Werte Gemeinde,
mich, als Verfechterin des bedingungslosen Grundeinkommens, interessiert Eure Meinungen zu diesem zukunftsorientierten Modell.
Ich selbst bin aufgrund eines Interviews mit dem Gründer von dm drogeriemarkt http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%B6tz_Werner im DLF auf das Thema gestossen.
Was ist das überhaupt?
Stellt Euch vor - so könnte eine Version des Modells aussehen:
Jede/r bekommt einen Betrag von geschätzten 800,- ausgezahlt, ohne Bedürftigkeitsprüfungen, ohne andere Bedingungen. Keine Rente, kein ALG I, kein ALG II, kein Sozialgeld; dementsprechend keine Abzüge auf den Bruttolohn für deren Versicherungen. Weiter wird nicht mehr das Einkommen besteuert, sondern der Konsum. Durch eine Konsumsteuer können Produkte nach ihrem Wert besteuert werden, eine Flasche Champagner spült demnach mehr Geld in die Staatskasse als eine Flasche Bier. Menschen, die sogenannte Luxusgüter kaufen, unterstützen den Staat, die Gemeinschaft, stärker als derjenige, welcher einfachere Waren kauft, unabhängig von seinem realen Einkommen.
Der Lohn wird also zum reinen Nettolohn. Von diesem wird allerdings eine negative Einkommenssteuer erhoben, Bürgerinnen mit höherem Einkommen zahlen das Grundeinkommen quasi wieder zurück.
Ein kurzer Abriß, aber hier gibt es mehr Infos:
http://www.brandeins.de/home/inhalt_detail.asp?id=1764&MenuID=130&MagID=65&sid=su851761572361452137&umenuid=1
http://www.grundeinkommen.de/
http://www.unternimm-die-zukunft.de/
Warum habe ich den Beitrag mit "Die Früchte ernten" betitelt?
Nun, deshalb:
Seit Anbeginn der Menschheit ist diese darauf bedacht, ihr Leben einfacher zu gestalten. Ob es die Axt aus Stein war oder später die Bearbeitung von Metalllen, heute die der von Kunststoffen jeglicher Art, immer war das Ziel den Menschen die Arbeit zu erleichtern, um mehr freie Zeit zu erwirtschaften. Die Industrialisierung (Stichwort Fließband) ist der Höhepunkt dieser Entwicklung: In immer kürzerer Zeit, mit immer weniger Menschenkraft (Maschinen), immer mehr Produkte herstellen (stete Produktivitätserhöhung) war und ist die Prämisse. Ziel allen Fortschritts ist eine Zunahme von arbeitsfreier Zeit für den Menschen. Damit er sich beispielsweise der Muße hingeben kann oder der Philosophie oder dem zwischenmenschlichen Miteineinander oderoderoder.
Was aber macht unsere Gesellschaft?
Anstatt anzuerkennen, daß die klassische Erwerbsarbeit (Stichwort Vollbeschäftigung) zu einem Relikt geworden ist, wird an ihr festgehalten. Unsere Gesellschaft, das gesamte System fußt weiterhin auf der abhängigen Erwerbsarbeit. Sie hinkt ihrer Zeit hinterher.
Dabei enstehen neue Probleme, vor allem das Versorgungsproblem der Alten. Während die kl. Erwerbsarbeit abnimmt, tauchen anderernorts neue Betätigungsfelder auf, wie zB. und insbesondere die Pflege. Die freien Kapazitäten, die der Mensch sich mühevoll erarbeitet hat, sollten dazu genutzt werden, neuen Problemen zu begegnen.
Arbeit ist längst nicht mehr das, was es mal war - das ist kein Grund zur Trauermine, sondern so gewollt und so wie es ist, ist es progressiv!
Das Grundeinkommen ist die Antwort auf die sich verändernde Arbeits - Gesellschaft.
Zu diesem Argumentationsstrang gibt es einen sehr lesenswerten http://www.brandeins.de/home/inhalt_detail.asp?id=1763&MenuID=130&MagID=65&sid=su851761572361452137&umenuid=1.
Götz Werner führt in seinen Buch http://www.luebbe.de/kunden/luebbe/vgl/www.nsf/htmls/Buchseite?Open&dc=2&ds2=Buecher-Einzeldokument&external=d!C1256E550034A541,i!B33D2EA29D4324C8C125742F0063E80B&cartid=8710-233034 noch einen weiteren interessanten Argumentationsstrang an, den ich bei Interesse gerne noch darlegen kann.
Natürlich gibt es viele Pros und Contras.
Lasst uns diese doch zusammentragen!
Ich bin gespannt auf Eure Meinungen!
Howdi,
ich lebe in einem Land voller Neider und Korinthen... ähm... Nachrechner. Im TV prügeln sich ehemalige und noch nie gewesene Promis um Viertelreistassen und Gemüse...
In der Theorie mag ich die Vorstellung der beinahe kompletten Abschaffung der taschenrechner-traktierenden Behörden (was sicherlich befreundete Mernschen in der Steuerberatungsbranche nicht gut hießen, aber ich bin hier ja unter Pseudonym ;o) ). Auch jetzt "spült" schon eine Flasche Champagner mehr Mehrwertsteuer in die Staatskasse, als eine Flasche Bier. Eine Luxusarmbanduhr mehr als ein Plastechronograph aus dem Discounter.
In der Praxis kann ich mir noch nicht vorstellen, dass dieses Land bereit dazu ist. Hartz IV-Organe traktieren Arbeitssuchende und verschicken sie quer durch die Republik, um dann (oder in anderen Fällen) mit genüsslichem Lächeln irgendwelche Mittel wegzustreichen. Ich kann's immer nicht fassen und hoffe und vertraue drauf, dass iuch nie in dieser Maschinerie lande.
Diese Realität müsste (meines Erachtens) mit viel Energie verändert werden. Ich seh derzeit nicht, woher sie kommt und an welchen Punkten sie ansetzen müsste um ernsthaft Change (Yes we Can!) zu ermöglichen. So viele Blockierer und Blockiererinnen.
Nur kurz, da schon sehr spät:
http://www.amazon.de/Das-Ende-Arbeit-ihre-Zukunft/dp/3596169712 (Neuauflage) von Jeremy Rifkin beschäftigt sich genau mit diesem Thema - mit dem Wandel der Bedeutung von Arbeit, den Folgen der Industrialisierung und wirtschaftlichen Abhängigkeiten.
Sehr empfehlenswert.
Interessantes Thema, nico.
shark
Naja, diese "Arbeit wie wir sie kennen" ist ja mitnichten vorbei, sie hat sich nur geographisch verlagert.
Vermutlich wäre ein Grundeinkommen tatsächlich finanzierbar und würde sich als Kaufkraftsubvention auch lohnen, bzw. als Mittel, Geld im tatsächlichen Geldkreislauf zu halten statt es als Dividende auf ein Schweizer Stillstandskonto abwandern zu sehen.
Ob es MACHbar ist, in diesem Land mit diesen Leuten, wurde ja weiter oben schon bezweifelt. Ich glaube es ehrlich gesagt auch nicht. Die Ideen und die Überlegungen die hinter einem solchen Schritt stehen muß man sich ja auch erst mal gemacht haben, und da kann sich Herr Werner eine Mentalität leisten die es in Deutschland in der Breite einfach nicht gibt, die sich hier nie entwickelt hat. Damit nicht gesagt daß es nicht viele gäbe die es toll fänden, 800 Euro zu bekommen, aber da vermute ich eher profane Gründe dahinter.
Und wenn das ganze nicht durch klare Vorstellungen zum Zweck des ganzen getragen würde, dann würden sich vermutlich auch die negativen Szenarien der GE-Gegner nicht unerheblich bemerkbar machen - ein noch passiveres Verhältnis zum eigenen Leben; eine als unausweichlich akzeptierte Abhängigkeit von einem politiklosen Schmerbauch-Staat der kaum auf den quasi mitgeliferten Hebel verzichten wird, sich immer mehr rausnehmen kann und den man dann gegen Schweigegeld gewähren läßt; ein Graben zwischen "Nettozahlern" und "Schmarotzern"; das endgültige Ende auch nur ansatzweise konstruktiver Arbeitsmarktpolitik und so weiter.
Aber die Idee, daß wir ob des monetären Segens alle kleine Innovationswutzen und Kreativmokel würden ist für Anhänger der reinen Zivilgesellschaft sicher charmant.
Hab' leider grad kaum Zeit (die Erwerbstätigkeit drängt ) ... wollte darum nur kurz beitragen, dass es in Afrika einige Dörfer gibt, in denen Social Cash Transfer praktiziert wird:
http://www.taz.de/1/politik/afrika/artikel/1/wo-das-geld-vom-himmel-faellt/
http://www.taz.de/1/zukunft/wirtschaft/artikel/1/afrika-traut-sich/
... und sagen, dass ich die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens gut und realisierbar finde. Auch mit den Menschen, die da sind.
in der letzen zeit gab es in der wochenzeitschrift freitag eine debatte zu dem thema, unter anderem http://www.freitag.de/2009/02/09020601.php
ich habe das mit interesse verfolgt, bin einerseits grundsätzlich dafür, gebe andererseits zu bedenken, das beispielsweise die 800 euro ja nicht zum überleben reichen, jedenfalls nicht lebenslang (oder hängen wir den brotkorb jetzt so hoch?) - es ist ja durchaus daran gedacht, das menschen zuverdienen - und da geht das problem los.... weil die bezieherinnen von grundeinkommen dann unter umständen die löhne drücken....
was aber mal auf jeden fall ein ziel sein könnte, ist, diese hartz IV geschichte, die unendlich großen verwaltungsaufwand bedeutet und nicht das bringt, was sie bringen sollte (ganz abgesehen davon, ob ich gut finde, was damit bezweckt war) erheblich zu vereinfachen
@all, schön, so viel Resonanz!
@shark, dTaM, pefferkorn, Danke für die links.
Hm. Vielleicht arbeite ich nur zu gern ... freiwillig. Ohne Druck arbeite ich konzentriert und auf das Wesentliche focussiert. Ich darf fragen, lernen, Fehler machen, mich austesten, besser werden. Motivation und Erfolg begünstigen sich gegenseitig und schaffen einen Mehrwert: Befriedigung.
Unter Druck, unter Über- oder Unterforderung, ausgebrannt und hingeschleppt, von Existenzangst getrieben nutze ich weder mir noch meinen Kollegen oder Vorgesetzten.
Ich glaube nicht, dass ich damit ein Sonderfall bin.
Vor ein paar Tagen sagte eine Schulleiterin im TV: "Lernen ist die Neugier des Menschen auf sich selbst".
Ich finde es wichtig, dass vor allem junge Menschen wieder die Chance bekommen in diesem Sinne zu lernen, statt schon zu Schulzeiten unter Burn-Out-Erscheinungen zu leiden.
Das bedingungslose Grundeinkommen stünde ja auch Kindern zu. Wäre somit auch eine Chance für einen besseren, kompetenteren und gesünderen Start ins Arbeitsleben.
so ein grundeinkommen wäre schon eine feine sache, aber ich weiss nicht, wie man es realisieren könnte.
ich überlege mir ja regelmäßig, wie ich das geld ausgeben würde, wenn ich schon mal so höre, wie hoch der jackpot beim lotto ist.
ansonsten habe ich mich schon 4x selbstständig gemacht, 2 stiftungen gegründet, 2 häuser und 3 wohnungen gekauft, eine kreuzfahrt gemacht .... und das geld wurde einfach nicht aufgebraucht. lach.
also, vielleicht liegt das ja an meinen kleinbürgerlichen genen, aber komplett aufhören zu arbeiten war bis jetzt noch dabei. höchstens mal längere auszeiten nehmen.
aber ich würde unabhängig davon mal wissen, wie es sich anfühlen würde, arbeiten zu gehen ohne arbeiten gehen zu müssen.
das muss eine ganz tolle erfahrung sein.
aber nur von 800,- € kann ich nicht leben. das reicht ja fast gerade für unsere wohnung.
Naja, es ist ja nicht dazu gedacht, dass 82 mio. Bürgerinnen und Bürger dieses Landes plötzlich aufhören würden zu arbeiten.
Nochmal kurz zu pfefferkorns Bemerkung, dass das b. G. die Löhne drücken könnte.
Es wird eher das Gegenteil erwartet; wenn weniger Leute in klassischen (meint bestehenden) Arbeitssektoren arbeiten (Zunahme von Teilzeitarbeit), dann wird auch wieder der Faktor Arbeit teurer, denn auch die Löhne unterliegen der Angebot und Nachfrage. Hier nachzulesen (Seite 5): http://209.85.129.132/search?q=cache:AlmMBfsbj9kJ:www.archiv-grundeinkommen.de/netzwerk/newsletter-juni-2007/Kumpmann_Berliner_Debatte_Initial_Mai2007.pdf+L%C3%B6hne+dr%C3%BCcken+Grundeinkommen&hl=de&ct=clnk&cd=4&gl=de&client=firefox-a
Petition an den Deutschen Bundestag: noch bis zum 10.2. könnt ihr unterzeichnen.
https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=1422
weil du von deinem geld die wohnung für alle bezahlst und den kühlschrank von deinem geld füllst... sozusagen als Haushaltsvorstand auch das telefon bezahlst.... und so...
@regenbogen, Danke für den link!
@DTAM, genau dieselbe Frage wurde ja gerade vor dem Bundessozialgericht verhandelt und an die zuständigen RegierungsvertreterInnen zurückgegeben mit der Auflage, diese Ungerechtigkeit zu verändern, zugunsten der Kinder.
Hier gibt es noch einen bekannten Film zum Thema: http://www.kultkino.ch/kultkino/besonderes/grundeinkommen
ich las jetzt kürzlich, dss wenn man einem kind unter 14 jahren heute 211 euronen/monat zubilligt, kann es 1,79 euronen im monat für schulmaterialien ausgeben oder 2,62 euronen im monat für nahrungsmittel.
mittagessen in mancher kita kostet schon 2 euronen.
kinder müssen eigentlich eigenständigen unterhalt bekommen, sollen sie am gesellschaftlichen leben teilhaben können.
„Ein Bedingungsloses Grundeinkommen ist ein sozialpolitisches Finanztransfermodell, in dem jeder Bürger vom Staat eine gesetzlich festgelegte und für jeden Bürger gleiche finanzielle Zuwendung (Transferleistung) erhält, für die keine Gegenleistung erbracht werden muss. Prinzipiell identisch zum "Bürgergeld" wird das Grundeinkommen jedoch meist in einer Höhe diskutiert, die bereits ohne weitere Einkommen oder bedingte Sozialhilfe existenzsichernd wäre.(...)“
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bedingungsloses_Grundeinkommen
Über 38.000 Menschen haben inzwischen auf der Internetseite des Deutschen Bundestages mit unterschrieben! (min. 50.000 Unterschriften werden benötigt)
Allerdings haben in den vergangenen Tagen auch über 10.000 mitgezeichnet, also ran und weitersagen.
Zur Online-PETITION und Mitunterzeichnung nach persönlicher Registrierung auf der Seite des Deutschen Bundestags:
https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=1422
Threads zusammengeführt
Durch die Zusammenlegung ist nun die Überschrift verschwunden, der zu entnehmen war, daß die Peition bis zum 17.2. mitgezeichnet werden kann.
Also heute ist der letzte Tag und es ist ein spanneder Wettlauf mit der Zeit , denn es fehlen nur noch ca 1200 Mitzeichner, um die 50000 benötigten UNterschriften zusammenzubekommen.
Deshalb hier nochmal der Link zur Petition für das bedingungslose Grundeinkommen:
https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=1422
LG
daphine
Stand 13:47 Uhr sind es schon 48997 Einschreibungen
Es fehlen also nur noch 1003 Mitzeichnungen
Stand 18:11 Uhr Die magische 50 000 Mitzeichnergrenze ist übersprungen mit 50 003 Unterzeichner
Ich "schiebe" diesen alten Thread mal wieder hoch, weil am kommenden Wochenende (4./5.Juni 2016) darüber ein Volksentscheid in der Schweiz stattfinden wird.
In Zusammenhang mit Arbeit 4.0 könnte das Thema auch nochmal an neuen Aspekten gewinnen. Die Höhe soll aber mittlerweile für jeden Menschen unabhängig vom Alter bei etwa 1.000 Euro liegen. Am Wochenende las ich einen Artikel, in dem vorgeschlagen wurde, dass die Finanzierungsgrundlage die Mehrwertsteuer sein sollte. Begründet wurde dies damit, dass bei der Mehrwertsteuer im Gegensatz zu allen anderen Steuerarten am wenigsten betrogen werden könnte.
Wenn mensch dabei bedenkt, dass bei den Produktionskosten kaum Stegerungen zu erwarten wären und wenn Grundnahrungsmittel (die wahrscheinlich jeder Mensch anders definiert) vielleicht mit der niedrigsten Mehrwertstseuer belegt werden und Luxusgüter (wahrscheinlich Alkohol, Zigaretten, Reitpferde und so) mit der höchsten mehrwertstseuer belegt würden, dann könnte es wahrscheinlich ein wesentlicher Schritt zum sozialem Frieden sein.
Das und zum angstfreieren Leben überhaupt. Und daher denke/fürchte ich, auch wenn es finanzierbar ist, wird es das BGE nicht geben. Denn der Kapitalismus ist u.a. leider auf der existenziellen Angst der Menschen gegründet.
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