Leserundencafé mit Litt Leweir, Fürs Geplauder rund ums Schreiben |
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Leserundencafé mit Litt Leweir, Fürs Geplauder rund ums Schreiben |
18.Dec.2009 - 14:40
Beitrag
#1
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a.D. Gruppe: Members Beiträge: 8.380 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 5 |
Ab 11. Januar 2010 begleitet uns die Autorin Litt Leweir durch ihren Thriller "Migräne".
Hier im (IMG:style_emoticons/default/morgen.gif) Leserundencafé (IMG:style_emoticons/default/morgen.gif) könnt ihr Litt Leweir Fragen stellen, die nicht in die Threads zu den einzelnen Abschnitten des Buchs passen. Bitte beachtet dabei: Zum Buch gibt es eine Triggerwarnung, und die gilt auch für die Kommentarthreads zu den einzelnen Abschnitten. Hier im Leserundencafé sollen aber alle mitlesen können, auch diejenigen, die Triggern aus dem Weg gehen möchten. Darum postet hierin diesem Thread bitte nichts Explizites zu den Triggerthemen. Kommentare zum Buch gehören hierher: Teil 1: S. 5-113 Teil 2: S. 113-214 Teil 3: S. 215-311 Teil 4: S. 311-410 Teil 5: S. 411-510 Wenn ihr Einzelheiten aus dem Buch posten möchtet, dann "spoilert" euren Text bitte (= macht ihn unsichtbar), damit den anderen, die noch nicht so weit gelesen haben, der Lesespaß nicht verdorben wird. Das geht so: Ihr klickt links unter "Schnellzugriff" auf "Einfügen: SPOILER" und tippt euren Text in das Feld "Content Text". Dann klickt ihr auf OK. Das sieht dann im Eingabefeld so aus: QUELLTEXT [spoiler];) Dies ist ein Geheimnis!;)[/spoiler] Und im fertigen Posting: (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) Dies ist ein Geheimnis! (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) Wer den Spoiler lesen möchte, markiert ihn einfach mit der Maus, dann wird der weiße Text sichtbar. Weitere Infos: Einladung zur Leserunde Die Homepage von Litt Leweir |
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15.Jan.2010 - 13:15
Beitrag
#2
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Suppenköchin Gruppe: Members Beiträge: 136 Userin seit: 13.09.2009 Userinnen-Nr.: 6.930 |
Du hast die Tage schon einmal etwas Ähnliches geschrieben, und ich habe es auch bei anderen Autor(inn)en schon gelesen: Dass sie nicht ihre Figuren erfinden oder gar konstruieren, sondern dass diese Figuren ein eigenes Leben führen, sich der Autorin "vorstellen" und sich manchmal auch ganz anders entwickeln, als die Autorin es will. Magst du erklären, wie du zu deinen Figuren kommst, wie du sie erlebst? Ich kann mir das mit dem "eigenen Leben" nur sehr schwer vorstellen. (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif) Nun hatte ich zwei Tage Zeit zu überlegen, was ich auf diese Frage antworten kann und weiß es immer noch nicht so recht. Ich kann gar nicht genau sagen, wie meine Figuren entstehen, es ist auch nicht bei allen gleich. Manche sind mir näher, manche ferner, manche sind konstruierter als andere. Aber ich würde schon sagen, dass ich meine Figuren in der Regel nicht konstruiere. Aber ich glaube auch nicht, dass es Wesen sind, die unabhängig von mir existieren, nicht während ich sie schreibe, so esoterisch ist meine Vorstellung vom Schreiben nicht. Sie beginnen unabhängig von mir zu existieren, in dem Moment, in dem ich sie in die Welt schicke, in dem sie mit der Leserin, dem Leser in Kontakt kommen. Dann habe ich keinen Einfluss mehr auf sie. Ein großer Teil des Schreibprozesses läuft ja unbewusst ab. Ich schrieb ja bereits, dass Schreiben für mich viel mit Träumen zu tun hat. Es soll ja luzide Träume geben, die Träumende ist sich bewusst, dass sie träumt und kann die Handlung auch steuern Und es gibt die Theorie, dass die Figuren, die in Träumen vorkommen, immer eigene Anteile darstellen. Bei einer Figur wie Monika Haberstroh, gefällt mir diese Vorstellung außerordentlich, bei anderen weniger, aber ich glaube schon dass da was dran ist. Beim Schreiben kommt es auf die richtige Mischung zwischen sich Einlassen und Steuern an. Es ist für mich nur zu einem geringen Anteil eine intellektuelle Tätigkeit, es ist für mich sehr emotional und auch sehr physisch. Ich betrete Räume, schaue mich um, fühle, rieche, lausche auf Geräusche, höre meinen Figuren zu, wie sie sich miteinander unterhalten, stelle sie vor Herausforderungen und beobachte, wie sie damit umgehen, wie sie sich verhalten, wie sie damit fertig werde oder auch nicht… Dazu muss ich mich völlig von der Außenwelt abschotten, sonst katapultiert es mich raus und es bleibt alles an der Oberfläche… Manchmal komme ich gar nicht erst rein, und das ist fürchterlich… Aber das ist schon wieder ein anderes Thema… Ich habe als Kind, als Jugendliche, als junge Erwachsene in einer Parallelwelt gelebt, die sich im Laufe der Jahre verändert hat, bis sie sich dann aufgelöst hat, als ich Mitte zwanzig war und sie wohl nicht mehr brauchte. Wenn ich mich für längere Zeit auf ein Romanprojekt widme, mache ich mir die Fähigkeit, mir Parallelwelten zu erschaffen zunutze. Und die Parallelwelt umfasst mehr als dann im Buch vorkommt. Nicht alle Figuren sind mir in dieser Parallelwelt gleichermaßen nah, aber über die, die mir sehr nah sind, weiß ich mehr, als ich verrate. Und ich verliebe mich auch in meine Figuren, die meisten mag ich zumindest sehr, auch wenn sie oft Dinge tun, die ich auch nicht so toll finde. Ich weiß, warum sie es tun. Die Figuren aus meiner Kindheits- und Jugendparallelwelt kamen meistens aus dem öffentlichen Leben, aus dem Fernsehen, dem Sport, aus Büchern oder Filmen, ich habe sie adaptiert und integriert. Ganz so ist es beim Schreiben nicht. Obwohl ich mich beim Schreiben sehr abschotte und sehr in einer Traumwelt lebe, bin ich nicht alleine. Ich fühle mich – und darüber bin ich sehr glücklich – eingebunden in einen großen Zusammenhang. Ich bin in einer bestimmten Kultur aufgewaschen, mit einer bestimmten Religion, hatte Eltern, Geschwister, Verwandte, habe Freundinnen, Arbeitskolleginnen, gehe einem Beruf nach, lese sehr viel, mag Filme, sehe fern… Und aus diesen Quellen schöpfe ich auch meine Figuren oder Anteile meiner Figuren. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich Monika Haberstroh zum ersten Mal getroffen habe. Irgendwann hatte ich es einfach, dieses Bild einer kauzigen, columboähnlichen Kommissarin namens Monika Haberstroh (der Name war einfach da), die völlig erschöpft und sinnierend auf dem Sofa meiner Protagonistin liegt. Die Frage war nur, wie kommt sie da hin. Und irgendwie habe ich sie da hinbekommen, auch wenn’s dann ganz anders war, als ich es mir zuerst vorgestellt habe. Und mit Columbo hat sie nicht viel zu tun, auch wenn es zwischendurch ein paar Anspielungen auf Columbo gibt. Wahrscheinlich weiß ich wirklich nicht so genau, woher meine Figuren kommen und ich schöpfe grade nur die Fettaugen ab, die an der Oberfläche schwimmen, ohne zu wissen, was das nun eigentlich für eine Suppe ist. Im Moment stehe ich kurz davor, einen neuen Roman zu beginnen, in dem die Vorstellungskraft als Überlebens- und Heilmittel Thema ist. Vielleicht wäre meine Antwort hier ganz anders geworden, wenn ich mich nicht gerade so mit Traumwelten beschäftigen würde. Geschrieben habe ich noch keine Zeile, aber den ersten Satz habe ich schon seit zwei Jahren im Kopf. Eine Figur sehe ich schon relativ klar, richtig kennen lernen werde ich sie aber erst, wenn ich mit dem Schreiben beginne. Bei der zweiten weiß ich noch nicht mal, ob es eine Figur ist oder ob es nicht eigentlich zwei sind. Und ich weiß auch noch nicht, ob ich erst anfange zu schreiben, wenn ich es weiß, oder ob ich mit dem Schreiben anfangen muss, um es herauszufinden. Mal sehen. Litt |
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15.Jan.2010 - 19:14
Beitrag
#3
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a.D. Gruppe: Members Beiträge: 8.380 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 5 |
Beim Schreiben kommt es auf die richtige Mischung zwischen sich Einlassen und Steuern an. Es ist für mich nur zu einem geringen Anteil eine intellektuelle Tätigkeit, es ist für mich sehr emotional und auch sehr physisch. Ich betrete Räume, schaue mich um, fühle, rieche, lausche auf Geräusche, höre meinen Figuren zu, wie sie sich miteinander unterhalten, stelle sie vor Herausforderungen und beobachte, wie sie damit umgehen, wie sie sich verhalten, wie sie damit fertig werde oder auch nicht… Das klingt nach einer beneidenswerten Erfahrung. (IMG:style_emoticons/default/ohmy.gif) Danke für deine ausführliche Antwort! |
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