Eure Ansichten zu weiblicher Melancholie und weiblicher Homosexualität? |
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Eure Ansichten zu weiblicher Melancholie und weiblicher Homosexualität? |
07.Jan.2022 - 15:39
Beitrag
#1
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Geschirrspülerin Gruppe: Members Beiträge: 12 Userin seit: 07.01.2022 Userinnen-Nr.: 10.262 |
Seid gegrüßt,
Ich beschäftige mich aktuell mit Themen wie Frauenfreundschaft, Melancholie und weiblicher Homosexualität. Zu den beiden letzten Themen, habe ich bisher keine Quellen. Vielleicht habt Ihr Euch schon mal mit weiblicher Melancholie und weiblicher Homosexualität, auf sozialwissenschaftliche art und Weise befasst oder esotherisch? Ich fände es gut, wenn Ihr Euch einfach mal zu beiden äußert. - Seht Ihr Unterschiede? Gemeinsamkeiten? Gar kein Bezug? Ab wann ist was wann? Wie entsteht was? Nachträglich noch ein frohes Neues (IMG:style_emoticons/default/rolleyes.gif) |
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07.Jan.2022 - 15:53
Beitrag
#2
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Treue Seele Gruppe: Members Beiträge: 1.466 Userin seit: 26.08.2004 Userinnen-Nr.: 147 |
Ich sehe da keinen Zusammenhang - außer evtl dass das Suizidrisiko bei queeren Jugendlichen signifikant erhöht ist; ich meine um das bis zu Siebenfache - aufgrund des Abweichens von der sogenannten Norm.
Der Beitrag wurde von june bearbeitet: 07.Jan.2022 - 15:54 |
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07.Jan.2022 - 19:13
Beitrag
#3
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Bekennende Urlesbe Gruppe: Members Beiträge: 2.026 Userin seit: 02.01.2012 Userinnen-Nr.: 8.090 |
Die Idee , sowas zu fragen , erinnert mich an homophobe , medizinische Betrachtungen und Abhandlungen der siebziger und achziger Jahre
über Homosexuelle , die uns in pathologische Schubladen stecken und nicht ernst nehmen . Sowas habe ich als Heranwachsende gelesen , in einer Zeit , in der Lesbischsein noch kaum publik war . Junes Info über das erhöhte Suizidrisiko leuchtet mir dagegen sofort ein . Genau , weil die gesellschaftliche Ausgrenzung bis heute ein Fakt ist , so sehr auch getan wird , als sei das alles total selbstverständlich . Das Wort "Frauenfreundschaft" wird und wurde gerne dann verwendet , wenn unsere lesbische Sexualität verleugnet wird , denn platonische Freundinnen sind keine Gefährdung fürs Patriarchat . Der Beitrag wurde von Pirola bearbeitet: 07.Jan.2022 - 19:14 |
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07.Jan.2022 - 23:01
Beitrag
#4
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Treue Seele Gruppe: Members Beiträge: 1.466 Userin seit: 26.08.2004 Userinnen-Nr.: 147 |
Eike vielleicht magst du nochmal kurz schildern, warum genau du diese Frage stellst: Bist du selbst oft
melancholisch und hast parallel dazu festgestellt, dass du lesbisch bist / sein könntest? Hat sich eine bisherige Freundschaft zu einer anderen Frau verwandelt in Richtung Schmetterlinge-im-Bauch? Liebe Grüße June |
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08.Jan.2022 - 11:48
Beitrag
#5
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mensch. Gruppe: Members Beiträge: 6.498 Userin seit: 29.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.777 |
Tach auch.
Was ist für dich mit weiblicher Melancholie beschrieben? Und wie denkst du weibliche Homosexualität - die Formulierung hat für mich den Anklang von Devianz, wie sie heterosexuelle Männer in der Wissenschaft behaupteten, wenn sie über Lust, Sexualität und Begehren in einem dichotomen, binären Geschlechtermodell fabulierten. Es ist eine Begrifflichkeit, unter der Gewalt ausgeübt wurde in Psychiatrien, medizinischen Praxen, in Familien und von der Kanzel gepredigt und forciert. Ich frage darum, ob du solche "wissenschaftlichen" Perspektiven und Pamphlete suchst. Und wenn ja, wozu? McLeod Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 08.Jan.2022 - 11:49 |
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08.Jan.2022 - 20:55
Beitrag
#6
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Geschirrspülerin Gruppe: Members Beiträge: 12 Userin seit: 07.01.2022 Userinnen-Nr.: 10.262 |
Hallo.
Mir geht es nicht darum zu pathologisieren. Ich versuch mich mal an alle die bis jetzt geantwortet haben zu richten und zu erklären. @june Die Frage entstand wegen eines englischen Beitrags auf einer Website zu Anne Frank, ob diese bi oder lesbisch gewesen sein könne. Es wurde ein Textauszug gepostet, wo angeblich die Autorin intime Wünsche zu einer Freundin äußert. Die darin beschriebenen Wünsche ließen mich eher an "Rückzug an die Brust und in die Gebärmutter, weil das Draußen so schrecklich ist" denken, besonders weil ich mit Anne Frank eben weibliche Melancholie verbinde wie bei Ingeborg Bachmann, Ilse Aichinger und noch paar anderer Denkerinnen. Durch einige Antworten die auch in den Raum stellten, Anne Frank sei eine Melancholikerin gewesen, hat sich alles miteinander vermengt. Außerdem sind mir dadurch andere Denkerinnen eingefallen, bei denen behauptet wurde, sie wären Bi und versteckt lesbisch, weil die ebenfalls literarisch oder im real life intimere Kontakte zu Freundinnen hatten. Wie ich dich verstand siehst du bei wM. und wH. schon Ähnlichkeiten, die sich auf suizidales Handeln beziehen, das durch patriarchale Diskriminierung,Folter/Mobbing/, denen beide ausgesetzt sind, erwirkt wird? Oder glaubst du wM hat Suizidalität inhärent? Gefühlsmäßig müssten sich beide ähneln, wenn sie ähnlich diskriminiert sind: Beide können Gefühle von Ohnmacht, Verzweiflung, Angst, Wut, Trauer geboren zu sein und Streben nach der Gebärmutter/Nichtseinmüssen entwickeln, weil sie auf der Welt nicht so akzeptiert werden wie sie sind - sich nicht so entfalten dürfen wie sie wollen -, beide ziehen Ärger das Normgefüges der patriarchalen Kultur auf sich? Das Patriarchat mag weder Traurigkeit noch Homosexualität und produziert ständig Gegenmaßnahmen, vergleichbar der chinesischen Foltermethoden bei Falun Dafa/Falun Gong [oder hier andere staatlich unterdrückte Gruppen einfügen]? @Pirola Frage: Glaubst du eine die pathologisieren will, würde sich für die Gedanken derer interessieren, die sie pathologisieren will? Also ich glaub es nicht. Mich beschäftigt das Thema vergleichbar mit Leuten die gern von ihrem Hobbie reden bspw. Fan einer Musikband sind und deren Lieder/Einstellungen gern haben. Im Moment geht es mir darum mögliche Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider herauszufinden, eigene Gedanken zu ordnen und das auch mithilfe von digitalen Austausch. Ich bin leider auch zu 98% mit psychiatrischen Texten zur "weiblichen Homosexualität" aufgewachsen, deswegen liest sich wahrscheinlich vieles lesbenfeindlich, ohne das ich das bewusst will. Das andere waren Texte für und von Lesben, und auch solche von Frauen die zum Radikalfeminismus gezählt werden. Wegen letzteren würde mich interessieren, wo du zum ersten mal das Wort "Frauenfreundschaft" her hast? Dein Argument platonische Freundinnen seien keine Patriarchatsgefährdung, habe ich nämlich schon mal ganz anders gelesen. In einem feministischen Kontext hieß es, lesbische Frauen seien solange sie ihre Frauenzuneigung auf sexuelles und romantisches mit Frauen beschränken, keine Patriarchatsgefahr, denn sie unterstützen Männer/Männersysteme ja dennoch reproduktiv/arbeitsmarkttechnisch/kommerziell/politisch/religiös.... Es gibt sogar ein deutschen Artikel online mit solchem Inhalt. Vielleicht finde ich den wieder, dann kannst du dir mal durchlesen, was die schreibt. Ich gebe dir insofern recht, dass konventionelle Frauenfreundschaft (was du mit "platonische Freundinnen" meinst?) patriarchatsstabilisierend wirkt. Die meisten sehen im kommerzbasierten und heterosexistischen Handeln, im misogynen Nichtstun, wohl was positives. Kann mir aber auch eine oppositionelle Frauenfreundschaft vorstellen, die sich eher an Werten des lesbischen Separatismus orientiert und somit eigene Lebens- und Arbeits- wie eigene Weltanschauungsräume für Frauen schafft in denen mehrfach-diskriminierte unter ihnen nicht ausgestoßen werden. Ich weiß, dass nicht zu wenige Frauenrechtlerinnen scheinbar lesbische und andere mehrfach-diskriminierte Frauen ignorieren. Solche Frauenrechtlerinnen sprechen dann halt nur für ihre Schicht/Kaste. Kann jetzt auch nicht behaupten, dass es mich groß kümmert, womit superreiche Frauen belastet sind. Die können sich eher wieder auffangen als Frauen in Hartz4 oder komplett mittellose Frauen. Ich stamme aus der Unterschicht. Mich kümmert logischerweise meinesgleichen. @McLeod Ja war eigentlich dumm den Begriff weibliche Homosexualität zu verwenden. Aber ich war nun lange Zeit auf Websites im englischen Raum, wo der Begriff "female Homosexuality" öfters ohne path. psychiatrischen Kontext Verwendung findet. Da habe ich es einfach übernommen. Hier aus dem Grund auch, weil ich "Lesbianismus" zu politisch fand und mir sonst schlicht und einfach nix besseres einfiel, was mit meine Definition passen würde. Ich suche ja auch nicht Homosexuell/Schwul, sondern was frauenzentriertes. Mir geht es bei dem Begriff der weiblichen Homosexualität um sexuelle und romantisch/erotische Empfindungen und Vorstellungen die Frauen anderen Frauen gegenüber haben können und sich danach sehnen diese in die Tat umzusetzen oder sie ausüben (körperlich, kreativ...). Und da ich "Depression" ausschließlich in einem pathl. psychiatrischen Kontext kenne, habe ich lieber "Weibliche Melancholie" verwendet - und weil Melancholie so an den Namen Melanie erinnert lol. (IMG:style_emoticons/default/tongue.gif) Die definiere ich im Moment als "Nichtdepression", - als Sehnsucht "Zurück zur Mutter", "Weltschmerz", "Tiefe Trauer und Verdrießlichkeiten über die körperlichen und weltlichen Unzulänglichkeiten und Gräuel" (bspw. zähle ich zu Unzulänglichk. Sterblichkeit, Krankheit, Regelschmerzen,... und zu Gräuel, staatliche Folter/Diskriminierungen). Melancholie ist für mich auch "tiefe Selbstliebe, Selbstmitleid" daraus resultierend "Mitleid mit marginalisierten Gruppen". Besser kann ich es nicht beschreiben. Für mich sind beide auf jeden Fall nicht krank und daher auch nicht korrekturbedürftig. Sehe beides als sehr leidenschaftliche Reaktionen bzw. Interpretationen auf die Umwelt in die eine hineingeboren wird. Und Suizidhandeln sehe ich nicht als inhärend, sondern als äußerlich forciert. Ich glaube Melancholikerinnen können auch ohne sich umbringen zu wollen, und ohne lethargisch zu sein, weiterhin melancholisch sein. Vielleicht empfinden sie im Sehnen auch eine art Befreiung, Stärke, weil ja besonderes Frauen dazu gedrängt werden zu schweigen und zu lächeln. Einige kränkt das und sie finden Befriedigungen im selbstmitleidsvollen, sehnsuchtsvollen... Jammern bzw. Wünschen und Kritisieren dieser kränkenden Normen. Wenn ich so weiter darüber nachdenke, gesellt sich die Frage dazu, wie sich dann weiblicher Pessimismus eigentlich darstellt? Woraus bildet der sich, wie ist der motiviert? Wie steht der zu wM. und wH.? Im Moment würde ich erst mal sagen, weiblicher Pessimismus ist eher zur weiblichen Heterosexualität (Heterosexismus?) zu gesellen? Oder ich verwechsel die ganze Zeit wP. mit wM.? Literatur zu meinen Fragen würde ich nur lesen wollen von solchen, die irgendwo ganz ähnlichen Erklärungsansätzen nachgehen, sich an Definitionen versuchen und nix davon als krank hinstellen. So Literatur von konversreligiösen/psychiatrischen/konventionellen Frauen und Männer suche ich keine. Die würden mir bestimmt nicht weiter helfen - und die brauch ich gar nicht suchen, die gibt es doch an jeder Ecke. Freundliche Grüße an Euch, vielleicht habt Ihr doch noch paar Ideen Und ja ist viel Text geworden, hätte ich jetzt nicht gedacht. Eike |
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08.Jan.2022 - 21:53
Beitrag
#7
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Bekennende Urlesbe Gruppe: Members Beiträge: 2.026 Userin seit: 02.01.2012 Userinnen-Nr.: 8.090 |
Aha , Du möchtest also auf jeden Fall schon mal niemanden diskriminieren oder pathologisieren .
Trotzdem versteh ich immer noch nicht , was an dem Thema der Melancholie nun für Dich so interessant ist . Anne Frank als Lesbe - darauf wäre ich nie gekommen . Sie war doch in diesen "Mitbewohner" , der glaube ich Peter hieß , verknallt . Eingesperrt in diese verborgenen Räume , zusammen mit einer anderen nervigen Familie ausser der eigenen - da ist es kein Wunder , wenn ihre Texte melancholisch anmuten , wobei ich sie als extrem lebensfroh und kämpferisch empfinde . Wer bist Du denn nun selbst ? Bist Du lesbisch oder eher bi oder willst Du nichts dazu schreiben ? |
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10.Jan.2022 - 22:35
Beitrag
#8
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mensch. Gruppe: Members Beiträge: 6.498 Userin seit: 29.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.777 |
Danke, Eike. Nun hab ich ein wenig ein Bild.
Vor rund 20 Jahren stolperte ich mal über ein Büchlein, das eine Anleitung oder Ermunterung zum Leben mit Melancholie war. Wegen der Tiefe von Empfindungen, der Kreativität die darin liegen kann. Mein Verständnis vom Sein, auch wenn ich mit einigen psychologischen Begriffen um mich werfen könnte, war damals wie heute kritisch in Bezug auf die Idee von Diagnosen/"Erkrankungen" und "Störungen". Die Prozesse und Entwicklungen, die im Kontext von guten therapeutischen Settings zu beobachten sien können, würde ich zum Beispiel nicht als Beleg hernehmen, dass es eine Erkrankung gab und sie nun verarbeitet, integriert oder "geheilt" wäre. Auch wenn ich verstehe, dass diese Sprache und Vorstellung ihren Sinn im Gesundheitssystem hat. Ich hab leider keine Literaturtipps für dich, ich erinnere nicht einmal mehr den Titel des Buches von damals. Ist nicht mein Zugang zum (Ich-)Sein geworden, damals wie heute. Dass ich da nicht andocke, invalidiert deine Erfahrungen und Perspektiven nicht. (Und umgekehrt hoffentlich auch ;-) ) Alles Gute dir. McL |
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 05.11.2024 - 06:35 |