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Die gute alte Küche - in neuem Gewand _ Leserunde mit Litt Leweir: "Am Ende des Fegefeuers" _ Am Ende des Fegefeuers - Teil 2

Geschrieben von: kawa am 24.Dec.2012 - 23:33

Ab 8. Januar 2013 begleitet uns die Autorin Litt Leweir durch ihren Thriller "Am Ende des Fegefeuers".
In diesem Thread könnt ihr eure Kommentare und Fragen zum zweiten Teil "Lügen" (S. 139-312) posten.

Wenn ihr vorgreifen wollt, weil ihr schon weitergelesen habt als S. 312, dann "spoilert" euren Text bitte (= macht ihn unsichtbar), damit den anderen, die noch nicht wissen wollen, wie es weitergeht, der Lesespaß nicht verdorben wird.

Das geht so:
Ihr klickt links unter "Schnellzugriff" auf "Einfügen: SPOILER" und tippt euren Text in das Feld "Content Text". Dann klickt ihr auf OK.

Das sieht dann im Eingabefeld so aus:

QUELLTEXT
[spoiler]B) Hier wird nix verraten! B)[/spoiler]


Und im fertigen Posting:
cool.gif Hier wird nix verraten! cool.gif

Wer den Spoiler lesen möchte, markiert ihn einfach mit der Maus, dann wird der weiße Text sichtbar.

Viel Spaß beim Lesen und Diskutieren! smile.gif

Weitere Infos:
http://www.lesbenforen.de/iv/index.php?showtopic=15214
http://www.littleweir-texte.de/index.html

Geschrieben von: kawa am 10.Jan.2013 - 23:27

Auch wenn mich der Beginn des Romans schnell in seinen Bann gezogen hat, fand ich den 1. Teil etwas mühsam zu lesen, und zwar wegen seiner bruchstückhaften Zusammensetzung (der Titel "Bruchstücke" ist da sehr passend gewählt wink.gif). Es erhöht natürlich die Spannung, wenn sich die Puzzleteile erst allmählich zusammensetzen, aber mir waren die einzelnen Abschnitte oft zu kurz, und daher war ich froh, wenn die Abschnitte mal etwas länger waren. (Ich mag auch bei Filmen keine schnellen Schnitte und kurzen Szenen).

Daher fiel es richtig auf, dass im 2. Teil ("Lügen") das Bruchstückartige aufhört und sich die Erzählabschnitte glatter lesen lassen. Da begann für mich der Lesespaß so richtig. wink.gif Auch wenn Matthias im 2. Teil überhaupt nicht zu Wort kommt. Das fand ich auch sehr auffällig. @Litt: gab es dafür einen Grund?

Geschrieben von: Hortensie am 11.Jan.2013 - 01:23

Den ersten Teil fand ich jetzt nicht zäh zu lesen, eher so: ich lese vor dem Einschlafen mal 3-9 Seiten.

Geschrieben von: PikSieben am 11.Jan.2013 - 20:05

Ich weiß nicht, @Hortensie, ob kawa mit "mühsam" wirklich "zäh" meinte - das müsste sie selbst sagen.

In der Tat - ich finde, das hast du sehr schön beschrieben, @kawa - werden nun im zweiten Teil die einzelnen Erzählabschnitte viel länger und ausdifferenzierter. Längere "Schnitte" - die Anleihe beim Film finde ich ganz treffend.

Wie Hortensie auch, habe ich den ersten Teil quasi aufgesogen, hektisch von einem "Bruchstück" zum nächsten geschaut, tatsächlich, wie wenn man ein Puzzle zusammenbauen möchte und die einzelnen Teile überfliegt, um herauszufinden, welche vielleicht wie zusammenpassen könnten.

Nun aber, nach den kurzen Schlaglichtern aus dem ersten Kapitel, die die Figuren teilweise "merk"würdig (langsam finde ich richtig großen Gefallen an dieser Auslegung des Wortes, Litt flowers.gif ) erscheinen ließen (ob im positiven Sinne wie bei Litt oder miene oder eben im negativen Sinne, sei jetzt mal dahingestellt), haben wir (Leserinnen) plötzlich Gelegenheit, die Figuren Stück für Stück kennenzulernen. So wie sie sich gegenseitig ja auch.

Ich will jetzt erst einmal, da Hortensie ja auch schon das hohe Tempo beklagt (siehe Teil-3-Thread), ein bisschen auf die Bremse treten und hier nur für ersten beiden Tage des zweiten Teils (also bis Seite 198 - in der Buchform) schildern, was mir so alles durch den Kopf ging.

Also. Ich habe im Teil-1-Thread angedeutet, dass ich Versöhnliches zu sagen habe, dann will ich das mal tun.

Ich finde es unglaublich toll, wie du, Litt, die langsame Annäherung der beiden Geschwister beschrieben hast, wie also aus einem anfänglichen verleugnerischen

ZITAT(Seite162)
Dabei duzt er sie weiter penetrant, als wäre er wirklich ihr Bruder...
auf Lisas Seite ein erstes zaghaftes
ZITAT(Seite 170)
"Gute Nacht, Michael. Trotz allem."
wird, wie Stück für Stück das Eis taut.

Ich hoffe, vereinzelte Zitate sind erlaubt? unsure.gif


Und nun endlich dürfen die Figuren auch aus ihrer "Merk"würdigkeit heraustreten und bekommen Zeit, sich vorzustellen, sich zu erklären, sich in ihren Facetten zu zeigen. Und plötzlich stellte sich für mich an ganz vielen Stellen heraus, dass diese Figuren auch unglaublich viel an sich haben, worin ich mich (manchmal verblüffend und sogar erheiternd stark) persönlich wiederfinden kann. Und es keimt sogar ein wenig Humor auf: Die Verwirrung, weil plötzlich alle denken, Lisa sei schwanger und würde trotzdem auch noch Alkohol trinken. Ihre bitterbös-schwarzhumorige (aber nur innerliche) Reaktion darauf:
ZITAT(Seite 184)
Klar, denkt Lisa, noch ein Schluck Kirschwasser und mein Myom macht einen Abgang. Schön wär's! Vielleicht kommt es auch behindert zur Welt
ihre Erinnerungen an Röcke und Häkelunterricht; dass sie es immer eklig fand, wenn ihr Adoptivvater auf dem Klo Zeitung las und sie sie hinterher nicht mehr anfassen wollte; dass sie Patti Smith hört;... so Vieles ist mir so nah und vertraut. Aber die Fremdheit, die Distanz aus dem ersten Kapitel bleibt. Für mich.

Michael fängt jetzt dafür an, in so kleinen Exkursen, kurze politisch-gesellschaftliche Statements abzugeben (zum Beispiel zu den Gehwegen und den unmöglichen Radfahrern in Berlin). Als Kunstgriff finde ich das ganz gewitzt: So erleben wir (nein, ich natürlich) ihn als so eine Art gestrengen Moralverfechter (wobei "strenge Moral" ja nicht unbedingt etwas Schlechtes sein muss).

Ich bin jedenfalls sehr froh, weiter gelesen und die Figuren noch genauer kennengelernt zu haben.

Geschrieben von: Litt Leweir am 11.Jan.2013 - 22:19

ZITAT(kawa @ 10.Jan.2013 - 23:27) *
Auch wenn mich der Beginn des Romans schnell in seinen Bann gezogen hat, fand ich den 1. Teil etwas mühsam zu lesen, und zwar wegen seiner bruchstückhaften Zusammensetzung (der Titel "Bruchstücke" ist da sehr passend gewählt wink.gif). Es erhöht natürlich die Spannung, wenn sich die Puzzleteile erst allmählich zusammensetzen, aber mir waren die einzelnen Abschnitte oft zu kurz, und daher war ich froh, wenn die Abschnitte mal etwas länger waren. (Ich mag auch bei Filmen keine schnellen Schnitte und kurzen Szenen).

Daher fiel es richtig auf, dass im 2. Teil ("Lügen") das Bruchstückartige aufhört und sich die Erzählabschnitte glatter lesen lassen. Da begann für mich der Lesespaß so richtig. wink.gif Auch wenn Matthias im 2. Teil überhaupt nicht zu Wort kommt. Das fand ich auch sehr auffällig. @Litt: gab es dafür einen Grund?


Meinst du dafür, dass Matthias im zweiten Teil nicht vorkommt oder für das weniger Bruchstückhafte?

Letzteres ist mir selbst gar nicht bewusst, ich erspüre den Rhytmus eher als dass ich ihn bewusst wähle, obwohl ich beim Überarbeiten dann schon manchmal bewusst schneide, wenn ich das Gefühl habe, ich bleibe zu lange in einer Szene. Ich selbst mag schnelle Schnitte recht gern, ich bin da auch vom Film inspiriert. (Mir gefiel zum Beispiel auch die Schnittteschnik von "Cloud Atlas" nach einer kurzen Eingewöhnungsphase unheimlich gut.) Ich sehe meine Szenen immer auch auch als Film und schreibe sie dann quasi ab.
Manchmal ist es aber auch gut, bei etwas zu länger verweilen.

Dafür, Matthias nicht im zweiten Teil vorkommen zu lassen, habe ich mich bewusst entschieden. Ich habe einfach gemerkt, dass er hier nichts Entscheidendes beizutragen hat. Und dann fand ich es auch passend, weil er ja für Michael und Lisa tatsächlich "verschwunden" ist.

Geschrieben von: Litt Leweir am 11.Jan.2013 - 22:26

ZITAT(PikSieben @ 11.Jan.2013 - 20:05) *
Ich hoffe, vereinzelte Zitate sind erlaubt? unsure.gif


Ich bin mir sicher, dass meine Verlegerin nichts dagegen hat wink.gif

Und herzlichen Dank, PikSieben, für den ganzen Beitrag und auch an Hortiensie für ihre, auch wenn ich darauf noch nicht konkret geantwortet habe, aber es ergaben sich einfach für mich noch keine Fragen daraus. flowers.gif

Geschrieben von: Hortensie am 12.Jan.2013 - 02:55

So, also II. Teil.

Die Annäherung zwischen Lisa und Michael im ICE fand ich merkwürdig. Es gibt irgendwie Null Fragen nach der Familie drum herum. Kein „wo sind wir eigentlich aufgewachsen/wem ich sehe ich ähnlich/wem ähnelst Du/wie viele Verwandte habe ich jetzt?/ Wie sind die so von ihrer Art her?/ Wie waren Mama und Papa“

Trotz allem wird aber darüber aufgeklärt, dass Michael mit seiner Frau diese Art Polyamore lebt, die Bettina auf ihre Verkorkste Art offenbar anstrebt.

Ganz ehrlich? Polyamore als Konzept und dieser steife teilweise etwas stieselige Typ wirkte auf mich nicht sehr glaubhaft.
Insgesamt kommt in dieser Annäherungsphase für mich auch zu wenig rüber, dass genau dieser Typ selber auch schwule Erfahrungen gemacht hat.

Die Annäherung zwischen den beiden ist von ziemlich vielen Missverständnissen geprägt.

Komisch fand ich auch die Annäherung zwischen Gernot und seinem Partner und mit der kleine Schwester seines ehemaligen besten Freundes und heimlichem Schwarm. Keine Verbindungen zu etwaigen Familienähnlichkeiten.

Merkwürdigerweise waren für mich aber die Abweichungen von diesem teilweise normierten verhalten von Verwandten schon fast wieder reizvoll.

Soweit erstmal…

Geschrieben von: Litt Leweir am 12.Jan.2013 - 13:15

@Hortensie
Ich merke, dass es mir sehr schwerfällt, hierauf zu antworten.

Ich finde, mir ist die Beschreibung dieser Annäherung sehr gelungen. Und sie ist in der Tat von vielen Missverständnissen geprägt. Für mich wäre es angesichts der Umstände völlig unglaubwürdig, würden die beiden unbefangen über Familienmitglieder und -ähnlichkeiten plaudern.

Polyarmory als Konzept spielt in meinem Roman keine große Rolle, und ob Lisa sie nun anstrebt oder nicht, ist eigentlich egal.

Und ja, Michael ist, wie die anderen auch, eine vielschichtige und widersprüchliche Figur. Und trotzdem - oder gerade deswegen - stimmig.
Vielleicht haben wir einfach unterschiedliche Menschenbilder.

Geschrieben von: PikSieben am 12.Jan.2013 - 13:31

ZITAT(Hortensie @ 12.Jan.2013 - 02:55) *
So, also II. Teil.

Die Annäherung zwischen Lisa und Michael im ICE fand ich merkwürdig. Es gibt irgendwie Null Fragen nach der Familie drum herum. Kein „wo sind wir eigentlich aufgewachsen/wem ich sehe ich ähnlich/wem ähnelst Du/wie viele Verwandte habe ich jetzt?/ Wie sind die so von ihrer Art her?/ Wie waren Mama und Papa“

Auch ich muss hier widersprechen. Ich habe die Szene ja bereits ausgesprochen gelobt. Unter den Umständen, unter denen sich die beiden kennengelernt haben, noch dazu vor dem Hintergrund, dass Lisa gerade mit sehr viel anderem (ihrer Trennung, ihrem Myom) umzugehen hat, und angesichts der Charaktere der beiden hätte ich ein aufgeregtes Geplauder, wie du es hier beschreibst, ganz und gar unangemessen und unglaubwürdig gefunden.
Ich finde die Szene sehr, sehr stark erzählt.

Und Stichwort "kommunikative Unbeholfenheit": Wie aussagekräftig, das Michael noch nicht einmal FRAGEN kann, ob er vielleicht Lisas Koffer tragen soll, wenn er sich über so etwas schon so viele Gedanken macht. biggrin.gif Toll erzählt.

Geschrieben von: kawa am 12.Jan.2013 - 22:16

ZITAT(PikSieben @ 11.Jan.2013 - 20:05) *
Ich weiß nicht, @Hortensie, ob kawa mit "mühsam" wirklich "zäh" meinte - das müsste sie selbst sagen.

Ich meinte in der Tat nicht "zäh", denn inhaltlich war ich ja gefesselt. "Mühsam" meint, dass es mich störte, in meinem Lesefluss durch die kurz gehaltenen Abschnitte "ausgebremst" zu werden. So wie wenn man im Straßenverkehr an jeder Ampel halten muss.

ZITAT(Litt Leweir @ 11.Jan.2013 - 22:19) *
Meinst du dafür, dass Matthias im zweiten Teil nicht vorkommt oder für das weniger Bruchstückhafte?

Ich meinte, dass Matthias im zweiten Teil nicht vorkommt. Aber danke für deine Ausführungen zum Bruchstückhaften, die fand ich sehr interessant!

ZITAT(Litt Leweir @ 11.Jan.2013 - 22:19) *
Ich sehe meine Szenen immer auch auch als Film und schreibe sie dann quasi ab.

Das merkt man, denn ich kann mir die Szenen immer sehr gut vors innere Auge führen. Da läuft dann beim Lesen tatsächlich so eine Art Film ab.

ZITAT(Litt Leweir @ 11.Jan.2013 - 22:19) *
Dafür, Matthias nicht im zweiten Teil vorkommen zu lassen, habe ich mich bewusst entschieden. (...) Und dann fand ich es auch passend, weil er ja für Michael und Lisa tatsächlich "verschwunden" ist.

Ja, das stimmt. Es unterstützt die Situation des Suchens.

ZITAT(Hortensie @ 12.Jan.2013 - 02:55) *
Die Annäherung zwischen Lisa und Michael im ICE fand ich merkwürdig. Es gibt irgendwie Null Fragen nach der Familie drum herum. Kein „wo sind wir eigentlich aufgewachsen/wem ich sehe ich ähnlich/wem ähnelst Du/wie viele Verwandte habe ich jetzt?/ Wie sind die so von ihrer Art her?/ Wie waren Mama und Papa“

Ich fand die Annäherung adäquat beschrieben. Beide sind in ihrer Sprachlosigkeit gefangen, weil sie mit der neuen Situation erst mal fertigwerden müssen. Was du beschreibst, wäre da der nächste oder gar übernächste Schritt in der Annäherung.

ZITAT(Hortensie @ 12.Jan.2013 - 02:55) *
Trotz allem wird aber darüber aufgeklärt, dass Michael mit seiner Frau diese Art Polyamore lebt, die Bettina auf ihre Verkorkste Art offenbar anstrebt.

Ich habe es nicht so gesehen, dass Michael eine Form von Polyamory lebt. Fiona tut es. Und Michael würde gern weiter mit Fiona zusammenleben, weil er sie liebt. So weit ich es verstanden habe, hat er seit ihrem Weggang keine Beziehung oder Affäre gehabt. (Korrigier mich, wenn ich falsch liege.)

ZITAT(Hortensie @ 12.Jan.2013 - 02:55) *
Komisch fand ich auch die Annäherung zwischen Gernot und seinem Partner und mit der kleine Schwester seines ehemaligen besten Freundes und heimlichem Schwarm.

Diese Szene mochte ich gern. Lisa, die völlig unverkrampft mit dem Paar beim Abendessen sitzt, nachdem Michael einige Szenen vorher noch nicht mal wahrhaben wollte, dass Gernot schwul ist, obwohl er ja durch seine Tochter für homosexuelles L(i)eben sensibilisiert sein könnte. happy.gif

Geschrieben von: kawa am 12.Jan.2013 - 22:41

ZITAT(PikSieben @ 12.Jan.2013 - 13:31) *
Und Stichwort "kommunikative Unbeholfenheit": Wie aussagekräftig, das Michael noch nicht einmal FRAGEN kann, ob er vielleicht Lisas Koffer tragen soll, wenn er sich über so etwas schon so viele Gedanken macht. biggrin.gif Toll erzählt.

thumbsup.gif biggrin.gif

Ja, manchmal möchte man Michael ein bisschen schütteln. wink.gif Wobei er mir auch immer wieder leid tat in seiner kommunikativen Unbeholfenheit. Diese Sprachlosigkeit kenne ich zum Tei auch von mir selbst... roetel.gif

Geschrieben von: PikSieben am 13.Jan.2013 - 12:09

ZITAT(kawa @ 12.Jan.2013 - 22:41) *
ZITAT(PikSieben @ 12.Jan.2013 - 13:31) *
Und Stichwort "kommunikative Unbeholfenheit": Wie aussagekräftig, das Michael noch nicht einmal FRAGEN kann, ob er vielleicht Lisas Koffer tragen soll, wenn er sich über so etwas schon so viele Gedanken macht. biggrin.gif Toll erzählt.

thumbsup.gif biggrin.gif

Ja, manchmal möchte man Michael ein bisschen schütteln. wink.gif Wobei er mir auch immer wieder leid tat in seiner kommunikativen Unbeholfenheit. Diese Sprachlosigkeit kenne ich zum Tei auch von mir selbst... roetel.gif
ohmy.gif DU?! Aber doch nicht SO! unsure.gif ?

Wo ich mich aber mit Michael absolut verbunden fühlte, war in der Szene auf S. 284 (ich spoilere mal sicherheitshalber),
als Michael eine wohlbekannte FastFood-Ketten-Filiale aufsucht. Er hat einfach nur Hunger und möchte etwas essen und muss dann dieses elendige Prozedere ertragen. wacko.gif Genauso ging es mir auch bei meinem ersten und definitiv letzten S*bways-Besuch (die ach-so-tolle Kaffee-to-go-Kette geht aus den gleichen Gründen für mich auch so GAR nicht. laugh.gif )


Zum zweiten Teil geht mir so viel im Kopf herum, dass das ein heilloses Durcheinander ergibt, wenn ich das jetzt alles so auf einmal loswerde.

Ich fange mal mit einer Sache an, die hier thematisch schon ein bisschen angerissen wurde:
ZITAT(kawa @ 12.Jan.2013 - 22:16) *
ZITAT(Hortensie @ 12.Jan.2013 - 02:55) *
Komisch fand ich auch die Annäherung zwischen Gernot und seinem Partner und mit der kleine Schwester seines ehemaligen besten Freundes und heimlichem Schwarm.

Diese Szene mochte ich gern. Lisa, die völlig unverkrampft mit dem Paar beim Abendessen sitzt, nachdem Michael einige Szenen vorher noch nicht mal wahrhaben wollte, dass Gernot schwul ist, obwohl er ja durch seine Tochter für homosexuelles L(i)eben sensibilisiert sein könnte. happy.gif

Diese Szene mochte ich auch gern und konnte mich auch gut einfühlen. ("Vom [Zausel] befreit sind..." oder wie war das bei Goethe?)

Ich finde überhaupt sehr bemerkenswert, wie unglaublich viele homosexuelle Charaktere in diesem Buch - und besonders um Michael herum - vorkommen:
Lisa und Bettina
Tante Monika
Michaels Tochter Klara
Ralf und Gernot
Matthias gar auch? Was hat der immer mit diesem Elias? Oder mag er ihn einfach nur, weil der ihn verstehen kann?
und, wie sich aber erst ganz am Ende des zweiten Teils herausstellt (deswegen gespoilert),
ist ja auch Fiona, Michaels Ex-Frau, zu dem Zeitpunkt, als sie sich kennenlernten, felsenfest davon überzeugt, lesbisch zu sein. Und Michael hatte immerhin auch kleine intime Erfahrungen mit diesem Desmond.
Und ja, trotz alledem scheint Homosexualität in Michaels Denken noch nicht einmal als Möglichkeit in Betracht zu kommen. Ich finde das ganz sonderbar.

Magst du dazu vielleicht etwas erklären, @Litt? Oder hast du dich für diese Häufung homosexueller Charaktere einfach "nur so" entschieden?


edit: Wie konnte ich in meiner Liste nur Monika vergessen?

Geschrieben von: Litt Leweir am 13.Jan.2013 - 13:53

ZITAT(kawa @ 12.Jan.2013 - 22:16) *
ZITAT(Hortensie @ 12.Jan.2013 - 02:55) *
Trotz allem wird aber darüber aufgeklärt, dass Michael mit seiner Frau diese Art Polyamore lebt, die Bettina auf ihre Verkorkste Art offenbar anstrebt.

Ich habe es nicht so gesehen, dass Michael eine Form von Polyamory lebt. Fiona tut es. Und Michael würde gern weiter mit Fiona zusammenleben, weil er sie liebt. So weit ich es verstanden habe, hat er seit ihrem Weggang keine Beziehung oder Affäre gehabt. (Korrigier mich, wenn ich falsch liege.)


Das denke ich auch.

(Ich schreib das lieber so, weil ich nicht den Eindruck erwecken will, als wüsste ich alles über die Figuren. Vielleicht weiß ich ein bisschen mehr als die Leserinnen, aber ich weiß bei Weitem nicht alles.
Manchmal bin ich mir nicht einmal sicher, ob ich diesen Text wirklich geschrieben habe. Ich weiß es natürlich, aber manchmal fühlt es sich nicht so an. Und weil Vieles beim Schreiben unbewusst abläuft, entdecke ich selbst auch immer wieder Neues. Und viele Dinge lassen sich so oder auch so sehen, das ist ja gerade das Reizvolle an einem Text. Und es verändert sich auch für mich selbst.)


ZITAT(kawa @ 12.Jan.2013 - 22:41) *
Ja, manchmal möchte man Michael ein bisschen schütteln. wink.gif Wobei er mir auch immer wieder leid tat in seiner kommunikativen Unbeholfenheit. Diese Sprachlosigkeit kenne ich zum Tei auch von mir selbst... roetel.gif


Das geht mir auch so.

Geschrieben von: Litt Leweir am 13.Jan.2013 - 14:07

ZITAT(PikSieben @ 13.Jan.2013 - 12:09) *
Wo ich mich aber mit Michael absolut verbunden fühlte, war in der Szene auf S. 284 (ich spoilere mal sicherheitshalber),
als Michael eine wohlbekannte FastFood-Ketten-Filiale aufsucht. Er hat einfach nur Hunger und möchte etwas essen und muss dann dieses elendige Prozedere ertragen. wacko.gif Genauso ging es mir auch bei meinem ersten und definitiv letzten S*bways-Besuch (die ach-so-tolle Kaffee-to-go-Kette geht aus den gleichen Gründen für mich auch so GAR nicht. laugh.gif )

Ach, ab und zu.... rolleyes.gif


ZITAT
Ich finde überhaupt sehr bemerkenswert, wie unglaublich viele homosexuelle Charaktere in diesem Buch - und besonders um Michael herum - vorkommen:
Lisa und Bettina
Tante Monika
Michaels Tochter Klara
Ralf und Gernot
Matthias gar auch? Was hat der immer mit diesem Elias? Oder mag er ihn einfach nur, weil der ihn verstehen kann?
und, wie sich aber erst ganz am Ende des zweiten Teils herausstellt (deswegen gespoilert),
ist ja auch Fiona, Michaels Ex-Frau, zu dem Zeitpunkt, als sie sich kennenlernten, felsenfest davon überzeugt, lesbisch zu sein. Und Michael hatte immerhin auch kleine intime Erfahrungen mit diesem Desmond.
Und ja, trotz alledem scheint Homosexualität in Michaels Denken noch nicht einmal als Möglichkeit in Betracht zu kommen. Ich finde das ganz sonderbar.
Magst du dazu vielleicht etwas erklären, @Litt? Oder hast du dich für diese Häufung homosexueller Charaktere einfach "nur so" entschieden?


Dessen war ich mir ehrlich gesagt überhaupt nicht bewusst, mich stört es eher, wenn das Buch als lesbisch-schwuler Thriller bezeichnet wird. gruebel.gif
Aber es stimmt natürlich.

Elias ist der erste Mensch, mit dem Matthias sich verständigen kann, ich hab deren Freundschaft nie als homosexuelle Beziehung gesehen. Aber diese Interpretation ist natürlich dennoch möglich.

Ich glaube schon, dass Homosexualität im Michaels Denken schon vorkommt, aber nicht verknüpft mit diesem Freund aus seiner Jugend. Ihm mangelt es ein wenig an geistiger Beweglichkeit und an Einfühlungsvermögen, meines Erachtens liegt es daran. Und S*xualität ist ihm generell etwas suspekt.

Geschrieben von: kawa am 13.Jan.2013 - 14:45

ZITAT(PikSieben @ 13.Jan.2013 - 12:09) *
ohmy.gif DU?! Aber doch nicht SO! unsure.gif ?

Nicht SO, aber eben auch, ja. Natürlich nicht in der schriftlichen Kommunikation.

ZITAT(PikSieben @ 13.Jan.2013 - 12:09) *
Wo ich mich aber mit Michael absolut verbunden fühlte, war in der Szene auf S. 284 (ich spoilere mal sicherheitshalber),
als Michael eine wohlbekannte FastFood-Ketten-Filiale aufsucht. Er hat einfach nur Hunger und möchte etwas essen und muss dann dieses elendige Prozedere ertragen. wacko.gif

Danke für die Erläuterung! Ich hatte nicht kapiert, um welche Fast-Food-Kette es sich handelte, weil ich da noch nie konsumiert habe. Deswegen fand ich die Szene beim ersten Lesen ziemlich übertrieben. Wenn ich je in einer solchen Filiale mal was bestellen sollte, werde ich vermutlich einen Lachanfall kriegen. laugh.gif

ZITAT(PikSieben @ 13.Jan.2013 - 12:09) *
Ich finde überhaupt sehr bemerkenswert, wie unglaublich viele homosexuelle Charaktere in diesem Buch - und besonders um Michael herum - vorkommen:

Das ist mir auch aufgefallen. Um so schlimmer, dass er auf diesem Auge so blind ist. biggrin.gif

ZITAT(Litt Leweir @ 13.Jan.2013 - 13:53) *
Ich schreib das lieber so, weil ich nicht den Eindruck erwecken will, als wüsste ich alles über die Figuren. Vielleicht weiß ich ein bisschen mehr als die Leserinnen, aber ich weiß bei Weitem nicht alles.

Das finde ich nachvollziehbar.

ZITAT(Litt Leweir @ 13.Jan.2013 - 13:53) *
Manchmal bin ich mir nicht einmal sicher, ob ich diesen Text wirklich geschrieben habe. Ich weiß es natürlich, aber manchmal fühlt es sich nicht so an. Und weil Vieles beim Schreiben unbewusst abläuft, entdecke ich selbst auch immer wieder Neues.

Das finde ich bemerkenswert. Und richtig schön! smile.gif
Passiert es dir dann manchmal, dass du beim Lesen nicht mit der Autorin einverstanden bist? wink.gif


ZITAT(Litt Leweir @ 13.Jan.2013 - 14:07) *
mich stört es eher, wenn das Buch als lesbisch-schwuler Thriller bezeichnet wird. gruebel.gif

Warum? Zu viel Schubladendenken?

Geschrieben von: PikSieben am 13.Jan.2013 - 15:20

ZITAT(kawa @ 13.Jan.2013 - 14:45) *
ZITAT(PikSieben @ 13.Jan.2013 - 12:09) *
Wo ich mich aber mit Michael absolut verbunden fühlte, war in der Szene auf S. 284 (ich spoilere mal sicherheitshalber),
als Michael eine wohlbekannte FastFood-Ketten-Filiale aufsucht. Er hat einfach nur Hunger und möchte etwas essen und muss dann dieses elendige Prozedere ertragen. wacko.gif

Danke für die Erläuterung! Ich hatte nicht kapiert, um welche Fast-Food-Kette es sich handelte, weil ich da noch nie konsumiert habe. Deswegen fand ich die Szene beim ersten Lesen ziemlich übertrieben. Wenn ich je in einer solchen Filiale mal was bestellen sollte, werde ich vermutlich einen Lachanfall kriegen. laugh.gif
Tu das! Für den Lachanfall lohnt es sich. Aber iss vorher was Gescheites!


Geschrieben von: PikSieben am 13.Jan.2013 - 15:38

ZITAT(Litt Leweir @ 13.Jan.2013 - 14:07) *
ZITAT
Ich finde überhaupt sehr bemerkenswert, wie unglaublich viele homosexuelle Charaktere in diesem Buch - und besonders um Michael herum - vorkommen:
Lisa und Bettina
Tante Monika
Michaels Tochter Klara
Ralf und Gernot
Matthias gar auch? Was hat der immer mit diesem Elias? Oder mag er ihn einfach nur, weil der ihn verstehen kann?
und, wie sich aber erst ganz am Ende des zweiten Teils herausstellt (deswegen gespoilert),
ist ja auch Fiona, Michaels Ex-Frau, zu dem Zeitpunkt, als sie sich kennenlernten, felsenfest davon überzeugt, lesbisch zu sein. Und Michael hatte immerhin auch kleine intime Erfahrungen mit diesem Desmond.
Und ja, trotz alledem scheint Homosexualität in Michaels Denken noch nicht einmal als Möglichkeit in Betracht zu kommen. Ich finde das ganz sonderbar.
Magst du dazu vielleicht etwas erklären, @Litt? Oder hast du dich für diese Häufung homosexueller Charaktere einfach "nur so" entschieden?


Dessen war ich mir ehrlich gesagt überhaupt nicht bewusst, mich stört es eher, wenn das Buch als lesbisch-schwuler Thriller bezeichnet wird. gruebel.gif
Aber es stimmt natürlich.

Elias ist der erste Mensch, mit dem Matthias sich verständigen kann, ich hab deren Freundschaft nie als homosexuelle Beziehung gesehen. Aber diese Interpretation ist natürlich dennoch möglich.

Ich glaube schon, dass Homosexualität im Michaels Denken schon vorkommt, aber nicht verknüpft mit diesem Freund aus seiner Jugend. Ihm mangelt es ein wenig an geistiger Beweglichkeit und an Einfühlungsvermögen, meines Erachtens liegt es daran. Und S*xualität ist ihm generell etwas suspekt.

Mit seiner Schwester verknüpft er sie ja auch nicht.

Ich finde es auch sehr angenehm, wenn die Homosexualität der Figuren eher nebenbei daherkommt und der Grund für ihr Vorkommen mit einem "Warum nicht?" am besten beschrieben werden kann. Aber in der Häufung würde ich es mal als wahrscheinlichkeitstheoretisches Kuriosum bezeichnen. wink.gif

Ich denke mal, diejenigen, die das Buch als lesbisch-schwulen Thriller bezeichnen, sind genau, die ihn bei dieser Zielgruppe vermarkten wollen. Da ist der Konkursbuch Verlag meines Wissens vom Programm her auch einigermaßen einschlägig.
Pssst...Und wir sind ja auch alle ein bisschen homosexuell angehaucht. biggrin.gif

Geschrieben von: PikSieben am 13.Jan.2013 - 17:56

Sorry, ich schon wieder. Aber mir geht so viel durch den Kopf...

Mir gefällt das im zweiten Teil immer wiederkehrende Motiv des "Video-Spiele-Zockens".
Im ersten Teil habe ich es gelesen als einen Ausdruck für Michaels Einsamkeit und innere Zurückgezogenheit, die ja auch Lisa ein wenig auszeichnet. Deswegen ist es im zweiten Teil nun auch gut geeignet, ihren Nerv zu treffen. Aber in dem Moment, als Lisa den zweiten Joystick übernimmt, passiert etwas mit den Beiden. Das Spiel wird plötzlich Kommunikationsmedium: es ist in diesem Moment DIE Sprache, die die beiden miteinander zu sprechen vermögen und die sie einander näher bringt. Wortlos können sie einander die Hand reichen und sich gegenseitig versichern, dass sie bereit sind, sich auf den anderen einzulassen, ihm/ihr zu vertrauen. Das finde ich einen großartigen Einfall.

Zusätzlich interessant wird das natürlich auch durch die Parallelität zu diesen (?)Kriegern(?), was war es doch, die der Arzt damals als psychologischen Kunstgriff verwendet hat, um dem todkranken Michael zu helfen. Genauso scheint Lisa nun Amy zu verwenden, um ihre ganz eigenen Monster zu besiegen und (gespoilert, weil erst in Teil 3, ab S. 338)und später auch noch der Junge, der in Michaels Hospiz eingeliefert wird. Und Lisa zögert nicht, instinktiv im realen Leben auf genau diese Sprache aus der virtuellen Welt zurückzugreifen, als sie Michael einige Seiten später zu diesem "dunklen Loch im Wald" zieht – Konfrontation mit Michaels eigenen Monstern.
Monster besiegen – das möchte Michael sein ganzes Leben lang. Aber alles, was er jemals gelernt hat, ist diese wortwörtliche Variante davon. Eine andere Form der Auseinandersetzung mit seinen Angst- und Seelenmonstern hat er nie gelernt. Geredet oder erklärt wurde ihm gegenüber nie auf einem anderen Weg. Kein Wunder, dass er so ist wie er ist.
Und wie genial, das erzählerisch so umzusetzen, Litt! flowers.gif

Geschrieben von: Litt Leweir am 13.Jan.2013 - 20:44

ZITAT(PikSieben @ 13.Jan.2013 - 15:38) *
Ich denke mal, diejenigen, die das Buch als lesbisch-schwulen Thriller bezeichnen, sind genau, die ihn bei dieser Zielgruppe vermarkten wollen. Da ist der Konkursbuch Verlag meines Wissens vom Programm her auch einigermaßen einschlägig.
Pssst...Und wir sind ja auch alle ein bisschen homosexuell angehaucht. biggrin.gif


Tja, was sagt das über mich, wenn es mir einfach so aus Versehen passiert und ich merke es nicht mal so richtig? gruebel.gif wink.gif

Bei Konkursbuch fühle ich mich deshalb so wohl, weil er eben nicht nur schwul-lesbisch ist. Dass der schwul-lesbische Prozentsatz höher ist als im Rest der Welt, will ich damit nicht bestreiten, aber es ist trotzdem Platz für alles. Und es ist diese Weite und Offenheit, die ich brauche und mag.
Und wer weiß, was ich als nächstes schreibe.

Geschrieben von: Litt Leweir am 13.Jan.2013 - 20:56

ZITAT(kawa @ 13.Jan.2013 - 14:45) *
Passiert es dir dann manchmal, dass du beim Lesen nicht mit der Autorin einverstanden bist? wink.gif


Schwierige Frage, ich lese meine Texte im Nachhinein eher selten im Ganzen. Ich ärgere mich, wenn ich trotz mehrfachen Korrekturlesens noch Fehler finde. Manche Texte hätte ich im Nachhinein noch etwas gekürzt, ich finde immer wieder Überflüssiges. Aber es ist wichtig, einen Text irgendwann einmal abzuschließen und etwas Neues zu beginnen. Wenn ich zu lange an einem Text sitze, fange ich an, ihn zu verschlimmbessern. Da fehlt der Abstand. Und alle paar Jahre alte Texte noch einmal zu überarbeiten, macht auch keinen Sinn. Irgendwann ist Schluss. Und Texte sind so wenig perfekt wie Menschen.
An meinen Figuren habe ich nie etwas auszusetzen. Sie sind wie sie sind.

ZITAT
ZITAT(Litt Leweir @ 13.Jan.2013 - 14:07) *
mich stört es eher, wenn das Buch als lesbisch-schwuler Thriller bezeichnet wird. gruebel.gif

Warum? Zu viel Schubladendenken?

Ja. Und ich bilde mir ein, dass ich über Themen schreibe, die von allgemeinmenschlichem Interesse sind. Vermessen? Und ich bin ja selbst Leserin, und mir ist es mittlerweile egal, in welcher Schublade ein Romans steckt, Hauptsache er berührt mich.

Geschrieben von: kawa am 13.Jan.2013 - 21:43

ZITAT(PikSieben @ 13.Jan.2013 - 17:56) *
Aber in dem Moment, als Lisa den zweiten Joystick übernimmt, passiert etwas mit den Beiden. Das Spiel wird plötzlich Kommunikationsmedium: es ist in diesem Moment DIE Sprache, die die beiden miteinander zu sprechen vermögen und die sie einander näher bringt. Wortlos können sie einander die Hand reichen und sich gegenseitig versichern, dass sie bereit sind, sich auf den anderen einzulassen, ihm/ihr zu vertrauen. Das finde ich einen großartigen Einfall.

Diese Szene fand ich auch klasse. Ich hätte im ersten Moment nicht gedacht, dass Lisa wirklich mitspielen würde. Dass die beiden sich dann über das Spiel auf eine unverbindliche Art aneinander annähern, weil sie ein Team bilden und gemeinsam Ehrgeiz entwickeln, fand ich fast anrührend. Und irgendwie menschlich.


ZITAT(Litt Leweir @ 13.Jan.2013 - 20:44) *
Und wer weiß, was ich als nächstes schreibe.

Weißt du es schon? wink.gif


ZITAT(Litt Leweir @ 13.Jan.2013 - 20:56) *
Aber es ist wichtig, einen Text irgendwann einmal abzuschließen und etwas Neues zu beginnen. Wenn ich zu lange an einem Text sitze, fange ich an, ihn zu verschlimmbessern. Da fehlt der Abstand. Und alle paar Jahre alte Texte noch einmal zu überarbeiten, macht auch keinen Sinn. Irgendwann ist Schluss. Und Texte sind so wenig perfekt wie Menschen.

Ich finde es auch wichtig, irgendwann mal einen Text abzuschließen. Ich hatte jetzt auch nicht erwartet, dass du nach Abschluss eines Romans noch Verbesserungen vornimmst. Aber gerade wenn du Lesungen machst oder wie hier eine Leserunde, setzt du dich ja wieder mit deinem Text auseinander, musst dich Fragen und Kritik aussetzen. Daher interessierte es mich, ob du dann immer noch mit deinem Text einverstanden bist/sein kannst.


ZITAT(Litt Leweir @ 13.Jan.2013 - 20:56) *
An meinen Figuren habe ich nie etwas auszusetzen. Sie sind wie sie sind.

biggrin.gif Find ich gut. Immerhin sind sie authentisch und lebensnah.


ZITAT(Litt Leweir @ 13.Jan.2013 - 20:56) *
ZITAT(kawa)
ZITAT(Litt Leweir @ 13.Jan.2013 - 14:07) *
mich stört es eher, wenn das Buch als lesbisch-schwuler Thriller bezeichnet wird. gruebel.gif

Warum? Zu viel Schubladendenken?

Ja. Und ich bilde mir ein, dass ich über Themen schreibe, die von allgemeinmenschlichem Interesse sind.

Tust du. Aber ich vermute, dass sich sowohl die homosexuelle Leserschaft als auch die heterosexuelle wünscht, dass Bücher mit lesbisch-schwulem Inhalt auch als solche beworben werden. Die eine, damit sie sie gezielt lesen kann, die andere, damit sie weiß, worauf sie sich einlässt. gruebel.gif

Geschrieben von: Litt Leweir am 15.Jan.2013 - 20:40

ZITAT(kawa @ 13.Jan.2013 - 21:43) *
ZITAT(Litt Leweir @ 13.Jan.2013 - 20:44) *
Und wer weiß, was ich als nächstes schreibe.

Weißt du es schon? wink.gif


Nein, ich bin mir noch nicht sicher. Ideen habe ich viele, aber im Moment schwanke ich noch zwischen zweien.


ZITAT
Ich finde es auch wichtig, irgendwann mal einen Text abzuschließen. Ich hatte jetzt auch nicht erwartet, dass du nach Abschluss eines Romans noch Verbesserungen vornimmst. Aber gerade wenn du Lesungen machst oder wie hier eine Leserunde, setzt du dich ja wieder mit deinem Text auseinander, musst dich Fragen und Kritik aussetzen. Daher interessierte es mich, ob du dann immer noch mit deinem Text einverstanden bist/sein kannst.


Ja, ich bin mit meinen Texten im Wesentlichen einverstanden. Zumindest mit denen, die ich in den letzten zehn Jahren veröffentlicht habe (über meine Jugendsünden muss ich hier ja nicht sprechen, oder wink.gif).
Es gibt allerdings ein paar wenige Kurzgeschichten, mit denen mich nicht sehr viel verbindet, die ich geschrieben habe, weil es eben gerade anstand. Aber das betrifft wirklich nur einzelne. Aber es sind trotzdem keine, für die ich mich schämen würde, so schlimm ist es nicht.

ZITAT(Litt Leweir @ 13.Jan.2013 - 20:56) *
An meinen Figuren habe ich nie etwas auszusetzen. Sie sind wie sie sind.

biggrin.gif Find ich gut. Immerhin sind sie authentisch und lebensnah.

ZITAT
ZITAT(Litt Leweir @ 13.Jan.2013 - 20:56) *
ZITAT(kawa)
ZITAT(Litt Leweir @ 13.Jan.2013 - 14:07) *
mich stört es eher, wenn das Buch als lesbisch-schwuler Thriller bezeichnet wird. gruebel.gif

Warum? Zu viel Schubladendenken?

Ja. Und ich bilde mir ein, dass ich über Themen schreibe, die von allgemeinmenschlichem Interesse sind.

Tust du. Aber ich vermute, dass sich sowohl die homosexuelle Leserschaft als auch die heterosexuelle wünscht, dass Bücher mit lesbisch-schwulem Inhalt auch als solche beworben werden. Die eine, damit sie sie gezielt lesen kann, die andere, damit sie weiß, worauf sie sich einlässt. gruebel.gif


Das stimmt. Mir ist auch bewusst, dass ein Bedarf besteht. Ich kann mich auch noch gut an meine Jugend erinnern, als ich verzweifelt nach Büchern mit lesbischen Figuren gesucht habe und nur wenig finden konnte. Ich weiß auch, dass ich da selbst etwas zwiespältig bin, einerseits stört mich das Ettikett, andererseits mache ich ja auch diese Leserunde hier und lese in lesbisch-schwulen Zusammenhängen. Das tue ich auch gerne, aber ich würde auch gerne mal woanders lesen.

Geschrieben von: Litt Leweir am 15.Jan.2013 - 20:51

Zu den Spiele-Szenen:

Es freut mich sehr, dass sie Euch gefallen.

Ich hatte relativ früh die Idee, das "Reise in die Ewigkeit" zu verwenden, ich kenne dieses Spiel aus meiner Kindheit, damals hat es für mich eine große Rolle gespielt. Leider war es erst einmal verschollen und ich habe eine ganze Weile danach gesucht, bis es schließlich bei ebay gefunden und ersteigert habe.

Dass Michael ein Spieler wurde, hat sich dann her zufällig entwickelt, weil ich selbst eine Spielphase hatte, als ich am Ende des ersten Teiles schrieb. Alles weitere ergab sich dann später.

(Merke, dass ich grade Schwierigkeiten habe mit dem Formulieren, vielleucht geht es ja morgen wieder besser)


Geschrieben von: PikSieben am 15.Jan.2013 - 21:06

ZITAT(Litt Leweir @ 15.Jan.2013 - 20:51) *
Ich hatte relativ früh die Idee, das "Reise in die Ewigkeit" zu verwenden, ich kenne dieses Spiel aus meiner Kindheit, damals hat es für mich eine große Rolle gespielt. Leider war es erst einmal verschollen und ich habe eine ganze Weile danach gesucht, bis es schließlich bei ebay gefunden und ersteigert habe.
Das ist das aber das BRETTspiel, oder? Wie gut, dass du das nochmal erwähnst. Wolltest du nicht auch ein Foto posten? (Ich kann dir auch helfen. Ist etwas kompliziert.)

Das Brettspiel finde ich total irre. Kein Wunder, dass es dich inspiriert hat, eine solche Geschichte zu schreiben. Dieses ganze kindliche Unvermögen, all diese düster-mystisch-religiösen Angstszenarien irgendwie einzuordnen, lässt sich so wunderbar daran demonstrieren und gleichzeitig auch die irgendwie perfide pädagogische (wenn man das überhaupt so nennen kann) Absicht, die dahinter steckt. Wie abgefahren, dass es so etwas WIRKLICH gibt.

Geschrieben von: Litt Leweir am 15.Jan.2013 - 21:21

ZITAT(PikSieben @ 15.Jan.2013 - 21:06) *
ZITAT(Litt Leweir @ 15.Jan.2013 - 20:51) *
Ich hatte relativ früh die Idee, das "Reise in die Ewigkeit" zu verwenden, ich kenne dieses Spiel aus meiner Kindheit, damals hat es für mich eine große Rolle gespielt. Leider war es erst einmal verschollen und ich habe eine ganze Weile danach gesucht, bis es schließlich bei ebay gefunden und ersteigert habe.
Das ist das aber das BRETTspiel, oder? Wie gut, dass du das nochmal erwähnst. Wolltest du nicht auch ein Foto posten? (Ich kann dir auch helfen. Ist etwas kompliziert.)

Das Brettspiel finde ich total irre. Kein Wunder, dass es dich inspiriert hat, eine solche Geschichte zu schreiben. Dieses ganze kindliche Unvermögen, all diese düster-mystisch-religiösen Angstszenarien irgendwie einzuordnen, lässt sich so wunderbar daran demonstrieren und gleichzeitig auch die irgendwie perfide pädagogische (wenn man das überhaupt so nennen kann) Absicht, die dahinter steckt. Wie abgefahren, dass es so etwas WIRKLICH gibt.


Ja, es ist en Brettspiel, aber vom Brettspiel bin ich auf die Videospiele gekommen. Und ich werde noch ein Foto posten und etwas dazu erzählen, habt etwas Geduld, mir geht grade völlig die Konzentration aus.

Geschrieben von: PikSieben am 15.Jan.2013 - 21:31

ZITAT(Litt Leweir @ 15.Jan.2013 - 21:21) *
...habt etwas Geduld, mir geht grade völlig die Konzentration aus.

Die haben wir. Gute Nacht, Litt!

Geschrieben von: kawa am 16.Jan.2013 - 23:59

Auf das Foto von dem Brettspiel bin ich auch schon gespannt. smile.gif

Ich muss mich jetzt mal über Lisas Adoptivmutter auslassen. Da ist dir ja eine herrliche Vertreterin der Spezies "Besen" gelungen, @Litt! Schauderhaft, diese Frau! Ich war erschrocken, entsetzt, empört, dass sie sich so dermaßen dagegen sträubt, die Adoption zuzugeben. Sie hat ja Lisa nicht gestohlen, sondern adoptiert, sowas kann man doch zugeben. Gut, sie muss sich den Vorwurf gefallen lassen, Lisa und vielen anderen die Wahrheit vorenthalten zu haben, aber dafür lassen sich sicher Gründe finden. Aber Lisas Mutter scheint ohnehin ein einziger Krampf zu sein. Dafür, dass Lisa unter so einer Mutter aufgewachsen ist, ist sie ganz schön normal. wink.gif Und man ist noch dankbarer, dass es in Lisas Leben eine Tante Monika gibt.

Geschrieben von: PikSieben am 17.Jan.2013 - 20:00

ZITAT(kawa @ 16.Jan.2013 - 23:59) *
Ich muss mich jetzt mal über Lisas Adoptivmutter auslassen. Da ist dir ja eine herrliche Vertreterin der Spezies "Besen" gelungen, @Litt! Schauderhaft, diese Frau! Ich war erschrocken, entsetzt, empört, dass sie sich so dermaßen dagegen sträubt, die Adoption zuzugeben. Sie hat ja Lisa nicht gestohlen, sondern adoptiert, sowas kann man doch zugeben. Gut, sie muss sich den Vorwurf gefallen lassen, Lisa und vielen anderen die Wahrheit vorenthalten zu haben, aber dafür lassen sich sicher Gründe finden. Aber Lisas Mutter scheint ohnehin ein einziger Krampf zu sein. Dafür, dass Lisa unter so einer Mutter aufgewachsen ist, ist sie ganz schön normal. wink.gif Und man ist noch dankbarer, dass es in Lisas Leben eine Tante Monika gibt.

Ja, in der Tat. Die Frau ist so garstig, dass es beinahe schon plakativ wirkt. Aber Litt blendet ja in die Szenen mit der Mutter nur so schlaglichtartig hinein (bei dem Gespräch z.B., das Lisa mit ihr führt, bleibt die "Kamera" wink.gif ja zunächst erst einmal draußen). So bleibt eben immer noch viel im Verborgenen. Und das Gefühl, dass hier noch die eine oder andere Therapiestunde anstehen könnte.

Geschrieben von: kawa am 18.Jan.2013 - 21:27

ZITAT(PikSieben @ 17.Jan.2013 - 20:00) *
So bleibt eben immer noch viel im Verborgenen. Und das Gefühl, dass hier noch die eine oder andere Therapiestunde anstehen könnte.

biggrin.gif thumbsup.gif

Geschrieben von: Litt Leweir am 21.Jan.2013 - 21:19

ZITAT(PikSieben @ 17.Jan.2013 - 20:00) *
Ja, in der Tat. Die Frau ist so garstig, dass es beinahe schon plakativ wirkt. Aber Litt blendet ja in die Szenen mit der Mutter nur so schlaglichtartig hinein (bei dem Gespräch z.B., das Lisa mit ihr führt, bleibt die "Kamera" wink.gif ja zunächst erst einmal draußen). So bleibt eben immer noch viel im Verborgenen. Und das Gefühl, dass hier noch die eine oder andere Therapiestunde anstehen könnte.


"Plakativ" finde ich sehr passend. Ich war selbst etwas erschrocken, nachdem ich die Szene geschrieben hatte, denn ich fand sie sehr "inszeniert". Aber dann merkte ich, dass es genau so stimmt. Lisas Mutter ist eine Drama-Queen, wenn ihr etwas gegen den Strich geht, inszeniert sie ihr Leiden oder eine Krankheit (als Lisa Monika besuchen will zum Beispiel). Und Lisa hat gelernt mitzuspielen, was in dieser Szene sehr deutlich wird. Sie inszenieren ihr Drama in diesem Moment auch für Michael, aus dessen Sicht die Szene ja auch beschrieben wird.

Dass dem bei der Mutter ein tatsächliches Drama zugrunde liegt, bemerkt Michael ganz deutlich, er ist ist auch der Meinung, dass sie professionelle Hilfe braucht, und nicht vom Pfarrer.

Geschrieben von: Litt Leweir am 21.Jan.2013 - 22:08

Hier ist nun endlich das Foto vom Brettspiel:




Besser habe ich es heute leider nicht fotografiert bekommen, der Blitz blendet etwas, ohne ist es zu dunkel, vielleicht versuche ich es am Wochenende nochmal im Hellen.

Hier nochmal aus der Nähe:


Geschrieben von: PikSieben am 21.Jan.2013 - 23:36

Wow!
Vielen Dank für das Foto.
Ich ringe noch ein wenig nach Worten. (Ich arbeite ja auch an meiner Impulskontrolle.)

Ich kann aber wirklich verstehen, dass man da als Kind eine gewisse Faszination für entwickelt.

Das wäre vielleicht auch etwas für den Einband gewesen. Ein Ausschnitt vom Spielbrett oder so. (Schon klar, dass da auch ein Copyright zu beachten ist.)

Geschrieben von: kawa am 21.Jan.2013 - 23:58

Auch von mir Dank für die Fotos! Das Spiel wirkt irgendwie respekteinflößend.
Stehen in der Mitte die Spielregeln?

Geschrieben von: Litt Leweir am 22.Jan.2013 - 17:51

ZITAT(kawa @ 21.Jan.2013 - 23:58) *
Auch von mir Dank für die Fotos! Das Spiel wirkt irgendwie respekteinflößend.
Stehen in der Mitte die Spielregeln?


Ja, in der Mitte stehen die Spielregeln.


Geschrieben von: Litt Leweir am 22.Jan.2013 - 18:11

ZITAT(PikSieben @ 21.Jan.2013 - 23:36) *
Ich kann aber wirklich verstehen, dass man da als Kind eine gewisse Faszination für entwickelt.

Das wäre vielleicht auch etwas für den Einband gewesen. Ein Ausschnitt vom Spielbrett oder so. (Schon klar, dass da auch ein Copyright zu beachten ist.)


Ich weiß nicht, als gar so zentral empfinde ich das Spiel gar nicht, als dass ich es auf dem Cover hätte haben wollen.

Ich habe das Spiel als Kind sehr gerne gespielt, ohne groß darüber nachzudenken, was die einzelnen Felder bedeuten. Ich glaube, irgendwo sagt Michael auch, dass es für Matthias wahrscheinlich auch keine Rolle gespielt hat. Dennoch sind die Botschaften natürlich da und wirken auch. Dieses Zweischneidige hat mich daran auch interessiert: einerseits sind die Botschaften da (z.B. Abtötung als Tugend), andererseits nutzt Matthias das Spiel auch als Möglichkeit, einer für ihn unerträglichen Wirklichkeit zu entkommen. Für diesen Aspekt von Matthias habe ich selbst Modell gestanden, ich habe dieses Spielbrett als Kind selbst für meine Traumwelten benutzt. Und Spielfiguren mit Starnummern beklebt. Und mir auch noch auf vielerlei andere Weise innere Welten geschaffen, in die ich mich zurückziehen konnte, wenn es draußen nicht mehr auszuhalten war. Lange Zeit habe ich es als persönliche Schwäche empfunden, dass ich diese Traumwelten gebraucht habe. Doch mittlerweile begreife ich die Fähigkeit, mir solche Welten zu schaffen als Resource, die es mir überhaupt erst ermöglicht hat zu überleben. Und die mir auch heute noch in vielerlei Hinsicht nützlich ist (unter anderem ermöglicht sie mir, Bücher zu schreiben). Das ist für mich ein ganz wichtiges Thema in diesem Buch.

Geschrieben von: PikSieben am 22.Jan.2013 - 20:13

ZITAT(Litt Leweir @ 22.Jan.2013 - 18:11) *
Ich habe das Spiel als Kind sehr gerne gespielt, ohne groß darüber nachzudenken, was die einzelnen Felder bedeuten. Ich glaube, irgendwo sagt Michael auch, dass es für Matthias wahrscheinlich auch keine Rolle gespielt hat. Dennoch sind die Botschaften natürlich da und wirken auch. Dieses Zweischneidige hat mich daran auch interessiert: einerseits sind die Botschaften da (z.B. Abtötung als Tugend), andererseits nutzt Matthias das Spiel auch als Möglichkeit, einer für ihn unerträglichen Wirklichkeit zu entkommen. Für diesen Aspekt von Matthias habe ich selbst Modell gestanden, ich habe dieses Spielbrett als Kind selbst für meine Traumwelten benutzt. Und Spielfiguren mit Starnummern beklebt. Und mir auch noch auf vielerlei andere Weise innere Welten geschaffen, in die ich mich zurückziehen konnte, wenn es draußen nicht mehr auszuhalten war. Lange Zeit habe ich es als persönliche Schwäche empfunden, dass ich diese Traumwelten gebraucht habe. Doch mittlerweile begreife ich die Fähigkeit, mir solche Welten zu schaffen als Resource, die es mir überhaupt erst ermöglicht hat zu überleben. Und die mir auch heute noch in vielerlei Hinsicht nützlich ist (unter anderem ermöglicht sie mir, Bücher zu schreiben). Das ist für mich ein ganz wichtiges Thema in diesem Buch.

smile.gif Ja, eben. Und das alles findest du nicht zentral?

Für das Verständnis von Matthias' (Er)lebenswelt fand ich das Spiel sehr zentral und im Übrigen auch sehr förderlich. Hätte Matthias ohne das Spiel an Fegefeuer und Himmel gedacht, hätte mich das befremdet. Das Spiel war die Brücke zu diesen Themen, über die ich Matthias gern gefolgt bin, weil ich es als Bestandteil seines kindlichen Denkens akzeptieren konnte.
Es geht in dem Buch auch um "Tugenden" und "Untugenden" ("Lügen" heißt der zweite Teil), um "Engel" und "Erlösung". Das Spiel macht all diese Anspielungen für mich erträglich und plausibel.
Und am Ende des dritten Teils
darf Matthias ja dann auch endlich die wenigen Schritte bis zur "Krone der Vergeltung"(für mich am Ende irgendwie auch tröstlich) gehen, nachdem er vorher in einem Zustand zwischen Leben und Tod auf Feld 94, dem Fegefeuer, ausharren musste.
Und da Matthias für mich DIE zentrale Figur in dem Buch ist, war in meiner Wahrnehmung so auch das Spiel ein sehr wichtiges Element.

Geschrieben von: Hortensie am 22.Jan.2013 - 21:40

ZITAT(PikSieben @ 22.Jan.2013 - 20:13) *
Und da Matthias für mich DIE zentrale Figur in dem Buch ist, war in meiner Wahrnehmung so auch das Spiel ein sehr wichtiges Element.


thumbsup.gif Für mich auch.

Geschrieben von: kawa am 23.Jan.2013 - 00:05

ZITAT(PikSieben @ 22.Jan.2013 - 20:13) *
Hätte Matthias ohne das Spiel an Fegefeuer und Himmel gedacht, hätte mich das befremdet.

Und am Ende des dritten Teils
darf Matthias ja dann auch endlich die wenigen Schritte bis zur "Krone der Vergeltung"(für mich am Ende irgendwie auch tröstlich) gehen, nachdem er vorher in einem Zustand zwischen Leben und Tod auf Feld 94, dem Fegefeuer, ausharren musste.

Möchte mich in beiden Punkten anschließen.

Für mich war das Spiel übrigens der Titelgeber. Ich glaube, sonst hätte ich gar nicht kapiert, warum der Roman so heißt.

@PikSieben: bitte Spoiler etwas deutlicher markieren, z.B. mit dem nachgesetzten lesbaren Wort "Spoiler" oder einem Smiley. Ich habe die gespoilerte Stelle nämlich erst beim Zitieren entdeckt. wink.gif

Geschrieben von: Litt Leweir am 23.Jan.2013 - 13:40

ZITAT(PikSieben @ 22.Jan.2013 - 20:13) *
ZITAT(Litt Leweir @ 22.Jan.2013 - 18:11) *
Ich habe das Spiel als Kind sehr gerne gespielt, ohne groß darüber nachzudenken, was die einzelnen Felder bedeuten. Ich glaube, irgendwo sagt Michael auch, dass es für Matthias wahrscheinlich auch keine Rolle gespielt hat. Dennoch sind die Botschaften natürlich da und wirken auch. Dieses Zweischneidige hat mich daran auch interessiert: einerseits sind die Botschaften da (z.B. Abtötung als Tugend), andererseits nutzt Matthias das Spiel auch als Möglichkeit, einer für ihn unerträglichen Wirklichkeit zu entkommen. Für diesen Aspekt von Matthias habe ich selbst Modell gestanden, ich habe dieses Spielbrett als Kind selbst für meine Traumwelten benutzt. Und Spielfiguren mit Starnummern beklebt. Und mir auch noch auf vielerlei andere Weise innere Welten geschaffen, in die ich mich zurückziehen konnte, wenn es draußen nicht mehr auszuhalten war. Lange Zeit habe ich es als persönliche Schwäche empfunden, dass ich diese Traumwelten gebraucht habe. Doch mittlerweile begreife ich die Fähigkeit, mir solche Welten zu schaffen als Resource, die es mir überhaupt erst ermöglicht hat zu überleben. Und die mir auch heute noch in vielerlei Hinsicht nützlich ist (unter anderem ermöglicht sie mir, Bücher zu schreiben). Das ist für mich ein ganz wichtiges Thema in diesem Buch.

smile.gif Ja, eben. Und das alles findest du nicht zentral?


Doch, das ist für mich zentral, aber Matthias' "Traumwelten" setzen sich aus vielen Elementen zusammen, nicht nur aus diesem Spiel.


ZITAT
Für das Verständnis von Matthias' (Er)lebenswelt fand ich das Spiel sehr zentral und im Übrigen auch sehr förderlich. Hätte Matthias ohne das Spiel an Fegefeuer und Himmel gedacht, hätte mich das befremdet. Das Spiel war die Brücke zu diesen Themen, über die ich Matthias gern gefolgt bin, weil ich es als Bestandteil seines kindlichen Denkens akzeptieren konnte.


Oh, im katholischen Schwarzwald kann man auch ohne dieses Spiel an Himmel, Hölle und Fegefeuer denken, glaub mir! smile.gif

Dennoch bin ich froh, dass ich daran gedacht habe. Aber es war für mich nicht Titelgeber, sondern umgekehrt, hatte ich erst den Titel und mich dann an das Spiel erinnert und fand das auch passend und bin sehr froh, dass ich es verwendet habe, keine Frage. Und wenn es für euch so wichtig ist, finde ich das auch sehr schön. Fegefeuer ist für mich Metapher, steht für die "Zwischenwelt", in der sich Matthias und zum Teil auch Lisa und Michael befinden.

Mehr morgen, bin grad bei der Arbeit, etwas gehetzt und heute Abend leider wieder unterwegs (viele Geburtstage). Aber im Februar wirds besser wink.gif


Edit: Muss einfach ab und zu Fehler korrigieren.

Geschrieben von: kawa am 23.Jan.2013 - 15:09

Viel Spaß bei den Geburtstagsfeiern! cheers.gif

ZITAT(Litt Leweir @ 23.Jan.2013 - 13:40) *
Aber es war für mich nicht Titelgeber, sondern umgekehrt, hatte ich erst den Titel und mich dann an das Spiel erinnert

Ach, siehst du, und ich hätte schwören können, dass es umgekehrt gewesen ist. biggrin.gif Aber es zeigt ja wohl, dass du recht stark vom katholischen Schwarzwald geprägt bist. gruebel.gif

Geschrieben von: PikSieben am 23.Jan.2013 - 16:06

ZITAT(Litt Leweir @ 23.Jan.2013 - 13:40) *
ZITAT
Für das Verständnis von Matthias' (Er)lebenswelt fand ich das Spiel sehr zentral und im Übrigen auch sehr förderlich. Hätte Matthias ohne das Spiel an Fegefeuer und Himmel gedacht, hätte mich das befremdet. Das Spiel war die Brücke zu diesen Themen, über die ich Matthias gern gefolgt bin, weil ich es als Bestandteil seines kindlichen Denkens akzeptieren konnte.


Oh, im katholischen Schwarzwald kann man auch ohne dieses Spiel an Himmel, Hölle und Fegefeuer denken, glaub mir! smile.gif


Das ist mir vollkommen klar. Und auch, dass Matthias das alles nicht NUR aus dem Spiel kennt.
Aber in mir als atheistischer Großstadtgöre löst das Fremdheitsempfinden aus. Das meine ich nicht wertend. Durch das Spiel wurde mir - so seltsam das klingen mag - eine Art Zugang gelegt.
Muss noch mal darüber nachdenken, wie ich das besser formuliert bekomme. Ich habe heute irgendwie Hauptsatztag. wacko.gif

Geschrieben von: Litt Leweir am 23.Jan.2013 - 17:06

ZITAT(PikSieben @ 23.Jan.2013 - 16:06) *
ZITAT(Litt Leweir @ 23.Jan.2013 - 13:40) *
ZITAT
Für das Verständnis von Matthias' (Er)lebenswelt fand ich das Spiel sehr zentral und im Übrigen auch sehr förderlich. Hätte Matthias ohne das Spiel an Fegefeuer und Himmel gedacht, hätte mich das befremdet. Das Spiel war die Brücke zu diesen Themen, über die ich Matthias gern gefolgt bin, weil ich es als Bestandteil seines kindlichen Denkens akzeptieren konnte.


Oh, im katholischen Schwarzwald kann man auch ohne dieses Spiel an Himmel, Hölle und Fegefeuer denken, glaub mir! smile.gif


Das ist mir vollkommen klar. Und auch, dass Matthias das alles nicht NUR aus dem Spiel kennt.
Aber in mir als atheistischer Großstadtgöre löst das Fremdheitsempfinden aus. Das meine ich nicht wertend. Durch das Spiel wurde mir - so seltsam das klingen mag - eine Art Zugang gelegt.
Muss noch mal darüber nachdenken, wie ich das besser formuliert bekomme.


Kann ich so aber auch schon ganz gut verstehen und freut mich auch.


ZITAT
Ich habe heute irgendwie Hauptsatztag. wacko.gif


Hauptsätze sind gar nicht so übel. Ich werde in diesem Jahr sogar einen Kurs belegen, in dem ich lerne, hauptsächlich in schlichten Hauptsätzen zu schreiben wink.gif

Ich muss zugeben, dass ich heute hier nur sehr flüchtig gelesen habe.

Geschrieben von: Litt Leweir am 27.Jan.2013 - 13:57

ZITAT(kawa @ 23.Jan.2013 - 15:09) *
Viel Spaß bei den Geburtstagsfeiern! cheers.gif


Fünf Geburtstagsfeiern innerhalb von 8 Tagen und ein Haufen Arbeit sind mir einfach zuviel, das weckt in mir das Bedürfnis, mich in einem stillen dunklen Zimmer zu verkriechen und eine Woche lang kein Wort mehr zu äußern. ph34r.gif .

ZITAT
ZITAT(Litt Leweir @ 23.Jan.2013 - 13:40) *
Aber es war für mich nicht Titelgeber, sondern umgekehrt, hatte ich erst den Titel und mich dann an das Spiel erinnert

Ach, siehst du, und ich hätte schwören können, dass es umgekehrt gewesen ist. biggrin.gif Aber es zeigt ja wohl, dass du recht stark vom katholischen Schwarzwald geprägt bist. gruebel.gif

Einmal Katholikin, immer Katholikin, wa? engel.gif

Ich muss ja zugeben, dass ich ganz wahnsinnig auf Engel stehe, ich hab schon eine richtige Sammlung Zuhause. Auch so ein Defekt, verursacht durch meine Kindheit im katholischen Schwarzwald?

Geschrieben von: kawa am 27.Jan.2013 - 15:28

ZITAT(Litt Leweir @ 27.Jan.2013 - 13:57) *
ZITAT
ZITAT(Litt Leweir @ 23.Jan.2013 - 13:40) *
Aber es war für mich nicht Titelgeber, sondern umgekehrt, hatte ich erst den Titel und mich dann an das Spiel erinnert

Ach, siehst du, und ich hätte schwören können, dass es umgekehrt gewesen ist. biggrin.gif Aber es zeigt ja wohl, dass du recht stark vom katholischen Schwarzwald geprägt bist. gruebel.gif

Einmal Katholikin, immer Katholikin, wa? engel.gif

Das hast du gesagt. wink.gif

ZITAT(Litt Leweir @ 27.Jan.2013 - 13:57) *
Ich muss ja zugeben, dass ich ganz wahnsinnig auf Engel stehe, ich hab schon eine richtige Sammlung Zuhause. Auch so ein Defekt, verursacht durch meine Kindheit im katholischen Schwarzwald?

Ich glaube, Engel zu sammeln, ist kein typisch katholischer Zug, oder? gruebel.gif Und außerdem glaube ich, dass es schlimmere Defekte gibt, die durch einen katholischen Background verursacht werden. engel.gif

Geschrieben von: Litt Leweir am 27.Jan.2013 - 20:51

ZITAT(kawa @ 27.Jan.2013 - 15:28) *
Ich glaube, Engel zu sammeln, ist kein typisch katholischer Zug, oder? gruebel.gif Und außerdem glaube ich, dass es schlimmere Defekte gibt, die durch einen katholischen Background verursacht werden. engel.gif


Stimmt. Und ich mag meine Engelsmacke eigentlich ganz gerne. Engel symbolisieren für mich die positiven Kräfte in uns und um uns herum und an die zu glauben, finde ich ich unheimlich hilfreich. Und ihnen in Engelsbildern und -figuren Gestalt zu geben, finde ich okay.

Geschrieben von: Hortensie am 27.Jan.2013 - 22:37

Ich kenne mich da nicht so gut aus (bin nicht katholisch), ich glaube aber, Engel sind nicht typisch katholisch. Mit "katholisch" verbinde ich eher Marienstatuen und z.B. Kreuze über jedem Türgang.

Geschrieben von: Litt Leweir am 28.Jan.2013 - 11:06

ZITAT(Hortensie @ 27.Jan.2013 - 22:37) *
Ich kenne mich da nicht so gut aus (bin nicht katholisch), ich glaube aber, Engel sind nicht typisch katholisch. Mit "katholisch" verbinde ich eher Marienstatuen und z.B. Kreuze über jedem Türgang.


Das ist dann schon wieder extrem katholisch wink.gif.


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