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Die gute alte Küche - in neuem Gewand _ Allgemeines _ Schülerpraktikum kündigen wegen Homosexualität?

Geschrieben von: leslie7259 am 04.May.2011 - 19:11

Hallo, Ihr Lieben,

nach langer Zeit melde ich mich auch mal wieder zu Wort - ich wusste ausnahmsweise mal nicht, wohin mit diesem Thread, daher die Bitte an die Strösen, ihn ggf. zu verschieben - danke flowers.gif

Ich bin ja Lehrerin an einer Grundschule und habe seit Montag einen Praktikanten, der ein Berufsfindungspraktikum macht. Dieser ist schwul. (Ja, ich weiß, es ist ein Mann, aber die Situation wäre wohl die gleiche, wenn es sich um eine lesbische Praktikantin handeln würde, denke ich. Daher wage ich, die Frage hier zu stellen....)

Also: Der Junge ist minderjährig und wurde vor Praktikumsantritt mit seinem Freund im Ort gesehen und nun auf dem Schulhof von SchülerInnen wiedererkannt und wegen seiner Homosexualität beschimpft und gehänselt. Er hat zugegeben, dass er homosexuell ist, weil er sich selber nicht verleugnen wollte.

Die Schulleiterin bat ihn daraufhin zu einem Gespräch (mit mir als Zeugin), betonte, dass ihr persönlich seine sexuelle Orientierung völlig egal sei, er das aber nicht in die Öffentlichkeit tragen solle, und falls er von sich aus das Thema nochmal auf den Tisch bringen würde, würde sie ihm den Praktikumsplatz kündigen.

Ich habe mich daraufhin mal etwas schlauer gemacht, was die rechtliche Lage betrifft, und bin aufs AGG (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz, kurz: Antidiskriminierungsgesetz) gestoßen.

Dieses besagt, dass niemand wegen seiner sexuellen Orientierung benachteiligt werden dürfe etc....
Jetzt geht´s da aber nur um Arbeitnehmer und Auszubildende - von SchülerInnen habe ich da nix gelesen.
Weiß jemand, ob die auch unter dieses Gesetz fallen?

Ich meine - es hätte genausogut eine lesbische Praktikantin sein können, da hätten wir das gleiche Spielchen - kann man dafür gekündigt werden, dass man zugibt, homosexuell zu sein? Auch wenn es "nur" ein Schülerpraktikum ist? Darf einem verboten werden, über die eigene Homosexualität zu sprechen? (Dass man keine Details über genauere Vorgehensweisen ausbreitet, sollte klar sein.... aber zu sagen: "Ja, ich bin lesbisch" oder "Ja, ich bin schwul" - kann das verboten werden?)

Nun ist es in der Grundschule nicht zuletzt aufgrund diverser homophober Eltern ohnehin schwierig, sich zu outen (ich hab´s den Kindern / Eltern gegenüber auch nie getan - an meiner ehemaligen Schule hatte es sich aber ohnehin irgendwann rumgesprochen und niemand hat irgendwas Negatives verlauten lassen....). Aber es kann doch nicht angehen, dass ein junger Praktikant sich auf dem Schulhof beschimpfen lassen muss und sich nicht wehren darf, oder? Bzw. überhaupt, dass die eigene Homosexualität verschwiegen werden muss, weil sie "auf der Arbeit nichts zu suchen hat" (Zitat Schulleitung, die übrigens schon lange weiß, dass ich lesbisch bin) ?

Hat da eine von Euch mehr Ahnung als ich und kann mir weiterhelfen?
Ich hab´ mir das AGG heute vorsichtshalber schon mal auszugsweise ausgedruckt - ich weiß aber nicht, ob es in diesem Fall auch greifen würde?

Vielen Dank und
liebe Grüße,
Leslie

Geschrieben von: Liane am 04.May.2011 - 19:44

Mein Gott....
Ich habe leider keine Ahnung.
Aber.... statt die Gelegenheit beim Schopf zu packen und gegen die Beschimpfungen und Hänseleien im Rahmen eines offenen Gesprächs heranzugehen, Gäste einzuladen, eine Weiterbildung für Lehrkräfte zum Thema Diskriminierung im Schulalltag oder einen Projekttag für die Kinder zu veranstalten, drohen sie dem jungen Mann. Ich glaub's nicht.... no.gif

Geschrieben von: leslie7259 am 04.May.2011 - 19:53

Danke, Liane!

Was ich vielleicht noch hätte erwähnen sollen, ist, dass die Beschimpfungen durch die Kids natürlich nicht ungeahndet blieben - die haben mehrere ausführliche Gespräche mit ihren Klassenlehrerinnen und der Leiterin des Offenen Ganztags geführt, die ihnen nicht nur ordentlich den Kopf gewaschen, sondern ihnen selbigen auch geradegerückt haben. Zumindest einige der Kids haben sich wohl einsichtig gezeigt und schämen sich jetzt wirklich.... an einigen anderen ist das wohl einfach abgeprallt unsure.gif
Das Kollegium ist auch einhellig der Meinung, dass solche Diskriminierungen nicht tragbar sind (sowas gibt´s ja an unserer Schule öfter, wir haben eben auch viele ausländische Kinder, auch mehrere dunkelhäutige; dazu viele sozial schwache Kinder - da kommt das Thema Diskriminierung öfter mal auf. Einen solchen "Fall" gab´s aber wohl eben bisher nicht.... )
Ich glaube, die Kolleginnen müssten in Sachen Diskriminierung eher nicht weitergebildet werden (edit: Die Schulleitung in Sachen Diskriminierung von Praktikanten vielleicht schon wink.gif ) - eine andere Sache ist die Behandlung des Themas "Homosexualität" im Unterricht. Im 4. Schuljahr soll das im Rahmen des Sexualerziehungsunterrichts thematisiert werden - Material dazu gibt es aber so gut wie gar nicht, und die meisten lassen es einfach unter den Tisch fallen oder erwähnen es kurz am Rande *seufz* DA müsste man ansetzen, finde ich....

LG, Leslie

Geschrieben von: Liane am 04.May.2011 - 21:01

Schön, dass sich die Kinder schämen - aber ich verstehe nicht, wie jemand solche Gespräche führen aber gleichzeitig selbst um nichts besser sein kann.
Ich gehe davon aus, dass es kein Problem ist, als Frau mit dem Partner oder als Mann mit der Partnerin gesehen zu werden und "zuzugeben", dass man heterosexuell ist.

Geschrieben von: leslie7259 am 04.May.2011 - 21:53

Liane, ich verstehe Deine Aufregung vollkommen - ich rege mich ja selber auf, und das umso mehr, je mehr ich darüber nachdenke...

Ich werde auf jeden Fall darüber auch nochmal das Gespräch mit der Schulleitung suchen, keine Frage...

Mein konkretes Anliegen ist halt gerade: Wie sieht es mit der rechtlichen Seite aus? Was könnte der Praktikant tun, falls es wirklich nochmal einen Vorfall geben sollte, wo die Schulleitung meint, sie müsste eingreifen? Er selber weiß ja auch gar nicht, dass ich lesbisch bin, und ich fühle mich gerade einfach total besch... Ich kenne den Jungen seit 3 Tagen... Und ich weiß, in welchem Einzugsgebiet die Schule liegt.... Die Schülerzahlen schwinden ohne Ende, wir haben eine Schüleraggressivität, die auf keine Kuhhaut mehr geht, und das Letzte, was wir da noch brauchen, ist zusätzlich eine öffentlich lesbische Lehrerin.... Mir gehen aus meiner 16köpfigen Klasse ohnehin noch diverse SchülerInnen wegen Umzug oder "Die Schule ist schlecht, wir suchen eine bessere" flöten, da kann ich die Klasse eigentlich gleich dichtmachen...
Wenn es hart auf hart kommt, werde ich sicher nicht kuschen - aber mir geht´s halt jetzt in erster Linie erstmal darum, welche Rechte mein Praktikant hat und wie man die am besten durchsetzt....

LG, Leslie

Geschrieben von: kawa am 04.May.2011 - 22:24

ZITAT(leslie7259 @ 04.May.2011 - 22:53) *
Mein konkretes Anliegen ist halt gerade: Wie sieht es mit der rechtlichen Seite aus?

Sorry, Leslie, diese Frage können und dürfen wir hier nicht beantworten. Wir können hier aus eigener Erfahrung berichten und zu hypothetischen Fällen Meinungen äußern, dürfen aber keine rechtlich relevanten Tipps für das Vorgehen im konkreten Fall abgeben, da das als Rechtsberatung angesehen werden kann, und die dürfen wir hier nicht leisten.

Meine persönliche Vermutung (also alles hypotetisch wink.gif) ist, dass das AGG gelten könnte, weil ein Praktikum eine Form von Ausbildung ist. Frag doch mal euren Personalrat, ob die ein bisschen mehr wissen. Im Idealfall haben die sich mal mit dem AGG auseinandergesetzt.

Geschrieben von: McLeod am 05.May.2011 - 17:19

Hallo Leslie,

Du kommst aus NRW, richtig? Da gibt es einen tollen Methodenkoffer (oder wie auch immer der heißt) zum Thema Lesben & Schwule, das Land arbeitet einigermaßen vorbildlich (der Einäugige ist König unter den Blinden ;-) ) und das schon seit Langem. "Andersrum ist nicht verkehrt" ist glaub ich das Stichwort zum Thema Homosexualität & Pädagogik.

Ich finde es geradezu unangenehm, dass dem Praktikanten nahegelegt wird, er solle sich nicht outen. Auch, dass wir hier noch von "zugeben" reden... *hüstel* Willkommen im 3. Jahrtausend... Wie will die Gutste denn erst mit einer verpartnerten Lehrerein umgehen? Soll sie ihre Frau "zu Hause lassen"??

Vielleicht schaust Du auch mal bei SchLAu NRW rein: http://www.schlau-nrw.de/ - ich glaub, das ist die Nachfolge-Aktion zu "andersrum..." in NRW... Ich erinnere mich dunkel, dass das Land vor einigen Jahren Mittel gekürzt hat - zu früh wie mir hier scheint ;-)

Und jetzt murmeln wir alle eine Woche lang "Wir hören auf, unser Lieben für etwas zu halten, dass mensch verschweigen oder zugeben muss. Wir leben offen, frei und selbstbestimmt.... ohmmmmm...."

biggrin.gif McLeod aufm Vorbeiflug...

Geschrieben von: leslie7259 am 05.May.2011 - 17:53

@kawa: Oh, sorry! Ich hab´ da in dem Moment gar nicht dran gedacht *schäm* Ich dachte da auch eher daran, dass man vielleicht in noch einem anderen Gesetz wühlen könnte, auf das ich gerade nicht komme (oder fällt auch das schon darunter?)

@Liane (sorry, ist noch ein Nachtrag zu gestern wink.gif ): Naja, die involvierten Kolleginnen und die Leitung der OGS (nicht zu verwechseln mit der Schulleitung wink.gif ) sehen das schon etwas anders als die Schulleitung und sind auch der Meinung, dass eine Kündigungsandrohung nicht geht. Sollte es also tatsächlich so weit kommen (was ich allerdings nicht glaube), hätte der Junge doch einige Leute auf seiner Seite....

@McLeod: Ja, NRW wink.gif Danke für die Tipps, da werde ich glatt nochmal Tante Google bemühen. Ich denke, unsere Schulleitung will angesichts unserer "Klientel" einfach nicht, dass das bei den Kindern und Eltern bekannt wird. Und ich muss zugeben, so traurig das auch ist - gegenüber den Kindern und Eltern an DIESER Schule möchte ICH mich auch nicht hinstellen und sagen: "Schaut mal, ich bin lesbisch." Auf den Affenzirkus, der dann garantiert losbricht, habe ich wirklich keine Lust - die Eltern dort beschimpfen und attackieren das Lehrpersonal schon bei jeder kleinsten Kleinigkeit, sowas wäre für die einfach ein gefundenes Fressen... Denen ist das 3. Jahrtausend leider völlig schnuppe... und die Redewendungen, mit denen der Praktikant seitens der Kinder beschimpft wurde, sind nun auch nicht die gängigsten, die man so öfter mal hört - das müssen die von irgendwelchen Erwachsenen haben, und das sprach schon Bände, was die Kids da vom Stapel gelassen haben.... *seufz*
Im Kollegium ist es durchaus schon lange bekannt, dass ich mit einer Frau verheiratet bin, und da ist es auch überhaupt kein Thema und wir reden ganz offen darüber, einschließlich Schulleitung...

Und zum Thema "outen" - eben wegen des oben genannten Affenzirkus und der bereits vorgefallenen massiven Pöbeleien ist es - nun ja - vielleicht doch nicht ganz so geschickt, mit so einer Sache gleich am ersten Tag öffentlich rauszuplatzen (was er ja aber auch nicht getan hat, er hat ja nur die Wahrheit gesagt und sich nicht selbst verleugnet...) Das kann man tun, NACHDEM oder während man das Thema im Unterricht behandelt (aber das ist erst im 2. Halbjahr des 4. Schuljahres vorgesehen, war also noch nicht dran).... Dann hätten die Reaktionen der Kinder vielleicht anders ausgesehen...

*Mantra vor sich hinmurmelt*

LG, Leslie

Geschrieben von: McLeod am 05.May.2011 - 18:31

Sorry leslie, es gibt wirklich *gar keinen Anlass* sich um "gute" Gründe zu bemühen, warum Kinder mit dem Weltbild aufwachsen sollen, dass "solche" sich besser nur zu Hause als "solche" zeigen. Es ist nicht Dein Job, die Welt nachzuspielen, die die Eltern vielleicht gerne hätten ("sauber" hetero und bitteschön konfliktfrei), sondern es ist Dein Job, die Kinder zu unterrichten und dabei der Mensch zu sein, der Du bist. Und das gilt - bis auf das unterrichten vermutlich? - auch für den Praktikanten. Wärst Du schwarz und die Eltern Deiner SChulkinder wären alles hinterwäldlerische Rassisten, würdest Du Dir doch auch nicht morgens Quark ins Gesicht schmieren, oder?

Fragt, ein wenig irritiert
McLeod

Geschrieben von: sja am 05.May.2011 - 18:53

In einem Land in dem eingetragene Lebenspartnerschaften gesetzlich geregelt sind. Ist Homosexualität rein rechtlich sicher kein Kündigungsgrund (Ausnahme der Arbeitgeber ist kirchlich gebunden. Sprich es handelt sich bei der Schule um eine der kath. oder ev. Kirche.)

Allerdings ist es natürlich so, dass sich, wenn ein Arbeitgeber jemanden loswerden will, well dieser homosexuell ist. dies häufig nicht sagt, sondern andere "Scheinargründe" vorschiebt. Wo ein Wille ist findet sich auch immer ein Grund. In wie weit da die Gefährdung des Schulfriedens ein Grund ist dem Praktikanten ans Leder zu gehen weiß ich nicht.

Geschrieben von: leslie7259 am 05.May.2011 - 19:36

McLeod, das ist natürlich richtig.
Aber es ist ja auch nicht nötig, sich vor die Klasse zu stellen und zu sagen: "Was ich euch schon immer mal erzählen wollte: Ich bin lesbisch"
Ich muss mich nicht verstellen (also zumindest empfinde ich das nicht als verstellen) - gerade schon bei meinen Erstklässlern nicht, die denken einfach gar noch nicht so weit, und wenn ich dann im Erzählkreis sage: "Wir haben am Wochenende das und das gemacht" - dann sollen sie sich unter "Wir" eben vorstellen, was sie wollen (wenn sie überhaupt zugehört haben unsure.gif) , ich werde den Teufel tun, das näher auszuführen. (Das tun die Heten ja nun auch nicht und sagen: "Wir, also mein Mann und ich...") Sollten später mal konkrete Fragen kommen, werde ich sicher nicht lügen. Und was das Wörtchen "konfliktfrei" angeht - an unserer Schule gibt es täglich so viele Konflikte, dass man sie schon gar nicht mehr zählen kann.... "Heile Welt" sieht anders aus.... Und auch Gewalt ist ein nicht zu vernachlässigendes Thema - sowohl unter den Schülern, aber eben auch seitens der Eltern....
Glaub mir, ich bin darüber gewiss nicht froh, aber ich muss ja jetzt nicht unnötig einen Aufstand anzetteln und noch zusätzliches Konfliktpotenzial in die Runde schmeißen. Ich kann mit meinem derzeitigen Vorgehen gut leben - mein Privatleben interessiert die Kinder ohnehin (noch) nicht, warum sollte ich es ihnen also aufdrängen?

Und der Vergleich mit der Hautfarbe hinkt meiner Meinung nach.... Die ist nun einmal klar und deutlich zu sehen - die sexuelle Orientierung aber eben nicht. Soll ich mir also jetzt ein Schild auf die Stirn pappen "Bin lesbisch"? Um nur ja nichts zu verstecken?

@sja: So ist es. Inzwischen hat sich die Lage aber beruhigt, ich denke mal, dass der Sturm sich hoffentlich gelegt hat. Nichtsdestotrotz werde ich meine Schulleiterin nochmal um ein Gespräch bitten, weil ich finde, dass einiges nicht wirklich prickelnd gelaufen ist (und weil ich heute von einer Kollegin erfahren habe, dass sie meinem neuen Kollegium schon vor Schuljahresbeginn auf ein wenig holprige Weise beigebracht hat, dass ich mit einer Frau verheiratet bin - und ich trete meinen Dienst in dem Glauben an, dass es keiner weiß wink.gif Ist jetzt natürlich kein Drama, aber ich hab´s eigentlich bis heute lieber, wenn ich selber entscheide, wem ich was erzähle und wie. Früher hätte ich mich darüber tierisch aufgeregt, inzwischen ist es mir (fast) wurscht - aber ich finde, das hätte sie mir zumindest sagen können, das hätte mir ja zumindest mein eigenes Outen erspart wink.gif ) Aber das ist schon ziemlich OT jetzt biggrin.gif

LG, Leslie

Geschrieben von: pfefferkorn am 06.May.2011 - 09:27

in der gew gibt es organisiert schwule lehrer - und im neuen queer-heft gibt´s dazu auch infos - ich glaube, es ist bisher nur online raus und kommt dann als print-ausgabe erst mitte mai...

http://www.verdi.de/regenbogen/report_new

und ich finde immer ganz gut, sich am arbeitsplatz gut zu verbinden mit anderen - bei uns sind am arbeitsplatz so viele out, dass es ziemlich lustig ist, wenn wir von welchen wissen, dass sie "im schrank" leben und da bleiben wollen oder gar mit anderen lesben in der kantine nicht gesehen werden wollen, weil mensch sie ja dann auch "für so eine" halten könnte... bei den lehrerinnen und erzieherinnen ist es vielleicht ein bisschen schwerer, und umso mehr bin ich stolz auf jede meiner freundinnen, die in der schule und im kiga out ist - und das sind eben mittlerweile auch ganz schön viele...

Geschrieben von: leslie7259 am 06.May.2011 - 14:05

Danke, pfefferkorn!

Ich bin in meiner schulischen Laufbahn bisher (leider) noch auf keine weitere Lesbe getroffen - ob ich eine im Schrank übersehen habe, weiß ich aber nicht wink.gif


LG, Leslie

Geschrieben von: svan am 13.May.2011 - 17:00

ZITAT(leslie7259 @ 06.May.2011 - 15:05) *
Danke, pfefferkorn!

Ich bin in meiner schulischen Laufbahn bisher (leider) noch auf keine weitere Lesbe getroffen - ob ich eine im Schrank übersehen habe, weiß ich aber nicht wink.gif


LG, Leslie

Bundesverband lesbischer Lehrerinnen
sie treffen sich einmal im Jahr im Waldschlösschen
lesbische Lehrerinnen in der GEW
lesbische Lehrerinnen NRW e.V.
usw usw

Geschrieben von: McLeod am 13.May.2011 - 17:40

ZITAT(leslie7259 @ 05.May.2011 - 20:36) *
Aber es ist ja auch nicht nötig, sich vor die Klasse zu stellen und zu sagen: "Was ich euch schon immer mal erzählen wollte: Ich bin lesbisch"


Hm... Ob ich die Coming-out-Standardformulierung gemeint hatte? Ich kenn überhaupt kaum Situationen, in denen sie in den Erzähl- oder Gesprächsfluss passt.

ZITAT(leslie7259 @ 05.May.2011 - 20:36) *
Ich muss mich nicht verstellen (also zumindest empfinde ich das nicht als verstellen) - gerade schon bei meinen Erstklässlern nicht, die denken einfach gar noch nicht so weit, und wenn ich dann im Erzählkreis sage: "Wir haben am Wochenende das und das gemacht" - dann sollen sie sich unter "Wir" eben vorstellen, was sie wollen (wenn sie überhaupt zugehört haben unsure.gif) , ich werde den Teufel tun, das näher auszuführen. (Das tun die Heten ja nun auch nicht und sagen: "Wir, also mein Mann und ich...")


Also vielleicht ist Dein Kollegenkreis ja eine Ausnahme. Ich hör ständig und überall (und hab's auch immer von Lehrern und Lehrerinnen gehört) "Mein Freund und ich...", "das macht bei uns meine Frau...", "...wir waren neulich auf Mauritius, Karl und ich...", "...Elke mag keine Artischocken...", "...und Hund Paul..." - auch dass Du explizit Gedanken darüber hegst, was genau Du eigentlich *nicht* aussprechen möchtest, ist jenau watt ick jemeint zu haben dachte.

ZITAT(leslie7259 @ 05.May.2011 - 20:36) *
Glaub mir, ich bin darüber gewiss nicht froh, aber ich muss ja jetzt nicht unnötig einen Aufstand anzetteln und noch zusätzliches Konfliktpotenzial in die Runde schmeißen.


Das ist die Übernahme der Wertvorstellung anderer, die ich als für den Schuldienst zu eliminieren für wünschenswert erachte. Sprich: gerade dort wo Kinder sind, sollten meines Erachtens nicht unnötig Tabus aufgebaut werden. Und die Bewertung von schwul oder lesbisch zu lieben ist im Wandel begriffen. Vor 20 Jahren küsste die Leindenstraßen-Ücker einen Mann im öffentlich.rechtlichen - und es war ein Skandal. Heute ist ein Skandal, wenn Volker Beck auf dem CSD in Moskau verprügelt wird. Und das ist auch gut so. Nein... nicht, dass er verprügelt wurde!!

Ich war neulich in einer sechsten Klasse und hab mich als Beispiellesbe mit einem Beispielschwulen den Fragen gestellt. Dabei wurde mir nochmal klar, wie schlimm es war, in zeiten zur Schule gegangen zu sein, in denen "das" Thema nicht vorkam. Oder bestenfalls eine Biologie-Randnotiz war, während des ohnehin mäßig motivierten, leicht verklemmten Aufklärungsunterrichts der 80er. Oder bei dem schwulen Freund war es nur einmal Thema im Religionsunterricht: eine Todsünde und "so" sind wir alle ja zum Glück nicht.

ZITAT(leslie7259 @ 05.May.2011 - 20:36) *
Und der Vergleich mit der Hautfarbe hinkt meiner Meinung nach.... Die ist nun einmal klar und deutlich zu sehen - die sexuelle Orientierung aber eben nicht. Soll ich mir also jetzt ein Schild auf die Stirn pappen "Bin lesbisch"? Um nur ja nichts zu verstecken?


Hm, hatte ich das Schild vorgeschlagen? Das ist ja Nummer 2 der Coming-out-Wege-die-alle-gehen... Schild oder Aufkleber... Nee, aber mal ehrlich: unterstell mir, ich würde von Dir verlangen, nackt über den Schulhof zu rennen. Ich meinte weiterhin nur: verschweigen, nicht aussrepchen, es als Konfliktpotential bewerten, weglassen von "Details" - das ist ein arg anstrengendes Leben und es nützt den Kindern auch nicht, in eine keimfrei heterosexuellen Welt aufzuwachsen. Weder lernen die Heterokinder Toleranz und den Wert von Vielfalt schätzen, noch die Homokinder Selbstbewusstsein und dass es um nichts anderes, als einfach nur Liebe geht.

So, wollte ich nochmal gepredigt haben. Ich bin keine Pädagogin, ich wär auch eine schrecklich ungeduldige Mutter - besonders mit sich verbiegenden Mit-Erzieherinnen meiner Sprösslinge wäre ich ungeduldig bis ungnädig. Du mögest mir nachsehen, dass ich den Menschen wünsche, sie mögen sich nicht verbiegen, weil sie denken, die Welt wäre dann für sie oder Kinder oder Eltern besser. Vielleicht magst Du mal das sacken lassen...?

Sonnige Grüße
McVorLeod

Geschrieben von: shark am 13.May.2011 - 18:26

Ich habe jetzt schon einige Male diesen Thread gelesen und wollte immer schon antworten, als ich jedesmal wieder dachte, dass ich dazu zu wütend bin.
Mich regt wahnsinnig auf, wenn ich so was zu lesen bekomme....

Heut will ich es aber doch mal versuchen.

Zuerst:
Es ist eine ungeheurliche und unverantwortliche Art, wie die Schulleitung mit diesem Praktikanten umgeht. Und zwar sowohl ihm selbst gegenüber - da vermisse ich die Fürsorge und Unterstützung, die die Schulleitung einem (auch noch) minderjährigen Berufspraktikanten gegenüber hat und entdecke in deren Verhalten statt dessen eine Mischung aus Homophobie und Hilflosigkeit, adäquat und souverän mit dieser Situation umzugehen - als auch der SchülerInnen-, Lehrkräfte- und Elternschaft gegenüber, die in ihrer Haltung, dass die bloße Bekanntwerdung der Homosexualität einer Person zu vermeiden sei, weil mit dem Problem der Diskriminierung dieser Person nicht umgegangen werden will.

Das eigentliche Problem ist so nicht zu lösen.
Und das muss die Schulleiterin auch wissen - ist ihr das nicht klar, braucht sie mindestens Supervision.
Diese Geschichte kann man nicht auf sich beruhen lassen. Nicht mit gutem Gewissen.

Zur Frage, "wie out" eine Lehrkraft sein kann oder wie sinnvoll es ist, womöglich künstlich zu verschweigen, dass der Mensch an der Seite einer Lehrkraft vom selben Geschlecht ist wie sie selbst, kann ich eigentlich nur McLeod beipflichten.

Zwar sehe ich keinen Grund dazu, den Kindern im Morgenkreis die Ulli statt des Karls zu präsentieren, wenn sich das nicht von selbst so ergibt und ich bin immer auch dafür, dass eine Lehrperson authentisch ist. Und dazu kann auch gehören, ganz grundsätzlich nicht über das eigene Privatleben zu sprechen.

Aber: An dieser Schule wird meiner Ansicht nach auf die Befindlichkeiten derer, die Homosexualität nicht akzeptieren können, unangemssen viel Rücksicht genommen und dafür jenen, die betroffen sind (und das können neben Lehrpersonen und PraktikantInnen eben auch SchülerInnen sein) die notwendige Rückenstärkung verwehrt.
Im Fall dieses Praktikanten aktiv, sonst aber offenbar zumindest passiv - das aber in einer so deutlichen Form, dass ich annehme, dass sich keine Lehrkraft und keinE SchülerIn sich überhaupt um Unterstützung an VertreterInnen der Schule wenden würde; einfach weil klar ist: "Das ist ein Thema, worüber wir sorgsam schweigen".

Das finde ich nicht gut. Ganz und gar nicht. Und zwar für alle nicht. Weil damit ein Bild verfestigt wird, das eine Schule von sich nicht entwickeln lassen sollte.

Ich habe lange auch mit jungen Kindern gearbeitet. Besonders lange mit ErstklässlerInnen. Und ich habe auch ohne Plakat - einfach, indem ich als Ansprechpartnerin durchaus auch mal solche Sätze fallen ließ, wie sie McLeod beschrieb - meine Frau erwähnen können. Und zwar (trotz Brennpunkteinrichtung) ohne nennenswerte negative Folgen. Der größte Teil der Kinder hat den Umstand, dass ich Frau und Kinder habe und nicht Mann und Kinder ganz locker einfach so akzeptieren können, ein Teil hat nachgefragt und nur wenige haben in diesem Alter schon verinnerlicht gehabt, dass Homosexuelle irgendwie "eklig" seien. Durch Gespräche und auch Veranstaltungen, an denen meine Frau mitgewirkt hat, sind aber sogar diese Vorbehalte geschwunden.

Und für die älteren Kinder, die am Anfang ihrer sexuellen Selbstfindung standen, war ich diejenige, der sie sich mit so ziemlich jeder Frage anvertraut haben.
Insgesamt war es für das grundsätzliche Klima an der Einrichtung sehr gut, dass es mich gab.
Selbst jetzt noch treffe ich immer wieder ehemalige SchülerInnen, die das bestätigen und die meine natürliche Offenheit (nicht nur in diesem Lebensbereich) sehr zu schätzen angeben und sagen, dass sich dadurch für sie eine Menge geändert hat.

Ich empfinde es als wertvoll, wenn homosexuelle PädagogInnen an einer Schule oder anderen Einrichtung für Kinder und Jugendliche zu finden sind - sie sind perfektes "Anschauungsmaterial" dafür, dass Homosexualität einfach eine mögliche und gleichwertige Art zu lieben ist. Dass sie sich aber auch so fühlen und locker sein können, wer sie sind, hängt ganz wesentlich von der Rückenstärkung ab, die sie von der Leitung der Einrichtung erfahren.

Und ich glaub, daran mangelt's arg an der Schule, an der Du arbeitest, leslie.
Ich würde, unterrichtete ich an dieser Schule, diesen Mangel klar formulieren und darauf bestehen, dass sich da was tut.

Liebe Grüße

shark

Geschrieben von: miriam am 14.May.2011 - 09:55

ZITAT(leslie7259 @ 06.May.2011 - 15:05) *
Danke, pfefferkorn!

Ich bin in meiner schulischen Laufbahn bisher (leider) noch auf keine weitere Lesbe getroffen - ob ich eine im Schrank übersehen habe, weiß ich aber nicht wink.gif


LG, Leslie


Ich vermute, da gibt es mehr als Du denkst! Mich zum Beispiel. sleep.gif Ich mache zwar keinen Hehl daraus, daß ich mit (m)einer Frau zusammen wohne und das schon seit vielen Jahren, aber am Arbeitsplatz geoutet habe ich mich weder bei meinen KolegInnen noch bei meinen SchülerInnen und werde das auch lieber bleiben lassen, da ich hauptsächlich Mädchen im Alter von 5-18 Jahren unterrichte, und zwar überwiegend im Einzelunterricht. Erschwerend kommt hinzu, daß ich in einer ländlichen, katholisch-CDU-dominierten Gegend tätig bin... Aber traurig finde ich das Ganze schon.

Wenn Dich das Thema interessiert, so hat der Verlag Krug&Schadenberg dazu ein Buch mit dem Titel 'Bringen Sie doch Ihre Freundin mit' herausgegeben, geschrieben von Claudia Breitsprecher. (Zum Verlinken bin ich zu doof, vielleicht übernimmt das Eine für mich? edit: gern, [isbn="393004157X"]hier der Link[/isbn] /kawa) Ich kenne es zwar nicht aber es scheint mir interessant zu sein.

Auch mich macht der Umgang mit dem schw**en Praktikanten an Deiner Schule sehr wütend und erinnert mich stark an das "Don't ask, don't tell", das bis vor Kurzem noch Gesetz beim Militär der USA gewesen ist.

Miriam

Geschrieben von: malene am 14.May.2011 - 10:04

ZITAT(shark @ 13.May.2011 - 19:26) *
Aber: An dieser Schule wird meiner Ansicht nach auf die Befindlichkeiten derer, die Homosexualität nicht akzeptieren können, unangemssen viel Rücksicht genommen und dafür jenen, die betroffen sind (und das können neben Lehrpersonen und PraktikantInnen eben auch SchülerInnen sein) die notwendige Rückenstärkung verwehrt.


Das sehe ich auch so.
Und ich hatte ähnliche Schwierigkeiten, auf diesen Thread zu reagieren, wie shark.

Ich hätte mir mehr Rückendeckung und auch explizite moralische Unterstützung für den Praktikanten gewünscht. Hiermit möchte ich Dich nicht kritisieren, leslie, denn außer in Sachen homosexuelle Diskriminierung (da bin ich gut dressiert und erfahren wink.gif ) habe ich auch manchmal verspätete, sprich verdatterte, dinosauerierähnliche Reaktionen, und hätte in anderen Angelegenheiten einiges an nützlicher Aktion verpasst.

Was mich nun interessieren würde ist, wie es dem Praktikanten geht. Hast du mit ihm gesprochen? Hast Du Dich ihm gegenüber geoutet und ihm Deine Hilfe angeboten? Ich kann mir ungefähr vorstellen, wie er sich fühlen muss…

Noch eine kleine Anmerkung: es stimmt schon, der von McLeod angeführte Vergleich mit der Hautfarbe hinkt nach. Als Farbige® hast Du keine Wahl, Du kannst Dein Anderssein nicht verstecken. (Um den Schriftsteller James Baldwin zu zitieren: „Als Schwarzer musste ich mich vor meiner Mutter nicht outen, als Schwuler schon.“) Allerdings liegt gerade darin die – für mich positive – Herausforderung für jede Lesbe und jeden Schwulen: Überwinde ich mich nun und verlasse meinen gemütlichen Kokon, gebe mich zu erkennen und helfe Meinesgleichen, oder beobachte ich dies alles innerlich kochend und fühle mich mehr oder weniger ungut dabei…

Geschrieben von: svan am 15.May.2011 - 01:12

Letztens hatte ich ein Date und verkündete es vor dem Wochenende. Und als ich Montag wieder da war, fragte jemand und wie war es mit dem neuen Mann? und ich sagte nur: Es war ne Frau.
Und es hat wirklich niemanden vom Hocker gehauen.
Jetzt wissen es alle, die es noch nicht wussten.
Und interessanterweise kommt garantiert in der nächsten Kaffeepause eine zu mir, um mir von ihren Erlebnissen mit Frauen zu erzählen....
meine Erfahrung ist, dass es viel mehr Frauen gibt mit Frauenerfahrungen- und Männer mit Männererfahrungen- als man allgemein annimmt.
Ich mache mir einfach keine Gedanken mehr dazu, was jemand denkt oder nicht denkt.
Wobei selbstunsichere männliche Jugendliche leider schon mal ein Problem damit haben, was sich gern in dummen Sprüchen äußert.
Von Erwachsenen habe ich noch keine direkten dummen Kommentare gehört.

Geschrieben von: leslie7259 am 25.May.2011 - 17:21

Puh, so viel Text wink.gif Danke für Eure zahlreichen Antworten!
Ich picke mal einige Punkte raus:

1) McLeod: Mit dem "Wir" im Montags-Erzählkreis meinte ich nur, dass ich bei den Kindern nicht näher darauf eingehe, wer jetzt genau "Wir" ist.... Im Kollegium spreche ich schon von meiner Frau...
Da trifft es eigentlich shark ganz gut:

ZITAT
Zwar sehe ich keinen Grund dazu, den Kindern im Morgenkreis die Ulli statt des Karls zu präsentieren, wenn sich das nicht von selbst so ergibt und ich bin immer auch dafür, dass eine Lehrperson authentisch ist. Und dazu kann auch gehören, ganz grundsätzlich nicht über das eigene Privatleben zu sprechen.


2) Und zu dem Schild: Ich unterstelle Dir gar nichts wink.gif
Auch hier trifft es ein Zitat wieder gut, diesmal von malene:
ZITAT
es stimmt schon, der von McLeod angeführte Vergleich mit der Hautfarbe hinkt nach. Als Farbige® hast Du keine Wahl, Du kannst Dein Anderssein nicht verstecken. (Um den Schriftsteller James Baldwin zu zitieren: „Als Schwarzer musste ich mich vor meiner Mutter nicht outen, als Schwuler schon.“)

Da kam von malene zwar noch ein Nachsatz, dass es eine positive Herausforderung sei, sich zu erkennen zu geben. Das ist sicher auch richtig. Aber wie ich bereits oben erwähnte: Ich werde es "meinen" Kindern nicht erzählen. Jedenfalls jetzt noch nicht, vielleicht später. Ich weiß, was das für einen Aufstand nach sich ziehen würde, und meinetwegen nennt mich jetzt feige - oder nennt es "verbiegen", aber das will und werde ich mir nicht zumuten...

3) @shark: Die Mischung aus Homophobie und Hilflosigkeit trifft es wohl sehr gut, ja. Ich habe noch nicht mit ihr gesprochen, weil sie so gut wie nie im Haus ist und wir uns immer nur zwischen Tür und Angel sehen... Ich schleppe aber nach wie vor die Kopie des Gleichbehandlungsgesetzes mit mir herum und werde hoffentlich bald mal mit ihr sprechen können und dabei sicher auch das
ZITAT
Rückenstärkung ab, die sie von der Leitung der Einrichtung erfahren.

Und ich glaub, daran mangelt's arg an der Schule, an der Du arbeitest, leslie.
Ich würde, unterrichtete ich an dieser Schule, diesen Mangel klar formulieren und darauf bestehen, dass sich da was tut.

und eben einige weitere Punkte aus Deinem Post ansprechen.

4) @miriam: Ich kenne durchaus einige Lesben, die Lehrerinnen sind wink.gif Nur an meinen Schulen, wo ich bisher war, gab´s entweder keine oder aber sie hatten sich wirklich sehr gut im Schrank versteckt wink.gif Allein der Lesbenchor, in dem ich mal war, bestand zur Hälfte aus Lehrerinnen, Erzieherinnen oder sonstigen Pädagoginnen wink.gif

5) malene: Ja, ich habe mit dem Praktikanten gesprochen (und nein, ich habe mich nicht geoutet). Ich habe ihm aber gesagt, dass ich im Gesetz gewühlt hätte (da schaute er mich schon ganz erstaunt an wink.gif ) und er nicht gekündigt werden dürfe und dass es sein gutes Recht sei, zu seiner Sexualität zu stehen und das auch offen zu sagen. Und natürlich habe ich ihm auch gesagt, dass er jederzeit zu mir kommen könne, wenn irgendwas wäre, und dass ich mich für ihn einsetzen würde.
In der Schule ist danach nichts mehr vorgefallen, der Praktikant hat von der Leitung des Offenen Ganztags und von mir eine positive Beurteilung bekommen, und daher wollte ich das Thema dann auch nicht nochmal aufrollen.

6) @svan: Wie gesagt, im Kollegium wissen bei mir ja auch alle Bescheid, das ist für mich auch überhaupt kein Thema...

LG, Leslie

Geschrieben von: malene am 25.May.2011 - 18:13

ZITAT(leslie7259 @ 25.May.2011 - 18:21) *
Ich werde es "meinen" Kindern nicht erzählen. Jedenfalls jetzt noch nicht, vielleicht später. Ich weiß, was das für einen Aufstand nach sich ziehen würde, und meinetwegen nennt mich jetzt feige - oder nennt es "verbiegen", aber das will und werde ich mir nicht zumuten...


Es würde mir nicht einfallen, Dich feige zu nennen. wink.gif Ich würde auch nie ein Outen am Arbeitsplatz jeder und jedem als einzige Option empfehlen. Dafür habe ich schon zu oft den Arbeitsplatz gewechselt und sehr unterschiedliche Erfahrungen machen dürfen. Nicht jede( r ) hat den Nerv, mit einer ausgeprägt homophoben Umgebung fertig zu werden und nicht jede( r ) das Glück, aufgeschlossene und unkomplizierte Kollegen zu haben.

Es freut mich aber sehr, dass Du dem Praktikanten moralisch und auch praktisch Beistand geleistet hast. flowers.gif

Geschrieben von: McLeod am 25.May.2011 - 21:28

ZITAT(leslie7259 @ 25.May.2011 - 18:21) *
McLeod: (...)
Auch hier trifft es ein Zitat wieder gut, diesmal von malene:
ZITAT
es stimmt schon, der von McLeod angeführte Vergleich mit der Hautfarbe hinkt nach. Als Farbige® hast Du keine Wahl, Du kannst Dein Anderssein nicht verstecken. (Um den Schriftsteller James Baldwin zu zitieren: „Als Schwarzer musste ich mich vor meiner Mutter nicht outen, als Schwuler schon.“)

Da kam von malene zwar noch ein Nachsatz, dass es eine positive Herausforderung sei, sich zu erkennen zu geben. Das ist sicher auch richtig. Aber wie ich bereits oben erwähnte: Ich werde es "meinen" Kindern nicht erzählen. Jedenfalls jetzt noch nicht, vielleicht später. Ich weiß, was das für einen Aufstand nach sich ziehen würde, und meinetwegen nennt mich jetzt feige - oder nennt es "verbiegen", aber das will und werde ich mir nicht zumuten...


Ich nenne es Energieverschwendung. Der erste, eigene Nutzen - in Ruhe gelassen werden, nicht anecken o.ä. - (ich ent-persöniche es absichtlich, enn es geht nicht um Dich, Leslie, sondern um die Haltung) ist ein Trugschluss. Das tägliche "was, wenn's jemand doch merkt?", "wie sag ich's jetzt, damit es ungesagt bleibt" ist alles andere, als Ruhe. Der zweite "Nutzen", für die lieben Kleinen, ist schon gar keiner. Es ist und bleibt ein Schaden, sich mit 14 als Mädchen in ein Mädchen zu verlieben und bis dahin gelernt und verinnerlicht zu haben, dass das falsch ist, unaussprechlich, eklig, heimlich. Oder schlicht inexistent. Und es bleibt ein Schaden, mit 28 als Hetera nicht zu wissen, wie mit der lesbischen Kollegin umgehen, wie mit dem Coming-out des besten Freunds, mit 35 wie umgehen mit dem Coming-out des eigenen Kinds.

Mothers tell your children:
"Be quick - you must be strong.
Life is full of wonder,
Love is never wrong."

Remember how they taught you...
How much of it was fear?!
Refuse to hand it down,
the legacy stops... here!

Silent Legacy - Melissa Etheridge. Alter Song, immer noch wichtig.

Ich hab vor den 6.-Klässlern gesessen, die nicht wussten, wie sie das Wort aussprechen, ohne sich zu winden. Ich sehe die Seelenqualen ungeouteter Freundinnen und Freunde. Ich hab beides doch auch durchlebt. Es ist ja nicht so, dass Schwule und Lesben in 2 Sorten vom Himmel fallen: souverän und selbstbewusst und Schrank 2.0

Was ist gut oder gar besser daran, Liebe zum Tabuthema zu erklären?

Mein hinkender Vergleich war anders, provokant gemeint: zum Glück sieht man uns das Lesbisch-sein nicht an...?! Solange mensch es mir nicht ansieht, kann ich nicht abgewertet werden... Welch Glück. Dabei tun's die, die abwerten trotzdem: sie denken ja nicht wirklich besser über mich. Sie wissen nur noch nicht, dass sie schlecht über mich denken "dürfen". So werden die Aschloch-Menschen mächtig, weil sie sich nicht mal trauen müssen, mich zu beschimpfen. Und es sind so wenige, die sich das derzeit trauen. Und das ist gut so! Ich will nicht, dass Lesben Lesben beibringen "Schweig, dann geht's Dir besser" - weil das ein Versprechen ist, dass sie nicht halten können. Es geht Dir nicht gut damit. Du musst mit ansehen, wie ein Schülerpraktikant zurechtgestutzt wird. Musst schweigen, wenn dumme Sprüche über Schwule und Lesben gemacht werden. Würdest Du schweigen, wenn Sprüche über Schwarze gemacht werden? Ich vermute nein und wenn dem so ist - warum sind andere Dir mehr wert, als Du selbst?

Das geb ich als Fragen und Erfahrungen mit auf den Weg... Nicht, um Dich zu veruteilen, das liegt mir komplett fern. Sondern weil ich Dir sehr gewogen bin. Weil ich nicht so vom Himmel gefallen bin, wie ich bin. Und Du auch nicht. Also müssen wir beide nicht so bleiben, wie wir sind. Können wir auch gar nicht. Aber das ist dann wirklich eine ganz weitschweifige Sache. Diese Worte hier werden bei Dir bleiben. Du wirst sie nicht mehr los, sie können nicht mehr un-gesagt werden.

Liebe Grüße aus dem Off
McLeod

Geschrieben von: leslie7259 am 25.May.2011 - 23:22

@malene: Danke flowers.gif (Sorry, mehr kann ich gerade dazu nicht schreiben, bin ein bisschen aufgewühlt....)

@McLeod: Ich danke auch Dir für Deine ehrlichen Worte! Ich gebe zu, manchmal fällt es mir schwer, sie zu lesen und sie nicht.... hmpf.... wie formuliere ich das jetzt? Naja... sie treffen eben wink.gif Und sie BEtreffen... und sie machen manchmal einfach auch beTROFFEN.... und das bewirkt dann, dass ich ganz verunsichert werde... und mit Formulierungen kämpfe, weil ich fürchte, missverstanden zu werden....
Aber nun gut.
Es geht mir im Umgang mit den Kindern z. B. nicht so, dass ich um alles und jedes in der Welt permanent daran denke, wie kann ich es bloß verheimlichen... Das Ganze ist für meine Erstklässler ja überhaupt noch kein Thema, so weit denken die einfach noch nicht. Und sollte es später mal Situationen geben, wo das Thema zur Sprache kommt und/oder ich merke, da gibt´s wen, den beschäftigt das besonders, dann sieht die Sache ja wieder anders aus. (Ich hatte an meiner Ausbildungsschule mal einen Kollegen, der hatte eine Schülerin - ich glaube, 3. Schuljahr war es - die recht burschikos war und eben recht "typisch" in das "Raster" fiel (Jungshaarschnitt, Fußballspielerin....) Der Lehrer wurde von einer Mitschülerin gefragt, ob xy evtl. lesbisch wäre. Der hat dann gesagt: "So ein Quatsch, in dem Alter kann man das noch gar nicht wissen, das gibt´s nicht." Den habe ich hinterher zur Rede gestellt und ihm erklärt, dass man das wohl schon wissen könne - allerdings war ich da noch im Referendariat, ansonsten ungeoutet und fürchtete um meine Abschlussbeurteilung, deshalb habe ich das nicht bei den Schülern weitergetragen... Heute würde ich z. B. in so einem Fall darauf reagieren, denn es ist ja nochmal etwas anderes, wenn es von den Kindern konkret angesprochen wird, als wenn es keiner erwähnt...

Und was die Sprüche über Schwarze oder Lesben angeht - glaub´ mal nicht, dass ich den Kindern den Kopf da nicht zurechtrücke wink.gif Ich muss dazu ja nicht gleich sagen, dass ich selber lesbisch bin - aber ich kann doch ausdrücklich die Meinung vertreten, dass sowas nicht geht? Wenn ich mitbekomme, dass Kinder das Wort "schwul" oder "lesbisch" als Schimpfwort benutzen oder sich lustig machen, interveniere ich natürlich und greife das Thema auf. Ich schweige nicht.
Aber ich werde MICH SELBST damit den Kindern gegenüber wirklich nur zum Thema machen, wenn es einen konkreten Anlass gibt, der mich persönlich betrifft....
Ich habe den Kolleginnen gegenüber ja auch betont, wie mies sich der Praktikant jetzt fühlen muss, und meine eigene Situation geschildert. Da flackerte dann ja zumindest ein bisschen Verständnis auf - ich denke, die meisten haben darüber einfach überhaupt noch nicht nachgedacht... Wie war das mit dem Zahn der Zeit? Er nagt.... Kontinuierlich wink.gif Steter Tropfen höhlt den Stein... Nur mit dem "Übern-Zaun-Brechen" wird´s schwierig wink.gif
LG, Leslie

Geschrieben von: dandelion am 26.May.2011 - 08:47

ZITAT(leslie7259 @ 25.May.2011 - 18:21) *
Aber wie ich bereits oben erwähnte: Ich werde es "meinen" Kindern nicht erzählen. Jedenfalls jetzt noch nicht, vielleicht später. Ich weiß, was das für einen Aufstand nach sich ziehen würde, und meinetwegen nennt mich jetzt feige - oder nennt es "verbiegen", aber das will und werde ich mir nicht zumuten...

3) @shark: Die Mischung aus Homophobie und Hilflosigkeit trifft es wohl sehr gut, ja. Ich habe noch nicht mit ihr gesprochen, weil sie so gut wie nie im Haus ist und wir uns immer nur zwischen Tür und Angel sehen... Ich schleppe aber nach wie vor die Kopie des Gleichbehandlungsgesetzes mit mir herum und werde hoffentlich bald mal mit ihr sprechen können und dabei sicher auch das
ZITAT
Rückenstärkung ab, die sie von der Leitung der Einrichtung erfahren.

Und ich glaub, daran mangelt's arg an der Schule, an der Du arbeitest, leslie.
Ich würde, unterrichtete ich an dieser Schule, diesen Mangel klar formulieren und darauf bestehen, dass sich da was tut.

und eben einige weitere Punkte aus Deinem Post ansprechen.

Das erinnert mich an mehrere Menschen in meinem (teils näheren, teils erweiterten) Bekanntenkreis, die so sehr menschenorientiert arbeiten, dass es ihnen schwer fällt, nach Feierabend sie selbst zu sein. Da ist eine Lehrerin, die sich mit ihren Depressionen weder vor den Schülern outen sollte noch beim Kollegium groß Rückhalt erführe. Im Internet sind zu viele ihrer Schüler unterwegs, um wenigstens dort ein Ventil zu haben - manchmal kommt sie mir sehr einsam und isoliert vor.
Da ist die Friseurin, die beschlossen hat, künftig zur Arbeit mindetens X Kilometer zu pendeln, damit sie nicht permanent nach Styling-Tipps gefragt wird, wenn sie morgens Brötchen kauft oder sich nach Feierabend auf die Straße wagt.
Da ist die Referendarin am Gymnasium, die um ihre Autorität fürchtet, wenn rauskommt, dass sie privat nur Metal hört.
Da ist der Lehrer, bei dem durch einen herrischen Kollegen eine Angststörung wieder ausbricht - mit dem Resultat, dass er auch nach der Therapie nicht an die Schule zurückkehren konnte.
Da sind die beiden Lehrer, die fast von der Schule geflogen wären, als ihre Beziehung bekannt wurde - er war noch anderweitig verheiratet, die Schule war katholisch... (sind aber beide geblieben, mittlerweile allerdings miteinander verheiratet)
Dann hätten wir noch die Lehrerin, die (nach Verlassen der Schule) eine On/Off-Romanze mit einem Schüler hatte - und panische Angst, dass das herauskommen könnte.

Man muss glaub ich nicht lesbisch sein, um als Lehrer(in) Angst vor Entdeckung irgendwelcher Ansatzpunkte für Angriffe zu haben. Jedenfalls bin ich wahnsinnig froh, dass meinem Computer egal ist, wer ich bin, und er mich nach Feierabend nur dann verfolgen kann, wenn ich ihn lasse. wink.gif

Geschrieben von: McLeod am 26.May.2011 - 12:13

Hallo Leslie aus der kurzen Mittagspause.

Es gibt einen Satz, den ich desöfteren höre, wenn es darum geht, wann Kinder was "erfahren" dürfen sollen können (oder so):

ZITAT(leslie7259 @ 26.May.2011 - 00:22) *
Das Ganze ist für meine Erstklässler ja überhaupt noch kein Thema, so weit denken die einfach noch nicht.


Und dann schau ich raus in die Welt der Kindergartenkinder, Erstklässler und Kommunionskinder und sehe, dass sie die ganze Zeit heterosexuell-weit denken und erleben dürfen. Und müssen.

Natürlich braucht ein/e Erstklässler/in keine Gebrauchsanleitung für die Pille oder das Kondom oder das Coming-out oder die ELP. Der Punkt, an dem ich immer wieder stolpere - weil ich es auch jahrelang so gemacht habe!! - ist, dass "Mann & Frau = kann Liebe sein" selbstverständlich und präsent sind. Und das sollen sie auch sein. Und wünschenswert ist es (für mich und ein paar andere, die ich kenne), dass Liebe generell selbstverständlich und präsent und damit gelebt gleichberechtigt, gleichwertig, gleicherlebbar ist oder wird. Dass es eben nicht "unausgesprochen" bleibt, weil es für andere - "Frau X da drüben oder Vater Y dort" - ein Problem sein könnte - sondern dass nur noch unausgesprochen bleibt, was ich aus Gründen, die in mir liegen nicht sagen will. Hier meinen Realnamen, weil mich die Datenbanksuchmaschinenverknüpfungen und -speicher schrecken. Dort meine lesbische Lebensweise, weil ich mit den Menschen dort auch sonst nix Privates teile (dann auch nicht meinen Musikgeschmack, meine Hobbies, meine Urlaubsbilder).

Ich kann mich nicht darüber aufregen, dass Menschen im Iran ihre Herzenssehnsüchte unterdrücken oder verschweigen, weil sie Repressalien fürchten - und dann hier in der Nachbarschaft locker sagen "mach mal, die Intoleranz der anderen ist es wert, das eine oder andere zu schlucken". Gerade wenn ich nur 5-25%% Verständnislosigkeit zu befürchten habe und nicht 99%ig eine Steinigung... Ist zwar nicht schön, aber in 95% der (unrepräsentativ von mir erlebten) Fälle hat sich die Verständnislosigkeit mit der Zeit verändert zu Toleranz, Akzeptanz, Sympathie, offenerem Miteinander., bleiben also noch 0,25-1,15% an Menschen übrig, die mich nicht leiden können, weil ich uhuhuuuu lessssbischschschsch bin. Da gibt es mehr, die mich aus anderen Gründen nicht leiden können. Wer von 100% Gemochtwerden träumen sollte... ;-)

Wünsche Dir, dass Du dazu beitragen kannst und andere es auch tun, dass das Klima an Deiner Schule ein normales und entspanntes Miteinander möglich macht. Vielleicht gibt es ja ein lesbisch/schwules Projekt in Eurer Gegend, mit dem eine Kooperation möglich ist, die erstmal mit den Lehrern über die Thematik reden und Fortbildung betreiben und dann als "Prototypen" herhalten. In jeder Klasse gibt es mittlerweile Schüler/innen, die in ihrem Umfeld jemanden kenne, die lesbisch oder der schwul ist. Ein Nachbar, eine Tante, die Kollegin des Vaters, der Vater einer Freundin. Auch in der soooo behüteten ersten Klasse, die Du unterrichtest. Und Du wärst dann eben eine von 25 Lehern und Lehrerinnen, die sie bis zu 9, 10 oder 12 kennenlernen, die lesbisch oder indisch oder kleinwüchsig oder geschieden oder frisch verheiratet oder 3-fache Mutter oder Strickliesel oder streng oder freundlich oder ungerecht oder motiviert oder alt oder jung oder dick oder dünn ist...

Predige ich schon wieder? Mittagspause vorbei.
McLeod grüßt!

Geschrieben von: Saru am 26.May.2011 - 15:16

ich schreibe hier eigentlich nie aber ich möchte mal ein großes dankeschön loswerden an McLeod für diese immer wieder tollen beiträge thumbsup.gif !!!

Geschrieben von: Marie18 am 26.May.2011 - 16:23

puuuuh.....also da kann man ja bauchweh kriegen sad.gif ich hab den thread auch immer mitgelesen jetzt und bin seehr schnell emotional und sowas geht mir einfach gegen den strich, selbstverständlich....ich bin selber gerade erst eigentlich so richtig dabei, mich mehr und mehr zu outen bei leuten, was mir weiß gott echt nicht leicht fällt....und dann denk ich mir aber immer "verdammte sch****, es müsste aber eigentlich leicht sein!"
dass da um homosexuelle immer sooo diskutiert werden muss und dass das ja so ein problem ist usw., das versteh ich nicht sad.gif ich kanns hin- und herschieben wie ich will, am ende bin ich jedes mal nur soo wütend und verletzt, furchtbar.

hm, sorry, wenn ich jetzt nicht wirklich zum thread-thema geschrieben hab roetel.gif aber das ist echt unter aller s** so ein verhalten sad.gif

Geschrieben von: leslie7259 am 26.May.2011 - 22:09

McLeod, ich danke Dir, dass Du Deine Mittagspause damit verbringst, auf meinen Beitrag (und vielleicht auch noch auf andere wink.gif ) zu antworten!
Ich denke, diesbezüglich:

ZITAT
Das Ganze ist für meine Erstklässler ja überhaupt noch kein Thema, so weit denken die einfach noch nicht.

gehen unsere Meinungen einfach auseinander - oder wir reden irgendwie aneinander vorbei... oder ich drücke mich unglücklich aus....
Ich versuch´s mal so:
Ich bezeichne mich ja nun auch als "Sandkastenlesbe", denn ich hatte mit Jungs und Männern noch nie was am Hut und habe bereits im Kindergarten gesagt, dass ich niemals heiraten werde. In der Grundschule und in der Anfangszeit auf dem Gymnasium habe ich immer für meine Lehrerinnen geschwärmt, Lehrer fand ich meistens doof, es sei denn, sie waren irgendwie besonders witzig...
Das ging aber den meisten meiner Mitschülerinnen auch so - zum einen vielleicht, weil es gerade in der Grundschule überwiegend weibliche Lehrkräfte gibt, zum anderen, weil ich auf einem Mädchengymnasium war, wo eben auch überwiegend weibliche Lehrkräfte unterrichteten... Joar... ich war also bis ca. zur 6.-7. Klasse nicht anders als die anderen... Erst dann dämmerte mir, dass da vielleicht doch was anders ist, als die anderen anfingen, für den Reli-Lehrer zu schwärmen oder für irgendwelche Schauspieler - und ich fand meine Englischlehrerin immer noch toll... Im Nachhinein ist mir erst bewusst geworden, dass ich mich immer nur für Frauen interessiert hatte - aber der Unterschied zu meinen Heten-Klassenkameradinnen kristallisierte sich erst so im Alter von 12-13 Jahren heraus, und auch das erst nur sehr gemächlich....
Natürlich hast Du Recht, die Kids wachsen in einer Hetero-Welt auf, solange niemand was anderes anspricht. Andererseits sagst Du, dass es in jeder Klasse inzwischen Kinder gibt, die homosexuelle Menschen kennen... und es werden sicher immer mehr... Wie ich oben schon sagte: Der Zahn der Zeit nagt kontinuierlich. Und an DIESER Schule werde ich NICHT Zahnarzthelferin spielen. Ich werde mit der Schulleiterin sprechen, das ganz sicher. Aber die wird das Ganze abbügeln, das weiß ich jetzt schon. Einen Versuch ist´s trotzdem wert.

@dandelion: Dein Beitrag sagt mir jetzt zumindest, dass Lesbisch- oder Schwulsein nicht die einzige Baustelle ist, die zu bearbeiten wäre... Ich bin in diversen Tierforen als Moderatorin tätig (natürlich unter einem Nickname), in einem davon ist auch öffentlich bekannt, dass ich lesbisch bin (irgendwann gab´s da mal ´nen Thread, bei dem ich die Füße einfach nicht mehr stillhalten konnte wink.gif ) - aber Du hast Recht - es gibt von mir keine Fotos im Internet, zumindest keine, auf denen man mich erkennen könnte oder Rückschlüsse auf meine Identität ziehen könnte - eben genau weil ich nicht möchte, dass irgendeiner meiner Schüler/Eltern darüber stolpert (und das jetzt nicht "nur", weil ich lesbisch bin, sondern weil ich nicht will, dass man mich im I-Net erkennt - da wird ja in alle Richtungen Schindluder getrieben...)

@Marie: Genau das ist es: Es sollte eigentlich kein Problem und eigentlich auch kein Thema sein.... Leider ist es das aber oft genug, und leider ist es ja auch so, dass wenn man das, was McLeod z. B. zu Recht fordert, versucht umzusetzen, man vom Gegenwind schlichtweg umgepustet wird... Und ich weiß genau, dass der Gegenwind, der mir, wie gesagt, an DIESER Schule seitens Elternschaft und evtl. auch Schulleitung entgegenblasen würde, mehr als ein mittelschwerer Hurricane wäre....

LG, Leslie, die jetzt dringend ins Bett muss....

Geschrieben von: Marie18 am 26.May.2011 - 22:14

ja fei echt, erhol dich mal ordentlich smile.gif ab ins bett wink.gif

Geschrieben von: McLeod am 27.May.2011 - 13:00

ZITAT(leslie7259 @ 26.May.2011 - 23:09) *
Joar... ich war also bis ca. zur 6.-7. Klasse nicht anders als die anderen... Erst dann dämmerte mir, dass da vielleicht doch was anders ist, als die anderen anfingen, für den Reli-Lehrer zu schwärmen oder für irgendwelche Schauspieler - und ich fand meine Englischlehrerin immer noch toll... Im Nachhinein ist mir erst bewusst geworden, dass ich mich immer nur für Frauen interessiert hatte - aber der Unterschied zu meinen Heten-Klassenkameradinnen kristallisierte sich erst so im Alter von 12-13 Jahren heraus, und auch das erst nur sehr gemächlich....


Sixt... und jetzt mach den Schuh draus: solange bis zur 6. Klasse die Welt hetero zu sein hat und lesbisch "bäh" und "hihihi" und "schschscht" und "bei denen, nicht bei uns" - wird es noch vielen weiteren Mädchen so gehen, wie Dir und mir in der 6. Klasse. Wer soll's denn ändern, wenn nicht wir? Das tut niemand für uns, weil es auch niemand wirklich kann. Es geht/reicht eben nicht, abstrakt und unpersönlich zu sagen "übrigens, es gibt auch noch andere Liebeskombinationen, der Vollständigkeit halber. Und die sind in Ordnung". In MILK über Harvey Milk bringt er es schon(?) in den 70ern auf den Punkt: Wenn die Leute erstemal einen von uns kennen, fällt es ihnen schwerer uns abzulehnen (vage aus dem Gedächtnis an den Sean Penn-Film zitiert). Oder belegt und original:
ZITAT
Gay brothers and sisters,... You must come out. Come out... to your parents... I know that it is hard and will hurt them but think about how they will hurt you in the voting booth! Come out to your relatives... come out to your friends... if indeed they are your friends. Come out to your neighbors... to your fellow workers... to the people who work where you eat and shop... come out only to the people you know, and who know you. Not to anyone else. But once and for all, break down the myths, destroy the lies and distortions. For your sake. For their sake. For the sake of the youngsters who are becoming scared by the votes from Dade to Eugene.

http://en.wikiquote.org/wiki/Harvey_Milk

Geschrieben von: leslie7259 am 29.Jul.2011 - 19:52

Ihr Lieben,
nach langer Zeit grabe ich diesen Thread nochmal aus...
Ich habe so lange nicht geschrieben, weil ich erstens - hmpf - mich ein wenig in die Rolle gedrängt fühlte, dass ich jetzt unbedingt ein großes "Ich bin lesbisch und das ist auch gut so"-Plakat vor mir hertragen sollte bzw. einen Feldzug pro Homosexualität einläuten sollte - und die Gründe, warum ich genau das nicht tue, hatte ich ja schon hinreichend erläutert.
Dazu kam dann aber auch noch massiver schulischer Stress und nicht zuletzt eine Woche Krankenhausaufenthalt vor Ferienbeginn, völlig überraschend... geplatztes Gefäß, 2l Blutverlust... joar...
Zumindest das aber war dann die Gelegenheit, ENDLICH mal mit meiner Schulleiterin ein intensives persönliches Gespräch zu führen, als sie mich besucht hat.
Dabei ging es zugegebenermaßen nicht um den Praktikanten, sondern es ging um sie und um mich... (in erster Linie um mich wink.gif ) Ich habe ihr meine halbe Lebensgeschichte erzählt, ihr berichtet, was ich so alles erlebt und gefühlt und empfunden habe und wie schwierig manche Situationen waren etc. pp.... Ihre Augen wurden immer größer, und sie gab zu, dass sie darüber noch nie nachgedacht habe...
Ich glaube, so ein wenig was ist ihr doch gedämmert - v. a. wohl, dass es keine Frage von Entscheidungen, sondern eben von Gefühlen ist - und das ist für mein Empfinden bei ihr schon ein großer Erfolg... Und ich finde, Kleinvieh macht auch Mist... Steter Tropfen höhlt den Stein.... usw.... Ich werde da sicher nicht mit dem Brecheisen rangehen, das ist schlicht und ergreifend absolut kontraproduktiv... Ich glaube, der etwas langsamere und behutsamere Weg führt da eher zu Erfolg....

LG, Leslie

Geschrieben von: svan am 29.Jul.2011 - 21:14

Glückwunsch zum Outing bei deiner Chefin flowers.gif
Das war sicher nicht so einfach.
Mir ist das sowas von egal, wer homosexuell ist oder nicht oder doch oder bi oder was auch immer, da ich schon in meiner früheren Tätigkeit immer mit homosexuellen Menschen zu tun hatte.
Aber es holt mich immer wieder mal ein, dass das bei anderen Menschen nicht zur Normalität gehört.....

Geschrieben von: leslie7259 am 29.Jul.2011 - 21:27

Danke, svan wink.gif
Aber geoutet war ich bei meiner Chefin ja schon längst - nur hatte ich noch nie mit ihr darüber gesprochen, was das denn eigentlich wirklich bedeutet... Für sie war das offenbar alles immer ein Buch mit sieben Siegeln, irgendwie suspekt und - ja.... eben unbekannt.... und dadurch, dass ich ihr jetzt meine Geschichte erzählt habe, scheinen sich da bei ihr doch ein paar Knoten gelöst zu haben bzw. Dinge in Bewegung gesetzt zu haben, über die sie halt früher nie nachgedacht hat, weil sie mit "sowas" nie konfrontiert war... Und ja, ich werte das als Erfolg wink.gif Eben genau, weil es so ist, wie Du sagst: Es hat für sie nie zur Normalität gehört, und ich glaube, sie ist da ein Stück weitergekommen... und das freut mich....

LG, Leslie

Geschrieben von: shark am 29.Jul.2011 - 21:47

Erst mal: Was für ein Glück, dass Du noch am Leben bist! bluemele.gif

Und wie jedes Schreckliche irgendwo Gutes bergen kann: Schön, dass Du offen mit Deiner Schulleiterin sprechen konntest. Das muss eine Erleichterung für Dich sein. Und für sie ist es sicher ein Gewinn.

Ganz liebe Grüße

shark smile.gif

Geschrieben von: Hortensie am 02.Aug.2011 - 00:43

Schön, mal wieder von Dir zu lesen.

Das Gespräch mit deiner Vorgesetzten hört sich sehr positiv an und scheint aber für Dich sehr schwierig gewesen zu sein.

Geschrieben von: leslie7259 am 03.Aug.2011 - 11:06

Danke, Ihr zwei! flowers.gif

@shark: Ich denke - und hoffe - dass es für meine Schulleiterin ein Gewinn war und sie vielleicht in Zukunft ein paar Dinge etwas anders sehen und anders damit umgehen kann..

@Hortensie: Ich glaube, für meine Schulleiterin war es deutlich schwieriger als für mich wink.gif
Ich hab´ sie ja damit einfach überrannt - sie wollte eigentlich nur, dass ich die Zeugnisse unterschreibe, und ich dachte erst: "Toll, jetzt sitzte hier im Krankenhaus, hast dich gerade halbwegs von den OPs bekrabbelt, dann musste auch noch "arbeiten" und Zeugnisse unterschreiben - und sobald das erledigt ist, packt sie alles geschwind ein und verschwindet wieder"....
Aber dann hab´ ich sie ja quasi festgezurrt und überfallen biggrin.gif Sie hat sich dann ja aber auch wirklich die Zeit genommen (und das am Sonntagabend), und ich denke, es hat sich gelohnt...
Ich hab´ sie dann am Ende auch einfach mal ganz spontan umarmt - und obwohl sie ja normalerweise eher auf Distanz geht, hat sie die Umarmung erwidert... Kennt man von ihr auch nicht wirklich wink.gif

Mal schauen, was die Zukunft so bringt....

LG, Leslie

Geschrieben von: svan am 03.Aug.2011 - 19:32

Meine Erfahrung ist, dass grade kleinere Kinder- anders als Jugendliche- Dinge erst mal so annehmen und als "normal" wahrnehmen, wie sie kommen. Denn sie lernen ja ständig neues.
Wenn du also ganz relaxed damit umgehen kannst, ist es gut. Wo bei ich auch keine Freundin von Zwangsouting bin. Das passt oder ergibt sich oder auch nicht. Es gibt auch Bücher zu dem Thema Regenbogenfamilie usw für Kinder. Und es ist einfach die Frage, was man ihnen vorsetzt und wie das Elternhaus damit umgeht. Ich kenne eigentlich niemanden normales in der jüngeren Generation, der heute noch ein ernstes Problem mit Homosexualität hat.
Die einzigen, die ich kenne, die damit ein Problem haben, sind Leute aus fundamentalistisch-christlichen Freikirchen-Kreisen.

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