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> "Giraffe im Nadelöhr" Teil 3, Kommentare und Fragen zu S. 218 - S. 314
admin
Beitrag 18.Nov.2006 - 17:02
Beitrag #1


Administrator
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Ab 20. November 2006 lesen wir gemeinsam mit der Autorin Sandra Wöhe ihren Roman "Giraffe im Nadelöhr". In diesem Thread könnt ihr eure Kommentare und Fragen zum dritten Teil (S. 218 - S. 314) posten.

Wer mag, kann am Ende auch hier eine abschließende Rezension posten! (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Weitere Infos:
Einladung zur Leserunde
Die Homepage von Sandra Wöhe

Viel Spaß! (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)
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Antworten (1 - 19)
regenbogen
Beitrag 26.Nov.2006 - 15:28
Beitrag #2


a.D.
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Ich ziehe das mal hierher, damit ich nicht so viel spoilern muss...

QUOTE (Sandra Wöhe @ 26.Nov.2006 - 14:13)
QUOTE (Sunny7.1)
(...) was Anna und Sophia betrifft ... beide verkörpern ja beinahe das Ideal einer Beziehung... (...)
Lege Veto ein, liebe Sunny.

Warum Veto, @Sandra? :gruebel:

Weil die Beziehung keine geradeaus gestrickte Zweierkiste war, sondern der Zeiten wegen unfreiwillige Zugeständnisse machen musste, indem nämlich beide Männer heiraten mussten? Das ja. Aber sonst (oder auch gerade deswegen, nämlich wie sie all das gemeistert haben) sind die beiden schon als Traumpaar gemeint, oder? Ich habe durchaus manchmal gedacht "zu schön, um wahr zu sein" (dass sich ausgerechnet zwei rechtschaffene Brüder in sie verlieben, dass Anna sofort beim ersten Versuch Sophias schwanger geworden ist, wie offen sie mit ihrer Sexualität umgehen) - darum trifft "Ideal" es für mich gar nicht schlecht.

Ihre Funktion als abgeklärtes Vorbild fürs Jungvolk erfüllen sie jedenfalls hervorragend, richtige "cronies", die beiden. :wub:
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Sunny7.1
Beitrag 26.Nov.2006 - 15:31
Beitrag #3


~ Einfach ich ~
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@regenbogen... hmmm, ich merk schon, du hast das besser drauf auszudrücken, was ich meine.... ich sollt wohl das Posten lassen und nur meinen Gedankenkram ordnen ... aber eben deshalb habe ich das als *beinahe* perfekt empfunden... Ich meine, so eine Beziehung wie die beiden haben, würd ich mir nur im ansatz erträumen.... -_-

*zerknirschtgugg*
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Sandra Wöhe
Beitrag 26.Nov.2006 - 15:51
Beitrag #4


Gut durch
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QUOTE (Sunny7.1 @ 26.Nov.2006 - 15:31)
(...) Ich meine, so eine Beziehung wie die beiden haben, würd ich mir nur im ansatz erträumen.... -_- (...)

Ideal? Auf Seite 195 verneinen die beiden: "(...) Sophia atmete durch. „Wenn wir jünger wären, wäre es fraglich, ob wir uns nicht getrennt hätten. Wir hatten es nicht immer leicht. Liebe allein reicht nicht zum Leben ... Judith, mein Kind, ich wüsste nicht, ob ich alles noch einmal so machen würde, wenn ich wüsste, was ich heute weiß.“
(...) „Deine Mutter und ich haben unser Leben miteinander verbracht. Wir hatten keine andere Wahl.“
Sie kratzte sich an der Hand: „Eigentlich hat eine immer eine Wahl. Mal mehr, mal weniger! Aber es kam uns nicht in den Sinn, uns gegen das Schicksal zu stellen.“ Rote Kratzer bildeten sich auf ihrem Handrücken.
„Akzeptanz ist praktisch“, ergänzte Anna.
„Wer Unvermeidliches akzeptiert, erspart sich bittere Tränen.“ Ihr Gesicht bekam die gleiche Farbe wie ihr Hemd. „Aber manchmal frage ich mich, ob ich nicht mehr vom Leben hätte erwarten dürfen. Hausfrau, Mutter, Ehefrau und Geliebte. Das kann doch nicht alles gewesen sein. Wie hätte mein Leben ausgesehen, wenn ich mit Sophia hätte alleine leben können, so wie es heute lebbar ist?“ (...)"

Auch auf Seite 265ff deuten Sophia und Anna an, dass sie ihr Leben alles andere als "ideal" empfunden haben.

Sandra

Der Beitrag wurde von Sandra Wöhe bearbeitet: 27.Nov.2006 - 06:40
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Sunny7.1
Beitrag 26.Nov.2006 - 15:56
Beitrag #5


~ Einfach ich ~
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Mag sein... sie selber sehen das nicht so, aber nach aussen vermitteln sie das doch meiner Meinung nach...schon deshalb, weil sie trotz aller widrigen Umstände einen gemeinsamen Weg gefunden haben... und wenn frau betrachtet wie liebevoll doch beide miteinander umgehen....
Sicher ist keine Beziehung ideal.... Höhen und Tiefen gehören dazu, aber diese zu meistern und sich trotzdem nicht auseinanderzuleben... das ist doch einfach nur.... klasse

Aber vielleicht hab ich auch einfach einen falschen Blick auf die Sache.... na egal... ich find die beiden trotzdem :wub:
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regenbogen
Beitrag 26.Nov.2006 - 15:56
Beitrag #6


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@Sandra - ich glaube, diese Bemerkungen der beiden machen die Beziehung nicht weniger "ideal", sondern retten den Realitätsanspruch der Autorin... wäre alles "perfekt", wären die beiden lediglich Märchenfiguren (mir kamen sie ohnehin oft schon so vor).

A propos Realitätsanspruch der Autorin.... hat sie einen? :gruebel:
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Sandra Wöhe
Beitrag 26.Nov.2006 - 16:21
Beitrag #7


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QUOTE (regenbogen @ 26.Nov.2006 - 15:56)
A propos Realitätsanspruch der Autorin.... hat sie einen? :gruebel:

Autorinnen lügen immer, sagt die Autorin und bemüht sich die ehrlichste Lügnerin zu sein. Begründung: Die Realität ist nicht immer nachvollziehbar und glaubhaft. *schluck*

Sandra :roetel:
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regenbogen
Beitrag 26.Nov.2006 - 16:34
Beitrag #8


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Also - um in der Realität glaubhaft zu sein, darf/muss man Dinge so schreiben, wie sie in der Realität wohl nie passieren würden? :gruebel:

Mir geht's übrigens so wie Masi neulich - ich bin schon ziemlich weit mit Lesen, aber zwischendurch hat das Buch mich immer wieder abgehängt... :unsure:
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blaustrumpf
Beitrag 26.Nov.2006 - 16:47
Beitrag #9


Ich will Durchblick! Darum ist meine Brille von MrsM!
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Ich glaube, die Dinge, wie sie in der Realität passieren, sind in den allermeisten Fällen reichlich uninteressant.
Die Möglichkeiten, wie es – trotz des einigermaßen realistischen Szenarios – eben doch anders als wie im wirklichen Leben weitergehen kann (oder eben nicht), das macht für mich einen Roman interessant. Die erstaunlichsten Dinge werden auf einmal plausibel: Dass sich zwei vorher einander Unbekannte plötzlich in einem angeregten Gespräch vor der Kinokasse wiederfinden (und dann doch mehr daraus wird), dass beim Frauenschwof ausgerechnet die eine, die so gedankenverloren tanzte, bei der nächsten Ausstellung im Zentrum auftaucht und sich noch erinnert … und so weiter und so weiter.
Gut, das sind jetzt keine Episoden aus der "Giraffe", aber das Prinzip wird meiner Meinung nach doch deutlich: Einige der Möglichkeiten, die ich mir wünsche, dass sie mir vielleicht einmal wiederführen, die werden im Roman durchgespielt. Und deshalb lese ich sie gerne. Wenn es nur um das Abbilden der Realität ginge, dann stünden wir alle im Regen an der geschlossenen Schranke und wünschten uns, dass der Depp da zwei Schritte weiter seinen Mist nicht so laut durch die Ohrstecker des MP3-Spielers knallen ließe.

Oder so.
B)
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Sandra Wöhe
Beitrag 26.Nov.2006 - 16:47
Beitrag #10


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QUOTE (regenbogen @ 26.Nov.2006 - 16:34)
Also - um in der Realität glaubhaft zu sein, darf/muss man Dinge so schreiben, wie sie in der Realität wohl nie passieren würden? :gruebel: (...)


:no: :no: :no: Eher in Richtung abspecken.

Sandra
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regenbogen
Beitrag 26.Nov.2006 - 17:02
Beitrag #11


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Versteht ihr mich überhaupt? :unsure:

@blaustrumpf - eben. Manchmal ist die Realität schlicht uninteressant. Manches, was das Schicksal schreibt, ist vermutlich auch so scheinbar hanebüchen, dass eine Autorin sich nicht erlauben dürfte, es so zu erfinden, ohne als unglaubwürdig kritisiert zu werden.

@Sandra - abspecken? :o Das Wochenende im Frauenferienhaus wäre in Wirklichkeit noch schräger? :o :lol:

Was ich aber eigentlich wirklich meinte: Die Autorin hat eine "Message", um die es ihr geht. Um die rüberzubringen, muss sie einen logischen Rahmen für diese Message basteln. Glaubwürdiger und besser verständlich wird die Message der Autorin, wenn dieser Rahmen nicht aus allzu vielen Zufällen besteht, sondern die Geschehnisse nachvollziehbar bleiben. Auch wenn es in der Realität chaotischer/zufälliger zugeht. Wohl weil die Realität es sich leisten kann, nicht auf Seite 1 mit einem gelungenen Einstieg anzufangen und auf Seite 499 (mit oder ohne Happy End) eine Punktlandung hinzulegen.

(Was genau das mit dem Buch zu tun hat, weiß ich grad nicht. :huh: Oder doch... die vielen Kommentare "so würde ich mich ja niiiie verhalten". Aber Inge und Brigitte und Ada und Pi müssen es tun, damit die Autorin ihre Geschichte erzählen kann.)

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blaustrumpf
Beitrag 26.Nov.2006 - 17:10
Beitrag #12


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QUOTE (regenbogen @ 26.Nov.2006 - 17:02)
Das Wochenende im Frauenferienhaus wäre in Wirklichkeit noch schräger? :o :lol:

Hallo, regenbogen

So ist es, glaube ich. Zumindest, wenn ich mich an ein Wochenendseminar erinnere, das in der Monte-Vuala-Spätzeit stattfand.
Würde in einem Roman die Sache mit dem Bier weit jenseits des Haltbarkeitsdatums stehen und das Einschließen der Salzstreuer nach den Mahlzeiten, wer würde denn so etwas glauben? Und selbst wenn, gesetzt den Fall, ich baute auch noch die Szene mit einer der Betreiberinnen ein, die mir treuherzig erklärte, sie bestünden auf Hausschuhen, weil sie sonst jeden Tag saubermachen müssten (so ist es mir tatsächlich erklärt worden, damals): Da wäre ich die Erste, die einem Buch die Plausibilität abspräche. So etwas kann es doch nicht in der geballten Fülle geben. Dass es das bisweilen eben doch tut, macht das wirkliche Leben aus. Und das ist der Unterschied zum Buch: Damit dessen Geschichte plausibel bleibt, kannst Du gar nicht die Realität komplett abbilden. So schräg wie die Realität ist, möchten die wenigsten ihre Romane haben.

Grüssli von blaustrumpf
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Sandra Wöhe
Beitrag 26.Nov.2006 - 17:26
Beitrag #13


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QUOTE (regenbogen @ 26.Nov.2006 - 17:02)
(...) Aber Inge und Brigitte und Ada und Pi müssen es tun, damit die Autorin ihre Geschichte erzählen kann.)

:zustimm: :zustimm: :zustimm:

Aus "Rote Löckchen", Sandra Wöhe, Schreiben 44, konkursbuch Verlag Claudia Gehrke:
"(...) Meine Partnerin lacht. Sie ist Lehrerin und kennt sich mit Literatur aus, darum glaubt sie zu wissen, womit ich kämpfe. „Deine Figuren haben viel mehr Erfahrung als du und wissen, wann sie ihren BH auszuziehen haben. Wann befreist du mich von meinem?“, flirtet sie, während ich mich frage: Wann wird sie lernen, dass hinter Geschichten nicht immer das steckt, wofür man sie hält. (...)

Sandra

Der Beitrag wurde von Sandra Wöhe bearbeitet: 26.Nov.2006 - 17:28
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Pippilotta
Beitrag 27.Nov.2006 - 17:51
Beitrag #14


*kunterbunt*
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QUOTE (regenbogen @ 26.Nov.2006 - 17:02)
Versteht ihr mich überhaupt? :unsure:

Ich glaube, ich verstehe ungefähr was du meinst (oder meinen könntest) :rolleyes:
Aber ehrlich gesagt kann ich dazu momentan irgendwie nichts so richtig mitteilen.
Schon lange (oder immer noch) habe ich nämlich leider das Gefühl, dass mir das im Buch alles zu konstruiert erscheint, und dass es mich immer wieder abhängt - wie du es auch schon angesprochen hast.
Mir fehlt wohl irgendwie komplett der "rote Faden". :was:

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blaustrumpf
Beitrag 27.Nov.2006 - 18:32
Beitrag #15


Ich will Durchblick! Darum ist meine Brille von MrsM!
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QUOTE (Pippilotta @ 27.Nov.2006 - 17:51)
Schon lange (oder immer noch) habe ich nämlich leider das Gefühl, dass mir das im Buch alles zu konstruiert erscheint (…)

Hallo, Pippilotta

Meinst Du wirklich "Alles"? Oder kann es sein, dass diese Absolutheit dem Gefühl geschuldet ist, dass Du nicht richtig reinkommst ins Buch oder die Geschichte? Ich persönlich finde es ja beispielsweise viel konstruierter, wenn sich zwei Frauen einfach so begegnen und es macht verhältnismäßig zeitgleich bei beiden "Päng". Die Situationen, wo das geschieht – da frage ich mich auch immer, ob ich vielleicht prinzipiell im falschen Café, Kino, Waschsalon oder an der falschen Ampel abgebogen bin.

Nehmen wir mal ein ganz unverfängliches Beispiel, einen Roman, der ja wohl als Klassiker der deutschsprachigen Lesbenliteratur gelten darf. Ich meine "Bilder von ihr". Da soll ich glauben, dass die Hauptfigur beim Warten im Vorzimmer der zukünftigen Frau ihres Lebens begegnet und diese tatsächlich im Café gegenüber auf sie wartet, bis das Vorstellungsgespräch beendet ist. Ist das hier tatsächlich schon irgendeiner von uns jemals passiert? Ich glaube, dass es sich um eine der großen Liebeshoffnungen handelt: Sie muss nicht wirklich stattfinden, damit ich sie für wahr oder immerhin für möglich halte. Gut, "Giraffe im Nadelöhr" ist nicht "Bilder von ihr". Behauptet ja auch niemand. Und gerade deshalb ist das Beispiel gut geeignet, finde ich.

Es ist nämlich die Frage, was ich als Leserin bereit bin, um der Geschichte oder um des Lesevergnügens willen (das sind ja nun wirklich oft genug zwei unterschiedliche Paar Schuhgeschäfte) für plausibel zu halten, solange ich nur genügend unterhalten werde. Während die einen von uns schon ein bisschen murren, dass Inge nicht in den Hof hinuntersteigt sondern quasi in Duldungsstarre verharrt, während Brigitte und Ada auf Teufelin komm raus balzen, ist für andere das Programm des Seminars als solches ein bisschen irritierend. Immerhin sind die Personen so plausibel, das der Sprung immer wieder gemacht wird. "Also, ich ließe mir das nicht bieten", "So etwas kann ich ja nun gar nicht ab" – solche Kommentare zeigen mir, dass es durchaus einige Leserinnen gibt, die die Personen und ihre Geschichte plausibel finden, einfach dadurch, dass sie die Handlung und ihre eigene Persönlichkeit miteinander in Beziehung setzen.

Um auf die Sache mit der Konstruiertheit zurückzukommen: Ich persönlich akzeptiere die Grundvoraussetzung, dass da zwei Frauen sind, in deren Beziehung es kriselt und die dann trotzdem oder gerade deswegen ausgerechnet zu einem Selbsterfahrungsseminar reisen. Für mich selbst kann ich mir das zwar nicht vorstellen, aber das liegt daran, dass ich solche Seminar meide wie der Teufel das Weihwasser.

Aber ab diesem Moment, in dem ich den Protagonistinnen glaube, dass sie etwas tun, das ich selbst nie tun würde, verlasse ich meinen Erfahrungshorizont. Ich kann mir immer wieder denken "was würde Jesus tun oder ich selbst?", aber mit diesem ersten Schritt aus mir heraus muss ich ihnen – meiner Meinung nach – zugestehen, dass die Geschichte auch erheblich anders weitergeht als sie es in meinem Leben täte. Ich hoffe sogar darauf. Denn wenn mir in meinem Erlebnishorizont nicht nach Ablenkung wäre, würde ich das Buch ja gar nicht lesen.

Schöne Grüße von blaustrumpf

P. S.: Kurzfassung des obigen
Mir erscheint nicht "alles zu konstruiert".
:)
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mayfair1965
Beitrag 28.Nov.2006 - 11:35
Beitrag #16


Satansbraten
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Also ich muss ja ehrlich zugeben, wenn ich das Buch in einer Buchhandlung angelesen hätte, hätte ich es wahrscheinlich nicht gekauft. Die Rezension, die ich vor ein paar Tagen noch im nachhinein im L-Mag gelesen habe, fand ich auch nicht unbedingt ansprechend.

ABER:
Ich bin echt froh, dass ich durch diese Leserunde doch dazu gekommen bin, denn sonst hätte ich so nette Szenen wie das Kofferpacken (S. 229ff ) - kommt mir extrem bekannt und so gar nicht konstruiert vor :roetel: - oder die herrliche Anmache "...Sollten wir unserer Gesundheit zuliebe nicht aus diesen nassen Kleidern steigen?" (S. 258) :D verpasst.
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regenbogen
Beitrag 28.Nov.2006 - 15:07
Beitrag #17


a.D.
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Auf der Suche nach dem roten Faden, der mir zwischendurch immer wieder abhanden gekommen ist - nicht zuletzt deshalb, weil ich anscheinend doch noch immer in meinem Leseloch stecke :wacko: - habe ich eine Rezension gefunden, die ich recht hilfreich finde: Rezension bei wolfsmutter.com

Ich stimme Pippilottas Eindruck des "Konstruierten" zu; für mich ist dieser Eindruck allerdings nicht nur in der Handlung, sondern auch in der Sprache begründet. Inge erklärt ja, dass sich Brigitte in Gänsehaut-Situationen jeglicher Art gern schwülstig ausdrückt, aber mir scheint es nicht nur Brigitte zu sein, die gern gebastelte Sätze bildet. mayfairs Beispiel "Sollten wir unserer Gesundheit zuliebe nicht aus diesen nassen Kleidern steigen?" passt da ganz gut. :gruebel:
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blaustrumpf
Beitrag 28.Nov.2006 - 15:20
Beitrag #18


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QUOTE (regenbogen @ 28.Nov.2006 - 15:07)
Inge erklärt ja, dass sich Brigitte in Gänsehaut-Situationen jeglicher Art gern schwülstig ausdrückt, aber mir scheint es nicht nur Brigitte zu sein, die gern gebastelte Sätze bildet. mayfairs Beispiel "Sollten wir unserer Gesundheit zuliebe nicht aus diesen nassen Kleidern steigen?" passt da ganz gut. :gruebel:

Vielleicht ist Brigittes Sprechweise ja ansteckend?
Ich zumindest vermag mich hinsichtlich dieser Theorie des Infektiösen einer gewissen, nicht ungefähren Zustimmung nicht recht eigentlich enthalten.

:lol:

Grüssli, blaustrumpf
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mayfair1965
Beitrag 28.Nov.2006 - 15:27
Beitrag #19


Satansbraten
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QUOTE (regenbogen @ 28.Nov.2006 - 15:07)
mir scheint es nicht nur Brigitte zu sein, die gern gebastelte Sätze bildet. mayfairs Beispiel "Sollten wir unserer Gesundheit zuliebe nicht aus diesen nassen Kleidern steigen?" passt da ganz gut. :gruebel:

:gruebel: Hmm das verstehe ich jetzt nun nicht. Wer bildet auch gern gebastelte Sätze? Falls Du damit andere Frauen aus dem Roman meinst, passt das Beispiel gerade nicht, denn diesen Satz sagt ja Brigitte. Falls Du die geneigte Leserin meinst, beispielsweise mich, dann nur keine Sorge: Mir würde sowas nie einfallen, und im real life sagen würde ich es schon gar nicht. Viel zu schüchtern bin! :P
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regenbogen
Beitrag 28.Nov.2006 - 15:30
Beitrag #20


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@mayfair - ich meinte andere Figuren im Roman, einschließlich der Erzählerin. (Na guuuuuut... wenn das Brigitte war, dann passte das Beispiel nicht so ganz. :roetel: Muss ich mal ein paar andere heraussuchen.) Jedenfalls nicht dich! ;)
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