinlich habe ich Sägefisch unrecht getan und dir, @Marie18, geht es tatsächlich eher um die Entscheidung der abtreibenden Frau und weniger um den Test an sich. Wie ich schon einmal geschrieben habe, möchte ich mir nicht anmaßen, darüber zu urteilen und finde auch nicht, dass andere es tun sollten. Aber zu deiner Frage, @Marie18, Was nicht in meinen Kopf reingeht ist: Ehepaar will Kind -> Fau ist schwanger und lässt eine Untersuchung des Fötus machen -> Diagnose: Kind wird beeinträchtigt sein -> Kind wird abgetrieben. Ich rede von Fällen, wo ein Ehepaar oder Paar sich bewusst für ein Kind entscheidet, einen Kinderwunsch hat und das durchdacht hat. Und da finde ich, soll man diese Entscheidung dann auch tragen und nicht sagen nach so einer Untersuchung "Hm, ach nee das wär uns zu blöde. Wir treiben ab." möchte ich dringend loswerden, dass ich denke, dass wohl kaum eine Frau eine Abtreibung mal eben so zwischen Tanken fahren und Friseurtermin von der to-do-Liste streicht. Ich finde, es hört sich bei dir so an, als wärest du der Ansicht, dass die Frauen es sich irgendwie zu einfach machen. Das teile ich so nicht. Das eine versteh ich nich ganz, wahrscheinlich, weil ich grad hundemüde bin (IMG:style_emoticons/default/morgen.gif) Du meinst, sie wollte nicht abtreiben lassen, weil sie sich dann mit dieser Entscheidung vor den Kindern geschämt hätte? Du meinst, du kannst nicht verstehen, warum eine Mutter sich schämt, ihren Kindern mit Down-Syndrom zu erklären: "Ich hab's wegmachen lassen, weil die Ärzte gesagt haben, es wird wie ihr." Ich kann es verstehen. Und ich kann auch verstehen, warum sich Behindertenverbände so gegen den Test wehren. |
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