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Die gute alte Küche - in neuem Gewand _ Coming-out und andere LesbenLebenslagen _ Orientierungschaos....Coming Out mal anders

Geschrieben von: Pseidon am 27.Jul.2011 - 22:28

hallo...
ich bin hier schon früher mal gewesen, konnte mich an den alten Nick aber leider nicht mehr erinnern wenn er überhaupt noch aktiv war.

ich....ich habe ein "problem".
Seit ich 15 bin lebe ich lesbisch. Jetzt bin ich 30.
Und seit wenigen Jahren habe ich immer mehr den Eindruck ich könnte eventuell doch Bi sein...
also mal ganz platt gesagt..ich habe mich nie in einen Mann verliebt..und auch physisch ist da bisher nie gelaufen...dennoch finde ich Männer an sich schöner....
aber es kam eben nie zu mehr weil meine Gefühle den Frauen gehörten, die ich dann, wenn verliebt, auch unendlich attraktiv fand.

Und nun...habe ich einen Mann kennengelernt....und Gefühle, die mir noch NIE untergekommen sind..ich finde ihn supernett...klug...lustig...und hübsch. So hübsch, dass ich ihn nur anstarren konnte und kaum noch gehört hab was er gesagt hat *g*

Mit meinem Coming-out als Lesbe hatte ich nie Probleme...weder innerlich noch äusserlich...aber jetzt ?!? In mir tobt ein Sturm...
ich bin sicher, ich bin verknallt..aber kann es sein? ich? ein Mann? Und kann das auch mit dem verlieben klappen? Kann es sexuell klappen??

ich bin ganz durcheinander und für hilfe dankbar... smile.gif

Alles liebe und danke...

Geschrieben von: Moosmutzelchen am 27.Jul.2011 - 22:41

Man liebt eben doch den Menschen und nicht das Geschlecht! So sollte es zumindest sein ... :-)

Geschrieben von: Grübler am 27.Jul.2011 - 22:49

Ja, frau liebt den Menschen. Allerdings haben wir hier Regeln:


ZITAT
Nicht ins Forum gehören:
# Männer. Bitte auch keine Männer in Nick oder Avatar
# Hetera-, Bi- und Trans-Themen, wenn dabei nicht die lesbische Frau mit ihrem Leben und Lieben im Mittelpunkt steht


Bitte die Schwäermereien für einen Mann einstellen. Die Orientierungslosigkeit kann auch einen biologischen Grund haben. So war es bei einer Userin bei uns. Bei ihr war es schlicht die biologische Uhr wink.gif

Geschrieben von: shark am 27.Jul.2011 - 22:51

Hallo, Pseidon. smile.gif

Klar kann sowas passieren. Und es kann auch klappen. Weshalb auch nicht? wink.gif

Ich bin zwar nicht der ansicht, dass mensch sich grundsätzlich nur in den Menschen und nicht auch in sein Geschlecht verliebt, aber es kommt ja so selten nun auch nicht vor, dass eine Frau, die bisher nur Männer lieben konnte, sich auf einmal in eine Frau verliebt - weshalb sollte das umgekehrt also ausgeschlossen sein?

Ist ja auch nicht schlimm, sondern einfach nur neu für die Betreffende - in diesem Fall für Dich.

Ich versteh gut, dass Dich das erst mal verwirrt und Du Dich sortieren musst.

Denk aber bitte daran, dass dies hier ein Forum ist, in welchem es um Liebe von Frau zu Frau geht und wo die Erwähnung einer Liebesgeschichte mit einem Mann allenfalls als kurze "Randnotiz" Platz findet.
Dein Thema ist also nicht nur für Dich eine Gratwanderung, sondern auch für uns.

Alles Gute für Dich. Und sei unbesorgt: Liebe ist Liebe. smile.gif

shark


edit: Satz hinzugefügt und einen anderen umgestellt

Geschrieben von: svan am 28.Jul.2011 - 00:00

Wenn es der Richtige für dich ist, ist es doch okay.

Geschrieben von: Liane am 28.Jul.2011 - 08:14

Wenn Du es so fühlst, dann ist es so. Und Gefühle sind in Ordnung, auch wenn sie neu sind.


Geschrieben von: Pseidon am 28.Jul.2011 - 10:42

Hallo...

zu ersteinmal möchte ich denen die mir geantwortet haben recht herzlich denken.
Ich werd versuchen mir das zu herzen zu nehmen und etwas loszulassen....

Was mich dagegen etwas vor den KOpf stösst ist..wieso ich hier nicht darüber schreiben darf?
Ich meine....sich auch mal in andere Geschlechter verlieben gehört zum Menschsein doch dazu wie der Tod zum Leben.
Wohin soll man mit so einem Thema denn gehen?
Ich meine das als Anregung.
Ich habs in anderen Homoforen versucht, da werd eich entweder ignoriert oder angegriffen wie ich denn so dumm sein kann, eienn Mann auch nur interessant zu finden.
Ich habs in Heteroforen versucht, da versteht man mich nicht und sagt im Grunde: Geh doch zu deinen früheren Foren.
und ich habs hier versucht....weil ich mich hier an früher erinnert habe und dass ich sehr konstruktive Erinnerungen daran hatte.
Und die Antworten die ich hier bekommen habe haben mir auch bisher am Meisten geholfen.
Dennoch bin ich noch verunsichert und in einer heftigen Identitätskrise und weiss im Grunde nicht wohin wenden.

Daher abgesehen von der Anregung auch die durchaus ernstgemeinte Frage...Wohin wenden mit dm "problem" ??

Danke und lg

Geschrieben von: shark am 28.Jul.2011 - 10:52

*seufz*

Ich versteh gut, dass es schwierig für Dich ist, nachzuvollziehen, dass gerade Du mit Deinem Thema (bei dem es ja auch nur um Liebe geht) hier nicht so einfach drauflosschreiben kannst wie eine Userin, die gerade ihr lesbisches Coming-Out hat.

Das Problem in diesem Fall ist, dass wir hier auch Schutzraum für Frauen sind, die einen Ort (wenn auch nur einen virtuellen) im Leben brauchen oder wünschen, in dem Männer einfach nicht vorkommen.
Es ist uns wichtig, diesen Raum zu gewähren - und deshalb wird es ab dem Moment schwierig, zu dem Du beginnst, Genaueres über diesen Mann oder Deine Zuneigung zu ihm zu schreiben.
Dann nämlich wird der Mann zum Thema und das ist hier nicht erwünscht.

Mir tut das wahnsinnig leid, weil es dadurch für Dich richtig schwierig wird, Deinen inneren Konflikt in Worte zu fassen - schließlich ist es eine Art "umgekehrtes ComingOut", das Du da erlebst und bearbeiten willst.
Das meinte ich mit der "Gratwanderung" für das Forum.

Vielleicht gelingt es uns allen zusammen, das Thema eher theoretisch zu behandeln - ich denke, dass Dir das vielleicht auch nützen kann, auch wenn es ein bisschen kompliziert sein könnte.

Verurteilen wird Dich hier keine - schade, dass Dir das andernorts so geschehen ist. Und ich find's auch schlimm, festzustellen, dass selbst dieses Forum ein gewisses Problem mit Deinem Thema hat (haben muss), obwohl es sicher für Deine Situation sehr viel Verständnis unter den Userinnen gibt, wie ja auch die bisherigen Beiträge erkennen lassen.

Wie reagiert denn eigentlich Dein persönliches Umfeld auf diese Veränderung? Weiß jemand davon? Oder hast Du das alles bisher nur mit Dir selbst ausgemacht? Und was genau macht die Sache für Dich so schwierig?


Liebe Grüße

shark

Geschrieben von: svan am 28.Jul.2011 - 11:09

Hallo Pseidon, ich denke, dass Problem sind die Schubladen. Viele Menschen haben doch nur irgendwelche Kategorien, in die sie andere stecken- ohne, dass sie die anderen wirklich wahrnehmen. Wer dich verurteilt, weil du lesbisch bist, ist genau so dumm wie die, die dich verurteilen, wenn du etwas für einen Mann empfindest. Es ist wichtig, dass die Beziehung stimmt und dass du in deinen Gefühlen dich annimmst und deinen Partner oder Partnerin annimmst und von deinem Gegenüber angenommen wirst, egal ob es ein Mann oder eine Frau ist.

Geschrieben von: Pseidon am 28.Jul.2011 - 11:36

Hallo....

dank für den Versuch der Öffnung...dann schauen wir mal ob eine etwas "theoretischere Bearbeitung" möglich ist... smile.gif
Ich werde versuchen, es so zu handhaben. Es ist in jedem Falle besser als gar nicht drüber zu schreiben.
In meinem privaten Umfeld..naja...da gibs im Grunde nur zwei Gruppen. Entweder Lesben...zwar tolerante Lesben...aber auch da kam schon mal ein Lachen....sowas wie, wir stossen dich aus wnen...es war zwar ein Scherz....aber wenn in so einer Umbruchphase steckt....kann auch der einen zurückschrecken lasen...vor allem aber kennen sie es nicht. und bei meinen Heterofreunden ist es genauso. Ich kann ihnen das schon erzählen..aber sie verstehen es nicht.
Ich kenne einfach niemanden der seine sexuelle Orientierung so massiv hinterfragen musste. Und auhc keine Bisexuellen.

Ich habe den EIndruck, dass einserseits für die Lesbenwelt bestimmte Kriterien sehr festgeklopft sind und gelten. Und wenn man diese "Normen" verletzt, fliegt man "raus".
Ich hab mir im Laufe der Jahre eine Identität aufgebaut. Das war ICH. Ich habe Frauen geliebt, Männer kamen darin im Grunde lange Zeit gar nicht vor.
Frauen waren der Weisheit letzter Schluß....wann immer ich mich später in einer Beziehung sah, sah ich eine Frau an meiner Seite. Sah uns zur Samenbank gehen um ein Kind zu kriegen. Sang ich "ja ich will" von Rosenstolz um meinem Wunsch, eine Frau zu heiraten Ausdruck zu verleihen.
Auch wenn ich eher szeneunabhängig war und bin..ich habe das Lesbisch sein einfach als klaren Teil von mir und meiner Identität aufgebaut.
Und so wenig schwierigkeiten ich mit dem Coming Out bisher hatte...so viele habe ich jetzt. Auch wohl, weil ich mein Lesbisch sein ZEHN Jahre lang gegen meine sonst sehr destruktiven Eltern und Familie verteidigt habe. Meine Oma verachtet meine Zuneigung zu Frauen noch heute.
Sie wollte immer einen Shcwiegersohn. Und meine Eltern könnten sich nun bestätigt fühlen, dass es doch "nur eine Phase" war. Oder ich nun endlich "richtig im Kopf" bin.
Selbst wenn sie es nicht tun...es ist in meinem Kopf...

Und was es sonst so schwierig für mich macht...naja....ich habe einfach keine Ahnung davon.
Ich habe keine Ahnung, was ich fühle..denn es fühlt sich anders an.
Ich habe keine AHnung, wie ich mich jetzt verhalten soll...denn ich vermute, dass andere "Regeln" gelten..die ich aber noch nicht kenne.
Ich habe auch keine Ahnung, wie es weitergeht...kann ich mich nach so einem Erlebnis überhaupt noch als Lesbisch hinstellen? Als bi? Was bin ich nun?
Ich will ihn auch nicht verletzen...ich meine es kÖNNTE ja sein, dass ich mich irre..in Wahrheit doch weiter lesbisch bin...und er sich dann verliebt und total verletzt wird weil ich doch nicht mehr empfinden kann.
Ich bin einfach total unsicher. Ich weiss nicht, wie es weitergehen kann.
Ich gebe auch zu, dass ich mich darauf eingestellt hatte, ein Leben "gegen den Strom" zu leben. Ich war es gewohnt, mich abzugrenzen.
und jetzt? Sollen manche Probleme einfach beseitigt sein? Und das nur wegen eines anderen Geschlechtes?
Ich kann es gerade nicht besser erklären- in mir dreht sich alles und ich bin total wirr.
Wenn das jtzt noch zu untheoretisch war oder zu Männerbezogen bitte ich um Mitteilung. Ich hab versucht es neutraler und theoretischer zu halten.

alles Liebe und danke für die Auseinandersetzung, es stimmt, dass mir hier keine Ablehnung entgegenweht und das tut SEHR gut! smile.gif

liebe Grüße,
Pseidon

Geschrieben von: shark am 28.Jul.2011 - 12:15

Liebe Pseidon. smile.gif

Ich finde es toll, dass Du Dich auf den in bestimmten Punkten etwas theoretischer gewollten Diskussionsansatz einlassen willst.
Danke dafür.

Ich kann Deine Hin- und Hergerissenheit sehr gut verstehen.
Da kämpft frau über Jahre, gewöhnt sich daran, auf die eine oder andere Art doch immer noch ein bisschen mehr "anders" zu sein als andere, "lernt" den Umgang mit Frauen neu und hat zumindest in diesem Punkt der Frauenliebe eine Konstante für alle denkbaren Lebensvorstellungen und -lagen.

Und dann plötzlich ändern sich die Gefühle... das ist sicher genauso schwer wie mitten im heterosexuellen Leben festzustellen, dass eine bestimmte Frau Eine richtig aus der Bahn wirft...

Mal ganz ab vom "draußen", also davon, was wer und welche denken könnte, kämest Du nun plötzlich statt mit einer Frau mit einem Mann am Arm an:

Ist es für Dich selbst wirklich wichtig, benennen zu können, "was" Du bist? Spielt das abseits von der erwarteten Außenwahrnehmung für Dich eine wesentliche Rolle?

Vielleicht ist jetzt die Zeit, Dich neu zu entdecken, mehr von dem kennenzulernen, was Du bist und sein kannst und zu fühlen imstande bist - was ja nicht heißen muss, dass Du ab sofort alle frauenliebenden Anteile, Deine lesbische Geschichte infrage stellen müsstest.

Am Ende bist Du eh einfach Du. Und immer sowieso anders als Andere. Wie ich auch und die Menschen im Allgemeinen.smile.gif

Und zu Deiner Sorge, vielleicht in deiner Unsicherheit Schmerz zufügen zu können: Dieses Risiko besteht immer. Egal, in welche Richtung eine Beziehung geht. Ich find es da immer am wichtigsten, aufrichtig zu sein. Solange das möglich ist, solange mit offenen Karten gespielt wird, wird die Würde des/der Anderen gewahrt. Und selbst wenn es dann irgendwann Schmerz geben sollte, der sich eh im Leben nur schwer ganz vermeiden lässt ( wink.gif ), bleibt das Ganze eine ehrliche Geschichte.

Um die verschiedenen Codes im Umgang mit den Geschlechtern würde ich mir nicht so viele Gedanken machen - sei einfach Du (Das raten wir hier ja auch den "andersrum Rauskommenden" immer biggrin.gif ), dann passt das schon.

Ich war schon fast dreißig, als ich meine Frauenliebe entdeckte und ich erinnere mich noch daran, damals auch überlegt zu haben, wie zum Kuckuck ich denn wohl mit einer Frau umgehen sollte, für die ich mich interessierte. Letztlich fand ich raus, dass ich (bisher nur erfahren im Umgang mit dem anderen Geschlecht) einfach so auf sie zugehen konnte, wie ich nun mal bin.
Es ändert sich ja schließlich auch bei solch großen Umwälzungen nicht alles. Man kann immer noch auf die eigene Lebensgeschichte zurückgreifen. Und man wächst ja auch rein in neue Lebenssituationen.

Deshalb: Lass Dir Zeit und hab Geduld mit Dir, versuche, ein bisschen von dem "Krampf" rauszunehmen - und genieße die Schmetterlinge. smile.gif

shark

Geschrieben von: Liane am 28.Jul.2011 - 21:25

ZITAT(Grübler @ 27.Jul.2011 - 23:49) *
So war es bei einer Userin bei uns. Bei ihr war es schlicht die biologische Uhr wink.gif

Jetzt muss ich doch mal nachfragen. gruebel.gif Ihre Verliebtheit hat aufgehört, sobald sie schwanger war?

Geschrieben von: Grübler am 28.Jul.2011 - 22:30

Ihre Gedanken an einen Mann..ja

Geschrieben von: Pseidon am 28.Jul.2011 - 23:20

Hallo!
Vielen Dank für die Auseinandersetzung..ich fühle mich schon ein wenig besser! smile.gif

Du hast recht shark...es ist ganz stark auch dieser Punkt...dass die Frauenliebe wenigstens EINE konstante in meinem sonst eher sehr turbulenten Leben war..und nun ist die letzte Bastion gefallen quasi. ich muss es hinterfragen....

Ich denke auch, dass die Gefühle vergleichbar sind..nur noch ein Unterschied...der Wechsel hetero---> homo ist häufiger bzw. wird zumindest häufiger diskutiert und gilt als "gewohnter" als der Wechsel von homo ----> bi oder gar hetero.

Ich sag mal so...das außen ist mir eigentlich gar nicht so wichtig....es geht hier eher um die innere Identitätsveränderung. Rational hab ich das auch alles total klar.
Man liebt wen man liebt, Schubladen braucht man nicht..aber emotional herrscht ein mittlerer Tornado.
Ich habe früher echt Mühe gehabt Coming-Out und Identitätsprobleme zu verstehen...jetzt tue ich es wink.gif

Ich finde es sehr hilfreich, dass du mich daran erinnert hast, dass ich die frauenliebenden Anteile ja nicht hinter mir lassen muss....das könnt ich auch gar nicht, dann würd ich mich selbst wohl ganz verlieren.
Eigentlich möcht ich mich auch gar nicht für immer für oder gegen etwas festlegen...das geht wohl auch nicht, weil das Leben ein Prozess ist.

Es stimmt aber, dass mein Horizont offensichtlich gerade größer wird...das passt auch ganz gut dazu, dass mein Leben sich auch in allen anderen Bereichen gerade erweitert und öffnet.

Ich hoffe sehr, dass ich hereinwachsen werde...und Zeit lassen ist wichtig...sehr wichtig....aber immerhin weiss ich schon mal, dass er das Treffen auch sehr schön fand...also werde ich wohl nun durch das übliche Kennlernprozedere durchlaufen....

Was ratet ihr den den anderen Coming-Out Menschen noch so...?? smile.gif

Alles LIebe und danke, dass ich hier einen Zufluchtsort gefunden habe...so paradox das klingt aber ich fühle mich der lesbischen Welt dadurch gerade näher als je zu vor. Danke auch dafür! smile.gif

Pseidon

Geschrieben von: Herzfilz am 29.Jul.2011 - 00:28

@Grübler: Das Eis, auf dem wir uns alle hier bewegen, ist dünn, ich weiß. Aber weil mir die Frage, wie eine Frau, die sich als gestandene Lesbe empfindet und dafür auch mit vielem eingestanden hat, das ihr wichtig war, damit umgehen kann, wenn sie plötzlich bei sich Verliebtheitsgefühlen gewahr wird, die sich nicht auf eine Frau richten, letztlich doch ein lesbisches Thema zu sein scheint, würde ich dennoch gern (und nach längerem Zögern) versuchen, etwas dazu zu schreiben.

ZITAT(Pseidon @ 28.Jul.2011 - 12:36) *
Ich kenne einfach niemanden der seine sexuelle Orientierung so massiv hinterfragen musste. Und auch keine Bisexuellen.

Hm. Ich tendiere dazu, hinzuzufügen "keine, von denen du es weißt".
Aber das hilft dir nicht weiter.
Konkret: Ich kenne mindestens zwei Frauen, die, nachdem sie ein Coming-Out als Lesben hatten, heute (szenefern, aber optisch recht "szenetypisch") mit Männern zusammenleben oder eine Weile zusammengelebt haben. Da ich nicht viele Menschen kennenlerne, scheint das so selten also nicht zu sein.

ZITAT(Pseidon @ 28.Jul.2011 - 12:36) *
Ich hab mir im Laufe der Jahre eine Identität aufgebaut. Das war ICH. Ich habe Frauen geliebt, Männer kamen darin im Grunde lange Zeit gar nicht vor.
Frauen waren der Weisheit letzter Schluß....wann immer ich mich später in einer Beziehung sah, sah ich eine Frau an meiner Seite. Sah uns zur Samenbank gehen um ein Kind zu kriegen. Sang ich "ja ich will" von Rosenstolz um meinem Wunsch, eine Frau zu heiraten Ausdruck zu verleihen.

Ein Weg, das zu integrieren, falls das denn nötig werden sollte, könnte, denke ich, sein, zu sagen: OK, das war und bin ich. So hab ich mir mein Leben vorgestellt .. aber es ist anders gekommen.
Das Leben von vielen Menschen kommt anders, als sie es sich vorgestellt haben, fürchte ich. Das muss, denke ich aber, nicht heißen, dass die Vorstellungen falsch waren. Einfach, dass sie nicht verwirklicht wurden ... wahr in dem Sinne von "auf die Person zutreffend" können sie ja trotzdem gewesen sein und bleiben.
ZITAT(Pseidon @ 28.Jul.2011 - 12:36) *
Auch wenn ich eher szeneunabhängig war und bin..ich habe das Lesbisch sein einfach als klaren Teil von mir und meiner Identität aufgebaut.
Und so wenig schwierigkeiten ich mit dem Coming Out bisher hatte...so viele habe ich jetzt. Auch wohl, weil ich mein Lesbisch sein ZEHN Jahre lang gegen meine sonst sehr destruktiven Eltern und Familie verteidigt habe. Meine Oma verachtet meine Zuneigung zu Frauen noch heute.
Sie wollte immer einen Shcwiegersohn. Und meine Eltern könnten sich nun bestätigt fühlen, dass es doch "nur eine Phase" war. Oder ich nun endlich "richtig im Kopf" bin.
Selbst wenn sie es nicht tun...es ist in meinem Kopf...

Oha, da spricht, scheint mir, eine Kriegerin, die einen Ruf zu verlieren hat wink.gif .
Nein, das ist ausdrücklich nicht böse oder als Angriff gemeint. Mir würde es sicher ähnlich gehen, fände ich einen Menschen, der als Mann lesbar ist, und gleichzeitig in mir den Wunsch auslösen würde, ihn "mit nach Hause (nein, ich meine das nicht se*uell, sondern im Sinne von "in mein Leben, und als Teil meines Lebens auch meiner Herkunfts-Familie vorzustellen) zu nehmen". Und es gäbe eine Menge Menschen, die in dem Fall triumphieren würden und sagen würden "wir haben es dir ja schon immer gesagt". Und auch ich empfände das als demütigend, selbstentwertend ... keine Frage.
Die Frage wäre allerdings, ob du dir diese Identität deshalb überhaupt absprechen müsstest. Eine Identität und eine Orientierung, selbst eine Verliebtheit und auch eine Liebe, sind, glaube ich, Dinge, die man nicht notwendigerweise zusammenspannen und aneinanderketten muss, so dass mit dem einen auch das andere zwangsläufig untergeht. Wenn es dir 15 Jahre mit Frauen besser getaugt hat und du jetzt romantische und zärtliche Gefühle hegst für diesen Menschen, der keine Frau ist (wobei wir nicht wissen können, und du auch nicht, ob er nicht in irgendeinem erweiterten Sinne vielleicht doch eine ist und du (oder er) es nur nicht weißt oder auszusprechen wagt) , wäre eine Möglichkeit, das eine zu akzeptieren, ohne das andere über Bord werfen zu müssen, vielleicht, diese Gefühle als die Ausnahme zu bewerten, die die Regel bestätigt.
ZITAT(Pseidon @ 28.Jul.2011 - 12:36) *
Und was es sonst so schwierig für mich macht...naja....ich habe einfach keine Ahnung davon.
Ich habe keine Ahnung, was ich fühle..denn es fühlt sich anders an.

Damit kann ich dir tatsächlich nicht weiterhelfen. Denn als ich mich vor ein paar Jahren, für ein paar Monate, aber dennoch heftig (und vollkommen aussichtslos, aber damals trotzdem zu meiner maßlosen Verwirrung) in den Menschen verliebt wiederfand, den ich als meinen besten Freund bezeichne, hat sich die Verliebtheit genau so angefühlt wie die, die mich manchmal, auf Frauen gerichtet, überfällt.
ZITAT(Pseidon @ 28.Jul.2011 - 12:36) *
Ich habe auch keine Ahnung, wie es weitergeht...kann ich mich nach so einem Erlebnis überhaupt noch als Lesbisch hinstellen? Als bi? Was bin ich nun?

Hm ... aus dem Bauch heraus, wenn du mich fragst, würde ich dir antworten: Du bist, scheint mir, eine Lesbe, die sich in eine Nicht-Frau verliebt hat, und die es ganz schön heftig erwischt hat dabei. Und die sich vielleicht erst mal einen Tee brauen (oder, falls du eine von den Härteren bist, einen Korn, oder auch einen doppelten Whiskey einschenken wink.gif ) und beruhigen sollte, bevor sie irgendwelche hastigen Entscheidungen trifft. smile.gif .
ZITAT(Pseidon @ 28.Jul.2011 - 12:36) *
Ich gebe auch zu, dass ich mich darauf eingestellt hatte, ein Leben "gegen den Strom" zu leben. Ich war es gewohnt, mich abzugrenzen.
und jetzt? Sollen manche Probleme einfach beseitigt sein? Und das nur wegen eines anderen Geschlechtes?

Ganz ehrlich, ich denke, ein Bewusstsein dafür, dass andere Arten zu leben, Familien zu gründen, sich fortzupflanzen, denkbar und gleichwertig sind, wird dir (und beinahe flösse mir hier ein "leider" aus der Feder wink.gif ) bleiben, egal welchen Weg du gehst. Und die Selbverständlichkeit, die mir in vielen heterose*uellen Beziehungen am Werk zu sein scheint, wird es in deinen Beziehungen, egal zu wem, nach deinen ersten 15 Jahren wahrscheinlich eher nicht geben, zumindest nicht von deiner Seite aus. Ich würde vermuten, mit aller gebotenen Vorsicht, dass, unabhängig vom biologischen Geschlecht deiner Partnerin oder deines Partners, du einen Weg gegangen bist, der zu weit war, um einfach so als Lebenserfahrung annulliert zu werden.

Geschrieben von: Pseidon am 01.Aug.2011 - 23:44

Hallo Herzfilz,
auch dir vielen Dank smile.gif Das war sehr hilfreich!! smile.gif hab leider ein paar Tage gebraucht mich zu sortieren bevor ich was schreiben konnte. ABer jetzt! smile.gif

Das ist erstmal ein wichtiger Punkt,dass du meinst, es gibt mehrere...aber auch die tauchen in der breiteren Öffentlichkeit seltener auf...möglicherweise wirklich eine Art Tabuisierung? Eben weil es weder in die eine noch in die andere Schublade so richtig passt?

Den Ansatz mit dem..so hab ich mir mein Leben vorgestellt...aber es kamen plötzlich andere Möglichkeiten dazu und stattdessen ist es eben eine davon geworden...hilft mir sehr. Denn man muss ja keine Wertung einfügen. Nicht nur das, was zuerst da war, ist das einzig gute und richtige. Nur das vertrautere.

Sehr gut gefällt mir auch der Gedanke, dass ich meine Identität und Orientierung gar nicht wegschmeissen muss. Zum einen hast du recht..im Grunde wissen wir wirklich nicht, was für ein Geschlecht was für ein Gender sich dahinter verbirgt Und selbst wenn. AUch eine Lesbe kann sich ja mal in einen Mann verlieben oder einen Transexuellen oder auch einen Asexuellen. das passiert. Genauso wie sich ein Heterosexueller Mensch auch mal Gefühle für einen gleichgeschlechtlichen haben kann. ODer den heiraten kann. Alles im Rahmen. Das muss ich jetzt nur noch in meinen KOpf kriegen wink.gif

Ich glaube mittlerweile, dass die Gefühle gar nicht so unterschiedlich sind. JEdenfalls nicht im KErn. Genauso wie man letztlich ja auch einzelne Menschen immer ein wenig unterschiedlich liebt, aber im Grunde ähnlich. Das ist nur die Angst die da Panik schiebt.Die Angst vor dem unbekannten.
Magst du mir verraten, wie du das damals mit deinem besten Freund für dich integriert bekommen hast??

Ich muss sagen...wenn ich mir überlege, dass ich mein Lesbisch sein an der Tür zu den Gefühlen für einen Mann nicht abgeben muss...geht es mir deutlich besser.
Es kann dann beides bestehen..und ich sollte wohl wirklich eine Menge Tee trinken bevor ich überstürzt handele smile.gif wink.gif
UNd demzufolge ist es wohl wirklich nicht möglich, 15 Jahre, immerhin mein halbes Leben...vielleicht sogar noch mehr...die ersten Gefühle für eine Frau hatte ich mit 6...auszulöschen. Es ist auch möglich, es zu verbinden. Bisher war es so, fast immer war es so...diesmal ist es anders. Und mal gucken, was das nächste mal ist.
So es denn eines gibt.
Aber das ist nicht unwahrscheinlich denn zumindest bei der Frauenwelt war bisher leider nie so, dass man die eine große Liebe fand und auf ewig mit ihr zusammenblieb.

Viele liebe Grüße!! smile.gif

Pseidon



Geschrieben von: Herzfilz am 03.Aug.2011 - 00:29

ZITAT(Pseidon @ 02.Aug.2011 - 00:44) *
Magst du mir verraten, wie du das damals mit deinem besten Freund für dich integriert bekommen hast??

Ja. Und ich hoffe, ich kriege das "theoretisch" genug hin wink.gif .
Es hat sich mehr oder weniger selbst integriert, als ich den ersten Schreck überwunden hatte, ich hab mich, glaub ich, sozusagen einfach daran gewöhnt und aufgehört, es als beunruhigend wahrzunehmen, diese Gefühle haben zu können für den Menschen, der nun mal er ist (und er ist ein Mensch, den ich sehr schätze, vor dem ich großen Respekt habe und bei dem mir bewusst ist, auch im alltäglichen Umgang, dass ich ihm intellektuell das Wasser nicht reichen kann). Und damit hatte ich es, glaube ich, wahrscheinlich leichter als du, weil es so eine ähnliche Sache schon einmal gegeben hatte zu alten Schulzeiten (und lacht mich aus, wenn ihr wollt, aber die wirklich große Verwirrung (der vielleicht vergleichbar, die du gerade fühlst) war damals): Ein Junge aus einer Parallelklasse, an den mich dieser Freund von mir übrigens bis heute erinnert. Was zusätzlich beim Einordnen/Integrieren half, war, dass es halt so aussichtslos war - mein Bester stand gerade zu der Zeit flagrant und kummervoll auf eine andere Frau (und kam, später, zu seinem und ihrem Glück, auch mit ihr zusammen), worüber ich natürlich bestens informiert war, und das erleichterte, glaube ich, vieles. Gerade auch das Loslassen der Wünsche und Sehnsüchte, die ich, zu meiner eigenen Verwirrung, in der Situation empfand.
Das alles, fürchte ich, hilft dir aber nicht viel. Denn ich kannte und kenne meinen besten Freund. Du scheinst mir den Mann, auf den sich deine aktuellen Gefühle richten, nicht wirklich zu kennen, keine nicht se***lle Intimität zwischen euch zu sein. Und ich fürchte, dass gerade das, in gerade der Konstellation, in die du geraten bist, alles schwieriger macht.
Er und ich wären, und das war mir zu jeder Zeit klar, nie glücklich miteinander geworden.
Edith ergänzte fünf Wörter, und den letzten Satz

Geschrieben von: Deirdre am 03.Aug.2011 - 06:53

Hallo Pseidon, ich kann dich gut verstehen, obwohl ich nicht ursprünglich aus deiner (Erfahrungs-)Ecke komme.

Trotz aller drohenden Identitätsverluste (und ich finde, die gehst du in deinem letzten Beitrag sehr vernünftig an) würde ich dir raten, entspannt zu bleiben. Es handelt sich, wie man es dreht und wendet, um deine Gefühle, und die sind Realität. Es ist schön und besonders, verliebt zu sein. smile.gif

Man kann sich in so unterschiedliche Menschen verlieben - das bedeutet nicht, dass eine Beziehung, zumal eine glückliche und längerfristige Beziehung, mit ihnen immer möglich wäre. Wer weiß, welche Erkenntnisse dir diesbezüglich kommen, wenn du das Objekt deines Verliebtseins besser kennenlernst. Vielleicht ist ein Mann, auch wenn du in ihn verliebt bist, doch nicht der geeignete Partner für dich, allein aufgrund seines Geschlechts (sozial, körperlich, emotional ...). Oder, ganz im Gegenteil, es passt perfekt.

Sollte es sich perfekt anlassen, dann wirst du auch so manche Widrigkeit überstehen können. Denn daran bist du nun aufgrund deiner Geschichte als Lesbe wirklich gewöhnt. Auch, wenn die negativen Schwingungen diesmal ganz andersartig sein mögen. wink.gif

Geschrieben von: Pseidon am 07.Aug.2011 - 14:58

Hallo!


Noch einmal vielen Dank...verzeiht mir dass es immer ein paar Tage dauert, das liegt daran, dass ich die Zeit brauche um mich zu sortieren und einen Erkenntnisschritt weiterzukommen.
ich möchte an dieser Stelle noch einmal GANZ klar sagen, dass mir eure Antworten hier MASSIV helfen und einen wichtigen Beitrag dazu beitragen, dass ich die Situation für mich nach und nach geregelt bekomme! J
(Darf ich im Forum aktiv bleiben auch wenn meine Mitgliedschaft als reine Lesbe ruht ?!? wink.gif )

@herzfilz

Ja, ich denke ich verstehe was du meinst.
Es ist in der Tat eine etwas andere Situation. Aber es ist trotzdem ein wichtiger Punkt.
Das eine ist das Gefühl des verliebt seins an sich...das andere ist, ob man es ausleben kann.
Ob es in der Realität als Beziehung lebbar ist.
Es zeigt aber trotzem eine wichtige Sache. Es gibt immer mindestens zwei Möglichkeiten, mit so einer Situation umzugehen:
Entweder man riskiert es und lässt sich wenn die Umstände es hergeben darauf ein.
Oder man lässt es vorbeiziehen und nimmt zumindest das Stück Selbsterkenntnis mit was einem hilft, sich später weiter zu definieren J

@deirdre

Du hast etwas ganz wichtiges gesagt. Nämich dass ich durch meine „Karriere“ als Lesbe es durchaus gewohnt bin, auch gegen Widrigkeiten anzugehen. Sie einfach wegstecke.
Da könnte es theoretisch- aus sicht anderer, weniger für mich- Aspekte geben.
zum Beispiel sieht er sehr gut aus. Ich eher durchschnittlich, habe auch zru Zeit einiges an Übergewicht etc.
Wir hatten auch zufällig Freunde von ihm getroffen wo ich dachte, oh oh...bin ich ihm etwa peinlich oder nicht? Aber ich glaube, das is eher meine allgemeine Unsicherheit wink.gif
Dann ist er farbig..für mich wie gesagt selbstverständlich kein Problem...aber er meinte, dass er leider noch täglich (!!!) rassistische Kommentare zu hören bekommt. Wo ich mir denke, okay, die Stärke hab ich. Damit kann ich umgehen. Diskriminierungen bin ich gewohnt, er auch, das packen wir schon. Genauso wäre es bei gemeinsamen Kindern....dass man die Kraft hat, sie trotz zu erwartenden gesellschaftlichen Problemen zu selbstbewussten Menschen zu erziehen, die an der Oberflächlichkeit der Gesellschaft keine Schäden nehmen.

Und ansonsten gilt..ich versuche weiter, offen zu sein und entspannt. Bisher..klappt es einigermaßen. Noch ein langes Stück weg...vielleicht wird es nichts...aber auch das würde ich überleben. Ich kann aber derzeit ganz klar sagen, dass es wohl neben ihm bisher nur einen Menschen gab, bei dem ich vergleichbar empfunden habe. Diese Frau hätte ich damals geheiratet wenn es so weit gekommen wäre.

Viele liebe Grüße! smile.gif

Geschrieben von: Mausi am 07.Aug.2011 - 20:59

@Pseidon

Ehrlich?

Ich finde es nicht wichtig, wen man liebt - nur dass man liebt (und geliebt wird)
Wenn Du mit ihm an Deiner Seite glücklich bist, dann bist du es. Dann ist es gut, solange er gut für Dich ist!

Ob Du eine lesbische Vergangenheit hast oder nicht spielt einzig für Dich eine Rolle, weil es Dein Leben ist und es Deinen Horizont auf verschiedene Dinge einfach auch (wahrscheinlich) sehr erweitert hat (eben Randgruppe zu sein).

Wenn es so ist, dass die Biologie Dir anzeigt, dass nun ein Mann angezeigt ist (damit meine ich das Thema Kinderwunsch und Kinder kriegen) dann ist auch das in Ordnung - oder es ist eben mehr, Verliebtsein und später Liebe zum Beispiel.

Ob es von Dauer ist wird sich zeigen - aber das wüsstest Du bei einer Frau auch nicht.

Wünschen tu ich Dir aber, dass es Dir gut geht!

Und: Es ist nicht verboten einen Mann zu lieben, genausowenig wie es verboten ist eine Frau zu lieben!
Auch wenn man die lange Zeit vorher "andersgeschlechtlich" geliebt hat - es ist alles in Ordnung, solange es niemandem schadet!

Liebe Grüsse und alles Gute wünsche ich Dir!
Mausi

Geschrieben von: Pseidon am 10.Aug.2011 - 23:38

Hallo liebe Mausi...
dein Beitrag hat mich noch erreicht und auch weiter bestärkt...

aber es scheint als ob ein Satz zuträfe: Bei einer Frau wüsste ich auch nicht, ob was draus wird.

Der Traumprinz hat sich auf wundersame Weise zurückgezogen...und es sieht mir ganz danach aus, als ob sein Interesse an mir ebenso schnell erloschen ist wie es kam.
Er wollte sich mehrfach melden...auch wegen einem Treffen am WE..und vergaß es immer wieder obwohl online. Tja.
Noch mehr laufe ich ihm nicht hinterher.

Aber ich muss es gestehen...mein Herz zerbricht gerade in 1000 Teile. Ich hatte mich wirklch und ernsthaft in ihn verliebt. Ich dachte, er könnte der Mensch fürs Leben sein.
Könnte...dass man das hätte prüfen müssen im Laufe der jahre, weiss ich ja...

Und nun steh ich da. Gefühle entsetzlich...Lesbenidentität zerschlagen...so ein idiot sad.gif Ich war wirklich bereit mich für ihn zu öffnen, habe es sogar getan.
Und nun...bin ich nicht mehr dieselbe.
Es klingt vielleicht komisch..aber ich weiss gar nicht, wo ich nun nach ihm weitersuchen sollte..bei den Männern..oder doch bei den Frauen...? Bei beidem?
Eigentlich müsste man meinen ich bin erstmal bedient...aber so einfach ist es nicht. Denn jetzt kommt der Identitätskonflikt wieder mehr zu tage da ich nicht mehr einfach leben kann. Nicht mit ihm leben kann.

Rational ist das eigentlich alles ok. Auch emotional hatte ich es halbwegs in Ordnung, auch durch euch!! Vielen Dank nochmal an dieser Stelle!
Jetzt jedoch...fängt das innere vergleichen an. Habe ich für Frauen je so empfunden wie für ihn? Was war der Unterschied?
Fühlte sich der Liebeskummer genauso an? Schlimmer? Wenihger schlimm?
Und und und....das ist echt heftig. Zwischendruch ziehe ich soga rin Erwägung sogar hetero zu sein mit lesbischer Vergangenheit !??
Irgendwie macht aber alles keinen Sinn. Ich bin verwirrt, ehrlich verwirrt.
Treibe irgendwo zwischen mirund den Zeilen .

Gute Nacht aus der schlaflosen Ecke.

Geschrieben von: dandelion am 11.Aug.2011 - 05:54

troest.gif ich stell mir deine Lage schrecklich vor. Gerade erst bereit, sich zu öffnen - und dann kommt der Tritt. Sowas ist nie schön.

Und doch - eine Antwort hab ich, glaube ich.
Du brauchst gar nicht suchen, nicht bei den Jungs, nicht bei den Mädels. Er oder sie wird da sein, wenn es soweit ist. Plötzlich an der Supermarktkasse stehen, bei der Party auftauchen, versuchen, deinen Schwimmbadspind aufzuschließen, sich verwählen und mit dir verquatschen, irgend eine Geschichte, die ihr später als seltsam, lang oder auch ganz einfach bezeichnen werdet. bluemele.gif

Der Unterschied ist bloß, dass du Männern wohl doch nicht die Tür vor der Nase zuschlagen brauchst, wenn sie an deinem Herzen anklopfen. Und wenn nur mehr Damen klopfen oder klopfen lassen, bleibt alles beim alten. wink.gif

Geschrieben von: Pseidon am 11.Aug.2011 - 12:07

Hallo...dankeschön...!

Ja, es IST schrecklich. Danke für das Mitgefühl.
Es ist ein klassischer Herzensbruch.
Ich sehe die Zukunft, die einzelnen Dinge, die wir tun wollen, zerbrechen und wie Wasser am Fenster hinablaufen.

Sicher hast du recht.
Mein SPektrum ist erweitert um männer.
UNd ich finde die Vorstellung, dass ich gar nicht suchen muss sondern er oder sie irgendwann vor mir steht sehr tröstlich.
Im Moment schmerzen die Wunden doch sehr und das was du schreibst suggeriert ein wenig Hoffnung.

Liebe Grüße


Geschrieben von: Sheilah am 14.Aug.2011 - 03:43

Hallo Pseidon,

schlaflos bin ich auch gerade und habe mir die Zeit genommen alle Beiträge in diesem Thread zu lesen. Erst einmal möchte ich Dir ein dickes Kraftpaket schicken, Liebeskummer ist nie schön und der Schmerz scheint einem den Verstand zu rauben, ebenso wie den Schlaf. Doch in solchen Phasen kommt man sich auch selbst am nächsten, alles Schlechte hat auch etwas Gutes, man muss dem nur Raum geben können, aber auch da gilt, alles zu seiner Zeit.

Ich finde es bewundernswert wie Du Dein Gefühlschaos hier beschrieben hast und auch lobenswert, dass Dir hier der Raum geschaffen wurde. Ich kenne das "Problem" des Außenseiter seins, dass Du zu Anfang beschrieben hast sehr gut, mir ging es vor einigen Jahren ähnlich. Allerdings hatte ich mich damals erstmals in eine Frau verliebt und wusste mal so gar nicht was mit mir geschah. In den Lesbenforen die ich damals aufsuchte wurde ich im besten Falle ignoriert und in den Heten-Liebeskummer-Foren hatte mein Thema keinen PLatz.

Ich bezeichne mich selbst nun seit einigen Jahren als "Bi" und kann nur aus meiner Erfahrung berichten, dass es mir sehr, sehr schwer gefallen ist, dies zu akzeptieren. Warum ? Weil wir wirklich immer noch in Schubladen denken, meistens nach dem Motto "entweder - oder".

Ich hatte einige Beziehungen zu Männern als ich sie kennen lernte, es war wie der Blitz aus heiterem Himmel der bei mir einschlug und mein Leben auf den Kopf stellte. Ich fühlte mich zu ihr hingezogen, träumte von ihr und wusste das sie lesbisch ist. Allerdings war sie in einer festen Beziehung. Wir studierten gemeinsam, verstanden uns prima und ich genoss die Zeiten mit ihr, auch wenn nie mehr lief (und ich ihr auch nie gesagt habe, was ich für sie empfand). Zu dieser Zeit wollte ich wissen "was bin ich denn nun" Hetera, Lesbe oder Bi ? Wobei letzteres ein absolutes Unding für mich zu sein schien, denn man weiss doch wen man liebt bzw. zu welchem Geschlecht man sich hingezogen fühlt. Es war ein "schwarz-weiss-denken" und die Akzepantz des "Grau" als Farbe nich sofort vorhanden. Es erschien mir eine Schwäche zwischen den Welten zu stehen und nicht als ein Geschenk einfach geschlechterunabhängig lieben zu können.

Da ich in meinem Freundeskreis immer schon Menschen der unterschiedlichsten couleur hatte, ob sich das nun auf die Hautfarbe, die se*uelle Orientierung oder was auch immer bezieht, war ich konfrontiert mit den widersprüchlichsten Aussagen. Die einen waren sich sicher:"das ist nur ne Phase", die anderen:"ich habe ja schon immer gesagt, dass du eigentlich lesbisch bist und es nur noch nicht gemerkt hast!" und ich selber stand dazwischen und wusste eigentlich nur, dass ich mich in Männlein als auch Weiblein verlieben konnte.

Heute sehe ich es als etwas wundervolles mein Herz ist multiliebesfähig (in Bezug auf das Geschlecht). Was ich heute immer wieder feststelle ist, dass die Menschen die mich interessieren, die ich attraktiv finde oder mich in sie verliebe, immer auch "beides" haben. Ich beschreibe es mal mit den Attributen "weich" für das Weibliche und "hart" für das Männliche. Die Frauen die ich begehrte wussten was sie wollten und standen dafür ein, sie hatten oftmals einen Kurzhaarschnitt aber einen sehr femininen Körper und die Männer die mich reizten waren in ihrem Äußeren gewöhnlich aber hatten immer etwas sanftes an sich (finde leider keine besseren Worte).

Heute nehme ich es wie es kommt, aber wenn ich in einer Beziehung bin, dann bin treu. Ich brauche keine 2 Beziehungen oder andere Konstrukte wie man sie in manchen "Bi-Foren" liest.
Schlußendlich ist es doch ziemlich einfach, wenn man dem Kopf klar machen kann: entweder-oder war gestern, denn die Zwischenräume sind ausgesprochen farbenfroh und Du schlägst niemandem vor den und auch Dir selber nicht, wenn Du Deine Gefühle nimmst wie sie sind, und ehrlich bist zu Dir und Deinem Gegenüber. Schließlich sind wir ja auch nicht entweder Engel oder Teufel, gut oder schlecht, wir Menschen sind eben von allem ein bißchen und manchmal eben ein bißchen mehr in die eine oder andere Richtung. Solange wir die Gefühle dabei ernst nehmen, sie als Geschenk betrachten und als Erweiterung unseres Horizontes.

Vergleichen kannst Du Gefühle nicht, denn jeder Liebeskummer ist anders und der Verlust der ersten großen Liebe ist doch eine Dramaturgie, liebt man die Menschen danach den weniger, nur weil der Kummer ein anderer ist?
Ich rate Dir, lass das Vergleichen, denn damit wirst Du keine Lösung finden. Ich weiß, diese ganzen Fragen zielen nur darauf ab, für sich selber Sicherheit zu finden, wenigstens sich auf sich selbst verlassen zu können und eine stabile Basis zu haben, wenn das Drumherum schon ein Chaos ist. Doch das einzig Sichere ist, das Unsichere wie die einzige Beständigkeit des Lebens seine Unbeständigkeit ist. Das ist im ersten Moment vielleicht kein wirklicher Trost, aber in der Akzeptanz, dass wir uns immer wieder verändern können, wollen, dürfen findest du die Kraft und Ruhe die Du brauchst.

Viele Grüße und einen troest.gif










Geschrieben von: Pseidon am 02.Sep.2011 - 16:29

Hallo Scheilah..!!

Vielen lieben Dank für deinen Beitrag! Der ist echt toll! Gelesen hatte ich ihn schon etwas eher...aber antworten kann ich erst jetzt wo sich so langsam alles in mir legt.

Zunächst einmal stimme ich dir vollkommen zu...das schlechte schafft immer auch auch die Möglichkeit zur veränderung..und in meinem Falle...kann ich behaupten, dass das geschehen ist! Auch an dieser Stelle noch einmal dankeschön für den Raum den ich hier bekommen habe! smile.gif Das hat mir nach wie vor SEHR geholfen!
Ich habe für mich nun auch ersteinmal akzeptiert, dass ich offensichtlich bi bin. Und du hast vollkommen recht, dass die "Entweder-oder"Schubladen da das Hauptproblem sind. Auch gibt es zwar eine Subkultur für Lesben und Heteros..aber eben keine richtige für bis. Da wird man eher belächelt und als "unentschlossen" wahrgenommen. Oft, natürlich nicht immer und überall.

Bei mir ist das teilweise genauso mit den Eigenschaften..teilweise aber auch nicht. Also äusserlich finde ich schon eher feminie Frauen toll und maskulinere Männer...charakterlich finde ich es aber großartig, wenn Frauen die von dir beschriebenen männlichen Züge haben und Männer die sanfteren Gangarten in sich tragen smile.gif
So gesehen...ist das aber auch echt noch mal ein Schlüssel mehr in Punkto Selbsterkenntnis! smile.gif
Ganz 100 % dran gewöhnt an die "multiliebesfähigkeit" habe ich mich noch nicht...aber ich bin auf dem besten Wege dazu!
Ich nehme es hin...und schaue, was kommt. Das ist eine ganz neue Freiheit. Es ist ein wenig als hätte ich etwas Frieden gefunden- mit der Lesbenszene, der Heteroszene, vor allem aber mit mir selbst.
(Das klingt grad wie eine Werbung a la "Coming Out- es lohnt sich! " wink.gif )

Die Sache mit dem Liebeskummer kann man nicht vergleichen leuchtet mir ein. Ich stelle fest- stimmt! auch das versuche ich zu nehmen wie es ist smile.gif

Und ansonsten vielleicht nochmal ein Statement direkt zu der Sache...
ich habe mit ihm noch mal geschrieben...ihn gefragt was das sollte....er hat sich entschuldigt...meinte, er wollte nicht mit meinen Gefühlen spielen....und es sei eine Schwäche von ihm so unvermittel aus dem Kontakt zu gehen.
und ich..tja...ich kann ihm wohl verzeihen....vielleicht eine Freundschaft aufbauen eines Tages..und bleibe zurück mit neuen Gefühlen wie Männnern...aber jetzt kommt das beste...auch mein Bezug zu Frauen hat sich verändert! ich weiss nicht wie es kommt, kann es in keinster Weise erklären...aber irgendwie entwickelt sich auch dort gerade eine ganz neue Anziehung. Auch meine Bitterkeit bezüglich der Lesbenszene ist gewichen. Was auch an den positiven Reaktionen von euch hier liegt...aber nicht nur. Irgendwas in mir hat sich verschoben.
Und es ist toll.

Alles Liebe!
Pseidon smile.gif

Geschrieben von: dandelion am 03.Sep.2011 - 19:37

ZITAT(Pseidon @ 02.Sep.2011 - 17:29) *
(Das klingt grad wie eine Werbung a la "Coming Out- es lohnt sich! " wink.gif )

Wir haben auch http://www.lesbenforen.de/webseiten/sendcard/comingout.php wink.gif

ZITAT(Pseidon @ 02.Sep.2011 - 17:29) *
Irgendwas in mir hat sich verschoben.
Und es ist toll.

smile.gif Super! Herzlichen Glückwunsch zum freigeboxten Horizont flowers.gif

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